Großer Nordischer Krieg
Großer Nordischer Krieg | |||||
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Datei:Stora nordiska kriget.jpg Gemäldezusammenschnitt dem Uhrzeigersinn nach: Schlacht von Poltawa, Schlacht von Gangut, Schlacht bei Narva, Schlacht bei Gadebusch, Schlacht von Storkyro | |||||
Datum | 12. Februar 1700 – 10. September 1721 | ||||
Ort | Mittel-, Nord- und Osteuropa | ||||
Ausgang | alliierter Sieg | ||||
Friedensschluss | Präliminarfrieden zu Stockholm, Frieden von Stockholm, Frieden von Frederiksborg, Frieden von Nystad | ||||
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Der Große Nordische Krieg war ein in Nord-, Mittel- und Osteuropa geführter Krieg um die Vorherrschaft im Ostseeraum in den Jahren 1700 bis 1721.
Eine Dreierallianz, bestehend aus dem Russischen Zarenreich, den Personalunionen Sachsen-Polen und Dänemark-Norwegen, griff im März 1700 das Schwedische Reich an, das von dem 18-jährigen, als jung und unerfahren geltenden König Karl XII. regiert wurde. Trotz der ungünstigen Ausgangslage blieb der schwedische König zunächst siegreich und erreichte, dass Dänemark-Norwegen (1700) und Sachsen-Polen (1706) aus dem Krieg ausschieden. Als er sich 1708 anschickte, Russland in einem letzten Feldzug zu besiegen, erlitten die Schweden in der Schlacht bei Poltawa im Juli 1709 eine verheerende Niederlage, welche die Kriegswende bedeutete.
Von dieser Niederlage ihres ehemaligen Gegners ermutigt, traten Dänemark und Sachsen wieder in den Krieg gegen Schweden ein. Von nun an bis zum Kriegsende behielten die Alliierten die Initiative und drängten die Schweden in die Defensive. Erst nachdem der als uneinsichtig und kriegsbesessen geltende Schwedenkönig im Herbst 1718 während einer Belagerung vor Frederikshald in Norwegen fiel, konnte der für sein Land aussichtslos gewordene Krieg beendet werden. Die Friedensbedingungen im Frieden von Nystad, dem Frieden von Frederiksborg und dem Frieden von Stockholm bedeuteten das Ende des schwedischen Status als europäische Großmacht und den gleichzeitigen Aufstieg Russlands als neue Großmacht.
Vorgeschichte
Die Ursachen des Großen Nordischen Krieges waren vielfältiger Natur und hatten ihre Ursprünge bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts. In zahlreichen Kriegen gegen die Königreiche Dänemark und Polen-Litauen sowie das Russische Zarenreich hatte Schweden bis 1660 die Vormachtstellung im Ostseeraum errungen. Dabei hatte es das Zarenreich im Frieden von Stolbowo (1617) den Zugang zur Ostsee genommen und Dänemark mit dem Frieden von Oliva (1660) die uneingeschränkte Herrschaft über den Sund entrissen. Wie schon im Dreißigjährigen Krieg war Schweden auch in den folgenden Jahren außenpolitisch von Frankreich unterstützt worden und konnte so seinen Besitzstand wahren.
Als Folge dieser Entwicklungen zeichneten sich am Ende des 17. Jahrhunderts in Nordosteuropa folgende Konfliktlinien ab:

- Einen Streitpunkt zwischen Dänemark und Schweden stellte die Frage um die gottorfschen Anteile an den Herzogtümern Holstein und vor allem Schleswig dar. Die Herzogtümer waren 1544 in königliche, gottorfsche und gemeinsam regierte Anteile aufgeteilt worden.[1] Trotzdem verblieb Holstein formell kaiserliches und Schleswig dänisches Lehen. Nach dem Frieden von Roskilde 1658 wurden die Anteile der mit den Schweden alliierten Gottorfer im Herzogtum Schleswig vom dänischen Lehen entbunden. Die dänische Außenpolitik, die sich durch die Allianz der Gottorfer mit den Schweden von zwei Seiten bedroht sah, versuchte die verlorenen Gebiete wieder Dänemark einzuverleiben. Die Unabhängigkeit des Teilherzogtums Schleswig-Holstein-Gottorf garantierte lediglich die schwedische Regierung, die davon ausging, dass sie mit dem verbündeten Territorium im Falle eines Krieges gegen Dänemark über eine strategische Basis für Truppenaufmärsche und Angriffe auf das dänische Festland verfügte.[2]
- Einen weiteren Streitpunkt zwischen Dänemark und Schweden bildeten die früher dänischen und seit 1658 zu Schweden gehörenden Provinzen Schonen (Skåne), Blekinge und Halland. Die Frage nach der staatlichen Zugehörigkeit Schonens hatte bereits 1675 zum letztlich erfolglosen Kriegseintritt Dänemarks in den Nordischen Krieg von 1674 bis 1679 geführt.[2]
- Unter König Karl XI. von Schweden (1655–1697) war es zu den so genannten Reduktionen gekommen, durch die der Landbesitz des Adels größtenteils an die Krone überging. Diese Praxis stieß unter anderem in Livland auf den Widerstand der betroffenen Fürsten, die sich daraufhin um ausländische Hilfe bemühten.[2]
- In Russland hatte Zar Peter I. (1672–1725) erkannt, dass das Fehlen eines Zugangs zur Ostsee den russischen Handel beeinträchtigte. Seine Anstrengungen richteten sich deshalb vor allem gegen Schweden, das die Ostseeküste besetzt hielt.[2]
- Kurfürst August I. von Sachsen (1670–1733) war im Jahre 1697 als August II. zum König von Polen gewählt worden und strebte danach, sich dort Anerkennung zu verschaffen, um das Königtum in eine Erbmonarchie umwandeln zu können. Dabei beriet ihn der aus Livland geflohene Johann Reinhold von Patkul (1660–1707). Dieser meinte, dass die Rückeroberung des einst polnischen Livlands August zu einigem Prestige verhelfen würde. Der lokale Adel würde diesen Schritt willkommen heißen und sich gegen die schwedische Herrschaft erheben.[2]
Zwischen den drei potentiellen Gegnern Schwedens zeichnete sich bald nach der Thronbesteigung des erst 15-jährigen Karls XII. von Schweden (1682–1718) der Zusammenschluss zu einer Allianz ab. Bereits im ersten Regierungsjahr hatte der junge König seinen Schwager Friedrich IV. (1671–1702), den Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf, zum Oberbefehlshaber aller schwedischen Truppen in Deutschland gemacht und ihn beauftragt, die Landesverteidigung des Gottorfer Teilherzogtums zu verbessern. Diese offensichtlich militärischen Vorbereitungen gaben im Juni 1698 den Anstoß zu ersten Bündnisverhandlungen zwischen Dänemark und Russland.[3] Im August 1698 trafen sich Zar Peter I. und König August II. in Rawa, wo sie erste Absprachen für einen gemeinsamen Angriff auf Schweden trafen.[4] Auf Betreiben Patkuls kam es schließlich am 11. Novemberjul. / 21. November 1699greg. mit dem Vertrag von Preobraschenskoje zum formalen Bündnis zwischen Sachsen-Polen und Russland. Am 23. Novemberjul. / 3. Dezember 1699greg. wurde eine weitere Allianz zwischen Zar Peter I. und König Friedrich IV. von Dänemark (1671–1730) abgeschlossen. Dänemark war seit März 1698 auch mit Sachsen in einer Defensivallianz verbündet. In beiden Verträgen wurde Schweden allerdings nicht explizit als Ziel dieser Abkommen erwähnt. Sie verpflichteten die Vertragspartner lediglich dazu, sich im Falle eines Angriffs oder wenn der Handel eines der Länder durch andere Staaten beeinträchtigt würde, Beistand zu leisten. Weiterhin ließ Zar Peter Klauseln einfügen, nach denen er erst nach einem Friedensschluss zwischen Russland und dem Osmanischen Reich (→ Russisch-Türkischer Krieg (1686–1700)) an die Bestimmungen der Verträge gebunden war.[5]
Abwehr des alliierten Angriffs auf Schweden (1700)
Sächsische und dänische Angriffe

Am 12. Februar 1700 drang General Jacob Heinrich von Flemming an der Spitze von etwa 14.000 sächsischen Soldaten in Livland ein, um die Provinz und ihre Hauptstadt Riga einzunehmen.[6] Da der schwedische Feldmarschall Erik Dahlberg die Stadt jedoch rechtzeitig in den Verteidigungszustand versetzte, gingen die Sachsen zunächst an die Einnahme von Dünamünde (13.–15. März 1700), das von August II. gleich in Augustusburg umbenannt wurde.[7] Danach richteten die Sachsen eine Blockade um Riga ein, ohne jedoch die Festung ernstlich anzugreifen. Nach acht Wochen ergriffen hingegen die Schweden die Initiative und schlugen die Sachsen im Gefecht bei Jungfernhof (6. Mai 1700). Die sächsischen Truppen wichen hinter die Düna aus und warteten zunächst auf Verstärkungen. Als diese im Juni 1700 unter Generalfeldmarschall Adam Heinrich von Steinau eintrafen, begleitete sie August II. persönlich. Steinau ging im Juli wieder zum Angriff über, schlug ein schwedisches Detachement unter General Otto Ottoson Vellingk in der Nähe von Jungfernhof und begann die eigentliche Belagerung von Riga. Als die Belagerung kaum Fortschritte erzielte, beschloss man auf sächsischer Seite, zunächst größere Teile Livlands zu sichern. Aus diesem Grund wurde im Herbst auch die kleinere Festung Kokenhausen belagert und am 17. Oktober 1700 erobert. Danach suchten die Sachsen ihre Winterquartiere in Kurland auf.[8] Die schwedischen Truppen in Livland rekrutierten sich überwiegend aus Esten, Letten und Finnen und waren vorerst auf sich allein gestellt. Es kam ihnen jedoch zugute, dass sich der livländische Adel nicht gegen die schwedische Herrschaft erhob. Stattdessen kam es im Zuge des sächsischen Einmarsches zu Bauernrevolten, was die Adligen umso mehr an die schwedische Krone anlehnen ließ.[9]

Inzwischen hatte am 11. März 1700 auch König Friedrich IV. von Dänemark Schweden den Krieg erklärt. An der Trave war bereits ein dänisches Korps von 14.000 Mann unter dem Befehl des Herzogs Ferdinand Wilhelm von Württemberg zusammengezogen worden. Diese Truppen setzten sich am 17. März 1700 in Bewegung, besetzten mehrere Orte in Holstein-Gottorf und schlossen am 22. April 1700 Tönning (→ Belagerung von Tönningen) ein. Ab dem 26. April wurde die Stadt mit Granaten beschossen. Unterdessen blieben auf Seeland nur zwei Kavallerieregimenter, das Marinerregiment und zwei Bataillone Infanterie zurück. Der Schutz der dänischen Kerngebiete gegen Schweden wurde als Hauptaufgabe der dänischen Flotte übertragen, die mit 29 Linienschiffen und 15 Fregatten im Mai in See stach. Sie wurde von dem jungen Ulrich Friedrich Gyldenløve kommandiert und hatte den Auftrag, die schwedische Flotte in Karlskrona zu überwachen; sollten die Schweden Kurs auf dänisches Gebiet nehmen, lautete der Befehl, sie unverzüglich anzugreifen. Im Mai 1700 sammelte sich jedoch unterdessen eine schwedische Armee aus den Regimentern in Schwedisch-Pommern und Bremen-Verden, die unter dem Befehl des Feldmarschalls Graf Gyllenstierna stand. Ab dem Sommer wurde dieser auch von einem holländisch-hannoveranischen Hilfskorps unterstützt. Die Truppen vereinigten sich bei Altona und eilten zum Entsatz von Tönningen. Der Herzog von Württemberg gab daraufhin die Belagerung der Stadt am 2. Juni auf und wich einer Schlacht gegen die schwedischen Truppen aus.[10]
Schwedische Gegenoffensive in Seeland


Schweden konnte in der ersten Phase aufgrund seiner Anfangserfolge weitgehend das Kriegsgeschehen bestimmen. Zentrale Kriegsschauplätze waren in erster Linie Sachsen-Polen und das bis dahin schwedische Livland und Estland, das die russische Zarenarmee bis 1706 in einem separat geführten Nebenkrieg eroberte.
In Schweden wurde unterdessen die Kriegsbereitschaft von Heer und Flotte hergestellt. Etwa 5.000 neue Matrosen wurden angeworben und die Stärke der Flotte unter Admiral Wachtmeister damit auf 16.000 Mann gebracht. Zusätzlich wurden sämtliche Handelsschiffe in schwedischen Häfen für die anstehenden Truppentransporte requiriert.[11] Insgesamt verfügte Schweden über 42 Linienschiffe in der Ostsee gegenüber insgesamt 33 dänischen.[12] Ebenso schnell wurde das Heer aufgerüstet. Entsprechend dem Einteilungswerk wurden die regionalen Regimenter mobilisiert und dazu eine größere Anzahl neuer Einheiten aufgestellt. Insgesamt umfassten die Truppen bald 77.000 Mann.[11] Eine weitere Unterstützung erhielt Schweden im Juni durch eine englisch-niederländische Flotte von 25 Linienschiffen unter den Admiralen George Rooke und Philipp van Almonde. Die Seemächte waren beunruhigt wegen des bevorstehenden Todes des spanischen Königs, von dem erwartet wurde, dass er einen europäischen Erbfolgekrieg nach sich ziehen könnte. Angesichts dieser ungewissen Lage waren sie nicht bereit, ihre wichtigen Handels- und Nachschubrouten in der Ostsee durch einen dänisch-schwedischen Krieg gefährden zu lassen. Aus diesem Grund hatten sie sich entschlossen, Schweden gegen den Angreifer Dänemark beizustehen.[13]
Mitte Juni 1700 lag das englisch-niederländische Geschwader vor Göteborg, während Karl XII. am 16. Juni in Karlskrona mit der schwedischen Flotte in See stach. Zwischen den Verbündeten lag im Öresund die dänische Flotte, um die Vereinigung ihrer Gegner zu verhindern. Karl ließ seine Flotte jedoch eine enge Fahrrinne am östlichen Ufer entlang nehmen und erreichte bald die verbündeten Schiffe. Gemeinsam verfügten die Verbündeten nun über mehr als 60 Schiffe und waren der dänischen Flotte fast um das Doppelte überlegen. Der dänische Admiral Gyldenstierna entschloss sich deshalb, einer Seeschlacht auszuweichen und zog sich zurück. Nunmehr konnten am 25. Juli die ersten schwedischen Truppen unter dem Schutz ihrer Schiffsgeschütze auf Seeland landen. Anfang August 1700 verfügten sie dort bereits über etwa 14.000 Mann gegenüber weniger als 5.000 dänischen Soldaten. Es gelang ihnen deshalb schnell, Kopenhagen einzuschließen und mit der Artillerie zu beschießen. König Friedrich IV. hatte die Seeherrschaft verloren, und seine Armee stand weit im Süden in Holstein-Gottorp, wo die Kämpfe für ihn ebenfalls ungünstig verliefen. Er hatte keine andere Möglichkeit, als sich mit Karl zu verständigen. Am 18. August 1700 schlossen die beiden Herrscher den Frieden von Traventhal, der den Status quo ante wiederherstellte.[14]
Narva-Feldzug
Ursprünglich hatten die Alliierten vereinbart, dass Russland gleich nach dem Friedensschluss mit dem Osmanischen Reich, möglichst jedoch im April 1700, den Krieg gegen Schweden eröffnen sollte. Doch die Friedensverhandlungen zogen sich in die Länge und Peter I. zögerte, trotz des Drängens von August II., sich am Krieg zu beteiligen. Erst Mitte August 1700 gelang eine Verständigung mit den Osmanen und am 19. August erklärte Peter I. Schweden schließlich den Krieg. Er tat dies jedoch in völliger Unkenntnis der Tatsache, dass am Vortag mit Dänemark bereits ein wichtiger Verbündeter der Koalition weggefallen war. In einem Bericht hielt der niederländische Gesandte am 3. September deshalb fest: „Wenn diese Neuigkeit vierzehn Tage früher eingetroffen wäre, so zweifle ich sehr, ob S. Czarische Majestät sich mit ihrer Armee in Marsch gesetzt oder S. Majestät dem König von Schweden den Krieg erklärt hätte.“[15]

aus: Johann Christoph Brotze: Sammlung verschiedner Liefländischer Monumente
Allerdings hatte Peter I. bereits im Sommer 1700 eine Armee an den schwedischen Grenzen aufstellen lassen, die zu einem großen Teil aus jungen, nach westeuropäischem Vorbild ausgebildeten Rekruten bestand. Insgesamt wurden die Streitkräfte in drei Divisionen unter den Generälen A. M. Golowin, A. A. Weide und A. I. Repnin geteilt. Zu diesen stießen noch einmal 10.500 Kosaken, sodass sich die Gesamtstreitmacht auf etwa 64.000 Mann belief. Von diesen stand jedoch noch ein großer Teil im Landesinneren.[16] Mitte September rückte eine russische Vorhut in schwedisches Territorium ein, und am 4. Oktober 1700 begann die russische Hauptarmee mit etwa 35.000 Soldaten die Belagerung von Narva. Peter I. hatte vor dem Krieg Ingermanland und Karelien für sich reklamiert, um einen sicheren Zugang zur Ostsee zu erhalten. Narva lag zwar nur 35 Kilometer von den russischen Grenzen entfernt, aber in dem von August II. beanspruchten Livland. Bei den Verbündeten regte sich deshalb Misstrauen gegenüber dem Zaren und man fürchtete, dass dieser Livland für sich erobern wollte. Drei Gründe sprachen jedoch für Narva als Ziel des russischen Angriffs: Es lag südlich von Ingermanland und konnte den Schweden als Einfallstor in diese Provinz dienen. Es lag unweit der russischen Grenzen und war damit ein logistisch relativ einfach zu erreichendes Ziel. Wichtig war nicht zuletzt, dass fast der gesamte Handel Russlands nach Westen über Riga und Narva lief und der Zar ungern beide Städte im Besitz Augusts II. gesehen hätte.[17]
Unterdessen hatte Karl XII. seine Armee bis zum 24. August 1700 wieder aus Dänemark abgezogen. Seitdem bereitete er in Südschweden eine Expedition nach Livland vor, um dort den sächsischen Truppen entgegen zu treten. Trotz der drohenden Herbststürme verließ Karl am 1. Oktober Karlskrona und erreichte am 6. Oktober Pärnu. Die schwedischen Verbände hatten Verluste durch heftige Stürme hinnehmen müssen. Trotzdem wurde die Flotte sofort wieder zurückgeschickt, um weitere Soldaten und die schwere Artillerie zu überführen. Nachdem Karl erfahren hatte, dass die Sachsen die Belagerung von Riga aufgegeben und sich in ihre Winterquartiere begeben hatten, beschloss er, sich gegen die russische Armee bei Narva zu wenden. Er verlegte seine Truppen nach Reval, wo er weitere Verstärkungen aus der Region versammelte und seine Verbände mehrere Wochen exerzieren ließ. Am 13. November 1700 brach er mit etwa 10.500 Soldaten nach Osten auf. Der Marsch im kalten Wetter und fast ohne jeden Nachschub erwies sich als schwierig, doch am 19. November erreichten die Schweden die russischen Stellungen. Am folgenden Tag kam es schließlich zur Schlacht bei Narva (20. November 1700), in der die schwedischen Truppen die zahlenmäßig weit überlegene russische Armee vernichtend schlugen. Im Verlauf der Kämpfe und bei der darauf folgenden Flucht löste sich das russische Heer nahezu vollständig auf und verlor praktisch die gesamte Artillerie. Allerdings waren auch die geringen schwedischen Kräfte geschwächt und auch sie mussten, nachdem Narva wieder befreit worden war, zunächst ihre Winterquartiere beziehen.[18]
Entthronungskrieg gegen August II. (1701–1706)
Ende 1700 hatte Karl XII. Schweden erfolgreich verteidigt und alle feindlichen Truppen vom schwedischen Territorium vertrieben. Anstatt das geschlagene russische Heer zu verfolgen, um es vollständig zu vernichten und seinen Gegner Zar Peter I. auch zum Frieden zu zwingen, wandte sich der König nun seinem dritten Gegner, dem sächsischen Kurfürsten und König von Polen zu.
Der Krieg in Polen war von einer persönlichen Fehde zwischen Karl XII. und August II. geprägt. Entgegen aller Ratschläge seiner Berater lehnte es Karl stets ab, für ihn vorteilhafte Friedensangebote seines Gegners zu akzeptieren. Sein vordergründiges Ziel war es, zu jedem Preis August II. den polnischen Königsthron zu entreißen. Neben der Hauptarmee Karls, die während des Entthronungskrieges nahezu das gesamte polnische Territorium durchzog, fanden weitere Kämpfe um die Herrschaft in Kurland und Litauen zwischen schwedischen Truppen unter dem Oberbefehl von Lewenhaupt und russischen Einheiten statt. Die militärische Entwicklung im Baltikum hielt Karl für nachrangig. Er erwartete, die russische Armee jederzeit aufs Neue besiegen zu können wie bei Narva 1700. Zu einer Überschneidung der beiden Kriegsschauplätze im Baltikum und in Polen kam es nur 1705, als ein russisches Heer, das 1705 in Kurland einmarschierte, sich vor dem herannahenden Karl XII. zurückziehen musste, ohne dass es zu einer offenen Schlacht kam. In jahrelangen Feldzügen verausgabte sich Karl mit dem schwedischen Heer in Polen und Sachsen, während das schwedische Livland von russischen Armeen verwüstet wurde. Der Krieg in Polen endete erst 1706 mit dem Altranstäder Frieden, in dem August II. zum Verzicht auf den polnischen Thron gezwungen wurde.
Besetzung des Herzogtums Kurland

August II. bereitete sich nun auf die im neuen Jahr zu erwartende schwedische Offensive vor. Als nachteilig erwies sich dabei die Weigerung seiner polnischen Untertanen, den Krieg finanziell und mit Truppen zu unterstützen. Der polnische Reichstag vom Februar 1701 erwirkte lediglich die Unterstützung Augusts durch ein kleines Hilfskorps von 6000 Polen und Litauern, zu wenig für den anstehenden Kampf gegen Karl. Als Reaktion auf die schwedischen Erfolge trafen sich im Februar 1701 August II. und Peter I. in einer völlig veränderten Situation, um ihr Bündnis zu erneuern. Peter brauchte Zeit, um die russische Zarenarmee zu reorganisieren und aufzurüsten. August brauchte einen starken Verbündeten im Rücken der Schweden. Zar Peter versprach, 20.000 Mann an die Düna zu entsenden, so dass August zur Abwehr des schwedischen Angriffs im Juni 1701 über ein 48.000 Mann starkes Heer aus Sachsen, Polen, Litauern und Russen verfügen konnte.[19] Unter dem Eindruck der schwedischen Erfolge suchten beide Bündnispartner jeder für sich aus dem Krieg auszuscheren: Ungeachtet ihrer Übereinkunft und ohne Mitwissen des anderen boten sie dem Schwedenkönig einen Separatfrieden an. Karl XII. wollte jedoch keinen Frieden und rüstete verstärkt für den geplanten Feldzug gegen Polen. Dazu ließ er für 1701 insgesamt 80.492 Mann aufstellen. 17.000 Mann wurden zur Deckung des Landesinneren abgestellt, 18.000 Mann schützten Schwedisch-Pommern, 45.000 Mann waren auf Livland, Estland und Ingermanland verteilt.[20] Der größte Teil der schwedischen Truppen in Livland wurde um Dorpat konzentriert.

