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Nuklearkatastrophe von Fukushima/Chronik

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Die Chronologie der Katastrophe in Japan von 2011 soll einen zeitlichen Überblick über die Ereignisse nach dem Tōhoku-Erdbeben 2011 am 11. März im Nordosten Japans geben. Neben den Folgen des in Japan historisch größten bekannten Erdbebens samt vieler Nachbeben, auch am 7. April 2011, der unmittelbaren Tsunami-Flutwellen und mehreren schwerwiegenden Reaktorunfällen, wird außerdem der Ablauf der Hilfsaktionen erfasst.

Das auslösende Erdbeben der Stärke MW 9,0 ereignete sich am 11. März 2011 um 14:46:23 Uhr Ortszeit (05:46 Uhr UTC, also um 06:46 Uhr MEZ). Das Epizentrum lag vor der Küste der Präfektur Miyagi etwa 370 km nordöstlich von Tokio und 130 km östlich der Stadt Sendai.[1]

Die weiterführenden Hauptartikel zu Teilaspekten des Geschehens sind:

  • Tōhoku-Erdbeben 2011 (jap. 東北地方太平洋沖地震 (Ostküsten-Erdbeben), auch unter dem Namen Sendai-Erdbeben bekannt); ein Artikel auch zum Tsunami-Geschehen
  • Nuklearkatastrophe von Fukushima (Atomkraftwerk Fukushima 1, jap. 福島第一原子力発電所, Fukushima daiichi genshiryoku hatsudensho, kurz: Fukushima-Daiichi; im Landkreis Futaba)


Beben am 11. März, Epizentrum (Nordteil der Insel Honshū)


Beben
am 11. März,
Epizentrum (Nordteil der Insel Honshū)


Beben
am 11. März,
Epizentrum
In rot: Präfekturnamen

Chronologie

Der Ablauf am 11. März wird noch stundenweise darzustellen und zu analysieren sein. Vorläufig folgt eine grobe Einteilung in die erste Stunde und zwei weitere Zeiträume bis 24 Uhr.

Die Zeitangaben in der Liste erfolgen in der Regel in der Ortszeit von Japan, falls nichts anderes angegeben. Das entspricht 7 Stunden Zeitdifferenz. Die zeitlichen Schritte sind i. d. Regel Tage (00:00 bis 23:59, erfasst sind die Anfangszeiten der Ereignisse).

Ablauf am 11. März (Tag 1, Freitag) - stundenweise

  • 14:46 Uhr Ortszeit (06:46 Uhr MEZ): Japan wird im Nordosten vom schwersten Erdbeben (von der Stärke 9,0 Mw) seiner Geschichte erschüttert. Nach wenigen Minuten trifft eine erste Flutwelle auf die dortige Küste.[2] (Diesem Erdbeben gingen ab dem 9. März eine Reihe schwächerer Beben voraus.)
  • 15:06 Uhr: Es folgen kurz danach zwei kräftige Beben der Stärke 6,4 Mw
  • 15:15 Uhr: Laut Daten des USGS folgen dem Hauptbeben in den nächsten Tagen zahlreiche weitere Nachbeben. Das schwerste Nachbeben mit einer Magnitude (M) von 7,9 Mw erfolgt bereits eine halbe Stunde nach dem ersten massiven Beben.[3]
markiert im oberen Bild: überflutete Gebiete

15:30 – 19:00

  • ca. 15:40/16:00 Uhr (08:00 Uhr MEZ, ohne genaue Zeitangabe, gesamter Küstenbereich): Eine weitere bis zu 23 Meter hohe Flutwelle (Tsunami) trifft auf die Nordostküsten Japans. Die Höhe hängt mit der lokalen Küstenstruktur und dem Vorhandensein von Flussmündungen zusammen (spätere Beschreibungen folgen).
  • Die Auswertung von Luftbildern zeigt den Umfang der betroffenen Flächen - auf ca. 110 km Uferlinie steigt das Wasser innerhalb von Minuten bis 5 km ins Land, bzw. bei Flussmündungen bis 10 km in deren Tälern.[4]
  • 15:42 Uhr: Die Stromversorgung der Reaktoreinheiten 1 - 3 des Atomkraftwerks Fukushima-Daiichi (AKW Fukushima 1) ist unterbrochen.[2]
  • 15:45 Uhr: Die Öltanks für die Strom-Notversorgung von AKW Fukushima 1 werden vom Tsunami weggespült.[2]
  • 16:10 Uhr: Information des Technical Advisory Body for Nuclear Emergencies durch die Nuclear Safety Commission (NSC).[2] Einrichtung einer nationalen und einer Einsatzleitstelle auf Ebene der Präfektur Fukushima.
  • 16:36 Uhr: Wasserkühlungen (ECCS) fallen in Reaktor 1 und 2 des AKW Fukushima 1 aus.[2]
  • 17:00 Uhr: Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan erklärt, die Lage in den Atomkraftwerken sei normal. Die Anlagen seien automatisch heruntergefahren worden.
  • 18:30 Uhr: Japanische Medien melden einen Brand im Reaktor des AKW Fukushima 1 und einen im AKW Onagawa.
  • 18:42 Uhr: Tokios Stromversorgung ist unterbrochen.

20:00 – 24:00

  • 20:30 Uhr: Die Regierung ruft den atomaren Notstand aus, und bezeichnet dies als Vorsichtsmaßnahme.
  • 20:50 Uhr: Die Notfalleinsatzzentrale der Präfektur Fukushima verfügt die Evakuierung der Bevölkerung in einem Radius von zwei Kilometern um das Kraftwerk Fukushima I.[5]
  • 21:23 Uhr: Der japanische Premierminister erweitert den Evakuierungsradius um das Kraftwerk auf drei Kilometer.[5]
  • 21:45 Uhr: Rund 2000 Bewohner in der Umgebung des Kernkraftwerks Fukushima 1 werden zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert.
  • 22:00 Uhr: Das Feuer im Kernkraftwerk Onagawa ist nach einer Mitteilung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) gelöscht. Die Evakuierungszone um das Atomkraftwerk Fukushima 1 wird von zwei auf drei Kilometer ausgedehnt.
  • 24:00 Uhr: Der stellv. Minister für Reaktorsicherheit, Motohisa Ikeda (METI), trifft bei der lokalen Einsatzzentrale Fukushima ein.
Anzahl der Nachbeben[6]
M≥5,0 M≥6,0 M≥7,0
11. März 120 30 3

März 2011 (Tag 2 bis 21)

