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Rosenkreuzer

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Unter den Rosenkreuzern fasst man heute mehrere Geheimgesellschaften zusammen, die sich auf eine alte Tradition gleichen Namens berufen. Diese geht zurück auf einen Mythos, der Anfang des 17. Jahrhunderts in Deutschland entstand. Er hat die Existenz einer Geheimgesellschaft zum Inhalt, die Ende des 15. Jahrhunderts von einem gewissen Christian Rosencreutz gegründet worden sein soll. Absicht der Rosenkreuzer, die im Besitz eines ungeheuren Schatzes und geheimen Wissens seien, sei es, die menschliche Wohlfahrt durch den Aufbau eines von ihnen gelenkten Regimes in Europa zu sichern, bevor die Welt schließlich ihr Ende fände.

Am Anfang des Rosencreutzer-Mythos stehen drei im Druck erschienene Texte, die sogenannte Fama Fraternitatis, die Confessio Fraternitatis und die chymische Hochzeit. Sie sind die ersten historisch nachweisbaren Dokumente, die vom angeblichen Bestehen der geheimen Rosenkreuzer-Bruderschaft berichten.

Johann Valentin Andreae und Beginn der Rosenkreuzer-Bewegung

Urheber der chymischen Hochzeit ist aller Wahrscheinlichkeit nach der evangelische Theologe Johann Valentin Andreae (15861654). Die Urheberschaft von Fama Fraternitatis und Confessio Fraternitatis ist unklar, es steht jedoch zu vermuten, dass sie von Autoren in Andreaes Umfeld stammen. Eine andere Theorie besagt, dass er daran mitgewirkt habe.

In Andreaes Umfeld wurde der Gedanke einer ‚Generalreformation‘ der ganzen Welt entwickelt, die eine Erneuerung des (100 Jahre nach dem Beginn der Reformation in Deutschland) ins Stocken gekommenen reformatorischen Gedankens anstrebte.

Fama Fraternitatis

Die Fama Fraternitatis erschien 1614 ohne Autorenangabe. Sie ist ein kurzer Abriss der Lebensgeschichte eines Christian Rosencreutz, der versucht, sein im Nahen Osten und in Afrika gesammeltes Wissen in Europa weiterzugeben, aber an der Borniertheit der europäischen Gelehrten scheitert. Er gründet daraufhin eine eigene Gesellschaft von Eingeweihten, die sich in Europa verteilen. In der Zentrale dieser Gesellschaft findet die dritte Generation nach Rosencreutz im Jahre 1604 den Leichnam des Gründers. Sie publizieren dies nun, um Kontakt zu weiteren Eingeweihten und Interessierten in Europa zu bekommen, die sie auffordern, sich zu melden.

Die Fama Fraternitatis ist eingebettet in eine anonyme Schrift mit dem Titel Allgemeine und General Reformation der ganzen weiten Welt. Beneben der Fama Fraternitatis. Der erste Teil, die Reformation, ist eine satirische Fabel, die die Generalreformation, wie sie im Umkreis von Johann Valentin Andreae behandelt wurde, zum Thema hat. Sie wurde bereits selbst unverändert von der bereits 1612 erschienenen Ragguagli di Parnasso des Traiano Boccalini übernommen. Trotzdem lässt sich nach aktueller Forschung belegen, dass die Autorenschaft bzw. auch der Tübinger Kreis um Andreae, ebenso um den Universtitätsprofessor Christoph Besold ergänzt werden muss. Bereits um 1604 war eine vorgefertigte Handschrift zur Fama Fraternitatis im Umlauf. Andreae war zu diesem Zeitpunkt seit 1601 Student an der Universität in Tübingen. Wichtigste Person in dieser Verflechtung ist aber Besold, da er unter anderem Kontakte zu Anhängern Simon Studions pflegte. Simon Studion war dabei selbst ehemaliger Absolvent der Universität Tübingen und vermutlich auch Mitglied in der Geheimgesellschaft Militia Crucifera Evangelica. Aus historischer Sicht wird dieses Gesellschaft bereits als Vorläufer der späteren Rosenkreuzerbruderschaft gesehen. Studion verfasste in dieser Zeit unter anderem die Naometria, die 1604 veröffentlicht wurde. In ihr wurden bereits Ideen einer angestrebten geistigen Reformation und Umwälzung der Gesellschaft dargelegt. Studion nutzte in der Naometria außerdem erstmals die Symbole Kreuz und Rose. Er war ebenso darum bemüht einen Kirchenkonvent nach Konstanz einzuberufen, worin die Thematik einer sogenannten Weltreformation beleuchtet werden sollte, was allerdings scheiterte. Um dabei die Entstehung der Fama zu verstehen, muss man erkennen, dass zur damaligen Zeit ein ungeheures aufbegehren, seitens der Bevölkerung, nach einer Reformtion existierte. Außerdem richtete man sich klar gegen die katholische Societas Jesu, auch Jesuiten-Orden genannt.

Confessio Fraternitatis

Die Confessio Fraternitatis erschien 1615 ohne Autorenangabe. (Der volle lateinische Titel war Confessio Fraternitatis R. C. Ad Eruditos Europae, der volle deutsche Titel Confession oder Bekandnuß der Societet und Brüderschaft R. C. An die Gelehrten Europae.)

In dieser erst auf Latein, kurz darauf auch auf deutsch erschienenen Schrift meldet sich die Gesellschaft des Rosenkreuzes nun – nach der Fama – erneut zu Wort. Im Grunde wird der erste Aufruf an die europäische Geisteswelt, die Verfasser zu kontaktieren, wiederholt. Die Confessio ist einerseits stark von protestantischem Geist durchweht: Der Papst wird angegriffen, und das Bibellesen als wesentlicher Zugang zur rosenkreuzerischen Gesellschaft propagiert. In der Confessio werden auch zum ersten Mal die Geburts- und Sterbensdaten des angeblichen Gründers, 13781484, erwähnt. Andererseits kann die Schrift aber auch satirisch interpretiert werden: Sie ergeht sich über drei Viertel der Länge in Andeutungen über das geheime Wissen der Gesellschaft, um dann gegen Ende zu warnen vor den „meisten Bücher der falschen Alchimisten, die es für einen Scherz und eine Kurzweil halten, wenn sie […] mit wunder-seltsamen Figuren und dunklen, verborgenen Reden die Leute betrügen und die Einfältigen um ihr Geld bringen“, nicht ohne dann noch einmal festzustellen: „Meidet und fliehet solche Bücher, die ihr gewitzt seid, und wendet euch zu uns, die wir nicht euer Geld suchen, sondern unsere großen Schätze euch gutwillig anbieten.“

Die Fama und die Confessio verursachten in Europa ein gewaltiges Echo: Zwischen 1614 und 1625 erschienen mehr als vierhundert Drucke zum Thema. Die jeweiligen Verfasser wollten mit der Bruderschaft Kontakt aufnehmen, Kritik oder Zustimmung äußern, oder feststellen, dass ihrer Meinung nach die Gesellschaft nicht existiere.