Nach den üblichen Heerschauen begann am 17. Juni 1701 der schwedische Vormarsch über Wolmar und Wenden nach Riga. Karl plante, sein Heer über die Düna zwischen Kokenhusen und Riga zu setzen. Die Sachsen hatten dieses Vorgehen vermutet und an mehreren Übergangsstellungen entlang der Düna Feldbefestigungen errichtet. Beide Heere standen sich erstmals am 8. Julijul. / 19. Juli 1701greg. bei Riga an der Düna gegenüber. Die sächsisch-russische Armee war mit 25.000 Mann der etwa 20.000 Schweden zählenden Armee leicht überlegen[21] Dieser Vorteil ging jedoch verloren, da der sächsische Oberbefehlshaber Adam Heinrich von Steinau sich durch schwedische Ablenkungsmanöver täuschen ließ und seine Einheiten entlang der Düna zersplitterte. So gelang es der schwedischen Infanterie, den reißenden Fluss zu überqueren und einen Brückenkopf an dem von den Sachsen gehaltenen Flussufer zu bilden. Die sächsische Armee erlitt in der sich anschließenden Schlacht an der Düna eine Niederlage, konnte sich aber sammeln und bis auf preußisches Territorium geordnet zurückziehen. Die russischen Truppen zogen sich ebenso, von der erneuten Niederlage geschockt, nach Russland zurück. Ganz Kurland stand der schwedischen Armee damit offen. Karl besetzte mit seinen siegreichen Truppen Mitau, die Hauptstadt des Herzogtums Kurland, das unter polnischer Lehnshoheit stand.
Eroberung von Warschau und Krakau

Die polnisch-litauische Republik protestierte gegen die Verletzung des polnischen Hoheitsgebietes, die durch den Vormarsch der Schweden nach Kurland entstand, denn nicht die Republik (vertreten durch den Sejm) befand sich im Krieg mit Schweden sondern nur der König von Polen. Als August der Starke erneut Verhandlungen anbot, empfahlen die Ratgeber Karls XII., mit dem König von Polen Frieden zu schließen. Doch Karl blieb starrsinnig und verlangte vom Sejm die Wahl eines neuen Königs. Dies lehnte die Mehrheit des polnischen Adels jedoch ab.[22]

Im Januar 1702 verlegte Karl sein Heer von Kurland nach Litauen. Am 23. März 1702 verließen die Schweden ihr Winterquartier und fielen in Polen ein. Ohne auf die geplanten Verstärkungen aus Pommern zu warten, marschierte Karl mit seinem Heer direkt gegen Warschau, das sich am 14. Mai 1702 kampflos ergab. Die polnische Hauptstadt wurde zur Zahlung einer hohen Kontribution gezwungen, bevor Karl seinen Marsch nach Krakau fortsetzte. Die Befürchtung, dass Schweden in einem denkbaren Friedensvertrag Territorialgewinne in Polen suchen würde, veranlasste nun auch den polnischen Adel, sich an dem Krieg zu beteiligen.
Bevor Karl XII. Warschau besetzte, war August II. mit der polnischen Kronarmee, etwa 8000 Mann stark, nach Krakau gezogen, um sich dort mit der 22.000 Mann starken sächsischen Armee zu vereinigen, die in Sachsen neu aufgestellt worden war.[23] Die polnische Kronarmee unter Hieronim Augustyn Lubomirski selbst war schlecht ausgerüstet, mangelhaft verpflegt und wenig motiviert, für die Sache des sächsischen Königs zu kämpfen. Als sich das 24.000–30.000 Mann starke polnisch-sächsische Heer südlich von Kielce den nur 12.000 Mann zählenden Schweden entgegenstellte, erleichterte dieser Umstand den Schweden am 8. Julijul. / 19. Juli 1702greg. in der Schlacht bei Klissow einen umfassenden Sieg. Dabei wurden 2000 Sachsen getötet oder verletzt und weitere 700 gerieten in schwedische Gefangenschaft. Die Schweden eroberten 48 Kanonen und hatten selbst 300 Tote und 800 Verletzte zu beklagen.[24] Ferner erbeuteten sie den gesamten Tross sowie Augusts Feldkasse mit 150.000 Reichstalern und sein Silbergeschirr. Die geringe Truppenstärke der Schweden erlaubte aber keine weitergehende Verfolgung der geschlagenen polnisch-sächsischen Armee und so konnte August die verbliebenen Einheiten seines Heeres in den östlichen Landesteilen von Polen wieder sammeln. Sein schneller Rückzug über Sandomierz nach Thorn erlaubte es Karl, am 31. Juli 1702 Krakau zu besetzen. Schweden kontrollierte nun die Residenzstadt Warschau und die Krönungsstadt Krakau. Über die Hälfte des polnischen Reiches verblieb aber weiter in den Händen Augusts II.
Krieg in Kurland und Litauen
Neben den Kriegsereignissen in Polen kam es auch zu Kampfhandlungen in Kurland und Litauen um die Vorherrschaft im Baltikum. Zur Deckung Kurlands war nach dem Abmarsch der Hauptarmee unter Karl XII. im Januar 1702 ein schwedisches Korps unter dem Kommando von Karl Magnus Stuart zurückgelassen worden. Aufgrund einer nicht heilenden Wunde überließ dieser die eigentliche Truppenführung jedoch Oberst Graf Adam Ludwig Lewenhaupt. In Litauen selbst stand unter dem Kommando von General Mörner und Magnus Stenbock eine weitere schwedische Abteilung von mehreren Tausend Mann, die im Juni 1702 zu großen Teilen Karl XII. nachfolgte und nur eine kleine Truppenmacht in Litauen zurückließ. Dort standen sich damals die Partei des Fürsten Sapieha und die des Grafen Oginski feindlich gegenüber. Sapieha und seine polnischen Anhänger unterstützten die Schweden auf litauischem Gebiet, während Graf Oginski auf Seiten Augusts gegen die Schweden kämpfte. Sapieha zog sich zunächst nach dem Abmarsch weiterer Truppen aus Kurland zur Unterstützung Karls aus Litauen zurück. Oginski nutzte die Situation und griff von Mai bis Dezember 1702 die schwedischen Truppen in Litauen und Kurland an. Sein Ziel war, die Festung Birze als Ausgangsbasis für weitere Unternehmungen zu erobern. Bei einem dieser Versuche stellte das Heer Oginskis, aus 2500 Russen und 4500 Polen bestehend, eine 1300 Mann starke schwedische Abteilung, die zur Entsetzung der Festung ausgesandt worden war. Am 19. März 1703 besiegte die unterlegene schwedische Abteilung das russisch-polnische Heer im Gefecht bei Schagarini. Oginski zog sich darauf nach Polen zurück, um sich mit den Truppen Augusts zu vereinigen.
Schwedische Eroberung West- und Zentralpolens

August II. hatte den Schweden nach der Niederlage bei Klissow am 19. Juli 1702 abermals Friedensverhandlungen angeboten. Er wollte den schwedischen Forderungen so weit als möglich entgegenkommen. Nur König von Polen wünschte er zu bleiben. Auch der Kardinal-Primas unterbreitete im Namen der Republik Polen Vorschläge für einen Frieden. Er bot Karl XII. Polnisch Livland, Kurland und eine hohe Kriegsentschädigung an. Karl hätte lediglich auf die Absetzung des Königs verzichten müssen, wozu er jedoch nicht bereit war.[25] So ging der Krieg weiter. Nach einer mehrwöchigen Verzögerung durch einen Beinbruch Karls setzten die Schweden ihren Vormarsch entlang der Weichsel fort. Ende Herbst 1702 verlagerte Karl seine Truppen in die Winterquartiere bei Sandomierz und Kasimierz in der Nähe von Krakau. August II. musste, zur weiteren Kriegsführung gezwungen, erneut eine Armee aufbauen, um den schwedischen Vormarsch aufzuhalten. Er hielt in Thorn einen Reichstag ab, auf dem ihm 100.000 Mann zugesagt wurden. Um die Gelder hierfür aufzubringen, reiste August im Dezember nach Dresden.[26]

In den ersten Monaten des Jahres 1703 ruhte der Krieg. Erst im März brach Karl XII. mit seinem Heer in Richtung Warschau auf, das er Anfang April erreichte. Anfang April 1703 verließ August II. Dresden, um von Thorn und Marienburg aus einen neuen Feldzug zu beginnen. Er hatte die Zeit genutzt, um ein neues sächsisch-litauisches Heer aufzustellen. Als Karl erfuhr, dass die feindliche Armee bei Pultusk lagerte, verließ er Warschau und überschritt mit seiner Kavallerie den Bug. Am 21. April 1703 wurden die Sachsen in der Schlacht bei Pultusk völlig überrumpelt. Der Sieg kostete die Schweden lediglich 12 Mann, während die sächsisch-litauische Armee neben mehreren Hundert Toten und Verwundeten auch 700 Gefangene zu verschmerzen hatte.[27] Nach der Niederlage bei Pultusk waren die Sachsen zu schwach, um sich der schwedischen Armee im offenen Feld zu stellen. Sie zogen sich in die Festung Thorn zurück. Karl XII. zog daraufhin nordwärts, um den letzten Rest der demoralisierten sächsischen Armee zu vernichten. Nach monatelanger Belagerung von Thorn nahm er die Stadt im September 1703 ein. Die Schweden erbeuteten 96 Kanonen, 9 Mörser, 30 Feldschlangen, 8.000 Musketen und 100.000 Taler. Mehrere Tausend gingen in Kriegsgefangenschaft. Die Einnahme von Thorn brachte König Karl die vollständige Kontrolle Polens. Um künftigen Widerstand der Stadt, die den Schweden ein halbes Jahr getrotzt hatte, auszuschließen, wurden ihre Befestigungsanlagen geschleift.[28] Am 21. November verließen die Schweden Thorn in Richtung Elbing. Das abschreckende Beispiel erzielte die gewünschte Wirkung, und unter dem Eindruck des ihm vorauseilenden Kriegsruhms unterwarfen sich viele weitere Städte dem Schwedenkönig, um gegen Zahlung hoher Tribute verschont zu bleiben. Kurz vor Weihnachten ließ Karl sein Heer in Westpreußen Winterquartiere beziehen, da diese Gegend vom Krieg bisher unberührt geblieben war.
Die Konföderationen von Warschau und Sandomir

Nach den katastrophalen Feldzügen von 1702 und 1703 wurde die militärische Lage Augusts II. aussichtslos, seine finanziellen Mittel waren erschöpft, und seine Machtbasis in Polen begann zu bröckeln. Unter dem Eindruck des wirtschaftlichen Niedergangs des Landes spaltete sich der polnische Adel in unterschiedliche Lager auf. 1704 gründete sich die schwedenfreundliche Konföderation von Warschau und drängte auf eine Beendigung des Krieges. Ihr schloss sich Stanislaus Leszczyński an, der ab 1704 die Friedensverhandlungen mit den Schweden führte. Da er das Vertrauen ihres Königs gewann, sah Karl XII. in Stanislaus bald den geeigneten Kandidaten für die geplante Neuwahl des polnischen Königs.
Auch in Sachsen gab es Widerstand gegen die Polenpolitik des Kurfürsten. August führte eine Akzisesteuer ein, um seine Kriegskasse zu füllen und die Armee aufrüsten zu können. Das brachte die sächsischen Stände gegen ihn auf. Außerdem erregte er den Unmut der Bevölkerung durch aggressive Methoden der Rekrutenwerbung. Durch russische Unterstützung gelang es August II. jedoch, erneut ein Heer von 23.000 Sachsen, Kosaken und Russen aufzustellen. Litauen, Wolhynien, Rotrussland und Kleinpolen waren dem sächsischen König weiterhin treu, sodass August sich mit seinem Hof nach Sandomierz zurückzog. Dort hatten Teile des polnischen Adels eine Konföderation zu seiner Unterstützung gebildet, die sich gegen die schwedische Besetzung Polens und den von Schweden geforderten neuen König wandte. Die Konföderation von Sandomir unter dem Hetman Adam Mikołaj Sieniawski weigerte sich, eine Abdankung Augusts und die Thronbesteigung Stanislaus Leszczynskis anzuerkennen. Einen echten Kräfteausgleich bedeutete dies aber nicht, denn die Konföderation hatte nur geringe militärische Bedeutung, und ihre Truppen konnten allenfalls den Nachschub der Schweden stören.
Wahl eines neuen schwedentreuen Königs von Polen

Ende Mai 1704 brach Karl XII. von seinem Winterquartier nach Warschau auf, um die geplante Königswahl zu schützen. Das Heer bestand aus 17.700 Mann Infanterie und 13.500 Mann Kavallerie.[29] Nachdem Karl in Warschau angekommen war, wurde unter dem Schutz der schwedischen Armee am 12. Juli 1704 Stanislaus I. Leszczyński gegen den Willen der Mehrheit des polnischen Adels zum König gewählt.

Nach der Wahl ging Karl mit einem starken Armeekorps gegen die weiterhin abtrünnigen Gebiete vor, die dem neuen König die Gefolgschaft versagten. August erkannte die Wahl nicht an und wich mit seiner Armee dem vorrückenden Karl aus. Als das schwedische Heer im Juli bis Jarosław vorrückte, nutzte August die Gelegenheit, wieder nach Warschau zu ziehen. Statt ihn zu verfolgen, eroberte Karl in einem Sturmangriff Ende August das schlecht befestigte Lemberg.[30] Währenddessen hatte August Warschau erreicht, wo sich auch der neu gewählte König aufhielt. In der Stadt selbst standen 675 Schweden und etwa 6000 Polen, die den neuen schwedentreuen König schützen sollten. Die meisten polnischen Soldaten desertierten und auch der polnische König floh aus der Stadt, so dass allein die Schweden Widerstand leisteten. Am 26. Mai 1704 musste die schwedische Garnison vor August II. kapitulieren. Nach der Einnahme von Warschau zog August nach Großpolen. Das dortige schwache schwedische Kontingent musste sich daraufhin zurückziehen.
Bei Lemberg erhielt Karl unterdessen die Nachricht von der Einnahme Narvas durch russische Truppen. Einen Zug nach Norden schloss er aber weiterhin aus. Mit zweiwöchiger Verzögerung kehrte das schwedische Heer Mitte September nach Warschau zurück, um die Stadt erneut zu erobern. August ließ es nicht auf einen Kampf ankommen, sondern floh vor der Ankunft Karls aus seiner Hauptstadt und übertrug General Johann Matthias von der Schulenburg das Kommando über die sächsische Armee. Auch dieser wagte keine offene Feldschlacht und zog sich nach Posen zurück, wo ein russisches Kontingent unter dem Kommando von Johann Reinhold von Patkul die Stadt eingeschlossen hatte. Nach der erneuten Eroberung Warschaus ließ Karl das sächsisch-polnische Heer verfolgen. Dabei wurde eine russische Abteilung von 2000 Mann in einem Gefecht besiegt, 900 Russen fielen.[31] Die restlichen Russen kämpften am Folgetag fast bis zum letzten Mann. Trotz des geschickten Rückzugs der Sachsen unter Schulenburg holte Karl einen Teil der sächsischen Armee kurz vor der schlesischen Grenze ein. In der Schlacht bei Punitz hielten 5000 Sachsen gegen vier anstürmende schwedische Dragonerregimenter stand. Schulenburg gelang es, seine Truppen geordnet über die Oder nach Sachsen zurückzuziehen. Wegen der anstrengenden Märsche musste Karl bereits Anfang November sein Winterquartier beziehen. Er wählte hierzu den an Schlesien grenzenden Distrikt Großpolen aus, der vom Krieg bis dahin weitgehend verschont geblieben war.
Entwicklung in Kurland und Litauen