1. Woche (11.–17. März 2011)

12. März (Tag 2, Samstag)

  • 00:46 Uhr: Im Reaktor 1 des Atomkraftwerks Fukushima 1 kommt es zu einem abrupten Druckanstieg.[7]
  • 06:40 Uhr: Aus dem Reaktor 1 des Atomkraftwerks Fukushima 1 wird kontrolliert Druck abgelassen. In der Umgebung wird erhöhte Radioaktivität gemessen.
  • 05:44 Uhr: Die Evakuierungszone wird auf zehn Kilometer ausgeweitet.[5] Betroffen sind 45.000 Menschen. Die IAEO teilt mit, dass das Kühlsystem des Reaktors 2 von KKW Fukushima 1 beschädigt ist.
  • 09:00 Uhr: Neben den Berichten über zwei Reaktoren in Fukushima 1 gibt es demnach auch Probleme mit der Kühlung von drei Reaktoren im KKW Fukushima-Daini (Fukushima 2).
  • 09:40 Ein Luftsperrgebiet im Umkreis von 10 Kilometern um das Kraftwerk Fukushima 2 wird eingerichtet.[8]
  • 10:07 Uhr: Ein Luftsperrgebiet im Umkreis von 20 Kilometern um das Kraftwerk Fukushima 1 wird eingerichtet.[8]
  • 10:17 Uhr: Reaktor 1: Betätigung des Überdruckventils des Reaktorgebäudes (Venting);[9] alternative Quelle spricht von 14:30 Uhr,[2] ebenso der Betreiber TEPCO.[10]
  • 14:00 Uhr: Die Atomsicherheitsbehörde teilt mit, dass im AKW Fukushima 1 möglicherweise eine Kernschmelze begonnen habe.
  • 15:36 Uhr: Im Atomkraftwerk Fukushima 1 kommt es zu einer Wasserstoffexplosion. Das Dach und die Wände im oberen Bereich des Reaktorgebäudes 1 werden zerstört, Rauch steigt auf. Vier Arbeiter werden dabei verletzt.[11] Einer Stellungnahme der Regierung zufolge wurde der Sicherheitsbehälter des Reaktors nicht beschädigt, die Strahlungswerte am Werkstor sollen 70-fach über den Normalwerten gelegen haben.[12]
  • 18:25 Uhr: Der Radius der Evakuierungszone rund um Fukushima 1 wird auf 20 Kilometer ausgeweitet.[5]
  • 20:20 Uhr: Reaktor 1: Beginn der Meerwassereinspeisung in den Druckbehälter durch die Feuerlöschleitung (2 m³/h)[9][2]
  • 20:41 Uhr: Reaktor 3: Betätigung des Überdruckventils des Druckbehälters[9][2]
  • 22:30 Uhr: Der Betreiber des Kernkraftwerks Fukushima 1 teilt mit, dass er den Reaktor 1 mit Meerwasser fluten will.
  • 22:49 Uhr: NHK-TV berichtet, dass ein Team des Nationalen Instituts für Radiologische Wissenschaften als Vorsorgemaßnahme nach Fukushima gesandt wird.
  • 23:00 Uhr: Japanische Medien melden, dass in der Hafenstadt Minamisanriku 9500 Menschen vermisst werden.
  • Bei einer ersten Überprüfung von 252 Dämmen und Staudämmen im Landesinneren wurden an 7 Bauwerken Schäden festgestellt. Am Staudamm Fujinuma mit 17.5 m Höhe kam es am 12. April zu dessen Einsturz und einer Überflutung des unterhalb liegenden Ortes mit wenigen Todesopfern.[13]
  • Österreich gibt eine Teilreisewarnung für Japan heraus.[14]
Anzahl der Nachbeben[6]
M≥5,0 M≥6,0 M≥7,0
12. März 73 9 0

13. März (Tag 3, Sonntag)

Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi an der Küstenlinie, die Nummern bezeichnen die Reaktorblöcke. Luftbild von 1975, Reaktor 6 am oberen Bildrand ist noch nicht fertiggestellt.
  • 06:00 Uhr: Die Evakuierung betrifft 140.000 Menschen.
  • 06:10 Uhr: Fukushima 1 - Reaktor 3: Verlust der Kühlfunktion (Meldungspflicht laut Artikel 15);[2][9] vgl. auch[15]
  • 08:00 Uhr: In einem dritten Reaktorblock in Fukushima 1 fällt die Kühlung aus. Nun sind insgesamt sechs Kraftwerksblöcke von Fukushima 1 und 2 von den Unfällen betroffen.
  • 08:41 Uhr: Reaktor 3: Betätigung des Drucksicherheitsventils[2] (Abweichende Uhrzeit[9]; ohne genaue Uhrzeit[15])
  • 11:00 Uhr: Reaktor 2: Betätigung des Drucksicherheitsventils[9]
  • 11:55 Uhr: Reaktor 3: Beginn der Frischwassereinspeisung in den Reaktordruckbehälter[2]
  • 13:12 Uhr: Reaktor 3: Beginn der Meerwassereinspeisung in den Reaktordruckbehälter[9][2]
  • 16:00 Uhr: Die japanische Regierung spricht von der Möglichkeit einer bevorstehenden weiteren Explosion in Fukushima 1. Im Reaktorblock 3 gebe es möglicherweise ebenfalls eine partielle Kernschmelze.
  • 21:00 Uhr: Ministerpräsident Kan spricht von einer alarmierenden Lage im Kernkraftwerk Fukushima. Angesichts der nuklearen Notfälle, des Erdbebens und des Tsunamis befinde sich Japan in der schlimmsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.
  • 22:45 Uhr: Die japanische Regierung setzt 100.000 Soldaten für die Rettungsaktionen im Nordosten des Landes ein.
  • 23:15 Uhr: Im Südwesten Japans bricht der Vulkan Shinmoedake aus. Die Behörden beschränken den Zugang zum Vulkangebiet.
  • ohne Zeitangabe: Opferzahl übersteigt die Zahl 2000[16]

Zusammenfassung der genannten Opferzahlen bis zu diesem Tag:

- Tote: 1647 (Schätzung: 10.000)[17]
- evakuierte Personen: 400.000
- stationär behandelte Verletzte: 1990[17]
- Angaben zu Vermissten: 1720[17]
Anzahl der Nachbeben[6]
M≥5,0 M≥6,0 M≥7,0
13. März 33 5 0

14. März (Tag 4)

  • 01:15 Uhr: Im AKW Tokai, südlich von Fukushima, gibt es einen Notfall. Das Kühlsystem versagt, zwei Dieselgeneratoren für die Notversorgung sind ausgefallen. Der dritte Generator hält die Kühlung der Brennstäbe weiter aufrecht.
  • 10:00 Uhr: Ein schweres Nachbeben der Stärke 6,2 erschüttert Tokio. Eine zunächst herausgegebene Tsunami-Warnung wird später wieder aufgehoben.
  • 11:45 Uhr: Im Atomkraftwerk Fukushima 1 ereignet sich im Reaktor 3 eine Wasserstoff-Explosion. Nach Angaben der japanische Atomaufsichtsbehörde werden elf Menschen verletzt; Augenzeugen sprechen von sechs Toten.[18] Nach Angaben des Betreibers TEPCO bleibt der Reaktordruckbehälter (= die Stahlhülle des Reaktors) intakt.
  • 16:00 Uhr: Die Kühlung im Reaktor 2 des AKW Fukushima 1 fällt aus. Der Kühlwasserstand soll einer Nachrichtenagentur zufolge absinken.
  • 20:12 Uhr: Die Brennstäbe in diesem Reaktor liegen nach Angaben der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo trocken.
  • 21:55 Uhr: Im Kernkraftwerk Fukushima 1 droht nach der Erklärung von Regierungssprecher Yukio Edano eine Kernschmelze in drei Reaktoren. Im Areal um das KKW wird eine erhöhte Radioaktivität festgestellt.
Anzahl der Nachbeben[6]
M≥5,0 M≥6,0 M≥7,0
14. März 27 2 0

