Waldmeister
Waldmeister | ||||||||||||
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![]() Waldmeister (Galium odoratum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Galium odoratum | ||||||||||||
(L.) Scop. |
Der Waldmeister (Galium odoratum, Syn.: Asperula odorata) ist eine Pflanzenart der Gattung der Labkräuter (Galium) mit quirlig stehenden, schmalen Blättern, unterirdisch kriechendem Wurzelstock, weißen Blüten und borstigen Früchten. Die Pflanze enthält Cumarin und wird für Waldmeisterbowle verwendet.
Merkmale
Der Waldmeister ist eine ausdauernde krautige Pflanze und ein Hemikryptophyt. Er erreicht Wuchshöhen von 15 bis 30 cm. Seine Stängel sind glatt und vierkantig. Die Blätter sind einadrig und stehen zu sechst bis acht in Quirlen. Sie haben eine lanzettartig zugespitzte Blattform, sind über 5 mm breit und haben einen rauen Rand.

Die Blüten stehen in Thyrsen an der Stängelspitze zusammen. Die weiße Blütenkrone besitzt eine deutliche Kronröhre. Blütezeit ist April bis Mai.
Die Früchte sind trocken und zerfallen in zwei einsamige Teilfrüchte. Diese sind eiförmig, 2 bis 3 mm lang und mit hakigen Borsten besetzt. Damit klammern sie sich als Klettfrüchte an Fell, Gefieder oder auch Kleidungsstücken fest und können so weit verbreitet werden. Mittels kurzer unterirdischer Ausläufer kann sich der Waldmeister auch vegetativ vermehren.
In welkem und trockenem Zustand setzen die Pflanzen Cumarin frei, das den charakteristischen Waldmeistergeruch verursacht. Der Cumarin-Gehalt beträgt im Schnitt rund 1 % der Trockenmasse.[1] Weitere Inhaltsstoffe sind Iridoidglykoside, Asperulosid und Monotropein.
Verbreitung und Standorte
Waldmeister kommt in Höhen von bis zu 1.400 m in gemäßigten und kühlen Zonen von Nord- und Mitteleuropa sowie in Westsibirien vor. In Mitteleuropa wächst er am häufigsten in schattigen Rotbuchenwäldern, kommt aber auch in Eichen-Hainbuchenwäldern vor. Waldmeister bevorzugt frische, lockere, nährstoff- und basenreiche Böden und zeigt Lehmböden an.
Ökologie
Waldmeister gehört zu den Pflanzen, die ihre männlichen Staubgefäße früher ausbilden als die weiblichen Geschlechtsorgane, eine Strategie, die Fremdbestäubung fördert. Die Bestäubung erfolgt vor allem durch Bienen. Mehrere Spannerarten sind auf Labkräuter wie den Waldmeister als Raupenfutterpflanze spezialisiert, so z. B. der Dunkelrote Bergwald-Blattspanner (Catarhoe rubidata), der Weißbinden-Labkrautspanner (Epirrhoe rivata), der Rauchbraune Labkraut-Blattspanner (Lampropteryx suffumata) und der Schluchten-Labkrautspanner (Nebula tophaceata)[2].
Nutzung

Waldmeister ist eine Würzpflanze und wird etwa zur Herstellung von Waldmeisterbowle (z. B. Maibowle[3]) verwendet. Auch Berliner Weiße wird gerne mit Waldmeistersirup verfeinert.[4][5] Er wird auch als Mottenmittel, als Volksarzneipflanze und in der Homöopathie eingesetzt.[6] Waldmeister wirkt gefäßerweiternd, entzündungshemmend und krampflösend.[7] Die Droge, das vor der Blüte gesammelte und getrocknete Kraut, heißt herba Asperulae odoratae oder Galii odoratae herba.[1] Das typische Aroma verdankt der Waldmeister dem Cumarin. Der künstliche Geschmack nach Waldmeister, der vielen Lebensmitteln beigemengt ist, wird von 6-Methylcumarin erzeugt.
