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Naram-Sin (Akkad)

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Naram-Sîn (auch Naramsuen) war von 2260-2223 v. Chr. König von Akkad. Nach der sumerischen Königsliste war Naram-Sîn der Sohn des Manistušu und regierte 37 Jahre. Der Name bedeutet "Der von Sin geliebte".

Herrschertitel

Er führte die Titel des "Königs der vier Weltgegenden", "Gott von Akkad" und "Ehegatte der Ischtar Annunitum" und ließ seinen Namen mit dem Gottes-Determinativ schreiben, Eide wurden unter anderem in seinem Namen geschworen. In der Tat wurde ihm in der Ur-III-Zeit göttliche Verehrung dargebracht, wie auch seinem Großvater Sargon. Auf der Naram-Sin-Stele trägt er eine einfache Hörnerkrone, wie sie sonst nur niederen Gottheiten zusteht.

Regierungsverlauf

Die Regierung Naram-Sîns begann mit einem Aufstand babylonischer Städte, an dem auch Mari, Magan, Elam, Warahše im Osten, Mardaman und Šimurru teilnahmen. Ein großer Teil seiner Regierungszeit wurde durch Feldzüge eingenommen, die ihn noch weiter herumführten als den berühmmten Sargon, den Begründer der Dynastie. Im Zagros führte er Krieg gegen den räuberischen Gebirgsstamm der Lullubi unter König Anubanini. Im Norden scheint sich seine Herrschaft bis Urkeš im Gebiet der Hurriter gereicht zu haben.

In Tell Brak am oberen Chabur ließ er, wie Ziegelinschriften belegen, einen befestigten Palast anlegen, der auch große Magazine einschloß. Die hier ansässige Garnison kontrollierte vermutlich den Handel mit dem Hochland. In einigen Räumen wurden Getreidereste, in anderen Gold, Silber und Edelsteine gefunden. Ein großer Teil Nordsyriens befand sich zu dieser Zeit unter akkadischer Herrschaft. Naram-Sin erreichte das obere Meer (Mittelmeer), den Taurus und die Zedernberge des Amanus. Mit Byblos wurde Handel getrieben.

Nach einer Inschrift auf einer Streitkeule eroberte Naram-Sin Armanum, wo er den König Risch-Adad an die Pfosten des Eingangstores band, sowie Ebla und Elam. Naram-Sin soll der erste König gewesen sein, der Armanum und Ebla heimgesucht habe (allerdings hatte sich bereits Sargon der Eroberung Eblas gerühmt). Dieser Sieg wird auf 2275 v. Chr. oder 2250 v. Chr. angesetzt. Archäologisch konnte eine Eroberung von Ebla allerdings bisher nicht eindeutig belegt werden. Manche Forscher nehmen daher an, daß die Bezeichnung Eb/ibla der Keilschrifttexte nicht mit dem Tell Mardich identisch ist.

Naram-Sin rühmt sich auch des Sieges über Manuim, den König von Magan. Magan wird später als Bezeichnung von Ägypten benutzt, daher möchte S. N. Kramer Manium mit Menes gleichsetzen. Andere Forscher lokalisieren Magan jedoch in den Bergen von Oman.

Mehrere von Naram-Sins Töchtern bekleideten hohe Positionen in den Städten des Reiches. En-me Nana war Priesterin des Sin in Ur (belegt durch einen Siegelabdruck aus Girsu), Tuta-napšum war Priesterin in Nippur und Sum-šani war Priesterin in Nippur. Wie bei Sargons Tochter Encheduanna, Priesterin des Nana in Ur, kann man davon ausgehen, daß sie alle neben religiösen Funktion auch die politische Kontrolle über die entsprechenden Städte innehatten oder diese zumindest mit beeinflußten. Ein Siegel seiner Tochter Tar'am-Agade wurde in Urkeš am Chabur gefunden. Da es eine Tierkampfszene (ein nackter Held bezwingt einen Wasserbüffel) zeigt, nehmen Buccellati und Kelly-Buccellati an, daß sie keine Priesterin war, sondern eine politische Funktion wahrnahm. Vielleicht war sie die Gemahlin des dortigen endan.

Daß Naram-Sin mit Elam einen Vertrag schloß (dessen elamitische Version erhalten ist), wird als Indiz dafür gedeutet, daß er diesen Staat nicht mehr niederwerfen konnte wie die Kriegsgegner vor ihm - Anzeichen des beginnenden Niederganges. In der Folge wurde Elam unter Kutik-inšušuinak völlig selbständig.

Naram-Sin-Stele, Paris
Naram-Sin-Stele, Paris

Naram-Sins Nachfolger war sein Sohn Sar-kali-šarri, mit dessen 25 jähriger Regierungszeit das Reich von Agade endete. Nach altbabylonischen Überlieferungen war am Untergang des Reiches ein Frevel Naram-Sins gegen den Gott Enlil schuld, der den ekur in Nippur plünderte. Danach verließ Inanna Akkad und es kam mit dem "Volk, welches keine Zügel duldet" solches Unheil über Akkad, dass der Meerfahrer sein Boot nicht mehr segeln konnte, der Königsbote seinen Weg nicht vollenden konnte, die Felder kein Korn vervorbrachten, die Fischteiche keine Fische, die Stadttore zu Staub wurden und Räuber auf den Straßen hausten. Schließlich beschlossen die Götter, daß Akkad zerstört werden müsse, um die anderen Städte Mesopotamiens zu retten.

Bildwerke

  • Die 2 m hohe Naram-Sin Stele (heute im Louvre) zeigt den König in kurzem Schurz, mit bloßem Oberkörper und mit Hörnerkrone, wie er im Bergland besiegten Lullubi gegenübertritt. Er trägt Bogen und Stab. Ob der Feind ihm gegenüber sich mit einem Speer selbst entleibt oder vom Pfeil des Großkönigs getroffen ist, läßt sich nur schwer entscheiden. Die Stele war ursprünglich in Sippar aufgestellt, wurde aber in Susa gefunden, wohin sie von den siegreichen Elamitern verschleppt worden war.
  • Eine weitere Stele des Naram-Sin stammt aus Pir Hüsseyn (Türkei). Sie besteht aus Diorit und zeigt den Herrscher, wie er einen Feind erschlägt.
  • Auch ein Felsrelief aus Darband-i-Gar in Turkestan wird ihm zugeschrieben.

Nachkommen

  • Sar-kali-šarri, König von Akkad 2223-2198
  • Lipitili, ensi (Stadthalter) von Marad
  • Tar'am-Agade, Königin von Urkeš?
  • En-me Nana, EN-Priesterin in des Nana in Ur
  • Tuta-napšum, Priesterin in Nippur
  • Sum-šani, Priesterin in Sippar.

Literatur

  • Ch. Bermant/M. Weitzman, Ebla (Gütersloh 1979).
  • Giorgio Buccellati/Marilyn Kelly-Buccellati, Das archäologische Projekt Tall Mozan/Urkeš. MDOG 131, 1999, 7-16.
  • J. Botteró, das erste semitische Großreich. In: Elena Cassin (Hrsg.), Die Altorientalischen Reiche I, vom Paläolithikum bis zur Mitte des 2. Jahrtausends (Frankfurt 1965), 91-129.
Vorgänger:
Manistušu
Liste der Könige von Akkad Nachfolger:
Sar-kali-šarri