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Norman Rasmussen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Norman Carl Rasmussen (* 12. November 1927 in Harrisburg (Pennsylvania); † 18. Juli 2003 in Concord (Massachusetts)) ist ein US-amerikanischer Kernphysiker und Kerntechniker

Norman Rasmussen

Leben

Rasmussen wuchs auf einer Farm auf und ging in Gettysburg zur Schule. Er studierte nach Dienst in der US Navy 1945/46 Physik am Gettysburg College und ab 1950 am Massachusetts Institute of Technology, wo er 1956 bei Robley Evans promoviert wurde (Standardization of electron capture isotopes), Instructor und ab 1958 Professor wurde. Dort blieb er den Rest seiner Karriere in der Abteilung Kerntechnik, die Mitte der 1950er Jahre am MIT um einen neu eingerichteten Forschungsreaktor entstand. 1975 bis 1981 leitete er die Abteilung. 1983 wurde er McAfee Professor of Nuclear Engineering. 1994 emeritierte er. Er starb an den Folgen der Parkinson-Krankheit.

1985 erhielt er den Enrico-Fermi-Preis für seine Studien zur Reaktorsicherheit[1]. Er war Mitglied der National Academy of Engineering (1978) und der National Academy of Sciences (1979). 1982 bis 1987 war er unter Präsident Ronald Reagan im National Science Board. 1974 bis 1978 war er im Defense Science Board.

Er war seit 1952 mit Thalia Tichenor verheiratet und hatte einen Sohn und eine Tochter. In seiner Freizeit beschäftigte er sich mit Holzarbeiten und war ein Amateur-Ornithologe.

Werk

Rasmussen beschäftigte sich zunächst mit Gammastrahlenspektroskopie, wobei er am MIT an der Entwicklung von Spektrometern und Detektoren beteiligt war, Zerfallsspektren vermass und mit dem Gammaspektrum Materialzusammensetzungen bestimmte, insbesondere von verbrauchten Kernbrennstäben. Dabei wurden seine Methoden sowohl im US Kernwaffenprogramm als auch bei der IAEA angewandt. In den 1950er und 1960er Jahren untersuchte er auch die Strahlendosisleistungen, die Teilnehmer an US-amerikanischen Atombombentests erhielten.

Rasmussen Report

Rasmussen war der Leiter der einflussreichen US-amerikanischen Reaktorsicherheitsstudie der Atomic Energy Commission (AEC) von 1975[2] (WASH 1400, Rasmussen Report, RSS)[3]. Er führte dazu erstmals in der Kerntechnik neue wahrscheinlichkeitstheoretische Verfahren der Sicherheitsbeurteilung ein (Probabilistic Risk Assessment, PRA). Sie kamen zur Schlussfolgerung (insbesondere in dem Executive Summary, dass den 3300 Seiten langen, 14 Bände umfassenden Report zusammenfasste), dass die Kernkraftrisiken sehr niedrig waren - inbesondere der Vergleich des Risikos für einzelne Bürger mit der Wahrscheinlichkeit, von einem Meteoriten getroffen zu werden, blieb in der Öffentlichkeit haften[4]. Die Schlussfolgerungen führten schon bei der Veröffentlichung zu Kritik von wissenschaftlicher Seite. Geäußert zum Beispiel von Frank von Hippel im Bulletin of Atomic Scientist im Februar 1977 (Looking back on the Rasmussen Report), von der Union of Concerned Scientists und einer eigenen Kommission der American Physical Society unter Harold Lewis im Auftrag der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde für zivile Kernkraft (Nuclear Regulatory Commission, NRC). Nach diesem Lewis Report distanzierte sich die NRC 1978 von den Werten der Risikoabschätzungen und der Executive Summary des Rasmussen Reports[5]. Der Rasmussen Report und dessen Methoden war Vorbild für weitere Studien in der Kernindustrie, zum Beispiel der Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke (DSR) der Gesellschaft für Reaktorsicherheit GSR (1979, 1989).

Rasmussen war auch als Reaktorsicherheitsexperte in den Medien, zum Beispiel in einer Fernsehdebatte mit dem Verbraucheranwalt und Kritiker des RSS Ralph Nader 1975.[6]

Einzelnachweise

  1. Laudatio
  2. Der vorläufige Report erschien August 1974. Über 60 Experten hatten zwei Jahre daran gearbeitet. Schon 1957 gab es eine Studie zu dieser Thematik, WASH 740.
  3. Reactor Safety Study - An Assessment of Accident Risks in US Commercial Nuclear Power Plants, WASH-1400-MR (NUREG-75/014). United States Nuclear Safety Commission, Washington D.C. 1975
  4. Sie schätzten die Wahrscheinlichkeit eines GAU´s auf einmal in 17000 Betriebsjahren ein mit jeweils maximal 3400 Opfern
  5. Rückzieher vom Rasmussen Report, Zeit Online, 1979
  6. Der Spiegel 1977 unter anderem zur Kritik von Nader am Rasmussen Report