Freiheit
Freiheit bezeichnet das Fehlen von Zwängen (man kann/darf alles). Freiheit bezeichnet auch die Möglichkeit, unter mehreren Optionen wählen zu können, ohne Sanktionen befürchten zu müssen.
Wegbereiter
Das Mill-Limit: In seiner bekanntesten Schrift „On Liberty“ (dt: „Über die Freiheit“) setzt der britische Philosoph und Nationalökonom John Stuart Mill das Limit „… dass der einzige Grund, aus dem die Menschheit, einzeln oder vereint, sich in die Handlungsfreiheit eines ihrer Mitglieder einzumischen befugt ist: sich selbst zu schützen. Dass der einzige Zweck, um dessentwillen man Zwang gegen den Willen eines Mitglieds einer zivilisierten Gesellschaft rechtmäßig ausüben darf: die Schädigung anderer zu verhüten.“ Das Mill-Limit gilt heute noch, besonders in angloamerikanischen Ländern, als Grundlage des Liberalismus.
System der natürlichen Freiheit: Das einfache System der natürlichen Freiheit ist eine von Adam Smith vorgeschlagene gesellschaftliche Ordnung ("obvious and simple system of natural liberty").
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (französisch: liberté, égalité, fraternité) sind die Ideale der Französischen Revolution. Sie zeigen den Patriotismus dieser Zeit auf.
Besondere Freiheiten
Individuelle Freiheit und allgemeine Freiheit: Während der allgemeine Freiheitsbegriff eher als utopische Idealvorstellung bzw. ein philosophisches Ziel zu verstehen ist, ist die individuelle Freiheit der in der Realität verbleibende Handlungsspielraum eines Individuums vor dem Hintergrund real existierender Restriktionen, zum Beispiel physische, rechtliche oder materielle/ökonomische Beschränkungen.
Handlungsfreiheit ist ein Begriff aus der Philosophie und der Rechtswissenschaft (Grundrecht). Sie bezeichnet das Vermögen eines Lebewesens, seiner Natur, seinen Interessen oder seinen Neigungen zu folgen.
Willensfreiheit: Der Freie Wille ist eine Bezeichnung für den Willen eines Wesens, den dieses Wesen selbst und frei bestimmt.
Die Meinungsfreiheit ist das subjektive Recht eines jedes Menschen auf seine eigene Meinung.
Rezipientenfreiheit, auch Informationsfreiheit, ist das Recht, sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu informieren.
Der Begriff Pressefreiheit bezeichnet das Recht der Presse auf freie Ausübung ihrer Tätigkeit, vor allem das unzensierte Veröffentlichen von Informationen und Meinungen. Die Rundfunkfreiheit ist in Art.5 Abs. 1 S.2 GG garantiert und schützt alle mit der Rundfunkveranstaltung verbundenen Tätigkeiten.
Heute vorherrschende Verwendung
Unter dem Begriff der Freiheit wird eine der wichtigsten, aufregendsten, komplexesten und folgenreichsten, aber gleichwohl auch eine der gefährlichsten politisch-philosophischen „Formeln“ der Neuzeit subsumiert.
Im erweiterten Sinn bedeutet Freiheit das Fehlen von (meist unerwünschten) Eigenschaften oder Dingen (Frei von Schuld). Im engeren Sinn ist Freiheit das Gegenteil von Gefangenschaft. Ethisch ist Freiheit das Recht, die Möglichkeit und die Verpflichtung des Menschen zur Selbstbestimmung und zum Ausdruck seines freien Willens. Philosophisch ist Freiheit die Fähigkeit (und Möglichkeit?) zur Entscheidung. Nach der Definition von Friedrich Engels ist (den Wurzeln bei Hegel folgend --> Lit. Spinoza?) »Freiheit Einsicht in die Notwendigkeit«. Ansätze, die in der Philosophie des Idealismus wurzeln, betonen dagegen eher die Freiheit als Vermögen der Selbstgestaltung (Autonomie). Bei Rosa Luxemburg heißt es "Freiheit ist die Freiheit der Andersdenkenden" und betont damit den intellektuellen Aspekt, die Motivation als Gegenstand der Freiheit. Nach der Definition von Friedrich Hayek ist Freiheit ein "Zustand, in dem ein Mensch nicht dem willkürlichen Zwang durch den Willen eines anderen oder anderer unterworfen ist". Der Strukturalismus zeigt die zwangsweise Einschränkung von Freiheit durch die gesellschaftlichen Grundstrukturen!
Man unterscheidet zwischen Freiheit von (negative Freiheiten) und Freiheit zu (positive Freiheiten).
Freiheit von bedeutet hier, dass etwas nicht vorhanden ist, beispielsweise Freiheit von Behördenwillkür, oder Freiheit von Repressionen.
Freiheit zu bedeutet die Erlaubnis, etwas ohne unnötige Einschränkungen zu tun oder zu vertreten. Beispielsweise ist die Meinungsfreiheit eine Freiheit zu: Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung. Eine Interpretation als Freiheit von (»Ausdruck einer eigenen Meinung ist unerwünscht«) entspräche gerade dem Gegenteil dessen, was man unter Meinungsfreiheit versteht.
In bestimmten Bereichen gibt es keine Übereinstimmung der Interpretation. Beispiel ist die Religionsfreiheit. Manche verstehen darunter die Freiheit von Religion in dem Sinne, dass außerhalb des privaten und des explizit religiösen Bereichs die Religion nicht ausgedrückt werden sollte (beispielsweise Kreuze in der Schule aufzuhängen), während andere darunter die Freiheit zu verstehen (im Beispiel also die Freiheit der Christen, auch in der Schule Kreuze aufzuhängen).
Sehr wichtige Beiträge zu einer Philosophie der Freiheit lieferten die Philosophen Hermann Krings und Rudolf Steiner.
Etymologie
Das Wort »frei« stammt ab von fri, was zugleich Frau bedeutet. Die Bedeutung »frei« entwickelt sich aus »eigen«, vermutlich aus Wendungen wie »die eigenen Kinder«. Jemand ist frei, wenn er »zu den Lieben gehört« und kann sich deshalb einiges herausnehmen. So kennzeichnet der Wortursprung der Freiheit also einen Aspekt von Bindung und ist weit von dem heutigen Verständnis der Freiheit entfernt.
Der Bedeutungswechsel rührt wahrscheinlich aus der Bibelübersetzung von Martin Luther her und der seitdem verstärkt ansetzenden Lösung (»Befreiung«) des Einzelnen aus seiner Gemeinschaft, die zur Entwicklung des Liberalismus führte. Luther selbst hat mit seiner Schrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen« gegen seine Absichten den Deutschen Bauernkrieg angefacht.
Weblinks
- Aktuelle Literatur zum Freiheitsbegriff
- Sehr lesenswerte Erörterung zu Herkunft und (Be)Deutung
- Der Wert der Freiheit, eine Grundlagenstudie des IfD Allensbach (PDF)
Literatur
- Negative Freiheit? - Zur Kritik des neuzeitlichen Individualismus, Charles Taylor, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1999, ISBN 3518286277
- Die Furcht vor der Freiheit, Erich Fromm (Sozialphilosoph, Psychoanalytiker), Dtv, Ersterscheinung 1941, ISBN 3423350245
- Über die Freiheit. John Stuart Mill, reclam, ISBN 3150034914