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Catherine Grey

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Catherine Grey (Miniatur von Levina Teerlinc)

Catherine Grey (auch Katherine, Katharine Gray) (* August 1540; † 26. Januar 1568) war die zweite Tochter von Henry Grey und Lady Frances Brandon, die jüngere Schwester der „Neun-Tage-Königin“ Jane Grey und ältere Schwester von Mary Grey. Neben der gebildeten Jane und der kleinwüchsigen Mary galt Catherine als Schönheit unter den Grey-Schwestern. Über ihre Mutter war sie eine Enkelin Mary Tudors, der jüngeren Schwester Heinrich VIII. und hatte somit einen Anspruch auf den Thron. Unter Königin Elisabeth I. fiel sie aufgrund ihrer heimlichen Heirat mit Edward Seymour, 1. Earl of Hertford in Ungnade und wurde auf Befehl der Königin bis an ihr Lebensende unter Arrest gestellt und von ihrem Ehemann getrennt.

Leben

Kindheit und Jugend

Catherine wurde im August 1540 als zweite überlebende Tochter von Henry Grey und Frances Brandon geboren. Ihr Großonkel, König Heinrich VIII., verfügte in seinem Testament, dass nach seinen drei eigenen Kindern Eduard VI., Maria I. und Elisabeth I. Frances Brandons Nachkommen den Thron erben sollten. Die Nachkommen seiner älteren Schwester Margaret Tudor, die schottischen Stuarts und Lady Margaret Douglas hingegen wurden übergangen. Als Tochter einer gebürtigen Prinzessin und eines an Bildung interessierten Vaters erhielt Catherine wie ihre ältere Schwester Jane Unterricht in Latein und Griechisch, sowie in Französisch und Italienisch.[1] Während ihre Schwester Jane für ihre Bildung berühmt wurde und Mary durch ihren kleinen Wuchs hervorstach, war Catherine bekannt für ihre Schönheit. Historiker vergleichen ihre Porträts mit denen ihrer Großmutter Mary Tudor[2], von der Erasmus von Rotterdam bewundernd sagte, dass „die Natur niemals etwas Schöneres geformt“ habe.

Henry Herbert, erster Ehemann Catherine Greys

Mit zwölf Jahren wurde Catherine am 21. Mai 1553 mit Henry Herbert, 2. Earl of Pembroke verheiratet, einem Neffen der verstorbenen Königin Catherine Parr. Am selben Tag heiratete ihre Schwester Jane Guildford Dudley, Sohn des Lordprotektors John Dudley, 1. Duke of Northumberland. Ziel der Eheschließungen war ein Bündnis des protestantischen Adels gegen eine katholische Gegenreformation.[3] Der junge König Eduard lag im Sterben und seine Erbin war nach Heinrichs Testament die katholische Prinzessin Maria. Auf dem Sterbebett änderte Eduard jedoch die Thronfolge und benannte statt seinen Schwestern Maria und Elisabeth die Greyschwestern als seine Erben. Zum Zeitpunkt der Heirat war Henry Herbert krank und als Catherine im Anschluss mit ihm nach Baynard's Castle zog, kümmerte sie sich um ihn.[4]

Während ihre Schwester Jane als neue Königin proklamiert wurde, blieb Catherine bei ihrem Ehemann. Die Ehe zwischen ihnen wurde wegen Catherines Jugend nicht vollzogen. Als Henry Herberts Vater Pembroke erkannte, dass sich Marias Sieg abzeichnete, war es ihm somit ein Leichtes, die Ehe zu annullieren und Catherine nach Hause zu schicken. Henry Herbert und Catherine, die sich in den letzten Wochen recht nahe gekommen waren, behaupteten vergeblich, ihre Ehe vollzogen zu haben, um zusammen bleiben zu können.[5] Es ist unbekannt, ob Catherine ihre Schwester Jane in den kommenden Monaten im Tower besuchte. Da Jane in ihrem letzten Brief an Catherine versucht, ihre Schwester über das verlorene Erbe ihres Vaters zu trösten, hält der Historiker Eric Ives einen Kontakt der beiden in Janes letzten Monaten für möglich.[6]

