Han-Dynastie
Die Han-Dynastie teilte sich die Periode der Frühen Han (202 v. Chr. - 6/8 n. Chr.) und der Späten Han (23/25 - 220), unterbrochen durch die Herrschaft des Wang Mang.
Der Sturz der vorangegangenen Qin-Dynastie geschah durch mehrere gleichzeitige Bauernaufstände, die sich gegen die gnadenlose Unterdrückung richteten. (Anfangs sollte eine Gruppe von 900 Arbeitern hingerichtet werden, die aufgrund von starken Regenfällen zu spät zur Arbeit an der Großen Mauer kam. Die Betreffenden erhoben sich und hatten in wenigen Tagen eine Armee von 300 000 Mann... )
Unter den Anführern dieser Aufstände setzte sich der kleine Beamte Liu Bang durch. Sein Rivale war der kriegswütige Adlige Xiang Yu aus Tschu (232-202 v. Chr.) gegen den er seit 206 v. Chr. umsichtig und letztlich erfolgreich kämpfte. Als Xiang Yu fiel, wurde er Kaiser. Liu Bang (Kao-ti) ließ als Kaiser den Verwaltungsapparat der Qin-Dynastie weiterbestehen und hielt an der Mehrzahl ihrer Gesetze und Verordnungen fest, sogar dem Bücherverbot.
Zur Zeit der Qin- und der Han-Dynastie wurde in China die Macht der Lehnsträger, d.h. des Adels beseitigt und das Lehnswesen (vgl. Lehen) abgeschafft. Das Reich wurde endgültig zentralisiert, in Provinzen gegliedert und durch einen Beamtenapparat verwaltet. Eine dagegen aufbegehrende Revolte der "Sieben Königreiche" d.h. alter Lehnsträger wurde 154 v. Chr. zerschlagen.
Dazu kam die Abwehr der Gefahr durch die Hsiung-nu unter Kaiser Wu-ti (119 v. Chr. verlustreicher Sieg in Mongolei). Ferner erweiterte sich China südwärts, d.h. durch Unterwerfung der Volksgruppen im Süden (111 v. Chr. Eroberung von Kanton), wodurch die Bevölkerung Chinas anwuchs. China war zu dieser Zeit durchaus auf Eroberungen konzentriert, was der verbreiteten Meinung vom "friedlichen" China widerspricht.
Die Han-Dynastie verzeichnet auch eine kulturelle und wirtschaftliche Blüte. Die Lehren des Konfuzius wurden staatlich anerkannt, auch wenn zunächst der Taoismus dominierte. Ferner hielt der aus Indien stammende Buddhismus seinen Einzug in China. Um 65 v. Chr. bemühte man sich erfolgreich um die Wiederherstellung der 213 v. Chr. verbrannten und verlorengegangenen Literatur.
Die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung, erkennbar durch explodierenden Seiden-, Lack- und Jadeexport und eine Vielzahl von Erfindungen (Stahlerzeugung, Fallschirm, Dezimalbruch, Schiffsruder, Handkurbel, Meßschieber, Schubkarre, Kettenpumpe, Hängebrücke, Tiefenbohrung nach Erdgas, Rotationsworfelmaschine, Papier, Wassermühle u.a.). Der heimlich ausgeführte chinesische Stahl z.B. wurde sogar bei den Römern gelobt.
Es entstanden erste Kontakte Chinas nach Persien und sogar zum Römischen Reich (so tauchten Gesandte des Römerkaisers Marc Aurel in China auf). Das wurde gefördert durch die Ausbreitung Han-Chinas entlang der Seidenstraße im Rahmen des Krieges mit den Hsiung-nu und ihren Vasallen (102/101 v. Chr.), gefolgt von chinesischen Kaufleuten.
Der Sturz der Frühen Han-Dynastie vollzog sich durch die Familie Wang, d.h. die einer Kaiserin. Deren Neffe Wang Mang riss mit ihrer Erlaubnis die Regierung an sich und wurde durch den gleichzeitigen Bauernaufstand der "Roten Augenbrauen" und dreier Han-Prinzen 23 gestürzt. Von den Han-Prinzen bestieg Liu Xiu (Kaiser Guang Wu) in mehreren Kämpfen 25 den Thron und begründete die Späte Han-Dynastie.
Der Untergang der Späten Han-Dynastie kam zur Regierungszeit von Kaiser Ling-ti (168-189) mit dem Bauernaufstand der "Gelben Turbane". Unter dem letzten Han-Kaiser Xian-Di (190-220) herrschte bereits entsetzliche Anarchie, so dass sich General Cao-Cao 196 der Person des Kaisers bemächtigte und das Reich durch ein Bündnis mit den Süd-Hsiung-nu zu retten versuchte, während sich andere Generäle für unabhängig erklärten (vgl. Zhuge Liang). Als Cao-Cao kurz vor seiner eigenen Thronbesteigung starb, dankte Xian-Di ab. Die Zeit der drei Reiche begann.
Vergleiche: Theorien über die Ursachen der Entstehung der Eigenart der chinesischen Gesellschaft zur Zeit der Han-Dynastie.
Einige Kaiser der frühen Han
- Liu Bang/ Kao-ti 202 v. Chr - 195 v. Chr.
- Lü-schi (187 v. Chr) - 179 v. Chr. (Kaiserwitwe)
- Wen-ti 179 v. Chr - 157 v. Chr.
- Wu-ti 141 v. Chr - 87 v. Chr.