Zum Inhalt springen

Powerviolence

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. März 2011 um 09:57 Uhr durch Siechfred (Diskussion | Beiträge) (Subgenres). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Grindcore

Entstehungsphase: Mitte der 1980er Jahre
Herkunftsort: Großbritannien und USA
Stilistische Vorläufer
Hardcore Punk, Crustcore
Genretypische Instrumente
E-GitarreSchlagzeugE-Bass
Subgenres
Cybergrind, Deathgrind, Porngrind, Powerviolence, Goregrind

Grindcore ist ein Musikstil, der seine Wurzeln im Hardcore Punk und im Crustcore der frühen 1980er Jahre hat. Er entstand nahezu gleichzeitig in Großbritannien und in den USA. Da es weder Internet noch E-Mails gab, war Tape-Trading das wichtigste Medium im Austausch der regionalen Szenen. Als Underground-Kultur ist das D.I.Y.-System im Grindcore weit verbreitet, nur wenige Veröffentlichungen erfolgen bei Major-Labels.

Im Grindcore kommt die klassische Rock-Besetzung Schlagzeug - E-Gitarre - E-Bass zum Einsatz, seit den 1990er Jahren werden auch elektronische Instrumente wie Drumcomputer eingesetzt. Der Gesang ist oft bis zur Unverständlichkeit verfremdet und dem Screaming bzw. Shouting zuzuordnen. Typisch für die Musik ist der Einsatz von Blastbeats, die Geschwindigkeiten von 180 bpm und mehr erreichen können. Als Begründer der Genrebezeichnung - nicht aber des Genres selber - gilt der englische Schlagzeuger Mick Harris. Die Liedtexte waren anfangs meist sozialkritisch und politisch links ausgerichtet, im Laufe der Zeit kamen Themen wie Pornografie, Splatter und reine Spaßtexte hinzu.

Geschichte

Entstehung

Siege beim Battle of the Bands (1984)

Die Wurzeln des Grindcore liegen im Hardcore Punk der frühen 1980er Jahre. Grundlage war das Bestreben junger Musikgruppen, die Musik weiter zu radikalisieren. Zumeist als Punk-Bands gegründet, führten sie die Taktgeschwindigkeit der Musik zu bisher so noch nicht gespielten Extremen. Damit einher ging die Verwendung des gutturalen Gesangs. In den USA wurden Gruppen wie Siege oder Repulsion gegründet, in Großbritannien entstanden die Pionier-Bands Heresy, Ripcord und Concrete Sox. Alle diese Gruppen waren stilistisch noch dem Hardcore Punk bzw. dem Crustcore zuzuordnen. Die Musiker standen untereinander in ständigem Briefkontakt, Demoaufnahmen wurden durch den Versand von Musikkassetten, das so genannte Tape-Trading, ausgetauscht.

Ein wesentlicher Impuls ging vom englischen Birmingham aus, wo Napalm Death und deren Schlagzeuger Mick Harris aktiv waren. Ende 1985 konzentrierte sich die dortige Szene auf den Punk-Club Mermaid Pub, wo regelmäßig Konzerte der neuen Generation von Hardcore-Punk-Bands stattfanden. Einer der Organisatoren dieser Auftritte war Digby Pearson, der spätere Gründer von Earache Records. Zwischenzeitlich hatte sich für das schnelle Schlagzeugspiel, mit dem die hohen Taktgeschwindigkeiten von 180 bpm und mehr erreicht wurden, der Begriff Blastbeat etabliert. Ende 1985 verwendete Mick Harris erstmals Grindcore als Bezeichnung für den neu entstandenen Musikstil. Mit grind (deutsch: zermalmen) hatte er die Musik des 1984er Albums von Swans charakterisiert, der Bestandteil core kennzeichnet die Wurzeln dieses Stils im Hardcore Punk.[1]

Kommerzieller Erfolg

Datei:Carcass1989.jpg
Carcass (1989)

