Emmanuele Antonio Cicogna
Emmanuele Antonio Cicogna (* 17. Januar 1789 in Venedig, † 1869 in Venedig) ist ein Archäologe und Historiker. Er gilt als Literat einer umfangreichen Buchsammlung und umfangreichen Quellenarbeiten über die Stadt Venedig.
Leben und Werke
Cicogna entstammte einer Familie, der es 1736 gelungen war, in den venezianischen Adel aufzusteigen. Emanule Cicogna (1710-1805) war der Großvater von Emmanuele Antonio, seine Eltern waren Giovanni Antonio (1760-1844) und Elisabetta Bortolucci.[1] Der Junge erhielt seine erste Ausbildung am Collegio dei Nobili in Udine, wo die Schwerpunkte auf Grammatik, Rhetorik und Philosophie lagen. Auf Wunsch des Vaters schlug er eine Juristenkarriere ein und arbeitete am Appellationsgerichtshof, wo er zum Sekretär aufstieg. 1847 heiratete er Carlotta Colpo, die jedoch 1849 an der Cholera starb.
1808 erschien seine erste kleine Veröffentlichung, im Rahmen eines Werkes unter dem Pseudonym Angelo Eugenio Mentice Mantovano erschienenen Werkes, mit dem Titel Un Prete di San Martino. Dabei orientierte er sich am Stil Boccaccios; das Werk hatte eine Auflage von 24 Exemplaren, von denen nur eines erhalten ist. 1810 erschien ein weiteres Werk dieser Art. 1811 erschien seine Dissertazione storico-critica zur Entdeckung der Reliquien des Hl. Markus. !814 befasste er sich mit einer Statue Napoleons, die 1811 in Venedig errichtet worden war, und die 1814 entfernt wurde. 1817 brachte er einen Führer durch die oberen Säle des Dogenpalasts heraus.[2] 1822 verfasste er einen Nekrolog auf Ruggero Mondini, einen venezianischen Gelehrten, und noch im selben Jahr befasste er sich mit den herausragenden Köpfen der Familie Pasqualigo.[3]
Cicogna begann sich zunehmend für die Geschichte Venedigs zu interessieren und so begann er zunächst Zeittafeln herauszugeben[4], dann die Inschriften, die im gesamten Stadtgebiet auffindbar waren, zu transkribieren. Daraus entstanden die sechs Bände umfassenden Iscrizioni veneziane, eine Arbeit, die ihn drei Jahrzehnte beschäftigte. Dabei überlieferte er nicht nur zahlreiche Inschriften, die vielfach nicht mehr existieren, sondern er bemühte sich auch, die darin genannten Personen zu identifizieren und knappe biographische Anmerkungen zu liefern.
1847 brachte er einen bibliographischen Überblick über Venedig heraus, wobei dieser das gesamte Gebiet der Republik Venedig umfasste. Darin finden sich auf 5.861 Titel auf 943 Seiten, dazu Anmerkungen zu fast jedem Titel. Nebenbei schrieb er weiterhin Novellen, 1828 eine knappe Biographie der Bianca Cappello, die Frau des Francesco I. de’ Medici[5], noch im selben Jahr eine Abhandlung über die Translation der Überreste des Paolo Sarpi nach Murano.[6] 1830 verfasste er einen Nekrolog auf Teodoro Correr, von dessen Haltung zum Sammeln und von dessen Großzügigkeit er stark beeinflusst wurde.
1830 setzte sich Cicogna mit Dante auseinander.[7] Zu seinen Nekrologen und Biographien kamen Beiträge zu venezianischen Kirchen und ihrem Innenschmuck, dazu zu einzelnen Monumenten, wie dem Gobbo[8], aber auch in lateinischer Prosa.[9] Weiterhin befasste er sich mit den venezianischen Familien, wie den Spaur[10] oder Marcello[11], der Foscolo[12]
1845 und 1846 beschäftigte sich Cicogna mit den venezianischen Regatten, für die er unveröffentlichte Quellen vom 14. Jahrhundert bis 1844 zusammenstellte[13], ebenso wie mit den venezianischen Scuole, wie etwa San Giovanni Evangelista.[14] Als Sammler von Ausgaben des Decamerone von Boccaccio, von denen er inzwischen etwa 250 besaß, brachte er 1856 eine kleine, 17-seitige Bibliographie heraus.[15]
Insgesamt brachte er mehr als 110 historische Beiträge heraus, dazu poetische und Übersetzungen aus dem Lateinischen. Giovanni Paoletti listete fünf Jahre vor Cicognas Tod 215 Werke auf, wobei er zugestand, dass die Liste noch nicht vollständig sei.
