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Großer Nordischer Krieg

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Großer Nordischer Krieg
Datei:Stora nordiska kriget.jpg
Gemäldezusammenschnitt dem Uhrzeigersinn nach: Schlacht von Poltawa, Schlacht von Gangut, Schlacht bei Narva, Schlacht bei Gadebusch, Schlacht von Storkyro
Datum 12. Februar 1700 – 10. September 1721
Ort Mittel-, Nord- und Osteuropa
Ausgang alliierter Sieg
Friedensschluss Präliminarfrieden zu Stockholm, Frieden von Stockholm, Frieden von Frederiksborg, Frieden von Nystad
Konfliktparteien

Königreich Schweden (1700–1721)
Hetmanat (1708-1709)
Osmanisches Reich (1710–1711)

Zarentum Russland (1700–1721)
Sachsen-Polen (1700–1706, 1709–1719)
Dänemark-Norwegen (1700, 1709–1720)
Königreich Preußen (ab 1715)
Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg (ab 1715)

Vorlage:Linkbox Großer Nordischer Krieg

Der Große Nordische Krieg war ein in Nord-, Mittel- und Osteuropa geführter Krieg um die Vorherrschaft im Ostseeraum in den Jahren 1700 bis 1721.

Eine Dreierallianz, bestehend aus dem Russischen Zarenreich, den Personalunionen Sachsen-Polen und Dänemark-Norwegen, griff im März 1700 das Schwedische Reich an, das von dem 18-jährigen, als jung und unerfahren geltenden König Karl XII. regiert wurde. Trotz der ungünstigen Ausgangslage blieb der schwedische König zunächst siegreich und bewirkte, dass Dänemark-Norwegen (1700) und Sachsen-Polen (1706) aus dem Krieg ausschieden. Als er sich 1708 anschickte, Russland in einem letzten Feldzug zu besiegen, erlitten die Schweden in der Schlacht bei Poltawa im Juli 1709 eine verheerende Niederlage, die die Kriegswende bedeutete.

Von dieser Niederlage ermutigt, traten die ehemaligen schwedischen Gegner Dänemark und Sachsen wieder in den Krieg gegen Schweden ein. Von nun an bis zum Kriegsende hatten die Alliierten die Initiative in der Hand und drängten die Schweden in die Defensive. Erst nachdem der als uneinsichtig und stur geltende schwedische König im Herbst 1718 während einer Belagerung von Frederikshald unter ungeklärten Umständen fiel, konnte der für Schweden aussichtslos gewordene Krieg beendet werden. Die Friedensbedingungen im Frieden von Nystad, dem Frieden von Frederiksborg und dem Frieden von Stockholm bedeuteten das Ende des schwedischen Status als europäische Großmacht und den gleichzeitigen Aufstieg Russlands als neue Großmacht.

Vorgeschichte

Die Ursache des Großen Nordischen Krieges war von verschiedenen Faktoren bestimmt und hatte ihre Ursprünge zu Beginn des 17. Jahrhunderts. In zahlreichen Kriegen gegen das Königreich Dänemark, das Königreich Polen-Litauen und das Russische Zarenreich hatte Schweden bis 1660 die Vormachtstellung im Ostseeraum errungen. Dabei hatte es das Zarenreich im Frieden von Stolbowo (1617) vom Zugang zur Ostsee abgedrängt und Dänemark mit dem Frieden von Oliva (1660) die uneingeschränkte Herrschaft über den Sund entrissen. In den folgenden Jahren war Schweden außenpolitisch von Frankreich unterstützt worden und konnte seinen Besitzstand wahren.

Als Folge dieser Entwicklungen zeichneten sich am Ende des 17. Jahrhunderts folgende Konfliktlinien in Nordosteuropa ab:

Entwicklung des schwedischen Imperiums im frühmodernen Europa (1560–1815)
  • Einen Streitpunkt zwischen Dänemark und Schweden stellte die Frage um die gottorfschen Anteile in den Herzogtümern Holstein und vor allem Schleswig dar. Die Herzogtümer waren seit 1544 in königliche, gottorfsche und gemeinsam regierte Anteile aufgeteilt worden.[1] Trotzdem verblieb Holstein formell deutsches und Schleswig dänisches Lehen. Nach dem Frieden von Roskilde 1658 wurden die Anteile der mit den Schweden alliierten Gottorfer im Herzogtum Schleswig vom dänischen Lehen entbunden. Die dänische Außenpolitik, die sich durch die Allianz der Gottorfer mit den Schweden von zwei Seiten bedroht sah, versuchte sich die verlorenen Gebiete wieder einzuverleiben. Die Unabhängigkeit des Teil-Herzogtums Schleswig-Holstein-Gottorf garantierte lediglich die schwedische Regierung, welche davon ausging, dass sie mit dem verbündeten Territorium im Falle eines Krieges gegen Dänemark über eine strategische Basis für Truppenaufmärsche und Angriffe auf das dänische Festland verfügte.[2]
  • Ein weiterer Streitpunkt zwischen Dänemark und Schweden bildeten die früher dänischen und seit 1658 zu Schweden gehörenden Provinzen Schonen (Skåne), Blekinge und Halland. Die Frage nach der staatlichen Zugehörigkeit Schonens hatte bereits 1675 zum letztlich erfolglosen Kriegseintritt Dänemarks in den Nordischen Krieg von 1674 bis 1679 geführt.[2]
  • Unter König Karl XI. von Schweden (1655–1697) war es zu den so genannten Reduktionen gekommen, durch welche der Landbesitz des Adels größtenteils an die Krone überging. Diese Praxis stieß unter anderem in Livland auf den Widerstand der betroffenen Fürsten, die sich nun um ausländische Hilfe bemühten.[2]
  • In Russland hatte Zar Peter I. (1672–1725) erkannt, dass das Fehlen eines Zugangs zur Ostsee den russischen Handel beeinträchtigte. Seine Anstrengungen richteten sich vor allem deshalb gegen Schweden, welches die Ostseeküste besetzt hielt.[2]
  • Kurfürst August I. von Sachsen (1670–1733) war im Jahre 1697 als August II. zum König von Polen gewählt worden. Er strebte danach, sich in Polen Anerkennung zu verschaffen und das Königtum dadurch in eine Erbmonarchie umwandeln zu können. Dabei beriet ihn der aus Livland geflohene Johann Reinhold von Patkul (1660–1707). Dieser meinte, dass die Rückeroberung des einst polnischen Livlands August zu einigem Prestige verhelfen werde. Der lokale Adel werde diesen Schritt willkommen heißen und sich gegen die schwedische Herrschaft erheben.[2]

Zwischen den drei potentiellen Gegnern Schwedens zeichnete sich bald nach der Thronbesteigung des erst 15-jährigen Karls XII. von Schweden (1682–1718) der Zusammenschluss zu einer Allianz ab. Bereits im ersten Regierungsjahr hatte der junge König seinen Schwager Friedrich IV. (1671–1702), den Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf zum „Oberbefehlshaber aller schwedischen Truppen in Deutschland“ gemacht und ihn beauftragt, die Landesverteidigung des Gottorfer Teil-Herzogtums zu verbessern. Diese offensichtlich militärischen Vorbereitungen gaben im Juni 1698 den Anstoß zu ersten Bündnisverhandlungen zwischen Dänemark und Russland.[3] Im August 1698 trafen sich Zar Peter I. und König August II. schließlich in Rawa, wo sie erste Absprachen für ein gemeinsamen Angriff auf Schweden trafen.[4] Den formalen Abschluss der Allianz stellte der am 11. Novemberjul. / 21. November 1699greg. abgeschlossene Vertrag von Preobraschenskoje dar. Erst am 23. Novemberjul. / 3. Dezember 1699greg. erfolgte der Abschluss einer weiteren Allianz zwischen Zar Peter I. und König Friedrich IV. von Dänemark (1671–1730). Dänemark war seit März 1698 auch mit Sachsen in einer Defensivallianz verbündet. In beiden Verträgen wurde Schweden allerdings nicht expliziet als Ziel dieser Abkommen erwähnt. Sie verpflichteten die Vertragspartner lediglich dazu, sich im Falle eines Angriffs, oder wenn der Handel eines der Länder durch andere Staaten beeinträchtigt würde, Beistand zu leisten. Weiterhin ließ Zar Peter I. Klauseln einfügen, laut denen er erst nach einem Friedensschluss zwischen Russland und dem Osmanischen Reich (→ Russisch-Türkischer Krieg (1686–1700)) an die Bestimmungen der Verträge gebunden war.[5]

Die Abwehr des alliierten Angriffs auf Schweden (1700)

Die sächsischen und dänischen Angriffe

Die Beschießung von Kokenhausen in Livland durch sächsische Truppen (Herbst 1700); Zeitgenössischer Druck

