Prinz Eisenherz
Prinz Eisenherz (im englischen Original Prince Valiant) ist der Name einer US-amerikanischen Comic-Serie, die von ihrem Schöpfer in den Sagenkreis um König Artus und die Ritter seiner Tafelrunde eingefügt wurde. Sie wurde von 1937 bis 1978 von Hal Foster geschrieben und gezeichnet. Fortgeführt wurde die Serie von John Cullen Murphy, seit 2004 fungiert Gary Gianni als Zeichner. Die sehr realistischen Zeichnungen Fosters hoben die Serie anfangs noch von zeitgenössischen Werken ab, waren aber schon bald keine Seltenheit mehr. Unterstützt wird die Wirkung der Bilder durch das große Originalformat (ein typisches Einzelbild hat fast A4-Größe) und das Fehlen von Sprechblasen. Der Text wird als Untertitel eingesetzt. Die Serie wurde ursprünglich für den Abdruck in Zeitungen konzipiert, es erschien lediglich eine Seite pro Woche, weshalb der Zeichner sehr sorgfältig und detailliert arbeiten konnte. Nach eigenen Angaben (1970) investierte Foster wöchentlich etwa 53 Stunden in die Erstellung einer einzelnen Episode.
Literarisches Sujet
Die Serie spielt zur Zeit des sagenhaften König Artus und der Ritter seiner Tafelrunde. Der Sagenkreis um König Artus besteht aus einer losen Folge von Heldensagen seiner Ritter. Der historische Hintergrund der Artussage ist zeitlich ca. im 5. Jahrhundert n. Chr. einzuordnen, etwa zu der Zeit des Untergangs des römischen Imperiums. Eisenherz wird jedoch als Prinz der Wikingerzeit geschildert und ist somit einige Jahrhunderte später angesiedelt. Das hängt mit der Überlieferung der Artussage zusammen, deren früheste Aufzeichnungen im 6./7. Jahrhundert liegen, den Höhepunkt der Rezeption aber in der französischen Hofdichtung des 12. Jahrhunderts erlebten. Die Burgen, Rüstungen und Waffen entsprechen demnach eher dem 12. Jahrhundert. Hal Foster war sich dieser historischen Ungenauigkeiten durchaus bewusst (If i drew - King Arthur - as my research has shown, nobody would believe it...) war jedoch der Meinung, dass ein König Artus „eingewickelt in Felle und bekleidet mit ein paar zurückgelassenen römischen Rüstungsteilen“ nicht den Erwartungen seiner Leser entsprechen würde (I cannot draw King Arthur with a black beard, dressed in bearskins and a few odds and ends of armor that the Romans left when they went out of Britain, because that is not the image people have) .
Inhalt
Eisenherz ist ein Wikingerprinz aus Thule, einem sagenhaften Königreich im hohen Norden (im Comic in Norwegen angesiedelt). Nach Vertreibung seines Vaters Aguar durch den Verräter Sligon nach Britannien (in ein Gebiet an der Ostküste namens The Wash) kommt Eisenherz als Knabe an Artus' Hof, der noch viel sagenhafteren Burg Camelot. Er wird Knappe des Ritters Gawain und später Ritter der Tafelrunde. Seine Freunde und Begleiter in den Abenteuern sind neben Sir Gawain König Artus (in der deutschen Übersetzung ebenso wie im Original „Arthur“) und Merlin der Zauberer. Das "singende Schwert" (vulgo: "Flamberg") hilft ihm in vielen Kämpfen gegen Sachsen, Hunnen und Seeräuber.
Später lernt er Aleta kennen, die Herrscherin über eine Inselgruppe in der Ägäis (die so genannten "Nebelinseln"). Nach diversen Irrfahrten, die an das Schicksal Odysseus' im homerischen Epos erinnern, finden sie zueinander und heiraten (veröffentlicht am 10. Februar 1946). Der älteste Sohn Arn ("geboren" am 31. August 1947) wird im Laufe der Zeit selbst Ritter und spielt eine wichtige Rolle, vor allem in den späten Abenteuern. 1951 bzw. 1961 erschienen zusätzlich ein weibliches Zwillingspärchen (Karen & Valeta) und zwei weitere Söhne, Galan und Nathan, des Paares in den Tagesbeilagen der Zeitungen. Letztgenannter Sohn wird aus einem Racheakt heraus von Mordred, Eisenherz' Erzfeind, entführt und schließlich von einem Bauernehepaar gefunden, dass den Jungen liebevoll einige Jahre aufzieht, bis er von Arn gefunden wird und zurück zu seiner Familie kommt.
Deutlich ist bei Prinz Eisenherz ein Einfluss der Zeitgeschichte zu erkennen: Der Held mit seinem ritterlichen Gerechtigkeitssinn weicht insbesondere nach den letzten Kriegsjahren einer komplizierten Beziehungs-, Liebes- und später Familiengeschichte mit Aleta, der Königin der Nebelinseln, die durch ferne Lande führt und die weibliche Rolle(n) auch als gleichwertige Lebenspartner bzw. Kämpfer stärker hervorhebt, welche (im Falle von Aleta) Prinz Eisenherz im (Fieber-)Wahn sicher geleitet.
