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Bad Zurzach

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Vorlage:Ort Schweiz Zurzach ist eine Gemeinde im Schweizer Kanton Aargau und ist der Hauptort des gleichnamigen Bezirks im Nordosten des Kantons. Der Ort liegt am Hochrhein an der Grenze zu Deutschland. Er ist vor allem für sein Thermalbad bekannt und ist deshalb eine beliebte Touristendestination.

Zurzach vom südlichen Acheberg aus

Geographie

Das Siedlungsgebiet erstreckt sich über eine Länge von mehr als zwei Kilometern in der knapp 500 Meter breiten Flussebene. Beim Ortszentrum biegt der in nordwestliche Richtung fliessende Rhein nach Norden ab; hier weitet sich die Ebene auf eine Breite von eineinhalb Kilometern aus. Das historische Ortszentrum liegt am Eingang eines Tals, das zwei Hügel des Tafeljuras voneinander trennt. Im Nordwesten liegt der Achenberg, im Südosten das Hörndli. Beide Hügel weisen sehr steile Flanken auf und gehen in ein weitläufiges Hochplateau über.

Die Fläche der Gemeinde beträgt 652 Hektaren, davon sind 285 Hektaren bewaldet und 170 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt liegt auf 521 Metern auf dem Achenberg-Plateau, die tiefste Stelle befindet sich auf 318 Metern am Rhein.

Nachbargemeinden sind Küssaberg im Norden, Rekingen im Osten, Tegerfelden im Süden, Döttingen im Südwesten, Klingnau im Westen und Rietheim im Nordwesten.

Geschichte

Funde beweisen, dass die Gegend von Zurzach bereist um 3000 v. Chr. besiedelt war, also während der Jungsteinzeit; weitere Funde stammen aus der Bronzezeit (1200 v. Chr.). Um 400 v. Chr. entstand eine keltische Siedlung namens Tenedo. Nach der Niederlage des keltischen Stammes der Helvetier gegen die Truppen von Julius Caesar bei Bibracte (58 v. Chr.) waren die Römer die neuen Herrscher. Tenedo wurde zu einem wichtigen Stützpunkt in der Nähe des Legionslagers Vindonissa; eine Brücke über den Rhein, eine Wehranlage (Kastell und später Doppelkastell) und eine beachtliche Siedlung wurden errichtet. Der Grenzposten Tenedo wurde im Jahre 401 von den Römern aufgegeben, als diese sich über die Alpen nach Italien zurückzogen.

Eine bedeutende Rolle für die Entwicklung Zurzachs bildete die Verehrung der Heiligen Verena. Die vermutlich aus Theben in Ägypten stammende Verena kam auf ihren Reisen in das Gebiet der heutigen Schweiz, wo sie als Christin verfolgt wurde. Nachdem sie in Solothurn (Salodurum) zuerst eingekerkert und später freigelassen worden war, zog sie weiter flussabwärts nach Tenedo. Dort pflegte sie bis zu ihrem Tod (344) die Armen und Kranken. Über ihrem Grab wurde eine Kirche errichtet, die sich zu einem bedeutenden Wallfahrtsort entwickelte. Im Jahre 888 gingen Zurzach und die Wallfahrtskirche in den Besitz des Klosters Reichenau über. Diese wiederum mussten den Ort im Jahre 1279 wegen finanziellen Problemen an das Bistum Konstanz weiterverkaufen. Im Mittelalter entwickelte sich Zurzach zu einem bedeutenden Messeort.

Thermalbad mit Turmhotel
Salzbohrtürme (Salinen)

Im Jahr 1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und Zurzach gehörte fortan zur Grafschaft Baden, einer Gemeinen Herrschaft; die Bedeutung der Messe nahm in der Folge sogar noch zu. Händler aus der ganzen Eidgenossenschaft, aus Süddeutschland, ja sogar aus den Niederlanden und Polen kamen nach Zurzach, um ihre Waren anzupreisen. Höhepunkt war jeweils der Verenatag am 1. September. Die Händler profitierten vom Zollfreistatus des Marktfleckens und der günstigen Lage in der Nähe der Mündung der Aare in den Rhein.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in der Eidgenossenschaft ein und riefen die Helvetische Republik aus. Zurzach wurde Distriktshauptort im Kanton Baden. Seit der Gründung des Kantons Aargau im Jahre 1803 ist Zurzach Bezirkshauptort. Die Messe verlor im 19. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung; 1855 fand die letzte Ledermesse statt. Da seit der Reformation von 1529 auch die Wallfahrten markant zurückgegangen waren, drohte Zurzach in die Bedeutungslosigkeit abzusinken.

Doch es ging wieder aufwärts: 1872 wurde die erste Textilfabrik durch Jakob Zuberbühler gebaut, am 1. August 1876 die Rheintaleisenbahn zwischen Koblenz und Winterthur eröffnet, 1907 die heute noch bestehende Brücke über den Rhein errichtet. 1914 wurde bei Zurzach ein unterirdisches Salzlager entdeckt, das mit Salinen ausgebeutet wurde. Die Schweizerische Sodafabrik (heute Solvay) liess sich hier nieder und entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem international tätigen Chemiekonzern. Bei den Salzbohrungen entdeckte man auch eine Thermalquelle, die aber zunächst wieder zubetoniert wurde.