Am 12. Februar 1700 drang General Jacob Heinrich von Flemming an der Spitze von etwa 14.000 sächsischen Soldaten in Livland ein um die Provinz und ihre Hauptstadt Riga einzunehmen.[6] Da der schwedische Feldmarschall Erik Dahlberg die Stadt jedoch rechtzeitig in Verteidigungszustand versetzte, gingen die Sachsen zunächst an die Einnahme von Dünamünde (13. – 15. März 1700). Diese Festung ließ August II. etwas voreilig in “Augustusburg” umbenennen.[7] Danach legten sie eine Blockade um Riga ohne jedoch die Festung ernstlich anzugreifen. Nach acht Wochen ergriffen hingegen die Schweden die Initiative und schlugen die Sachsen im Gefecht bei Jungfernhof (6. Mai 1700). Die sächsischen Truppen wichen hinter die Düna aus und warteten zunächst Verstärkungen ab. Als diese im Juni 1700 unter Generalfeldmarschall Adam Heinrich von Steinau eintrafen wurden sie von August II. persönlich begleitet. Steinau ging im Juli wieder zum Angriff über, schlug ein schwedisches Detachement unter General Otto Ottoson Vellingk in der Nähe von Jungfernhof und begann die eigentliche Belagerung von Riga. Als die Belagerung kaum Fortschritte erzielte wurde auf sächsischer Seite beschlossen zunächst größere Teile Livlands zu sichern. Aus diesem Grund wurde im Herbst auch die kleinere Festung Kokenhausen belagert und am 17. Oktober 1700 erobert. Danach gingen die Sachsen in ihre Winterquartiere in Kurland.[8] Die schwedischen Truppen in Livland rekrutierten sich überwiegend aus Esten, Letten und Finnen und waren vorerst auf sich selbst gestellt. Es kam ihnen jedoch zugute, dass sich der livländische Adel nicht gegen die schwedische Herrschaft erhob. Stattdessen kam es im Zuge des sächsischen Einmarsches zu Bauernrevolten, was die Adligen umso mehr Anlehnung an die schwedische Krone suchen ließ.[9]

Blockade der Stadt Riga durch die polnischen und sächsischen Truppen im Jahr 1700

Inzwischen hatte am 11. März 1700 auch König Friedrich IV. von Dänemark Schweden den Krieg erklärt. An der Trave war bereits ein dänisches Korps von 14.000 Mann unter dem Befehl Herzog Ferdinand Wilhelm von Württemberg zusammengezogen worden. Diese Truppen setzten sich am 17. März 1700 in Bewegung, besetzten mehrere Orte in Holstein-Gottorf und schlossen am 22. April 1700 Tönning (→ Belagerung von Tönningen) ein. Ab dem 26. April wurde die Stadt mit Granaten beschossen. Unterdessen blieben auf Seeland nur zwei Kavallerie-Regimenter, das Mariner-Regiment und zwei Bataillone Infanterie zurück. Die Hauptaufgabe zum Schutz der dänischen Kerngebiete gegen Schweden wurde der dänischen Flotte übertragen, welche mit 29 Linienschiffen und 15 Fregatten im Mai 1700 in See gegangen war. Diese wurde von dem jungen Ulrich Friedrich Gyldenløve kommandiert und hatte den Auftrag die schwedische Flotte in Karlskrona zu überwachen. Sollte diese Kurs auf dänisches Gebiet setzen, sollte er sie unverzüglich angreifen. Im Mai 1700 sammelte sich unterdessen jedoch eine schwedische Armee, die aus den Regimentern in Schwedisch-Pommern und Bremen-Verden bestand unter dem Befehl des Feldmarschalls Graf Gyllenstierna. Unterstützt wurde es ab dem Sommer 1700 von einem holländisch-hannoveranischen Hilfskorps. Diese Truppen vereinigten sich bei Altona und begannen zum Entsatz von Tönningen zu schreiten. Der Herzog von Württemberg gab die Belagerung der Stadt am 2. Juni 1700 auf und wich einer Schlacht gegen die schwedischen Truppen aus.[10]

Die schwedische Gegenoffensive in Seeland

Belagerung von Kopenhagen 1700
Darstellung der Feldzüge während der ersten Phase des Krieges vom Kriegsausbruch 1700 bis zur Kriegswende infolge der Schlacht bei Poltawa im Juli 1709.

Schweden konnte in der ersten Phase aufgrund seiner Anfangserfolge weitgehend das Kriegsgeschehen bestimmen. Zentrale Kriegsschauplätze waren in erster Linie Sachsen-Polen und das bis dato schwedische Livland und Estland, welches bis 1706 durch die Russische Zarenarmee in einem separat geführten Nebenkrieg erobert werden konnte.

In Schweden wurde unterdessen fieberhaft die Kriegsbereitschaft von Heer und Flotte hergestellt. Etwa 5.000 neue Matrosen wurden angeworben und die Stärke der Flotte damit auf 16.000 Mann unter dem Admiral Wachtmeister gebracht. Hinzu kam, dass sämtliche Handelsschiffe in schwedischen Häfen für die anstehenden Truppentransporte requiriert wurden.[11] Insgesamt verfügte Schweden über 42 Linienschiffe in der Ostsee gegenüber insgesamt 33 dänischen.[12] Ebenso schnell wurde das Heer aufgerüstet. Entsprechend dem Einteilungswerk wurden die regionalen Regimenter mobilisiert und dazu eine größere Anzahl neuer Einheiten aufgestellt. Insgesamt umfassten die Truppen bald 77.000 Mann.[11] Eine weitere Unterstützung erhielt Schweden im Juni durch eine englisch-niederländische Flotte von 25 Linienschiffen unter den Admiralen George Rooke und Philips van Almonde. Die Seemächte waren besorgt durch den offensichtlich kurz bevorstehenden Tod des spanischen Königs, von dem sie erwarteten, dass er einen europäischen Erbfolgekrieg zur Folge haben werde. Angesichts dieser ungewissen Lage waren sie nicht bereit ihre wichtigen Handels- und Nachschubrouten durch die Ostsee durch einen dänisch-schwedischen Krieg gefährden zu lassen. Aus diesem Grund hatten sie sich entschlossen Schweden gegen den Aggressor Dänemark beizustehen.[13]

Mitte Juni 1700 lag das englisch-niederländische Geschwader vor Göteborg während Karl XII. am 16. Juni 1700 in Karlskrona mit der schwedischen Flotte in See ging. Zwischen den Verbündeten lag im Öresund die dänische Flotte um eine Vereinigung ihrer Gegner zu verhindern. Karl XII. ließ seine Flotte jedoch eine enge Fahrrinne am östlichen Ufer entlang nehmen und erreichte bald die verbündeten Schiffe. Gemeinsam verfügten die Verbündeten nun über mehr als 60 Schiffe und waren der dänischen Flotte damit fast um das Doppelte überlegen. Der dänische Admiral Gyldenstierna entschloss sich deshalb dazu einer Seeschlacht auszuweichen und zog sich zurück. Nunmehr konnten am 25. Juli 1700 die ersten schwedischen Truppen unter dem Schutz ihrer Schiffsgeschütze auf Seeland landen. Anfang August 1700 verfügten sie dort bereits über etwa 14.000 Mann gegenüber weniger als 5.000 dänischen Soldaten. Es gelang ihnen somit schnell Kopenhagen einzuschließen und mit Artillerie zu beschießen. König Friedrich IV. hatte die Seeherrschaft verloren und seine Armee stand weit im Süden in Hollstein-Gottorp, wo die Kämpfen für ihn ebenfalls ungünstig liefen. Er hatte deshalb keine andere Möglichkeit, als sich mit Karl XII. zu verständigen. Am 18. August 1700 schlossen die beiden Herrscher den Frieden von Traventhal, der den Status quo ante wiederherstellte.[14]

Der Narva-Feldzug

Ursprünglich hatten die Alliierten vereinbart, dass Russland gleich nach dem Friedensschluss mit dem Osmanischen Reich, möglichst jedoch im April 1700 den Krieg gegen Schweden eröffnen sollte. Doch die Friedensverhandlungen zogen sich in die Länge und Peter I. zögerte trotz des Drängens von August II. sich am Krieg zu beteiligen. Erst Mitte August 1700 gelang eine Verständigung mit den Osmanen und am 19. August 1700 erklärte Peter I. Schweden schließlich den Krieg. Er tat dies jedoch in völliger Unkenntnis der Tatsache, dass am Vortag mit Dänemark bereits ein wichtiger Verbündeter aus der Koalition ausgefallen war. In einem Bericht hielt der niederländische Gesandte am 3. September deshalb fest: “Wenn diese Neuigkeit vierzehn Tage früher eingetroffen wäre, so zweifle ich sehr, ob S. Czarische Majestät sich mit ihrer Armee in Marsch gesetzt oder S. Majestät dem König von Schweden den Krieg erklärt hätte.”[15]