15. März (Tag 5)

  • 00:15 Uhr: Im Reaktor 2 von Fukushima 1 sind die Brennstäbe nicht mehr von Wasser bedeckt.
  • 06:15 Uhr: Im Reaktorblock 2 von Fukushima 1 kommt es zu einer Explosion - die dritte in diesem Kernkraftwerk. Dieses Mal wird von einem Druckabfall in der Kondensationskammer unterhalb des Reaktors berichtet, was laut TEPCO auf deren Beschädigung hindeute.
  • Zustand der Hafenbetriebe: mehrere Hafenanlage wurden durch den Tsunami so beschädigt, dass sie vermutlich für mehrere Monate nicht benutzt werden können: Hachinohe, Sendai, Ishinomaki und Onahama. Der Hafen von Chiba (Ölhafen und Flüssiggas) und der Hafen Kashima (neuntgrößter Containerumschlag) scheinen in einem etwas geringeren Maß beschädigt zu sein. Weitere beschädigte Hafenanlage sind die in Hitachinaka, Hitachi, Soma, Shiogama, Kesennuma, Ofunato, Kamashi und Miyako. Vier 80,000-Tonner Frachtschiffe der Panamax-Klasse sind durch Beben und Tsunami stark beschädigt worden. Betroffen sind damit etwa 7% des landesweiten Schiffsumschlags, insbesondere an Containern.[19]
  • 08:54 Uhr: Im Block 4 bricht ein Feuer aus.
  • 11:00 Uhr: Der Brand im Block 4 verlosch von alleine.
  • 11:00 Uhr: Bewohner in 20 bis 30 Kilometer Entfernung von Fukushima 1 werden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen.[5]
  • 12:16 Uhr: Nach Regierungsangaben wurde bei der dritten Explosion erstmals ein Sicherheitsbehälter (Reaktor 2) beschädigt.
  • 16:15 Uhr: Der Betreiber TEPCO reduziert die Bedienungsmannschaften von bislang 800 auf 50.
  • 23:00 Uhr: Die IAEO nennt die Situation in Fukushima 1 „beunruhigend“.
  • Das Luftsperrgebiet um Fukushima 1 wird auf 30 Kilometer ausgedehnt.[20]
  • Die deutsche Lufthansa leitet ihre Japan-Flüge von Tokio nach Nagoya und Ōsaka um.[21]
  • Das deutsche Auswärtige Amt veröffentlicht eine Teilreisewarnung für Japan.[22]


- Angaben zu Tote und Vermissten [23]

Anzahl der Nachbeben[6]
M≥5,0 M≥6,0 M≥7,0
15. März 14 2 0

16. März (Tag 6)

Akihito (Foto v. 10. Juli 2009)
  • 00:26 Uhr: In Block 4 der Anlage Fukushima 1 ist nach einem Bericht des TV-Senders NHK geplant, mit Hilfe von Hubschraubern Wasser von oben auf das Reaktorgebäude zu schütten, um die Brennstäbe im Innern zu kühlen. Das Dach von Block 4 ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vorhanden.
  • 05:45 Uhr: Die Behörden melden, dass ein Feuer im Block 4 entdeckt worden sei.
  • 11:31 Uhr: Die Strahlung auf dem Gelände des AKW Fukushima 1 erreicht neue Höchstwerte. Die Techniker müssen das Kernkraftwerk verlassen, kehren aber Stunden später wieder zurück.
  • 12:59 Uhr: Ein starkes Nachbeben erschüttert die Region östlich von Tokio bei Chiba.
  • 17:00 Uhr: Der Tennō Akihito spricht zur Ermutigung der Bevölkerung erstmals in der japanischen Geschichte im Fernsehen. Kurz danach ruft die Regierung zum Energiesparen auf.
Anzahl der Nachbeben[6]
M≥5,0 M≥6,0 M≥7,0
16. März 11 2 0
Datei:Fukushima I by Digital Globe 2 crop.jpg
Reaktorblock 3 am 16. März (rechts; etwas verzerrtes Satellitenbild)

17. März (Tag 7)

  • 01:20 Uhr: IAEA-Chef Yukiya Amano nennt die Lage „sehr ernst“ und kündigt seinen Besuch in Japan an.
  • 03:11 Uhr: Im Abklingbecken des Reaktors 4 steigt die Radioaktivität wegen fehlendem Kühlwasser an. [[?? unplausibel, vom 15. März bis zum 12. April gab es keinerlei Messwerte aus Abklingbecken 4.]
  • 11:02 Uhr: In Fukushima 1 wird mit Armee-Hubschraubern ein Kühlversuch über dem Reaktor 3 begonnen und schnell wieder abgebrochen. Elf Wasserwerfer der Streitkräfte sollen das Reaktorgebäude 4 mit dem Abklingbecken kühlen.
  • 20:06 Uhr: Die Zahl der Toten wird mit 5321 bekanntgegeben.
  • Frankreich forderte seine Bürger in Tokio auf, Japan zu verlassen oder sich in den Süden des Landes zu begeben.[24]
  • In Seattle (USA) werden – im Lüftungssystem der University of Washington – erstmals radioaktive Partikel aus Fukushima nachgewiesen.[25]
Anzahl der Nachbeben[6]
M≥5,0 M≥6,0 M≥7,0
17. März 12 0 0

2. Woche (18.–24. März 2011)

18. März (Tag 8)

  • 02:00 Uhr: Japan führt Strahlentests für Nahrungsmittel ein.
  • 03:30 Uhr: Es gelingt, ein Stromkabel zum Reaktorblock 2 vom AKW Fukushima 1 zu verlegen; in den nachfolgenden Tagen soll es angeschlossen werden.
  • 14:00 Uhr: Der zweite Kühlversuch am Reaktor 3 mit Wasserwerfern der Tokioter Feuerwehr und der Armee wird aufgenommen.
  • 18:32 Uhr: Japan stuft die Gefährlichkeit der Atomunfälle in Fukushima 1 auf Stufe 5 hoch.
  • 18:54 Uhr: Der einzige noch funktionierende Diesel-Notstromgenerator von Fukushima 1 (in Block 6) soll die Abklingbecken der Blöcke 5 und 6 mit Kühlwasser versorgen.
  • 20:00 Uhr: Ministerpräsident Kan spricht zur Bevölkerung: Die Lage sei weiter „sehr ernst“, werde aber „in nicht weiter Ferne“ unter Kontrolle gebracht.
- 6406 Tote: (Schätzung > 43.000)
- evakuierte Personen: 370.000
- stationär behandelte Verletzte:
- Angaben zu Vermissten: 10.259
Dabei werden inoffiziell wesentlich höhere Zahlen genannt. So „fehlen“ in Otsuchi über 9000 Personen und in Rikuzentakata weitere 11.500 (Präf. Iwate); in der Stadt Miyagi weitere 10.000 Tote (Schätzung d. Polizei), in Onagawa weitere 5000 und in Minamisanriku 8500 (Präfektur Miyagi).[26]
Anzahl der Nachbeben[6]
M≥5,0 M≥6,0 M≥7,0
18. März 6 0 0

