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Winston Churchill

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Winston Churchill
Winston Churchill
Winston Churchill von Yousuf Karsh
Amtszeiten: 1.) 10. Mai 1940 - 27. Juli 1945
2.) 26. Oktober 1951 - 7. April 1955
Vorgänger: 1.) Neville Chamberlain
2.) Clement Attlee<br
Nachfolger: 1.) Clement Attlee
2.) Anthony Eden
Geburtsdatum: 30. November 1874
Geburtsort: Blenheim Palace, Oxfordshire, England
Partei: Konservative Partei, Liberale Partei

Sir Winston Leonard Spencer Churchill (* 30. November 1874; † 24. Januar 1965); britischer Staatsmann, bekleidete zweimal das Amt des Premierministers und führte Großbritannien durch den Zweiten Weltkrieg.


Herkunft, Schule, Militär

Winston Churchill war der Sohn des britischen Politikers Lord Randolph Churchill und der amerikanischen Millionärstochter Jennie Jerome. Churchill entstammte väterlicherseits dem englischen Hochadel, da Lord Randolphs Vater der siebte Herzog von Marlborough war. Als dessen dritter Sohn erbte Randolph jedoch nicht den Herzogstitel; sein eigener Sohn Winston gehörte wieder dem Bürgertum an, bis er aufgrund seiner Verdienste in den Adelsstand erhoben wurde.

Winston Churchill kam im Blenheim Palace, dem Schloss seines Großvaters, zur Welt. Seine Herkunft sicherte ihm später die Aufnahme in renommierte Internate und als Offizier in die Armee, obwohl seine Leistungen als Schüler eher mangelhaft waren. Von 1881 bis 1892 besuchte er Eliteschulen in Ascot, Brighton und Harrow. Das englische Erziehungssystem wiederstrebte ihm jedoch so sehr, dass er mehrfach sitzen blieb.

Nach der Schulzeit bewarb Churchill sich für das Militär, fiel zweimal durch die Aufnahmeprüfung, kam 1893 als Kadett nach Sandhurst und landete schließlich, mit 21 Jahren, als Kavallerie-Leutnant beim 4. Husarenregiment. Hier erkannte er, wozu er wirklich berufen schien: zum "Krieger".

Außerdem zeigte sich nun ein weiteres Talent: Fern des schulisches Drucks las Churchill sich quer durch die Literatur und begann kurz darauf selbst zu schreiben. Bis zu seinem Lebensende sollte er als Journalist und Buchautor einen geschliffenen Stil pflegen, der ihm sogar den Nobelpreis einbrachte.

Zwischen 1895 und 1901 erlebte Churchill als aktiver Soldat und als Kriegsberichterstatter fünf verschiedene Kriege in Kuba sowie in Indien und anderen Teilen des Britischen Empire. Im Sudan nahm er am letzten Kavalleriegefecht der Weltgeschichte teil. Im Burenkrieg gelang ihm nach der Gefangennahme eine spektakuläre Flucht. Sein Buch über dieses Abenteuer und seine Kriegsberichte machten Churchill in England bekannt.

Rascher Aufstieg als Politiker

Bereits 1899 hatte er sich vergeblich um einen Sitz im Unterhaus bemüht. Nach seiner Rückkehr aus dem Burenkrieg zog er im März 1901 als frischgewählter Konservativer (Tory) für den Wahlkreis Oldham ins Parlament ein. Sein erster spektakulärer Auftritt dort war der demonstrative Übertritt zu den Whigs, den Liberalen am 31. Mai 1904. Grund dafür war der Streit um die Frage "Freihandel oder Schutzzoll". Bei den Liberalen wanderte er auf der politischen Skala immer mehr nach links und galt schließlich in der Öffentlichkeit wie sein Förderer David Lloyd George als wilder aber auch bewundernswerter Sozialrevolutionär. Bei den Konservativen regelrecht verhasst, überraschte er Freund und Feind in den Jahren nach 1906 durch seine Fähigkeiten als Unterstaatssekretär für die Kolonien, als Wirtschafts- und als Innenminister. Gerade als sich der deutsch-britische Flottenkonflikt zuzuspitzen begann, machte Premierminister Herbert Henry Asquith Churchill 1911 zum 1. Lord der Admiralität, d.h. zum Marineminister. Drei Jahre zuvor, 1908, hatte Winston Churchill Clementine Hozier geheiratet.