Ab Mitte der 1980er begann die Blütezeit des Grindcore. Weitere neue Gruppen entstanden, die einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Genres nahmen. Zu ihnen gehörten in Großbritannien Extreme Noise Terror, Unseen Terror und Carcass sowie in den USA Righteous Pigs und Disrupt. Auch in anderen Regionen gründeten sich Grindcore-Bands, zu ihnen gehörten in Japan S.O.B., in Belgien Agathocles sowie in Italien Cripple Bastards. Allerdings konnten sich die Szenen in den USA, Japan und auf dem europäischen Festland wegen der regionalen Zersplitterung nicht so konzentriert entwickeln wie in England.[2] Zwar nahm die US-amerikanische Band Repulsion (damals noch unter dem Namen Genocide) im Januar 1986 in Flint ihr erstes professionelles Demo The Stench of Burning Death auf, das ihr den Ruf der „schnellsten Band der Welt“ einbrachte, jedoch konnte die Gruppe trotz sehr guter Rezeption innerhalb der Grindcore-Szene keinen Plattenvertrag erlangen.[3]

In Großbritannien entstanden neben zahlreichen Musikgruppen Independentlabel wie Earache Records, Peaceville Records und Manic Ears Records. Als einer der Väter des Erfolges gilt der britische Radiomoderator und DJ John Peel, der in seiner Sendung bei BBC Radio 1 den Veröffentlichungen der englischen Grindcore-Bands Airplay einräumte und die Gruppen regelmäßig zu den Peel Sessions einlud und diese Live-Aufnahmen ebenfalls im Radio spielte. Das im Juni 1987 erschienene Napalm-Death-Debütalbum Scum stieg bis auf Platz 7 der UK Indie Charts[4] und wird als Beginn der Grindcore-Welle angesehen.[5] Besonders das nur rund eine Sekunde lange Stück You Suffer begeisterte John Peel und er spielte es in verschiedenen Geschwindigkeiten sowie vorwärts und rückwärts im Radio. Auch die Studioalben von englischen Gruppen wie Carcass verzeichneten kommerzielle Erfolge. Insbesondere die Veröffentlichungen von Earache Records erreichten Verkaufszahlen weit jenseits der 10.000.Quelle Mudrian

Ende der 1980er begann die Vermischung der Grindcore- und Death-Metal-Szene. Die Einflüsse aus dem Metal begründeten sich zunächst darin, dass Musiker aus Metal-Bands Mitglieder von Grindcore-Bands wurden bzw. selber Grindcore-Bands gründeten und so ihre musikalischen Einflüsse aus dieser Musikrichtung einbrachten. Ein weiterer Grund für die Vermischung der Stile war das Bestreben bestehender Grindcore-Bands wie Napalm Death oder Carcass, ihre Musik um Elemente aus anderen Stilen anzureichern. Dies mündete Anfang der 1990er in die Veröffentlichung reiner Death-Metal-Alben wie Harmony Corruption (1990, Napalm Death) oder Necroticism – Descanting the Insalubrious (1991, Carcass). Diese Alben bedeuteten für die betroffenen Musikgruppen den Durchbruch in kommerzieller Hinsicht, so verkauften Napalm Death zwischen 1991 und 2003 insgesamt rund 367.000 Alben und Carcass rund 220.000 Alben.[6] Der kommerzielle Erfolg und die Abkehr vom Grindcore der 1980er Jahre wurde von anderen Genrevertretern als Verrat an den Idealen der Grindcore-Szene angesehen.Quelle

Zersplitterung der Szene

Besonders in England war die Szene der späten 1980er und der frühen 1990er zerstritten, die erfolgreichen Bands wurden überheblich und die weniger erfolgreichen Bands gönnten ihnen den Erfolg nicht und warfen ihnen Kommerzialisierung vor.[7] Durch diese Konflikte innerhalb der Szene kam es zu einer Zersplitterung, die auch durch die Rivalität der Gruppen untereinander begünstigt wurde.[5] Auch Fans aus dem extremen Metal kritisierten die Entwicklung. So wurde Harmony Corruption trotz seines für den Death Metal typischen Sounds von einigen Metal-Fans nicht als Death Metal akzeptiert, weil die Texte des Albums nachwievor sozialkritisch waren und damit nicht die für diese Musikrichtung typischen Klischees bediente.[8]. Dies führte im Ergebnis zu einer Aufteilung der Szene in einen Teil, der sich in der Tradition des Hardcore Punk der 1980er Jahre sah, und einen Teil, der sich den Einflüssen aus dem extremen Metal weiter öffnete. Der traditionelle Zweig der Grindcore-Bands lehnte es ab, diesem Genre zugeordnet zu werden. So äußerte Phil Vane, Sänger von Extreme Noise Terror, seine Abneigung gegenüber dem extremen Metal und bezeichnete den traditionellen Teil der Szene als Hardcore-/Crust-Bands.[9] Diese Zersplitterung führte dazu, dass der vom Metal beeinflusste Teil in den Fokus geriet, weshalb Grindcore seit dieser Zeit als Subgenre des Metal angesehen wird.[5]

