Heinrich Roessler
Heinrich Roessler (* 9. Januar 1845 in Frankfurt am Main; † 15. April 1924 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Chemiker und Unternehmer. Er gründete die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt (Degussa AG), entwickelte neuartige Reinigungs- und Umweltschutzverfahren bei der Herstellung von Silber und Gold. Er förderte elektrolytische Verfahren zur Gold- und Silbergewinnung und führte das Glanzgold zur Beschichtung von Glas, Porzellan, Keramik ein.
Bedeutsam waren auch seine sozialen Anliegen für Mitarbeiter der Firma. Er richtete Unfall- und Pensionskasse ein und verringerte die Arbeitszeit im Unternehmen.
Leben
Heinrich Roesslers war der zweite Sohn eines Münzwarts in Frankfurt am Main. Nach Besuch einer Privatschule ging Roessler im Jahr 1856 auf die Realschule in Darmstadt. Im Jahr 1861 bestand Roessler das Abitur und besuchte dann eine höhere Gewerbeschule, dann die Bergakademie in Freiberg. Bei Friedrich Wöhler in Göttingen fertigte Roessler am 12.2.1866 seine Doktorarbeit Ueber die Cyanverbindungen des Palladiums an. Roessler bekam im Jahr 1866 ein Angebot von der Silberschmelzhütte in Braubach/Rhein. Dort lernte er auch seine spätere Frau Agnes Charlotte Friederike Schneider, der Tochter eines Inspektors der Brauhütte, kennen.
Da seit 1866 Frankfurt preußisch geworden war, verlor sein Vater, Friedrich Roessler, die Rechte an der Frankfurter Münze. Die Reste der Firma, der chemische Betrieb des Vaters wurde von der Münzgasse in die Gutleutstraße verlegt. Am 1.1.1868 wurde die Firma Friedrich Roessler Söhne von Heinrich und Hector gegründet.
Unternehmerische Erfolge
Unter dem Einfluss von Heinrich Roessler wuchs die Firma schnell. Roessler entdeckte im Jahr 1870 ein Verfahren zur Ausfällung von Silber neben Eisen. Das Verfahren war so vorteilhaft, dass es auch in den Scheideanstalten von München, Paris und London bis zur Einführung der Silberelektrolyse (1892) genutzt wurde.
Mit der Währungsumstellung von Gulden, Taler auf Mark wurden größere Mengen an Münzen und Münzmetall benötigt. Da den Roesslers das nötige Kapital zum Ankauf von Metall und Produktionseinrichtungen fehlte, gründeten sie im Jahr 1872 eine Aktiengesellschaft, die Degussa AG. Dabei wurde der ganze private Besitz der Firma Friedrich Roessler Söhne in Eigenkapital der Degussa AG umgewandelt. Die Familie Roessler behielt 26 % des Eigenkapitals der Aktiengesellschaft.
Schnell stieg das hergestellte Scheidemetall der Degussa von 29 Tonnen (1872) auf 550 Tonnen (1876). Im Jahr 1877 wurde ein zweiter Scheidebetrieb errichtet. Heinrich entwickelte auch ein Reinigungsverfahren gegen das bei der Produktion austretende Schwefeldioxid.
Für die elektrolytische Silberabscheidung verglich Roessler mehrere Verfahren. Erst 1892 wurde das Möbius-Verfahren zur elektrolytischen Silbergewinnung bei der Degussa AG eingeführt. Es wurden 70 große Bäder zur elektrolytischen Herstellung von Silber, Gasgeneratoren zur Stromerzeugung von Möbius auf dem Werksgelände aufgestellt. Mit dem elektrolytischen Verfahren konnte an einem Tag etwa 800 kg Silber hergestellt werden.
Im Jahr 1895 erwarb Roessler das Verfahren zur Goldgewinnung von der Norddeutschen Affinerie nach Emil Wohlwill.
Im Jahr 1880 wurde Goldglanz zur Färbung von Glas, Porzellan, Keramik hergestellt. Es gab bereits andere Kleinunternehmer in Deutschland die dieses Verfahren entwickelt hatten. Nach einigen Verbesserungen entwickelte sich das Geschäft mit Glanzgold sehr gut, es wurden weitere Produktionsstätten gegründet ( Brooklyn, Perth Amboy ).
Auch die Entwicklung von Porzellanfarben der Degussa war Roesslers verdienst. Er entwickelte ein besonderes Kobaltoxyd.
Roessler entwickelte auch ein Verfahren zur Entsilberung von Blei durch Zink.
Literatur
Dr. Mechthild Wolf: Heinrich Roessler 1845 - 1924, Herausgeber: Degussa AG, Frankfurt a. M. 1984
Personendaten | |
---|---|
NAME | Roessler, Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker und Unternehmer |
GEBURTSDATUM | 9. Januar 1845 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 15. April 1924 |
STERBEORT | Frankfurt |