19. März (Tag 9)

  • 00:45 Uhr: Die Feuerwehr versucht weiter, den Reaktor 3 von Fukushima 1 zu kühlen.
  • 13:27 Uhr: Das Büro des japanischen Premierministers versendet auf Twitter eine Art Anti-Panik-PDF, in der gezeigt wird, welchen Strahlungsdosen Menschen bei Röntgenaufnahmen oder Langstreckenflügen ausgesetzt sind - so sollen die Nachrichten über Fukushima 1 in Relation gesetzt werden können.
  • Bei der Versorgung der vielen Flüchtlinge und Verletzten helfen US-Streitkräfte und versuchen den Flugplatz Sendai als Basis in Stand zu setzen.
  • Trilaterales Außenministertreffen von Japan, China und Südkorea in Kyoto, um einen KKW-Pakt zu vereinbaren
  • 16:30 Uhr: Lokale Behörden haben im Leitungswasser nahe dem AKW Fukushima 1 erhöhte Werte von Radioaktivität nachgewiesen. Man solle das Wasser nicht mehr trinken.
  • 19:20 Uhr: Japans Atombehörde warnt für Sonntag und Montag vor radioaktivem Regen.
Anzahl der Nachbeben[6]
M≥5,0 M≥6,0 M≥7,0
19. März 9 2 0
Schäden am Matsushima-Flugplatz der SVK Japans

20. März (Tag 10, Sonntag)

  • Rettungskräfte bergen zwei Menschen, eine 80 Jahre alte Frau und ihren 16jährigen Enkel lebend aus Trümmern in Ishinomaki.
  • Das Abklingbecken von Block 2 von Fukushima 1 wird mit Meerwasser aufgefüllt. Über das Notstromnetz seien Pumpen zur behelfsmäßigen Wasserkühlung des Meilers in Gang gesetzt worden.
  • Wieder wird von der Feuerwehr Wasser über/auf den Reaktor 3 gespritzt.
  • 14:30 Uhr: Reaktorblock 5 erreicht einen stabilen, abgeschalteten Zustand (cold shutdown).
  • 14:39 Uhr: Ministerpräsident Naoto Kan kündigt für Montag einen Besuch in der Region nahe vom Kernkraftwerk Fukushima 1 an.
  • Der Betreiber teilt mit, dass in zwei von sechs Abklingbecken für verbrauchte Brennelemente im Kernkraftwerk Fukushima 1 die Temperaturen in einen normalen Bereich abgesunken seien.
  • Bisher sind bei Rückkehrern aus Japan auf dem Frankfurter Flughafen keine überhöhten Strahlenwerte gemessen worden.
  • 18:23 Uhr: Die jap. Regierung empfiehlt, das Trinkwasser in Fukushima nicht zu trinken.
  • 19:27 Uhr: Reaktorblock 6 erreicht einen stabilen, abgeschalteten Zustand (cold shutdown).
  • 22:20 Uhr: Ministerpräsident Kan sagt den Besuch des Katastrophengebiets wegen des erwarteten Regens wieder ab.
  • Das japanische Gesundheitsministerium gibt bekannt, man habe erstmals seit 1990 Spuren von radioaktivem Jod im Leitungswasser aller Fukushima benachbarten Präfekturen und im Großraum Tokios gefunden. Sie seien aber noch gesundheitlich unbedenklich.[27]
  • Das Kultus- und Technologieministerium MEXT misst im Dorf Iitate die mit Abstand höchsten Strahlungswerte in Bodenproben, die während der gesamten Fukushima-Katastrophe außerhalb des Kraftwerks festgestellt wurden.[28]

21. März (Tag 11)

Typ einer Betonpumpe, die zur Wasserkühlung verwendet wurde
  • Die Strahlungsmesswerte auf dem Gelände des AKW Fukushima 1 übersteigen die erlaubten Grenzwerte um das 6-fache[29]
  • 02.16 Weiter Wasserwerfer im Einsatz. Die Feuerwehrleute und Mitglieder der japanischen Streitkräfte spritzen Meerwasser auf die Reaktorblöcke 3 und 4 (Fernsehsender NHK)
  • 01:30 Uhr: Im Dorf Iitatemura nahe der Atomanlage Fukushima 1 ist eine stark erhöhte Radioaktivität im Trinkwasser gemessen worden (Mitteilung des japanischen Gesundheitsministerium) mit.
  • 00:32 Uhr: Leichtes Erdbeben in Fukushima mit der Stärke 4.7.
  • 00.03 Uhr: Die Bauern in der Umgebung des japanischen Kernkraftwerks Fukushima sollen freiwillig darauf verzichten, verstrahlte Lebensmittel in den Handel zu bringen. [30]

22. März (Tag 12)

  • 09:39 Uhr: Messwerte weisen radioaktive Substanzen im Meereswasser beim AKW Fukushima 1 nach[31]
  • In einer Wasseraufbereitungsanlage in Tokio übersteigt die radioaktive Belastung des Wassers den Grenzwert für Kleinkinder.[32]

23. März (Tag 13)

  • Da über dem Reaktor 3 vom AKW Fukushima 1 schwarzer Rauch aufsteigt, sind nach Angaben des Betreibers TEPCO die Arbeiter angewiesen worden, das Gelände erneut vorübergehend zu verlassen.
  • Die Regierung empfiehlt, das Trinkwasser in Tokio Kindern und Säuglingen wegen der gemessenen erhöhten Radioaktivität nicht zum Trinken zu geben.
  • Das japanischen Gesundheitsministerium erlässt ein Verkaufs- und Verzehrverbot für verschiedene Gemüsesorten aus der Präfektur Fukushima und ein Verkaufsverbot für frische Rohmilch und Kräuter aus der Präfektur Ibaraki.[33]

24. März (Tag 14)

  • 01:38 Uhr: Die Arbeiten am Reaktor 3 gehen weiter - nach einer fast eintägigen Pause seien die Ingenieure auf das Gelände zurückgekehrt, meldet die Nachrichtenagentur Kyodo.
  • Zwei Mitarbeiter im Kraftwerk Fukushima 1 erleiden Strahlenverletzungen durch radioaktives Wasser.[34]
  • Singapur und Australien verbieten den Import von Gemüse aus vier japanischen Präfekturen.[35]
  • Im Internet tauchen die ersten hochauflösenden Fotos aus Fukushima 1 auf, die das ganze Ausmaß der Zerstörung an den Reaktorgebäuden 1, 3 und 4 zeigen.[36]