Schlacht bei Narva am 20. November
aus: Johann Christoph Brotze: Sammlung verschiedner Liefländischer Monumente

Allerdings hatte Peter I. bereits im Sommer 1700 eine Armee an den Grenzen zu Schweden aufstellen lassen, die zu einem großen Teil aus jungen, nach europäischem Vorbild ausgebildeten Rekruten bestand. Insgesamt wurden die Streitkräfte in drei Divisionen unter den Generalen A.M. Golowin, A.A. Weide und A.I. Repnin geteilt. Zu diesen stießen noch einmal 10.500 Kosaken, sodass sich die Gesamtstreitmacht auf etwa 64.000 Mann belief. Von diesen stand jedoch noch ein großer Teil im Landesinneren.[16] Mitte September 1700 rückte eine russische Vorhut in schwedisches Territorium ein und am 4. Oktober 1700 begann die russische Hauptarmee mit etwa 35.000 Soldaten die Belagerung von Narva. Peter I. hatte vor dem Krieg Ingermanland und Karelien für sich reklamiert, um einen sicheren Zugang zur Ostsee zu erhalten. Narva lag zwar nur 35 Kilometer von den russischen Grenzen entfernt, aber im von August II. beanspruchten Livland. Unter den Verbündeten regte sich deshalb Misstrauen gegenüber dem Zaren und man fürchtete, dass dieser Livland für sich erobern wollte. Drei Gründe sprachen jedoch für Narva als Ziel des russischen Angriffs: Es lag südlich von Ingermanland und konnte den Schweden als Einfallstor in diese Provinz dienen. Es lag unweit der russischen Grenzen und war damit ein logistisch relativ einfach zu erreichendes Ziel. Wichtig war nicht zuletzt, dass fast der gesamt Handel Russlands nach Westen über Riga und Narva lief und der Zar nur ungern beide Städte im Besitz Augusts II. gesehen hätte.[17]

Unterdessen hatte Karl XII. seine Armee bis zum 24. August 1700 wieder aus Dänemark abgezogen. Seitdem bereitete er in Südschweden eine Expedition nach Livland vor, um dort den sächsischen Truppen entgegen zutreten. Trotz der drohenden Herbststürme verließ Karl XII. am 1. Oktober Karlskrona und erreichte am 6. Oktober 1700 Pärnu. Die schwedischen Verbände hatten Verluste durch heftige Stürme hinnehmen müssen. Trotzdem wurde die Flotte sofort wieder zurückgeschickt und weitere Soldaten und die schwere Artillerie zu überführen. Nachdem Karl XII. erfahren hatte, dass die Sachsen die Belagerung von Riga aufgegeben und sich in ihre Winterquartiere begeben hatten, beschloss er sich gegen die russische Armee bei Narva zu wenden. Er verlegte seine Truppen nach Reval, wo er weitere Verstärkungen aus der Region versammelte und seine Verbände mehrere Wochen exerzieren ließ. Am 13. November 1700 brach er mit etwa 10.500 Soldaten nach Osten auf. Der Marsch im kalten Wetter und fast ohne jede Versorgung erwies sich als schwierig, doch am 19. November 1700 erreichten die Schweden die russischen Stellungen. Am folgenden Tag kam es schließlich zur Schlacht bei Narva (20. November 1700), in welcher die schwedischen Truppen die zahlenmäßig weit überlegene russische Armee vernichtend schlugen. Im Verlauf der Kämpfe oder während der darauf folgenden Flucht, löste sich das russische Heer nahezu auf und praktisch ihre gesamte Artillerie ging verloren. Allerdings waren auch die geringen schwedischen Kräfte verbraucht und auch sie mussten, nachdem Narva wieder befreit worden war, zunächst ihre Winterquartiere beziehen.[18]

Der Entthronungskrieg gegen August II. (1701–1706)

Ende 1700 hatte Karl XII. Schweden erfolgreich verteidigt und alle feindlichen Truppen von schwedischen Territorium vertrieben. Anstatt das geschlagene russische Heer zu verfolgen, um es vollständig zu vernichten und seinen Gegner Zar Peter I. auch zum Frieden zu zwingen, wandte sich der König nun seinem dritten Gegner, dem sächsischen Kurfürsten und König von Polen, zu.

Der Krieg in Polen war von einer persönlichen Fehde zwischen Karl XII. und August II. geprägt. Entgegen aller Ratschläge seiner Berater, lehnte es Karl XII. stets ab, vorteilhafte Friedensangebote seines Gegners zu akzeptieren. Vordergründiges Ziel Karls XII. war es, zu jedem Preis August II. den polnischen Königsthron zu entziehen. Neben der Hauptarmee Karls XII., die während des Entthronungskrieges nahezu das gesamte polnische Territorium durchzog, fanden weitere, abgesonderte Kämpfe um die Herrschaft in Kurland und Litauen zwischen schwedischen Truppen unter Oberbefehl von Lewenhaupt und russischen Truppen statt. Die militärische Entwicklung auf dem Baltikum hielt Karl XII. für nebenrangig. Er erwartete jederzeit die russische Armee aufs neue besiegen zu können, wie bei Narva 1700. Zu einer Überschneidung der beiden Kriegsschauplätze im Baltikum und Polen kam es nur 1705, als ein russisches Heer, das 1705 in Kurland einmarschierte, sich vor dem herannahenden Karl XII. zurückziehen musste, ohne das es zu einer offenen Schlacht kam. In jahrelangen Feldzügen verausgabte sich der schwedische König Karl XII. mit dem schwedischen Heer in Polen und Sachsen, während das schwedische Livland von russischen Armeen verwüstet wurde. Der Krieg in Polen endete erst 1706 mit den Altranstäder Frieden, der die Absetzung Augusts II. vom polnischen Thron brachte.

Besetzung des Herzogtums Kurland

Lager der polnischen und schwedischen Truppen entlang der Düna, 1700

August II. bereitete sich nun auf die zu erwartende gegen ihn gerichtete schwedische Offensive im neuen Jahr vor. Als nachteilig erwies sich für August die Weigerung seiner polnischen Untertanen, den Krieg finanziell und mit Truppen zu unterstützen. Der polnische Reichstag vom Februar 1701 erwirkte lediglich die Unterstützung Augusts II. durch ein kleines Hilfskorps von 6000 Polen und Litauern. Zu wenig für den anstehenden Kampf gegen Karl XII. In Reaktion auf die schwedischen Erfolge und der veränderten Situation trafen sich im Februar 1701 August II. und Peter I. um ihr Bündnis zu erneuern. Peter I. brauchte Zeit um die russische Zarenarmee zu reorganisieren und aufzurüsten, August selbst brauchte einen starken Verbündeten im Rücken der Schweden. Zar Peter I. versprach 20.000 Mann an die Düna zu entsenden, so dass August II. im Juni 1701 über ein 48.000 Mann starkes Heer aus Sachsen, Polen, Litauern und Russen für die Abwehr des schwedischen Angriffs verfügen konnte.[19] Ungeachtet der Zusammenkünfte beider Partner, versuchten Beide, von den Erfolgen der Schweden beeindruckt, ihrerseits aus dem Krieg auszuscheren. Ohne Mitwissen ihres Bündnispartners boten sie dem Schwedenkönig Karl XII. Separatfrieden an. Karl XII. wollte keinen Friedensschluss und rüstete verstärkt für den geplanten Feldzug gegen Polen. Dazu ließ er für 1701 insgesamt 80.492 Mann aufstellen. 17.000 Mann wurden zur Deckung des Landesinneren abgestellt, 18.000 Mann schützten Schwedisch-Pommern, 45.000 Mann waren auf Livland, Estland und Ingermanland verteilt.[20] Der größte Teil der schwedischen Truppen in Livland wurde um Dorpat konzentriert.

Bombardierung der Festung Dünamünde durch königlich-schwedische Truppen im Jahr 1701

Nach den üblichen Heerschauen begann am 17. Juni 1701 der schwedische Vormarsch über Wolmar und Wenden nach Riga. Karl XII. plante sein Heer über die Düna zwischen Kokenhusen und Riga passieren zu lassen. Die Sachsen hatten dieses Vorgehen ihrerseits vermutet und an mehreren Übergangsstellungen entlang der Düna Feldbefestigungen errichtet. Beide Heere standen sich erstmals am 19. Juli 1701 bei Riga an der Düna gegenüber. Die sächsisch-russische Armee war mit 25.000 Mann der etwa 20.000 Schweden zählenden Armee leicht überlegen[21] Dieser Vorteil ging verloren, da der sächsische Oberbefehlshaber Adam Heinrich von Steinau sich durch schwedische Ablenkungsmanöver täuschen ließ und seine Einheiten entlang der Düna zersplitterte. So gelang es der schwedischen Infanterie, den reißenden Fluss zu überqueren und einen Brückenkopf an dem von den Sachsen gehaltenen Flussufer zu bilden. Die sächsische Armee erlitt in der sich anschließenden Schlacht an der Düna eine Niederlage, konnte sich aber im Anschluss sammeln und sich bis auf preußisches Territorium geordnet zurückziehen. Die russischen Truppen zogen sich ebenso, von der erneuten Niederlage geschockt, nach Russland zurück. Ganz Kurland stand der schwedischen Armee damit offen. Karl XII. besetzte nun mit seinen siegreichen Truppen Mitau, die Hauptstadt des Herzogtums Kurland, das unter polnischer Lehnshoheit stand.