Was ist ein Rosenkreuzer?

Wenn man die europäische Geschichte der Logen, Orden und Geheimgesellschaften durchleuchtet, ist es schwierig, Rosenkreuzer von Nicht-Rosenkreuzern zu trennen. Wolfram Frietsch definiert in seinem Buch Die Geheimnisse der Rosenkreuzer folgende Stichpunkte als Kennzeichen rosenkreuzerischer Lehre:

  • Alchemie geistiger Natur. Es geht also nicht um materielle Umwandlung der Metalle; diese Ebene wird lediglich als Symbol für geistige Umwandlung und den Weg dorthin genutzt.
  • Hermetik, die Lehre des vermutlich fiktiven Hermes Trismegistos, entstanden im Ägypten der Römerzeit und Grundlage fast sämtlicher europäischer Mystik und Magie. Bekanntestes Axiom: „Wie oben, so unten.“ Der Mikrokosmos soll also eine Entsprechung des Makrokosmos sein.
  • Neoplatonismus, vertreten vor allem durch Plotin; eine Lehre, die das Göttliche als das ‚große Eine‘ betrachtet, aus dem die Emanationen der Schöpfung hervorgehen. Wichtig für die christliche Rezeption ist auch die Trennung von ‚böser‘, diesseitiger Sinnenwelt und ‚guter‘, jenseitiger Einheit im Göttlichen (Dualismus).
  • Kabbala, die jüdische Mystik; die Lehre vom Baum des Lebens und den Sefiroth. Ein bekannterer Teil dieser Lehre ist die Numerologie, die mithilfe des hebräischen Alphabets Wort- und Namensbedeutungen berechnet und letztlich auf der Suche ist nach dem ‚Namen Gottes‘, dem ‚verlorenen Wort‘, auch nach einer überzeitlichen Ursprache, der ‚Engelssprache‘.
  • Philosophie, die Schaffung eines in sich schlüssigen Weltbildes, das zumindest die spirituell relevanten Dimensionen des Erdenlebens hinreichend erklärt.

Einen besonders wichtigen Punkt, der vor allem auf die heute aktiven Rosenkreuzer zutrifft, hat Frietsch nicht genannt:

  • Die Gnosis, hermetisch beeinflußte Mystik, die die Grundlage aller großen Rosenkreuzer-Gesellschaften ist, die sich heute noch so nennen. In den frühchristlichen Gemeinden gab es die ersten Gnostiker, später vertraten die Manichäer und die Katharer und Albigenser ähnliche Lehren, ebenso Meister Eckhart, Jakob Böhme und teilweise Giordano Bruno. Da „Gnosis“ eigentlich nur "Erkenntnis" bedeutet, wird das Wort in rosenkreuzerischen Kreisen gerne auch als Synonym für die postulierte Universelle Lehre benutzt, die sich nach ihrer Ansicht in immer neuen Wellen und Ausformungen durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht. Kennzeichnend ist eine dualistische Weltsicht: Die hiesige Erlebnisrealität ist unbeständig, das heißt dass alles, was entsteht, wieder vergehen muss; außerdem ist sie vom Göttlichen getrennt. Dadurch entstehen Leid und Schmerz. Deren Ende ist nur durch Absonderung vom Irdischen und Wiedereintritt in die göttliche Sphäre möglich.

Rosenkreuzerisch beeinflußt sind fast alle aktuellen okkult-philosophischen, magischen oder mystisch-spirituell orientierten, westlichen Gesellschaften. Die meisten haben in ihren Satzungen sogar konkrete Bezüge dieser Art wiedergegeben. Als kleine Auswahl wären hier zu nennen: Die Freimaurer (bei denen in den Hochgraden entsprechende Titel zu erhalten sind), der Golden Dawn, der O.T.O., die Theosophische Gesellschaft, die Anthroposophie und viele andere mehr.

Kreuz und Rose

Zentraler Dreh- und Angelpunkt des Rosenkreuzertums ist das goldene Kreuz und die aufblühende rote Rose. Die Synthese aus beiden Symbolen gibt dabei den Gesamtcharakter des Rosenkreuzertums wieder. In erster Linie symbolisiert das Kreuz den Menschen. Er ist dazu aufgerufen sich charakterlich und innerlich soweit zu prüfen und selbst zu hinterfragen, dass er seinem Wesen nach sich von einem unedlen, zu einem aufrechten, edlen Menschen wandeln soll. Dies wird durch das goldene Kreuz symbolisiert, was durch Phasen der geistigen Reinigung zu einem Edelmetall transformiert wird. Die Rose erfährt dabei vorrangig die Bedeutung der Seelenessenz, die zu Tage tritt, wenn alle vier Elemente (Feuer, Erde, Wasser und Luft) in Einklang zueinander stehen. Die Assoziation liegt nahe, dass man hier das fünfte Element, die Quintessenz, vermuten kann. Der Weg zu ihr führt über die Liebe, symbolisiert durch eine aufblühende rote Rose. Selbstverständlich sind diese grundlegenden Beschreibungen nur die Ausgangsbasis zur Erschließung der ungeheuren Symboltiefe des Rosenkreuzes und beanspruchen keinerlei Vollständigkeit. Dies lässt also auch einen enormen Raum an unterschiedlicher Interpretation offen und soll dem Betrachter die archaischen Wurzeln seines persönlichen Wesens vor Augen führen. Allein aus diesem Geist heraus, traten und treten immer noch die unterschiedlichsten Rosenkreuzerzirkel und Organisationen ans Tageslicht.

