S-Bahn Stuttgart

Die S-Bahn Stuttgart ist das S-Bahn-Netz in der Region Stuttgart (Landkreise Stuttgart, Böblingen, Ludwigsburg, Esslingen/Neckar und Rems-Murr-Kreis). Technischer Leiter ist seit 2002 Werner Faulhaber, davor seit 1998 Leiter des Betriebswerkes Plochingen. Sprecher und kaufmännischer Leiter war von Oktober 2001 bis August 2005 Diplom-Kaufmann Andreas Schilling (jetzt Leiter des VU Rhein-Neckar). Die S-Bahn Stuttgart gehört als Verkehrsbetrieb zur DB Regio AG Baden-Württemberg mit eigener Ergebnisverantwortung, wird allerdings nicht als rechtlich eigenständige Einheit geführt.
Geschichte
Der Stuttgarter Vorortverkehr, ein S-Bahn-ähnlicher Vorläuferbetrieb, wurde von 1933 bis 1978 mit Triebwagen der Baureihe 465 durchgeführt. Die wichtigste Linie war dabei die zwischen Esslingen und Ludwigsburg. Bei dieser wurde im Hauptbahnhof innerhalb von drei Minuten gewendet.
Die ersten Überlegungen hin zu einer S-Bahn in Stuttgart begannen nach dem Zweiten Weltkrieg. Zunächst sollte lediglich die innerstädtische Tunnelstrecke zur Verbesserung der innerstädtischen Verkehrsverhältnisse gebaut werden, doch bald wurde die Durchbindung an die Gäubahn in die Planungen mit aufgenommen. Nachdem in Stuttgart die Straßenbahn zu dem teilweise unterirdischen Verkehrsmittel Stadtbahn ausgebaut wurde, sollte die S-Bahn nun primär die regionalen Verkehrsbedürfnisse befriedigen. Ermöglicht wurde der Bau schließlich, nachdem durch die Verabschiedung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes die finanzielle Förderung abgesichert werden konnte. Für den Bau wurde ein Rahmenabkommen zwischen Bundesbahn, Land und Stadt Stuttgart geschlossen, während die einzelnen Bauphasen dann über einzelne Ausführungsverträge vereinbart wurden. Am 5. Juli 1971 begannen die Bauarbeiten im Stuttgarter Hauptbahnhof.
Nachdem zwischenzeitlich der Einsatz von lokbespannten Wendezügen in der Diskussion war, wurde die Entscheidung getroffen, wie in München als Standardfahrzeug den Triebzug der Baureihe 420 einzusetzen. Dieser erhielt aber anders als in München eine orangefarbige Lackierung.
Entwicklung und Systematik des Streckennetzes
Anläßlich einer Bundesgartenschau begann der S-Bahn-Betrieb am 29.09.1978 mit Eröffnung der 3 im Zentrum gebündelten Linien:
Schwabstraße ||| Stuttgart Hauptbahnhof (tief) / \\ Bad Cannstatt Feuerbach Esslingen (Neckar) Zuffenhausen Plochingen / \ Kornwestheim Leonberg Ludwigsburg Renningen Weil der Stadt
Seitdem kamen folgende Streckenabschnitte hinzu.
- 27.09.1980 Ludwigsburg - Marbach (Neckar),
- 31.05.1981 Ludwigsburg - Bietigheim(-Bissingen),
- 26.09.1981 Bad Cannstatt - Fellbach - Waiblingen - Schorndorf / Backnang,
- 28.09.1985 Schwabstraße - Universität - Vaihingen - Böblingen,
- 28.05.1989 Rohr - Oberaichen,
- 05.12.1992 Böblingen - Herrenberg,
- 17.04.1993 Oberaichen - Flughafen,
- 30.09.2001 Flughafen - Filderstadt.