Eroberung von Warschau und Krakau

Feldzüge Karls XII. von seinen Winterlage in Kurland Anfang 1702 bis zur Aufnahme der Winterlager in Westpreußen Ende 1703

Die polnisch-litauische Republik protestierte gegen die Verletzung des polnischen Hoheitsgebietes, die durch den Vormarsch der Schweden nach Kurland entstand, denn nicht die Republik (vertreten durch den Sejm) befand sich im Krieg mit Schweden, sondern nur der König von Polen. August der Starke bot Karl XII. erneut Verhandlungen an. Die Ratgeber Karls XII. empfahlen ihm, mit dem König von Polen Frieden zu schließen. Doch Karl XII. blieb starrsinnig und verlangte vom Sejm die Wahl eines neuen Königs. Dies lehnte die Mehrheit des polnischen Adels ab.[22]

Im Januar 1702 verlegte Karl das schwedische Heer von Kurland nach Litauen. Am 23. März 1702 verließ Karl XII. das Winterquartier in Litauen und marschierte in Polen ein mit dem Ziel, Warschau zu besetzen. Karl XII. wartete nicht auf die geplanten Verstärkungen aus Pommern, sondern marschierte mit seinem Heer direkt gegen Warschau. Am 14. Mai 1702 ergab sich die polnische Hauptstadt kampflos den Schweden. Sie wurde zur Zahlung einer hohen Kontribution gezwungen, bevor Karl XII. seinen Marsch nach Krakau fortsetzte. Die Drohung, dass für einen Frieden mit Karl XII. als Kompensation ein Teil des polnischen Territoriums Schweden zugesprochen werden würde, veranlasste nun auch den polnischen Adel, sich an den Krieg gegen die Schweden zu beteiligen. Bevor Karl XII. Warschau besetzte, war August II. mit der polnischen Kronarmee, etwa 8000 Mann stark, nach Krakau gezogen, um sich dort mit der 22.000 Mann starken sächsischen Armee zu vereinigen, die in Sachsen neu aufgestellt worden war.[23] Die polnische Kronarmee unter Hieronim Augustyn Lubomirski selbst war schlecht ausgerüstet, mangelhaft verpflegt und wenig motiviert für die Sache des sächsischen Königs zu kämpfen. Dies erleichterte den Schweden einen umfassenden Sieg am 19. Juli 1702 in der Schlacht bei Klissow südlich von Kielce. Das 24-30.000 Mann starke polnisch-sächsische Heer hatte sich dort die nur 12.000 Männer zählenden Schweden entgegen gestellt. 48 Kanonen wurden von den Schweden erbeutet, 2000 Sachsen getötet oder verletzt, weitere 700 Sachsen gerieten in schwedische Gefangenschaft. Auf schwedischer Seite wurden 300 Schweden getötet und 800 Soldaten verletzt.[24] Die Schweden erbeuteten den gesamten Tross mit Augusts II. Feldkasse mit 150.000 Reichstalern und seinem Silbergeschirr. Die geringe Truppenstärke der Schweden erlaubte aber keine weitergehende Verfolgung der erneut geschlagenen polnisch-sächsischen Armee. Dadurch konnte August II. die verbliebenen Einheiten seines Heeres sammeln und sich in die östlichen Landesteile von Polen zurückziehen. Augusts II. schneller Rückzug über Sandomierz nach Thorn erlaubte es Karl XII., Krakau drei Wochen später am 31. Juli 1702 zu besetzen. Karl XII. gehörte nun die Residenzstadt Warschau und die Krönungsstadt Krakau. Über die Hälfte des polnischen Reiches verblieb aber weiter in den Händen Augusts II.

Der Krieg in Kurland und Litauen

Neben den Kriegsereignissen in Polen kam es auch zu parallelen Kampfhandlungen in Kurland und Litauen um die Vorherrschaft. Zur Deckung Kurlands war ein schwedisches Korps unter Oberkommando des alternden Stuart nach dem Abmarsch der Hauptarmee unter Karl XII. im Januar 1702 zurückgelassen worden. Aufgrund einer nicht heilenden Wunde überließ aber Stuart die eigentliche Truppenführung Oberst Graf Adam Ludwig Lewenhaupt. In Litauen selbst stand eine weitere schwedische Truppenabteilung von mehreren Tausend Mann unter Kommando von General Mörner und Magnus Stenbock die im Juni 1702 zu großen Teilen Karl XII. nachfolgte und nur eine kleine Truppenmacht in Litauen zurückließen. In Litauen standen sich damals die Partei des Fürsten Sapieha und die des Grafen Oginski feindlich gegenüber. Sapieha und seine polnischen Anhänger unterstützten die Schweden auf litauischen Gebiet, während Graf Oginski auf Seiten Augusts II. gegen die Schweden kämpfte. Sapieha zog sich zunächst nach dem Abmarsch weiterer Truppen aus Kurland zur Unterstützung Karls XII. aus Litauen zurück. Oginski nutzte die Situation und griff von Mai bis Dezember 1702 die schwedischen Truppen in Litauen und Kurland an. Ziel Oginskis war es, die Festung Birze zu erobern als Ausgangsbasis für weitere Unternehmungen. Bei einem dieser Versuche stellte das Heer Oginskis, aus 2500 Russen und 4500 Polen bestehend, eine 1300 Mann starke schwedische Abteilung die zur Entsetzung der Festung ausgesandt worden war, an. Am 19. März 1703 besiegte die unterlegene schwedische Abteilung das russisch-polnische Heer in dem Gefecht bei Schagarini. In Folge des Sieges zog sich Oginski nach Polen zurück, um sich dort mit den Truppen Augusts II. zu vereinen.

Schwedische Eroberung West- und Zentralpolens

Schlacht von Pultusk 1703

August II. hatte den Schweden nach der Niederlage bei Klissow am 19. Juli 1702 abermals Friedensverhandlungen angeboten. Er wollte den schwedischen Forderungen so weit als möglich entgegenkommen. Nur König von Polen wünschte er zu bleiben. Auch der Kardinal-Primas unterbreitete im Namen der Republik Polen Vorschläge für einen Frieden. Er bot Karl XII. Polnisch Livland, Kurland und eine hohe Kriegsentschädigung an. Karl XII. hätte lediglich auf die Absetzung des Königs verzichten müssen. Ein weiteres Mal zeigte Karl XII. sich starrsinnig und beharrte auf der Absetzung Augusts II..[25] Der Krieg ging weiter. Nach einem Beinbruch Karls XII. verzögerte sich der weitere Vormarsch um ein paar Wochen. Nach dessen Genesung setzte sich der Vormarsch entlang der Weichsel fort. Ende Herbst 1702 verlagerte Karl XII. seine Truppen in die Winterquartiere bei Sandomierz und Kasimierz bei Krakau. August II. musste, zur weiteren Kriegsführung gezwungen, erneut eine Armee aufbauen um den schwedischen Vormarsch aufzuhalten. Er hielt in Thorn einen erneuten Reichstag ab, auf dem ihm 100.000 Mann zugesagt wurden. Um die Gelder hierfür aufzubringen, reiste August II. im Dezember nach Dresden.[26]

„Prospect von der Stadt THORN So Anno 1703 im Majo von Ihro Königl. Mayten von schweden KÖNIG CARL den XII blocquirt“