Ab etwa Mitte der 1990er Jahre war die erste Welle des Death Metal vorüber, was Auswirkungen auf die weitere Entwicklung des Grindcore hatte. Bands wie Carcass verloren ihren Plattenvertrag und lösten sich auf, Napalm Death veröffentlichte 1996 mit Diatribes das letzte Album, das aufgrund der Chartplatzierungen als kommerziell erfolgreich angesehen werden kann. Erst 2006 gelang es ihnen, sich erneut mit einer Veröffentlichung die Album-Charts zu erreichen. Darüber hinaus kehrten bereits Ende der 1980er, Anfang der 1990er bekannte Musiker der Szene den Rücken: Justin K. Broadrick konzentrierte sich ab 1989 auf die Industrial-Metal-Band Godflesh, Lee Dorrian gründete 1990 die Doom-Metal-Band Cathedral, Mick Harris konzentrierte sich ab 1992 ausschließlich auf Industrial und elektronische Musik und Nicholas Bullen kehrte der Musik Mitte der 1990er gänzlich den Rücken.

Neuordnung

The Locust, Dezember 2005 bei einem Konzert in Münster

Während in England die Grindcore-Szene zerfiel, ordnete sie sich in anderen Regionen neu. In den USA entstand eine neue Generation von Grindcore-Bands wie Soilent Green, Agoraphobic Nosebleed und Pig Destroyer, deren Musik im Metal verwurzelt war, sich aber auch Einflüssen aus anderen Genres wie Jazz und Stoner Rock öffnete.Quelle Mudrian Die ebenfalls aus den USA stammende Gruppe The Locust verwendet Keyboards und tritt mit grünen Hot Pants sowie Netzmasken auf. Diese genrefremden Elemente und das außergewöhnliche Auftreten wird von anderen Musikern zwar nicht mehr als reiner Grindcore, aber als eine wichtige Weiterentwicklung des Genres angesehen.[10] Musikjournalisten bezeichnen diese Spielart des Grindcore als Electrogrind.

Auch in Europa entwickelte sich die Grindcore-Szene weiter. In Deutschland begründeten Mitte der 1990er Jahre GUT und Dead mit ihrer Kombination aus Grindcore und Texten mit pornografischem Inhalt das Subgenre des Porngrind und es gründeten sich Deathgrind-Gruppen wie Japanische Kampfhörspiele oder Nyctophobic. Eine recht aktive Szene bildete sich in Skandinavien heraus, zu deren wichtigen Vetretern in Schweden die Deathgrind-Band Nasum und die Goregrind-Bands General Surgery und Regurgitate und in Finnland Rotten Sound zählen.

In den 2000ern reformierten sich zahlreiche wichtige Genrebands wie die Schweizer Fear of God (2003), Grindcore-Veröffentlichungen erreichten erstmals wieder die offiziellen Albumcharts. Besonders in Finnland konnten Grindcore-Bands kommerzielle Erfolge verzeichnen, die 2006er und 2008er Alben von Rotten Sound erreichten jeweils Platz 22 sowie Platz 12 der finnischen Albumcharts. Im Jahr 2009 berichtete das Magazin der Washington Post in einer Titelstory über Pig Destroyer.