- über 10.000 Tote: (Schätzung: über 40.000, vgl. Erläuterung vom 18.3.)
- Angaben zu Vermissten: über 17.000 Personen (beide Zahlen durch National Police Agency)

3. Woche (25.–31. März 2011)

25. März (Tag 15)
  • Japans Ministerpräsident Kan entschuldigt sich für den GAU.[37][38]
  • Die Europäische Union ruft einen „radiologischen Notstand“ aus. Dadurch treten höhere Grenzwerte für Radioaktivität von Lebensmitteln in Kraft.[39]
  • Das Leitungswasser in Tokio ist auch für Kleinkinder wieder ungefährlich.[40]
26. März (Tag 16 )
  • Insgesamt ist in vier der sechs Reaktorblöcke des AKW Fukushima 1 radioaktiv belastetes Wasser festgestellt worden. Der Wasserpegel bei Reaktor 1 und 3 würde im Untergeschoss der Turbinenräume bis zu 40 Zentimeter beziehungsweise bei 1,5 Meter liegen, meldet die dpa. In den Reaktorblöcken 2 und 4 stehe das Wasser bis zu einem Meter beziehungsweise bis zu 80 Zentimeter hoch. Der Grund, warum das Wasser stark radioaktiv belastet ist, ist offiziell unklar.
27. März (Tag 17, Sonntag)
  • Die Radioaktivität an Reaktor 2 des KKW Fukushima 1 ist so stark erhöht, dass die Arbeiten dort unterbrochen wurden.[41][42]
28. März (Tag 18)
  • Am frühen Morgen wird die Region erneut von einem Erdbeben der Stärke 6,5 erschüttert. Die Behörden geben vorübergehend eine Tsunami-Warnung heraus. Das Zentrum des Bebens ist nahe der Ostküste der Insel Honshu in knapp sechs Kilometer Tiefe. Berichte über Verletzte oder Schäden gibt es zunächst nicht.[43]
  • Die japanische Regierung räumt eine Kernschmelze in Reaktorblock 2 ein. Diese habe wahrscheinlich schon kurz nach dem Tsunami begonnen.[44]
  • Edano kritisiert außerdem die falschen Angaben des Betreibers über hohe Radioaktivitätswerte vom Sonntag. Ein solcher Fehler sei unverzeihlich, sagt er. Am Sonntag waren die Werte der Radioaktivität in Wasser, das in dem Turbinenraum von Reaktor 2 stand, mit „zehn Millionen Mal“ über dem Normalwert angegeben worden. Tepco zog diese Angaben am Sonntagabend dann allerdings zurück und teilte stattdessen mit, diese seien auf eine fehlerhafte Ablesung der Messgeräte zurückzuführen. Tatsächlich habe man das Hunderttausendfache des Normalwertes gemessen.[45]
- evakuierte Personen: Mehr als 243.000 Menschen in Notunterkünften
- Tote: 11.168 Personen
- Angaben zu Vermissten: 16.407 Personen (Vgl. dazu Anmerkg. vom 18.3.)[46]
29. März (Tag 19)
Indisches Hilfsteam in Onagawa, Aufn. v. 30. März
30. März (Tag 20)
  • Akihito besucht mit seiner Frau in Tokio Notquartiere von aus der Region Fukushima Evakuierten.[48]
  • Eklat in China: Einem japanischen Containerschiff wird die Einfahrt in den Hafen von Xiamen verwehrt, weil es zu hoch radioaktiv kontaminiert ist.[49]
31. März (Tag 21)
  • 17:23 Uhr: Japans Regierung will die Pläne zum Bau neuer Atomkraftwerken prüfen. Ministerpräsident Naoto Kan regte an, die Vorhaben „grundlegend zu überdenken“. Aktuell befänden sich 14 Reaktoren in Japan im Bau oder in der Planung.[50]

April 2011

4. Woche (1. - 7. Apr. 2011)

1. April (Tag 22)
2. April (Tag 23)
  • 8.31 Uhr: Aus einem ca. 20 cm langen Riss in einem Kabelschacht am Reaktorblock 2 des AKW Fukushima 1 fließt stark radioaktiv kontaminiertes Wasser ins Meer. Im Kabelschacht sei eine Strahlung von über 1000 Millisievert pro Stunde gemessen worden.[51]
  • Besuch des Premierministers Kan in der Katastrophenregion.[52]
  • 16 japanische Wissenschaftler, darunter frühere Mitglieder der Atomkommission und der Atomaufsichtsbehörde, haben sich heute in einem Brief an die Regierung gewandt und vor einer „extrem ernsten“ Situation gewarnt. Es bestünde die Gefahr, dass mehr Land als nur die gegenwärtige Evakuierungszone unbewohnbar werden könnte. Weder japanische noch ausländische Wissenschaftler würden von die Regierung genügend genutzt.[53]
3. April (Tag 24, Sonntag)
  • 8.55 Uhr: Zwei seit dem Erdbeben vermisste Arbeiter sind im Keller des Turbinengebäudes des AKW Fukushima 1-Blocks 4 tot aufgefunden worden.[54] Sie seien nach Einschätzung der Polizei beim Tsunami ertrunken.
  • Dritter Tag einer intensiven Nachsuche durch 25.000 SVK- und US-Soldaten nach Leichen im Tsunami-Gebiet.[55] [56]
  • 10:07 Uhr: Erneutes Nachbeben in der Stärke von 5,3. Das Epizentrum lag 50 Kilometer unter dem Meer vor Fukushima.
- Tote: 12.009 Personen (Stand um 10 Uhr)
- Angaben zu Vermissten: 15.472 Personen (Vgl. dazu die Anmerkg. vom 18.3.)[57]
4. April (Tag 25)
  • Tepco beginnt, 11.500 Tonnen kontaminiertes Wasser direkt ins Meer abzulassen, um Platz im Abfalllager zu schaffen.[58]
5. April (Tag 26)
6. April (Tag 27)
  • 5:04 Uhr: Das Leck in einem Kabelschacht bei Reaktorblock 2 des japanischen Atomkraftwerks Fukushima 1 ist mit Wasserglas abgedichtet worden. (Vgl. 2. April)[59]
  • 8:20 Uhr: Tepco will mit dem Einpumpen von Stickstoff in den Sicherheitsbehälter von Block 1 eine weitere Explosion im Kernkraftwerk Fukushima 1 verhindern.
  • Regierungssprecher Edano erklärte, dass Berufsfischer erste Schadensersatzgelder bekommen sollten.
  • Die Betreiberfirma Tepco schätzt, dass ungefähr ein Viertel der Brennstäbe in Reaktorblock 3 durch eine Kernschmelze beschädigt seien.[60]
  • Japanische Behörden haben in Russland das Spezialschiff Suzuran angefordert, das radioaktives Abwasser verarbeiten kann.[61]
6. April (Tag 27)
  • Im Kraftwerk Fukushima I beginnt die probeweise Besprühung von Teilen des Geländes mit Kunstharz. Damit sollen radioaktive Stoffe am Boden gebunden werden.[62]
7. April (Tag 28)
  • 23:32 Uhr: Ein schweres Nachbeben erschüttert den Nordosten Japans. Das Epizentrum lag nur wenige Kilometer südwestlich von dem des Bebens am 11. März entfernt, 65 Kilometer östlich von Sendai ca. 40 km unter dem Meeresboden. Es kommt nicht zu einem Tsunami. Die öffentliche Tsunami-Warnung wird 1,5 Stdn. später aufgehoben. Das Beben war damit stärker als das 6.9-magnitude-Kōbe-Beben von 1995. Im nach dem verheerenden Beben vom 11. März weitgehend zerstörten Atomkraftwerk Fukushima 1 und in der Anlage Fukushima 2 entstanden ersten Angaben zufolge keine weiteren Schäden. Sowohl die Kühlung der Reaktoren als auch die Zufuhr von Stickstoff in Reaktor 1 hatte Tepco nach eigenen Angaben während und nach dem Beben nicht unterbrochen.[63][64]