Bereits der große Reformator, Martin Luther, benutzte in seinem Wappen Kreuz und Rose und sagte dazu folgendes in einem Brief vom 8. Juli 1530:

Das erste sollte ein Kreuz sein - schwarz - im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte. Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht [...] Solch Herz soll mitten in einer weißen Rose stehen, anzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt [...] darum soll die Rose weiß und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose steht im himmelfarbenen Feld, dass solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlische Freude zukünftig [...] Und um solch ein Feld einen goldenen Ring, dass solche Seligkeit im Himmel ewig währt und kein Ende hat und auch köstlich über alle Freude und Güter, wie das Gold das edelste köstlichste Erz ist.

Geschichte der Rosenkreuzer

Anfang des 17. Jahrhundert

Rosenkreuzertum in Deutschland

Das historisch gewachsene Rosenkreuzertum war zur damaligen Zeit des 17. Jahrhunderts eine Zusammenfassung aus Paracelsisten, Alchemisten und Pansophen. Sie bildeten im Großen und Ganzen eine Opposition und Generalreformation gegen das herrschende Weltbild des alten christlichen Lagers der katholischen und eingefahrenen protestantischen Kirche. Der damalige Geist war auf erneute Reformation aus und selbst innerhalb des protestantischen Lagers regte sich enormer Wiederstand gegen das orthodoxe Luthertum. Schwankungen und Veränderungen dieser Art empfand die junge lutherische Orthodoxie als unausgesprochen gefährlich und ging gegen sämtliches rosenkreuzerisches Gedankengut in den eigenen Reihen vor. Man unterstellte eigenen protestantischen Glaubensbrüder den Verrat an den Schriften Luthers. Es ging dabei in erster Linie um die Behauptung der eigenen Glaubensrichtung vor der katholischen Kirche. Innerhalb des 17. Jahrhunderts unterlag dabei das Rosenkreuzertum mehrerer Wandlungsprozesse die sich von christlicher Mystik bis hin zum Pietismus entwickelten. Innerhalb dieser Entwicklung sind unter anderem Anhänger Jakob Böhmes zu nennen und weiterhin die sogenannten Weigelianer. Die Zentren dieser Entwicklung fand man vorwiegend in verschiedenen Buchdruckerzentren und insbesondere theosophisch-pansophisch geprägten Städten wie Danzig, Frankfurt am Main, Kassel, Köln, Prag, Straßburg und vielen weiteren Städten. Ausschlaggebend für die Wandlung zur Spekulation im alchemistisch-kabbalistischen Bereich der Rosenkreuzer waren unter anderem Michael Maier und Robert Fludd. Insbesondere stand Robert Fludd in engem Kontakt und geistigen Austausch mit Johannes Kepler. In Städten wie Prag, Ausgangspunkt enormer Umwälzungen und des zweiten Prager Fenstersturzes, wurde das rosenkreuzerische Gedankengut schnell aufgenommen. Am Kaiserhof waren ebenso Alchimisten wie Paracelsisten häufige und gern gesehene Gäste. Bereits unter dem Habsburger Rudolf II. soll das Rosenkreuzertum neben den Künsten und Wissenschaften einen geheimen Förderer gefunden haben. Michael Maier war unter anderem Berater und gelernter Alchemist am Hofe Rudolfs bis zum Tode des Kaisers. Neben ihm war ebenso Johannes Kepler Hofastronom und kaislerlicher Mathematikus. Es war außerdem Tycho Brahe, den Kepler an den kaiserlichen Hof lud und dessen Ämter er von Brahe übernahm. Trotzdem wird Kepler immer noch vorgeworfen, er hätte gezielt Brahe vergiftet um dessen Forschungsergebnisse für sich zu vereinnahmen versucht. Vielen dieser hier genannten Wissenschaftler, die am Hofe Kaiser Rudolfs II. arbeiteten, wird nachgesagt, dass sie dem Rosenkreuzertum sehr nahe standen. Kaiser Rudolf II. starb wiederrum 1612 und erlebte die aufbruchartigen Veränderungen durch protestantische Adlige, denen er 1609 die Religionsfreiheit zusicherte und die sein Bruder wieder einschränkte, nicht mehr. All dies führte letztendlich in den Dreißigjährigen Krieg. Festzuhalten bleibt aber, dass es im 17. Jahrhundert kein organisiertes Rosenkreuzertum wie in heutiger Form oder wie ab 1717 bei den Freimaurern gab. Es existierten hier lediglich nur vereinzelte Zirkel, die größtenteils auch in Kontakt miteinander standen.

Manche Autoren nennen als Entstehungsjahr des Rosenkreuzerordens 1614, als man in Hessen ein Schreiben veröffentlichte, das ihre Existenz öffentlich bekanntgab und zur Mitgliedschaft aufrief. Zu diesem Zeitpunkt war wieder eine Phase des »Wirkens nach außen« angebrochen. Die Schrift, die die Menschen dazu aufrief, die falschen Lehrer, wie den Papst, Aristoteles und Galen (populärer Arzt der Antike) aufzugeben, erzählt auch die Geschichte der fiktiven Person »Christian Rosenkreuz«, durch den die Gründung versinnbildlicht werden sollte. Dieser wird heute meistens fälschlicherweise als der wahre Gründer angegeben.

Rosenkreuzertum in England

Das ungewöhnlich große Aufsehen, das die drei Manifeste der Rosenkreuzer Anfang des 17. Jahrhunderts erregten, hat die Geschichte der europäischen Mystik und Spiritualität in den nachfolgenden Jahrhunderten stark beeinflusst. Nachdem nie nachgewiesen werden konnte, ob der in der Fama und der Confessio beschriebene Orden überhaupt jemals existiert hatte, bildete sich ein ungeheurer Mythos um diesen Namen. Der Traum vieler Mystiker war es, endlich in diesen Orden eingeladen zu werden. Über die angeblichen Geheimnisse der Rosenkreuzer gab es die verschiedensten, teils sehr ausufernden Spekulationen. Hinweise aber auf eine tatsächliche Existenz damaliger Rosenkreuzer findet sich bereits auch in England. Selbst Robert Fludd war ein eifriger Verteidiger der Fama Fraternitatis, die nach ihrer Veröffentlichung mehr und mehr von ihren Kritikern in der Luft zerrissen wurde. Eine Existenz der Rosenkreuzer kann in England bereits um und vor 1632 vermutet werden, da hier einige Schriftzeugnisse wie die des Schriftsteller Henry Adamson Zeugnis davon abgeben. In einem seiner Gedichte, Muses Threnodie, taucht folgende Stelle auf:

