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Eisenbahnfähre Fürstenberg/Havel

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Der südliche Anleger mit der Fähre
Der nördliche Anleger der Fähre

Die Eisenbahnfähre Fürstenberg/Havel ist eine Fähre in Fürstenberg/Havel über die Havel. Der Fährbetrieb wurde 1934 aufgenommen und erst 1993 eingestellt. Seit 1993 steht diese Fähre unter Denkmalschutz[1].

Die Eisenbahnfähre hat eine Pontonform. Die Länge beträgt 34,18 Meter und die Breite 5,18 Meter. Die Tragfähigkeit der Fähre soll 170 Tonnen betragen haben, dabei stieg der Tiefgang von 0,70 Meter auf 1,30 Meter. Der Höhenausgleich wurde durch die Landungsbrücken ausgeglichen, die an Scharnieren gelagert sind. Die Fähre hatte einen Dieselmotor mit etwa 30 PS. Gebaut wurde sie 1934 auf der Schichau-Werft im damaligen deutschen Ostpreußen in Elbing.

Offiziell gebaut werden sollte die Fähre für die Faserstoff GmbH in Fürstenberg/Havel. Diese Firma war jedoch 1926 in Konkurs gegangen und wurde 1929 vom Heereswaffenamt erworben. Der Name Faserstoff GmbH wurde beibehalten, um die laut Versailler Vertrag verbotene Lagerung und Produktion von Waffen in den ehemaligen Hallen der Faserstoff GmbH zu verbergen (Montan-Schema). 1934 begann dann die Produktion von Geschosshülsen, hauptsächlich für das Kaliber acht-acht, die meistgebrauchten Granaten der deutschen Wehrmacht. Diese Geschosshülsen mussten dann in die Munitionsanstalt Fürstensee bei Neustrelitz gebracht werden. Dazu wurde die Eisenbahnfähre benötigt, da gegen den Bau einer Brücke vom Wasserbauamt Einspruch erhoben wurde. Die Gleisanlage der Fähre wurde 1936 mit Anschluss an die Strecke Britz–Fürstenberg fertiggestellt.

Im Zweiten Weltkrieg wurden mit der Eisenbahnfähre zeitweilig auch Häftlinge des KZ Ravensbrück transportiert. Diese wurden in den Munitionsfabriken benötigt. Ab 1945 wurde die Fähre von der Roten Armee genutzt, um Militärgüter und Brennstoffe zu transportieren. Die Faserstoff-Werke waren jetzt eine Reparaturstelle für Panzer und Lkw. Der Betrieb der Fähre lag in der Verantwortung des Sägewerks Fürstenberg, das mit der Fähre hauptsächlich Schnittholz transportierte und im Auftrag der Reichsbahndirektion Greifswald die sowjetische Seite zu bedienen hatte.

Um die Eisenbahnfähre bemühte sich anfangs eine Schülergruppe, seit 2007 eine Interessengemeinschaft von Bürgern, der Stadtverwaltung und dem Verein für Forstgeschichte, Regionalgeschichte und Umweltbildung unter Berücksichtigung der Anforderungen des Denkmalschutzes. Bis 2009 wurde die gesamte Fähranlage an beiden Ufern der Havel wieder aufgeschlossen und die Gleisanlage sichtbar gemacht. Die Eisenbahnfähre selbst benötigt dringend eine Sanierung, die von der Werft in Malz vorgenommen werden kann. Die entsprechenden Vorarbeiten und Abstimmungen dazu sind derzeitig durch die Interessengemeinschaft erfolgt. Um die benötigte Summe von ca. 40.000 Euro[2] zusammenzutragen, ist eine breite Unterstützung durch die Öffentlichkeit erforderlich.[3]

Literatur

  • Brandenburgische Museen für Technik, Arbeit und Verkehr e.V. (HG.), Technische Denkmäler in Brandenburg, Trescher Reihe Berlin-Brandenburg, ISBN 3-89794-015-9
  • Kurt Neis: „Fürstenberg/Havel - eine Perle ohne Glanz?, Erinnerungen und Betrachtungen aus der Zeit von 1946 bis zur Gegenwart 2009“ 8. Auflage 2009, Selbstverlag

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste (PDF) (237 kB)
  2. http://www.die-mark-online.de/fuerstenbergstart/00_20090924210042_Fuerstenberg_Alles_haengt_am_Geld.html
  3. http://bildung-brandenburg.de/transfer21/projects.php?project_ID=15

Koordinaten: 53° 10′ 57,45″ N, 13° 9′ 38,85″ O