5. Woche (8. - 14. Apr. 2011)

8. April (Tag 29)
  • Durch das Nachbeben gab es in Japan vier Tote und 140 Verletzte. Im AKW Onagawa bei Sendai fiel vorübergehend die externe Stromversorgung aus, eine Notversorgung mit den Diesel-Generatoren funktionierte jedoch. Das AKW Higashidori lief zunächst mit Notstrom. In der weiter nördlich auf Honshu gelegenen Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho sei die reguläre Stromversorgung ausgefallen; dort arbeiteten ebenfalls die Diesel-Notstrom-Generatoren. An keinem der AKW seien erhöhte Strahlenwerte gemessen worden. Im AKW Onagawa schwappten 3 Liter leicht radioaktives Wasser aus den Abklingbecken des seit dem 11. März heruntergefahren Reaktors, blieben aber innerhalb der Sicherheitshülle der Anlage. Insgesamt sechs konventionelle Kraftwerke fielen zur Stromlieferung aus, Stromleitungen wurden zerstört und fast eine halbe Million Haushalte waren oder sind ohne Elektrizitätsversorgung.[65][66]
  • Tenno Akihito und seine Frau besuchten in der Tokioter Nachbarprovinz Saitama in Kazo eine Schule, in der rund 1200 Menschen aus der Region um Fukushima eine Notunterkunft erhalten haben. [67]
  • Toshiba unterbreitet dem Betreiber Tepco ein Angebot zur Entfernung radioaktiver Abfälle vom Fukushima-1-Gelände. Diese Arbeiten sollen 10 Jahre in Anspruch nehmen.[68]
  • 19:03: Der Tepco will das Abpumpen von sogenanntem schwachradioaktivem Wasser aus dem Kraftwerk in den Pazifik einstellen. Rund 10.000 Tonnen des Abwassers wurden bereits verklappt.
9. April (Tag 30)
  • 13:17 Uhr: Den Folgen des Nachbebens am 7. April erliegt ein fünftes Todesopfer im Krankenhaus in Sendai.
10. April (Tag 31, Sonntag)
  • Die Rämung radioaktiver Explosionstrümmer vom Gelände des AWK Fukushima 1 beginnt. Dazu werden ferngesteuerte Spezialfahrzeuge eingesetzt.[69]
11. April (Tag 32)
  • In Japan gedenkt man der Katastrophe vor einem Monat.
  • Ein Nachbeben der Stärke 7,0 erschüttert die Region etwa um 15 Uhr. Das Epizentrum des Bebens liegt laut der US-Erdbebenwarte USGS nur zehn Kilometer unter der Oberfläche rund 86 Kilometer südsüdöstlich der Stadt Fukushima bei der Stadt Iwaki, wo es zu einem Brand kam. Eine Person stirbt und zehn Menschen werden verletzt. Eine Tsunami-Warnung wird nach kurzer Zeit wieder aufgehoben. Der Erdstoß unterbricht die Stromversorgung für die Kühlung der Reaktoren 1 bis 3 vom AKW Fukushima 1 für 50 Minuten.
  • Kurz zuvor hatte die Regierung weitere Räumungen von Gemeinden wegen der Strahlenbelastung angekündigt.[70][71]
  • Tepco beginnt mit der Errichtung einer Stahlwand und von Schlammwällen vor dem AWK Fukushima 1, um den Austritt von radioaktiven Wasser ins Meer einzudämmen.[72]
12. April (Tag 33)
  • Japans Atomsicherheitsbehörde NISA stuft das Geschehen in den Reaktoren von Fukushima 1 nun vorläufig mit Stufe 7 auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse ein. In der qualitativen Skala ist das die gleiche Einstufung wie bei der Katastrophe von Tschernobyl. Die Menge an freigesetzter Radioaktiviät entspricht bis dahin nach NISA-Schätzunge ein Zehntel der von Tschernobyl.[73]
  • Die japanische Regierung ordnet die Evakuierung der Orte Katsurao, Namie und Iitate sowie von Teilen von Kawamata und Minamisoma an, die besonders hoch radioaktiv kontaminiert sind.[74]
  • Ein weiteres Nachbeben bei Chiba (Stärke 6,4, neben anderen Nachbeben).[75]
  • Der Flughafen in Sendai kann nach Aufräumarbeiten wieder für Starts und Landungen benutzt werden.
  • Die philippinische Regierung ordnet die Rückführung aller ihrer Staatsbürger aus dem Umkreis von 50 Kilometern um Fukushima 1 an. Nur mit Japanern verheiratete Philippiner durften auf Wunsch dort bleiben.[76]
13. April (Tag 34)
  • Ein weiteres Nachbeben der Stärke 5,8. Die Abpumparbeiten werden fortgesetzt. [77]
  • Japans Premierminister wird mit der Aussage zitiert, die evakuierten Gebiete um Fukushima 1 würden für die nächsten 20 Jahre unbewohnbar bleiben. Kan dementiert, dies gesagt zu haben.[78]
14. April (Tag 35)
  • Der Betreiber des AKW Fukushima 1 Tepco bestätigt die Schäden an einem Teil der Brennstäbe im Abklingbecken im Gebäude 4[79]
  • Tepco beginnt, mit Zeolith gefüllte Sandsäcke am Meerwassereinlass des Kraftwerks zu deponieren. Sie sollen einen Teil der freigesetzten radioaktiven Stoffe binden.

6. Woche (15. - 21. Apr. 2011)

15. April (Tag 36)

  • Tepco wird dazu verpflichtet, Vorab-Entschädigungen an die evakuierten Menschen zu zahlen. Einpersonenhaushalte erhalten umgerechnet 6.350 €, Mehrpersonenhaushalte 8.300 €.[80]

16. April (Tag 37)

  • 11.19 Uhr: Nachbeben der Stärke 5,8 bis 5,9. Das Epizentrum lag im Süden der Präfektur Ibaraki in einer Tiefe von 70 Kilometern. Tsunami-Alarm wurde nicht ausgelöst.
  • Auch der Hafen von Sendai ist wieder für Frachtverkehr offen.