Winston Churchill während des Ersten Weltkriegs

Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs bestimmte Winston Churchill als Kabinettsmitglied und Oberbefehlshaber der Royal Navy Englands Kriegspolitik zunächst entscheidend mit. Dabei scheute er nicht vor schweren Kompetenzüberschreitungen zurück, etwa als sich er im Spätsommer 1914 in die Operationen der britischen Expeditionsstreitkräfte in Belgien einmischte und auf eigene Faust die Verteidigung Antwerpens zu organisieren suchte.

Zu einem Desaster wurde sein strategisch im Grunde brillanter Plan, die Kriegsgegner Deutschland und Österreich im Süden über die mit ihnen verbündete Türkei anzugreifen. Doch das Landeunternehmen vorwiegend britischer, australischer und neuseeländischer Truppen auf der Halbinsel Gallipoli an den Dardanellen wurde blutig zurückgeschlagen.

Churchill musste für die Niederlage die Verantwortung übernehmen und musste am 18. Mai 1915 als 1. Seelord zurücktreten. Im November des selben Jahres meldete er sich freiwillig zur Armee und ging als einfacher Major an die Front nach Frankreich, wo er ein Battaillon befehligte. Nach einem steilen Aufstieg schien Churchills Karriere in einem tiefen Sturz zu enden. Aber schon 1916 bewarb er sich wieder erfolgreich um einen Unterhaussitz, und 1917 holte ihn Lloyd George, der mittlerweile Asquith als Premier abgelöst hatte, als Rüstungsminister zurück ins Kabinett.

Erneuter Aufstieg und Fall zwischen den Kriegen

Bis zum Sturz des liberalen Kabinetts Lloyd George im Jahr 1922 übernahm Churchill nacheinander die Ämter des Kriegs- und Luftfahrtministers und des Kolonialministers. Nach zwei Jahren politischer Abstinenz und 20 Jahre nach seinem ersten Parteiwechsel, trat er 1924 erneut in die Konservative Partei ein. Noch im November trat er als Schatzkanzler in die konservative Regierung des neuen Premiers Stanley Baldwin ein, das er bis zu dessen Abwahl im Jahr 1929 ausübte.

Ein Jahr später überwarf Churchill sich mit dem früheren Premier und Chef der Konservativen, wegen dessen angeblich zu nachgiebiger Haltung gegenüber der indischen Unabhängigkeitsbewegung unter Gandhi (den er einen halbnackten Fakir nannte. Er trat deshalb 1930 aus Baldwins Schattenkabinett aus.

Ganz anders als in seinen frühen Jahen als Politiker galt Churchill nun nahezu als als wüster Reaktionär. Insbesondere seine scharfe Ablehnung der Appeasementpolitik, der Beschwichtigung und des Nachgebens gegenüber Hitler-Deutschland brachte ihm den Ruf eines kriegslüsternen Militaristen ein. Churchill war in den 10 Jahren vor Beginn des 2. Weltkriegs politisch erledigt, ein Mann, der seine Zukunft hinter sich hatte.

Er zog sich auf seinen Landsitz Chartwell in Kent zurück, wo er sich in den nächsten Jahren seinen journalistischen und schriftstellerischen Ambitionen widmete. In der Zeit des "inneren Exils" entstanden u.a. seine groß angelegte Biographie seines Ahnherrn Marlborough und die vierbändige Geschichte der englischsprachigen Völker.

