Hermes (Raumfähre)
Hermes war der Vorschlag für eine Raumfähre, entwickelt von der Europäischen Weltraumorganisation. Die Raumfähre sollte für Versorgungsflüge zwischen der Erde und der geplanten Raumstation Columbus eingesetzt werden. Die Entwicklung begann im November 1987 und wurde schließlich 1993 beendet, nachdem sich die finanziellen und politischen Vorraussetzungen geändert hatten.
Hermes sollte an der Spitze einer Ariane 5 ins All geschossen werden und bestand aus zwei Modulen: dem Antriebsmodul, das vor dem Wiedereintritt in die Atmosphäre abgetrennt wird und der Raumfähre selbst, die in die Erdatmosphäre eintritt und landet.
In der letzten Planungsversion, vor Beendigung des Projekts, sollte Hermes drei Astronauten und 3.000 kg Nutzlast transportieren. Das Gesamtgewicht beim Start hätte 21.000 kg betragen, was als maximales Startgewicht einer Ariane 5-Plus angesehen wurde.
Entwicklung
Die Entwicklung einer Raumfähre wurde Mitte der 80er Jahre von der Französischen Raumfahrtagentur (CNES) vorangetrieben. Hermes sollte als Versorgungsschiff für die geplante Raumstation Columbus dienen und nach dem russischem und US-amerikanischen Vorbild entstehen. Die Europäische Weltraumorganisation begann das Projekt Hermes offiziell im November 1987. Dieses war auch als europäischer Zugang zum All gedacht. Der erste Start in den Weltraum war für 1998 geplant.
Hermes sollte in zwei Stufen entwickelt werden:
Phase 1: Konzeption und Entwicklungsbeginn
Diese Phase sollte 1990 abgeschlossen sein. Anfangs war eine Kapazität für den Transport von 6 Astronauten und 4.550 kg Fracht geplant. Nach der Challenger-Katastrophe wurde es allerdings für notwendig erachtet eine Evakuierungskapsel für die Astronauten zu integrieren, damit diesen im Katastrophenfall zumindest eine kleine Überlebenschance bliebe. Dementsprechend mußte die Anzahl der Sitze von sechs auf drei verringert werden. Die vorgesehene Kapsel sollte, ab einer Höhe von 28 km, die gesamte Besatzung in einem evakuieren. Die Nutzlast wurde auf 3.000 kg beschränkt.
Ebenfalls aus Gewichtsgründen wurde ein nicht zu öffnender Frachtraum konzipiert und damit auf die Möglichkeit verzichtet Satelliten in den Orbit auszusetzen.
Hermes war anfangs als komplett wiederverwendbar gedacht und sollte bis zu 30 aufeinanderfolgende Eintritte in die Atmosphäre ohne größere Instandhaltungsmaßnahmen überstehen. Aufgrund von Problemen bei der Abstimmung der Kapazität der Ariane 5 und der Gestaltung der Raumfähre, wurde es schließlich notwendig das Antriebsmodul vor dem Wiedereintritt in die Atmosphäre abzutrennen und zurückzulassen. Ein neues Modul sollte vor jedem Start angebaut werden.
Die 1. Phase war bis Ende 1991 noch nicht abgeschlossen, als sich die politischen Rahmenbedingungen erheblich änderten. Der Eiserne Vorhang fiel und der Kalte Krieg endete. Als Konsequenz entschied die ESA eine einjährige Nachdenkpause einzulegen um zu untersuchen, ob es für Europa immer noch sinnvoll wäre eine eigene Raumfähre und Raumstation zu bauen und ob sich neue Partner finden liessen mit denen man Kosten und Entwicklung teilen könnte.
Offiziell wurde die 1. Phase Ende 1992 nach der einjährigen Pause abgeschlossen.
Phase 2: Abschluß der Entwicklung, Herstellung und Betriebsbeginn
Diese Phase wurde nie richtig begonnen, weil sich die ESA und die Russische Raumfahrtbehörde (RAKA) auf eine Kooperation, bei zukünftigen Starts und beim Austausch der Raumstation Mir verständigten. Wirtschaftliche Bedenken hinderte die RAKA aber daran ernsthaft Anstrengungen für das Raumfahrtprogramm zu unternehmen. Zu dieser Zeit hatte sich die ESA aber bereits von der Entwicklung eines Gleitsystems, wie es für Hermes benötigt wurde, abgewandt und sich auf das Kapselsystem konzentriert, wie es das russisch-europäische Projekt verlangte.
Als die RAKA, die ESA und die NASA sich schließlich gemeinsam daran machten die Internationale Raumstation zu bauen, entfiel die Notwendigkeit ein europäisches Transportsystem zu bauen, da sowohl Russland als auch die USA über ausreichende Transportkapazitäten verfügten. Dementsprechend entschied die ESA das Hermes-Projekt aufzugeben. Kein Teil von Hermes wurde je gebaut.