17. April (Tag 38; Sonntag)

  • Regierung und Tepco geben eine Roadmap bekannt. Innerhalb von 3-6 Monaten will Tepco die Freisetzung von Radioaktivität in den Griff bekommen; danach soll mit der Dekontamination von Wohngebieten in der Evakuierungszone begonnen werden.[81]

18. April (Tag 39)

  • Ministerpräsident Naoto Kan erklärt, die Regierung sei entschlossen, mit Tepco eng bei seiner Roadmap zusammenzuarbeiten.[82]

19. April (Tag 40)

Emissionen, Messwerte - sortiert nach Tagen

Siehe Tabellen im Artikel Strahlungsbelastung durch die Nuklearunfälle von Fukushima-Daiichi

Siehe auch

  • Erdbeben:
    • Christchurch-Erdbeben von 2011 (Stärke 6,3 MW, starkes Erdbeben in Neuseeland am 22. Februar 2011; auf der Gegenseite der Pazifischen Platte)
    • Kobe-Erdbeben (auch Kōbe, Hanshin-Awaji-Erdbebenkatastrophe, 17. Januar 1995)
  • Operation Tomodachi (entspr. dem jap. Ausdruck „Operation Freund[e]“) und ist der Name der am 12. März 2011 in Japan gestarteten Hilfsoperation des US-Streitkräfte, insbesondere der meisten dortigen Militärbasen der United States Forces.