In den ersten Monaten des Jahres 1703 ruhte der Krieg. Erst im März brach Karl XII. mit seinem Heer in Richtung Warschau auf, das er Anfang April erreichte. Anfang April 1703 verließ August II. Dresden nach Thorn und Marienburg, um von dort aus den neuen Feldzug zu beginnen. August II. hatte, die Zeit nutzend, erneut ein sächsisch-litauisches Heer errichten können. Diese Armee lagerte bei Pultusk. Karl XII. beschloss, dieses Streitkräfte zu vernichten. Mit starken Kräften ritt er aus Warschau aus, überschritt den Bug und erreichte mit seiner Kavallerie am 21. April 1703 Pultusk. Hier schlugen die Schweden die völlig überrumpelten Sachsen in der Schlacht bei Pultusk. Der Sieg kostete die Schweden lediglich 12 Mann, während die sächsisch-litauische Armee mehrere Hundert Tote und Verwundete hatte und zudem 700 Gefangene verlor.[27] Nach der Niederlage bei Pultusk waren die Sachsen zu schwach, um sich der schwedischen Armee im offenen Feld zu stellen. Sie zogen sich in die Festung Thorn zurück. Karl XII. zog daraufhin nordwärts gegen Thorn, um den letzten Rest der demoralisierten sächsischen Armee zu vernichten und nahm nach einer monatelangen Belagerung von Thorn die Stadt im September 1703 ein. Die Schweden erbeuteten 96 Kanonen, 9 Mörser, 30 Feldschlangen 8000 Musketen und 100.000 Taler. Mehrere Tausend gingen in Kriegsgefangenschaft. Die Einnahme von Thorn brachte König Karl XII. die vollständige Kontrolle Polens. Damit diese Stadt, die den Schweden ein halbes Jahr widerstanden hatte, künftig nicht mehr im Stande war, Widerstand zu leisten, wurden ihre Befestigungsanlagen geschleift.[28] Am 21. November verließen die Schweden Thorn in Richtung Elbing. Aufgrund seines Kriegsruhms, der Karls XII. vorauseilte, wohl aber auch durch das Beispiel Thorns abgeschreckt, unterwarfen sich dem Schwedenkönig viele weitere Städte und wurden gegen Zahlung hoher Tribute verschont. Kurz vor Weihnachten ließ Karls XII. sein Heer in Westpreußen Winterquartiere beziehen, da diese Gegend vom bisherigen Krieg unberührt geblieben und das Heer zu versorgen imstande war.

Bildung der Konföderation von Warschau

König Stanislaus I. Leszczyński, während seiner ersten Herrschaft als König von Polen-Litauen

Nach den für August II. katastrophalen Feldzügen von 1702 und 1703 wurde die militärische und wirtschaftliche Position des polnischen Königs und sächsischen Kurfürsten aussichtslos. Die Machtbasis August II. in Polen begann zu bröckeln. Aufgrund der verheerenden, wirtschaftlichen Folgen für Polen, spaltete sich der polnische Adel in unterschiedliche Lager auf. 1704 gründete sich die schwedenfreundliche Konföderation von Warschau und drängte auf eine Beendigung des Krieges. Ihr schloss sich Stanislaus Leszczyński an. Dieser führte ab 1704 die Friedensverhandlungen mit dem schwedischen König Karl XII, der das Vertrauen in Leszczyński gewann und ihn bei einer erneuten Königswahl zum polnischen König am 12. Juli 1704greg. unterstützte. Auch in Sachsen gab es Widerstand gegen die Polenpolitik des Kurfürsten. August führte eine Akzisesteuer ein, um seine Kriegskasse zu füllen und die Armee aufrüsten zu können. Das brachte die sächsischen Stände gegen ihn auf. Außerdem erregte er den Unmut der Bevölkerung durch aggressive Methoden der Rekrutenwerbung.

Durch russische Unterstützung gelang es August II., erneut ein Heer von 23.000 Sachsen, Kosaken und Russen aufzustellen. Litauen, Wolhynien, Rotrussland und Kleinpolen waren dem sächsischen König weiterhin zugetan, sodass August II. sich mit seinem Hof nach Sandomierz zurückzog. Dort hatte der polnische Adel eine Konföderation zur Unterstützung von August II. gebildet. Sie kämpften gegen die schwedische Besetzung Polens und gegen den von Schweden geforderten neuen König. Die Konföderation von Sandomir unter dem Hetman Adam Mikołaj Sieniawski weigerte sich, die Abdankung Augusts II. und die Thronbesteigung Stanislaus Leszczynskis anzuerkennen. Ein echter Kräfteausgleich bedeutete dies nicht, denn die Konföderation hatte nur geringen militärischen Wert; ihre Truppen konnten allenfalls den Nachschub der Schweden stören.

Wahl eines neuen schwedentreuen Königs von Polen

Am 12. Juli 1704 wurde gegen den Willen der Mehrheit des polnischen Adels unter dem "Schutz" der schwedischen Armee Stanislaus I. Leszczyński zum König gewählt.

Ende Mai 1704 brach Karl XII. von seinem Winterquartier auf nach Warschau, um die geplante Königwahl zu schützen. Das Heer bestand aus 17.700 Mann Infanterie und 13.500 Mann Kavallerie, allesamt hoch motiviert.[29] Nachdem Karl XII. mit dem Heer in Warschau ankam wurde am 12. Juli 1704 gegen den Willen der Mehrheit des polnischen Adels unter dem Schutz der schwedischen Armee Stanislaus I. Leszczyński zum König gewählt.

Feldzüge Karls XII. von Mai 1704 bis Dezember 1705

Karl XII. zog nach der erfolgten Wahl mit einem starken Armeekorps gegen die weiterhin abtrünnigen Gebiete, die dem neuen König die Gefolgschaft versagten. August II. erkannte naturgemäß die Wahl nicht an und wich mit seiner Armee den vorrückenden Karl XII. aus, so das dass schwedische Herr im Juli bis Jarosław vorrücken konnte. August II. ließ das schwedische Heer links liegen und zog mit dem Heer nach Warschau, wo sich der neu gewählte König aufhielt. Anstatt August II. zu folgen, eroberte Karl XII. in einem Sturmangriff Ende August das schlecht befestigte Lemberg.[30] Währenddessen hatte August II. Warschau erreicht. In der Stadt selbst standen 675 Schweden und etwa 6000 Polen, die den neuen, schwedentreuen König schützen sollten. Die meisten polnischen Soldaten desertierten, so dass allein die Schweden Widerstand leisteten. Am 26. Mai 1704 musste die schwedische Garnison vor August II. kapitulieren. Nach der Einnahme von Warschau zog August II. nach Großpolen. Das dortige schwache schwedische Kontingent musste sich daraufhin zurückziehen.

Nachdem das schwedische Heer bereits zwei Wochen untätig vor den Toren Lembergs gelagert hatte, kehrte es Mitte September nach Warschau zurück, um die Stadt erneut zu erobern. Zwischenzeitlich erhielt Karl XII. Nachricht über die Einnahme Narvas durch russische Truppen. Einen Zug dorthin schloss er aber weiter aus. August II. ließ es nicht auf einen Kampf ankommen, floh vor der Ankunft Karls XII. aus Warschau und übertrug General Johann Matthias von der Schulenburg das Kommando. Auch dieser wagte keine offene Feldschlacht und zog sich nach Posen zurück, wo ein russisches Kontingent unter Kommando von Johann Reinhold von Patkul die Stadt eingeschlossen hatte. Karl XII. ließ nach Eroberung Warschaus im Oktober das sächsisch-polnische Heer verfolgen. Bei der Verfolgunsjagd wurde eine russische Abteilung von 2000 Männern in einem Gefecht besiegt, wobei 900 Russen fielen.[31] Die übriggebliebenen Russen kämpften am Folgetag bis fast zum letzten Mann. In den nächsten Tagen holte Karl XII. einen Teil der sächsischen Armee kurz vor der schlesischen Grenze ein. 5000 Sachsen mussten sich gegen etwa vier anstürmenden schwedischen Dragonerregimentern verteidigen. Das Gefecht bei Punitz endete im Wesentlichen ergebnislos, den Sachsen gelang es sich weiter geordnet nach Sachsen zurückzuziehen. Karls XII. musste aufgrund der anstrengenden Märsche, hier bereits Anfang November das Winterquartier beziehen. Karl XII. wählte hierzu den an Schlesien grenzenden Distrikt Großpolen aus, da dieses vom Krieg bisher weitestgehend verschont geblieben war.