For we be Brethren of the Rosy Cross, We have the Mason's Word and second sight

Bemerkenswert ist dabei die Erwähnung der Brüder des Rosenkreuzes in Zusammenhang mit dem Maurerwort. Die Rosenkreuzerbewegung kann also nun nicht mehr als eine ausschließlich deutsche Bewegung verstanden werden, auch wenn sie hier ihren offiziellen Anfang nahm. Immerhin war es auch ein englischer Schriftsteller namens John Donne, der in seiner Weihnachtspredigt von 1624 den deutschen Theologen Daniel Cramer zitierte, der unter anderem 1617 das Werk der Wahren Gesellschaft von Jesus und dem Rosenkreuz verfasste. John Donnes Clubs der Meerjungfrauen galt zur damaligen Zeit als besonders konspirativ, da man hinter ihm eine rosenkreuzerische Geheimgesellschaft vermutete, die aus drei Graden (Kandidat, Bruder und Gefährte) bestand. Damaliges Zentrum sämtlicher rosenkreuzerischer Aktivitäten war neben Prag auch Kassel. Der Landgraf Moritz von Hessen-Kassel duldete unter seiner Amtszeit den Druck und die Verbreitung der Fama Fraternitatis um 1614. Desweiteren war sein Hof Versammlungsort der europäischen Rosenkreuzerbewegung. So fand hier bspw. ein reger Austausch zwischen englischen und deutschen Rosenkreuzern statt. Zu erwähnen wären dabei John Dowland und auch der bereits erwähnte Londoner Arzt Robert Fludd, der eng mit dem Leibarzt von Landgraf Moritz Johann Daniel Mylius zusammenarbeitete. Letzterer war ebenso Rosenkreuzer. Die enge Zusammenarbeit zwischen protestantischen Fürsten in Deutschland und der britischer Monarchie, kann letztendlich darauf zurück geführt werden, dass man sich bewusst gegen die katholischen Habsburger verbünden wollte.

Verfolgung der Rosenkreuzer

Ebenso wurde eifrig diskutiert, wer möglicherweise ein Mitglied dieses Ordens sein könnte. Die genannten Namen gehen in die Hunderte; hier seien nur einige bekanntere aufgezählt: Francis Bacon, Jakob Böhme, Giordano Bruno, Johann Amos Comenius, John Dee, René Descartes, Robert Fludd, Johannes Kepler, Heinrich Khunrath, Michael Maier und Baruch Spinoza. Die Liste könnte beinahe endlos fortgesetzt werden. Die genannten Personen haben sich aber allesamt tatsächlich mit Alchemie oder Magie beziehungsweise mit der Gnosis (christlich beeinflußte Mystik) beschäftigt. Vieles bleibt leider im Raum der Andeutungen und Symbole dieser Zeit stecken, da es im 17. Jahrhundert für den Angehörigen einer rosenkreuzerischen Geheimgesellschaft verheerende Auswirkungen haben konnte seine Gesinnung offenzulegen. Beispielhaft dafür ist die eingangs erwähnte Widmung an einen gewissen Herrn Haselmeyer in der Fama Fraternitatis, der zu einer Haftstrafe auf einer Galeere verbannt wurde. Man ist also aufgefordert zwischen den Zeilen zu lesen, wenn man sich direkt auf Quellen des 17. Jahrhunderts beruft.

Aufgrund des allgemeinen Interesses schossen in dieser Zeit angebliche Rosenkreuzer-Gruppen wie Pilze aus dem Boden. Die meisten sind klar zu den Scharlatanen zu rechnen. Auch tauchten auf Jahrmärkten unzählige Quacksalber auf, die unter Verweis auf ihr angeblich von den Rosenkreuzern stammendes Wissen alles mögliche verkauften, von gesundheitlichen Wundermitteln über Liebestränke bis hin zu Zaubertinkturen und -sprüchen.

Der Orden der Gold- und Rosenkreuzer

Die große öffentliche Wirkung wurde zunächst durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges unterbunden, trat aber später wieder auf. Trotzdem ist eine Verbindung zwischen den authentischen Rosenkreuzern, speziell der Tübinger Kreis, und den Rosenkreuzern des 18. Jahrhunderts auszumachen. Einen Hinweise darauf gibt der wenig bekannte pansophische „Orden der Unzertrennlichen“, die sich offensichtlich auf Alchemie spezialisierten. Der Orden war unter verschiedenen Synonymen wie bspw. „Alchemistenloge“, „Kreuzorden“ oder auch „Gesellschaft der Philosophen und Naturforscher“ bekannt. Seine Entstehung geht vermutlich bis auf das Jahr 1580 zurück und ihre Bruderschaft war relevant für die Veröffentlichung rosenkreuzerischer Schriften zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Ebenso wird vermutet, dass dieser Orden den inneren Kreis der sogenannten Fruchtbringenden Gesellschaft bzw. Palmenorden bildete. Ursprünglich fand man bei den Unzertrennlichen nur Bergleute, sowie deren Bergbaubesitzer vor, die im späteren Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts ebenso in Logen organisiert waren. Der Wandel vollzog sich aber vorallem durch die Zusammenführung mit dem bereits erwähnten Palmenorden, der zum Beitritt des deutschen Adels führte. Mitglieder dieser Gesellschaft waren unter anderem die bereits erwähnten Johann Valentin Andreae und Landgraf Moritz von Hessen-Kassel. Ein gewisser Pfarrer, namens Samuel Richter, soll dabei unter dem Ordensnamen Sincerus Renatus Mitglied einer Loge der Unzertrennlichen in Halle gewesen sein, die 1680 unter dem Namen „Sincera Confoederatio“ in Erscheinung trat. Unter seinem Pseudonym bzw. Ordensnamen sind Anfang des 18. Jahrhunderts verschiedene alchemistisch-rosenkreuzerische Schriften veröffentlicht wurden, die wegweisend für nachfolgende Rosenkreuzerorganisationen waren und noch immer sind. Doch Zunächst ist aber vor allem häufig vom „Orden der Gold- und Rosenkreuzer“ die Rede, wobei aus der Quellenlage nicht ganz klar wird, ob es einen oder mehrere Orden diesen Namens gab. Fakt ist, dass dieser Orden um etwa 1756 in Erscheinung trat und die Schriften des Samuel Richter eine entscheidende Rolle spielten. Zu den Gründungsmitgliedern zählt man insbesondere Baron Prugg von Pruggenheim (aus Innsbruck) und einen geheimnisvollen Fictuld, dessen Identität bislang nicht eindeutig bestimmt werden konnte. Ordenreformen innerhalb der Gold- und Rosenkreuzer fanden in einem Zyklus von zehn Jahren statt. Die anfänglichen Aktivitäten dieses Ordens sind dabei größtenteils im Süden des damaligen deutschen Sprachraumes auszumachen. Erstmals etablierte sich aber dieser Orden innerhalb der Freimaurerei und der Strikten Observanz. Der politische Einfluß dieser Gruppe soll groß gewesen sein, ihre Machenschaften von ihren Kritikern als eher betrügerisch dargestellt. Insbesondere wäre dabei Adolph Freiherr Knigge zu erwähnen, der zusammen mit Adam Weishaupt den Orden der Illuminaten begründete. Mit der Zeit kristallisierte sich ein ständiger Wettstreit zwischen beiden Orden heraus, in dem vorallem Knigge federführend war. Beispielhaft dafür ist sein veröffentlichtes Traktat „Ueber Jesuiten, Freymaurer und deutsche Rosencreutzer“, worin er scharf die Gold- und Rosenkreuzer angreift.

