Langlaufeinrichtung


Als Langlaufeinrichtung bezeichnet man im Kinobetrieb Vorrichtungen, die die Wiedergabe eines Films mit nur einem Filmprojektor ohne Pausen zwischen den einzelnen Akten ermöglichen.
Vorgeschichte
In der Frühzeit des Kinos waren Filme nur wenige Minuten lang und wurden von wandernden Schaustellern vorgeführt, dies änderte sich mit dem Aufkommen der festen Lichtspielhäuser mit der Elektrifizierung der Städte. In diese wurden nun auch Filmprojektoren eingebaut, die dort ortsfest montiert wurden und somit eine deutlich verbesserte Vorführqualität ermöglichten. Der Vorführdauer auf einem Projektor war zu dieser Zeit jedoch aus verschiedenen Gründen enge Grenzen gesetzt: Die abgebrannten Elektroden der Kohlebogenlampen mußten regelmäßig gegen neue getauscht werden, außerdem war der damals verwendete Zelluloidfilm stark brandgefährdet und wurde daher am Projektor in Feuerschutztrommeln eingelegt, die aufgrund ihrer Dimensionierung nicht mehr als etwa 20 Minuten Film fassen konnten.
Aus diesen Gründen war es nötig, zur pausenlosen Vorführung längerer Filme zwei oder mehr Projektoren auf die gleiche Leinwand auszurichten und im Überblendbetrieb den Film abwechselnd auf diesen vorzuführen. Dieses Vorgehen konnte erst aufgegeben werden, als sich der Sicherheitsfilm durchsetzte – in Europa zum Beginn der 1950er Jahre – und die Kohlebogenlampen durch Xenon-Gasentladungslampen ersetzt wurden, was etwa 10 Jahre später geschah.
Nun war es auch möglich, längere Sequenzen eines Films durch Montage mehrere Akte von einer einzigen, größeren Spule wiederzugeben und beispielsweise bei Verwendung von Spulen mit einem Fassungsvermögen von 1800 m Film nur noch etwa stündlich zwischen den Projektoren überzublenden. Da aber 1800 m-Spulen bereits einen Durchmesser von über 60 cm besitzen, stellen diese die Obergrenze für die „klassische“ Montage am Filmprojektor (abwickelnde Spule oberhalb des Projektorlaufwerks, aufwickelnde Spule unterhalb) dar und eine pausenlose Vorführung längerer Filme ist nicht möglich.
Spulenturm / Sidewinder
Die einfachste Möglichkeit einer Langlaufeinrichtung ist der sogenannte Spulenturm, bei dem auf einem zusätzlichen Gerüst, das neben oder hinter dem Filmprojektor aufgestellt wird, zwei Spulen mit noch größerem Fassungsvermögen angebracht werden. Typischerweise liegt das Fassungsvermögen von Turmspulen bei 4000 oder 5000 m Normalfilm, also einer Spieldauer von etwa zweieinhalb bzw. gut drei Stunden. Der Film wird dabei – je nach Aufstellung des Spulenturms gegebenenfalls über Umlenkrollen – von der einen Spule (Abwickelspule) zum Projektor und nach dem Durchlauf durchs Projektorlaufwerk wieder zurück zum Spulenturm geführt, wo er auf der zweiten Spule (Aufwickel- oder Fangspule) wieder aufgewickelt wird.
Bei der Montage muß der Film hierbei so hergerichtet werden, dass am Ende der Anfang des Films außen auf der Spule liegt, nach dem Abspiel liegt dieser jedoch am Kern der zweiten Spule, der Film muß vor einer erneuten Vorführung zurückgespult werden. Für die Montage und Demontage eines Films besitzen die meisten Spulentürme die Möglichkeit, Steckspulen so zu befestigen, dass auch einzelne Filmakte von bzw. auf einer oder beiden Spulen auf- und abgewickelt werden können.
Da die Masse eines kompletten Films im zweistelligen Kilogramm-Bereich liegt, ist diese zu groß, um von der ersten Zahnrolle bewegt werden zu können, ohne die Perforation des Films zu beschädigen. Daher besitzen Spulenturme nicht nur an der aufwickelnden, sondern auch an der abwickelnden Spule einen eigenen Antrieb, der das Tempo je nach Grad der Abwicklung anpasst.
Neben Spulentürmen mit vertikal übereinander angeordneten Spulen gibt es auch solche, bei denen die Spulen horizontal nebeneinander oder gegenüber angeordnet sind, letztere nennt man auch „Sidewinder“. Es existieren auch Projektoren, bei denen ein solcher Sidewinder im Fuß integriert ist, wobei der Film über Umlenkrollen von der abwickelnden Spule aus von oben her in das Laufwerk geführt wird.
Filmtelleranlage