Entwicklung in Kurland und Litauen

Schlacht bei Jakobstadt

Nach dem Sieg Lewenhaupts im Vorjahr traute sich Sapieha im Frühjahr 1704 wieder nach Litauen zurück und verstärkte Lewenhaupts Position dort. Dies kam ihn zu gute, denn nach der Wahl Leszczyńskis zum neuen polnischen König hatte Lewenhaupt von Karl XII. den Befehl erhalten, dessen Anerkennung in Litauen zu erzwingen. Lewenhaupt drang nun mit seinen Truppen von Kurland nach Litauen ein, worauf sich die Anhänger Augusts II. unter Führung von Graf Oginski zurückzogen mussten. Lewen haupt konnte den litauischen Adel zwar auf die schwedische Seite ziehen, doch nach der erfolgten Huldigung des neuen polnischen Königs durch den litauischen Landtag musste sich Lewenhaupt wieder nach Mitau zurückziehen, da eine russische Armee heran genaht war und Kurland bedrohte. Das russische Heer vereinigte sich mit August II. treuen polnischen Truppen und zog dann zur Festung Seelburg an der Düna, die nur mit einer geringen Garnison von 300 Schweden besetzt war. Lewenhaupt marschierte sofort auf die belagerte Festung zu um sie zu entsetzen. In Folge des Herannahens der schwedischen Armee brach die russisch-polnische Armee die Belagerung ab um sich den herannahenden Gegner entgegenstellen zu können. Am 26. Juli 1704 trafen sich beide Heere bei Jakobstadt. Das zahlenmäßig weit unterlegene schwedisch-polnische Heer bestehend aus 3085 Schweden und 3000 Polen besiegte in der Schlacht bei Jakobstadt erneut ein mit zahlenmäßig überlegenes, aus 6000 Russen und 10.000 Polen bestehendes Heer.[32] Die russischen Truppen mussten sich in Folge der Schlacht zurückziehen. Von dem Schlachtfeld bei Jakobstadt wendete sich Lewenhaupt zunächst gegen die zwischen Riga und Mitau gelegene Festung Birze, die im Vorfeld von Truppen Oginskis besetzt worden war. Die Besatzung der Festung, bestehend aus 800 Polen kapitulierte sofort, ohne dass Lewenhaupt über Belagerungsartillerie verfügt hätte und erhielt freien Abzug. Lewenhaupt entließ dann seine Truppen für den Rest des Jahres in die Winterquartiere womit auch der Krieg in Litauen und Kurland eine Ruhepause nahm.

Krönung des schwedentreuen Königs in Warschau

In Polen kam es in der ersten Hälfte des Jahres 1705 zu keinen militärischen Ereignissen. Die schwedische Armee unter Oberkommando des Königs Karl XII. lagerte untätig in der Stadt Rawitsch, das zugleich Hauptquartier der Schweden in Polen war. Zu dieser Zeit wurde entschieden, dass der im Vorjahr gewählte Kandidat Karls XII., Stanislaus Leszczyński, zum neuen polnischen König gekrönt werden solle. Diese Krönung sollte im Juli 1705 vonstatten gehen.[33]

Anders als die Schweden blieb August II. nicht unttätig und konnte mit russischer Unterstützung erneut ein Heer aufstellen, das die Krönung des schwedischen Gegenkönigs verhindern sollte. Zu diesem Zweck rückte General Patkul mit 6000 Polen und 4000 Sachsen nach Warschau vor. Um die Sicherheit des Thronfolgers zu gewährleisten, hatte auch Karl XII. mit dem Generalleutnant Carl Nieroth und 2000 Mann Truppen nach Warschau entsandt.

Gefecht bei Rakowitz am 31. Juli 1705

Für die Schweden war die Sicherung der Thronfolge deshalb so wichtig, da nur mit ihrem Wunschkandidaten die zu dem Zeitpunkt angelaufenen Friedensverhandlungen mit Polen abgeschlossen werden konnten. Der eigentliche polnische König, der Wettiner August II., war zu der Zeit zwar zu Friedensverhandlungen mit Schweden bereit, dennoch wollten die Schweden ihrerseits einen für ihre Zwecke fügsameren Kandidaten auf dem polnischen Thron sehen. Somit sahen die Schweden mit der Entthronung Augusts II. die einzige Möglichkeit, Frieden in ihrem Sinne zu schaffen. Am 31. Juli 1705 trafen beide Heere bei Warschau in der Schlacht von Rakowitz aufeinander, in der die sächsisch-polnische Armee unter Patkul von der fünfmal kleineren schwedischen Armee besiegt wurde. Als Folge konnte am 4. Oktober 1705 Stanislaus Leszczyński in Warschau ungehindert zum neuen polnischen König gekrönt werden. Der neue König blieb aber militärisch und finanziell völlig abhängig von seinen schwedischen Schutzheeren und wurde nach wie vor nicht in allen Landesteilen anerkannt. Lediglich Großpolen, Westpreußen, Masowien und Kleinpolen standen auf Seiten des neu gewählten Königs, während Litauen und Wolhynien weiterhin unter der Herrschaft Augusts II. und Peters I. standen. Als direkte Folge der Königskrönung schloss nun am 18. November 1705 das Königreich Polen, in Person Leszczyńskis, den Warschauer Friede mit Schweden. August II., der König des Landes und Kurfürst von Sachsen, akzeptierte diesen Frieden nicht und erklärte, dass nur zwischen Schweden und Polen kein Krieg mehr herrsche, jedoch nicht zwischen Schweden und dem Kurfürstentum Sachsen.

Der Krieg ging auch in Kurland und Litauen weiter. Peter I. hatte aufgrund der Erfolge Lewenhaupts 1704 Marschall Scheremetjew beauftragt, mit einem 20.000 Mann starken Heer das 7000 Mann zählende und zersplitterte Heer Lewenhaupts von Riga abzuschneiden. Dazu musste der Vormarsch möglichst lange geheimgehalten werden um die Konzentration des Gegners zu verhindern. Der Anmarsch der russischen Armee konnte aber nicht geheim gehalten werden, so dass Lewenhaupt seine Truppen rechtzeitig zusammenziehen konnte. Am 16. Juli 1705 stellte sich Lewenhaupt mit seinem ganzen Heer bei Gemäuterhof in Schlachtordnung gegen die heranrückende russische Armee auf. Nach vier Stunden Kampf siegten die Schweden in der Schlacht bei Gemäuterhof mit einem Verlust von 1500 Mann während die zahlenmäßig überlegene russische Armee 6000 Mann verlor.[34] Der Sieg der Schweden hielt nicht lange vor, denn im September entsandte Peter I. ein weiteres, diesmal 40.000 Mann starkes Heer. Peter I. ließ das Heer diesmal nur nachts marschieren um die Geheimhaltung der Operation möglichst lange zu gewährleisten. Dennoch erfuhren schwedische Kundschafter von dem erneuten russischen Vorstoß, so dass der zum Generalleutnant beförderte Lewenhaupt seine Truppen in und um Riga zusammenziehen konnte. Nachdem Peter I. davon Mitteilung bekam, richtete er den geplanten Vorstoß auf Riga nun auf die kleineren Festungen Mitau und Biskau um. Da sich alle schwedischen Truppen um Riga befanden, konnte ganz Kurland von russischen Truppen besetzt werden.

Kampf um die Anerkennung des neuen Königs

Feldzug Karls XII. Ende 1705 bis Ende 1706

Zum ersten Mal in dem Krieg nach der Schlacht bei Narwa marschierte Karls XII. mit dem schwedischen Hauptheer in das Baltikum um den dort bedrängten schwedischen Kräften zu helfen. Ausgangspunkt des Vormarsches war Warschau wo sich Karl XII. mit seinem Heer den ganzen Herbst des Jahres 1705 über aufgehalten hatte. Karl XII. beschloss zudem, die noch abtrünnigen Gebiete zum Treueschwur auf den neuen König zu zwingen. Ende des Jahres 1705 begann der Vormarsch des Heeres über die Weichsel und den Bug nach Litauen. Im Herbst hatten schwedische Verstärkungen aus Finnland die in Riga zusammengezogene schwedische Armee auf eine Stärke von 10.000 Mann gebracht. Die russischen Kräfte in Kurland fürchteten nun, von den Truppen Lewenhaupts in Riga und den heranmarschierenden Karl XII. in die Zange genommen zu werden. Nach der Sprengung der Festungswerke in Mitau und Bauske zogen sie sich aus Kurland zunächst nach Grodno zurück, so dass Lewenhaupt erneut Kurland besetzen konnte. Nachdem die Russen abgezogen waren, begannen die Litauer mehr und mehr zum schwedentreuen neuen polnischen König überzugehen. Die Kriegszüge in Litauen reduzierten sich durch die zunehmende Akzeptanz für den neuen König. Auch gelang eine Versöhnung der verfeindeten litauischen Adelsgeschlechter der Sapiehas und der Wienowickis. Da Graf Oginski mit seinen fortgesetzten Kampf auf Seiten Augusts II. nirgends Erfolge erzielte, gewann die schwedische Partei in Litauen nun endgültig die Überhand.

Am 15. Januar (jul.) überquerte das Heer Karls XII. den Njemen womit der Weg nach Grodno frei war, wo das 20.000 Mann starkes russisches Heer unter Feldmarschall Georg Benedikt von Ogilvy stand. Dieses hatte im Dezember 1705 die polnische Grenze überschritten, um sich mit den sächsischen Truppen zu vereinen.[35] Karl XII. war den Russen zwar mit dem Hauptteil seiner Armee von fast 30.000 Mann entgegen gezogen, doch zu einer offenen Schlacht kam es nicht, da sich die russischen Truppen auf keine Auseinandersetzung mit dem Schwedenkönig einlassen wollten und sich nach Grodno zurückzogen. Aufgrund der Kälte in der fortgeschrittenen Jahreszeit konnte keine Belagerung durch die Schweden begonnen werden. So ließ Karl XII. einen Blockadering um Grodno errichten, der die Stadt und die russische Armee von der Zufuhr von Versorgungsgütern abschnitt.