Waldmeister soll als Mittel gegen dämonische Kräfte verwendet worden sein. In Posen wurde Kühen, die nicht fressen wollten, Waldmeister mit etwas Salz gegeben. Hexen ließen sich angeblich durch eine Mischung von Waldmeister, Johanniskraut und Härtz Bilgen (Mentha pulegium?) vertreiben.[8]
Toxikologie
Waldmeister ist als wenig giftig bis kaum giftig eingestuft.[1] Das in der Pflanze enthaltene Cumarin kann Benommenheit und Kopfschmerzen sowie bei häufiger Nutzung Leberschäden hervorrufen. Seit 1974 ist die bis dahin verbreitete Aromatisierung mit Waldmeister bei Limonaden (Waldmeisterlimonade) und Süßwaren, die hauptsächlich von Kindern konsumiert wurden, in Deutschland verboten;[9] der Zusatz von Cumarin in Aromastoffen bei Lebensmitteln ist auf 2 Milligramm pro Kilogramm beschränkt.[10] Auch bei der Zubereitung von Maibowle wird eine Menge von höchstens 3 Gramm Frischdroge pro Liter Wein empfohlen, das entspricht zwei bis drei Pflanzen.[11] Der Cumaringehalt gewerbsmäßig hergestellter Maibowle und anderer alkoholischer Getränke darf in Deutschland 5 Milligramm pro Liter nicht überschreiten.[9]
Etymologie
Für den heute im Deutschen am weitesten verbreiteten Namen Waldmeister gibt es verschiedene Erklärungsvorschläge: Er wird gedeutet als ‚Meister des Waldes‘, also die erste und wichtigste Pflanze im Wald, oder auch im Sinne einer ‚im Walde wachsenden Pflanze mit meisterhafter Heilkraft‘.[12] Inhaltlich ähnlich sind die Trivialnamen im Serbischen, wo der Waldmeister prvenac (‚Erstling‘, ‚Anführer‘) genannt wird, im Französischen wo man ihn reine des bois (‚Königin der Wälder‘) nennt, und in der lateinischen Bezeichnung matrisylva (‚Waldmutter‘). Eine andere Vermutung ist, dass Waldmeister aus dem Namen Waldmeier[13] entstanden sei. Meier ist dabei die deutschsprachige Bezeichnung für die Gattung Asperula, der der Waldmeister früher als Asperula odorata zugeordnet wurde. Der Begriff Meier wird wiederum als Variante der Pflanzenbezeichnung Miere verstanden, die seit dem 15. Jahrhundert als myer bekannt ist.[14]
Außerdem wird der Name auch über eine hypothetische mittellateinische Form herba Walteri Magistri, die als Waltermeister ins Deutsche übertragen worden sein soll, mit den im 13. Jahrhundert belegten Bezeichnungen mittelenglisch herbe wauter und mittellateinisch herba Walteri in Verbindung gebracht.[15]
Die niederdeutsche Bezeichnung Wald-Mösch oder Möschen kann entweder auf eine Ableitung zu mos (‚Moos‘) oder ähnlich wie das französische (petit) muguet auf spätlateinisch muscus (‚Moschus‘) zurückgeführt werden.[16]
Einzelnachweise
- ↑ a b c L. Roth, M. Daunderer, K. Kormann: Giftpflanzen, Pflanzengifte. 4. Auflage, ecomed, Landsberg 1994, S. 364 (Nachdruck ISBN 3-933203-31-7)
- ↑ Schmetterlinge bei Floraweb
- ↑ S. Schönfeldt: Das große Ravensburger Buch der Feste und Bräuche: Durch das Jahr und den Lebenslauf. Maier, Ravensburg, 1987, ISBN 978-3-473-42349-1
- ↑ W. Fürst, K. Schuler: Gastgewerbliche Berufe: Grund- und Fachstufe, Troisdorf, 2002, ISBN 978-3-441-92650-4
- ↑ P. Hahn: Lexikon Lebensmittelrecht, Hamburg, 1998, ISBN 978-3-86022-334-5
- ↑ Manfred A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
- ↑ Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6
- ↑ Eduard Hoffmann-Krayer, Hanns Bächtold-Stäubli: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 9, De Gruyter, Berlin 1987, S. 62 ISBN 3-1101-6860-X
- ↑ a b Echter Waldmeister DGEinfo 05/2008 – Beratungspraxis, vom 2. Juni 2008
- ↑ Verbraucher, die viel Zimt verzehren, sind derzeit zu hoch mit Cumarin belastet. Gesundheitliche Bewertung des BfR Nr. 043/2006 des Bundesinstituts für Risikobewertung, S. 1, 16. Juni 2006 (PDF)
- ↑ E. Teuscher: Gewürzdrogen. Ein Handbuch der Gewürze, Gewürzkräuter, Gewürzmischungen und ihrer ätherischen Öle. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2003
- ↑ Duden – Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. Dudenverlag, Band 7, 2. Auflage, S. 799, Mannheim 1997 (Eintrag Wald)
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm online bei uni-trier.de
- ↑ Friedhelm Sauerhoff Pflanzennamen im Vergleich. Verlag Franz Steiner, 2001, S. 171 Seite bei Google Books ISBN 3-5150-7857-6
- ↑ Heinrich Marzell und Heinz Paul: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen I. Leipzig 1943 (Köln 2000, Nachdruck), S. 469ff. ISBN 978-3880599826
- ↑ Gerhard Madaus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel. Olms Verlag, (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938), 1999 ISBN 3-4870-5889-8
Literatur
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6
- Ingrid und Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen. Franckh-Kosmos Verlagsgesellschaft, 2004 ISBN 3-440-09387-5
- K. Hiller und M. F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. 2010, Spektrum Akademischer Verlag ISBN 978-3-8274-2053-4
Weblinks
- Waldmeister. auf FloraWeb.de
- Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
- Verbreitungskarte nach Hultén
- www.giftpflanzen.com
- Maitrank Bruderschaft Arlon (frz.)