Katholische Ostkirchen
Als Unierte Kirchen bzw. Katholische Ostkirchen bezeichnet man jene Kirchen, die den Ritus nach orthodoxer Art feiern, aber den römischen Papst als Oberhaupt anerkennen (deswegen oft auch mit Rom unierte Kirchen genannt). Von beinahe allen orthodoxen Landeskirchen und Liturgiefamilien gibt es unierte Zweige, die zwar praktisch überall gegenüber den jeweiligen orthodoxen Kirchen stark in der Minderheit sind, in manchen Ländern aber (z. B. Ukraine) starken Zuwachs verzeichnen.
Geschichte
Die Katholischen Ostkirchen entstanden überwiegend aus der großen Kirchenspaltung (vgl. Morgenländisches Schisma) der westlichen (römisch-katholischen) und der östlichen (katholisch orthodoxe) Kirche im Jahr 1054. Von den meisten östlichen Kirchen haben sich im Lauf der Jahrhunderte Teilkirchen abgespalten und erneut mit mit Rom verbunden, "uniert", d.h. unter Beibehaltung ihrer eigenen Liturgie, aber Anerkennung des päpstlichen Primats und der päpstlichen Jurisdiktion die volle Glaubens-, Sakraments- und Jurisdiktionsgemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche aufgenommen und zugleich die Gemeinschaft mit ihrer vormaligen Kirche abgebrochen. Der Zölibat gilt in diesen Kirchen, wie in den anderen Ostkirchen, nur für Bischöfe, aber nicht für Priester.
Der Namensbestandteil katholisch deutet bei den meisten der im folgenden aufgeführten Kirchen auf eine solche Union hin und grenzt im Gebiet der Ostkirchen die dortigen katholischen Kirchen von den in der Regel wesentlich mitgliederstärkeren parallel bestehenden orthodoxen Kirchen ab. Von diesen werden sie als ein Haupthindernis für die Ökumene angesehen.
Östliches Europa
Die größte heute bestehende mit Rom unierte Kirche ist die Ukrainisch-Katholische Kirche in der Ukraine. Sie ging wie die unierten Gemeinschaften in Russland und Weißrussland aus der Kirchenunion von Brest im Jahr 1596 hervor. Zu dieser Union kam es, als weite Gebiete der genannten Staaten politisch zum katholischen Polen-Litauen gehörten.
Ihre Blütezeit hatte diese Unierte Kirche auf dem Territorium des Russischen Reiches bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Seit 1859 wurden die in Weißrussland weit verbreiteten Unierten zum größten Teil mit der russisch-orthodoxen Kirche zwangsvereinigt.
Auf dem Gebiet des damaligen Österreich-Ungarns, vor allem in Galizien, in der Bukowina und Siebenbürgen aber auch in Teilen Oberungarns (Karpato-Ukraine) konnten sich die unierten Kirchen frei entfalten und haben zahlreiche Mitglieder und ein reiches kirchliches Leben gehabt. Dies blieb auch in der Zwischenkriegszeit (1918-1939) so, als Galizien zu Polen und die Karpatoukraine zur Tschechoslowakei gehörte. Die größte unierte Kirche dieses Raumes hatten die Ruthenen, wie die Ukrainer in der Habsburgermonarchie genannt wurden.
Als die vornehmlich ukrainisch besiedelten Gebiete im Karpartenbogen 1944/45 an die Sowjetunion fielen, setzte sofort eine scharfe Unterdrückung der unierten Katholiken ein. Ihre Bischöfe und Priester wurden verhaftet und das Kirchengut beschlagnahmt. Danach wurden die Unierten zwangsweise der Russisch-orthodoxen Kirche unterstellt. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist die Ukrainisch-Katholische Kirche wieder unabhängig. Heute zählt diese unierte Kirche immer noch ca. 5,2 Millionen Mitglieder in der Ukraine und in der weltweiten Diaspora. Ihr Oberhaupt ist der ukrainisch-katholische Großerzbischof von Lemberg. Die nach der Abtrennung Galiziens 1945 in den heutigen Grenzen Polens unierten Katholiken, welche häufig aus ruthenischen bzw. ukrainischen Familien stammen, haben ihre eigenen unierten Bistümer.
Einer anderen Union, nämlich der von Uschhorod 1646, entstammt die Ruthenisch-Katholische Kirche in Transkarpatien (Eparchie/Bistum Mukatschewe, südwestliche Ukraine), der Slowakei (Eparchie Prešov/Preschau und Exarchat Košice/Kaschau) und Ungarns (Exarchat Miskolc). Die griechischen Katholiken Rumäniens (Erzeparchie Făgăraş e Alba Julia, Eparchien Cluj-Gherla, Lugoj, Maramureş und Oradea Mare) vereinten sich 1700 mit Rom.
Übrige Welt
Die unierten Kirchen und Gemeinschaften im Orient, auf dem Balkan und anderswo gingen aus kleineren Unionsbewegungen hervor, die jeweils eigene historische Hintergründe aufweisen. (Türkengefahr, theologische oder kirchenpolitische Differenzen innerhalb der betroffenen Ostkirchen, europäischer Kolonialismus u.a.) In den meisten Fällen (Ausnahme: Maroniten) schloss sich nur eine Minderheit der orthodoxen Christen der Union an.
Bei manchen der heute bestehenden mit Rom verbundenen unierten Gemeinschaften verlagerte sich der Schwerpunkt in die Neue Welt. So hatte zum Beispiel die ruthenische Kirche zwischenzeitlich nur noch in Amerika Bistümer. Von ihren Schwesterkirchen im ursprünglichen Siedlungsgebiet der Ruthenen war sie organisatorisch vollständig selbstständig.
Katholische Ostkirchen mit byzantinischem Ritus
(zusammenfassend auch griechisch-katholische Kirchen genannt)
Griechisch-katholische Kirchen mit eigener Hierarchie
- Die Apostolische Administratur für Südalbanien
- Die Bulgarisch-Katholische Kirche
- Die Georgisch-Katholische Kirche
- Die Griechisch-Katholische Kirche (Griechenland)
- Die Italo-albanische Kirchen (Eparchien Lungro u. Piana degli Albanesi)
- Die italo-griechische Kirche (Territorialabtei Grottaferrata; unter den "Italo-Griechen" werden oft auch die italo-albanischen Kirchen mit subsumiert, denn hier wie dort gilt der byzantinische Ritus.)
- Das Griechisch-katholische Bistum von Krizevci in Kroatien
- Das Apostolische Exarchat von Mazedonien
- Die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche (im Nahen Osten, v.a. Syrien)
- Die Rumänisch-Katholische Kirche
- Die Ruthenisch-Katholische Kirche
- Die Slowakisch-Katholische Kirche
- Die Ukrainisch-Katholische Kirche
- Die Ungarisch-Katholische Kirche