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Wostoksee

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Der Wostoksee ist ein See unter dem Eispanzer der Antarktis. Er befindet sich in einer Tiefe von 3600 m in der Nähe der russischen Vostok Station bei 77 °S 105 °O. Der See hat eine Größe von 14.000 km² bei einer Länge von 250 km, einer Breite von 40 km und einer Tiefe von 500 m und ist ein Süßwassersee.

Russische und britische Wissenschaftler entdeckten den See 1996 durch die Kombination verschiedener Daten, unter anderem luftgestützter Radarmessungen, die tief ins Eis hineinreichten, und weltraumgestützten Radar-Höhenmessungen. Aufgrund seiner Lage tief unter dem Eis handelt es sich um den wohl unberührtesten und ursprünglichsten See der Erde, sein Wasser ist wahrscheinlich mehrere Millionen Jahre alt. Warum der See trotz seiner Durchschnittstemperatur von -3 °C nicht gefroren ist, ist Gegenstand aktueller Forschungen.

1998 wurde von russischen, amerikanischen und französischen Forschern eine Eisbohrung bis auf 150 m an die Obergrenze des Sees durchgeführt, bevor die Bohrung gestoppt wurde, um eine Kontamination des Sees zu vermeiden. Das Alter des Eises wurde auf 420.000 Jahre datiert, der See ist also mindestens seit 500.000, vielleicht sogar mehr als 1 Million Jahren durch eine Eiskappe versiegelt. Spuren von Mikroben im Bohrkern deuten auf Leben im See hin.

Der Wostoksee bietet einen sehr extremen Lebensraum. Neben seiner Temperatur ist auch der Sauerstoffgehalt ca. 50 mal höher als in normalem Süßwasser, zum einen aufgrund des hohen Drucks, zum anderen in Form von Clathraten, bei denen der gasförmige Sauerstoff in eine Eisstruktur eingelagert ist.

Aufgrund der Ähnlichkeit des Sees mit dem vermuteten Meer unter dem Eispanzer des Jupitermondes Europa entwickelt die NASA derzeit eine Bohrsonde, die zum Wostoksee vordringen soll. Eine vergleichbare Sonde soll dann auch auf Europa zum Einsatz kommen.