Nach dem Sieg Lewenhaupts im Vorjahr traute sich Sapieha im Frühjahr 1704 wieder nach Litauen zurück und verstärkte Lewenhaupts Position dort. Nach der Wahl Leszczyńskis zum neuen polnischen König hatte Lewenhaupt von Karl XII. den Befehl erhalten, Sapiehas Anerkennung in Litauen zu erzwingen. Lewenhaupt drang nun mit seinen Truppen von Kurland nach Litauen ein, worauf sich die Anhänger Augusts II. unter Führung von Graf Oginski zurückziehen mussten. Lewenhaupt konnte den litauischen Adel zwar auf die schwedische Seite ziehen und den litauischen Landtag zur Huldigung auf den neuen polnischen König bewegen, doch danach musste er wieder nach Mitau zurückkehren, da eine russische Armee herannahte und Kurland bedrohte. Das russische Heer vereinigte sich mit loyalen polnischen Truppen und zog dann zur Festung Seelburg an der Düna, die nur mit einer kleinen Garnison von 300 Schweden besetzt war. Lewenhaupt eilte sofort herbei, um die belagerte Festung zu entsetzen. Die russisch-polnische Armee brach darauf die Belagerung ab, um sich dem herannahenden Gegner entgegenzustellen. Am 26. Juli 1704 trafen die beiden Armeen bei Jakobstadt aufeinander, wo das zahlenmäßig weit unterlegene schwedisch-polnische Heer mit 3085 Schweden und 3000 Polen erneut ein zahlenmäßig weit überlegenes Heer von 6000 Russen und 10.000 Polen besiegte.[32] Die russischen Truppen mussten sich infolge der Schlacht zurückziehen. Von dem Schlachtfeld bei Jakobstadt wandte sich Lewenhaupt zunächst gegen die zwischen Riga und Mitau gelegene Festung Birze, die im Vorfeld von Truppen Oginskis besetzt worden war. Die Besatzung der Festung, bestehend aus 800 Polen, kapitulierte sofort und erhielt freien Abzug. Lewenhaupt entließ dann seine Truppen für den Rest des Jahres in die Winterquartiere, womit auch der Krieg in Litauen und Kurland eine Ruhepause nahm.
Krönung des schwedentreuen Königs in Warschau
In Polen gab es in der ersten Hälfte des Jahres 1705 keine kriegerischen Ereignisse. Die schwedische Armee unter Karl XII. lagerte untätig in der Stadt Rawitsch, die zugleich Hauptquartier der Schweden in Polen war. Zu dieser Zeit wurde entschieden, dass der im Vorjahr gewählte Stanislaus Leszczyński zum neuen polnischen König gekrönt werden sollte. Diese Krönung sollte im Juli 1705 vonstatten gehen.[33] Für die Schweden war die Sicherung der Thronfolge deshalb so wichtig, weil nur mit ihrem Wunschkandidaten die bereits angelaufenen Friedensverhandlungen mit Polen abgeschlossen werden konnten. Der bisherige König August II. war zwar auch zu Friedensverhandlungen bereit, doch mit der Hoffnung auf einen für ihre Zwecke fügsameren Kandidaten auf dem polnischen Thron verhärtete sich die schwedische Position, bis sie in der Entthronung des Wettiners die einzige Möglichkeit sahen, einen Frieden in ihrem Sinne zu schließen.
Anders als die Schweden blieb August II. nicht untätig und konnte mit russischer Unterstützung erneut ein Heer aufstellen, das die Krönung des schwedischen Gegenkönigs verhindern sollte. Zu diesem Zweck rückte General von Patkul mit 6000 Polen und 4000 Sachsen nach Warschau vor. Um die Sicherheit des Thronfolgers zu gewährleisten, hatte auch Karl XII. den Generalleutnant Carl Nieroth mit 2000 Mann in die Hauptstadt entsandt.
Am 31. Juli 1705 trafen beide Heere bei Warschau in der Schlacht von Rakowitz aufeinander, in der die sächsisch-polnische Armee unter Patkul von der fünfmal kleineren schwedischen Armee besiegt wurde. Als Folge konnte am 4. Oktober 1705 Stanislaus Leszczyński in Warschau ungehindert zum neuen polnischen König gekrönt werden. Der neue König blieb aber militärisch und finanziell völlig abhängig von seinen schwedischen Schutzheeren und wurde nach wie vor nicht in allen Landesteilen anerkannt. Lediglich Großpolen, Westpreußen, Masowien und Kleinpolen unterstellten sich dem neu gewählten König, während Litauen und Wolhynien weiterhin zu August II. und Peter I. standen. Als direkte Folge der Königskrönung schloss am 18. November 1705 das Königreich Polen in Person Leszczyńskis den Warschauer Frieden mit Schweden. Der bisherige König des Landes und Kurfürst von Sachsen, August II., akzeptierte diesen Frieden nicht und erklärte, dass nur zwischen Schweden und Polen kein Krieg mehr herrsche, jedoch nicht zwischen Schweden und dem Kurfürstentum Sachsen.
Der Krieg ging auch in Kurland und Litauen weiter. Peter I. hatte aufgrund der Erfolge Lewenhaupts im Vorjahr seinen Marschall Scheremetjew beauftragt, mit einem 20.000 Mann starken Heer das 7.000 Mann zählende und zersplitterte Heer Lewenhaupts von Riga abzuschneiden. Dazu musste der Vormarsch möglichst lange geheimgehalten werden, um die Konzentration der gegnerischen Kräfte zu verhindern. Der Anmarsch der russischen Armee konnte aber nicht geheim gehalten werden, so dass Lewenhaupt seine Truppen rechtzeitig zusammenziehen konnte. Am 16. Juli 1705 stellte sich Lewenhaupt mit seinem ganzen Heer in Schlachtordnung gegen die heranrückende russische Armee auf. Nach vier Stunden Kampf siegten die Schweden in der Schlacht bei Gemäuterhof mit einem Verlust von 1500 Mann, während die zahlenmäßig überlegene russische Armee 6000 Mann verlor.[34] Der Sieg der Schweden hielt indes nicht lange vor, denn im September entsandte Peter ein weiteres, diesmal 40.000 Mann starkes Heer. Der Zar ließ seine Armee diesmal nur nachts marschieren, um die Geheimhaltung der Operation möglichst lange zu gewährleisten. Dennoch erfuhren schwedische Kundschafter von dem neuerlichen russischen Vorstoß, so dass der zum Generalleutnant beförderte Lewenhaupt seine Truppen in und um Riga zusammenziehen konnte. Nachdem Peter I. davon Mitteilung bekommen hatte, richtete er den geplanten Vorstoß statt auf Riga nun auf die kleineren Festungen Mitau und Biskau. Da sich alle schwedischen Truppen um Riga befanden, konnte ganz Kurland von russischen Truppen besetzt werden.
Kampf um die Anerkennung des neuen Königs

Zum ersten Mal in dem Krieg seit der Schlacht bei Narwa marschierte Karl XII. mit dem schwedischen Hauptheer in das Baltikum, um den dort bedrängten schwedischen Kräften zu helfen. Ausgangspunkt des Vormarsches war Warschau, wo er sich den ganzen Herbst des Jahres 1705 über aufgehalten hatte. Karl beschloss zudem, die noch abtrünnigen Gebiete zum Treueschwur auf den neuen König zu zwingen. Ende des Jahres 1705 begann der Vormarsch des Heeres über die Weichsel und den Bug nach Litauen. Im Herbst hatten schwedische Verstärkungen aus Finnland die in Riga zusammengezogene Armee Lewenhaupts auf eine Stärke von 10.000 Mann gebracht. Die russischen Kräfte in Kurland fürchteten nun, von den Truppen Lewenhaupts in Riga und dem heranmarschierenden Karl in die Zange genommen zu werden. Nach der Sprengung der Festungswerke in Mitau und Bauske zogen sie sich aus Kurland zunächst nach Grodno zurück, so dass Lewenhaupt erneut Kurland besetzen konnte. Nachdem die Russen abgezogen waren, begannen die Litauer mehr und mehr zum neuen schwedentreuen König von Polen überzugehen, was die Lasten des Krieges für sie erheblich verminderte. Auch gelang eine Versöhnung der verfeindeten litauischen Adelsgeschlechter der Sapiehas und der Wienowickis. Da Graf Oginski mit seinen fortgesetzten Kampf auf Seiten Augusts II. nirgends Erfolge erzielte, gewann die schwedische Partei in Litauen nun endgültig die Oberhand.
Am 15. Januar (jul.) überquerte das Heer Karls XII. den Njemen auf dem Weg nach Grodno, wo ein 20.000 Mann starkes russisches Heer unter Feldmarschall Georg Benedikt von Ogilvy stand. Dieses hatte im Dezember 1705 die polnische Grenze überschritten, um sich mit den sächsischen Truppen zu vereinigen.[35] Karl war den Russen mit dem Hauptteil seiner Armee von fast 30.000 Mann entgegengezogen, doch zu einer Schlacht kam es nicht, da sich die russischen Truppen auf keine Auseinandersetzung mit dem Schwedenkönig einlassen wollten und sich nach Grodno zurückzogen. Aufgrund der Kälte in der Jahreszeit war an eine aktive Belagerung nicht zu denken, und so ließ Karl lediglich einen Blockadering um Grodno errichten, der die Stadt und die russische Armee von der Zufuhr von Versorgungsgütern abschnitt.
Als August II. sah, dass Karl XII. untätig vor Grodno lag, hielt er einen Kriegsrat ab, der beschloss, die Abwesenheit des Königs zu nutzen, um eine weiter westlich stehende schwedische Abteilung unter dem Kommando von Carl Gustaf Rehnskiöld zu vernichten. Dieser war mit über 10.000 Mann von Karl zum Schutze Großpolens und Warschaus zurückgelassen worden. August wollte nun nach Westen ziehen, sich unterwegs mit allen polnischen Detachements und dann mit dem in Schlesien neu aufgestellten sächsischen Heer unter dem Kommando von General Schulenburg vereinigen, um das Korps von Rehnskiöld anzugreifen und nach einem Sieg zurück nach Grodno zu marschieren. Am 18. Januar umging August mit 2000 Mann westlich die schwedische Blockade, vereinigte sich mit mehreren polnischen Truppenkontingenten und rückte am 26. Januar zum zweiten Mal in Warschau ein. Dort rückte er nach einer kurzen Pause mit seiner inzwischen auf 14.000-15.000 Mann angewachsenen Armee weiter vor, um das schwedische Korps anzugreifen. Er befahl zudem General Schulenburg mit seinen Truppen das nahe stehende russische Hilfskorps von 6000 Mann aufzunehmen und nach Großpolen zu marschieren, um sich mit ihm zu vereinigen. Rehnskiöld erhielt Nachricht von dem sächsischen Plan und hoffte einer Vernichtung zu entgehen, indem er die Gegner in Kampfhandlungen verwickelte, solange sie noch getrennt waren. Durch Vortäuschung eines Rückzugs ließ sich General Schulenburg tatsächlich zum Angriff auf die zahlenmäßig unterlegenen Schweden verleiten. Ohne Verstärkung durch die polnische Armee Augusts II. erlitten Schulenbergs sächsische Rekruten in der Schlacht bei Fraustadt am 13. Februar 1706 eine vernichtende Niederlage durch die sturmerprobten Schweden.[36] August II. brach nach diesem erneuten Rückschlag seinen Vormarsch ab, sandte einen Teil der Truppen nach Grodno zurück und marschierte mit dem Rest nach Krakau. Die Lage in Grodno wurde durch die Niederlage bei Fraustadt für die russische Armee aussichtslos. Auf Entsatz konnte sie nicht mehr hoffen und die Versorgungsschwierigkeiten hatten sich inzwischen drastisch verschlimmert. Neben der Hungersnot verbreiteten sich unter den Soldaten Krankheiten, die zu hohen Ausfällen führten. Nachdem die Nachricht von der Niederlage bei Fraustadt in Grodno eingetroffen war, beschloss der russische Kommandeur Olgivy mit den verbliebenen 10.000 dienstfähigen Männern einen Ausbruch nach Kiew. Sie entkamen den schwedischen Verfolgern und konnten sich über die Grenze retten.
Karl XII. war bei der Verfolgung der russischen Armee bis Pinsk marschiert. Von dort brach er nach einer Pause am 21. Mai 1706 auf, um in den Süden Polen-Litauens zu ziehen. Die dortigen Gebiete hielten immer noch zu August und lehnten einen Treueschwur auf König Stanislaus I. ab. Am 1. Juni rückte Karl in Wolhynien ein. Auch dort erkannte man mit militärischem Nachdruck den neuen schwedentreuen König an.[37] Während der Sommermonate wurde auch gekämpft. So führten die Schweden entlang der russisch-polnischen Grenze mehrere Streifzüge gegen russische Stellungen durch, die aber zu keinen entscheidenden Ergebnissen führten. Aufgrund der gemischten Erfahrungen aus den Feldzügen durch Polen, die dem Zweck gedient hatten, die Legitimität des neuen schwedentreuen Königs durchzusetzen, begann Karl seine Strategie zu überdenken. Solange das schwedische Heer vor Ort war, leisteten die Bewohner auch den erzwungenen Treueid. Sobald sich das schwedische Heer aber wieder entfernte, wandten sie sich wieder König August zu, der aus seinem Rückzugsgebiet in Sachsen immer wieder neue Truppen heranführte. Aufgrund der Erfolglosigkeit seiner bisherigen Strategie wollte Karl nun den Krieg durch einen Zug nach Sachsen beenden.
Eroberung Sachsens und Abdankung König Augusts II.

In vielen Städten Sachsens wurden schwedische Truppen einquartiert. Anders als während des Dreißigjährigen Krieges soll es zu keinen Ausschreitungen gegen die Zivilbevölkerung gekommen sein.
Im Sommer 1706 brach Karl XII. mit seinen Truppen aus dem Osten Polens auf, vereinigte sich mit der Armee Rehnskjölds und rückte am 27. August 1706 über Schlesien in das Kurfürstentum Sachsen ein. Die Schweden eroberten Zug um Zug das Kurfürstentum und erstickten jeden Widerstand. Das Land wurde rigoros ausgebeutet. August verfügte seit der Schlacht bei Fraustadt über keine nennenswerten Truppen mehr, und da auch sein Stammland von den Schweden besetzt war, musste er Karl Friedensverhandlungen anbieten. Der schwedische Unterhändler Carl Piper und der sächsische Vertreter Olof Hermelin unterzeichneten am 24. September 1706 in Altranstädt einen Friedensvertrag, der aber erst bei Ratifizierung des Königs Gültigkeit erlangen konnte.

August wollte zwar den Kriegszustand beenden, war jedoch auch durch Bündniszusagen an Peter I. gebunden, dem er den sich anbahnenden Frieden mit Schweden verheimlichte. Auf die Kunde vom Vorstoß der Schweden nach Sachsen war die russische Armee unter den Generälen Boris Petrowitsch Scheremetew und Alexander Danilowitsch Menschikow von der Ukraine bis weit ins westliche Polen vorgerückt. Menschikow führte sein Vorauskommando vor den Hauptteilen des russischen Heeres und vereinigte sich in Polen mit der verbliebenen sächsisch-polnischen Armee unter August II. So musste August unter russischem Druck offiziell den Kampf weiterführen und schlug eher widerwillig mit der vereinten, 36.000 Mann starken Armee eine letzte Schlacht gegen die Schweden bei Kalisch.[38] In der Schlacht bei Kalisch konnten die vereinten russischen, sächsischen und polnischen Truppen numerisch unterlegene schwedische Truppen unter dem von Karl zur Verteidigung Polens zurückgelassenen General Arvid Axel Mardefelt völlig vernichten. Dabei gerieten General Mardefelt und über 100 Offiziere (unter ihnen auch polnische Magnaten) in Gefangenschaft. Dies änderte indes nichts an der weiterhin bestehenden schwedischen Übermacht, so dass August eine Annullierung des Friedensvertrages ablehnte und schnell nach Sachsen zurückkehrte, um einen Ausgleich mit Karl zu suchen. So gab der Kurfürst am 19. Dezember die Ratifizierung des Altranstädter Friedensvertrags zwischen Schweden und Sachsen bekannt, mit dem er „auf immer“ auf die polnische Krone verzichtete und die Allianz mit Russland löste. Außerdem verpflichtete er sich zur Auslieferung der Kriegsgefangenen und Überläufer, namentlich des Livländers Patkul, den der schwedische König nach seiner Überstellung als Landesverräter rädern und vierteilen ließ.
Für den schwedenhörigen polnischen König Stanislaus Leszczyński brachte der Vertrag keine Verbesserung seiner Situation. Es gelang ihm nicht, seine innenpolitischen Feinde einzubinden und so blieb er weiterhin vom Schutz durch die schwedischen Truppen abhängig.[39]
Der schwedische Vormarsch nach Sachsen löste 1706/07 internationale Verwicklungen aus, denn die Besetzung eines Reichsterritoriums war ein eindeutiger Bruch des Reichsrechts, zumal Karl XII. durch seine Besitzungen Schwedisch-Pommern und Bremen-Verden selbst ein Reichsfürst war. Überdies waren die Schweden ungefragt durch Schlesien marschiert, das habsburgisches Territorium war. Ein weiterer Reichskrieg konnte aufgrund des gleichzeitigen Krieges mit Frankreich aber nicht durchgesetzt werden. Auch die Aussicht, dass sich Karl mit den aufständischen Ungarn verbündete oder in die habsburgische Erblande einmarschierte, und damit eine erneute Konstellation wie im Dreißigjährigen Krieg eintrat, galt es aus Sicht des Wiener Hofes zu verhindern.[40]
Die Gefahr, dass der Große Nordische Krieg sich mit den in Mitteleuropa parallel stattfindenden Kämpfen im Spanischen Erbfolgekrieg vermischte, war zu diesem Zeitpunkt groß. Beide kriegführenden Seiten waren daher bemüht, den König von Schweden als Verbündeten zu gewinnen oder zumindest aus dem Konflikt herauszuhalten. So besuchte im April 1707 der alliierte Kommandeur der Truppen in den Niederlanden, John Churchill, Herzog von Marlborough das schwedische Lager in Sachsen. Er drängte Karl, sich mit seiner Armee wieder nach Osten zu wenden und nicht weiter in Reichsterritorium vorzudringen.[38] Auch der habsburgische Kaiser Joseph I. bat Karl, sich mit seinen Truppen aus Deutschland herauszuhalten. Zu diesem Zweck war der Kaiser sogar zur Anerkennung des neuen polnischen Königs und zu Zugeständnissen an die evangelischen Christen in den schlesischen Erblanden bereit, wie sie schließlich im September 1707 zweiten Vertrag von Altranstädt vereinbart wurde, in dem u.a. die Erlaubnis zum Bau von sogenannten Gnadenkirchen erteilt wurde. Karl hatte jedoch kein Interesse, sich in die deutschen Angelegenheiten einzumischen und zog es vor, erneut gegen Russland zu ziehen.[40]
Krieg in den schwedischen Ostseeprovinzen (1701–1707)


Fernab von den Kämpfen in Polen eroberte Russland nach der Niederlage bei Narwa Schritt für Schritt die schwedischen Ostseeprovinzen. Da die schwedische Hauptarmee in Polen gebunden war, mussten viel zu geringe schwedische Kräfte ein großes Territorium schützen. Aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit der Russen gelang ihnen das immer weniger. Die russischen Streitkräfte konnten sich so relativ ungefährdet an die schwedische Kriegstaktik gewöhnen und ihre eigenen Kriegsfähigkeiten ausbauen, mit denen sie Karl dann im Russlandfeldzug eine entscheidende Niederlage beibrachten.
Russische Kriegspläne nach der Schlacht bei Narva
Karl XII. war nach dem Sieg in der Schlacht bei Narva Ende November 1700 mit seiner Hauptarmee nach Süden gezogen, um den Kampf gegen August II. zu führen. Den Oberbefehl über die schwedischen Ostseebesitzungen übertrug er in Finnland Generalmajor Abraham Kronhjort, in Livland Oberst Wolmar Anton von Schlippenbach und in Riga Generalmajor Karl Magnus Stuart. Die schwedischen Kriegsschiffe im Ladogasee und im Peipussee wurden von Admiral Gideon von Numers kommandiert. Die russische Armee war zu dem Zeitpunkt kein ernstzunehmender Gegner mehr. Aufgrund der sich daraus ergebenden Siegesgewissheit lehnte Karl russische Friedensangebote ab. Die taktische Überlegenheit der Schweden über die Russen hatte sich als unüberwindliches Vorurteil auch im Denken Karls verfestigt, der von der geringen Bedeutung der russischen Schlagkraft so überzeugt war, dass er seine Kriegsanstrengungen selbst dann noch auf den polnischen Kriegsschauplatz konzentrierte, als schon ein großer Teil Livlands und Ingermanlands unter russischer Kontrolle war.
Durch die Verlagerung der schwedischen Hauptmacht auf den polnischen Kriegsschauplatz erhöhten sich jedoch die Chancen Peters I., den Krieg zu einem günstigeren Verlauf zu führen und den gewünschten Ostseezugang für Russland zu erobern. Zar Peter nutzte den Abzug der schwedischen Armee und ließ die verbliebenen russischen Kräfte nach dem Desaster von Narva ihre Aktivitäten in den schwedischen Baltikumprovinzen wieder aufnehmen. Die Kriegsstrategie der Russen setzte auf Ermattung des Gegners. Dies sollte durch Streifzüge und stetige Angriffe, verbunden mit Aushungerung der Bevölkerung durch Zerstörung der Ortschaften und Felder, erreicht werden. Gleichzeitig sollten die russischen Soldaten durch den stetigen Kampf an die schwedische Kriegstaktik mit ihren heftigen Attacken in der Schlacht gewöhnt werden.
Den Zeitgewinn durch die Abwesenheit der schwedischen Armee nutzte Zar Peter, um unter enormen Anstrengungen seine Armee wieder aufrüsten und reorganisieren zu lassen. So berief er ausländische Experten, die die Truppen – ausgestattet mit modernen Waffen – in den Methoden der westeuropäischen Kriegsführung schulen sollten. Um die bei Narva verlorengegangene Artilleriewaffe schnell wieder aufzubauen, ließ er Kirchenglocken konfiszieren, um aus ihnen Kanonen herzustellen. Auf dem Ladogasee und dem Peipussee ließ er Hunderte von Kanonenbooten bauen. So verfügte die russische Armee bereits im Frühjahr 1701 wieder über 243 Kanonen, 13 Haubitzen und 12 Mörser.[41] Durch neue Rekrutierungen verstärkt, umfasste die russische Armee 1705 wieder 200.000 Soldaten nach den 34.000 verbliebenen im Jahr 1700.[41]
Um seine Kriegspläne diplomatisch zu unterstützen, ließ der Zar parallel zu den Beistandsbekundungen gegenüber August II. auch einen Unterhändler nach Kopenhagen entsenden, um Dänemark zu einer Invasion auf Schonen zu bewegen. Da der schwedische Reichsrat eine Streitkraft bis an den Sund vorrücken ließ, scheiterten die Bündnispläne, und die Dänen verschoben ihren Angriff auf später.
Die schwedischen Kräfte im Baltikum unter Oberst von Schlippenbach waren nur sehr schwach und wurden zudem in drei autonome Korps getrennt.[42] Jedes dieser Korps für sich war zu schwach, um den russischen Kräften mit Erfolg entgegentreten zu können, zumal sie nicht koordiniert geführt wurden.[43] Zudem setzten sich diese Truppen nicht aus den Stammregimentern zusammen, sondern aus neugeworbenen Rekruten. Schwedische Verstärkungen wurden primär dem polnischen Kriegsschauplatz zugeführt, so dass ein strategisch wichtiger Punkt nach dem anderen von der russischen Armee erobert werden konnte.
Zerschlagung der Livländischen Armee
Nach dem Abzug ihres Königs mit der Hauptarmee blieben die Schweden dennoch zunächst offensiv, zumindest solange Russland nach der Niederlage von Narwa noch geschwächt war. Um den einzigen verbliebenen russischen Handelshafen im Weißen Meer auszuschalten, unternahmen sieben bis acht schwedische Kriegsschiffe im März 1701 von Gothenburg aus einen Vorstoß nach Archangelsk. Das Unternehmen beeinträchtigte englische und holländische Handelsinteressen mit Russland. Beide Nationen meldeten das Auslaufen der schwedischen Expeditionsflotte ihrem russischen Partner. Peter ließ daraufhin die Verteidigungsbereitschaft der Stadt verstärken. Als die schwedische Flotte das Weiße Meer erreichte, liefen zwei Fregatten auf eine Sandbank und mussten gesprengt werden. Der Angriff auf Archangelsk versprach wegen der Vorsichtsmaßnahmen Peters keinen Erfolg, so dass die Flotte nach der Zerstörung von 17 umliegenden Dörfern wieder heimwärts segelte.
Mitte 1701 führten zuerst schwedische und dann russische Kräfte Streifzüge nach Ingermanland und Livland durch und marschierten jeweils in das gegnerische Gebiet, wo sie sich mehrere Scharmützel lieferten. Die russischen Kräfte hatten sich wieder soweit erholt, dass sie zu begrenzten Offensiven in der Lage waren. Von den russischen Hauptquartieren bei Pskow und Nowgorod rückte im September eine etwa 26.000 Mann starke Streitmacht südlich des Peipussees nach Livland ein. Bei dem anschließenden Feldzug gelang es dem schwedischen General Schlippenbach im September 1701, mit einer nur 2000 Mann starken Abteilung das etwa 7000 Mann zählende russische Hauptheer unter Boris Scheremetjew in zwei Begegnungen bei Rauge und Kasaritz zu schlagen, wobei die Russen 2000 Soldaten verloren. Dessen ungeachtet unternahmen russische Armeeteile aber weiterhin begrenzte Angriffe auf livländisches Gebiet, denen die zahlenmäßig unterlegenen Schweden immer weniger entgegenzusetzen hatten.

