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Case-Shiller-Index

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Case-Shiller-Index 1987 bis 2008

Der S&P/Case-Shiller Home Price Index, von Standard & Poor’s berechnet, spiegelt die Entwicklung des US-amerikanischen Immobilienmarktes wider.

Konzept

Der von Standard & Poor’s vertriebene Case-Shiller Home Price Index ist der führende Immobilienindex in den USA. Er wird für verschiedene Teilmärkte monatlich veröffentlicht. Hierbei werden 20 Einzelindizes, die jeweils die Hauspreisentwicklung einer amerikanischen Metropolregion abbilden, zu 2 Gruppen aggregiert: Ein Index für die wichtigsten 10 Regionen und ein Index von allen 20 Regionen. Des weiteren gibt es noch einen bundesweiten Wohnimmobilienindex, der vierteljährlich erhoben wird und 9 verschiedene US Census Divisions enthält. Insgesamt besteht die Index-Familie somit aus 23 Indizes.

Das Konzept entwickelten die Ökonomen Karl E. Case, Robert J. Shiller und Allan Weiss in den 1980er Jahren. Die Erstveröffentlichung erfolgte 1987, die Rückrechnung bis 1890. Seit 2002 berechnet Standard & Poor’s den Index. Optionen und Futures, die auf den Case-Shiller-Index basieren, werden an der Chicago Mercantile Exchange gehandelt. Weil sich der Index auf Immobilien in Ballungsgebieten mit entsprechenden hohen Preisen konzentriert, ist er volatiler als landesweite Indizes. So bildet beispielsweise der FHFA House Price Index (früher OFHEO House Price Index), veröffentlicht von der Federal Housing Finance Agency (FHFA), die ländlichen Gebiete besser ab.

Ein Nachteil aller Hauspreisindizes ist, das sie zwar detailliert sind aber aufgrund der Datenmenge erst 2 Monate nach Abschluss des Untersuchungszeitraumes veröffentlicht werden. Hauspreisindizes haben eine leicht negative Korrelation mit Aktien und Anleihen, sowie eine leicht positive Korrelation mit Rohstoffen und Real Estate Investment Trusts (REITs). Die Korrelation mit REITs ist gering.[1]

Zusammensetzung

  • 10-City Composite Index: Der Index umfasst die Häuserpreise der Metropolregionen von Boston, Chicago, Denver, Las Vegas, Los Angeles, Miami, New York, San Diego, San Francisco und Washington D.C.
  • 20-City Composite Index: Der Index umfasst neben den Preisen der 10 Metropolregionen des 10-City Composite Index zusätzlich die Preise der Regionen von Atlanta, Charlotte, Cleveland, Dallas, Detroit, Minneapolis, Phoenix, Portland, Seattle und Tampa.
  • U.S. National Home Price Index:
    • Weitflächig abgedeckt werden in diesem Index 8 US-Bundesstaaten und der Hauptstadtdistrikt: Connecticut, District of Columbia, Hawaii, Maryland, Massachusetts, New Hampshire, New Jersey, Rhode Island und Vermont.
    • Teilweise enthalten sind Daten aus 29 Bundesstaaten: Arizona, Arkansas, Colorado, Delaware, Florida, Georgia, Illinois, Iowa, Kalifornien, Kansas, Kentucky, Louisiana, Michigan, Minnesota, Missouri, Nebraska, Nevada, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Tennessee, Texas, Utah, Virginia und Washington.
    • Nicht enthalten sind Daten aus 13 Bundesstaaten: Alabama, Alaska, Idaho, Indiana, Maine, Mississippi, Montana, North Dakota, South Carolina, South Dakota, West Virginia, Wisconsin und Wyoming.

Geschichte

Historischer Überblick

Der nationale Case-Schiller-Index lag im März 1987 bei 62,03 Punkten. In den folgenden Jahren stieg der Wert der Wohnimmobilien in den USA beständig. Im Juni 2006 erzielte der U.S. National Home Price Index mit 189,93 Punkten ein Allzeithoch. Somit stiegen die Hauspreise im gesamten Zeitraum um 206,2 Prozent. Der Index für 20 Metropolregionen (Composite-20) markierte im Juli 2006 mit 206,52 Punkten ein Allzeithoch. Hierbei ist zu beachten, dass sich alle Daten auf die nominalen Preise in US-Dollar des jeweiligen Erhebungszeitraumes beziehen, also nicht inflationsbereinigt sind.

