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Willi Hoss

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Willi Hoss (* 27. April 1929 in Vaals, Niederlande; † 20. Februar 2003 in Stuttgart) war ein deutscher Gewerkschafter und Politiker (KPD und Bündnis 90/Die Grünen).

Ausbildung und Beruf

Nach dem Besuch der Volksschule war Hoss zunächst als Landarbeiter und nach seinem Eintritt in die KPD 1945 als Funktionär der Partei tätig. Ab 1959 arbeitete er als Hochdruckschweißer bei Daimler-Benz in Stuttgart-Untertürkheim. Hoss trat Anfang der 1970er Jahre bei den Betriebsratswahlen mit einer eigenen Liste ("Plakat-Gruppe") an. Daraufhin wurde er wegen gewerkschaftsschädigender Aktivitäten 1972 aus der IG Metall ausgeschlossen. Dank dem beachtlichen Erfolg seiner Liste war Hoss ab 1972 Mitglied des Betriebsrates, ab 1979 Mitglied des verhandlungsführenden Betriebsausschusses.

Partei

Hoss war seit 1945 Mitglied und Funktionär der KPD. von 1949 bis 1951 besuchte er einen Zweijahreskurs an der Karl Marx Hochschule in Kleinmachnow bei Berlin.[1] Nach dem Verbot durch das Bundesverfassungsgericht von 1956 bestand die Partei illegal weiter. Für Hoss stand danach "außer Frage, dass ich als Kommunist in die Fabrik gehörte".[2] Um nicht als Hilfsarbeiter anzufangen, absolvierte er einen sechswöchigen Schweißerlehrgang und betrieb dann als Arbeiter in verschiedenen Betrieben verdeckte Parteiarbeit, z.B. durch Herstellung und Verteilung von Flugblättern in illegalen Betriebsgruppen. Nach zwei Entlassungen im Düsseldorfer Raum bewarb er sich bei Daimler-Benz in Stuttgart, wo er im Oktober 1959 als Elektroschweißer anfing.

„Nach dem Prager Frühling, als Moskaus Panzer die Reformen in der Tschechoslowakei stoppten, brach er mit den Kommunisten.“[3]

1979 gehörte Hoss zu den Mitgründern der Partei Die Grünen. 2001 trat er wegen der Unterstützung der Beteiligung Deutschlands am Afghanistan-Krieg zusammen mit seiner Frau Heidemarie Hoss-Rohweder aus der Partei aus.

Willi Hoss war Mitglied und Förderer der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken in Baden-Württemberg.

Abgeordneter

Er war von 1983 bis 1985 sowie von 1987 bis 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages. Da er den Rotationsbeschluss der Partei, den er abgelehnt hatte, respektierte, schied er 1985 aus dem Bundestag aus, um wieder in seinen Beruf bei Daimler-Benz zurückzukehren.

Vom 15. Januar 1990 bis zum Ende der Legislaturperiode war er einer der drei Sprecher der Bundestagsfraktion Die Grünen.

Bei der Kandidatenaufstellung für die Bundestagswahl 1990 wurde er aufgrund interner Vorabsprachen der Parteiführung nicht wieder berücksichtigt.

"Ruhestandstätigkeit"

Ab 1991 arbeitete er für Indianer im brasilianischen Regenwald. Er rief die Initiative „Armut und Umwelt in Amazonien e.V." ins Leben. 1994 gründete er POEMA e.V. Stuttgart als Partner von POEMA Brasil. POEMA wurde mit dem Stuttgarter Friedenspreis 2008 ausgezeichnet.

Ein wichtiges Motto für ihn war Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch (Friedrich Hölderlin)

Familie

Willi Hoss war zweimal verheiratet und hatte zwei Kinder. Die Schauspielerin Nina Hoss ist seine Tochter aus der Ehe mit der Schauspielerin und Intendantin Heidemarie Hoss-Rohweder.

Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Stuttgart.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Willi Hoss Hoss: Komm ins Offene, Freund. Autobiographie. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2004, S. 36.
  2. Willi HOss: Komm ins Offene, Freund. Autobiographie. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2004, S. 49.
  3. Der gute Stern über Amazonien in: Die Zeit S. 2