1846 wurde Cicogna in die französische Ehrenlegion aufgenommen, 1858 wurde er vom österreichischen Kaiser mit der Goldenen Medaille für bürgerliche Verdienste ausgezeichnet, der Grande Medaglia d'Oro del Merito Civile, hinzu kamen russische, preußische Auszeichnungen, aber auch aus Sardinien und dem Königreich Neapel. Er war Mitglied in der österreichischen Akademie der Wissenschaften und des Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti sowie mehrere anderer Wissenschaftsgesellschaften.
Er sammelte rund 40.000 Bände und etwa 5.000 Manuskripte, die er 1865 gegen eine Leibrente für seine beiden Schwestern der Stadt vermachte. Sie wurden Bestandteil des Museo Correr, das 1830 von Teodoro Correr gestiftet und mit seiner umfangreichen Sammlung ausgestattet worden war. Hinzu kamen Gemälde, wie etwa von Tintoretto oder ein Porträt von Carlo Goldoni von Luigi Boscolo.
Literatur
- Giovanni Paoletti: Intorno agli scritti del cavaliere Emmanuele Antonio Cicogna, Venedig 1864.
Werke (Auswahl)
- Sullo scoprimento del Corpo di San Marco Evangelista, Venedig 1811.
- Delle iscrizioni veneziane, Bd. 1-6, Venedig 1824-1853, Nachdruck Bologna 1970
- Saggio di bibliografia veneziana, Venedig 1847
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Dies und das Folgende nach Giovanni Paoletti: Intorno agli scritti del cavaliere Emmanuele Antonio Cicogna, Venedig 1864.
- ↑ Il Forestiero guidato pel cospicuo appartamento, in cui risiedeva il Gabinetto della Repubblic Veneta, Venedig 1817.
- ↑ Personaggi illustri della Veneta patrizia gente Pasqualigo, Venedig 1822.
- ↑ Tavolette Chronologiche della Storia Veneta, Venedig 1823.
- ↑ Bianca Cappello. Cenni storico-critici, Venedig 1828.
- ↑ Memoria sul trasporto delle ossa di F. Paolo Sarpi dalla demolita chiesa di S. Maria de'Servi a quella di S. Michele di Murano, Venedig 1828.
- ↑ Nuova spiegazione data al verso di Dante: Pape Satan, Pape Satan aleppe, Venedig: Gazzetta di Venezia, 25. September 1830.
- ↑ Il Gobbo di Rialto, ein Artikel, der anlässlich der Restaurierung der Skulptur am 15. September 1836 im Vaglio erschien.
- ↑ In adventu Caesaris, 1838.
- ↑ Personaggi illustri della famiglia Tirolese dei conti Spaur, Venedig 1840.
- ↑ Narrazione intorno alla Veneta patrizia famiglia dei Marcello, Venedig 1841.
- ↑ Notizie intorno alla Veneta patrizia famiglia dei Foscolo, Venedig 1842.
- ↑ Lettera di E. A. Cicogna a Cleandro Conte di Prata intorno ad alcune Regatte pubbliche e private Veneziane, Venedig 1845 und Descrizione della Regatta del 1845, Venedig 1846.
- ↑ Breve notizia intorno alla origine della Confraternità di S. Giovanni Evangelista in Venezia, Venedig 1855.
- ↑ Saggio bibliografico di alcune edizioni del Decamerone di Giovanni Boccaccio possedute da Em. Antonio Cicogna, 1856.
Personendaten | |
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NAME | Correr, Teodoro |
ALTERNATIVNAMEN | Correr, Todaro (venezianisch) |
KURZBESCHREIBUNG | Archäologe, Historiker |
GEBURTSDATUM | 17. Januar 1789 |
GEBURTSORT | Venedig |
STERBEDATUM | 1869 |
STERBEORT | Venedig |