Als August II. sah, dass Karl XII. Grodno nicht angreifen ließ, hielt er einen Kriegsrat ab. Der Rat beschloss anstatt auf die Armee Karls XII. zu zugehen, die Vernichtung der weiter entfernt stehenden schwedischen Abteilung unter Kommando von Carl Gustaf Rehnskiöld, etwa 10.-2000 Mann. Diese war von Karl XII. zum Schutze Großpolens und Warschaus zurückgelassen worden. August II. sollte nun gen Westen ziehen und sich auf dem Wege mit allen polnischen Detachements vereinigen und dann mit dem in Schlesien neu aufgestellten sächsischen Heer unter Kommando von General Schulenburg vereinigen, dann das Korps von Rehnskiöld angreifen und nach einem Sieg zurück nach Grodno marschieren. Am 18. Januar ging August II. mit 2000 Mann westlich um die schwedische Blockade herum, vereinigt sich mit mehreren polnischen Truppenkontingenten und rückte am 26. Januar zum Zweiten Mal in Warschau ein. Hier rückte er nach einer kurzen Pause mit seiner inzwischen 14-15.000 Mann zählenden Armee weiter vor, um das schwedische Korps anzugreifen. Er befahl zudem General Schulenburg mit seinen Truppen das nahe stehende russische Hilfskorps von 6000 Mann aufzunehmen und nach Großpolen zu marschieren um sich mit ihm zu vereinigen. Rehnskiöld erhielt Nachricht von dem sächsischen Plan und suchte einer Vernichtung zu entgehen, indem er einen Angriff auf die noch getrennten Armeen suchte. Unter Vortäuschung eines Rückzugs ließ sich General Schulenburg auf eine Schlacht mit den Schweden ein, obwohl er sich nicht mit der Armee Augusts II. vereinigt hatte. Beide Armee trafen am 13. Februar 1706 bei Fraustadt aufeinander. In der Schlacht bei Fraustadt fügten die Schweden unter Rehnskiöld den Sachsen unter General von der Schulenburg eine vernichtende Niederlage zu.[36] August II. brach nach dieser weiteren Niederlage den Vormarsch ab und sandte einen Teil der Truppen nach Grodno zurück und marschierte mit dem Rest des Korps nach Krakau. Die Lage in Grodno wurde nun durch die Niederlage bei Fraustadt für die russische Armee aussichtslos. Auf Entsatz konnten sie nicht mehr hoffen und die Versorgungsschwierigkeitnen hatten sich inzwischen drastisch verschlimmert. Neben der Hungersnot verbreiteten sich unter den Soldaten Krankheiten, die zu hohen Ausfällen führten. Nachdem die Nachricht von der Niederlage bei Fraustadt in Grodno eintraf beschloss der russische Kommandeur Olgivy mit den verbliebenen 10.000 dienstfähigen Männern einen Ausbruch nach Kiew. Sie entkamen den schwedischen Verfolgern und konnten sich über die Grenze retten.

Karl XII. war bei der Verfolgung der russischen Armee bis Pinsk marschiert. Von dort brach er nach einer Pause am 21. Mai 1706 auf, um in den Süden Polen-Litauens zu ziehen. Die dortigen Gebiete hielten immer noch zu König August II. und lehnten einen Treuschwur auf den neuen polnischen König ab. Am 1. Juni rückte Karl XII. in Wolhynien ein. Auch hier erfolgte, mit militärischen Nachdruck, die Anerkennung des neuen schwedentreuen Königs.[37] Neben der politischen Anerkennung des neuen Königs in den abtrünnigen Gebieten und den damit verbundenen Märschen, Brandschatzungen usw. wurde während der Sommermonate auch gekämpft. So führten entlang der russisch-polnischen Grenze die Schweden mehrere Streifzüge gegen russische Stellungen durch, die aber zu keinen entscheidungsrelevanten Ergebnisse führten. Aufgrund der gemischten Erfahrungen aus den Feldzügen bezüglich der Anerkennung des neuen Königs begann Karl XII. nun seine Strategie zu überdenken. Die bisherigen Feldzüge durch Polen hatten einzig dem Zweck gedient, die Legitimität des neuen schwedentreuen Königs zu gewinnen. Solange das schwedische Heer vor Ort war, leisteten die Bewohner auch den erzwungenen Treueid. Sobald sich das schwedische Heer aber wieder fortbewegte, fielen die Bewohner von der erzwungenen Treueschwur ab und wendeten sich wieder König August II. zu. Aufgrund der Erfolglosigkeit dieser Strategie wollte Karl XII. nun den Krieg durch einen Zug nach Sachsen beenden.

Eroberung Sachsens und Abdankung König Augusts II.

Die Übergabe der Schlüssel der Stadt Leipzig an König Karl XII. Kupferstich, frühes 18. Jahrhundert.
In vielen Städten Sachsens wurden schwedische Truppen einquartiert. Anders als während des Dreißigjährigen Krieges soll es zu keinen Ausschreitungen gegen die Zivilbevölkerung gekommen sein.

Im Sommer 1706 brach Karl XII. mit seinen Truppen aus dem Osten Polens auf, vereinigte sich mit der Armee Rehnskjölds und rückte am 27. August 1706 über Schlesien in das Kurfürstentum Sachsen ein. Sie eroberte Zug um Zug das Kurfürstentum und erstickte jeden Widerstand im Keim. Das Land wurde rigoros ausgebeutet. Der Vormarsch der Schweden nach Sachsen löste diplomatische Konflikte aus, denn die Besetzung eines Reichsterritoriums durch Karl XII. war ein eindeutiger Bruch des Reichsrechts, schließlich war Karl XII. auch selbst Reichsfürst durch die schwedischen Besitzungen Schwedisch-Pommern und Bremen-Verden. Zudem marschierte Karl XII. ungefragt durch Schlesien, das habsburgisches Territorium war. Ein weiterer Reichskrieg konnte aufgrund des gleichzeitigen Krieges mit Frankreich aber nicht durchgesetzt werden. Auch die Aussicht, das sich Karl XII. mit den aufständischen Ungarn verbündete oder in die habsburgische Erblande einmarschierte, und damit eine erneute Konstellation wie im Dreißigjährigen Krieg eintrat, galt es aus Sicht des Wiener Hofes zu verhindern.[38] Die Gefahr, dass der parallel stattfindende Große Nordische Krieg sich mit den Kämpfen in Mitteleuropa im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieg war zu diesem Zeitpunkt groß. Beide kriegführenden Seiten waren daher bemüht, den König von Schweden als Verbündeten zu gewinnen. So besuchte im April 1707 der alliierte Kommandeur der Truppen in den Niederlanden, John Churchill, Duke von Marborough das schwedische Lager in Sachsen. Er drängte Karl XII. sich mit seiner Armee gen Osten zu wenden und nicht weiter in Reichsterritorium vorzudringen.[39] Auch der habsburgische Kaiser Joseph I. drängte Karl XII. dazu, sich mit seinen Truppen aus Deutschland herauszuhalten. Zu diesem Zweck war der Kaiser sogar im Zweiten Vertrag von Altranstädt im September 1707 zur Anerkennung des neuen polnischen Königs und zu Zugeständnissen an die evangelischen Christen in den schlesischen Erblanden bereit. So erteilte er die Erlaubnis zum Bau der sogenannten Gnadenkirchen. Karl XII. hatte jedoch kein Interesse, sich in die Auseinandersetzungen einzumischen[38] und zog es vor, erneut gegen Russland zu ziehen. Zuvor musste er aber mit dem sächsischen Kurfürst August Frieden schließen. Dieser verfügte seit der Schlacht bei Fraustadt über keine nennenswerten Truppen mehr in Polen. Da auch sein Stammland von den Schweden besetzt war, musste August II. Karl XII. Friedensverhandlungen anbieten. Der schwedische Unterhändler Carl Piper und der sächsische Vertreter Olof Hermelin unterzeichneten am 24. September 1706 in Altranstädt einen Friedensvertrag, der aber erst bei Ratifizierung des Königs Gültigkeit erlangen konnte.

Offizielles Mittagessen der Teilnehmer nach der Unterzeichnung des Vertrags von Altranstadt am 7. Dezember 1706. (jul.) Kupferstich.