Die Serie führt Prinz Eisenherz auf weltweite Reisen, vom Wikingerausflug nach Amerika und Russland über Wallfahrten nach Jerusalem und durch den Orient bis hin zu Besuchen im (schon heruntergekommenen) Rom und bekannten wie weniger bekannten europäischen kulturell bedeutsamen Orten. Als nicht näher definierte Heimatorte sind das (alte) Thule, Camelot und die möglicherweise im Griechischen liegenden Nebelinseln zu nennen. Neben Wüsten und Wäldern werden Berge und Gletscher bereist.
Veröffentlichung
Prinz Eisenherz wurde anfangs als farbige Beilage in 8 Zeitungen veröffentlicht (zum Vergleich: 1980 waren es 325 Zeitungen!). Die erste Folge erschien am 13. Februar 1937 in der Wochenendausgabe des New York Journals.
Die Geschichte von Prinz Eisenherz wurde zweimal als Spielfilm verfilmt, die erste Verfilmung 1954 unter der Regie von Henry Hathaway mit Robert Wagner in der Titelrolle, außerdem gibt es eine Zeichentrick-Version.
Seit 1939 erscheinen die ins Deutsche übersetzten Seiten der Abenteuer von Prinz Eisenherz bei den verschiedensten Verlagen. Darunter auch die bisher einzige Gesamtausgabe im Carlsen Verlag, die seit 1987 herausgegeben wird. Im Jahr 2010 schloss diese Reihe zur amerikanischen Originalausgabe annähernd auf. Deshalb kann nun in Deutschland vom Carlsen-Verlag jährlich nur noch ein Fortsetzungsband veröffentlicht werden. Aktuell ist derzeit (März 2011) der Band 85.
Seit September 2006 erscheint im Bocola Verlag eine digital überarbeitete 18-bändige Ausgabe mit den ersten 1788 Seiten des Epos in Originalkolorierung, die von Hal Foster selbst durchgängig getextet und gezeichnet wurden (1937-1971). Bis März 2011 sind vierzehn Bände erschienen. Im August 2010 ist der erste Band einer zweiten, ebenfalls digital überarbeiteten 5-bändigen Buchserie im Bocola Verlag erschienen: "Die Foster & Murphy Jahre". Darin werden die zehn Jahrgänge (1971-1980) veröffentlicht, die von Foster vorgezeichnet und getextet und dann von seinem Nachfolger Murphy in Reinzeichnungen umgesetzt wurden (Seiten 1789-2242).Im Februar 2011 erschien davon Band 2.
Filme, TV-Serien und Theater
- 1954: "Prince Valiant" (Prinz Eisenherz), mit Robert Wagner als Eisenherz, James Mason als Sir Brack, Janet Leigh, Debra Paget, Sterling Hayden u.a.
- 1991–1994: "Die Legende von Prinz Eisenherz", eine Zeichentrickserie aus den USA.
- 1997: Prinz Eisenherz (Prince Valiant), mit Stephen Moyer als Eisenherz, Thomas Kretschmann, Edward Fox, Udo Kier, Ron Perlman, Katherine Heigl u.a.
- 2010: Die Schauburg in München startete 2010 eine Serie von Theaterstücken, welche die Comics als Vorlage haben.
- 2011: Das Hessische Staatstheater Wiesbaden spielt ab 11. Juni 2011 Prinz Eisenherz in der Dramatisierung von Daniel Heßler.
Literatur
- Ray Bradburg: Prinz Eisenherz. 2010, Bocola-Verlag, Bonn.
- Gerhard Klußmeier: Alles über Prinz Eisenherz. Sage, Geschichte, Comic-Roman. Pollischansky, Wien 1987, ISBN 3-85407-037-3.
- Andreas C. Knigge, Richard Marschall (Hrsg.): Das große Hal-Foster-Buch. Carlsen, Hamburg 1992, ISBN 3-551-02816-8 (Carlsen Studio).
- Hubert Mittler: Prinz Eisenherz oder das Mittelalter in der Sprechblase. Das Bild von Ritter und Rittertum zwischen 1000 und 1200 in ausgewählten historisierenden Comics. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2008, ISBN 978-3-631-57405-8 (Kinder- und Jugendkultur, -literatur und -medien 54), (Zugleich: Dortmund, Univ., Diss., 2007).
- Hubert Mittler: Im Wald der Mittelalterfiktionen. Das Bild des Mittelalters in den Comic-Serien Prinz Eisenherz und Die Türme von Bois-Maury. In: Dietrich Grünewald (Hrsg.): Struktur und Geschichte der Comics Beiträge zur Comicforschung. Ch. A. Bachmann Verlag, Bochum 2010, ISBN 978-3-941030-04-6, S. 155–177.
Weblinks
- Homepage
- Prinz Eisenherz Lexikon
- Vorlage:IMDb Titel
- Vorlage:IMDb Titel
- FAZ vom 20. September 2005 (Rezension)
- ComicRadioShow: Bebilderte Rezension der aktuellen Edition der farbigen Sonntagsseiten + Leseprobe
- Eisenherz in Primo (Kaukapedia)
- Prinz Eisenherz beim Bocola Verlag (Hal Foster Gesamtausgabe)