Dampftriebwagen Bauart Thomas
Dampftriebwagen Bauart Thomas | |
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Hersteller: | ME, MAN, Hohenzollern |
Baujahr(e): | 1879 ff. |
Ausmusterung: | um 1900 |
Höchstgeschwindigkeit: | 40 km/h |
Treibraddurchmesser: | 1100 mm |
Zylinderdurchmesser: | 220mm |
Kolbenhub: | 360 mm |
Zylinderdruck: | 10 atü |
Rostfläche: | 0,52 m² |
Strahlungsheizfläche: | 34 m² |
Betriebsart: | Dampf |
Sitzplätze: | mehr als 80 |
Klassen: | 1., 2. und 3. |
Der Dampftriebwagen Bauart Thomas war ein doppelstöckiger Triebwagen nach einem Entwurf des Obermaschinenmeisters Georg Thomas, der bei der Hessischen Ludwigsbahn arbeitete.
Beschreibung
Ab den 1880er Jahren wurden bei einigen deutschen Eisenbahngesellschaften Dampftriebwagen (DTw) eingesetzt. Sie stellten ein Optimum zwischen Betriebskosten und Sitzplatzkapazität im Personennahverkehr her. Zu den ersten Bahngesellschaften, von denen sie eingesetzt wurden, zählte die Hessische Ludwigsbahn und die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen.
Georg Thomas entwickelte 1879 den nach ihm benannten Dampftriebwagen. Das dreiachsige Fahrzeug bestand aus einem einachsigen Antriebsteil sowie einem zweiachsigen doppelstöckigen Wagenteil. Diese waren starr gekuppelt und konnten nur in der Werkstatt getrennt werden. Der Kessel lag aus Platzgründen quer zur Fahrtrichtung.
Betrieblicher Nachteil war, dass die Fahrzeuge am Endbahnhof für die Rückfahrt gedreht werden mussten.
Einsatz bei der Hessischen Ludwigsbahn
Der erste Triebwagen der Bauart „Thomas“ wurde 1879 an die Hessische Ludwigsbahn zum Stückpreis von 27.000 Mark geliefert. Der Triebwagen war der erste Dampftriebwagen, der im öffentlichen Verkehr eingesetzt wurde. Zwei weitere folgten in den Jahren 1880. Die Triebwagen erhielten die Namen "Glück Auf" (1879), "Puck" (1880) und "Gnom" (1880). Die Antriebsteile baute die Maschinenfabrik Esslingen, den Wagenteil die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg.
Die Fahrzeuge waren im unteren Bereich mit allen drei Wagenklassen ausgestattet. Der obere Bereich war ein Großraum dritter Klasse. Im unteren Bereich standen vier Fensterachsen zur Verfügung und die Sitze waren hier in vier Abteilen 2+3 angeordnet, wobei die dritte Klasse und die Polsterklassen je ein Großraumabteil von zwei Fensterachsen bildeten. In der Polsterklasse waren die Sitze an der Seite, an der sie breiter waren, der zweiten Klasse zugeordnet, auf der schmäleren Seite der ersten Klasse zugeordnet und dort mit zusätzlichen Türen gegenüber dem Gang als kleine Einzelabteile ausgebildet. Eines der beiden Abteile erster Klasse war für „Damen“ reserviert. Die dritte Klasse wies so 60, die Polsterklassen 20 Sitzplätze auf.
Die Fahrzeuge wurden zunächst auf der Odenwaldbahn zwischen Darmstadt und Erbach eingesetzt, ab 1881 zwischen Rosengarten, Mannheim und Bensheim. Dabei verkehrten sie in der Regel mit zwei oder drei weiteren, angehängten Wagen.
Die Fahrzeuge gelangten 1897 mit der Verstaatlichung der Hessischen Ludwigsbahn an die Preußisch-Hessische Eisenbahngemeinschaft und wurden zwischen 1893 und 1910 ausgemustert. Die Wagenteile wurden mit zusätzlich angebrachter Pufferbohle noch weiter als Personenwagen eingesetzt.
Einsatz bei anderen Bahnen
Die Dampftriebwagen der Bauart Thomas wurden in einer relativ großen Stückzahl bei verschiedenen Bahnen über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten eingesetzt:
- Zwei weitere Dampftriebwagen wurden 1883 an die Oels–Gnesener Eisenbahn–Gesellschaft als Nr. 1 sowie 2 geliefert. Weitgehend baugleich mit dem DTw der Hessische Ludwigsbahn, hatten diese eine Blech- und keine Holzverkleidung. Die Antriebsteile hingegen stammten von der Lokomotivfabrik Hohenzollern, Düsseldorf.
- Ebenfalls 1883 erhielt die KED Elberfeld zwei DTw der Bauart Thomas, ebenfalls von der Firma Hohenzollern (Fabriknummern: 275 und 276), die als „Elberfeld 1“ und „2“ bezeichnet wurden. Der Wagenteil war etwa ein Meter länger als die bei den von der Maschinenbau-AG Nürnberg gelieferten Wagen und verfügte über einen separaten Postraum.
- Die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen bezogen drei Fahrzeuge der Bauart Thomas (Hz 0), die in der Ausführung denen für die Eisenbahn Oels–Gnesen sehr ähnlich waren. Die Heizfläche des Antriebsteil war geringfügig größer und das Obergeschoss des Wagenteils war wieder mit Holz verkleidet. Die als „A“, „B“ sowie „C“ bezeichneten Fahrzeuge waren zuerst im Raum Löbau/Zittau, später im Raum Pirna/Meuselwitz eingesetzt. Sie wurden vermutlich zwischen 1900 und 1902 ausgemustert.
- Bei den Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen.
Literatur
- Der doppelstöckige Thomas-Dampftriebwagen der Hessischen Ludwigsbahn. Ausführliche Beschreibung und Betriebsergebnisse der verschiedenen Versuchsfahrten und des Einsatzes auf der Odenwaldbahn = Beilage zum Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens. 1881.
- Peter Henkel: Der Dampftriebwagen nach Thomas. In: Die Bahn und ihre Geschichte = Schriftenreihe des Landkreises Darmstadt-Dieburg 2 (Hrsg.: Georg Wittenberger / Förderkreis Museen und Denkmalpflege Darmstadt-Dieburg). Darmstadt 1985, S. 69f.
- Deutsche Reichsbahn: Hundert Jahre deutsche Eisenbahnen. Jubiläumsschrift zum hundertjährigen Bestehen der deutschen Eisenbahnen. Berlin, 1935, S. 245.
- Lutz Uebel und Wolfgang Richter (Hrsg.): MAN - 150 Jahre Schienenfahrzeuge aus Nürnberg. Freiburg (EK-Verlag), 1994.