Während der zweiten großen russischen Invasion in Livland unter der Führung von General Boris Scheremetjew besiegten russische Streitkräfte am 30. Dezember 1701 in der Schlacht bei Erastfer erstmals eine 2200 bis 3800 Mann starke schwedisch-livländische Armee unter dem Kommando von Schlippenbach. Die schwedischen Verluste wurden auf etwa 1000 Mann geschätzt.[44] Nachdem die siegreichen Russen die Gegend geplündert und zerstört hatten, zogen sie sich wieder zurück, da Scheremetjew einen Angriff Karls XII. befürchtete, der sich mit einer starken Heeresmacht in Kurland aufhielt. Aus schwedischer Sicht ließen die ungleichen Kräfteverhältnisse eine erfolgreiche Verteidigung Livlands immer unwahrscheinlicher erscheinen, zumal die bisherige Geringschätzung der Russen nach ihrem jüngsten Sieg kaum noch gerechtfertigt schien. Karl lehnte dennoch die Rückkehr nach Livland ab und entsandte lediglich einige Ergänzungstruppen.
Als Karl im Sommerfeldzug des Jahres 1702 von Warschau nach Krakau marschierte und damit den nördlichen Kriegsschauplatz entblößte, sah Peter erneut die Gelegenheit für einen Einfall. Von Pskow überschritt ein 30.000 Mann starkes Heer die schwedisch-russische Grenze und erreichte am 16. Juli Erastfer. Dort erzielte die russische Armee am 19. Juli entscheidende Siege gegen die etwa 6000 Mann zählenden Schweden in den Gefechten bei Hummelshof (oder Hummelsdorf), nahe Dorpat und Marienburg in Livland, wobei nach schwedischen Angaben 840 eigene Tote und 1000 Gefangene in der Schlacht selbst und weitere 1000 während der anschließenden Verfolgung durch die Russen zu beklagen waren.[45] Die Schlacht bedeutete das Ende der livländischen Armee und den Ausgangspunkt für die russische Eroberung Livlands. Da die verbliebenen schwedischen Kräfte zu schwach waren, um sich den Russen in einer offenen Feldschlacht entgegenzustellen, fielen Wolmar und Marienburg sowie die ländlichen Gebiete Livlands noch im August in russische Hand. Es folgten ausgedehnte Verwüstungen und Zerstörungen Livlands. Nach den Plünderungen zog sich die russische Armee nach Pleskow zurück, ohne das eroberte Gebiet zu besetzen.
Eroberung des Newaumlandes und Ingermanlands

Da die livländische Armee faktisch vernichtet war, konnte Peter daran gehen, die territorialen Voraussetzungen für sein eigentliches Kriegsziel, die Gründung eines Ostseehafens, zu schaffen. Feldmarschall Boris Scheremetjew führte nach dem siegreichen Feldzug die russische Armee nordwärts gegen den Ladogasee und das Newaumland, da dort die Ostsee am weitesten an russisches Gebiet heranreichte und für die Errichtung eines Hafens geeignet erschien. Dieses Gebiet war von den Festungen Nöteborg und Kexholm der Schweden sowie einer kleinen Kriegsflotte auf dem Ladogasee gesichert, die bisher alle russischen Vorstöße unterbunden hatte. Um dieser Bedrohung entgegenzutreten, ließ Peter I. am südöstlichen Strandabschnitt des Ladogasees in der Nähe von Olonetz eine Schiffswerft errichten, die in der Folgezeit eine kleine russische Kriegsflotte baute. Mit ihr konnten die schwedischen Schiffe bis zur Festung Vyborg zurückgedrängt und weitere Aktionen der Schweden auf dem See verhindert werden. Danach wandten sich die Russen gegen die Festung Nöteborg auf einer Insel in der Newa an der Mündung zum Ladogasee und den Fluss und den See schützte. Ende September begann die Belagerung Nöteborgs durch eine 14.000 Mann starke russische Armee unter Führung von Feldmarschall Scheremetjew. Die Schweden versuchten von Finnland aus die Festung zu entsetzen, doch eine 400 Mann zählende schwedische Verstärkung konnte von den Belagerern zurückgeschlagen werden. Am 11. Oktober 1702 eroberten die Russen die zuletzt nur noch von 250 Mann gehaltene Zitadelle. Durch die Einnahme von Nöteborg kontrollierte Peter nun den Ladogasee, die Newa, den finnischen Meerbusen und Ingermanland. Wegen der strategischen Bedeutung der Festung änderte der Zar ihren Namen in Schlüsselburg.[46]

Der nächste Schritt Peters war im März 1703 die Belagerung von Nyenschantz an der Mündung der Newa in den Finnischen Meerbusen. Am 4. Mai gelang die Einnahme der mit 600 Mann besetzten Festung durch die Truppen von Boris Scheremetjew mit Hilfe der neuen russischen Marine. Zwei Tage zuvor hatte Russland seinen ersten Sieg zu Wasser errungen. Acht russischen Booten gelang es, zwei schwedische Fregatten, die mit je 24 Kanonen bestückt waren, zu besiegen.[47]
Da die Newa nun vollständig von russischen Kräften kontrolliert wurde, begann Zar Peter 1703 im sumpfigen Flussdelta mit dem Bau einer befestigten Stadt, die 1711 unter dem Namen Sankt Petersburg neue russische Hauptstadt werden sollte. Gleichzeitig ließ der Zar die Flotte vergrößern, um auch zur See den Schweden überlegen zu sein. Russland verfügte bereits im Frühjahr 1704 über eine Kriegsflotte von 40 Schiffen in der Ostsee.
Der Rest von Ingermanland einschließlich Jaama und Koporje war nach der Einnahme von Nytenschantz innerhalb weniger Wochen ebenfalls den Russen zugefallen, da die Schweden dort nicht über nennenswerte Truppen oder Festungen verfügten. Im Juli 1703 erfolgte der erste russische Angriff auf Finnland mit der Festung Viborg als Ziel. Diese sollte auf der Seeseite von der Ruderflotte, auf der Landseite von einem Belagerungskorps unter Menschikow angegriffen werden. Unterwegs stellte sich den russischen Kräften bei Sestrorezk ein schwedisch-finnisches Kontingent entgegen, das sich jedoch nach wechselvollen Kämpfen nach Vyborg zurückziehen musste. Aus Furcht vor einer Landung schwedischer Kräfte wurden die Belagerungspläne jedoch aufgegeben und die russischen Kräfte zurückbeordert.
Nach der Rückkehr des russischen Korps aus Finnland ließ es Peter nach Livland und Estland marschieren, um den bedrängten polnischen König August II. zu unterstützen. Anstatt die schwach besetzten Festungen der Schweden zu belagern, begnügten sich die Russen mit der Verheerung des Landes.
Festigung der russischen Position im Baltikum

Auch nach den russischen Erfolgen im Newa-Umland war Karl nicht zu einer Verstärkung der livländischen Streitkräfte oder zu einem persönlichen Eingreifen auf diesem Kriegsschauplatz bereit, obwohl er Anfang 1704 im nahegelegenen Wespreußen seine Winterquartiere bezogen hatte. So mussten auf seinen Befehl sämtliche Aushebungen auf dem schwedischen Kernland nach Polen geführt werden und im Juli 1704 entblößte der Schwedenkönig Livland noch weiter, als er mit 30.000 Mann nach Warschau zog, um die Wahl seines Favoriten zum polnischen König zu sichern.
Die von Peter I. gerüstete Flotte, die sich gegen die schwedische Handelsschifffahrt richtete, durfte ebenso nur von wenigen Fregatten bekämpft werden. Um die Pläne für einen neuen Ostseehafen der Russen zu stören, segelte nach dem Winter eine kleine schwedische Flotte mit einem Linienschiff, fünf Fregatten und fünf Brigantinen zum Finnischen Meerbusen mit dem Auftrag, die russische Flotte zu vernichten und die neue Stadt in den Newa-Sümpfen zu zerstören. Mit 1000 Mann Verstärkung aus Viborg sollte ein Angriff an Land und zur See erfolgen. Nach einer zunächst erfolgreichen Landung auf der befestigten Insel Kronstadt musste die Unternehmung aufgrund des hartnäckigen Widerstands jedoch aufgegeben werden und die Flotte segelte zurück.
Weitere Kämpfe wurden auf dem Peipussee ausgetragen, dessen Beherrschung eine Voraussetzung für die Eroberung Livlands war. Hier dominierten zunächst noch die Schweden, die über 14 Boote mit 98 Kanonen verfügten. Um dem zu begegnen, bauten die Russen während der Wintermonate 1703/04 eine Anzahl von Booten. Anfang Mai 1704 gelang damit die völlige Vernichtung der schwedischen Flotte. Durch die Kontrolle des Sees konnten die russischen Streitkräfte für die weiteren Eroberungszüge nun auch über die Binnengewässer versorgt werden.
Bereits im Sommer 1704 wurde eine russische Armee unter dem Kommando von Feldmarschall Georg Benedikt von Ogilvy (1651–1710), von Ingermanland zur Eroberung von Narva geschickt. Gleichzeitig stieß eine weitere Armee gegen Dorpat vor. Ziel dieser Operationen war die Einnahme dieser wichtigen Grenzfestungen, um dadurch das im Vorjahr eroberte Ingermanland mit der geplanten Hauptstadt zu schützen und Livland zu erobern. Ein schwedischer Entsatzversuch unter Schlippenbach mit 1800 verbliebenen Soldaten scheiterte unter Verlust der gesamten Streitkraft. Anfang Juni wurde Dorpat eingeschlossen und am 14. Juli 1704 fiel die Stadt in russische Hand. Bereits im April war Narwa von 20.000 Russen unter Anwesenheit Peters I. eingeschlossen worden. Drei Wochen nach Dorpat fiel am 9. August auch diese Festung nach einem heftigen Sturmangriff und schweren Kämpfen in der Stadt. Bei der Eroberung Narwas wurden 1725 Schweden gefangengenommen.
Erfolglose schwedische Angriffe auf St. Petersburg


Nach den Erfolgen der Vorjahre blieb Russland 1705 in der Defensive und konzentrierte sich auf die Sicherung der Eroberungen. Die Schweden hingegen gingen in die Offensive, nachdem sie durch die schnellen Fortschritte beim Bau von St. Petersburg aufgeschreckt worden waren. Dazu wurden 6000 Rekruten zur Verstärkung der Streitkräfte in die Ostseeprovinzen gesandt. Ein erster Angriff schwedischer Truppen gegen das neubefestigte Kronstadt im Januar 1705 endete im Wesentlichen ergebnislos. Im Frühling segelte eine Flotte mit 20 Kriegsschiffen von Karlskrona nach Viborg und dann nach Kronstadt. Das Landungsunternehmen scheiterte wie im Vorjahr, wobei die Schweden mehrere hundert Tote beklagten. Ein dritter Landungsversuch auf Kronstadt scheiterte am 15. Juli mit dem Verlust von 600 Schweden. Bis Dezember kreuzte das schwedische Geschwader im Finnischen Meerbusen und unterband den Warenhandel. Es zeigte sich jedoch bereits eine Uneinigkeit der regionalen schwedischen Kommandeure, die zu unabgestimmten Alleingängen neigten, die von den Russen ohne große Mühe abgewehrt werden konnten.
1706 fanden nur wenige Kämpfe in den schwedischen Ostseeprovinzen statt. In der ersten Hälfte des Jahres waren die russischen Truppen auf dem polnischen Kriegsschauplatz eingesetzt, um den stark bedrängten König August II. zu unterstützen und Karl XII. in Polen zu binden. Im Norden blieb Peter I. daher defensiv. Die schwedischen Kräfte waren nicht stark genug für offensive Unternehmungen. Neben einigen Streifzügen nach Russland wurde ein erneuter Flottenvorstoß mit 14 Kriegsschiffen nach St. Petersburg unternommen, der aber wieder ergebnislos blieb. Vyborg, der mehrmals Petersburg angegriffen hatte, wurde ab 11. Oktober 1706 kurzfristig von einer 20.000 Mann starken russischen Armee belagert, die jedoch ebenfalls keinen Erfolg hatte. Dennoch waren 1707 nur noch wenige Hauptorte und Festungen im Baltikum in schwedischer Hand, darunter Riga, Pernau, Arensburg und Reval. Der erwartete Angriff Karls auf Russland führte indes zu einer Pause auf diesem Kriegsschauplatz.
Die russischen Siege waren bisher immer durch eine deutliche zahlenmäßige Überlegenheit sichergestellt worden. Die Taktik konzentrierte sich auf die Schwachpunkte des Gegners mit Angriffen auf isolierte schwedische Festungen mit kleinen Garnisonen. Am Anfang vermied es die russische Armee noch, größere Festungen anzugreifen. Die planmäßige Anwendung der Taktik der verbrannten Erde war ein Kennzeichen der Kriegsführung seitens der Russen. Ihr Ziel war, das Baltikum als schwedische Basis für weitere Operationen untauglich zu machen. Zahlreiche Einwohner wurden durch die russische Armee verschleppt. Viele von ihnen endeten als Leibeigene auf den Gütern hoher russischer Offiziere oder wurden als Sklaven an die Tataren oder die Osmanen verkauft.[48] Durch die erfolgreichen Einsätze im Baltikum hatte die russische Armee an Selbstvertrauen gewonnen. Sie bewiesen, dass sich die Zarenarmee in wenigen Jahren effektiv entwickelt hatte.
Die Kriegswende (1708–1709)
Mit dem Frieden von Altranstädt war es Karl XII. nach sechs langen Kriegsjahren gelungen, August II. zum Verzicht auf den polnischen Thron zu bewegen. Der Erfolg wurde jedoch dadurch getrübt, dass sich inzwischen die schwedischen Ostseeprovinzen mehrheitlich in russischem Besitz befanden. Überdies war 1706 eine russische Armee in Westpolen einmarschiert und hielt es besetzt. Während seines Marsches nach Sachsen hatte Karl den besorgten westeuropäischen Großmächten zugesagt, sich mit seiner Armee nicht in den Spanischen Erbfolgekrieg einzumischen, sondern wieder dem Osten zuzuwenden. Zar Peter, der letzte Gegner Karls, sollte deshalb durch einen direkten Feldzug auf seine Hauptstadt Moskau ausgeschaltet werden. Dies entwickelte sich jedoch äußerst ungünstig für die Schweden, da die russischen Streitkräfte konsequent die Taktik der verbrannten Erde anwendeten und so dem schwedischen Heer Versorgungsnöte bereiteten. Karl versuchte diesen Schwierigkeiten durch einen Zug in die Ukraine zu begegnen, um Moskau von Süden her angreifen zu können. Dabei erlitt er 1709 eine entscheidende Niederlage bei Poltawa, die das Ende der schwedischen Armee in Russland bedeutete. Auf die Nachricht von der Niederlage des bis dahin praktisch unbesiegten Schwedenkönigs traten Dänemark und Sachsen erneut in den Krieg ein, während Karl, vom Mutterland abgeschnitten, nach Süden ins Osmanische Reich auswich, wo er die nächsten Jahre zwangsweise im Exil verbrachte. Eine direkte Invasion Dänemarks in Südschweden scheiterte jedoch, wodurch ein schneller Sieg der Alliierten verhindert und der Krieg verlängert wurde.
Der Russlandfeldzug Karls XII.

