Zum Inhalt springen

Berufsfachschule (Deutschland)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. April 2011 um 14:06 Uhr durch 217.231.170.195 (Diskussion) (Berufe des Gesundheitswesens). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Berufsfachschulen sind Einrichtungen der beruflichen Ausbildung, das heißt, für ihren Besuch wird keine Berufsausbildung oder berufliche Tätigkeit vorausgesetzt[1]. Im Schuljahr 2008/09 gab es in der BRD 2.523 Berufsfachschulen mit insgesamt 23.941 Klassen. [2]

Bildungsgänge der Berufsfachschule

Die Bildungsgänge dauern in Vollzeitform (Regelform) mindestens ein Jahr, in Teilzeitform entsprechend länger. An Berufsfachschulen werden teilqualifizierende Bildungsgänge, die einen Teil der Berufsausbildung (zum Beispiel berufliche Grundbildung) vermitteln, sowie vollqualifizierende Bildungsgänge mit Berufsabschluss angeboten. Die Bildungsgänge der Berufsfachschule sind in einer Rahmenvereinbarung über die Berufsfachschulen der KMK (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland) geregelt.

Mit Berufsabschluss

Nach Bundesrecht

schulische Ausbildungsberufe

Die Ausbildung in diesen Bildungsgängen vermittelt die erforderlichen Qualifikationen zur Ausübung eines anerkannten Ausbildungsberufes nach Berufsbildungsgesetz bzw. Handwerksordnung. Die Dauer dieser Bildungsgänge geht zwischen 2 und 3 Jahren Vollzeit und orientiert sich an dem Zeitraum für vergleichbare Ausbildungen im dualen System (betriebliche Ausbildung). Der Status des Auszubildenden bleibt jedoch „Schüler“ (da die Bezeichnung Studium heute auch für Bildungsgänge an Berufsfachschulen verwendet wird, werden die "Teilnehmer" oftmals auch als Studenten bezeichnet). Einige Bundesländer geben für die Zeit der Ausbildung eine Aufwandsentschädigung (Mobilitätszuschuss). Diese Entschädigung ist jedoch i.d.R. an bestimmte Bedingungen wie z.B Anwesenheit gebunden.

Berufe des Gesundheitswesens

Die Ausbildung in den Berufen des Gesundheitswesens richtet sich nach den entsprechenden Vorschriften des Bundes. Beispiele sind die Physiotherapie oder die Gesundheits- und Krankenpflege und die [[]].

Berufe des Sozialwesens

Sozialassistent/-in, Heilerziehungspfleger/-in, Erzieher/-in Pflegeassistent/-in, Kinderpfleger/-in, Hauswirtschafter/-in, Hauswirtschaftshelfer/-in,

Nach Landesrecht

Assistentinnen/Assistenten

Der Bildungsgang dauert zwei bis drei Jahre, Voraussetzung ist die Fachoberschulreife (außerhalb Bayerns als Realschulabschluss oder Mittlere Reife bekannt). In der Regel werden folgende Unterscheidungen in der Dauer gemacht:

  • zwei Jahre für Ausbildungen, die nicht mit Fachhochschulreife kombiniert sind (hier kann die Fachhochschulreife anschließend (1-jährig) erreicht werden (additives Modell)
  • drei Jahre Kombination der Fachhochschulreife mit der beruflichen Ausbildung (integratives Modell)

Für die Assistenten gelten gesonderte Rahmenvereinbarungen der KMK („Rahmenvereinbarung über die Ausbildung und Prüfung von technischen Assistenten/technischen Assistentinnen an Berufsfachschulen“, „Rahmenvereinbarung über die Ausbildung und Prüfung zum kaufmännischen Assistenten/zur kaufmännischen Assistentin an Berufsfachschulen“). In der Regel, dauert eine Assistensausbildung, beispielsweise zum „Staatlich geprüften kaufmännischen Assistenten für Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Industrie“ an einer Höheren Berufsfachschule, zwei Jahre in Vollzeitform. Außerdem kann zusätzlich der schulische Teil der Fachhochschulreife, also Fachabitur erlangt werden. Dies ist auch durchaus ratsam, da der Abschluss als kaufmännischer Assistent alleine meistens in der Berufswelt aus diversen Gründen nicht wirklich anerkannt ist, sodass die meisten Absolventen eines solchen Bildungsganges nochmal eine Ausbildung im dualen System ablegen oder ein Fachhochschulstudium aufnehmen.