Nach der Hinrichtung Janes und ihres Vaters gelang es Frances Brandon schrittweise die Gunst der neuen Königin Maria zurückzuerlangen. Sechs Monate später wurde sie mit ihren Töchtern zurück an den Hof berufen, wo Catherine einen Platz als Maid of Honour erhielt, eine Bezeichnung für unverheiratete Hofdamen. Hier freundete sie sich mit Jane Seymour an, einer Tochter des gestürzten Lordprotektors Edward Seymour, 1. Duke of Somerset, die nach ihrer Tante Königin Jane Seymour benannt worden war. Sie wurde Catherine Greys beste Freundin. Im Sommer 1558, als Jane schwer krank wurde, begleitete die nun achtzehnjährige Catherine sie nach Hause nach Hanworth in Middlesex. Hier lernte Catherine die große Liebe ihres Lebens kennen: Janes Bruder Edward Seymour, 1. Earl of Hertford. Im Verlauf des Sommers bat Hertford schließlich seine Schwester, „das Thema Heirat mit Lady Catherine anzuschneiden.“[7] Seine Mutter unterstützte seine Pläne jedoch nicht und Catherines Rückkehr an den Hof beendete alle Spekulationen für den Moment.

Verhältnis zu Elisabeth

Nach Marias Tod war Catherine Grey laut Heinrichs Testament Elisabeths Heir Presumptive, ihre Erbin, bis Elisabeth selbst Kinder bekam. Allerdings hatten Elisabeth und Catherine kein gutes Verhältnis zueinander. Elisabeth empfand mögliche Nachfolger als Bedrohung, insbesondere aus den Reihen der Greys. Sie hatte nicht vergessen, dass der protestantische Adel sie und ihre Schwester Maria zugunsten von Jane Grey enterbt und zu Bastarden erklärt hatte.[8] Zudem bevorzugte sie Maria Stuart als ihre Erbin, da Maria als Enkelin von Heinrichs älterer Schwester nach dem damaligen Gesetz einen größeren Anspruch hatte als die Enkelinnen von Heinrichs jüngerer Schwester. Laut Leanda de Lisle verkörperte Maria das traditionelle Prinzip der Erbfolge innerhalb einer Dynastie[9], während Catherine Greys Anspruch durch das Parlament befürwortet wurde und somit den politischen Interessen des protestantischen Adels diente.

Königin Elisabeth I. bei ihrer Krönung

Catherine hatte erwartet, dass sie nach Elisabeths Thronbesteigung als offizielle Erbin ernannt und behandelt werden würde. Dennoch weigerte sich Elisabeth, einen Nachfolger zu benennen. Sie behielt Catherine am Hof, reduzierte ihren Rang unter den Hofdamen jedoch, so dass Catherine keinen uneingeschränkten Zugang zu den königlichen Privatgemächern mehr hatte. Der spanische Botschafter Feria berichtete, dass Catherine sich bei ihm beklagte, dass Königin Maria „sie stets freundlich behandelt hatte, doch nun erfahre sie nichts als Unhöflichkeit von Königin Elisabeth, die es nicht ertrug, sie als eine mögliche Nachfolgerin zu betrachten.“[10] Möglicherweise bestanden auch persönliche Spannungen zwischen den beiden, denn der englische Botschafter in Madrid schrieb 1559: „Sie sprach sehr hochnäsige und ungehörige Worte in Hörweite der Königin und im Beisein anderer.“[11]

Da Frankreich sich Maria Stuart mit ihrem Anspruch auf den englischen Thron als Dauphine gesichert hatte, waren die Spanier an einer ähnlich wertvollen Schachfigur interessiert. Der englische Botschafter warnte William Cecil daher, dass Spanien Pläne hegte, Catherine aus zu England entführen und nach Spanien zu bringen. Dort sollte sie Philipp II. oder Don Carlos heiraten und somit ein spanisches Gegengewicht zu Maria Stuart darstellen.[11] Catherine, die Hertford seit dem letzten Sommer nicht gesehen hatte, erhöhte Ferias Hoffnungen, indem sie ihm versprach, ohne seine Zustimmung nicht zu heiraten. Doch Feria wurde nach Spanien zurückgerufen und nach dem Tod des französischen Königs, Maria Stuarts Schwiegervater, waren die spanischen Sorgen um eine französische Invasion in England beruhigt.

