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Gerechter unter den Völkern

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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Bezeichnung Gerechter unter den Völkern (Hebräisch:חסיד אומות העולם Chassid Umot ha-Olam) verwendet, um nichtjüdische Personen zu bezeichnen, die ihr Leben dafür einsetzten, um Juden vor dem nationalsozialistischen Holocaust zu retten.

Hintergrund

Gerechter unter den Völkern ist eine Bezeichnung, die von Juden ursprünglich verwendet wurde, um Nichtjuden zu bezeichnen, die gute, gottesfürchtige Menschen waren. In der jüdischen Tradition wird die Einhaltung der jüdischen Gesetze und Vorschriften, die sich in der Torah wie auch in der Mischna, Gemara und der mündlichen Überlieferung befinden, nur von Juden erwartet, die dieses Erbe von ihren Vorfahren übernommen haben. Im Unterschied zu den 613 Gesetzen, die Juden einzuhalten haben, sollten Nichtjuden ihrer Ansicht nach nur den weiter gefaßten ethischen Prinzipien folgen, die im mosaischen Gesetz zu finden sind, z.B. nicht zu töten, keinen Ehebruch zu begehen und nicht zu stehlen.

Heutige Bedeutung

Seit 1963 hat eine Kommission, die vom Israelischen Obersten Gerichtshof angeführt wird, die Aufgabe übernommen, den Ehrentitel eines "Gerechten unter den Völkern" zu vergeben. Diese Kommission folgt in ihrer Vergabe festliegenden Kriterien und verfolgt fortwährend die aktuelle Diskussion und Forschung sowie auch die Augenzeugenberichte der Shoah.

Ehrung

Eingang zum „Garten der Gerechten“ in der Gedenkstätte Yad Vashem

Eine Person, die als "Gerechter unter den Völkern" geehrt wird, erhält eine speziell geprägte Medaille mit ihrem Namen, ein Ehrenzertifikat und die Ehre, dass ihr Name an der Wall of Honor im Garten der Gerechten in Yad Vashem in Jerusalem, der israelischen Holocaust-Gedenkstätte, angeschlagen wird. Die Medaille der Auszeichnung trägt die Inschrift:

„Wer immer ein Menschenleben rettet, hat damit gleichsam eine ganze Welt gerettet.“

Außerdem wird für ihn ein Baum gepflanzt, dies ist derzeit allerdings aus Platzmangel zurückgestellt worden.

Die Ehrung wird den Geehrten oder ihren nächsten Anverwandten in einer feierlichen Zeremonie in Israel oder in ihrem Heimatland durch die Botschaften und die dortigen israelischen Repräsentanten verliehen. In der Regel erfahren diese Ehrungen auch in der Presse größeres Aufsehen. Yad Vashem wird durch das Yad-Vashem-Gesetz autorisiert, "den 'Gerechten unter den Völkern' eine Ehrenbürgerschaft zu übertragen, sowie ihnen, wenn sie nicht mehr leben, in Erinnerung an ihre Taten ein ewiges Gedächtnis im Staate Israel zuzusichern."

Jeder, der als "Gerechter unter den Völkern" geehrt wurde, ist aufgerufen, bei Yad Vashem diese Urkunde anzufordern. Wenn der Gerechte unter den Völkern nicht mehr leben sollte, wird seinen oder ihren Nachfahren dieses Recht zuerkannt. Derzeit tragen 20.757 Männer und Frauen einschließlich ihrer Familienangehörigen (darunter 410 Deutsche, 84 Österreicher und 38 Schweizer, Stand Januar 2005), die gemeinsam Juden beim Überleben geholfen haben, die Ehrenbezeichnung eines Gerechten unter den Völkern und stehen für über 8.000 authentische Berichte einer Rettung. Yad Vashem hat die Aufgabe, das Programm solange fortzusetzen, wie Petitionen um diesen Titel eingehen und die Kriterien für die Ehrung erfüllen.

Ein Gerechter unter den Völkern erhält ein monatliches Ehrengeld in Höhe des Durchschnittslohns. Zusätzlich wird den Gerechten unter den Völkern und ihren Ehepartnern ein Genesungsgeld für Beamte gezahlt. Gesundheitsleistungen nach dem Nationalen Krankenversicherungsgesetz werden kostenlos geleistet.

Ein Gerechter unter den Völkern, der wirtschaftliche Not leidet, wo auch immer er lebt, erhält von der jüdischen Stiftung für die Gerechten, einer in New York angesiedelten Hilfsorganisation, die zu diesem Zweck gegründet wurde, eine Unterstützung. Der Anne-Frank-Fond in Basel übernimmt die Unterstützung in medizinischer Hinsicht. Die Gerechten, die in Israel leben (ca. 35 Personen) erhalten automatisch eine staatliche Pension.

Israel bietet 57 überlebenden Gerechten unter den Völkern eine Heimat, die Juden gerettet haben und nach dem Zweiten Weltkrieg emigriert sind, um dort alleine oder mit ihren Familien zu leben. ATZUM sorgt dafür, ihnen ihre Grundbedürfnisse zu gewährleisten, soweit sie nicht vom israelischen Sozialsystem (NII) übernommen werden, sowie Besuche von israelischen "adopted grandchildren" zu gewährleisten, professionellen Helfern, sowie geriatrische, zahnmedizinische und weitere Hilfe zu bieten.

Anzahl der Gerechten nach Nationalitäten

zum 1. 1. 2005, Quelle: Yad Vashem
Polen   5,874
Niederlande 4,639
Frankreich 2,500
Ukraine 2,079
Belgien 1,402
Ungarn 658
Litauen 555
Weißrußland 537
Slowakei 454
Deutschland 410
Italien 371
Griechenland 265
Serbien und Montenegro) 119
Russland 116
Tschechien 115
 
Kroatien   103
Lettland 96
Österreich 84
Moldawien 69
Albanien 63
Rumänien 51
Schweiz 38
Bosnien-Herzegowina 34
Norwegen 24
Dänemark ¹ 19
Bulgarien 17
Großbritannien 13
Schweden 10
Mazedonien 10
Armenien 10
 
Slowenien   6
Spanien 3
Estland 3
Brasilien 2
Volksrepublik China 2
Japan 1
Luxemburg 1
Portugal 1
Türkei 1
USA 1
Georgien 1

Insgesamt 20,757

¹ Auf ihren Wunsch hin wurden die Mitglieder des dänischen Untergrundes, die bei der Rettung der jüdischen Gemeinschaft halfen, insgesamt als eine Gruppe gezählt.

Gerechte nach Ländern (Auswahl)

Deutschsprachige Länder

(oder mehrheitlich deutschsprachig)

Deutsche Träger der Ehrung (Auswahl)

 
 

Österreichische Träger der Ehrung

  Fritz Fasching
  Mitzi Fasching
 
 

Schweizer Träger der Ehrung (Auswahl)

 
 

Andere Länder

Britische Träger der Ehrung (Auswahl)

Italienische Träger der Ehrung (Auswahl)

Niederländische Träger der Ehrung (Auswahl)

Polnische Träger der Ehrung (Auswahl)

Schwedische Träger der Ehrung (Auswahl)

Tschechische Träger der Ehrung (Auswahl)

US-Amerikanische Träger der Ehrung