NS-Ranggefüge
Das NS-Ranggefüge veranschaulicht das Zusammenspiel der Dienstgrade mehrerer nationalsozialistischer Organisationen im Deutschen Reich (1933 bis 1945). Der Aufbau folgte in allen Organisationen dem Führerprinzip.
Nationalsozialistisches Ranggefüge im Vergleich zur Wehrmacht
Anmerkungen: Die Tabelle ist nicht vollständig, d. h. sie erfasst nicht sämtliche NS-Dienstgrade und nicht sämtliche NS-Organisationen. Die Neugründung der vielen Organisationen oder ihre Einbindung in das nationalsozialistische System (neben den in der Liste genannten z. B. Deutsche Arbeitsfront, NSV, NS-Frauenschaft, NS-Studentenbund, NS-Dozentenbund, Reichsluftschutzbund) schaffte viele organisatorische Strukturen, die nach dem Führerprinzip aufgebaut waren und zahlreiche entsprechend abgestufte Führungsaufgaben vorsahen.
Abgrenzung zu Dienststellung
Außer den Dienstgradbezeichnungen gab es die - in der Praxis viel wichtigere - Dienststellung, mit der die Funktion (das Amt) bezeichnet wurde. Beim Militär waren und sind Dienstgrad und Dienststellung getrennt, z. B. „Oberleutnant und Kompaniechef“: Oberleutnant ist der Dienstgrad, der auch die Besoldungsgruppe bestimmt, während Kompaniechef die aktuell ausgeübte Tätigkeit bezeichnet; so war dieser Oberleutnant z. B. der Vorgesetzte der Zugführer seiner Kompanie, auch wenn diese selbst ebenfalls Oberleutnant waren.
Bei der NSDAP und ihren Organisationen war das ebenfalls getrennt; so erscheint in der Liste z. B. der relativ bekannte NSDAP-Funktionsbegriff „Ortsgruppenleiter“ nicht. Etwas verwirrend ist jedoch, dass bei den NSDAP-Gliederungen häufig gleich lautende Begriffe für Dienstgrade und Dienststellungen verwendet wurden. So konnte z. B. beim RAD ein Trupp von einem Truppführer oder einem Untertruppführer befehligt werden: „Untertruppführer Meier war Truppführer des II. Trupps“.
Hierzu ist anzumerken, dass es in allen genannten Organisationen wesentlich mehr Dienstgrade als Dienststellungen („Befehlsebenen“) gab, beim Heer z. B. nur zehn: Gruppe (ca. 10 Soldaten), Zug (30), Kompanie (100), Bataillon (3–4 Kompanien), Regiment (3–4 Bataillone), Division (mehrere Regimenter), Armeekorps (mehrere Divisionen), Armee (mehrere Armeekorps), Heeresgruppe (mehrere Armeen), Oberkommando des Heeres.
In einem KZ gab es beispielsweise die Dienststellung Lagerkommandant. Je nach Größe des Lagers (Hauptlager, Nebenlager, Außenkommando) war sein Dienstgrad beispielsweise Obersturmbannführer, Hauptsturmführer oder etwa Scharführer.
Einbindung der Jugend
Die systematische Einbindung der Jugend in das nationalsozialistische Ranggefüge und die Gewöhnung an das Führerprinzip war gewollt. Hitler sprach in seiner Reichenberger Rede 1938:
- „Dann kommt eine neue deutsche Jugend, und die dressieren wir schon von ganz kleinem an für diesen neuen Staat. Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln. Und wenn diese Knaben und Mädchen mit ihren zehn Jahren in unsere Organisationen hineinkommen und dort nun wie so oft zum ersten Mal überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir sie wieder vier Jahre, und dann geben wir sie erst recht nicht zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standes-Erzeuger, sondern dann nehmen wir sie wieder fort in die Partei und die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, in das NSKK usw. ... und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben ...“ [6]
Siehe auch
- Dienstgrade der Wehrmacht
- Dienstränge der SS, SS-Ehren- und Rangführer, Reichsarzt SS, Volksmarschall (geplanter SS-Dienstgrad). In Kriegsjahren kamen so genannte SS-Helferinnen zum Einsatz.
- Liste der Generale der Waffen-SS
- Dienstgradangleichung bei der Polizei im Deutschen Reich, Ordnungspolizei
- Nachrichten-HJ, NS-Schülerbund
- Struktur der NSDAP
Literatur
- Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. Überarbeitete Neuausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-596-13086-7 (Fischer 13086 Die Zeit des Nationalsozialismus).
- Wolfgang Benz (Hrsg.): Wie wurde man Parteigenosse? Die NSDAP und ihre Mitglieder. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-18068-4 (Fischer 18068 Die Zeit des Nationalsozialismus).
Fußnoten
- ↑ Quelle: Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2002. (Anhang). Hinweis: Die Tabelle orientiert sich an der Rangordnung der Wehrmacht.
- ↑ a b Die Dienstgrade der NSDAP und des RAD lassen sich nicht durchgehend denen der Wehrmacht zuordnen.
- ↑ Einzig Göring, ab 1940
- ↑ Verordnungsblatt der Waffen-SS, 3.Jahrgang – Berlin, den 15. Juni 1942 – Nummer 12 – S.46 :
„Der Reichsführer-SS hat angeordnet, daß der neue Dienstgrad des SS-Oberst-Gruppenführer - um Verwechslungen mit dem Dienstgrad des SS-Obergruppenführers zu vermeiden - wie folgt geschrieben wird: SS-Oberst-Gruppenführer.“ (zitiert nach Klietmann in „Feldgrau, 13.Jahrgang Nr.1, Berlin 1967) - ↑ a b Dieser Dienstgrad lautete bis zur Entmachtung der SA im Sommer 1934 Sturmhauptführer und wurde dann umbenannt in Hauptsturmführer.
- ↑ Wolfgang Benz, rezensiert von dradio.de