Karten

Luftbilder

Einzelnachweise

  1. USGS: Magnitude 9.0 - NEAR THE EAST COAST OF HONSHU, JAPAN
  2. a b c d e f g h i j k l JAIF (jap. Atom-Forum, Wirtschaftslobbyverband): Sequence of Developments at Nuclear Power Stations Affected by the Earthquake (engl.; auf deutsch etwa: Ablauf in den AKWs nach dem Erdbeben.) Reaktor Status Übersicht der Berichte Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „JAIF“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. Latest Earthquakes M5.0+ in the World - Past 7 days Stand 2011-03-17
  4. Aerial images reveal extent of tsunami destruction. (engl.; auf dt: Bericht von d. Auswertung von Luftbildern der betroffenen Flächen.) In: The Asahi Shimbun vom 3. Apr. 2011
  5. a b c d e Seismic Damage Information (the 26th Release). (pdf) In: nisa.meti.go.jp. NISA, 16. März 2011, archiviert vom Original am 11. April 2011; (englisch).
  6. a b c d e f g h i The 2011 off the Pacific coast of Tohoku Earthquake Cumulative Number of Aftershocks (Magnitude>=5.0). JMA, 22. März 2011, abgerufen am 22. März 2011 (englisch).
  7. Sequence of Developments at Nuclear Power Stations Affected by the Earthquake. (pdf) JAIF, 18. März 2011, archiviert vom Original am 20. März 2011; abgerufen am 20. März 2011 (englisch).
  8. a b Robert Sham: Re: RJSS/SDJ (Sendai Airport - Japan - 11/Mar/2011). IVAO Community Forum - France, 12. März 2011, archiviert vom Original am 15. April 2011; abgerufen am 15. April 2011 (englisch): „B1048/11 ... ALL ACFT ARE REQUESTED TO AVOID FLYING THE FLW AIRSPACE AIRSPACE WITHIN A RADIUS OF 20KM FM 372529N1410158E THE TOKYO ELECTRIC POWER CO.,INC. FUKUSHIMA NR1“
  9. a b c d e f g NISA Nuclear and Industila Savety Agency (Japan)
  10. [1]
  11. The Washington Post, abgerufen 13. März 2011.
  12. Explosion did not occur at Fukushima reactor: Japan spokesman. 12. März 2011, abgerufen am 12. März 2011 (englisch).
  13. A quick report on Japanese Dams after the Earthquake. Chinese National Committee on Large Dams am 13. März 2011
  14. Partielle Reisewarnung für Nordosten Japans. Wiener Zeitung, 12. März 2011, archiviert vom Original am 12. April 2011; abgerufen am 12. April 2011.
  15. a b Infoseite von der Gesellschaft für Reaktorsicherheit
  16. Victims top 2,000 in Japan quake-tsunami, nuclear crisis continues. In mainichi-daily-news (mainichi.jp) vom 13. März 2011
  17. a b c Hiroshi Hiyama: Blast at Japan nuke plant; quake leaves 10,000 missing. In: AFP. Abgerufen am 12. März 2011.
  18. Andrew Gilligan und Robert Mendick: Japan tsunami: Fukushima Fifty, the first interview. The Telegraph, 27. März 2011, archiviert vom Original am 8. April 2011; abgerufen am 2. April 2011 (englisch).
  19. Status of Japanese ports 5 days after devastating quake and tsunami. Manila Bulletin Publishing Corporation vom 15. März 2011 (engl.)
  20. Japan Crisis inklusive [[NOTAM]] (Update). National Business Aviation Association, archiviert vom Original am 10. April 2011; abgerufen am 2. April 2011 (englisch).
  21. Lufthansa fliegt Tokio nicht mehr an. Spiegel Online, 15. März 2011, archiviert vom Original am 10. April 2011; abgerufen am 17. März 2011.
  22. Auswärtiges Amt verschärft Reisewarnung. In: stern.de. 16. März 2011, archiviert vom Original am 12. April 2011; abgerufen am 12. April 2011.
  23. Das Wall Street Journal hat hier die Zahl der Todesopfer und der Vermissten nach Regionen des Katastrophengebiets aufgeschlüsselt. 17.3.11
  24. Neue Stromleitung nach Fukushima fast fertig. Spiegel Online, 16. März 2011, archiviert vom Original am 11. April 2011; abgerufen am 17. März 2011.
  25. Fission Products in Seattle Reveal Clues about Japan Nuclear Disaster. Technology Review, MIT, 25. März 2011, abgerufen am 27. März 2011.
  26. 6406 Tote (offiziell) und 10.259 Personen gelten als vermisst. newsfeed.time.com vom 18.3.11
  27. Radioactive iodine beyond limit detected in tap water in Fukushima. Kyodo News, 20. März 2011, abgerufen am 19. März 2011 (englisch).
  28. Readings of dust sampling. MEXT, 23. März 2011, S. 2, archiviert vom Original am 11. April 2011; abgerufen am 11. April 2011 (englisch).
  29. 6 Times More than Allowed Radioiodine Detected at Fukushima N-Plant
  30. 6 Times More than Allowed Radioiodine Detected at Fukushima N-Plant
  31. http://jen.jiji.com/jc/eng?g=eco&k=2011032200203
  32. 東京都 乳児の家庭に水配布へ. In: NHK News. 23. März 2011, abgerufen am 24. März 2011 (japanisch).
  33. Informationen zur Lage in Japan: Stand 25. März 2011, 13:00 Uhr
  34. Fukushima Nuclear Accident Update Log. In: iaea.org. IAEA, 28. März 2011, archiviert vom Original am 2. April 2011; abgerufen am 2. April 2011 (englisch).
  35. [2]
  36. Fukushima Daiichi Nuclear Plant Hi-Res Photos. 31. März 2011, archiviert vom Original am 9. April 2011; abgerufen am 9. April 2011 (englisch, mit roter Autobetonpumpe zur Wasserkühlung von Block 4; Bild 3 seitenverkehrt).
  37. News conference on the nuclear crisis. Kyodo vom 25. 3. 11
  38. Japans Ministerpräsident entschuldigt sich für GAU - Spiegel, dto
  39. Durchführungsverordnung (EU) Nr. 297/2011 der Kommission. (pdf) 25. März 2011, archiviert vom Original am 12. April 2011; abgerufen am 5. April 2011.
  40. Fukushima Nuclear Accident Update Log; Updates of 25 March 2011. IAEO, 25. März 2011, abgerufen am 26. März 2011 (englisch).
  41. Die Radioaktivität an Reaktor 2 ist jetzt zehn Millionen Mal höher als normal, meldet Betreiber Tepco. In Spiegel online vom gl. Tag
  42. „Absolut inakzeptable Fehler“. FAZ vom 28. März 2011. Diese ersten Meldungen wurden später korrigiert. Dennoch deuten die hohen Werte auf eine Kernschmelze hin.
  43. „Absolut inakzeptable Fehler“. FAZ vom 28. März 2011
  44. Japan räumt Kernschmelze im KKW Fukushima ein, Reuters, 28. März 2011
  45. Edano kritisierte … FAZ, 28.3.11
  46. http://online.wsj.com/article/SB10001424052748703597804576194683272395102.html?mod=WSJEurope_hpp_LEFTTopStories Stand vom 28.3., nach Präfekturen gegliedert; Wall-Street-Journal]
  47. Am Dienstag brachte eine Einheit der US Navy mit einem Amphibienfahrzeug einen mobilen Generator auf die bisher abgeschnittene Insel Oshima vor der Küste von Miyagi, auf der 1300 Menschen ohne Strom ausharrten. In: SZ
  48. Akihito besucht Erdbebenopfer. Deutsche Welle, Video, 30.3.2011
  49. Fukushima versetzt Schifffahrt in Aufregung. Handelsblatt, 30. März 2011, archiviert vom Original am 16. April 2011; abgerufen am 16. April 2011.
  50. Nachrichtenagentur Kyodo, nach FR-Ticker)
  51. Mitteilung der Betreibergesellschaft Tepco. Nach FR-Ticker)
  52. FR vom 3.4.
  53. Quelle bei der FAZ vom 12. Apr. 2011
  54. Deaths confirmed at Fukushima Daiichi. (Kazuhito Kokubo, 24 J., und Yoshiki Terashima, 21 J. One worker also died at Fukushina Daini after suffering serious injuries and becoming trapped in the crane operating console of the exhaust stack of one of the units during the earthquake.
  55. Intensive 3-day search for tsunami victims enters final day. In mainichi-daily-news (mainichi.jp) vom 3. April 2011. An den beiden ersten Tagen wurden weitere 66 Tote geborgen.
  56. Coroner overwhelmed by scale of carnage. japantimes April 5, 2011 Zahl der gefundenen Körper insgesamt: 79
  57. Intensive … s.o. In mainichi-daily-news (mainichi.jp) vom 3. April 2011.
  58. AKW-Betreiber leitet radioaktives Wasser ins Meer. In: spiegel-online, 4. Apr. 11
  59. Das Leck ist dicht - Meldung bei tagesschau.de
  60. Nitrogen injected into Fukushima reactor to reduce risk of explosion. Kyodo News, archiviert vom Original am 12. April 2011; abgerufen am 6. April 2011 (englisch).
  61. Japan seeks Russian help to end nuclear crisis Reuters (Archiv), von Chizu Nomiyama und Shinichi Saoshiro TOKYO 4.4.2011
  62. Informationen zur Lage in Japan: Stand 07.04.2011, 13:00 Uhr (MESZ). GRS, 7. April 2011, archiviert vom Original am 10. April 2011; abgerufen am 10. April 2011.
  63. 7. April 2011, 23:32 Uhr: NZZ Online Wieder schweres Erdbeben in Japan
  64. NYT, 2:39 PM ET
  65. Powerful aftershock strikes northeastern Japan. washingtonpost.com vom: April 7, 12:20 PM
  66. Neue Sorge um japanische Atomkraftwerke. FAZ-online vom 8. April 2011 - vier Tote, 140 Verletzte
  67. Millionen Menschen haben keinen Strom. Spiegel-onliine vom 8. April 2011
    Imperial Couple to visit evacuees. japantimes.co.jp (engl.)
  68. Toshiba proposes decommissioning 4 reactors in 10 years. Kyodo News, 8. April 2011, archiviert vom Original am 9. April 2011; abgerufen am 8. April 2011 (englisch).
  69. Earthquake News - JAIF. JAIF, 11. April 2011, archiviert vom Original am 11. April 2011; abgerufen am 11. April 2011.
  70. Katsurao, Namie und Iitate,
  71. Vgl. faz.net vom 12. April 2011
  72. TEPCO tries to enclose high radiation in sea in nuke crisis. Kyodo News, 10. April 2011, archiviert vom Original am 9. April 2011; abgerufen am 9. April 2011 (englisch).
  73. INES (the International Nuclear and Radiological Event Scale) Rating on the Events in Fukushima Dai-ichi Nuclear Power Station by the Tohoku District - off the Pacific Ocean Earthquake. (pdf) NISA/METI, 12. April 2011, archiviert vom Original am 12. April 2011; abgerufen am 12. April 2011 (englisch).
  74. Japan expands evacuation areas around crippled nuclear plant. Kyodo News, 11. April 2011, archiviert vom Original am 12. April 2011; abgerufen am 12. April 2011 (englisch).
  75. Strong quakes jolt eastern, central Japan kyodonews, 12. 4. 11
  76. Live-Ticker zur Katastrophe in Japan. Financial Times Deutschland, 12. April 2011, archiviert vom Original am 12. April 2011; abgerufen am 12. April 2011.
  77. http://www.mopo.de/news/panorama/wieder-schwere-nachbeben-in-japan/-/5066860/8338366/-/index.html
  78. Kan dementiert "Todeszone". n-tv, 13. April 2011, abgerufen am 19. April 2011.
  79. Kyodo, 14. April 2011, engl. )
  80. Payment of Temporary Compensation for damages caused by evacuation. Tepco, 15. April 2011, archiviert vom Original am 15. April 2011; abgerufen am 15. April 2011 (englisch).
  81. Roadmap towards Restoration from the Accident at Fukushima Daiichi Nuclear Power Station. (pdf) Tepco, 17. April 2011, archiviert vom Original am 17. April 2011; (englisch).
  82. Japaner misstrauen Tepco-Krisenfahrplan. Spiegel-online vom 18. Apr. 2011