Charakteristika

Musik

Der Grindcore Mitte der 1980er war von Dilettantismus geprägt, kaum ein Musiker hatte eine Ausbildung an seinem Instrument genossen.[11] Die Lieder waren mit unter einer Minute Spieldauer extrem kurz, der Gesang war tief und rau, die Musik geprägt von extrem schnellem Schlagzeugspiel, simplen und ebenso schnell gespielten Gitarrenriffs und einem matschigen und stark verzerrten Bass.[12] Mit dem präzisen Gitarrenspiel und der Verwendung von Gitarrensoli gab die Gruppe Carcass mit ihrem 1988er Debütalbum Reek of Putrefaction dem Grindcore in musikalischer Hinsicht neue Impulse.[12] Durch die Einflüsse aus dem Death Metal entstand das Subgenre Deathgrind und Pionier-Bands wie Napalm Death und Carcass vollzogen eine musikalische Veränderung hin zum reinen Death Metal.[13] Verschiedene Bands, die sich ebenfalls von der ursprünglichen Grindcore-Szene entfernten, übernahmen Einflüsse aus dem Avantgarde-Jazz und dem Noisecore. So entstand 1989 das Fusion-Projekt Naked City um den Saxophonisten John Zorn, das auf seinem 1990er Album Torture Garden eine Mischung aus Jazz, Rockmusik und Grindcore bot. Diese Fusion entwickelte John Zorn gemeinsam mit Bill Laswell und Mick Harris ab 1991 mit Painkiller weiter, indem er die Mischung der verschiedenen Musikstile um elektronische Elemente anreicherte. Andere Gruppen adaptierten Einflüsse aus dem Industrial, O.L.D. entwickelte sich beispielsweise zu einer, eher am frühen Industrial interessierten, Industrial-Metal-Band.[14]

Während sich ein Teil der Grindcore-Bands weiterentwickelte und damit das Genre verließen, entstanden neue Bands, die mit immer schnelleren Taktgeschwindigkeiten ein Stück weit die Szene persiflierten. Gruppen wie Seven Minutes of Nausea, Sore Throat und Anal Cunt steigerten die Geschwindigkeit so sehr, dass die Liedgrenzen aufgehoben wurden. So sind die ersten beiden Tracks des Anal-Cunt-Debüts Everyone Should Be Killed einfach als Some Songs und Some More Songs überschrieben.[15]

Texte

Gerade zu Beginn der Grindcore-Szene waren die Texte stark an anarchistische Ideen angelehnt, gepaart mit „strikter linker antifaschistischercorrectness›“.[16] Daneben übernahmen die Bands eine Ästhetik, die an den frühen Industrial erinnerte. Deren Collagetechnik spielte eine große Rolle bei der Gestaltung des Artworks. Während Carcass beispielsweise medizinische Kuriositäten, offene Wunden und Operationsfotos zu einem großen Ganzen verbanden, zeigten Napalm Death (beispielsweise auf Scum) Politiker, die auf einem Totenkopfhaufen standen, in dem Firmenlogos wie das McDonald’s-M oder der Schriftzug von IBM zu sehen sind. Die Todesästhetik dieser beiden Artworks „zeigte[n] den Zerfall mit einer gewissen Faszination ohne […] in Verklärung umzukippen“.[17]

Mit dem Einzug von Death-Metal-Elementen in die musikalische Grundstruktur und der Imitation der Carcass-Artworks auf Fantasy- und Splatterfilm-Niveau verlor die Grindcore-Szene die politische Ausdrucksfähigkeit. Stattdessen standen nun Gore- und Splattertexte im Fokus von Bands wie Regurgitate und General Surgery, die damit den Grundstein für das Subgenre Goregrind legten.[18] Im Gegensatz zu den ebenso brutalen, gewalttätigen Texten des Death Metals wird im Grindcore allerdings wenig wert auf Realismus gelegt. Vielmehr steht im Grindcore der schwarze Humor im Vordergrund, der auch vor Tabuthemen keinen Halt macht und auf einen Schockeffekt setzt.[19] Genau solche Texte sind es aber, die von den Vertretern des eher punk-beeinflussten Grindcore abgelehnt werden.[20] Die eher humoristischen Bands übernahmen übertrieben schlecht gezeichnete Cover-Artworks mit Gewaltfantasien, extremen sexuellen Darstellungen oder humoristische Zeichnungen auf Kleinkindniveau.[15] Bands mit politischen Texten übernahmen eher ernste Artworks, oft an frühe Napalm Death, Discharge oder Extreme Noise Terror angelehnt. Zum Beispiel reale Fotos von Hinrichtungen oder Tierquälereien, Collage-Artworks oder Karikaturen.

