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Gaskammer (Massenmord)

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Unter einer Gaskammer versteht man zumeist einen luftdicht abgeschlossenen Raum, der zum Töten von Menschen benutzt wird. Der oder die Menschen sterben an einem Giftgas, das in die Kammer eingelassen wird.

In der Technik bezeichnet Gaskammer einen Raum oder Behälter, der zur Speicherung oder chemischen Umsetzung von Gasen verwendet wird. In der chemischen Analytik ist die Mikrogaskammer ein einfaches, verbreitetes Instrument.


"Drittes Reich"

Im "Dritten Reich" setzte die deutsche Regierung Gaskammern zum ersten Mal im Januar 1940 im Zuchthaus Brandenburg und in der Tötungsanstalt Grafeneck im Rahmen der Aktion T4, des so genannten Euthanasie-Programms, zur Ermordung Geisteskranker und Behinderter ein. Zur Tötung wurde Kohlenmonoxid verwendet. Die Opfer wurden in hermetisch abgedichtete Lastwagen, auch "NS-Gaswagen" genannt, gesperrt, in die Auspuffgase geleitet wurden. Nach kurzer Zeit wurden die Leichen in Massengräbern beigesetzt.

Auf diese Erfahrung mit den Gaswagen griff man zurück, nachdem Himmler im Sommer 1941 dem Kommandanten Rudolf Höß des Vernichtungslagers Auschwitz den Befehl gab, eine quasi industrielle Tötungsmethode zur Durchführung des Massenmordes an den Juden zu finden. Im September 1941 wurden die ersten Juden im Stammlager Auschwitz I mit dem blausäurehaltigen Desinfektionsgas Zyklon B getötet. Die Gaskammern in den Lagern wurden als Duschen getarnt. Dies diente nur dazu, die Opfer zu täuschen und eine Panik zu verhindern, welche den reibungslosen Ablauf des Massenmordes gestört hätte. Massenweise wurden Menschen unter dem Vorwand, sie sollten sich reinigen, hineingesperrt. Das Zyklon B wurde durch Einwurfklappen in den geheizten Raum eingeworfen. Dadurch wurde die darin enthaltene Blausäure langsam freigesetzt und die Menschen getötet. Danach wurde die Luft in der Gaskammer durch eine Ventilation ausgetauscht und "Sonderkommandos" (Häftlinge, die zur Arbeit in der Gaskammer gezwungen wurden) räumten die Leichen mit bloßen Händen aus der Kammer.

Gaskammern gab es in den Vernichtungslagern Auschwitz-Birkenau, Belzec, Sobibor, Mauthausen, Treblinka und Lublin-Majdanek. Im KZ Dachau wurde eine Gaskammer errichtet, die jedoch nicht benutzt wurde.

Gaskammern in den USA

In den USA werden Gaskammern zur Hinrichtung von zum Tode verurteilten Straftätern verwendet. Die Gaskammern der USA sind achteckige stählerne Kammern mit etwas unter drei Metern Durchmesser. Der obere Teil ist verglast, so dass Zeugen die Hinrichtung beobachten können. Der Verurteilte wird auf einen Stuhl im Inneren der Kammer geschnallt. Anschließend wird die gasdichte Schott-Tür von außen verriegelt und per Hebelbetätigung unter dem Sitz des Delinquenten eine chemische Reaktion zweier Komponenten (Säure und Cyanidsalz) ausgelöst, die das giftige Zyanwasserstoffgas entstehen und aufsteigen lässt. Später wurde auch vermehrt Kohlenmonoxid eingesetzt.

Das Zyanwasserstoffgas wird früher oder später eingeatmet; durch den Blutkreislauf wird es im Körper an alle Zellen verteilt und unterbindet die Zellatmung. Durch den Sauerstoffmangel der Körperzellen kommt es zunächst zu Bewusstlosigkeit und dann zum Tod. Der Atemapparat versagt jedoch durch das Gift schneller als das Bewusstsein, weshalb es zu unappetitlichen Komplikationen kommt, wenn der Todeskandidat nicht (wie empfohlen) sofort tief einatmet. Gegen die typischen Krämpfe wird ihm 30 Minuten vor der Hinrichtung ein Antihistaminikum gespritzt.

Nach der Vollstreckung bleibt der Hingerichtete noch ca. eine halbe Stunde in der Gaskammer, bevor das Gas durch eine elektrische Luftpumpe abgesaugt und frische Luft in den Raum hinein geblasen wird. Die restlichen Chemikalien werden mit Wasser verdünnt und in die Kanalisation gepumpt. Daraufhin wird die Kammer geöffnet. Der Raum und der Körper müssen mit Ammoniak besprüht werden. Denn auch jetzt ist das Berühren des Giftes, was sich in Falten der Kleidung abgelagert hat, lebensgefährlich. Danach stellt ein Arzt amtlich den Tod des Verurteilten fest. Der Tote wird nun in einen Plastiksack dem Bestatter übergeben, der diesen nicht mehr öffnet, da er sich sonst einer tödlichen Vergiftung aussetzen würde. Zeugen betrachten den gesamten Prozess der Hinrichtung.

Die Gaskammer wurde zum ersten Mal am 8. Februar 1924 in Carson City, Nevada, USA verwendet, als der Chinese Gee John in ihr hingerichtet wurde. Der letzte Mensch (Stand 2003), der in den USA in einer Gaskammer hingerichtet wurde, war am 3. März 1999 der Deutsche Walter LaGrand.

Heute richten nur noch die Staaten Arizona, Kalifornien und Missouri mit der Gaskammer hin. In Maryland wurde diese Methode 1994 abgeschafft, nur wenn das Verbrechen vor diesem Jahr stattfand, kann der Todeskandidat durch die Gaskammer hingerichtet werden. Wyoming nutzt die Gaskammer nur in Fällen, bei denen es nicht möglich ist, die Todesspritze zu verwenden.