Ansonsten treten mehrere kleinere Bruderschaften auf, die sich in der Nachfolge der ‚echten‘ Rosenkreuzer sehen und meist behaupten, deren originale Geheimlehren zu besitzen. Über ihre innere Arbeit ist wenig bekannt; allein ihr Auftreten – verglichen mit den Grundsätzen aus Fama und Confessio – läßt es aber als unwahrscheinlich erscheinen, dass tatsächlich Verbindungen zu den ‚echten‘ Rosenkreuzern bestanden – falls diese überhaupt jemals existierten. Es ist dabei die Schwierigkeit dem roten Faden dieser verschwiegenen Geheimgesellschaft folgen zu können. Archive des „Ordens der Unzertrennlichen“, und damit die Spuren der Rosenkreuzer, wurden im Laufe der Jahrhunderte teilweise vernichtet, was dem Skeptiker gern die Möglichkeit offenbart ihre Existenz anzuzweifeln.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts und anfangs des 20. Jahrhunderts entstanden viele Rosenkreuzer-Organisationen. Die prominenteste war der Esoteric Order of the Golden Dawn dessen innerer Orden sich "Orden der Roten Rose und des Goldenen Kreuzes (Ordo Rosae Rubeae et Aureae Crucis, kurz: R.R. et A.C.) nannte. Jede dieser Gesellschaften beruft sich auf das Original. Der Name „Rosenkreuzer“ ist nicht geschützt und somit frei für jede Neugründung. Nachstehend sind die wichtigsten Rosenkreuzer-Gruppierungen kurz dargestellt. Die Beschränkung liegt auf solchen Organisationen, welche auch im 21. Jahrhundert noch mehr oder weniger aktiv sind.

Societas Rosicruciana in Anglia (SRIA)

Dieser Orden wurde im Jahre 1866 durch Wentworth Little, einen freimaurerischen Forscher, in England gegründet. Er nimmt nur reguläre Freimaurer auf, welche den 3. Grad, den Meistergrad erreicht haben. Er ist in drei Abteilungen eingeteilt:

  1. Orden (Lehrlinge) mit den 4 Graden: Zelator, Theoricus, Practicus und Philosophus
  2. Orden (Lehrer oder Adepten) mit den 3 Graden: Adeptus Minor, Adeptus Major und Adeptus Exemptus
  3. Orden (Herrscher oder Magi) mit den 2 Graden: Magister und Magus (Inhaber der höchsten Führerschaft)

Er hat die ursprünglichen Grade der Gold- und Rosenkreuzer übernommen. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist der Glaube an die christliche Dreieinigkeit. Die Tätigkeit der SRIA umfasst das Studium der Kabbalah, der Astrologie, der Alchemie, der Theosophie, der Talismane und mystischen Zeichen. Der Orden behauptet, eine direkte Verbindung zur ursprünglichen Rosenkreuzer-Bruderschaft des 17. Jahrhunderts zu haben. Seine Tätigkeit ist auf den englischen Sprachraum beschränkt. Verwandt mit der SRIA ist die 1880 in den USA gegründete SRICF ( Societas Rosicruciana in Civitatibus Foederatis). Sie nimmt ebenfalls nur Freimaurer auf.

Ordre Kabbalistique de la Rose Croix (KRC bzw. OKR+C)

Der Kabbalistische Orden vom Rosenkreuz wurde 1888 in Paris gegründet. Unter seinen Gründungsmitgliedern zählen unter anderem der Graf Stanislas de Guaita, der auch den ersten Großmeister dieses Ordens stellte. Der Kabbalistische Orden entwickelte dabei eine einzigartige Sogwirkung innerhalb der damaligen Okkultszene, was sich durch Mitglieder wie Jollivet-Castelot, Victor Blanchard, H. Spencer Lewis und Pierre Augustin Chaboseau kennzeichnete. Früher wie auch später waren diese Personen bekannte Größen innerhalb der Martinisten- und Rosenkreuzer-Bewegung. Unter anderem ist H. Spencer Lewis späterer Begründer des Alten mystischen Orden vom Rosenkreuz in Nordamerika, was wohl mit großer Sicherheit durch tatkräftige Unterstützung seitens des KRC gewährleistet wurde. Der Ordre Kabbalistique arbeitet in drei Graden und einem weiteren, geheimen vierten Grad. Daneben wird man, wie der Name schon ausdrücklich sagt, in die Lehren der Mystik und Kabbalah unter rosenkreuzerischen Gesichtspunkten eingewiesen. Der Orden ist auch heute noch aktiv und setzt seine mystische Arbeit weiterhin ungestört fort.

Fraternity of the Esoteric Order of the Golden Dawn

Ordo Templi Orientis - OTO

Rosicrucian Fellowship (Rosenkreuzer-Gemeinschaft) (auch Heindel-Bewegung genannt)

Dieser Orden wurde im Jahre 1909/11 von Max Heindel in den USA gegründet. Ihr Untertitel lautet: „Verband Christlicher Mystik“. Es handelt sich um eine Gruppierung weitverzweigten Geistes- und Geheimschulen der Theosophie. Dieser rosenkreuzerische Orden lehrt eine christliche Philosophie sowie geistiges Heilen. Er verbreitet seine Lehren in esoterischem Christentum und Philosophie durch Fernkurse. Das Hauptquartier des Ordens befindet sich in Mount Ecclesia, Oceanside, Kalifornien (USA). Anhänger sind in der ganzen Welt zu finden. Sie gruppieren sich in Zentren und Studiengruppen.