Erst vierzig Jahre später ging man daran, Kapital aus dem heissen Heilwasser zu schlagen. Am 5. September 1955 wurde die Quelle erneut angebohrt und die ersten Kurgäste kamen nach Zurzach. Ab 1957 wurde das mineralhaltige Wasser auch in Flaschen abgefüllt. Zurzach entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Thermalkurorte der Schweiz. 1973 wurde eine Rheuma- und Rehabilitationsklinik eröffnet, 1991 ein Fortbildungszentrum für Physio- und Ergotherapie.

Sehenswürdigkeiten

Fassade des Verenamünsters
Innenraum des Verenamünsters
  • Ortszentrum: Obwohl Zurzach nie das Stadtrecht besass, verleihen die geschlossenen Häuserzeilen im Zentrum dem Ort ein kleinstädtisches Gepräge. Die zahlreichen Messehäuser erinnern an die grossen internationalen Märkte, die bis 1855 hier stattfanden.
  • Verenamünster: Entstand über dem Grab der heiligen Verena in einem römischen Gräberfeld; frühromanisches Langhaus (um 1000), gotischer Chorturm (1347), 1733 im Barockstil umgebaut durch Johann Caspar Bagnato. Dient seit 1876 als katholische Pfarrkirche und wird heute noch von Hilfe suchenden Menschen besucht, wenn auch in weit geringerem Masse als im Mittelalter.
  • Obere Kirche: 1517 erbaute, spätgotische Kirche; 1763 im Rokoko-Stil umgebaut; dient seit 1944 als Konzertsaal; Dauerausstellung mit Werken des niederländischen Malers Pieter van de Cuylen.
  • Schloss Bad Zurzach: Ende des 19. Jahrhunderts erbaute herrschaftliche Villa "Himmelrych" des Industriellen Jakob Zuberbühler; Ausstellung des deutschen Malers August Deusser; bedeutende Uhrensammlung.
  • Kastellruinen auf dem "Buck"
  • Bezirksmuseum Höfli: in ehem. Chorherrenhaus; Ausstellung zur römischen und frühmittelalterlichen Geschichte der Region.
  • Restaurierte Barzmühle

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1900 1287
1930 1849
1950 2401
1960 2694
1970 3098
1980 3068
1990 3594
2000 3899

Am 31. Dezember 2004 lebten 4045 Menschen in Zurzach, der Ausländeranteil betrug 31,0 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 44,4 % römisch-katholisch, 29,5 % reformiert, 3,1 % christlich-orthodox und 7.9 % moslemisch; 1,4 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 82,9 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 3,3 % Serbokroatisch, 3,2 % Italienisch, 2,7 % Albanisch, 2,0 % Portugiesisch, 1,6 % Türkisch, 0,7 % Englisch.

Behörden

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Die 5 Gemeinderäte sind:

  • Franz Nebel, Gemeindeammann
  • Meinrad Moser, Vize-Gemeindeammann
  • Roland Mauchle
  • Marie-Therese Spuhler
  • Catherine Schindler Kündig

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Zurzach zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Baldingen, Böbikon, Endingen, Mellikon, Rekingen, Rietheim, Tegerfelden und Unterendingen verantwortlich ist.

Wirtschaft

In Zurzach gibt es rund 2800 Arbeitsplätze, davon 1 % in der Landwirtschaft, 18 % in der Industrie und 81 % im Dienstleistungssektor. Der Hauptfaktor des wirtschaftlichen Geschehens ist das Thermalbad. Das 40°C warme, salzhaltige Wasser wird aus einer Tiefe von 1000 Metern hoch gepumpt. Die moderne Badanlage, zahlreiche Kurhotels und eine Rehabilitationsklinik machen Zurzach zu einem bedeutenden Touristenort. Das Wasser wird auch in Flaschen abgefüllt und in der ganzen Schweiz als Mineralwasser vertrieben. Weitere wichtige Arbeitgeber sind der weltweit tätige Chemiekonzern Solvay, der Unterwäschehersteller Triumph und das Transport- und Logistikunternehmen Indermühle.

Verkehr

Züge der SBB verkehren nach Baden, Waldshut und Winterthur; in Waldshut besteht Anschluss an die DB-Schnellzüge nach Basel. Postautolinien führen nach Baldingen und Brugg, eine weitere Buslinie über die Grenze nach Tiengen.

Zurzach liegt an der Hauptstrasse Basel-Winterthur. Der Durchgangsverkehr zwängte sich bis vor wenigen Jahren durch das historische Ortszentrum. Heute jedoch sorgt ein Tunnel unter dem Dorfkern hindurch für Entlastung.

Bildung

In Zurzach werden in vier Schulhäusern alle Stufen der obligatorischen Volksschule (Primar-, Real-, Sekundar- und Bezirksschule) unterrichtet. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.

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