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Vukovar

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Wappen Vukovars Lage Vukovars
Wappen von Vukovar
Lage von Vukovar
Basisdaten
Fläche
Einwohner 31.670 (2001)
Postleitzahlen HR-32000
Vorwahl +385 (0)32
KFZ-Kennzeichen VU
Webseite http://www.vukovar.hr/
E-Mail-Adresse: [1]
Adresse der Verwaltung: Dr. Franje Tuđmana 1
HR-32000 Vukovar
Bürgermeister/in Tomislav ŠOTA

Vukovar (deutsch veraltet: Wulkoburg) ist eine Stadt im Osten Kroatiens mit 31.670 Einwohnern. Es ist Hauptstadt der Gespanschaft Vukovar-Syrmien (kroatisch Vukovarsko-srijemska županija). Die Region um Vukovar an der Grenze zu Serbien war das am stärksten umkämpfte Gebiet während des kroatischen Unabhängigkeitskrieges 1991-1995. Bei der Schlacht um Vukovar wurde Vukovar zerstört.

Name

Vuk (kroat. / serb. / bosn.) heißt Wolf; var (ungar.) heißt Burg; wörtlich übersetzt heißt Vukovar also Wolfsburg bzw. "Burg an der Vuka".


Geographie

Die Stadt liegt an der Mündung des Flusses Vuka in die Donau. Die Altstadt liegt auf der linken Seite der Vuka und erstreckt sich am Fuße eines kleinen Hügels entlang, teilweise auch auf dessen Flanken.

Syrmienkarte aus dem Jahr 1751.(damalige Ort Vukovar steht im Kreis)

Bevölkerung

Laut der Volkszählung 2001 lebten zu diesem Zeitpunkt auf dem politisch zur der Stadt Vukovar gehörenden Gebiet 31.670 Menschen, darunter 18.199 (57,46%) Kroaten, 10.412 (32,88%) Serben, 567 (1,79%) Ruthenen und 387 (1,22%) Ungarn. 30.126 Einwohner lebten in der eigentlichen Stadt, die übrigen in drei benachbarten Dörfern.

Zur Zeit der Volkszählung von 1991 lebten in der damalige (Groß-)Gemeinde Vukovar, die neben der Stadt Vukovar zahlreiche weitere benachbarte Ortschaften umfasste, insgesamt 84.189 Menschen, davon 36.910 Kroaten (43,8 %), 31.445 Serben (37,4 %), 1.375 Ungarn (1,6 %), 6.124 Jugoslawen (7,3 %) und 8.335 andere (9,9 %).

Einige der umliegenden Dörfer waren fast ausschließlich serbisch, die meisten jedoch kroatisch. Bis zum Ende des 2. Weltkriegs waren manche Orte zum Teil deutsch besiedelt ["Donauschwaben"]. In diese deutschen Ortse wurden vorwiegend Serben angesiedelt.

Aufgrund der immer noch schlechten Wirtschaftslage sind viele Flüchtlinge aus dem Jugoslawienkrieg bis heute noch nicht zurückgekehrt.

Die Stadt wird von ethnischer Separation beherrscht. Auch wenn es keine geographische Abgrenzung zwischen serbischen oder kroatischen Stadtteilen gibt, so kommen die Einwohner im täglichen Leben doch nur wenig miteinander in Berührung. Von den Schulen angefangen und bis hin zu Gaststätten sind die meisten Einrichtungen entweder explizit serbisch oder kroatisch.

Als Argument für separate Schulbildung wird von beiden Seiten meist das durch die Übernahmeverträge gesicherte Recht auf Bildung in der Muttersprache genannt. Angesichts der relativ geringen Unterschiede zwischen Serbisch und Kroatisch wird das aber von anderen als fadenscheiniges Argument angesehen, um die Trennung weiterhin aufrechterhalten zu können.

Politik

Von den 25 Mitgliedern des Stadtrates (Gradsko vijeće) werden derzeit 13 von der HDZ, 8 von der SDSS (die die serbische Bevölkerung vertritt), 2 von der HSS und je einer von der SDP und der HSP gestellt. Der Magistrat (Gradsko poglavarstvo) wird von einer Koalition aus HDZ (6 Mitglieder) und SDSS (3 Mitglieder) gestellt. Bürgermeister ist Vladimir Štengl (HDZ).