Somit entstand das heutige Netz (ohne Rundfahrten):
S ü d w e s t e n S2 S1 Filderstadt Herrenberg | | Flughafen Böblingen (S3 Mo-Fr) \ / Rohr \\ S3 Vaihingen \\\ S4 S5 S6 Schwabstraße |||||| Stuttgart Hauptbahnhof (tief) /// \\\ Bad Cannstatt Zuffenhausen / \\ // \ Esslingen Waiblingen Ludwigsburg Leonberg | / \ / \ | Plochingen Schorndorf Backnang Marbach Bietigheim Weil der (-Bissingen) Stadt S1 S2 S3 S4 S5 S6 N o r d o s t e n
Betrieb, Linienbündelung und Zugfolge
Werktäglich reisen auf dem 177 km langen, 71 Stationen umfassenden Liniennetz rund 330.000 Fahrgäste. Seit Dezember 2004 werden an den neu installierten FIA-Displays anstatt SOLL- die IST-Abfahrtzeiten (in Echtzeit) und ein "Zugfolgeplan" der nächsten 3 einfahrenden S-Bahnen mit Minutenangabe (in x min) angezeigt. 2005 umfasst der Fuhrpark 90 Stück BR 420 sowie (vornehmlich auf Linien S1 und S3 im Einsatz) 60 Stück BR 423 (Stand 7. Juli 2005). Die Wartung der Triebwagen (wie auch der Regionalzüge der BR 425 und BR 426 des Regionalverkehrs Württemberg) erfolgt im S-Bahn-Betriebswerk Plochingen (TP), einer Endstation der S1. Zu dessen Ausstattung gehört eine der modernsten Unterflurdrehbänke wie auch die neue Außenwaschanlage, die Anfang 2006 in Betrieb gehen wird. Knapp 552 Mitarbeiter bringen im 3-Schicht-Betrieb die S-Bahn zum Laufen.
Kurzläufer-Züge wenden auch in Böblingen, Esslingen, Leonberg, S3 nur zeitweise am Flughafen, sonst in Vaihingen. Die meisten Fahrten enden nach wie vor in Schwabstraße, dem regulären Endpunkt von S4 S5 S6. Hinter dieser Station besteht eine betriebliche Besonderheit: Unmittelbar nach Ausfahrt Richtung Vaihingen zweigt nach rechts eine Wendeschleife ab, die auf dem Richtungsgleis aus Vaihingen in entgegengesetzer Richtung wieder in die Stammstrecke einfädelt. Die Wendeschleife mit einem Radius von 190 Meter kann mit maximal 50 km/h befahren werden. Sie enthält eine zuglanges Überholungsgleis. Nach der Station Schwabstraße führt ein zunächst aus 2 Röhren bestehender Tunnel durch den Hasenberg, bevor nach Zusammenführung der zwei Tunnel zu einem Tunnel und einer Steigung von 3,5% die Station Universität erreicht wird.
Im Zentrum überlagern sich die Linien zeitlich. Dies dient einer möglichst gleichmäßigen Bedienung (Stetigkeit) der Strecken Rohr, Waiblingen und Ludwigsburg; optimal ist die Überlagerung auf den zentrumsnächsten Abschnitten zwischen Vaihingen und Bad Cannstatt sowie (außer Sonn-/Feiertag früh) Richtung Zuffenhausen, wo tagsüber jeweils insgesamt 10-Min.-Takt besteht. Alle 6 Linien verkehren unter der Innenstadt durch einen zweigleisigen Tunnel (Stammstrecke bzw. V-Bahn Hauptbahnhof (tief) - Schwabstr. - Vaihingen). Dieser Streckenengpass begrenzt die Zugfolge, die mit zweieinhalb Min. pro Fahrplantrasse bereits recht nahe an die technische Grenze kommt. Dieser Wert resultiert aus dem heute je Linie maximal gebotenen 15-Min.-Takt. Ein 10-Min.-Takt statt dessen ist unter Berücksichtigung des Blockabstands bei punktförmiger Zugbeeinflussung und vor allem der Fahrgastwechselzeit mit bisheriger Infrastruktur nicht möglich.
Merkbarer Fahrplan
Während andernorts die Forderungen Stetigkeit und Merkbarkeit einander widersprechend gegenüberstehen, vereinigt die S-Bahn Stuttgart beides miteinander. Der entscheidende Vorteil, dass nachfolgender stündlicher Grundtakt bei jeder Aufstockung seine Gültigkeit behält, gestattet referenzierten Fahrplanmerker und erhöht die spontane Verfügbarkeit des Systems S-Bahn erheblich. Mindestens Stundentakt gilt jeweils täglich auf voller Linienlänge (S3 nur bis/ab Vaihingen), und zwar in Hbf (tief) von 6 bis 24 Uhr; darüber hinaus bestehen Verdoppelung zum Halbstundentakt (allerdings bei S2 S3 S4 S5 S6 Sonn-/Feiertag erst ab 9 Uhr) sowie darauf aufbauend weitere, hier nicht näher dargelegte Aufstockungen.