Die Hauptziele Karls nach dem Frieden von Altranstädt waren, die besetzten Gebiete in den schwedischen Ostseeprovinzen zu befreien und einen dauerhaften Frieden zu schließen, der die Großmachtstellung Schwedens sicherte. Daher lehnte er im Februar, Juni und August 1707 in Altranstädt mehrere Friedensangebote des Zaren ab, weil er sie für ein Täuschungsmanöver hielt und mit Peter I. nur zu den eigenen Bedingungen Frieden schließen wollte. Tatsächlich war Russland friedensbereit und hätte sich mit Ingermanland zufrieden gegeben. Durch den schwedischen König wurde ihm aber die Fortsetzung des Krieges aufgezwungen.[49] Karl XII. hoffte, seine Kriegsziele zu erreichen, ohne die schwedischen Ostseeprovinzen in ein Schlachtfeld zu verwandeln. Aus diesem Grund wurde ein Vormarsch auf St. Petersburg von vornherein ausgeschlossen. Stattdessen wollte Karl die russische Armee aus Polen herausmanövrieren, um weitere Verheerungen des nun mit Schweden verbündeten Landes zu vermeiden. Von der russischen Grenze sollte dann das schwedische Heer direkt gegen Moskau vorrücken, während zur gleichen Zeit die verbündeten Osmanen einen Angriff an der russischen Südgrenze vortrugen.[50]
Im September 1707 begann der lange vorbereitete Feldzug gegen Russland. Die schwedische Hauptarmee bestand aus 36.000 erfahrenen und ausgeruhten Soldaten, neu eingekleidet und mit neuen Waffen ausgerüstet. Die schwedische Kriegskasse war um mehrere Millionen Taler angewachsen. Der Vormarsch sollte auf direktem Weg über Smolensk erfolgen. Auf russischer Seite hoffte man, dass die immer noch in Polen stehende Armee Menschikows den Vormarsch Karls lange genug aufhalten könnte, bis Zar Peter die Verteidigung entlang der russischen Grenze organisiert hatte. Polen zu halten, war jedoch nicht beabsichtigt.[51] Stattdessen sollte die sich zurückziehende russische Armee Menschikows die Politik der verbrannten Erde anwenden und so der vorstoßenden schwedischen Armee die Versorgungsgrundlage entziehen. Am 7. September 1707 überschritt diese bei Steinau an der Oder die polnische Grenze. Die Armee Menschikows ging einer Schlacht aus dem Weg und zog sich aus dem westlichen Teil Polens in Richtung Osten hinter die Weichsel zurück. Auf dem Rückzug ließ Menschikow Dörfer entlang des Weges verbrennen, Brunnen vergiften und alle Vorratslager vernichten. Ende Oktober 1707 ließ Karl wegen der beginnenden Schlammperiode im Herbst seine Armee östlich von Posen halten, wo neue Rekruten die schwedischen Streitkräfte auf eine Stärke von 44.000 Mann vergrößerten.[52] [51] Nachdem der Frost die Wege wieder passierbar gemacht hatte und die Flüsse zugefroren waren, überquerte das schwedische Heer nach viermonatiger Ruhepause in den letzten Tagen des Jahres 1707 die zugefrorene Weichsel. Menschikow ging auch jetzt einer Konfrontation aus dem Weg und zog sich weiter zurück. Anstatt der von der russischen Armee verwüsteten Spur zu folgen, marschierten die Schweden durch das als unpassierbar geltende Masuren, wodurch sie die vorbereiteten Verteidigungslinien der Russen umgingen.[53]
Der direkte Vormarsch auf Moskau scheitert

Mitte Januar 1708 ließ die schwedische Armee Masuren hinter sich und erreichte am 28. Januar 1708 Grodno. Zar Peter, der sich unweit der Stadt mit Menschikow traf, hielt die Stärke der russischen Armee für zu gering, um dort die schwedische Armee aufhalten zu können, und befahl den weiteren Rückzug zur litauisch-russischen Grenze.[54] Der schwedische Vormarsch dauerte bis Anfang Februar an, bis das Heer Karls XII. bei der litauischen Stadt Smorgoni die Winterlager bezog. Während dieses Aufenthaltes traf sich Karl mit General Lewenhaupt. Die Auswirkungen der russischen Taktik machten sich bereits durch Versorgungsmängel bemerkbar, die den weiteren Vorstoß gefährdeten. So vereinbarten Karl und Lewenhaupt, dass Letzterer mit der 12.000 Mann starken livländischen Armee und einem Versorgungszug erst Mitte des Jahres zum Hauptheer Karls stoßen sollte. Die Verpflegungsengpässe zwangen das schwedische Heer, Mitte März nach Radovskoviche nahe Minsk zu ziehen, wo die Versorgungslage weniger prekär war. Die Armee blieb dort für weitere drei Monate, um sich auf den bevorstehenden Feldzug vorzubereiten. Um den polnischen König Stanislaus I. Leszczyński während der Abwesenheit Karls zu unterstützen, wurden 5000 Mann abgestellt und zurückgeschickt, so dass sich die Armee auf 38.000 Mann verringerte.[55] Die schwedische Armee verteilte sich nun zwischen Grodno und Radovskoviche, während sich das 50.000 Mann starke russische Heer entlang der Linie Polotsk an der Düna bis Mogilev am Dnjepr aufgestellt hatte.[55] Neben dem Schutz Moskaus durch Scheremetew suchte das russische Heer auch einer möglichen Bedrohung St. Petersburgs zu begegnen, was zu einer größeren Zergliederung der Kräfte führte. Einen Vorschlag seines Beraters Carl Piper, den weiteren Vormarsch auf St. Petersburg zu richten und damit die livländischen Provinzen zu sichern, lehnte Karl ab und entschied sich, den Marsch auf Moskau fortzusetzen. Nach dem Beginn des Sommerfeldzugs am 1. Juni setzte das schwedische Heer am 18. Juni über die Beresina. Die russischen Kräfte konnten sich einem Umgehungsversuch der Schweden entziehen und zogen sich hinter die nächste Flussbarriere, den Drut zurück. Am 30. Juni erreichte Karl die Vabitch, einen Seitenarm des Druts nahe dem Dorf Halowchyn. Dort befand sich die Hauptverteidigungslinie der russischen Armee, und es kam zum Kampf. In der Schlacht von Golowtschin schlugen die Schweden am 14. Juli 1708 die 39.000 Mann starke russische Armee unter Scheremetew, der seine Truppen jedoch in guter Ordnung zurückziehen konnte. Der Sieg wird als Pyrrhussieg der Schweden eingestuft, da viele der 1000 Verwundeten aufgrund mangelhafter medizinischer Versorgung starben. Die Schlacht selbst war nicht kriegsentscheidend, obwohl die Schweden die nord-südlichen Flussbarrieren überwinden konnten und der Weg nach Moskau offen war.[56] Am 7. Juli erreichten die Schweden Mogilev am Dnjepr, wo sie in den nächsten vier Wochen blieben.
Um die Ankunft General Lewenhaupts mit der Verstärkung aus Livland und den dringend benötigten Versorgungszügen abzuwarten, ließ Karl den Vormarsch der schwedischen Hauptarmee bei Mogilew stoppen.[57] Lewenhaupt war tatsächlich Ende Juni mit 13.000 Mann Verstärkung und 16 Kanonen von Riga aus aufgebrochen, doch verzögerte schlechtes Wetter seinen Vormarsch.[58] Als das schwedische Hauptheer in der ersten Augustwoche den Dnjepr überschritt, war die Armee Lewenhaupts immer noch nicht eingetroffen. Karl marschierte nun nach Südosten, um die Aufmerksamkeit der Russen auf sich zu ziehen und das Versorgungsheer vor einem Angriff zu schützen. Am 21. August erreichten die Schweden Chemikow am Fluss Sozh, wo sie eine weitere Woche innehielten. Als Karl am 23. August seinen Vorstoß wieder nach Norden richtete, war der Weg nach Smolensk frei, da Peter I. wegen dieses Vorstoßes seine Position bei Horki verlassen hatte und ihm gefolgt war.
Peter I. musste seine Truppen erneut nach Norden marschieren lassen, um den schwedischen Vormarsch zu blockieren. Als die Schweden Malatitze erreichten, fanden sie eine beträchtliche Anzahl russischer Armeekräfte vor sich, die den Weg nach Smolensk sperrten. In dem folgenden Gefecht verloren die Russen und mussten mit 700 Toten im Vergleich zu den 300 Toten der Schweden, erneut höhere Verluste einstecken. Ein mögliches Gefecht mit der russischen Hauptarmee kam nicht zustande, weil sich die Russen zurückzogen, als Karl Verstärkungen heranzog. Das Treffen bei Malatitze war dennoch von Bedeutung, weil die Russen dort endlich ihre gewachsene Moral und ihr Können im Kampf unter Beweis stellten. Die Truppen des Zaren hatten inzwischen mindestens das Niveau der Sachsen erreicht, wie ein schwedischer Kommandeur nach dem Gefecht notierte:
„Die Schweden müssen den Moskowitern zugestehen, dass sie ihre Lektion gelernt haben, viel besser als sie es in den Schlachten bei Narwa oder Fraustadt getan haben und dass sie hinsichtlich Disziplin und Mut den Sachsen ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen sind“
Die schwedische Versorgungsarmee wird vernichtet

Peter behielt seine Strategie bei, sich keiner Entscheidungsschlacht zu stellen; seine Armee zog sich in die Wälder zurück. Am 4. September setzte Karl seinen Vormarsch fort und erreichte Tatarsk und Starishi. Dort musste er sich jedoch seine ausweglose Situation eingestehen, als die Versorgung mit Nahrungsmitteln einen kritischen Punkt erreichte und Späher berichteten, dass vor ihnen nichts als verwüstetes Land lag. Die Desertionen stiegen an, und Nachrichten von Lewenhaupts Versorgungskolonne lagen immer noch nicht vor. Schließlich entschied sich der schwedische König, den Marsch auf Moskau abzubrechen. Sein Hauptziel war nun, seine Armee am Leben zu erhalten, und so schwenkte er am 15. September nach Süden in die noch nicht verwüsteten Regionen.
Als Karl Mitte September Tatarsk verließ, war die Versorgungsarmee Lewenhaupts noch 80 Meilen von der schwedischen Hauptarmee entfernt. Peter plante, die Lücke zwischen beiden Heeren zu nutzen, und übertrug General Scheremetew das Kommando über die russische Hauptarmee, die der Armee Karls folgen sollte. Zusammen mit seinem engsten Vertrauten Menschikow, den er nach dem Sieg von Kalisch zum Herzog von Ingermanland erhoben hatte, übernahm der Zar selbst das Kommando über zehn Bataillone seiner am meisten erfahrenen Infanterie, zehn Dragonerregimenter und vier Batterien berittener Artillerie, zusammen 11.625 Mann. Lewenhaupts Truppe bestand aus 7500 Mann Infanterie und 5000 Reitern, die einen Versorgungszug mit fast 1000 Wagen begleiteten. Am 18. September erreichte Lewenhaupt den Dnjepr. Der Übergang über den Fluss zog sich über eine ganze Woche hin, in der sich die Russen den Schweden näherten, um schließlich die Verfolgung aufzunehmen. Am 27. September wurden die Schweden beim Dorf Lesnaja eingeholt. In der Schlacht bei Lesnaja verloren sie ihren gesamten Versorgungszug, außerdem 607 Reiter, 751 Dragoner und 4449 Mann Infanterie, von denen 3000 Mann gefangengenommen wurden. Lewenhaupt führte die verbliebenen Reste zehn Tage später zur schwedischen Hauptarmee und so erhielt der König am 6. Oktober eine ganz andere Nachricht von seinem Versorgungszug als er gehofft hatte.[60]
Fernab davon konnte zur gleichen Zeit ein weiterer schwedischer Vorstoß von russischen Kräften abgeschlagen werden. Eine schwedische Streitkraft von 12.000 Mann sollte Ingermanland von Finnland aus erobern und die neue russische Stadt Sankt Petersburg niederbrennen. Aufgrund der starken Verteidigung der Stadt mussten die Schweden den Plan jedoch aufgeben und unter Verlust von 3000 Mann den Rückzug nach Wyborg antreten.
Karl XII. weicht nach Süden in die Ukraine aus

Das Ziel Karls XII., von Severia entlang der Straße von Kaluga nach Moskau zu marschieren, sobald sich die Versorgungslage des Heeres verbessert hätte, war durch das Desaster bei Lesnaja nicht mehr erreichbar. Karl nahm daher Zuflucht zu einer neuen Strategie: Er war bereits seit längerem in Kontakt mit dem Ataman der ukrainischen Kosaken, Iwan Masepa. Im Dongebiet war im Herbst 1707 der Bulawin-Aufstand der Kosaken und Bauern ausgebrochen, der sich gegen die Zarenherrschaft richtete und von Peter I. rigoros niedergeschlagen wurde. Masepa war beim Zaren in Ungnade gefallen; er betrachtete dies als einen Verstoß Russlands gegen den Vertrag von Perejaslaw. Seitdem suchte er einen Weg, die Ukraine aus der russischen Umklammerung zu lösen. Dazu versprach er dem Schwedenkönig, dass er ihn mit einer 100.000 Mann starken Armee unterstützen würde, wenn die Schweden in die Ukraine vorrückten. Karl XII. marschierte daraufhin gegen den Rat seiner Generäle in die Ukraine. Doch die erwartete Verstärkung durch die Kosaken blieb aus; die Russen hatten eine Armee unter General Menschikow entsandt, der Masepas Hauptstadt Baturyn besetzte und viele seiner Unterstützer und 6000–7500 Zivilisten töten ließ[61]. So konnte Masepa nur einen kleinen Teil der versprochenen Männer bereitstellen, zunächst 3000, später 15.000 Mann.[57] Karl verbrachte den Winter in der Ukraine, immer noch zuversichtlich, seine Ziele im nächsten Jahr zu erreichen. Am 23. Dezember stellte sich ein russisches Bataillon bei Weprik am Psel den Schweden entgegen, das den Angreifern bis zum 7. Januar standhalten konnte. Ende Januar 1709 setzte er seinen Marsch in den Süden fort. Allerdings wirkte sich der Winter von 1708/09, der schwerste des Jahrhunderts, für die Schweden verheerend aus.
Die Katastrophe bei Poltawa

So war zu Beginn des Frühjahrs 1709 nur noch knapp die Hälfte der schwedischen Armee in Russland einsatzbereit, weniger als 30.000 Mann mit wenigen Kanonen. Besonders die in Deutschland angeworbenen Soldaten hatten die Kälte nicht verkraftet. Unterstützung boten noch die Verbände der Saporoger Kosaken, die von Masepa aufgestachelt wurden und Zar Peter zwangen, seine Kräfte aufzuteilen. Trotz seiner angespannten Versorgungslage entschied sich Karl, die Stadt Poltawa zu belagern, einen Nachschubstützpunkt mit großen Vorräten an Schießpulver und anderen Versorgungsgütern. Er blockierte die Stadt Anfang April 1709 mit 8000 seiner Soldaten, eine schnelle Kapitulation erwartend. Die russische Garnison unter Oberst A. Kelin bekam jedoch Unterstützung von ukrainischen Kosaken und von der einheimischen Bevölkerung und hielt 87 Tage aus. Nachdem Zar Peter die Saporoger Kosaken geschlagen hatte, wandte er sich mit seiner insgesamt 60.000 Mann starken Armee nach Poltawa, um die belagerte Stadt zu entsetzen. Die russische Armee überquerte den Fluss Worskla und errichtete ein befestigtes Lager ein paar Kilometer nördlich der Stadt. Als das russische Kommando von der schwierigen Lage der schwedischen Armee erfuhr, gab der Zar seine bisherige Politik der Schlachtausweichung auf. Karl XII., der am 28. Junigreg. bei einer Aufklärungsaktion verwundet worden war, entschied sich jedoch, dem drohenden Angriff durch eine Attacke auf das befestigte Lager zuvorzukommen. Um alle Kräfte auf die Aufgabe zu konzentrieren, forderte Lewenhaupt die Aufgabe der Belagerung, aber der König lehnte ab und ließ die Belagerung von Poltawa aufrechterhalten. In der eigentlichen Schlacht wurden deshalb lediglich 20.000 Mann unter Feldmarschall Rehnskiöld eingesetzt. Da es einen Mangel an Schießpulver gab, mussten die Soldaten mit aufgepflanzten Bajonetten und mehrheitlich ungeladenen Musketen in die Schlacht gehen. Nur 4 von 32 Kanonen konnten für die Attacke auf schwedischer Seite eingesetzt werden. So kam es am 8. Juli 1709greg. in der Ukraine zur entscheidenden Schlacht bei Poltawa. Entsprechend dem Charakter Karls XII. sollte eine Überraschungsattacke die Russen in Verwirrung und Auflösung stürzen. Doch nachdem der schwedische Überfall nur sehr begrenzte Erfolge verzeichnete, stellten sich die Russen zur offenen Feldschlacht, in der sie den Schweden dank ihrer Übermacht eine vernichtende Niederlage zufügten. Viele schwedische Offiziere, darunter auch Feldmarschall Rehnskiöld, gerieten in russische Gefangenschaft.
Nach der Schlacht sammelten sich die zurückflutenden Schweden im Lager bei Puschkariwka. Insgesamt bestanden die schwedischen Streitkräfte noch aus etwa 15.000 Mann und 6.000 Kosaken.[62] Als Rückzugslinie stand der Weg nach Süden zur Verfügung. Nach einer Reorganisierung und Auffrischung sollte die Armee durch osmanisches Gebiet nach Polen zurückgeführt werden. Noch am Schlachttag marschierten die Soldaten entlang der Worskla nach Süden ab. Am 10. Juli traf das Heer bei Perewolotschna am Zusammenfluss von Worskla und Dnepr ein und musste feststellen, dass es dort weder Brücken noch Furten gab und dass die wenigen vorhandenen Boote nicht ausreichten, um die gesamte schwedische Armee zu evakuieren.[63]
Das schwedische Hauptquartier beschloss nun, dass Karl XII., die Verwundeten, sowie eine Eskorte aus Schweden und Kosaken den Dnepr überqueren und auf osmanisches Gebiet ziehen sollten. Das Heer hingegen sollte die Worskla wieder hinauf marschieren und nach Süden zur Krim einschwenken. Von dort sollte es wieder zum König stoßen. In der Nacht zum 30. Junijul. / 11. Juli 1709greg. setzte der König mit Iwan Masepa, dessen Gefährten Kost Hordijenko, sowie 900 Schweden und 2000 Kosaken über den Fluss. Die Armee, die nun unter dem Befehl von General Lewenhaupt stand, bereitete den Abmarsch für den folgenden Morgen vor. Um 8 Uhr traf jedoch eine russische Kolonne von 6000 Dragonern und 3000 Kalmücken unter dem noch auf dem Schlachtfeld von Poltawa zum Feldmarschall beförderten Menschikow ein. Lewenhaupt nahm sofort Verhandlungen auf, und man einigte sich schließlich auf eine Kapitulation, obwohl die Schweden den gegenüberstehenden russischen Truppen zahlenmäßig fast doppelt überlegen waren. Am Morgen des 30. Junijul. / 11. Juli 1709greg. um 11 Uhr kapitulierte das schwedische Heer mit rund 14.000 Soldaten, 34 Geschützen und 264 Fahnen. Die verbliebenen Kosaken flüchteten größtenteils zu Pferde, um der Bestrafung als Verräter zu entgehen.[64] Die Kolonne König Karls XII. erreichte wenige Tage später am 17. Juli den Bug, wo der Pascha von Otschakow seine Erlaubnis erteilte, das Osmanische Reich zu betreten. Eine Nachhut von 600 Mann schaffte den Übergang nicht mehr und wurde nördlich des Bug von 6000 russischen Reitern unter General Wolkonski eingeholt und niedergemacht.[65] Damit endete der Russlandfeldzug Karls in einer katastrophalen Niederlage, die zur entscheidenden Wende des gesamten Krieges wurde.
Erneuerung der Nordischen Allianz

Gemälde von Samuel Theodor Gericke, zu besichtigen im Schloss Caputh

Die Kriegshandlungen konzentrieren sich in dieser Phase fast nur noch auf die schwedischen Herrschaftsgebiete. So fanden schwere Kämpfe um die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland statt, die 1715 mit der Eroberung durch die Alliierten endeten. Weitere Kämpfe fanden im heutigen Finnland, der Ostsee und Norwegen statt.
Nach der Niederlage bei Poltawa war das schwedische Kernland weitgehend vom Schutz durch die eigenen Truppen entblößt. Zudem befand sich der schwedische König Tausende Kilometer vom Schwedischen Reich entfernt. Unter Ausnutzung dieser günstigen Bedingungen wurden in kurzer Zeit die alten Bündnisse der einstigen Alliierten wieder erneuert.[66]
Bereits vor der Schlacht von Poltawa hatte das Kurfürstentum Sachsen am 28. Juni 1709 in Dresden seinen Bündnisvertrag mit Dänemark erneuert. Beim Dreikönigstreffen in Potsdam und Berlin umwarben August der Starke und der dänische Monarch Friedrich IV. im Juli 1709 zeitgleich mit der Entscheidung in der Ukraine auch den preußischen König Friedrich I., der sich jedoch aufgrund der Belastungen im Spanischen Erbfolgekrieg und in Erinnerung an frühere Neutralitätsvereinbarungen mit Schweden nicht dazu durchringen konnte, dem Bündnis beizutreten.
Nach Einmarsch der russischen Armee in Polen und Verhandlungen Peters I. mit seinem ehemaligen Bündnispartner kündigte der Kurfürst von Sachsen im August den Frieden von Altranstädt mit Schweden auf. Am 20. August 1709 marschierten erneut sächsische Truppen in Polen ein. Die schwachen schwedischen Truppen unter dem Kommando des Generals Krassau zogen sich mit 9000 Mann nach Stettin und Stralsund in Schwedisch-Pommern zurück. Der von den Schweden inthronisierte polnische König Stanislaus I. Leszczynski floh über Stettin und Kristianstad nach Stockholm. Zar Peter I. ließ die schwedischen Truppen durch eine russische Abteilung unter dem Kommando von Menschikow bis nach Pommern verfolgen. Die Rolle Polens als kriegsführende Macht hatte sich seit Kriegsbeginn immer weiter reduziert. So blieb dem Land in der Folgezeit nur eine untergeordnete Rolle, da es August II. nicht gelungen war, die Macht der Monarchie zu stärken. Die Wiedereinsetzung der Königswürde für August konnte auch nur mit russischer Hilfeleistung erfolgen. Dies war ein Symbol für die zunehmende Fremdbestimmung und Außensteuerung der polnischen Republik.[67]
Am 7. Oktober 1709 wurde die antischwedische sächsisch-russische Allianz im Vertrag von Thorn erneuert. Bei Jarosław folgte am 10. Juni 1710 der dänisch-russische Beistandspakt.[68] Nachdem König Karl XII. von seinem Exil im Osmanischen Reich aus erneut Friedensverhandlungen ablehnte, vereinbarten Dänemark und Russland einen Plan zur Bedrohung der schwedische Hauptstadt Stockholm, um so den Gegner zum Frieden zu zwingen. In den Folgejahren kam es jedoch lediglich auf dem Kriegsschauplatz in Norddeutschland zu gemeinsamen alliierten Aktionen, während die Kämpfe in Finnland und in der nördlichen Ostsee von Russland weitgehend allein bestritten wurden.
Die dänische Invasion in Schonen