GESCHICHTE

Bis zum Mittelalter

  • Die Region ist seit der Jungsteinzeit besiedelt. Eine jungsteinzeitliche Tonfigur einer Taube ist Wahrzeichen der Stadt.
  • Zur Römerzeit gab es zahlreiche Siedlungen und Kastelle entlang der Donaugrenze.
  • Einwanderung von Slawen seit dem 6. Jahrhundert.
  • Im 10. Jahrhundert Gründung der Festung Vukovo, an der sich langsam die Stadt entwickelt.
  • Im Hochmittelalter war die Region Teil des Kroatischen Königreichs.
  • Ab dem 14. Jahrhundert wurde der Ort als Vukovar bezeichnet.
Stadtansicht Vukovar 1904

Türkenkriege bis Jugoslawien

  • Von 1526 bis 1687 stand die Region unter osmanischer Herrschaft.
  • Danach wurde sie Teil Österreich-Ungarns mit kroatischer, ungarischer, deutscher und serbischer Bevölkerung.
  • Nach dem 1. Weltkrieg 1918 zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (späteres Jugoslawien).
  • Im 2. Weltkrieg wurde die Region Teil des "Unabhängigen Staats Kroatien".
  • Nach dem 2. Weltkrieg Vertreibung der meisten Deutschstämmigen und vermehrte Ansiedlung von Serben, aber auch Kroaten aus ärmeren Regionen wie z. B. Zagorje.

Der kroatische Unabhängigkeitskrieg

Ende der 80er Jahre gab es zunehmende Spannungen zwischen Serben und Kroaten. Die Spannungen verstärken sich, als die antikroatische Propaganda aus Belgrad bei einem Teil der Serben auf fruchtbaren Boden fällt. Die Extremen unter ihnen bewaffnen sich, gehen in den umliegenden Dörfern in Stellung. 1991 kommt es hier zum ersten größeren Zusammenstoß zwischen kroatischer Polizei und serbischen Freischärlern, nachdem sich die Bewohner des serbischen Dorfes Borovo Selo weigern, die kroatische Fahne vor ihrem Gemeindeamt auszuhängen. Daraufhin schickt die kroatische Polizei ein Kontingent von Polizisten nach Borovo, welche aber in einen Hinterhalt gelockt und festgehalten werden. Dabei wurden 15 kroatische Polizisten ermordet. Dieser Zwischenfall gilt als der Beginn des Krieges in Kroatien. Aus Ferngeschützen fallen die ersten Schüsse auf das umzingelte Vukovar.

Wasserturm in Vukovar 2003

Die Zerstörung der Stadt

In den nächsten drei Monaten spielen sich während der Schlacht um Vukovar dramatische Szenen ab. Bis zu 800 Granaten täglich, insgesamt sechs Millionen Geschosse, machen den Bewohnern das Leben in der umkämpften Stadt zur Hölle. Fast rund um die Uhr müssen die Menschen in Kellern ausharren. Der ununterbrochene Granatenhagel hindert sie daran, ihre Toten zu beerdigen. Die Verteidiger Vukovars – 800 Volksgardisten und Polizisten, dazu gut 1000 Freiwillige, die noch nie eine Waffe in der Hand hatten – wehren sich gegen mehrere Tausend Tschetniks und serbische Soldaten, die Vukovar mit 200 Panzern, 300 gepanzerten Fahrzeugen, Flugzeugen und schwerer Artillerie in die Knie zwingen wollen.

Die Belagerung der barocken Donaustadt durch die Jugoslawische Volksarmee dauerte 87 Tage und endete am 18. November 1991.

Massaker von Vukovar

Als die Soldaten am 18. November 1991 in die inzwischen fast völlig zerstörte Stadt einmarschierten, lebten dort noch 2000 Menschen, viele von ihnen hatten während des Bombardements Zuflucht im Krankenhaus von Vukovar gesucht, das unter der Leitung der Ärztin Dr. Vesna Bosanac stand.

Nach Schilderung des ICTY (UN-Kriegsverbrechertribunal) trieben Soldaten der de facto serbischen Jugoslawischen Volksarmee mehrere Hundert Personen aus dem Hospital zusammen, verfrachten sie in Busse und brachten sie zunächst zu eine Kaserne und später zu einem Bauernhof nahe der Ortschaft Ovčara, wo die Festgehaltenen stundenlang verprügelt und misshandelt wurden. Am Abend des 20. November 1991 wurden etwa 300 Menschen wenige Kilometer entfernt auf einem Feld beim Massaker von Vukovar erschossen und von den Soldaten mit Bulldozern in einem Massengrab vergraben.