Stand 12. Dezember 2004. Auszug, ohne Gewähr.
S1 S2 S3 S4 S5 S6 Herrenberg Filderstadt 17▼ 04▼
Böblingen Flughafen (S3 nur Mo-Fr 30▼ 08▼ zum Flughafen)
---- Rohr ---- Vaihingen ---- Schwabstraße ----- 38▼ 18▼ 00▼ 03▼ 23▼ 13▼
▲05 ▲25 ▲45 ▲53 ▲33 ▲43 ------------ Stuttgart Hauptbahnhof (tief) ------------- 55▼ 35▼ 15▼ 08▼ 28▼ 18▼
▲01 ▲21 ▲41 ▲44 ▲24 ▲34 ----- Bad Cannstatt ----- ---- Zuffenhausen -----
▲48 ▲10 ▲30 ▲36 ▲16 ▲17 Esslingen Waiblingen Ludwigsburg Leonberg
▲38 ▲48 ▲11 ▲24 ▲07 ▲04 Plochingen Schorndorf Backnang Marbach Bietigheim Weil der (-Bissingen) Stadt S1 S2 S3 S4 S5 S6
Weitere Abfahrtszeiten stadtauswärts lassen sich aus den in beiden Richtungen vorliegenden Angaben am Hauptbahnhof (tief) abschätzen. An diesem zentralen Umsteigepunkt bestehen richtungsbeibehaltend an derselben Bahnsteigkante Anschlüsse im Blockabstand, d. h. unter Belegung zweier benachbarter Fahrplantrassen. So folgen in Fahrtrichtung Schwabstr. unmittelbar: S2 auf S4 (außer Sonn-/Feiertag früh), S3 auf S6, S1 auf S5. Wegen Symmetrie#Öffentlicher Personenverkehr in Gegenrichtung jeweils umgekehrt. Wegen obiger Stetigkeit (und zugleich Merkbarkeit) bestehen weitere Freiheitsgrade bei der Fahrplan-Gestaltung hierbei nicht, wohl aber für Anschlüsse zwischen Gleis und Gegengleis, was den Rest dieses Absatzes ausmacht. Auf der Stammstrecke, wenig südwestlich von Hbf (tief), begegnen einander: S6 und S3 (außer Sonn-/Feiertag früh), S5 und S2, S4 und S1. Entsprechend günstig sind die unter Passage des Mittelbahnsteigs in Hbf (tief) unmittelbaren Anschlüsse. Weitere Anschlüsse mit der Gegenrichtung: Überall dort, wo die Summe der Verkehrsminuten zweier Linien stadteinwärts 60 ist, begegnen sich beide Linien, beispielsweise tun dies S1 und S2 in Vaihingen, was zu günstigen Anschlüssen Herrenberg < Rohr > Filderstadt führt. Analoge Überlegungen gelten für Plochingen < Bad Cannstatt > Schorndorf sowie Bietigheim < Ludwigsburg > Marbach.
Projekte der Erweiterung

Folgende Erweiterungen des Stuttgarter S-Bahn-Netzes sind zur Zeit in Planung:
- Die Finanzierungsvereinbarung für die Verlängerung der S1 von der Endstation Plochingen über Wendlingen nach Kirchheim unter Teck wurde am 28. Juli 2005 unterzeichnent. Das 32,5 Millionen € teure Projekt wird damit wahrscheinlich im Dezember 2009 in Betrieb genommen werden.
- Lückenschluss S3 Backnang - Marbach S4 ist zur Zeit in der Entscheidungsphase (April 2004). Realisierung vor 2009 unwahrscheinlich. Voraussetzung für die S40 ist der Ausbau des 2. Gleises zwischen Freiberg und Benningen. Der Streckenabschnitt Marbach - Backnang wird zur Zeit noch als Regionalbahn-Linie R31 bedient.
- Die für 2006 geplante Querverbindung S60 Renningen - Sindelfingen - Böblingen (Reaktivierung der Rankbachbahn für den Personenverkehr) verschiebt sich auf Ende 2008.
- Diskutiert wird auch im Süden ein Lückenschluss Flughafen - Plochingen.
- Im Rahmen des Verkehrs-/Städtebauprojektes Stuttgart 21 ist zwischen den Haltepunkten Nordbahnhof und Hauptbahnhof (tief) die Einrichtung des neuen Haltepunktes Mittnachtstraße geplant.