Heimliche Heirat mit Edward Seymour

Edward Seymour, zweiter Ehemann Catherine Greys

Durch Catherines Platz in der Thronfolge war auch ihre Ehe von großer Wichtigkeit für Elisabeth. Eine Heirat bedurfte der Genehmigung der Königin. Catherine heiratete jedoch 1560 heimlich Edward Seymour, einen Neffen von Heinrich VIII. dritter Frau Jane Seymour, und hielt ihre Eheschließung monatelang geheim, bis sich herausstellte, dass sie schwanger war. Die einzige Zeugin der Heirat war bereits verstorben und die Heiratsurkunde nicht mehr auffindbar.

Im Tower

Elisabeth befürchtete eine Verschwörung und ließ Edward und Catherine in den Tower sperren. Die Ehe wurde für ungültig erklärt, da keine Dokumente vorlagen, und Edward Seymour wegen „Verführung einer Jungfrau von königlichem Blut“ zu einer Geldstrafe verurteilt. Damit war Catherines Sohn Edward, der 1561 im Tower zur Welt kam, ein uneheliches Kind und als solches keine Bedrohung für Elisabeth. Als Mutter eines „Bastards“ verlor Catherine Grey zudem die Unterstützung der Puritaner. Edward und Catherine bewohnten im Tower offiziell getrennte Zellen, bestachen jedoch die Gefängniswärter und trafen sich mehrfach. 1563 bekam Catherine im Tower einen zweiten Sohn, Thomas Seymour, und verlor damit endgültig Elisabeths Gunst. Als in London die Pest ausbrach, durfte sie jedoch den Tower verlassen und lebte eine Zeitlang unter Aufsicht auf dem Land.

Der Kanzleisekretär John Hales, Parlamentsmitglied und strenger Protestant, veröffentlichte ein Traktat, indem er sich für Catherine Greys Thronansprüche einsetzte. Für diese Schrift kam Hales ins Gefängnis, und Catherine Grey musste in den Tower zurückkehren. Sie starb 1568. William Neville: „In ihrer Erleichterung, dass sie sie endlich los war, zahlte Elisabeth sechsundsiebzig Pfund für ein prächtiges Begräbnis in der Kathedrale von Salisbury.“

Catherine Grey in der Dichtung

Der englische Dichter Thomas Fuller widmete Catherine Grey das Gedicht Lady Tearful.

Literatur

  • Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey : A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, ISBN 9780007219063
  • Agnes Strickland: Lives of the Tudor Princesses including Lady Jane Gray and her Sisters. 1868 Longmans, Green and Co., London

Einzelnachweise

<references>

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[9]

[10]

[11]

  1. a b Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey : A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 16
  2. a b Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey : A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 14
  3. a b Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey : A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 101
  4. a b Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey : A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 103
  5. a b Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey : A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 128
  6. a b Eric Ives: Lady Jane Grey: A Tudor Mystery. Malden MA; Oxford UK: Wiley-Blackwell 2009, ISBN 978-1-4051-9413-6.
  7. a b Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey : A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 175
  8. a b Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey : A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 124
  9. a b Leanda de Lisle: The Sisters who would be Queen: Mary, Katherine, and Lady Jane Grey : A Tudor Tragedy. Ballantine Books 2009, S. 199
  10. a b Agnes Strickland: Lives of the Tudor Princesses including Lady Jane Gray and her Sisters. 1868 Longmans, Green and Co., London, S. 197-198: "always treated her kindly, but now she experienced nothing but discourtesy from Queen Elizabeth, who could not bear to think of her as a possible successor"
  11. a b c Agnes Strickland: Lives of the Tudor Princesses including Lady Jane Gray and her Sisters. 1868 Longmans, Green and Co., London, S. 198: "She had spoken very arrogant and unseemly words in the hearing of the queen and others standing by."