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Fuge (Musik)

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Takte 1 bis 9 aus "Fuga a 3 voci" (Wohltemperiertes Klavier) von J. S. Bach

Die Fuge ist eine kontrapunktische musikalische Form meistens, jedoch nicht ausschließlich, für Tasteninstrumente.

Merkmale

Eine Fuge beginnt mit dem Thema in einer einzigen Stimme, dem Dux (ducere = führen). Zu dieser gesellt sich nach einiger Zeit eine zweite Stimme, der Comes, der das Thema auf einer anderen Tonstufe, aller Regel nach der Quinte bzw. Unterquarte entweder strukturerhaltend oder strukturverändernd (Fachbegriff: real oder tonal) aufgreift. Während des Comes wechselt die erste Stimme zum Kontrapunkt; enthält die erste Stimme jedoch in ihrer Begleitgestalt auch motivisch oder thematisch bedeutsames Material, das später wiederaufgegriffen wird und evtl. gar als neues Durchführungsthema zur Verfügung steht, so spricht man vom Kontrasubjekt – ein Begriff, der sich vom Soggetto der Renaissance ableitet. Weitere Stimmen können nach diesem Prinzip hinzukommen. Formal heißen derartige sequentielle Einsätze in einer Fuge Durchführungen (1. Durchführung = Exposition), die formal durch Zwischenspiele voneinander abgesetzt werden.

Die Begriffe Dux und Comes sind insofern irreführend, da sie eine Abhängigkeit des Comes (Gefährten) vom Dux (Führer) ausdrücken, die nicht gegeben ist, da in der Fuge als polyphoner Form alle Stimmen gleichberechtigt sind.

Geschichte und Bedeutung

Einer der bedeutendsten Komponisten von Fugen war Johann Sebastian Bach; in seinen Werken (z. B. "Wohltemperiertes Klavier", "Die Kunst der Fuge") erprobte er sämtliche Möglichkeiten der Fuge, so dass alle späteren Komponisten sich sich beim Thema Fuge auch mit Bach auseinandersetzten.

Andere Komponisten, die sich ebenfalls wesentlich der Fuge widmeten:

  • Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch (24 Präludien und Fugen für Klavier, Opus 87 (1951)),
  • Max Reger (Variationen und Fuge über ein Thema (aus dem Singspiel "Der Ärndtekranz") von Johann Adam Hiller op. 100 (1907), Variationen und Fuge über ein Thema von Wolfgang Amadeus Mozart op. 132 (1914), Variationen und Fuge über ein Thema von Johann Sebastian Bach op. 81 (1904), Variationen und Fuge über ein Thema von Ludwig van Beethoven op. 86 für 2 Klaviere (1904), Introduktion, Passacaglia und Fuge op. 96 für 2 Klaviere (1906), Variationen und Fuge über ein Thema von Georg Philipp Telemann op. 134 (1914), Phantasie und Fuge über BACH op. 46 (1900), Symphonische Phantasie und Fuge op. 57 (1901), Variationen und Fuge fis-Moll op. 73 (1903), Intriduction, Passacaglia und Fuge e-Moll op. 127 (1913), Fantasie und Fuge d-Moll op. 135b (1915), zahlreiche kleine Orgelstücke, Präludien & Fugen etc.)
  • Paul Hindemith (Fugensammlung "Ludus Tonalis" für Klavier)

Spezielle Formen

Permutationsfuge

Bei der Permutationsfuge, einer speziellen Form der musikalischen Form der Fuge, liegt ein Stimmtausch in fester Form vor: Die Kontrapunkte werden beibehalten und schließen sich in fester Form an das Thema an.

Die Permutationsfuge besteht aus mehreren Durchführungen, die einander sehr ähnlich sind.

Doppelfuge

Eine Doppelfuge ist eine Fuge mit zwei Themen. Mögliche Form-Abläufe:

  • Fuge mit Thema 1 - Fuge mit Thema 2 - Fuge über beide Themen, Beispiel: Wohltemperiertes Klavier, II. Band, gis-Moll-Fuge
  • Fuge mit zwei Themen, beide Themen setzen zu Beginn gleichzeitig ein, Beispiel: Bach, Passacaglia c-Moll, Thema fugatum
  • Fuge mit Thema 1 - Fuge über Thema 1 und Thema 2, Beispiel: Wohltemperiertes Klavier, II. Band, H-Dur-Fuge

Tripelfuge

Unter einer Tripelfuge versteht man eine Fuge mit drei Themen, die in getrennten Expositionen einzeln aufgestellt und später kontrapunktisch (siehe Kontrapunkt) kombiniert werden. Vgl. hierzu auch Quadrupelfuge.

Quadrupelfuge

Die Quadrupelfuge ist eine Fuge, in der vier musikalische Themen in aufeinander folgenden Expositionen aufgestellt werden, um anschließend kontrapunktisch miteinander verarbeitet zu werden.

Die Quadrupelfuge gehört zu den anspruchsvollsten Kompositionen in der kontrapunktischen Technik, da bei maximaler Ausbreitung der Themen (alle vier Themen und ihre jeweiligen Kontrapunkte) ein achtstimmiger Fugensatz entstehen kann.

Hörbeispiel=

Siehe auch

Kanon, Repercussio, Stretto

Literatur

  • Dahlhaus, Carl von: Zur Geschichte der Permutationsfuge. BachJb, 46 (1959), 95-110.