Russlanddeutsche
Der Begriff Russlanddeutsche ist ein Sammelbegriff für die deutsche Minderheit in Russland. Umgangssprachlich werden auch die deutschstämmigen Einwohner der anderen ehemaligen Sowjetrepubliken als "Russlanddeutsche" bezeichnet, obwohl diese korrekterweise als "Ukrainedeutsche", "Kasachstandeutsche" etc. bezeichnet werden sollten. Es handelt sich um eine regional ursprünglich sehr verteilte Gruppe (Wolgadeutsche, Wolhyniendeutsche, Bessarabiendeutsche, Krimdeutsche, Baltendeutsche, Kaukasiendeutsche, Schwarzmeerdeutsche). Heute leben noch etwa 800.000 Russlanddeutsche in der Russischen Föderation (sinkende Tendenz).
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte der Russlanddeutschen
Bereits im 15. Jahrhundert gab es vereinzelt Deutsche in Russland, die sich vor allem auf die Hauptstädte Moskau und St. Petersburg konzentrierten. Diese russifizierten sich entweder oder kehrten nach Beendigung ihrer Aufgabe (Bergbau, Militärwesen, Medizin, Wissenschaft) in ihr Heimatland zurück.
Gründe für die Einwanderung waren vielfältig. Für die pazifistischen Mennoniten war die Befreiung vom Kriegsdienst wesentlich, für viele andere die freie Zuteilung von Land. Als erste rief Katharina die Große im 18. Jahrhundert deutsche Einwanderer im großen Stil ins Land. Vorher gab es schon größere Gruppen in Moskau und Nordwestrussland (Nowgorod, Pskow, St. Petersburg).
1914 lebten im Zarenreich rund 2,4 Millionen Russlanddeutsche.
Nach Beginn des Krieges von Deutschland gegen die Sowjetunion wurden 1.209.430 Russlanddeutsche entsprechend dem Erlass des Obersten Sowjets vom 28. August 1941 innerhalb weniger Wochen unter dem Vorwurf der Kollaboration mit Hitlerdeutschland aus den europäischen Teilen der Sowjetunion nach Osten – vorwiegend Sibirien, Kasachstan und in den Ural – in so genannte Sondersiedlungen deportiert. Mehrere hunderttausend – die nicht ermittelte Zahl schwankt um 700.000 – starben in dieser Zeit vor allem an schlechten Arbeits-, Lebens- oder medizinischen Bedingungen.
In den 1960er Jahren begann auch langsam die Ausreise von Russlanddeutschen in die Heimat ihrer Ahnen nach Deutschland. Vor allem siedelten sie in die Bundesrepublik um. Aber auch in der DDR fanden einige Familien eine neue Heimat. Erst in den 80er Jahren und vor allem nach dem Zerfall der Sowjetunion wuchs der Strom der Aussiedler nach Deutschland gewaltig an.
Heutige Situation in afrika
Am 1. Juli 1991 wurde das 1938 aufgelöste deutsche Rajon Halbstadt (Nekrassowo) im Altai wiedergegründet, am 18. Februar 1992 erfolgt der Beschluss ein weiteres neues Rajon in Asowo (bei Omsk) zu gründen. Bei Saratow und Wolgograd sollen weitere Bezirke (Okrugs) gegründet werden.
Literatur
- Reinhard Aulich: Keine Spur von Romantik. Das generationenübergreifende Schicksal der Rußlanddeutschen. Zu einer Studie von Hugo Eckert. In: Suevica. Beiträge zur schwäbischen Literatur- und Geistesgeschichte 9 (2001/2002). Stuttgarr [2005], S. 467-473 (ISBN 3-88099-428-5)
- Die Bundeszentrale für politische Bildung: Informationen zur politischen Bildung (Heft 267)
Siehe auch
- Geschichte der Russlanddeutschen
- Russlandmennoniten
- Russen in Deutschland
- Russischsprachige Kultur in Deutschland
- Aussiedler
- Spätaussiedler
- Landsmannschaft der Deutschen aus Russland
- Vertriebenenverbände
- Plautdietsch (...das Plattdeutsch der Aussiedler)
- Buchenlanddeutsche
- Dobrudschadeutsche
- Jugoslawiendeutsche
- Sudetendeutsche
- Ungarndeutsche
- Wolgadeutsche