Antiquus Mysticusque Ordo Rosæ Crucis (AMORC) (Alter mystischer Orden vom Rosenkreuz)

Dieser Orden wurde im Februar 1915 in New York, durch Dr. Harvey Spencer Lewis, in der Tradition einer mystischen Bruderschaft unter dem Siegel R.C. (Rosæ Crucis) begründet. Die traditionelle und authentischen Bezeichnungsform lautet im lateinischen Antiquus Arcanus Ordo Rosæ Rubæa et Auræa Crucis - AAORRAC. Was soviel wie „Alter mystischer Orden von der roten Rose und dem goldenen Kreuz“ bedeutet. Er hat seinen derzeitigen Sitz in Château d'Omonville, Le Tremblay (Frankreich). Ab 1933 war AMORC Mitglied in der bis zum 14. August 1951 wieder aufgelösten FUDOSI - Fédération Universelle des Ordres et Sociétés Initiatiques. Ein Internationaler Verband von Initiatenorden und Gesellschaften, in dem AMORC auf dem Rosenkreuzer-Konvent vom 8. August 1933 seine alleinige Regularität als Rosenkreuzerorganisation für Nordamerika anerkannt wurde. Dies fand durch die europäischen Mitglieder der FUDOSI statt, die nicht nur aus Rosenkreuzern, sondern ebenso aus Martinisten, Freimaurern und Pythagoräern bestanden. Insbesondere waren unter den damaligen Freimaurern Mitglieder des Memphis-Misraim Ritus anwesend. Dabei verwaltete und koordinierte Émile Dantinne (Sâr Hiéronymus) die rosenkreuzerischen Ordenstrukturen in Europa und H. Spencer Lewis (Sâr Alden) den nordamerikanischen Bereich durch den Alten mystischen Orden vom Rosenkreuz. Desweiteren bestand auch ein zeitweiliger Kontakt zwischen dem OTO unter Theodor Reuss (ab 1906) und Heinrich Tränkers Pansophia. Interessant wären dabei vielleicht noch die Verknüpfungen zwischen AMORC und dem französichen Ordre Kabbalistique de la Rose Croix (KRC) zu nennen. H. Spencer Lewis Sohn, Dr. Ralph M. Lewis, der die Koordination und Leitung des AMORC nach dem Tod seines Vaters übernahm, war ebenso Mitglied im obersten Rat des KRC. Nach einigen Theorien zufolge, soll im KRC womöglich auch Dr. Harvey Spencer Lewis um 1909 seine Einweihung in das Rosenkreuzertum in Frankreich bekommen haben. Obwohl auch stellenweise von einem ominösen R+C Orden in Toulouse die Rede war. Es wird also klar, dass der AMORC aus einer französischen Rosenkreuzertradtion entstammt. Dies wird auch heute noch deutlich, da dieser noch sehr eng mit dem französischen Martinismus verknüpft ist. Damit grenzt sich dieser Orden eindeutig gegen englisch geprägte Rosenkreuzertraditionen wie dem Golden Dawn und seinen Nachfolgeorganisationen ab. Nach dem 2. Weltkrieg unterstützte AMORC den Aufbau alter rosenkreuzerischer Ordenstrukturen in Europa, die durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die rosenkreuzerische „Gustav Meyrink“ Loge zu München, war bereits durch die Unterstützung AMORCs, ab dem 6. Dezember 1949, wieder aktiv. Der Anschluss an die damalige, oberste Großloge AMORCs in San José, erfolgte um 1952. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten bildete sich im Laufe der Jahre daraus die deutschprachige Jurisdiktion heraus. AMORC gibt desweiteren einige Bücher und Zeitschriften heraus. Das „AMORC-Forum“ ist eine Publikation des AMORC und ist auch für Nichtmitglieder erhältlich. Es werden weltweite Konferenzen durchgeführt und regelmäßig findet ein Weltkonvent statt.

AMORC wird geleitet von der Obersten Großloge mit derzeitigem Sitz in Frankreich. Diese wiederum gründet Großlogen, normalerweise nach Sprachräumen bzw. auch Jurisdiktionen genannt. Innerhalb der deutschsprachigen Jurisdiktion, die Deutschland, Österreich, Lichtenstein und die Schweiz umfasst, hat die Großloge ihren Sitz seit 1964 von München nach Baden-Baden. Pro Land ist die Organisation gegliedert in Logen, Kapitel, Pronaoi und Atrien, welche die Mitglieder in verschiedenen Graden unterrichten. Bis 1930 hatte AMORC nur 3 Grade. Ab diesem Jahre wurden die 9 Grade der sog. Gold- und Rosenkreuzer des 18. Jahrhunderts dazugefügt. Nach der Gründung des FUDOSI wurde die Zahl der Grade auf 16 erhöht, wobei die 3 letzten Grade sehr selten sind. Bis der 16. Grad erreicht werden kann, bedarf es einer Mitgliedsdauer von mindestens 16 Jahren. Der oberste Leiter heißt Imperator. Francis Bacon (1561 – 1626) wird als Alt-Imperator bezeichnet. Jede Großloge kennt einen Großmeister. A.M.O.R.C. ist der einzige Rosenkreuzerorden, der Initiationen in seinen Tempeln und Logen durchführt. Das Studium des Lehrmaterials bewältigt der Neophyt zu Hause in seinem Heimsanktuarium. Für gewöhnlich studiert er monatlich drei Monografien (Lehrbriefe). Neben den Lehrbriefen gibt es Conclaven zu den einzelnen Graden, in denen das Gelernte vertieft wird. Hier werden auch zusätzliche Informationen zu den Übungen aus den Lehrbriefen übermittelt, die nur für die Übermittlung von Mund zu Ohr vorgesehen und nicht in den Lehrbrifen selbst enthalten sind. Zu den Initationen meldet sich der Neophyt (Schüler der Rosenkreuzerlehren) bei den Logen. Logen, Kapitel, Pronai und Atrien dienen der Abhaltung von Konvokationen und Vertiefungen von mystisch-philosophischen Themen. Jeder Städtegruppe ist auch ein Gäste-Forum angegliedert, wobei sich der Suchende problemlos und ohne Verpflichtungen über AMORC informieren kann.