Im gewöhnlichen halbautomatischen Tellerbetrieb, bei dem drei bis fünf Teller mit einem Durchmesser von jeweils ca. 1,5 m in der Regel auf einem separaten Spulenturm übereinander liegen, wird der Film von einem Teller auf einen anderen gespielt (man spricht von Abwickelteller und Aufwickelteller). Entscheidender Vorteil: im Gegensatz zu einer Spule ist der aufgewickelte Film von oben zugänglich, und der Wickelkern kann herausgenommen werden. Der Filmanfang liegt stets innen. Nach dem Koppeln der Akte wird der Wickelkern herausgenommen, der Film wird über eine Rollenführung zum Projektor und anschließend zurück zu einem anderen Teller geführt, auf den ein Wickelkern gesteckt wird, um den Film aufzuspulen. Nach der Vorführung kann der Wickelkern wieder herausgenommen und der Film sofort für die nächste Vorstellung eingelegt werden. Dieses Verfahren ist zeit- und filmschonend (es sei denn, der Film läuft beim Koppeln über den Tellerrand, wobei es zu diagonalen Kratzern auf dem Film kommen kann; im Projektor selbst treten solche Beschädigungen nur in Laufrichtung auf).
Eine Steckeinheit steuert die Drehzahl des Abwickeltellers durch zwei Schalter an der nach links und rechts schwingenden Gabel. Der linke Schalter erhöht die Drehzahl, der rechte verlangsamt sie. Dadurch wickelt der Teller genauso viel Film ab, wie zum Projektor laufen muss.
Bei Spulenturm- wie Tellerbetrieb ist der Vorteil, dass weder Überblenden mit den dafür nötigen zwei Projektoren noch eine Rollenwechselpause (Aktwechsel) nötig sind, da der ganze Film inklusive Vorprogramm wie Werbung und Trailer in der Regel auf einem Teller bzw. einer großen Spule Platz findet.
Im vollautomatischen Endlostellerbetrieb wird der Film auf denselben Teller, von dem er entnommen wird, nach Durchlauf durch den Projektor wieder aufgewickelt. Da der Film innen (d.h. wo der Radius und damit der Umfang klein ist) entnommen und außen (wo Radius und Umfang größer sind) zugeführt wird, kann der Film nicht spiralförmig aufgespult werden. Die Form ist vielmehr sternförmig mit zahlreichen "Zacken"; eine Art Hammermechanismus bringt den Film in diese Form. Die Filmbahnen liegen hierbei auch nicht ganz "dicht an dicht" wie beim halbautomatischen Verfahren (siehe Abbildung).
Dies setzt ein ausgeklügeltes System von filmführenden Teilen voraus. Falsch bedient, verursacht dieses System langwierige Pannen.
Die Horizontal-Telleranlage wurde in den 60er Jahren von dem deutschen Filmvorführer und Kinobesitzer Willi Burth (* 10. September 1904, Saulgau; † 8. Dezember 2001, Ravenburg) erfunden. Burth suchte nach einer Möglichkeit, das lästige Umrollen (Zurückspulen) des Filmes nach jeder Vorstellung zu umgehen. Die Horizontal-Telleranlage basiert darauf, dass der Film nicht auf eine Filmspule aufgewickelt wird, sondern waagerecht auf einer runden Platte – dem Filmteller – liegt. Dazu wird der Film auf einen Stahlring umgewickelt, der auf dem Filmteller befestigt werden kann. Eine solche Telleranlage verfügt über mehrere Ebenen; soll der Film vorgeführt werden, so zieht man den Stahlring aus der Mitte des Filmes heraus, und befestigt den Ring auf einer anderen Ebene der Telleranlage. Über die so genannte Einsteckeinheit, die an Stelle des Stahlringes in der Mitte des Filmwickels positioniert wird, kann der Film von innen abgewickelt werden. Die Einsteckeinheit steht dabei fest und dreht den Filmteller mit dem Filmwickel darauf. Der Film wird nun durch den Projektor geführt und danach wieder auf den Stahlring auf der anderen Ebene aufgewickelt. Bei erneuter Vorführung des Filmes entfällt das Zurückspulen des Films, da dieser wieder mit dem Anfang auf die Mitte des Stahlringes aufgewickelt wurde. Im Jahr 1987 erhielt Burth für die Erfindung des „No Rewind Filmtellers“ den Technikoscar der Academy of Motion Picture Arts and Sciences.
Endlosteller

Einzelnachweise