Eine lange Preissteigerungsphase im Immobilienmarkt hatte sich in den USA zu einer Immobilienblase entwickelt. Mit den fallenden Immobilienpreisen wurde die Finanzkrise ab 2007 akut. Gleichzeitig konnten immer mehr Kreditnehmer ihre Kreditraten nicht mehr bedienen, teils wegen steigender Zinsen, teils wegen fehlender Einkommen. Zunächst waren von diesen Problemen im Immobilienbereich in erster Linie Subprime-Kredite betroffen, die überwiegend an Kreditnehmer mit geringer Bonität vergeben worden waren. Die Spekulationsblase platzte. Die Banken blieben auf ihren Krediten sitzen.

Die Immobilienkrise veranlasste die US-Regierung 2008 die Kontrolle über die beiden größten Hypothekenbanken der USA, Fannie Mae und Freddie Mac, zu übernehmen. Es kam zu Kursstürzen an den globalen Aktienmärkten. Weil durch den Weiterverkauf fauler Kredite (Verbriefung) diese in aller Welt verstreut waren, weitete sich die Krise durch die enge Verzahnung der Einzelwirtschaften und Finanzströme global aus. Im Verlauf der Finanzkrise sank der U.S. National Home Price Index bis März 2009 auf 129,18 Punkte. Seit dem Allzeithoch im Juni 2006 betrug der Rückgang der nationalen Hauspreise somit nominal 32,0 Prozent. Der 20-City Composite Index fiel bis April 2009 um 32,6 Prozent auf 139,26 Punkte.

Nach einem Zwischenhoch im Juli 2010 bei 148,89 Punkten sank der Index für 20 Metropolregionen im Januar 2011 auf 140,86 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2009.

Jährliche Entwicklung

Prozentuale Entwicklung des Composite-10 und Composite-20 (1988–2008)
Absolute Entwicklung des Composite-10 und Composite-20 (1988–2008)
Absolute Entwicklung der 20 Einzelindizes (2000–2008)

Die folgenden Tabellen zeigen die Entwicklung der nicht saisonbereinigten Daten des 20-City Composite Index seit 2000[2] und des U.S. National Home Price Index seit 1987.[3]

20-City Composite Index
Jahr Höchststand Tiefststand Schlussstand
2000 111,58 100,00 111,58
2001 120,53 112,39 120,43
2002 135,15 120,64 135,15
2003 150,49 135,64 150,49
2004 174,83 151,69 174,83
2005 201,97 176,44 201,97
2006 206,52 202,44 203,33
2007 202,31 184,97 184,97
2008 180,68 150,54 150,54
2009 146,63 139,26 145,89
2010 148,89 142,34 142,34
2011¹ 140,86 140,86

¹ 31. Januar 2011

U.S. National Home Price Index
Jahr Quartal I Quartal II Quartal III Quartal IV
1987 62,03 64,09 65,32 66,18
1988 66,67 69,27 70,50 71,22
1989 72,43 74,40 75,22 75,37
1990 75,58 76,42 75,84 74,59
1991 73,43 74,75 75,16 74,65
1992 74,30 75,48 75,40 74,74
1993 74,46 75,48 76,06 75,91
1994 76,46 78,06 78,23 77,89
1995 77,74 79,28 79,87 79,51
1996 79,61 81,11 81,72 81,18
1997 81,82 83,55 84,37 84,80
1998 85,71 88,30 90,10 90,81
1999 92,08 94,75 97,03 98,29
2000 100,00 103,77 106,33 107,90
2001 109,27 112,69 115,50 116,23
2002 118,00 122,24 126,13 128,58
2003 130,48 134,20 138,41 142,29
2004 146,26 152,92 158,53 163,06
2005 169,19 176,70 183,08 186,97
2006 188,66 189,93 188,11 186,44
2007 184,83 183,17 180,01 170,75
2008 159,36 155,93 150,48 139,41
2009 129,18 133,18 137,51 136,00
2010 132,10 138,23 135,64 130,38

Einzelnachweise

  1. Standard & Poor’s: Methodology
  2. Standard & Poor’s: Home Price Index Levels
  3. Standard & Poor’s: U.S. National Index Levels