Szene

Die frühe Grindcore-Szene war antikapitalistisch geprägt und machte sich das D.I.Y.-System zu eigen, das charakteristisch für den frühen Hardcore Punk war. Gerade zu beginn schossen kleine Independent-Labels aus dem Boden. Auch Demos und selbstverlegte Singles waren üblich. Mit dem Grindcore-Boom in den 1980er Jahren ging diesbezüglich ein Bedeutungsverlust einher. Die ersten Bands, die auf Earache Records ihre Platten veröffentlichten, insbesondere Extreme Noise Terror, wurden auf Tourneen mit Ausverkaufsvorwürfen konfrontiert.[16] Bands wie Anal Cunt, die sich durch ihre extrem schnellen frühen 7’’-EPs einen kompromißlosen Ruf erspielt hatten, ironisierten diese Entwicklung mit Songtiteln wie I’m Not Allowed to Like A.C. Anymore Since They Signed to Earache oder Selling Out by Having Song Titles on This Album.[16]

Während der erfolgreichen Phase kippte die vormals strikt linke Haltung um. Linke Bands wie Agathocles und Bands aus dem Crust-Punk-Umfeld, die musikalisch dem Grindcore nahestanden, verteilten sich auf zahlreiche Klein- bis Kleinstlabels. Neuere Bands mit linker Ideologie waren nun tief im Underground verwurzelt und ebneten den Weg für eine apolitische Musikkultur. Dies führte dazu, dass sich die Grindcore-Szene in den 1990ern spaltete. In einen politischen, stark im anarchistischen und linksxetremen Umfeld verwurzelten Teil, der zum Hardcore Punk gerechnet werden kann, und einen eher an Spaß und Brutalität (musikalisch und textlich) interessierten Teil, der eher dem Metal-Umfeld zuzurechnen ist.[13] Dies wird allerdings nicht von allen Bands begrüßt. So propagieren beispielsweise Cripple Bastards aus Italien einen Zusammenhalt der gesamten Grindcore-Szene.[20] Andere Bands wie Unholy Grave und Agathocles spielten Split-Veröffentlichungen mit Metal-Bands ein.

Rechtsextreme Tendenzen und Einstellungen sind im Grindcore nicht üblich. Das Beispiel Seth Putnam und seine vorübergehende Mitgliedschaft in der rechtsextremen Band Vaginal Jesus zeigt jedoch, das auch hier Verbindungslinien bestehen können.[21]

Strömungen

Neben den wichtigen Subgenres Deathgrind, Porngrind und Goregrind, gab und gibt es im Grindcore weitere Strömungen, die größtenteils nicht als eigenständiges Subgenre angesehen werden können oder nicht ausschließlich dem Grindcore zuzuordnen sind.

D-Beat

Electro-/Cybergrind

Powerviolence

Powerviolence, seltener auch Power Violence genannt, entstand als eigenständiger Stil um 1986 in den Vereinigten Staaten und geht auf die Hardcore-Punk-Band Infest zurück. Die Musikrichtung verbindet den US-Hardcore-Punk-Stil mit Crustcore im Stil von Siege. Matt Domino von Infest gründete später mit Eric Wood die Band Pissed Happy Children in Neanderthal und nannte die Musikrichtung zum ersten Mal Powerviolence. Musikalisch erreicht Powerviolence oft die Geschwindigkeit des Grindcore, verzichtet dabei aber auf Metal-Einflüsse. Nur bei den langsamen Breakdowns und progressiven Soli sind Einflüsse aus dem Doom Metal erkennbar.[22]

Als eigenständige Szene begann sich Powerviolence ab Anfang der 1990er über das Label Slap-A-Ham Records entwickeln. Zu den bekanntesten Bands gehören neben Infest auch Man Is the Bastard, Capitalist Casualities, No Comment, Spazz, Assück und Crossed Out. Einflüsse aus elektronischer Musik und Noise sind nicht selten. Zu dieser Subszene gehört auch meist eine radikal-linke Gesinnung und DIY-Einflüsse. Jedoch konterkarierten gerade Spazz, die einen wesentlichen Anteil an der späteren Entwicklung der Szene hatten, diese Entwicklung. Ihre Texte bauten vor allem auf popkulturellen Referenzen, zum Beispiel Martial-Arts-Filme oder Skateboarding, auf. Mitte der 1990iger erreichte die Szene ihren Höhepunkt und verlor dann an Bedeutung, nach dem sich fast alle Gründungsbands, sowie das führende Label Slap-A-Ham, aufgelöst hatten.[22]