Technische Berufe

staatlich geprüfter denkmaltechnische/r AssistentIn denkmaltechnischer Assistent
staatlich geprüfter AssistenIn für Automatisierungs- und Computertechnik Assistent für Automatisierungs- und Computertechnik
staatlich geprüfter Gestaltungstechnischer AssistentIn Gestaltungstechnischer Assistent
staatlich geprüfter Industrietechnologe mit verschiedenen Schwerpunkten nur an der Siemens Technik Akademie

Kaufmännische Berufe

Staatlich geprüfter Wirtschaftsinformatiker; Ausbildung: Höhere Berufsfachschule für Wirtschaftsinformatik

Staatlich geprüfter kaufmännischer Assistent; Ausbildung: Höhere Berufsfachschule für Wirtschaft und Sozialversicherung

Staatlich geprüfter (Internationaler) Touristikassistent

Künstlerische Berufe

Die Ausbildung an einer Berufsfachschule für Musik ist nur in Bayern möglich, die Ausbildung zum Schauspieler/zur Schauspielerin an einer Schauspielschule. In München, Köln, Stuttgart, Hamburg und Osnabrück existieren mehrere Berufsfachschulen für Mediengestalter in den Ausbildungsrichtungen Bild und Ton bzw. Print und Digital (z. B. führen die Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, Akademie U5 oder Mediadesign Hochschule diese Ausbildungsgänge im Rahmen der angegliederten Berufsfachschulen durch).

In Hessen gibt es eine Berufsfachschule (Staatliche Zeichenakadademie Hanau) mit dem Abschluss zum/zur Goldschmied/in, Metallbildner/in, Silberschmied/in und Schmucksteinfasser/in.

Ohne Berufsabschluss

In Bundesländern mit Berufsschulpflicht wird innerhalb einer 1-jährigen Ausbildung eine berufliche Orientierung angeboten. Unter besonderen Umständen können gleichzeitig Abschlüsse der Sekundarstufe 1 nachgeholt werden.

Berufliche Grundbildung und Fachoberschulreife (FOR, Mittlerer Schulabschluss)

An Berufsfachschulen wie der Wirtschaftsschule werden oft folgende Fächer unterrichtet: BWL mit Rechnungswesen, Textverarbeitung, Datenverarbeitung, Geschichte, Deutsch, Mathematik, Englisch, Physik oder Chemie, Französisch, Projekte und Wirtschaftsgeografie. Die Bildungsgänge dauern ein oder zwei Jahre. Gegebenenfalls kann die Grundbildung ganz oder teilweise auf eine nachfolgende Berufsausbildung im dualen System (nach einer Berufsgrundbildungs-Anrechnungsverordnung oder einer Berufsfachschul-Anrechnungsverordnung) angerechnet werden, das heißt, die nachfolgende Berufsausbildung verkürzt sich entsprechend. Diese Regelung wird aber aufgrund des sehr anspruchsvollen Stoffes in der Berufsschule nicht häufig angewandt.

Mit erweiterten beruflichen Kenntnissen und Fachhochschulreife

In einigen Bildungsgängen der Schulform Berufsfachschule steht neben dem Erwerb der Fachhochschulreife ein vertiefter Einblick in ein Berufsfeld im Vordergrund. Diese „erweiterten beruflichen Kenntnisse“ bieten nach dem Abschluss entweder einen qualifizierteren Einstieg in eine entsprechende, ggf. verkürzte Berufsausbildung, oder sind Grundlage für die Aufnahme eines Studienganges an einer Fachhochschule, oder in Ausnahmefällen an einer Universität.

Vorseminar

Die „erweiterten beruflichen Kenntnisse“ bieten nach dem Abschluss einen qualifizierteren Einstieg in einen Studiengang, zum Beispiel der Erwerb der für ein Studium erforderlichen Fremdsprachenkenntnisse. Diese Art der Berufsfachschule ist auch als „Vorseminar“ bekannt.

Siehe auch

Literatur

  • Jörg-Peter Pahl, Berufsfachschule - Ausformungen und Entwicklungsmöglichkeiten W.Bertelsmann Verlag, Bielefeld, 2010, 978-3-7639-4201-5

Einzelnachweise

  1. KMK
  2. Statistisches Bundesamt