Die Lehre des AMORC umfasst: Metaphysik (Ursprung, Grund und Ziel allen Seins), Mystik (Die Suche nach der Wahrheit, Selbsterkenntnis, woher komme ich, warum bin ich hier, wohin gehe ich?), Ägyptologie (Geschichte und Herkunft der Rosenkreuzerlehren) und der menschliche Körper und seine Psyche aus wissenschaftlich-mystischer Betrachtung. Die Lehren stellen also eine Synthese aus wissenschaftlichen und mystischen Standpunkten dar, da der Orden beide Dinge zu verbinden sucht und sie nicht getrennt betrachten möchte. Dies macht ihn gerade auch im Bereich vieler alternativ denkender Akademiker im Bereich Medizin und Psychologie so attraktiv. Mitglieder des Ordens können volljährige Männer und Frauen werden, welche die Prinzipien der kosmischen, der natürlichen und der zivilen Ordnung bejahen. Die Organisation ist weder konfessionell noch politisch gebunden. Der Orden darf nicht als religiöse Bewegung oder als Religionsgemeinschaft angesehen werden.

AMORC sieht seine traditionellen Wurzeln im Alten Ägypten. Es beruft sich auf die Lehren der Alt-ägyptischen Mysterienschulen, auf deren Glauben, Weisheit und Praktiken. Diese alte Schule wurde im 15. Jahrhundert vor Chr. gegründet und hat eine Beziehung zu Thutmosis III. Der König Akenaten/Echnaton spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.

Lectorium Rosicrucianum (Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes)

Der Hauptsitz und Entstehungsort des Lectorium Rosicrucianum oder der Internationalen Schule des Goldenen Rosenkreuzes befindet sich in Haarlem, Niederlande. 1924 traten die Brüder Z.W. Leene (1892-1938) und J. Leene (1896-1968) in Het Rozekruisers Genootschap ein, die einige Jahre zuvor gebildete niederländische Abteilung der 1909 von Max Heindel gegründeten Rosicrucian Fellowship zu Oceanside, Kalifornien, USA. Schon bald nahmen sie in Het Rozekruisers Genootschap einen hervorragenden Platz ein und wurden 1929 mit der Leitung betraut. Im Jahr 1930 schloss sich Frau H. Stok-Huizer (1902-1990) den Brüdern Leene an. Zusammen begannen sie eine spirituelle Suche, die dazu führte, dass sie im Jahr 1935 unabhängig von der Rosicrucian Fellowship weiter gingen. Z.W. Leene verstarb 1938, jedoch J. Leene und H. Stok-Huizer setzten die begonnene Arbeit gemeinsam fort. Sie schrieben eine Anzahl Werke, die unter ihren Autorennamen J. van Rijckenborgh resp. Catharose de Petri erschienen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Aktivitäten der Gemeinschaft (die während der Kriegsjahre von den Besatzern verboten worden waren) wieder aufgenommen werden konnten, schlugen die genannten geistigen Leiter einen neuen Weg ein, wobei der Begriff "Gnosis" stets mehr im Zentrum stand. Buchstäblich bedeutet "Gnosis" Kenntnis, im christozentrischen Sinn die unmittelbare Gotteskenntnis, die das Resultat eines spirituellen Entwicklungsweges ist, der "Geburt aus Wasser und Geist" (Joh. 3:5). Dieser Prozess der geistigen Entwicklung wird auf andere Weise durch die "Alchimische Hochzeit des Christian Rosenkreuz" symbolisiert. Der Name Christian Rosenkreuz ist eine Andeutung, die von den klassischen Rosenkreuzern des 17. Jahrhunderts als Prototyp für den in Christus wiedergeborenen, also völlig erneuerten Menschen benutzt wurde, welcher der Menschheit bei der Verwirklichung der wahrhaften spirituellen Erneuerung mit Herz und Seele dient.

Im weiteren Sinn ist der Begriff "Gnosis" eine Andeutung für die universelle Berührung des Christus und Seiner Bruderschaft sowie ihrer zeitlosen Rettungsarbeit während der gesamten (auch vor-christlichen) Geschichte.

1945 nahm die Gemeinschaft den Namen Lectorium Rosicrucianum an und trat nach außen als "gnostische Geistesschule" auf. Es entfalteten sich immer mehr Aktivitäten außerhalb der Niederlande, und gegenwärtig hat das Lectorium Rosicrucianum Schüler in vielen Ländern Europas, sowie in Südamerika, Nordamerika, Afrika, Australien und Neuseeland. Seit dem Tod von J. van Rijckenborgh und Catharose de Petri wird das Lectorium Rosicrucianum von einer Internationalen Spirituellen Leitung geführt, die von Landesleitungen und Arbeitsgruppen unterstützt wird.

Das Lectorium Rosicrucianum geht von der Idee aus, dass es zwei Naturordnungen gibt: Erstens die uns bekannte Naturordnung, die nicht mehr als eine Notordnung, ein Durchgangshaus ist. Diese Natur umfasst sowohl die Lebenden als auch die Toten. Alles in ihr ist dem Kreislauf Geburt, Leben, Sterben und Wiedergeborenwerden unterworfen. Zweitens ist da die ursprüngliche, göttliche Ordnung. Die erste ist die Welt der Vergänglichkeit: Entstehen, Blühen und Vergehen oder auch "Dialektik"; die zweite ist die Welt der Unvergänglichkeit oder "Statica". Von der zuletzt genannten, die in der Bibel "Das Himmelreich" genannt wird, befindet sich im Herzen des Menschen noch ein letzter, latenter Rest, ein Gottesfunke oder "Geistfunkenatom". Dieses Prinzip verursacht in vielen suchenden Menschen ein unbestimmtes Heimweh, eine vage Erinnerung an den ursprünglichen Zustand beim Vater - das unsterbliche Einssein mit Gott.

Das Lectorium Rosicrucianum strebt danach, die Menschen mit der Notwendigkeit der Rückkehr zur göttlichen Ordnung zu konfrontieren, und zwar durch den Prozess der "Geburt aus dem Geist" (Joh. 3:8), der von Jesus unter anderem Nikodemus verkündet wurde. Diese Wiedergeburt oder Transfiguration ist gleichsam ein Prozess des "täglichen Sterbens", wie Paulus es nennt (1.Kor. 15:31). Es stirbt die alte Natur, das Ichbewusstsein, und erwachen muss die Gottesnatur, der Christus im Menschen. In diesem Prozess werden die Schüler des Lectorium Rosicrucianum unterwiesen, und sie bemühen sich, ihn in ihrem Leben zu verwirklichen.