Der gemeinsame dänisch-russische Angriffsplan sah eine Zangenbewegung über zwei entgegengesetze Eroberungsrouten vor. Der dänische Vormarsch auf Stockholm sollte durch das südliche Schweden führen, während Russland nach Eroberung Finnlands und der Alandinseln seinen Angriff von der Seeseite her vorzutragen gedachte. Die südliche Angriffsroute wurde von den Alliierten als die wichtigere angesehen und primär verfolgt. Im Spätherbst 1709 begannen die Dänen mit den Vorbereitungen zur Invasion Schonens. Eine große dänische Flotte wurde hierzu auf dem Öresund zusammengezogen. Am 1. Novemberjul. / 12. November 1709greg./ 2. November 1709schwed. landete die Invasionsstreitmacht beim Fischerdorf Råå. Die schwedische Seite leistete hier so gut wie keine Gegenwehr. Obwohl die schwedische Armee kurz nach Poltawa mit der Rekrutierung neuer Soldaten begann, konnte der schwedische Befehlshaber Magnus Stenbock im Spätsommer 1709 erst ein schonisches Regiment präsentieren, das kampftauglich war. Da ein Gegenangriff sinnlos erschien, zog man sich nach Småland zurück. Im Dezember kontrollierte Dänemark fast das gesamte zentrale Schonen mit Ausnahme von Malmö und Landskrona. Ziel der dänischen Kriegsplanung war die Eroberung der schwedischen Flottenbasis in Karlskrona zu erobern. Die dänische Armee machte güte Fortschritte, und im Januar 1710 besiegte man eine kleinere schwedische Einheit bei Kristianstad.
Magnus Stenbock arbeitete unterdessen daran, die schwedische Armee zu verstärken. Mehrere neue Regimenter sammelten sich bei Växjö, wo die unerfahrenen Truppen auf dem Eis eines zugefrorenen Sees Kampftechniken übten. Bis zum 4. Februarjul. / 15. Februar 1710greg./ 5. Februar 1710schwed. war Stenbocks Truppe nach Osby gezogen, wo sich ihnen weitere Verbände anschlossen. Die schwedischen Kräfte in Südschweden zählte nun 16.000 Mann. Helsingborg galt nach Stenbocks Meinung als Schlüssel zu Schonen, und so marschierte das Heer südwärts, um die dänischen Versorgungslinien abzuschneiden. In der folgenden Schlacht von Helsingborg fiel die Entscheidung zugunsten der Schweden. Nach ihrer Niederlage verschanzten sich die Reste der dänischen Armee hinter den Schutzwällen der Stadt. Da die eigenen Kräfte angesichts befestigten Stellung der Dänen nicht ausreichten, verzichtete der schwedische Kriegsrat auf einen Sturmangriff, und Magnus Stenbock befahl die Belagerung Helsingborgs. Am 4. März jul./ 15. März greg./ 5. März 1710 schwed. waren die dänischen Verbände so weit ausgezehrt, dass sie Schonen verließen und sich zurück nach Dänemark einschifften. Das Unternehmen war damit gescheitert, und der originäre Kriegsplan nicht mehr zu erfüllen. Die dänischen Verluste bei dem gescheiterten Invasionsversuch waren niederschmetternd. Über 7500 Mann waren gefallen, verwundet oder gefangen genommen. Die schwedische Seite hatte etwa 2800 Tote oder Verwundete zu beklagen.
Russische Offensiven im Osten (1710–1714)
Nach der Kriegswende hatten sich die Bündnispartner über die weiteren Angriffe gegen Schweden abgesprochen. Während Dänemark durch die voreilige Invasion Südschwedens eine schwere Niederlage erlitten hatte, konzentrierte es sich zusammen mit Russland und Sachsen auf die Eroberung der schwedischen Besitzungen in Norddeutschland. Russland griff gleichzeitig auch die letzten Besitzungen in den schwedischen Ostseeprovinzen an. Die Kriegserklärung des Osmanischen Reiches verzögerte zunächst weitere Offensivunternehmungen gegen Schweden. Zar Peter I. erlitt zwar eine Niederlage gegen das Osmanische Reich, konnte aber den Krieg gegen Schweden 1713 wieder aufnehmen und bis 1714 ganz Finnland erobern. Die Bemühungen Peters, eine eigene Kriegsflotte in der Ostsee zu errichten, mündeten schließlich in dem Gewinn der Seeherrschaft in der Ostsee, durch die die schwedische Küste in den Folgejahren russischen Angriffen schutzlos ausgeliefert war.
Vollständige Eroberung Livlands und Estlands

Während Karl XII. beim Sultan über den Kriegseintritt des Osmanischen Reichs verhandelte, vollendete Zar Peter die Eroberung von Livland und Estland. Die Russen eroberten im Juni Wyborg, am 4. Juli 1710 ergab sich die Stadt Riga nach längerer Belagerung den Truppen des russischen Generals Boris Petrowitsch Scheremetjew und im September ergab sich Reval dem russischen Kommandeur Fjodor Matwejewitsch Apraxin. Damit erhielten die Russen drei hochseetüchtige Ostseehäfen und eine verbesserte Verteidigungsbasis für St. Petersburg, welches daraufhin zur Hauptstadt des Russischen Reiches erklärt wird. Danach verlagerte sich die Aufmerksamkeit Russlands aufgrund des Krieges gegen das Osmanische Reich für einige Zeit weg von Finnland.[69]
Der Krieg gegen die Osmanen

Zar Peters großer Sieg bei Poltawa und seine nachfolgenden Eroberungen im Baltikum wurden insbesondere am Hof des Sultans auf Drängen des Krim-Chans, Karl XII. und Masepas mit Argwohn verfolgt. Peter schickte seinen Botschafter Peter Tolstoi nach Istanbul und forderte die Auslieferung Karls. Diese wurde abgelehnt. Als Zar Peter zunehmend nervöser eine eindeutige Antwort von der Pforte forderte, ob es Krieg oder Frieden wolle, ließ Ahmed III. als Antwort den Botschafter ins Gefängnis werfen. Am 8. März 1711 erreichte den russischen Monarchen die Kriegserklärung.[70] Damit ergab sich für Zar Peter eine gefährliche Situation, die den Erfolg bei Poltawa in Frage stellen konnte, da von den Verbündeten keine Hilfeleistungen zu erwarten waren.
Daraufhin fiel Zar Peter I., selbst durch eine schwere Krankheit geschwächt, mit seiner Armee ins Osmanische Reich ein. Er hoffte auf einen Aufstand der orthodoxen Christen in den osmanischen Gebieten, der die osmanischen Truppen daran hindern würde, die Donau zu überqueren bevor er den Dnjestr erreichte. Dieser Aufstand blieb aber aus. Am 5. Juli erreichte Peter Jassy. Am 17. Juli meldete die Vorhut den Vorstoß des Großwesirs. Die ganze russische Armee eilte nun zurück zum Pruth, die ganze Zeit über in Rückzugsgefechte verwickelt. Am 19. Juli verschanzte sich die 38.000 Mann starke russische Armee. Die mehrfach überlegenen osmanischen Truppen kesselten ihn bei Huși, einem kleinen Ort am Pruth, ein. Peter war nun auf Gnade und Ungnade des Großwesirs ausgeliefert. Had Baltaji blieb eine Woche an Ort und Stelle und hätte die russische Armee ohne einen Mann zu verlieren aushungern lassen können. Die osmanische Armee nutzte jedoch ihre überlegene Position nicht aus und ließ ihn für eine Summe von 250.000 Rubel ehrenvoll abziehen.[71] Im Frieden vom Pruth verpflichtete Peter sich, die Festung Asow abzutreten und sich aus den Gebieten der Kosaken zurückzuziehen. Karl XII. verblieb weiter im Osmanischen Reich und versuchte im November 1711 und im November 1712 ein zweites und drittes Mal erfolglos den Sultan zum Krieg gegen Russland zu überreden. Die Hohe Pforte hatte aber keine Gelder für eine kriegerische Unternehmung mehr übrig. Der Frieden von Adrianopel vom 24. Juni 1713, vermittelt von den Seemächten, klärte die übrig gebliebenen Differenzen beider Mächte.
Eroberung Finnlands

Zar Peter wendete sich nach der erfolglosen Pruth-Kampagne wieder dem Kriegsschauplatz an der Ostsee zu und erhöhte den Druck auf Stockholm. 1712 verhinderten noch logistische Probleme eine groß angelegte Invasion Finnlands. Im Frühling 1713 begann die lang geplante amphibische Invasion Finnlands. Eine russische Flotte mit „200 Segeln“ und 16.000 Mann besetzt segelte hierzu von Petersburg und landeten am 10. Mai bei Helsingfors. Der dortige schwedische Kommandant Georg Henrik Lybecker wartete jedoch das Bombardement der Invasionsstreitmacht nicht ab, verbrannte die Stadt, räumte darauf selbst die finnische Hauptstadt Abo und zog sich, von den Russen gefolgt, in das Innere des Landes zurück.[72] Bevor Zar Peter, der als Konteradmiral bei der Unternehmung beiwohnte, im September nach Russland zurückkehrte, übertrug er Fjodor Matwejewitsch Apraxin das Kommando über die Flotte. General Carl Gustaf Armfeldt wurde das Kommando über die Truppen in Finnland im August 1713 übertragen und löste den erfolglosen Lybecker ab. Lybecker hatte ihm eine hungernde, demoralisierte und schlecht ausgerüstete Armee hinterlassen. Erkundungsunternehmungen waren unmöglich, da die Kavallerie für solche Aufgaben nicht mehr einsatzfähig war. Als der russische General Michail Golizyn, im Februar 1714 nach Österbotten marschierte, platzierte General Armfeldt seine Streitkräfte in einer Defensivposition bei dem Dorf Napo, östlich von Vaasa. Nach der sich anschließenden Schlacht bei Storkyro am 19. Februar, bei der die russische Armee siegte, wurde die gesamte schwedische Armee in Finnland zerstört.

Russland gewinnt die Seeherrschaft in der Ostsee
Zur Bedrohung Stockholms war die Seeherrschaft in der nördlichen Ostsee eine Grundvoraussetzung. Zu Land waren die russischen Streitkräfte zwar der schwedischen überlegen. Zu Wasser aber dominierten die Schweden mit ihren großen Linienschiffen, die viele Geschütze tragen konnten. Die einzige Chance der russischen Flotte für einen Sieg war eine Schlacht in Küstennähe. Unter Aufbietung aller Mittel verdoppelte der Zar seine Ostseeflotte und stellte sie unter das Kommando erfahrener Venezianer und Griechen. Ende Mai 1714 ging die Flotte von Kronstadt in See, mit dem Ziel, den weiteren Vormarsch in Finnland zu decken und auf Åland zu landen. Im August 1714 lagen sich die beiden Flotten bei Hangö gegenüber. Während einer anhaltenden Flaute kämpften sich die kleineren, aber wendigen russischen Schiffe durch den schwedischen Geschützhagel und enterten die unbeweglichen schwedischen Schiffe eins nach dem anderen. Die russische Flotte konnte nun nach Aland fahren und dort mehrere Male landen. Damit herrschte die russische Flotte über die nördliche Ostsee. Der Sieg der russischen Flotte sicherte nicht allein die Eroberung Finnlands, sondern veranlasste auch die Eroberung der Alandinseln. Mit der Wegnahme der Stadt Nyslott am 9. August wurde die Eroberung Südfinnlands abgeschlossen, das als Basis für Angriffe gegen das schwedische Kernland benutzt wurde, die sich in den Folgejahren anschlossen. Fürst Golizyn wurde nach der Eroberung Finnlands zum Gouverneur ernannt. In der finnischen Geschichte ging die Zeit der russischen Besetzung zwischen 1713 und 1721 als Zeit des Großen Unfriedens ein.
Kampf um die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland (1711–1715)
Während Russland 1710 und 1711 die verbliebenen schwedischen Festungen in Livland und Estland erobert hatte und in den Folgejahren auch Finnland ganz erobern konnte, verlief die Eroberung der schwedischen Besitzungen in Norddeutschland wesentlich schwieriger. Grund dafür waren die starken Festungsanlagen in Wismar, Stralsund und Stettin. Zudem beherrschten die Schweden die südliche Ostsee und konnten mehrfach Truppenverstärkungen anlanden und die Belagerung der Alliierten unwirksam machen. Die Dänen, Russen und Sachsen mussten ihrerseits lange Marschwege zu den Kriegsschauplatz in Kauf nehmen. Die Alliierten traten auf diesem Schauplatz das einzige Mal zusammen und in Abstimmung miteinander auf. Dennoch verzögerten mehrfach Unstimmigkeiten und gegenseitiges Misstrauen ein wirkungsvolleres Vorgehen, so dass sie drei Anläufe benötigten, um die letzten schwedischen Bastionen in Schwedisch-Pommern zu erobern. Erst die Kriegseintritte Hannovers und Preußens 1715 brachten den Alliierten die endgültige militärische Oberhand.
Alliierte Angriffe auf Stralsund und Wismar scheitern
Nach dem gescheiterten Invasionsversuch in Schonen 1710 verlagerten sich im Folgejahr die Kriegsbemühungen Dänemarks nach Norddeutschland. Ursprünglich plante der dänische König, dass ein weiterer dänischer Angriff auf Schweden im nächsten Jahr von Seeland ausgehen sollte. Dort aber herrschte die Pest, die eine Kriegführung unmöglich machte. Stattdessen entschied sich der dänische König Friedrich IV., seine weiteren Kriegsbemühungen auf die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland zu verlagern. Die Staaten der großen Allianz hatten ein großes Interesse den Krieg von Deutschland fernzuhalten. So war im Haager Konzert am 31. März 1710 vom habsburgischen Kaiser, Holland und England 1710 die Neutralität der schwedischen und dänischen Besitzungen in Deutschland festgesetzt worden. Da aber Karl XII. gegen diesen Vertrag protestierte, hielten sich auch die Dänen im Folgenden nicht an diese Vereinbarung. Eine dänische Armee von 19.000 Mann sammelte sich hierauf in Holstein und startete im Juli die Feldzugskampagne. Nach dem erfolgten Vormarsch wurde seit dem 17. August 1711 die Festung Wismar von einem dänischen Einschließungskorps unter Generalleutnant Schönfeld blockiert. Die Bündnispartner König Friedrichs IV., insbesondere August der Starke, konnten diesen davon überzeugen, alle Bemühungen auf die Eroberung der bedeutenderen Festung Stralsund zu konzentrieren. Im Ergebnis nahm die dänische Armee ihren Marsch durch Mecklenburg Richtung Schwedisch-Pommern wieder auf und ließ lediglich ein schwaches Beobachtungs- und Blockadekorps vor Wismar zurück, das letztendlich die schwedische Enklave nicht erobern konnte. Am 29. August 1711 drangen erstmals dänische Truppen unter dem Kommando König Friedrichs IV. von Mecklenburg aus bei Damgarten in Schwedisch-Pommern ein. Die Schweden hatten hier nur 8.000 Mann unter Oberst Karl Gustav Düker stehen.[73] Zu den Dänen stießen Anfang September 1711 russische Truppen unter Menschikow und sächsische Truppen unter Flemming aus Polen. Sie waren durch die brandenburgische Neumark und die Uckermark gezogen und vereinigten sich vor Stralsund mit dem dänischen Heer. Damit gingen die Mitglieder der Nordallianz zum ersten Mal in all den Jahren des Krieges in einer gemeinsamen Operation vor.[74] Die zahlenmäßig unterlegenen Schweden beschränkten sich aufgrund dieser Truppenkonzentration auf die Verteidigung der beiden Festungen Stettin und Stralsund sowie der Insel Rügen.
Ab dem 7. September 1711 kam es zu einer ersten Belagerung von Stralsund durch die verbündeten Heere, der sich weitere in den Folgejahren anschließen sollte. Die Besatzung der Schweden bestand aus 9000 Mann unter Kommando von Generalmajor Ekeblad. Der Fortgang der Belagerung stockte aber, da der alliierten Belagerungsarmee schwere Artillerie und genügend Nahrungsmittel für die rund 30.000 Mann starke Truppe fehlte.[75] Grund dafür waren Abstimmungsschwierigkeiten zwischen den Alliierten. Erst Anfang November erreichten einige Schiffe mit der geforderten Artillerie das Belagerungsheer, das zu diesem Zeitpunkt bereits hohe Ausfälle aufgrund von Krankheiten und Hunger erlitten hatte. Die Schweden besaßen im südlichen Teil der Ostsee immer noch die Seeherrschaft und konnten so vom nahgelegenen Flottenstützpunkt in Karlskorna, an der schwedischen Südküste die belagerte Festung wirksam entsetzen. Am 4. Dezember ging hierzu die schwedische Flotte, bestehend aus 24 Linienschiffen und vier Fregatten, von Karlskrona aus in See. Am 8. Dezember 1711 setzte die Flotte bei Perth auf Rügen 6000 Schweden zur Unterstützung Stralsunds an Land. Friedrich IV. gab nun die Hoffnung auf eine baldige Eroberung auf und zog sich am 7. Januar 1712 nach über 17 Wochen Belagerung mit dem verbliebenen Heer, wovon er mehr als ein Drittel vor Stralsund verloren hatte, nach Wismar und Mecklenburg zurück.[76] Vor Wismar gelang den Dänen zwar ein Sieg im Gefecht bei Lübow gegen einen großangelegten Ausfall der schwedischen Garnison. Aber nachdem die Festung Wismar von der Seeseite weitere 2000 Mann Verstärkung aus Schweden erhielt, zogen sich auch hier die Dänen zu den Winterlagern nach Mecklenburg zurück.
Eroberung von Bremen-Verden
Dänemark konzentrierte sich für die kommende Feldzugsaison 1712 auf das schwedische Bremen-Verden, während Russland und Sachsen ihrerseits Schwedisch-Pommern angriffen. 1712 marschierte die 12.000 Mann starke dänische Armee in das schwedische Herzogtum Verden ein. Dieses weit entfernte schwedische Besitztum war nur sehr schlecht geschützt. Im Hauptort Stade verfügte der schwedische Gouverneur Graf Maurtiz Bellingk zwar über 2200 Mann und eine unzuverlässige Landmiliz. Die Stimmung der Bewohner in Bremen-Verden war aber aufgrund der jahrelangen Rekrutierungen zunehmend schwedenfeindlich, so dass ein teils offen ausgetragener Aufstand ausbrach, der nur mit dem Einsatz bewaffneter Kräfte niedergeschlagen werden konnte. Da der Kurfürst von Hannover dem dänischen Heer den Durchmarsch durch sein Land verwehrte, setzten die vorstoßenden Dänen ihre Truppen bei Brockdorf über die Elbe. Am 31. Juli setzten die Dänen mit Hilfe von 150 Schiffen bei Drochtersen auf der anderen Elbeseite über. Buxtehude und die Schwingerschanze fielen sofort in dänischen Besitz. Nachdem sächsische Artillerie eingetroffen war, rückte die dänische Armee vor Stade. Am 6. September 1712 wurde die Stadt den Dänen übergeben. Am 1. Oktober fiel auch das Bremerland in dänischen Besitz. Damit war ganz Bremen-Verden von Dänemark erobert worden. Ottersberg und Verden wurden im Anschluss von Kurhannoverischen Truppen besetzt, da es nicht zulassen konnte, erneut vom Meer abgeschnitten zu sein, und den dänischen Machtzuwachs nicht hinnehmen konnte. Schließlich war es im Interesse Hannovers, seine Ansprüche auf das gesamte Gebiet für spätere Friedensverhandlungen zu manifestieren. Das hannoverische Herrschergeschlecht der Welfen versuchte nun Dänemark auf diplomatischem Weg zu einem Verzicht auf die Herzogtümer zu bewegen. In den sich anschließenden langwierigen Verhandlungen konnte zunächst kein Durchbruch erzielt werden, da Dänemark auf hohe finanzielle Entschädigungen drängte. Erst als Georg I. Ende 1714 englischer König wurde und nun eine Großmacht mit einer starken Flotte hinter sich hatte, kam Bewegung in die Verhandlungen. Großbritannien beteiligte sich zwar nicht direkt am Krieg, leistete den Nordischen Alliierten jedoch durch den Schutz der Schifffahrt und durch seine Flottenpräsenz in der Ostsee indirekt Hilfe. Als Preußen Hannover in einem Bündnisvertrag am 27. April 1715 den Besitz Bremen-Verdens zusicherte, konnte sich Dänemark dem diplomatischen Druck in der antischwedischen Koalition nicht mehr versagen und trat am 2. Mai 1715 Bremen-Verden gegen eine hannoversche Ausgleichszahlung ab.
Schwedischer Feldzug nach Holstein