Rezeption

Gerade in der Anfangszeit wurde die Grindcore-Szene durchaus von der etablierten Presse begrüßt. Insbesondere der bekannte Radiomioderator und DJ John Peel sorgte für ein Bekanntwerden von Napalm Death und Carcass. Eine ganze Reihe von unbekannten Bands durfte an seinen Peel Sessions teilnehmen, die live im BBC-Radioprogramm ausgestrahlt wurde. Die renommierte britische Musikzeitschrift NME brachte 1988 eine Titelstory über Napalm Death[11], die US-amerikanische Zeitschrift Spin berichtete 1991 ausführlich über die Musik und ihre Entstehung.[5] Eine Teilnahme an der prestigeträchtigen Fernsehshow Top of the Pops wurde jedoch abgelehnt. Extreme Noise Terror durften allerdings auf Einladung der Musikgruppe The KLF bei den Brit Awards auftreten. The KLF inszenierten so gleichzeitig ihre vorübergehende Auflösung.[23]

In den 1990er Jahren gingen viele Kritiker auf Distanz zum Grindcore. Größere Entwicklungen sind im Genre nicht mehr auszumachen und so fokussierte sich die positive Betrachtung oft nur noch auf den humoristischen Aspekt.[14]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Mudrian: Choosing Death, S. 28.
  2. Mudrian: Choosing Death, S. 36.
  3. Mudrian: Choosing Death, S. 47.
  4. Barry Lazell: Indie Hits 1980-1989 "N". Cherry Red Books, archiviert vom Original am 12. Februar 2008; abgerufen am 5. März 2011 (englisch).
  5. a b c d Steven Blush: Grindcore. In: Spin. Juni 1991, S. 35–36.
  6. It's Official: CANNIBAL CORPSE Are The Top-Selling Death Metal Band Of The SoundScan Era. blabbermouth.net, 17. November 2003, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
  7. Ian Glasper: Trapped in a Scene, S. 9.
  8. Dan Tobin: Slayer Mag. earache.com, abgerufen am 17. März 2011 (englisch).
  9. Ian Glasper: Trapped in a Scene, S. 279.
  10. Mudrian: Choosing Death, S. 237.
  11. a b Albert Mudrian: A Brief History of Grindcore. Liner Notes zur Kompilation Grind Your Mind – A History of Grindcore, Mayan/Soulfood, 2007.
  12. a b Natalie J. Purcell: Death Metal Music. The Passion and Politics of a Subculture. McFarland, 2003, ISBN 978-0-7864-1585-4, S. 21.
  13. a b Martin Büsser: If the Kids Are United. Von Punk zu Hardcore und zurück. 2006, S. 77.
  14. a b Miß Weisung: Death on Arrival. In: Testcard. Beiträge zur Popgeschichte. Nr. 1. Ventil Verlag, Mainz 1995, ISBN 3-931555-00-3, S. 147.
  15. a b Miß Weisung: Death on Arrival. In: Testcard. Beiträge zur Popgeschichte. Nr. 1. Ventil Verlag, Mainz 1995, ISBN 3-931555-00-3, S. 146.
  16. a b c Martin Büsser: If the Kids Are United. Von Punk zu Hardcore und zurück. 2006, S. 69.
  17. Martin Büsser: If the Kids Are United. Von Punk zu Hardcore und zurück. 2006, S. 70.
  18. Purcell: Death Metal Music, a.a.O., S. 23f.
  19. Rosemary Overell: Brutal Belonging in Melbourne’s Grindcore Scene. In: Norman K. Denzin (Hrsg.): Studies in Symbolic Interaction. Emerald Group Publishing, Bingley, ISBN 0-85724-361-6, S. 83.
  20. a b Cripple Bastards: Almost Human, Anmerkungen zu I Dare You, Obscene Productions, 2001
  21. Ingo Taler: 88 more reasons to hate you. In: Plastic Bomb. Nr. 55, Sommer 2006 (turnitdown.de).
  22. a b Anthony Bartkewicz: Screwdriver in the Urethra of Hardcore. Decibel Magazine, Juli 2007, archiviert vom Original; abgerufen am 17. März 2011.
  23. Ian Christe: Höllen-Lärm. Die komplette, schonungslose, einzigartige Geschichte des Heavy Metal. Verlagsgruppe Koch/Hannibal, Höfen, ISBN 3-85445-241-1, S. 199.