Die transfiguristische Weisheitslehre, die das Lectorium Rosicrucianum austrägt, ist in der Botschaft aller großen Religionen enthalten. So sind in der Bibel die Begriffe zwei Naturordnungen, das göttliche Prinzip im menschlichen Herzen und der Weg der Transfiguration unter anderen in folgenden Aussprüchen zu finden: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh. 18:36), "Das Reich Gottes ist inwendig in euch" (Luk. 17:21) und "Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen" (Joh. 3:30).

Wesentlich ist, dass der Mensch als eine sichtbare und unsichtbare Körperlichkeit innerhalb des ihn umringenden Mikrokosmos gesehen wird, als eine Welt im Kleinen, übereinstimmend mit dem hermetischen Axiom: "Wie oben, so unten".

Auf dem Pfad der Transfiguration sind fünf Stadien besonders wichtig: 1. Einsicht in die Art dieses irdischen Lebensfeldes und die Erfahrung, innerlich zur Rückkehr in die göttliche Ordnung gerufen zu werden. 2. Das wahre Heilbegehren. 3. Die Übergabe der Persönlichkeit an die Verwirklichung des Heils. 4. Die daraus spontan entstehende neue Lebenshaltung unter der Leitung des Geistfunkens, die in der Bergpredigt angedeutet wird. 5. Die Vollendung dieses Weges: Das Erwachen (die Auferstehung) im ursprünglichen Lebensfeld.

Was bedeutet es in der Praxis, Schüler des Rosenkreuzes zu sein?

Die transfiguristische Lehre ist nicht nur ein philosophisches System, sondern sie muss "gelebt" werden. Das streben die Schüler der Geistesschule an. Neben dem Schülertum ist auch für jene, die den Bedingungen für das Schülertum (noch) nicht entsprechen wollen oder können, aber doch in ein Verhältnis zur Schule treten möchten, eine Mitgliedschaft möglich. Für beide Formen der Beziehung ist ein fester monatlicher Beitrag erforderlich.

Bevor sich jemand freiwillig dazu entschließt, in die Schule einzutreten, kann er viele, natürlich unverbindliche Möglichkeiten zur Orientierung nutzen. Ebenso kann man zu jedem gewünschten Zeitpunkt den Kontakt mit der Schule wieder abbrechen. Persönliche Freiheit wird für die einzig richtige Basis gehalten für das, was jeder Mensch selbst als seine Berufung erkennt.

In vielen Ländern besitzt das Lectorium Rosicrucianum Tempel und Konferenzorte. Dort treffen sich die Schüler regelmäßig zu Tempeldiensten und anderen Zusammenkünften, in denen sie die transfiguristische Weisheitslehre studieren und sich darauf besinnen, wie sie diese in ihr Leben integrieren können. Ca. 160 kleinere Zentren dienen dem gleichen Ziel sowie öffentliche Lesungen und Kurse für Interessenten. Außerdem nutzen noch ungefähr 3000 Mitglieder die Möglichkeiten zur Orientierung. Die Schüler werden ab einer bestimmten Zugehörigkeitsstufe angehalten, eine grundlegende Lebensreform zu beachten, wie Vegetarismus, Enthaltsamkeit von Nikotin, Alkohol und Drogen. Natürlich wird eine hohe Moral erwartet. Männer und Frauen haben gleichen Anteil an inneren Entwicklungen und äußeren Aktivitäten. Es gibt weltweit ungefähr 15000 Schüler. Es nehmen auffallend viele junge Menschen aktiv am Werk des Lectorium Rosicrucianum teil. Ab 18 Jahre kann man Schüler werden.

Der Erziehung der Kinder wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Es gibt ein aktives Jugendwerk mit einem eigenen internationalen Zentrum "Noverosa" in einem zentral liegenden Teil der Niederlande. Den Kindern werden die grundlegenden Begriffe der gnostischen Lehre aller Zeiten durch Märchen und Geschichten nahe gebracht. Den älteren Kindern werden diese Begriffe auch rational erklärt. Außerdem gibt es in den Niederlanden drei besondere Grundschulen, die "Jan van Rijckenborgh-Schulen".

Weitere

Weitere rosenkreuzerische Organisationen sind zum Teil nur lokal, regional oder national tätig und der Oeffentlichkeit kaum bekannt, da relativ klein:

  • Ordo Rosæ Aureæ (ORA)
  • Ordre Kabbalistique de la Rose Croix (KRC)
  • Internationale Weltloge der Bruderschaft vom Rosenkreuz
  • Fraternitas Rosæ Crucis
  • Alter Geheimer Orden vom Kreuz der roten und goldenen Rose (AAORRAC) (Abspaltung von AMORC in Österreich)
  • Aeth Priesthood Fraternitas Rosae Crucis

Musik

Literatur

Wissenschaft

  • Die Geheimnisse der Rosenkreuzer, Wolfram Frietsch, ISBN 3499604957
  • Die Erleuchteten, Karl R. H. Frick, ISBN 3865390064
  • Freimaurer und Rosenkreuzer - Georg Forsters Weg durch Geheimbünde, Gerhard Steiner, ISBN 3050004487
  • Die Rosenkreuzer, Hargrave Jennings, ISBN 3778772732
  • Die Theosophie des Rosenkreuzers, Rudolf Steiner, ISBN 3727464305
  • Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit, Rudolf Steiner, ISBN 3727475005
  • Das Erbe des Christian Rosenkreuz, Vorträge gehalten anläßlich des Amsterdamer Symposiums 18.-20. November 1986, ISBN 3776202793
  • Rosenkreuz als europäisches Phänomen im 17. Jahrhundert, Herausgegeben von der Bibliotheca Philosophica Hermetica, Amsterdam, ISBN 3772822061
  • Der Wahre und Unsichtbare Orden vom Rosenkreuz, Paul Foster Case, Band 1: Die Rosenkreuzer-Allegorie (gebunden ISBN 3935937-00-8, kart. ISBN 3935937113) Band 2: Die zehn Rosenkreuzer-Grade (gebunden ISBN 3935937016, kart. ISBN 3935937121)
  • Die Weltanschauung der Rosenkreuzer, Max Heindel, ISBN 3906414000, www

Belletristik