Russland Kriegsbemühungen richteten sich im Feldzugsjahr 1712 zunächst auf Stettin um mit der Eroberung dieser Stadt, die an der Odermündung lag und von Preußen bereits in früheren Kriegen angegriffen wurde, dieses in den offenen Krieg gegen Schweden zu locken. Hierfür zogen sie 40.000 Mann im Juni 1712 vor der Stadt zusammen. Dänemark untertützte den Angriff mit der Stellung der Belagerungsartillerie, die Russland aufgrund der Weite des Anmarschweges aus Russland nicht mitführen konnte. Aufgrund der Verzögerungen bei dem Transport der dänischen Belagerungsartillerie hob Menschikow aber die Blockade auf und zog mit dem Heer weiter gegen Stralsund. Es kam zu einer zweiten Belagerung Stralsunds, bei der die Verbündeten 7.000 Sachsen und 38.000 Russen aufboten. In Schweden waren derweil neue Anwerbungen getätigt worden um den Krieg auf deutschen bzw. polnischen Boden zu tragen und so die bedrängten Festungen in Schwedisch-Pommern zu entlasten. Am 3. September lief die schwedische Flotte aus Karlskrona mit 24 Linienschiffen, drei Fregatten und 130 Transportschiffen mit 10.000 Mann aus. Wenige Tage später landete der schwedische Feldherr Stenbock mit dem Heer auf Rügen an. Der Großteil der Transportflotte wurde jedoch beim Anfahrtsweg von der dänischen Kriegsflotte zerstört, da die schwedische Kriegsflotte die Aufmerksamkeit der dänischen Flotte nicht auf sich ziehen konnte und von dieser ausmanövriert wurde und die unbewaffnete Transportflotte schutzlos zurückließ. Durch den Verlust der Transportflotte war eine weitere Versorgung der angelandeten Truppen aus Schweden nicht mehr möglich. Auch der geplante zweite Transport mit 6000 Mann und Artillerie und Tross konnte aufgrund der fehlenden Transportkapazitäten nicht mehr stattfinden. Als die Truppen sich auf Rügen etwas erholt hatten, wurden sie nach Stralsund gebracht.
Durch die Anlandung der schwedischen Truppen musste die Belagerung Stralsunds durch die Alliierten erneut abgebrochen werden. Die Stadt selbst war aber nicht in der Lage, ein so großes Heer längerfristig zu versorgen. Ein Rücktransport war ebenfalls nicht möglich, so musste Stenbock den Ausbruch wagen, die Verbündeten aus Pommern zurückdrängen und den Krieg nach Mecklenburg und Holstein verlagern. Da die sächsischen und russischen Truppen während der Blockierung Stralsunds Gräben von Greifswald bis zum Tribsees gezogen hatten, war ein Durchbruch der Schweden an dieser Stelle nicht möglich. So musste sich Stenbock den Weg durch Mecklenburg bahnen. Am 2. November brach er mit 14.000 Mann Infanterie und Kavallerie auf. Der Ausbruch führte über den Pass bei Damgarten über die Recknitz zur pommerschen Grenze. Am 4. November stand die ganze schwedische Armee auf mecklenburgischen Boden. Die dort stehenden dänischen und sächsischen Truppen zogen sich daraufhin zurück. Am 5. November ließ der sächsische Kurfürst, der nach Tribsees und Sülze vorgerückt war, dem dänischen König Friedrich IV. die Lage erklären und um eine Vereinigung der Truppen ersuchen. Diese war aber durch den Vormarsch der Schweden unmöglich geworden. Die schwedische Armee zog weiter nach Rostock und nahm die Stadt ein, da hier eine bessere Kommunikation mit Wismar, Stralsund und Schweden möglich war, für die Absprache der weiteren Kriegsziele. Die sächsischen und russischen Truppen waren den Bewegungen Stenbocks gefolgt und zogen nach Güstrow. Bei Unterhandlungen der Kriegsparteien wurde ein 14-tägiger Waffenstillstand vereinbart, der von den Alliierten dazu genutzt werden sollte, die schwedische Armee einzukreisen und Zeit zu gewinnen, da die Dänen bei ihrem Vormarsch noch zurück hingen.
Stenbock sah die Notwendigkeit, dass er die Gegner einzeln angreifen müsse, bevor sie sich vereinigen konnten. Von der Garnison in Wismar trafen weitere Verstärkungen für die geplante Unternehmung bei Stenbock ein. Als Stenbock von dem Annahen der dänischen Armee unter Friedrich IV. hörte, beschloss er, zuerst die dänische Armee anzugreifen, noch ehe sie sich mit den Sachsen und Russen vereinigen konnten. Als die dänische Armee Mecklenburg erreichte, gab Stenbock Befehl nach Neukloster zu marschieren. Die dänische Armee selbst bestand nach dem Feldzug in Bremen-Verden und durch Krankheiten und Desertionen erlittenen Verlusten nur noch aus 17 nicht mehr vollzähligen Bataillonen, 46 Schwadronen und 17 Stück leichter Artillerie - hochgerechnet etwa 15.000 Mann, davon 6000 Reiter. Die Dänen erwarteten zudem sächsische Verstärkung die aber erst nach Beginn der Schlacht, etwa 3000 Mann stark, eintraf.

In der sich anschließenden Kämpfen am 20. Dezember 1712 siegte das schwedische Heer unter Stenbock in der Schlacht bei Gadebusch gegen die Verbündeten sächsischen und dänischen Truppen. Diese verloren 6.000 Soldaten und mussten sich fluchtartig zurückziehen. Die schwedische Armee hatte aber in der Schlacht hohe Verluste erlitten und litt weiter unter Versorgungsengpässen. Die dänische Infanterie war zwar zersplittert worden und hatte hohe Verluste erlitten, jedoch konnten sie sich bald wieder organisieren und blieb operationsfähig. Stenbock entschied sich mit seiner angeschlagenen Armee nach Holstein zu marschieren, da dort eine bessere Versorgungslage zu erwarten war und Dänemark so weiter unter Druck gesetzt werden konnte. Bei dem Vormarsch ließ Stenbock im Januar 1713 die Stadt Altona als Vergeltung für den vorherigen dänischen Angriff auf Stade niederbrennen.[77] Anschließend zog er weiter in die dänischen Herzogtümer Schleswig und Holstein. Durch eine Vereinigung der Dänen mit den Sachsen und Russen in Holstein wurde die Lage für die schwedische Armee in Holstein unhaltbar. Die russische Armee hatte inzwischen zu den Schweden aufgeschlossen und der russische Zar Peter I. leitete persönlich diese Unternehmung. Am 31. Januar 1713 drängten russische Truppen das schwedische Heer in die holsteinische Festung bei Tönning. In der zu Schleswig-Holstein-Gottorf gehörenden Festung Tönning wurde Magnus Stenbock im Februar 1713 mit 11.000 Mann von einer Übermacht dänischer, russischer und sächsischer Truppen eingeschlossen und kapitulierte nach drei Monaten Belagerung am 16. Mai 1713.[78] Die dänischen Truppen blieben rund um Tönning, das weiterhin von den Gottorfern gehalten wurde. Erst im Februar 1714 waren die letzten Vorräte verbraucht und die Festung musste kapitulieren.
Eroberung von Stettin
Bremen-Verden, Stettin und das ungeschützte Land in Schwedisch-Pommern befanden sich zu Anfang 1713 in alliiertem Besitz. Gleichzeitig gingen russische Streitkräfte offensiv gegen Finnland vor. Mit dem Verlust der Feldarmee unter Stenbock konnten die verbliebenen Kräfte keine Änderung der Situation in Schwedisch-Pommern mehr erwirken. Dafür waren die Kräfte des Schwedischen Reiches bereits zu sehr beansprucht. Gottorf schien für Schweden ebenso verloren. Auch Preußen, das sich bisher aus dem Konflikt herausgehalten hatte, wartete nur auf einen günstigen Augenblick zum Kriegseintritt. Um die deutschen Besitzungen für Schweden zu retten, sollten diplomatische Vereinbarungen getroffen werden, die Stettin in die Hand einer dritten Neutralen Macht legen sollte. Die Abtretungsverhandlungen Schwedens mit Preußen scheiterten aber. Stattdessen führte der neue preußische König Friedrich Wilhelm I. die Verhandlungen über eine Abtretung Stettins mit den Alliierten. Diese marschierten nach der Beendigung der Belagerung von Tönning ungehindert aus Holstein wieder nach Pommern ein. Zur Vergeltung des im Vorjahres abgebrannten Altonas wurden von diesen Wolgast und Garz in Schutt und Asche gelegt. Im August 1713 begannen russische und sächsische Einheiten unter Führung des Fürsten Menschikow einen Angriff auf Stettin, welches über eine Garnison von 4300 Mann verfügte. Die Stadt ergab sich am 19. September 1713, nachdem ein achtstündiges Bombardement der sächsischen Belagerungsartillerie große Teile der Stadt zerstört hatte. Wenige Tage nach der Übergabe einigten sich die Alliierten mit Preußen, das als neutrale Besatzungsmacht die Stadt übernehmen sollte und gegen Zahlung von 400.000 Reichstalern zukünftig behalten durfte. Am 6. Oktober 1713 marschierten, nach Verhandlungen und Zahlung der genannten Summe an die Alliierten,[79] preußische Truppen in Stettin ein. Im Juni 1713 begann ein sächsisches Heer die dritte Belagerung von Stralsund. Zeitgleich landete ein sächsisch-dänisches Heer auf Rügen, konnte dort aber nicht dauerhaft Boden gewinnen. Aufgrund von Versorgungsengpässen und Abstimmungsschwierigkeiten unter den Alliierten hoben diese im Oktober die Belagerung erneut auf.
Der Kriegseintritt von Preußen und Hannover
Schwedisch-Pommern war inzwischen bis auf Stralsund und die Enklave Wismar komplett von den verbündeten Dänen, Russen und Sachsen erobert und von Preußen als neutraler Macht besetzt worden. Die von Preußen über zehn Jahre betriebene Ausgleichspolitik zwischen den Gegnern war geendet, nachdem Friedrich I. den Friede von Utrecht unterzeichnete und durch die Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges einen großen Teil seiner Truppen frei wurden. Er nahm die Chancen war, in die Endphase des Krieges einzugreifen und das alte hohenzollersche Ziel der Verdrängung Schwedens von der südlichen Ostseeküste zu erreichen.
Die neue Politik wurde auch von seinem Thronnachfolger Friedrich Wilhelm I. fortgeführt. Er schloss am 22. Juni 1713 mit Dänemark einen Vertrag ab, der eine gemeinsame Besetzung Vorpommerns vorsah und Preußen den südlich der Peene gelegenen Teil Pommerns in Aussicht stellte. Am 6. Oktober 1713 kamen Russland und Preußen überein, dass Preußen das Gebiet bis zur Peene (mit Usedom und Wollin) zur Verwaltung erhalten sollte. Am 12. Juni 1714 schlossen sie einen Vertrag, der Preußen den Erwerb eines Teils Vorpommerns endgültig zusicherte.[80] Dem gleichen Zweck diente auch ein Bündnis Preußens mit Hannover vom 27. April 1714. Der Kreis der Feinde Karls XII. schloss sich, als Kur-Hannover, das von Dänemark den Besitz Bremen-Verdens zugesprochen bekam, dem russisch-preußischen Abkommen im November 1714 beitrat. Der Kurfürst von Hannover war seit 1714 auch König von Großbritannien und Irland. Großbritannien als solches war von dem Kriegseintritt ausgeschlossen, lediglich die Stammlande Georgs I. erklärten den Krieg gegen Schweden.[81]Nach der erfolgten Übergabe Bremen-Verdens an Hannover erklärte Preußen, die schwedische Inbesitznahme Usedoms als Anlass nehmend, am 1. Mai Schweden den Krieg. Am 15. Oktober 1715 folgte die Kriegserklärung Hannovers an Schweden.
Die beiden Seemächte England und die Niederlande waren aufgrund des Krieges in großer Sorge um ihren Seehandel in der Ostsee. Nachdem Karl XII. seinen Kaufleuten befahl mit allen Feinden den Handel einzustellen, entsandte England eine britische Flotte unter Kommando von Admiral Sir John Norris im Mai 1715 in die Ostsee, um die englischen und holländischen Handelsschiffe zu schützen. Die britische Flotte vereinigte sich dort mit holländischen Kriegsschiffen. Dadurch musste die schwedische Kriegsflotte in Karlskrona verbleiben. Die englisch-holländische Flotte griff selbst aktiv in das Kriegsgeschehen ein, als sich acht englische und holländische Schiffe der dänischen Kriegsflotte bei der Belagerung von Stralsund im Juli 1715 anschlossen.[81]
Die Rückkehr des Königs

Weder vor Stralsund noch vor Wismar kam es 1714 zu Kampfhandlungen. Die Sachsen hatten sich aus Pommern zurückgezogen und Peter I. war mit der Eroberung Finnlands beschäftigt. Dänemark selbst hatte keine finanziellen Mittel zur Aufnahme eines neuen Feldzuges. Auch in dieser für Schweden äußerst kritischen Lage lehnte Karl XII. mehrere Friedensangebote ab. Nachdem keine Aussicht auf einen erneuten Kriegseintritt des Osmanischen Reiches gegen Russland bestand, kehrte Karl im November 1714 aus Bender im heutigen Moldawien in die Festung Stralsund zurück. Zu der Rückkehr bewogen ihn auch die politischen Umwälzungen in Schweden, die zu einer Gefahr seiner Herrschaft angewachsen waren. Von der Stadtbevölkerung umjubelt, war es unter Verkennung der Situation sein Ziel, die früheren Machtverhältnisse in Pommern wiederherzustellen. Unter seiner Führung wurde der Ausbau der Befestigungsanlagen, an dem bis zu 10.000 Menschen beteiligt waren, forciert.[82] Zudem stellte er eine kleine, mangelhaft ausgerüstete, aber ihm ergebene Armee auf.
Eroberung der letzten schwedischen Festungen
Im Januar 1715 eröffnete Karl XII. die Operationen und besetzte zur Sicherung der Stralsunder Festung die Süd- und Ostküste Rügens. Am 23. Februar nahm er Wolgast ein, das von einem zwanzig Mann starken preußischen Posten besetzt war.[83] Am 22. April landeten schwedische Truppen auf der Insel Usedom und überrumpelten eine kleine preußische Abteilung.[79] Daraufhin ließ Friedrich Wilhelm I. den schwedischen Gesandten ausweisen und gab die Anweisung zum Beginn des geplanten Feldzugs. Preußen erklärte am 1. Mai 1715 Schweden den Krieg. Ab dem 1. Mai 1715 bezog das preußische Heer bei Stettin ein Feldlager, zu dem vierzehn Tage später ein sächsisches Korps von 8000 Mann unter dem General Christoph August von Wackerbarth hinzu stieß. Das Oberkommando des preußischen Kontingentes übernahm König Friedrich Wilhelm I. selbst. Unter ihm führte der Feldmarschall Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau das Kommando. In der zweiten Junihälfte trat die dänische Armee den Vormarsch durch Mecklenburg an. Eine dänische Abteilung von vier Bataillonen und zwölf Schwadronen unter dem Kommando des Generalleutnants Friedrich von Legardt schloss Wismar ein, den zweiten Stützpunkt der Schweden auf deutschem Boden, dessen Besatzung 2500 Mann zählte. König Friedrich Wilhelm I. verstärkte die Belagerungstruppen seinerseits durch zwei Bataillone und zwölf Schwadronen unter Kommando des Generalmajors von der Albe. Das Belagerungskorps zählte nun zusammen etwa 8000 Mann. Auf See blockierten zudem dänische Schiffe den Zugang zu Wismar.
Am 28. Juni brach schließlich die preußisch-sächsische Armee aus ihrem Lager bei Stettin auf. Ohne auf Widerstand zu treffen, gingen die Preußen mittels einer Pontonbrücke bei Loitz, die Sachsen bei Jarmen über die Peene und vereinigten sich Mitte Juli mit den Dänen vor Stralsund. Diese gingen unter Kommando des Generalfeldmarschalls Karl Rudolf von Württemberg bei Damgarten über die Recknitz und trafen ebenfalls auf keine feindliche Gegenwehr.
Karl XII. hatte zuvor seine noch in Pommern verbliebenen Truppen nach Stralsund zurückgenommen, da er es aufgrund der numerischen und qualitativen Überlegenheit der alliierten Kräfte nicht auf eine Entscheidung in einer Feldschlacht ankommen lassen wollte. Am 12. Juli 1715 vereinigten sich die drei alliierten Heere vor Stralsund, womit die Belagerung der Festung Stralsund begann. Ein schwedisches Geschwader das vor der Insel Ruden operierte, wurde am 8. August 1715 in der Seeschlacht bei Jasmund von der inzwischen eingetroffenen gesamten dänischen Kriegsflotte geschlagen. Als Folge des Seegefechts war die Kraft der Schweden zur See gebrochen und die Flotte musste sich dauerhaft nach Karlskrona zurückziehen. Den Alliierten gelang am 17. November die Eroberung Rügens, womit die Lage der Stadt nahezu aussichtslos wurde. Nach einer monatelangen Belagerung von Stralsund während des Pommernfeldzuges ergaben sich die eingeschlossenen Schweden am 23. Dezember 1715. König Karl konnte im letzten Moment unter glücklichen Umständen in einem Fischerboot über die Ostsee nach Schweden entkommen. Die Belagerung Wismars, zu der am 2. November noch zwei Bataillone und vier Schwadronen aus Hannover eintrafen, zog sich den Winter über hin und führte bei den Belagerungstruppen wegen der strengen Kälte zu großen Beschwerden. Nach zehnmonatiger Belagerung wurde schließlich am 19. April 1716 Wismar durch preußische und hannoversche Truppen erobert. Damit fiel auch der letzte schwedische Besitz in Norddeutschland.
In den Folgejahren unternahm Karl XII. noch weitere Kriegszüge gegen Norwegen. In der Ostsee dominierte inzwischen die russische Marine und führte Störaktionen gegen die schwedische Küste durch. Erst mit dem Tod des Königs konnte der Weg für einen Frieden für das völlig erschöpfte Land frei gemacht werden.
Die Endphase des Kriegs (1716-1721)
Die Endphase des Krieges war mehr durch diplomatische Verwerfungen der Allianzpartner als durch militärische Aktionen gekennzeichnet. Die an den europäischen Höfen sehr bewusst wahrgenommene Verschiebung der Machtverhältnisse durch die russischen Siege über Schweden lösten Ängste über eine mögliche russische Dominanz im Ostseeraum unter den etablierten europäischen Großmächten aus. England war hierbei der größte Gegner einer russischen Machtdominanz in Nordeuropa. Da Zar Peter zeitweise große Truppenkontingente in Dänemark, Mecklenburg und in Polen unterhielt, schlossen sich das Heilige Römische Reich, die Niederlande, Frankreich, Sachsen und Dänemark der englischen Linie an.
Karl XII. versuchte die Spannungen zwischen seinen Kriegsgegnern zu nutzen und verhandelte mit beiden Seiten über Friedensschlüsse. Über die Ernsthaftigkeit dieser Vorstöße wird unter Historikern gezweifelt. So glaubte Karl bis zu seinem Tod, den Krieg mit militärischen Mitteln zu einem für Schweden noch günstigen Ende zu bringen. Erst nach seinem Tod 1719 wandte sich Schweden vollständig England zu, schloss mit Dänemark, Preußen, und Hannover Frieden und hoffte mit Unterstützung Englands, seine an Russland verlorenen Ostseeprovinzen zurückzugewinnen. Aufgrund der Gefahr eines neuen Krieges mit Spanien waren die Mächte jedoch nicht bereit, einen offenen Krieg mit Russland zu wagen, so dass Schweden letztendlich alleingelassen wurde und zu ungünstigen Bedingungen Frieden mit Russland schließen musste.
Europäisierung der Ostseefrage
Weitergehende Bemühungen Zar Peters I. in Norddeutschland Fuß zu fassen, bestärkten das Misstrauen der anderen Bündnispartner, woraus sich Verzögerungen und Unstimmigkeiten beim weiteren Vorgehen gegen Schweden ergaben und den Krieg verlängerten.[84] Georg I., König von England und Kurfürst von Hannover unterstützte Russland zwar um an die schwedischen Besitzungen an der Nordseeküste und so die Landbrücke nach England zu gewinnen, fürchtete sich aber auch vor einer zu starken Dominanz Russland in der Ostsee und änderte seinen diplomatischen Kurs um das weitere Vordringen Russlands zu stoppen. Akut wurden die englischen Befürchtungen als Zar Peter I. am 19. April 1716 einen Bündnisvertrag mit dem Herzog Karl Leopold von Mecklenburg abschloss. Zudem heiratete Karl Leopold die Nichte des Zaren Katharina Iwanowna. Russland erhielt dadurch einen Stützpunkt für seine Armee auf deutschem Boden, der Herzog Hilfe gegen die Landstände. Außerdem war so Mecklenburg als weiterer Verbündeter gegen Schweden gewonnen worden. Karl Leopold benötigte die russischen Truppen zum Beenden des Konflikts mit der Ritterschaft und im Winter 1716/17 schlugen 40.000 russische Soldaten ihre Quartiere im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin auf. Der Zar spielte fortan auch aufgrund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen in Mecklenburg einen wichtigen Part in der Reichspolitik. Das englische Parlament wollte nun wie Kaiser Karl VI. das weitere russische Vordringen in den Ostseeraum verhindern. Es fürchtete, dass Russland den Ostseehandel monopolisieren könnte.[85] Karl VI. erteilte 1717 Hannover den Exekutionsauftrag gegen den despotisch regierenden Karl Leopold von Mecklenburg.
Bildung einer antirussischen Allianz
Nachdem Karl XII. von Stralsund nach Schweden zurückgekehrt war, nutzte er die alliierten Unstimmigkeiten bei seinen Bemühungen zur Wiederherstellung seines Reiches, indem er seine Kräfte primär gegen Dänemark-Norwegen konzentrierte. Während des Winters 1715/16 plante Karl über die zugefrorene Ostsee von Skane nach Seeland zu marschieren. Der Winter fiel aber mild aus, sodass dieser Plan nicht umsetzbar war. So entschied er sich gegen die dänische Provinz Norwegen zu ziehen. Er konnte zwar das von seinen Einwohnern verlassene Christiania (das heutige Oslo) im dänisch kontrollierten Norwegen erobern und zog dann gegen Frederikshald, aber nach der Verbrennung seiner Flotte durch die Dänen musste er im Juli nach Schweden zurückkehren.
Die Invasion Norwegens brachte Kopenhagen dazu eine erneute Invasion Schwedens zu unternehmen. Der Plan einher russisch-dänischen Invasion wurde bereits seit einiger Zeit diskutiert, doch wurde er bis dahin nie umgesetzt. Im Februar 1716 präsentierte Peter I. im Zuge der Zweiten Europareise des Zaren in Altona George Westphal einen detaillierten Invasionsplan. Russische Truppen sollten bis Sjaelland transportiert werden. Von da sollte zusammen mit dänischen Truppen eine Invasion auf Schweden unternommen werden, unterstützt durch eine britische Flotte.