- Der Verband Region Stuttgart erwägt zur nachhaltigen Optimierung der Verkehrsströme langfristig die Einrichtung eines Nordkreuzes; d.h. einer Schienenverbindung Nordbahnhof - Bad Cannstatt, um die Streckenabschnitte Nordbahnhof / Bad Cannstatt - Hauptbahnhof zu entlasten. Hierdurch wären umsteigefreie Verbindungen z. B. Esslingen / Waiblingen - Ludwigsburg / Leonberg möglich.
- Integration der Schusterbahn (Untertürkheim - Kornwestheim). Zur Zeit führen werktags vier Verbindungen mit ET426 über die Schusterbahn. Die Schusterbahn führt über die Strecke der Güterumgehungsbahn in das S-Bahn Netz.
Weitere Bahnen in Stuttgart
- Vorlage:U-Bahn-S - Zahnradbahn Stuttgart
- Vorlage:U-Bahn-S - Standseilbahn Stuttgart
- Vorlage:U-Bahn-U Stuttgarter Straßenbahnen AG
- Killesbergbahn Stuttgart
- Kinderstraßenbahn Rumpelstilzchen
Weblinks
- Offizielle Website der Deutschen Bahn AG zur S-Bahn Stuttgart
- Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart GmbH (VVS)
- Aktuelles S-Bahn-Netz (->VVS)
- Aktuelles S-Bahn-Netz mit Fahrplan (Fahrplanmerker) (01/05) (->VVS)
- Verband Region Stuttgart (VRS) - Aufgabenträger für die S-Bahn Stuttgart
- Die S-Bahn in der Region Stuttgart (Info-Website des VRS zur S-Bahn)
- FIS-Ansagen der Stuttgarter S-Bahn und SSB (Private Homepage)
- Fach-Artikel in: Stadtverkehr - Von der Rankbachbahn zur S-Bahn Linie S60
Literatur
- Nahverkehr in Stuttgart. 114 Seiten. GeraNova Zeitschriftenverlag, 2002. ISBN 3897240130
- Deutschlands S-Bahnen. Geschichte, Technik, Betriebe. (Andreas Janikowski, Jörg Ott). 208 Seiten, zahlr., teils farbige Illustrationen. Stuttgart: TransPress Verlag, 2002. ISBN 3613711958
- Der Tunnel. Verbindungsbahn der S-Bahn Stuttgart. Dokumentation ihrer Entstehung. (Herausgegeben von der BD Stuttgart, Jürgen Wedler, Karl-Heinz Böttcher). 226 Seiten, zahlr., teils farbige Illustrationen. Stuttgart, Kohlhammer, 1985. ISBN 3925565019 (vergriffen)
- Die Bilanz. 25 Jahre Planung und Bau der S-Bahn Stuttgart. (Herausgegeben von der BD Stuttgart, Jürgen Wedler, Manfred Thömmes, Olaf Schott). 368 Seiten, zahlr., teils farbige Illustrationen. Stuttgart, Kohlhammer, 1993. ISBN 3925565035 (vergriffen)
- Eisenbahn-Journal Sonderausgabe III/94. Eisenbahnen in Stuttgart. (Bernd M. Beck). 95 Seiten, zahlr., teils farbige Illustrationen. Fürstenfeldbruck, H. Merker Verlag, 1994. ISSN 0720-051 X (vergriffen)
- 1803-1978. Vom Boten zur Stuttgarter S-Bahn. Eine Illustrierte zur Eröffnung der Stuttgarter S-Bahn am 1. Oktober 1978. (Herausgegeben von der BD Stuttgart, G. Herrmann, M. Hassler). 59 Seiten, zahlr., teils farbige Illustrationen. Stuttgart, Eigenverlag BD Stuttgart, 1978 (vergriffen)
- S-Bahn Stuttgart: Von der Rankbachbahn zur Linie S60 (Markus O. Robold), in: "Stadtverkehr" Ausgabe Juni 6-2005, Seiten 34-39, 11 Bilder, 1 Grafik, 1 Tabelle, EK-Verlag, Freiburg, 2005, ISSN 0038-9013
- S-Bahn Stuttgart: Baureihe 420/421 - Umbauprogramm "ET 420plus" im Werk Krefeld-Oppum (Markus O. Robold), in: "Eisenbahn-Kurier" Ausgabe 9-2005, Seite 13, 2 Bilder, 1 Grafik, EK-Verlag, Freiburg, 2005, ISSN 0170-5288