Als Politiker war fast vergessen, als Hitler dem britischen Volk und der politischen Klasse in England klar machte, wie recht Churchill mit seinem Misstrauen gegen ihn gehabt hatte. Der Kriegsausbruch brachte den Warner und Mahner sofort ins Kabinett von Premierminister Neville Chamberlain.


Als Premierminister während des Zweiten Weltkrieges

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Churchill erneut zum 1. Lord der Admiralität ernannt. Nach der schweren Niederlage der verbündeten englischen und französischen Truppen im deutschen Frankreichfeldzug im Frühjahr 1940 wurde der Rücktritt Chamberlains unvermeidlich, zumal er einer der Verfeschter des Appeasement gewesen war. Als Premier kam nur Winston Churchil in Frage. Am 10. Mai 1940 bildete er eine Allparteienregierung, in der er neben dem Amt des Premierministers auch noch das des Kriegsministers übernahm.

Seine ersten großen Herausforderungen bestanden in der erfolgreichen Evakuierung des geschlagenen britischen Expeditionskorps aus Dünkirchen im Juni 1940 und die Verhinderung einer deutschen Invasion in der Luftschlacht um England, die im August dieses Jahres ihren Höhepunkt erreichte.

Eine seiner ersten Handlungen war, dass er Max Aitken für die Flugzeugproduktion verantwortlich machte. Aitken schaffte es, die Produktion sehr wirksam zu erhöhen und hatte damit möglicherweise einen entscheidenden Anteil am Erfolg der Royal Air Force während der Luftschlacht um England.

Die erste Rede, die er als Premierminister hielt, wurde später als die "Blut, Schweiß und Tränen"-Rede berühmt. Mit solchen Reden schaffte Churchill es, die Moral der Briten hochzuhalten. Sein gutes Verhältnis zum US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt sicherte dem Königreich die lebenswichtige Versorgung des Landes über den Nordatlantik.

Churchill war einer der treibenden Kräfte hinter den Verträgen, die Europa und Asien nach dem zweiten Weltkrieg umgestalten sollten. Auf der Konferenz von Jalta schlug er den Rückzug Japans aus Korea und eine Grenze zwischen Nord- und Südkorea vor. Vorschläge für die Grenzen europäischer Länder wurden bereits 1943 zwischen Roosevelt und Churchill besprochen; sie wurden im Potsdamer Abkommen zwischen Truman, Churchill und Stalin offiziell beschlossen.

Eine der dort festgelegten Grenzen war die zwischen dem zukünftigen Ostdeutschland und Polen an der Linie von Oder und Neisse, wodurch Polen durch den Gebietsverlust an die Ukraine entschädigt wurde. Churchill unterstützte die Vertreibung der Bevölkerung aus den Gebieten, die durch die neuen Grenzen den Besitzer gewechselt hatten, sowie die Vertreibung nationaler Minderheiten, was man heute als "ethnische Säuberung" bezeichnen würde.

Letzte Jahre

Auszeichnungen

Zitate

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Winston Churchill

Winston Churchill war es, der den Begriff des Eisernen Vorhangs, bei seiner Rede in Fulton, Missouri am 5. März 1946, bekannt machte: "From Stettin in the Baltic to Trieste in the Adriatic an iron curtain has descended across the Continent." (Von Stettin an der Ostsee bis Triest an der Adria ist ein Eiserner Vorhang über den Kontinent heruntergekommen.)

Nach dem Erfolg der Royal Air Force bei der Luftschlacht um England: "Never in the field of human conflict was so much owed by so many to so few" (In der Geschichte menschlicher Konflikte hatten noch nie so viele so wenigen so vieles zu verdanken.)

In einer Rede an das Parlament am 13. Mai 1940: "I have nothing to offer but blood, tears, toil and sweat." (Ich habe nichts anzubieten als Blut, Tränen, Mühsal und Schweiß.)