Internationales Kriegsverbrechertribunal

Danach wird die Stadt einige Zeit lang zum Zentrum der serbisch besetzten Gebiete Ostslawonien und Baranja, und ein Großteil der kroatischen Bevölkerung wurde vertrieben. Dagegen siedeln sich viele serbischen Flüchtlinge aus Bosnien und – nach 1995 mit der Rückeroberung der serbisch besetzten Gebiete Kroatiens durch die kroatische Armee währen der Miltäroperation Oluja aus anderen Teilen Kroatiens an. Aber anders als jene Gebiete wurde Ostslawonien mit Vukovar nicht militärisch zurückerobert: Das Gebiet kam 1995 unter provisorische UN-Verwaltung (UNTAES – United Nations Temporary Administration of Eastern Slavonia), um die friedliche Wiedereingliederung nach Kroatien vorzubereiten. Ab 1997 wurden Rückkehrer zugelassen, wobei es erneut zu Spannungen kam. 1998 wird das Gebiet in Kroatien reintegriert, behält aber ebenso wie die Baranja, bestimmte Sonderrechte (z. B. keine Wehrpflicht in der Kroatischen Arme) für die serbische Minderheit.

Die verantwortlichen Offiziere für das Massaker im Krankenhaus von Vukovar, Mile Mrkšić, Veselin Šljivančanin und Miroslav Radić, die so genannte Vukovar-Trojka, wurden später vom UN-Kriegsverbrechertribunal (ICTY) in Den Haag angeklagt. Mrkšić und Radić stellten sich im Mai und Juni 2002, Veselin Šljivančanin wird im Juni 2003 festgenommen.

Wirtschaft

Vormals war Vukovar ein Zentrum der Textil- und Gummiindustrie (VUTEKS, BOROVO) und ist nach wie vor ein wichtiger Donauhafen.

BOROVO "Borovo(eng.)" war die größte Schuhfabrik im ehemaligen Jugoslawien, und hatte 1990 21.000 Beschäftigte. Der Vorort Borovo Naselje gehört zu den am meist zerstörten Gegenden in Vukovar, und von dem einstigen Großbetrieb sind nur noch einige Hallen übrig, welche derzeit noch knapp 3.000 Personen einen Arbeitsplatz bieten.

Ostslawonien ist ein sehr fruchtbarer Landstrich. So wundert es auch nicht, dass die ehemalige Agrargenossenschaft VUPIK, bekannt vor allem für ihre Weißweine, zu den bedeutendsten Unternehmen gehört. Es sind aber als Folge des Krieges immer noch große Flächen vermint und somit für die Landwirtschaft unbrauchbar.

Medien

Zeitungen

Radiosender

Sehenswürdigkeiten

Der Stadtkern von Vukovar ist ein Kleinod barocker Baukunst. Besonders hervorzuheben sind das Schloss der Grafen von Eltz und das Franziskanerkloster, welches seit 2000 auch wieder in neuem Glanz erstrahlt. Der Großteil der Stadt ist allerdings immer noch stark zerstört, und es wird mehr in oft dem Stadtbild nicht entsprechende Neubauten von Banken, Versicherungen und Einkaufszentren investiert als in die aufwendige Wiederherstellung der alten Bausubstanz.

Eine weitere "Sehenswürdigkeit" für Kriegstouristen ist das Mahnmal am Massengrab Ovčara an dem Ort, wo serbische Soldaten 1991 260 aus dem städtischen Krankenhaus entführte Personen hinrichteten.

Selbst mehr als zehn Jahre nach dem Krieg ist Vukovar in weiten Teilen eine Geisterstadt geblieben. Seit der Wiedervereinigung mit Kroatien ist die Stadt ein Ziel für Schulklassen aus dem ganzen Land, welchen hier anschaulich die Brutalität des Krieges, aber auch die Tragödie des eigenen Volkes vor Augen geführt werden soll.

Persönlichkeiten

Die folgende Übersicht enthält bedeutende, in Vukovar geborene Persönlichkeiten. Ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Vukovar hatten oder nicht ist dabei unerheblich. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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