Die diplomatischen Verwerfungen, die im Wesentlichen durch die russischen Aktivitäten in Mecklenburg verursacht wurden, störten den Invasionsplan und verursachten das alliierte Misstrauen gegen Peter I. An den europäischen Höfen wurde vermutet, das Peter einen Separatfrieden mit Schweden geschlossen habe und die Invasionspläne lediglich als Maske für eine Ausweitung der russischen Stützpunkte in Deutschland nutze.[86] Bei einem Treffen zwischen Peter I. und Friedrich IV. am 28. Mai 1716 in Ham und Horn bei Hamburg wurden die Invasionspläne weiter spezifiziert. Im September 1716 wurde eine 30.000 Mann starke Armee auf preußischen Schiffen von Warnemünde in Mecklenburg nach Seeland verschifft. Dort stand bereits eine 24.000 Mann starke dänische Armee. Die dänische Kriegsflotte, bestehend aus 24 Linienschiffen, wurde durch die russische Kriegs- und Galeerenflotte zuzüglich britischer und holländischer Flottengeschwader verstärkt. Die alliierte Invasionsflotte, bestehend aus 67 Linienschiffen und Fregatten, stand nun bereit für die Invasion Schonens.[87] Zar Peter I., der sich gerade wieder auf Europareise befand, sagte überraschend die schon fest geplante Landung ab. Dadurch erwachte unter den Verbündeten neues Misstrauen gegen die Russen: sie argwöhnten, dass sich Peter I. im Reich festsetzen wolle. Peters I. Versuche bei einem Aufenthalt in Paris ein französisch-russisches Bündnis zu schmieden scheiterten. Die daraufhin von England begonnene diplomatische Offensive führte Russland nun in die außenpolitische Isolation. Georg I. erreichte eine Tripelallianz mit Großbritannien-Hannover, die Niederlande und Frankreich im Januar 1717. Hannover und Dänemark zogen sich aus der nordischen Koalition zurück. Im März 1717 unterzeichnete das englische Parlament die Zustimmung zur Durchsetzung der neuen englischen Außenpolitik die Flotte einzusetzen. Die Trippelallianz wurde im August 1718 um Österreich ergänzt, das mit dem Osmanischen Reich gerade Frieden geschlossen hatte. Die nun formierte Quadrupelallianz wurde durch den Vertrag von Wien im Januar 1719 erweitert, indem sich Sachsen, England-Hannover und Österreich zusammenschlossen, um Russland aus Polen-Litauen zurückzudrängen, das dort eine 35.000 Mann starke Armee hielt.[88]
Beginn russisch-schwedischer Friedensunterhandlungen
Während sich 1717 diplomatische Umwälzungen vollzogen, brachte das Jahr für alle Kriegsparteien militärisch eine Ruhepause. König Karl entwickelte trotz alle Niederlagen und der erdrückenden Übermacht seiner Feinde ständig neue Ideen und Pläne. Georg Heinrich von Görtz, der Bevollmächtige Karls, witterte eine Chance mit den Russen zu einem Separatfrieden zu gelangen, um dafür den Rücken frei zu haben für Rückeroberungen in Norddeutschland und gegen Dänemark.
Auf einem Treffen mit Zar Peter im Lustschloss Het Loo in Holland im August 1717 konnte Görtz wesentliche Vorbehalte des Zaren für eine Annäherung ausräumen und es kam im folgenden Jahr ab Mai 1718 zu Friedensverhandlungen auf den Alandinseln. Verhandlungsführer bei den Schweden waren neben Görtz Carl Gyllenborg, bei den Russen der Westfale Heinrich Ostermann (1687–1747) und der Schotte General James Bruce. Der schwedische Plan sah vor, dass Russland alle seine Besitzungen bis auf Finnland behalten könne, dafür aber zustimme, dass Norwegen und Hannover Besitztümer Schwedens werden. Ebenso sollte eine Anlandung in Schottland dafür sorgen, dass die Jakobisten an die Macht kämen.[89] Für den starrköpfigen Karl waren die Verhandlungen nur ein Zeitgewinn, er wäre niemals bereit gewesen auf Finnland und seine ehemaligen baltischen Provinzen Estland und Livland zu verzichten, auch wenn ihm Peter Unterstützung gegen Hannover und Dänemark zusagte. Görtz pendelte den ganzen Sommer zwischen dem König und den Alandinseln hin und her.
Der Tod des Königs

Kupferstich aus dem Theatrum Europaeum
Die alliierten Unstimmigkeiten brachten wiederum Schweden neue Hoffnung auf einen günstigen Friedensschluss. Der Beginn des neuen Norwegenfeldzuges sollte sowohl dem Zaren als auch den Engländern die anscheinend ungebrochene Kraft Schwedens demonstrieren. Während Karl selbst mit dem Hauptheer gegen Frederikshald zog, musste General Armfeld mit einer anderen Abteilung nördlicher über die Kiölen gegen Trondheim ziehen, und Norwegen damit zerteilen. Der Feldzug nach Norwegen traf auf allgemeine Missbilligung in Schweden. Das Land war am Ende seiner Kräfte. In Stockholm selbst wurden auf den Straßen Verhungerte gefunden.[90] Der größere Teil des schwedischen Heeres ging in zerrissenen Kleidern. Viele Offiziere und Soldaten litten an Hunger. Als der König am 11. Dezember 1718 bei der Belagerung von Frederikshald, bei der er sich seinem Charakter entsprechend unbekümmert in vorderster Linie exponierte, von einem Heckenschützen erschossen wurde, war der Nordische Krieg mit einem Schlag so gut wie beendet. Gleich nach dem Tod des Königs hob Prinz Friedrich von Hessen-Kassel, der Ehemann von Karls Schwester Ulrike Eleonore, die Belagerung auf und führte das Heer nach Schweden zurück.

G. Cederström Krusenberg, 1884
Neben dem Scheitern der Belagerung der Festung Frederikshald geriet auch der Feldzug von Carl Gustaf Armfeldt aufgrund von logistischen Problemen in Schwierigkeiten. Als der König bei der Festung Frederiksten fiel, setzte am 1. Januarjul. / 12. Januar 1719greg. der Rückzug in Richtung Schweden ein. Als die Armee das Öyfjell überquerte, zog ein so heftiger Schneesturm auf, dass 3700 der 5800 Mann starken Armee erfroren. Dies ging als der Todesmarsch der Karoliner in die Geschichte ein.
In Schweden wurde die politische Macht vom König auf den Reichstag übertragen und die anti-russisch eingestellte Aristokratie übernahm die Herrschaft. Friedrich von Hessen-Kassel übernahm die Krone durch Verzicht seiner Frau, blieb aber in der Folge vom schwedischen Reichsrat abhängig. Mit einem Schlag änderte sich der außenpolitische Kurs. Auf Rat von französischen und englischen Gesandten wurden die Unterhandlungen mit Russland abgebrochen.[91] Mit Großbritannien-Hannover, Preußen, Dänemark wurde dagegen unter Vermittlung Frankreichs der Reihe nach Frieden geschlossen. Die Formierung einer starken europäischen Allianz gegen Russland schien nahe zu sein. Im Februar 1719 autorisierte Wien Hannover dazu mit 12.000 welfischen Truppen Mecklenburg zu besetzen und den pro-russischen Herzog aus Mecklenburg zu vertreiben.[92]
Frieden mit Hannover-England, Preußen und Dänemark

Mit Hannover-England schloss Schweden als erstes Frieden. Dem gingen langwierige Verhandlungen voraus. Noch 1718 hatte sich der schwedische König nur zu einer Abtretung eines kleinen Teils von Bremen-Verden bereit erklärt, nicht jedoch der gesamten Herzogtümer Bremen und Verden. Erst durch den Tod Karls XII. am 11. Dezember 1718 war der Weg für erfolgversprechende Friedensverhandlungen, die im Mai 1719 in Stockholm begannen, frei geworden. Streitpunkte waren die Höhe der Ablösesumme für Bremen-Verden, das Ausmaß der künftigen Verluste Schwedens in Pommern sowie der Einsatz der englischen Flotte zum Schutz Schwedens gegen einen russischen oder dänischen Angriff.

Schweden stand gleichzeitig unter starkem militärischem Druck Russlands. So errang die russische Flotte ihren ersten Sieg in offener Seeschlacht bei Saaremaa am 24. Mai 1719. Um Schweden zur Unterzeichnung des Friedensvertrags zu zwingen, entschied sich Peter I., eine Landeoperation im schwedischen Kernland durchzuführen. Im August 1719 erfolgte eine gleichzeitige Landung südlich und nördlich von Stockholm. An der Operation waren 20 Linienschiffe, einige hundert Ruderschiffe sowie 26.000 Mann Landungstruppen beteiligt. Im Verlauf der Operationen wurden acht größere Städte (u.a. die damals zweitgrößte Stadt Norrköping) zerstört. Durch den General Fjodor Matwejewitsch Apraxin ließ Zar Peter die Küste von Westbothnien niederbrennen. 13 Städte, 361 Dörfer und 441 adlige Güter wurden zerstört. Die russischen Vorstöße beschleunigten die Friedensschlüsse zwischen den restlichen Gegnern mit Schweden noch. Im November 1719 stellte Dänemark die Kampfhandlungen mit Schweden ein. Unter Vermittlung des englischen Bevollmächtigten Carteret wurde Am 22. November 1719 in einem Präliminarfrieden zu Stockholm der Krieg mit Großbritannien beendet. Hannover erhielt in diesem die Herzogtümer Bremen-Verden gegen eine Zahlung von einer Million Reichstalern und sagte Schweden indirekt englische Unterstützung zu. Im Hamburger Vergleich erkannte Schweden die Abtretung des Herzogtums Verden an Hannover an.
Am 21. Januarjul. / 1. Februar 1720greg. kam es nach langwierigen Verhandlungen zum Frieden von Stockholm zwischen Preußen und Schweden. Preußen behielt Stettin, die Inseln Usedom und Wollin sowie Vorpommern bis zur Peene für eine finanzielle Gegenleistung von 2 Millionen Reichstalern.[93] Am 3. Julijul. / 14. Juli 1720greg. beendeten Dänemark und Schweden den Krieg im Frieden von Frederiksborg nach über acht Monaten Unterhandlungen. Dänemark gab Schweden Rügen und Vorpommern nördlich der Peene sowie die Herrschaft Wismar zurück, das dafür 600.000 Taler bezahlte und auf die Zollfreiheit im Sund verzichtete.[94]
Zu diesem Zeitpunkt hatte England eine große Koalition gegen Russland aufgebaut, es reichte aber nicht, um die Kriegshandlungen im Norden zu beenden. Preußen und Sachsen tendierten dazu, sich erneut dem Zaren zuzuwenden und von Großbritannien zu entfernen. Auch der Kaiser in Wien wurde aufgrund der anhaltenden Besetzung Mecklenburgs durch welfische Truppen unruhig.
Frieden mit Russland

Die Entscheidung Englands, die in der Ostsee segelnde Flotte unter Kommando von Norris gegen Russland einzusetzen, blieb erfolglos. Die englischen Schiffe konnten die russischen Schiffe nicht bis in den Golf von Finnland folgen. Am 7. August 1720 wurde ein schwedisches Geschwader in der Seeschlacht bei Grönham von einem russischen geschlagen, und 1721 wurde Stockholm selbst nur durch die Ankunft einer britischen Flotte vor einem russischen Angriff gerettet. Der englischen Flotte gelang es nicht, die russischen Angriffe auf das schwedische Festland zu unterbinden.[95] Großbritannien erkannte, dass es nicht möglich war, eine Kriegskoalition gegen Russland zu bilden. Preußen fuhr einen strikten Neutralitätskurs und auch die anderen englischen Initiativen an den Höfen in Wien und Warschau blieben erfolglos. Daher drängte nun auch das Vereinigte Königreich darauf, die Friedensverhandlungen mit Russland so schnell wie möglich aufzunehmen. Infolge eines geplatzten Spekulationsblase war es für den britischen König Georg I. nun auch nicht mehr möglich, die Schweden finanziell zu unterstützen. Somit blieb das ohne Unterstützung dastehende Schweden nichts anderes übrig, als unter französischer Vermittlung mit Russland am 28. April, in Nystadt, einem kleinen finnischen Städtchen unweit von Äbo, in direkte Friedensunterhandlungen zu treten.
Am 10. September 1721 trat Schweden im Friedensvertrag von Nystad, die Gebiete Ingermanland, Livland, Estland, die Inseln Ösel und Dagö sowie Südkarelien an Russland ab. Dafür erhielt es Finnland zurück, das Peter I. 1714 erobert hatte. Zudem leistete Russland Schweden Reparationen in Höhe von 2 Millionen Reichstalern.[95] Schweden erhielt das Recht in Riga, Reval und Arensburg Getreide im Wert von 50.000 Rubel alljährlich zollfrei aufzukaufen; ausgenommen waren hiervon Jahre der Missernte.
Im Zuge der Friedensverhandlungen zu Ende des Krieges bot Königin Ulrika Eleonora am 7. Januar 1720 August II. einen Waffenstillstand an. In diesem Angebot wählt sie ausdrücklich die Anrede „Friedrich August“ und drückte damit aus, dass der sächsische Kurfürst zwar den Thron 1710 auf dem Weg der Berufung durch den polnischen Adel wiedererlangt hatte, von Schweden jedoch nach wie vor nicht anerkannt war. Für August II. wäre die Anerkennung der polnischen Königswürde einer Revision des Friedens von Altranstädt gleichgekommen. Zu einer Annahme des Friedensangebotes durch Sachsen-Polen kam es nicht. An den Friedensschlüssen am Ende des Großen Nordischen Krieges war Sachsen-Polen, obwohl aktive Kriegspartei, damit nicht beteiligt. Eine beidseitige Bekräftigung des faktischen Friedenszustandes fand erst im April 1729 statt. 1726 hatte der polnische Sejm zu Grodno beschlossen, in Friedensgespräche mit Schweden einzutreten und frühere Friedensabkommen, in erster Linie den Frieden von Oliva, zu bestätigen. Nach der ersten Friedensdeklaration 1729 begannen erneut Verhandlungen, in deren Verlauf Schweden im Februar 1730 und Polen im September 1732 Entwürfe vorlegten, die in diese beidseitige Deklaration mündeten.
Folgen und Auswirkungen des Krieges

Der Große Nordische Krieg hatte eine grundlegende Verschiebung im europäischen Mächteverhältnis zur Folge. Brandenburg und Russland waren aus der zweiten in die erste Reihe der europäischen Staaten aufgerückt.[96] Schweden verlor seine Besitzungen in Deutschland (bis auf Wismar und Vorpommern nördlich der Peene) und im Baltikum und somit seine Stellung als nordische Großmacht an Russland, welches als neue Militärmacht am Baltikum im Blickfeld Europas aufgetaucht[97] und für die europäische Neuordnung verantwortlich war. Zur Unterstreichung des neuen Status ließ Zar Peter das Russische Zarentum in Russisches Kaiserreich umbenennen und änderte den Monarchentitel offiziell von Zar in Kaiser (Император, Imperator). Russland war nach der jahrhundertelangen Entfremdung, bedingt durch die Tatarenherrschaft, wieder ein festes Glied des europäischen Staaten- und Bündnissystems.[98] Russlands neue Hauptstadt entstand an der Ostsee, geschützt durch breite Küstengebiete. Eine Entwicklung, die die um ihre Handelsbeziehungen in die Ostsee besorgte See- und Handelsmacht Großbritannien nicht gerne sah, aber auch nicht verhindern konnte.[99]
Dennoch hatte der Nordische Krieg dem russischen Volk das Äußerste an Leistung abverlangt. Zeitweilig wurden 82 Prozent der Staatseinnahmen für den Krieg ausgegeben.[100] Allein zwischen 1705 und 1713, während des Großen Nordischen Krieges, gab es 10 Musterungen, die rund 337.000 Männer zu den Waffen riefen. Die Dienstbedingungen waren dabei so schlecht, dass während des Großen Nordischen Krieges etwa 45.000 russische Soldaten tödlich verletzt wurden, aber 54.000 an Krankheiten starben.[101] Mit Russlands Aufstieg war gleichzeitig der Abstieg Polens verbunden, das in die Einflusssphäre Russlands geriet und ab 1768, aufgrund des Zusammenbruchs seiner Wehrorganisation, de facto zu einem russischen Protektorat herabsank und in Zukunft nur noch eine untergeordnete Rolle spielte.[102] Der Niedergang Schwedens und Polens wiederum befreite Preußen von zwei starken potentiellen Gegnern in der Region und fiel mit seinem Aufstieg zur Großmacht zusammen.[103] Zusammen mit Frankreich, Österreich und Großbritannien sollten Russland und Preußen künftig eine Pentarchie der Großmächte bilden.
Der Krieg hatte soziologisch gravierende Auswirkungen auf das Schwedische Reich. Das Verhältnis Frauen zu Männer betrug 5:3. Finnland hatte die höchsten Verluste erlitten. 16 % seiner Bevölkerung fiel in dem Krieg. In Schweden betrug der Blutzoll 10 %. Finnland war so schwer getroffen, dass der schwedische Gouverneur für sechs Jahre darauf verzichtete, Steuern zu erheben. Der Mangel an Männern im Schwedischen Reich führte dazu, dass vorwiegend Frauen die landwirtschaftliche Arbeit übernehmen mussten.[104]
Nachweise
Weblinks
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- Vorlage:SWD
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Einzelnachweise
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- ↑ [1], abgefragt am 9. Januar 2010
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