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Kirchweih

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Bäuerliche Kirmes, Hans Bol, 2. Hälfte 16. Jahrhundert
Kinderkarussel
Kerbeborsch bei der traditionellen Kerb

Kirchweih ist ursprünglich das religiöse Fest anlässlich der Einweihung einer christlichen Kirche. Wegen der einseits weiten Verbreitung der Kirchweih als auch ihrer jeweiligen lokalen Besonderheiten haben sich verschiedene Dialekte von Kirchweih eingebürgert:

In der Schweiz ist der Begriff Chilbi geläufig.

Oft wird die Feier des Jahrestages auf den Namenstag des gewählten Schutzheiligen der Kirche gelegt. Es gibt aber auch Kirchtage am Tag des Patroziniums der jeweiligen Kirche oder am allgemeinen (bayerischen) Kirchtag, das ist der dritte Sonntag im Oktober.

Im ländlichen Raum bildet die Kirchweih eine wichtige dörfliche Institution, mit den - zumeist jugendlichen - Kirmesburschen (in Franken auch "Ortsburschen" oder "Kärwabou/madli"; in Hessen "Kerbeborsch" oder "Kerbborsch" genannt, im Saarland und Rheinland-Pfalz auch "Straußbuwe" wegen des oft kunstvoll verzierten Kirmesbaums), die das jährliche Fest organisatorisch tragen. Mittlerweile nehmen daran in viele Dörfern auch Mädchen und junge Frauen teil.

Bei der original fränkischen "Kerwa" bzw. oberpfälzer "Kirwa", die man in den Monaten April - Oktober in vielen Ortschaften findet, dauert die Veranstaltung meist von Freitag bis Montag. Am Freitag finden meist Musikveranstaltungen für die Jugend statt. Am Samstag wird der "Kirchweihbaum" von den ortsansässigen Burschen aufgestellt. Am Samstag früh fahren die Burschen (15-25), mit den Traktoren und Anhängern in den Wald, um den vorher ausgesuchten Baum umzulegen und ins Dorf zu fahren. Der Baum darf dabei beim Fällen nicht durchbrechen. Mit Bändern geschmückt und von der Musik begleitet, wird der Baum dann am Nachmittag in das Dorf gefahren und vor der Wirtschaft, aus der die Burschen stammen, wieder aufgestellt. Dieser Vorgang zieht sich meist über mehrere Stunden hin und ist sehr anstrengend, da der Baum über 30 Meter hoch sein kann. Am Sonntag trifft man vereinzelt noch das "Fässla ausgraben" an. Dabei wird, wenn es 2 "rivalisierende" Gruppen von Burschen gibt, ein Bierfass im Garten der jeweils anderen Gruppe versteckt und muss dann von den ortsansässigen Burschen gesucht werden. Schaffen sie es nicht, ist es eine Schmach, wenn die andere Burschenschaft das Bier-Fass wieder ausgräbt.

Am Montag wird dann der "Betz ausgetanzt" (teilweise auch der "Kirchweihbaum ausgetanzt"). Dabei suchen sich die Burschen am Montag morgen ein Mädchen aus und tanzen, meist sogar in ortstypischer Tracht. Dabei wird pro Runde ein Blumenstrauß von Paar zu Paar gegeben. Auf einem Wecker wurde eine bestimmte Zeit eingestellt, zu der er dann klingelt. Wer dann den Strauß hat, ist der "Masta" (Meister) und muss die Zeche für die Burschen für den ganzen Abend zahlen. Zusätzlich werden nach der Kirchweih alle Burschen und ihre Mädchen bei ihm zum Schnaps und Kaffeetrinken eingeladen.

Auch gehört zur Kirchweih in manchen Orten eine Kirchweihpredigt in welcher Ereignisse des vergangenen Jahres ausgewertet werden. Am Ende des Kirchweih-Festes wird dann die Kirchweih beerdigt.

Analog zu den verschiedenen Dialekten für "Kirchweih" werden Kirchweih-Lieder in verschiedenen Dialekten gesungen. Beispiel: "Wem is die Kerwe? - Unser!" (Kurpfalz) "Wer houd Kirwa? - Mir hom Kirwa!" (Oberpfalz)


Traditionell trafen sich Menschen nach der Messe am Marktplatz, um von vorbeiziehenden Händlern Waren zu erstehen. Diese Tradition hielt sich mancherorts bis heute.

Anlässlich der Kirchweihfeste findet neben religiösen Feiern (Gottesdienste, Messen) oft auch ein Volksfest mit Fahrgeschäften (zum Beispiel Karussells) und sonstige Vergnügungen statt, häufig auch eine Verkaufsmesse für Vieh, andere landwirtschaftliche Produkte oder für Waren aller Art.


Siehe auch: Kirmeskuchen, Kategorie:Religiöses Fest, Kategorie:Volksfest