August II. wollte zwar den Kriegszustand beenden, war jedoch auch an Bündniszusagen an Peter I. gebunden, denen er den sich anbahnenden Frieden mit Schweden verheimlichte. In der Zwischenzeit ware die russische Armee unter Scheremetew und Menschikow von der Ukraine bis weit in das westliche Polen vorgerückt, nachdem Sie von dem Abrücken der schwedische Armee unter Karl XII. nach Sachsen gehört hatten. Menschkow führte sein Vorauskommando vor den Hauptteilen der russischen Armee und vereinigte sich in Polen mit der verbliebenen sächsisch-polnischen Armee unter August II. So musste August II. zusammen und auf Nachdruck russischer Truppen offiziell den Kampf weiterführen und schlug eher widerwillig mit der vereinten 36.000 Mann starken Armee eine letzte Schlacht gegen die Schweden bei Kalisch.[39] In der Schlacht bei Kalisch konnten die vereinten russischen, sächsischen und polnischen Truppen numerisch unterlegene schwedischen Truppen unter General Mardefelt, die Polen in Abwesenheit Karls XII. decken sollten, zwar völlig vernichten. Dabei gerieten über 100 Offiziere (unter ihnen auch polnische Magnaten) und General Mardefelt in Gefangenschaft. Doch dies änderte nichts an der weiterhin bestehenden schwedischen Übermacht, so dass August II. eine Annullierung des Friedensvertrages ablehnte und schnell einen Ausgleich mit Karl XII. suchte und dafür nach Sachsen zurückkehrte. Dort ratifizierte er am 19. Dezember in Altranstädt den Friedensvertrag zwischen Schweden und Sachsen, womit August fürs Erste aus dem Krieg ausschied und Russland im Kampf gegen Karls XII. allein zurückließ. Für den schwedenhörigen polnischen König Stanislaus Leszczyński brachte der Vertrag keine Verbesserung seiner Situation. Es gelang ihm nicht seine innenpolitischen Feinde einzubinden und blieb weiterhin vom Schutz der schwedischen Truppen abhängig.[40]

Krieg in den schwedischen Ostseeprovinzen (1701–1707)

Die schwedischen Baltikprovinzen
der russische Feldmarschall Boris Petrowitsch Scheremetew trug mit seinen Siegen gegen die Schweden entscheidend zum russischen Erfolg bei.

Fernab von den Kämpfen in Polen eroberte Russland nach der Niederlage bei Narwa Schritt für Schritt die schwedischen Ostseeprovinzen. Da die schwedische Hauptarmee in Polen gebunden war, mussten viel zu geringe schwedische Kräfte ein großes Territorium schützen. Aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit der Russen gelang ihnen das immer weniger. Die russischen Streitkräfte konnten sich so relativ ungefährdet an die schwedische Kriegstaktik gewöhnen und ihre eigenen Kriegsfähigkeiten ausbauen, die Karl XII. dann im Russlandfeldzug eine entscheidende Niederlage brachte.

Russische Kriegspläne nach der Schlacht bei Narva

Karl XII. war nach dem Sieg in der Schlacht bei Narva Ende November 1700 mit seiner Hauptarmee nach Süden gezogen um den Kampf gegen August II. zu führen. Den Oberbefehl über die schwedischen Ostseebesitzungen übertrug er in Finnland Generalmajor Abraham Kronhjort, in Livland Oberst von Schlippenbach und in Riga Generalmajor Stuart. Die schwedische Kriegsschiffe im Ladogasee und im Peipussee wurden von Admiral Gideon von Numers kommandiert. Die russische Armee war zu dem Zeitpunkt kein ernztzunehmender Gegner mehr. Aufgrund der sich daraus ergebenden Siegesgewissheit lehnte Karl XII. russische Friedensangebote ab. Doch durch die Verlagerung der schwedischen Hauptmacht auf den polnischen Kriegsschauplatz erhöhten sich die Chancen Peters I., den Krieg zu einem günstigeren Verlauf zu führen und den gewünschten Ostseezugang für Russland zu erobern. Zar Peter I. nutzte den Abzug der schwedischen Armee und ließ die verbliebenen russischen Kräfte nach dem Desaster von Narva ihre Aktivitäten in den schwedischen Baltikumprovinzen wieder aufnehmen. Die Kriegsstrategie der Russen setzte auf Ermattung des Gegners. Dies sollte durch Streifzüge und stetigen Angriffen, verbunden mit Aushungerung der Bevölkerung durch Zerstörung der Ortschaften und Felder, erreicht werden. Gleichzeitig sollten die russischen Soldaten durch den stetigen Kampf an die schwedische Kriegstaktik und deren heftigen Attacken in der Schlacht gewöhnt werden. Diese Kriegstaktik sollte sich bewähren, bestätigte es noch die Vorurteile Karls XII., der von der Unbedeutsamkeit der russischen Schlagkraft überzeugt war, wodurch sich dieser in den Folgejahren dazu verleiten ließ, seine Kriegsanstrengungen auf den polnischen Kriegsschauplatz zu konzentrieren, als schon ein großer Teil Livlands und Ingermanlands unter russischer Kontrolle stand.

Den Zeitgewinn durch die Abwesenheit der schwedischen Armee nutze Zar Peter I., um unter enormen Anstrengungen seine Armee wieder aufrüsten und reorganisieren zu lassen. Durch Rekrutierungen konnte die Armee wieder verstärkt werden und umfasste 1705 bereits wieder 200.000 Soldaten, nach den 34.000 verbliebenen im Jahr 1700.[41] Er ernannte ausländische Experten, die die Truppen – ausgestattet mit modernen Waffen – in den Methoden der westeuropäischen Kriegsführung schulen sollten. Um die bei Narva verlorengegangene Artilleriewaffe schnell wieder aufzubauen, ließ Peter I. Kirchenglocken konfiszieren, um aus ihnen Kanonen herzustellen. Auf dem Ladogasee und Peipussee ließ Peter I. hunderte von Kanonenboote erbauen. So verfügte die russische Armee im Frühjahr 1701 wieder über 243 Kanonen, 13 Haubitzen und 12 Mörser.[41] Um seine Kriegspläne diplomatisch zu unterstützen ließ er neben den Beistandsbekundungen mit August II. auch einen Unterhändler nach Kopenhagen entsenden um Dänemark zu einer Invasion auf Schonen zu bewegen. Da der schwedische Reichsrat eine Streitkraft bis an den Sund vorrücken ließ scheiterten die Bündnispläne. Die Dänen verschoben daraufhin den Angriff auf Schweden.

Die schwedischen Kräfte im Baltikum unter Kommando von Wolmar Anton von Schlippenbach waren nur sehr schwach[42] und wurden zudem in drei autonome Korps getrennt. Jedes dieser Korps für sich war zu schwach, um den russischen Kräften mit Erfolg entgegentreten zu können. Auch wurden die separierten Korps nicht koordiniert geführt.[43] Zudem setzten sich diese Truppen nicht aus den Stammregimentern zusammen, sondern aus neugeworbenen Rekruten. Schwedische Verstärkungen wurden primär dem polnischen Kriegsschauplatz zugeführt, so dass ein strategisch wichtiger Punkt nach dem anderen von der russischen Armee erobert werden konnte.

Zerschlagung der Livländischen Armee

Doch trotz der eigenen Schwäche blieben die Schweden zunächst offensiv, wohl auch aufgrund der kurzen temporären Schwäche Russlands. Um den einzigen verbliebenen russischen Handelshafen Archangelsk auszuschalten, unternahmen sieben bis acht schwedische Kriegsschiffe im März 1701 von Gothenburg aus einem Vorstoß nach Archangelsk. Das Unternehmen lief englischen und holländischen Handelsinteressen entgegen, die dort einen regen Handelsverkehr mit Russland führten. Beide Nationen gaben die Nachricht kurz nach dem Auslaufen der schwedischen Expeditionsflotte nach Russland weiter. Peter I. ließ Vorkehrungen treffen und die Stadt verstärken. Als die schwedische Flotte ins Weiße Meer einlief fuhren zwei Fregatten auf eine Sandbank und mussten gesprengt werden. Der Angriff auf Archangelsk konnte durch die Verstärkungen nicht mehr durchgeführt werden, so dass die Flotte nach der Zerstörung von 17 umliegenden Dörfern heimwärts segelten. Die ersten Streifzüge in Ingermanland und Livland begannen Mitte 1701, als zuerst schwedische dann russische Kräfte in das jeweils gegnerische Gebiet marschierten und sich dort mehrere Scharmützel lieferten. Bereits 1701 hatten sich die russischen Kräfte wieder soweit erholt, dass sie erste zeitlich begrenzte Vorstöße unternehmen konnten. Von ihren Hauptquartieren bei Pskow und Nowgorod rückte im September eine etwa 26.000 Mann zählenden russische Streitmacht südlich des Peipussees nach Livland ein. Bei dem sich anschließenden Feldzug gelang es dem schwedischen General Schlippenbach, mit einer etwa 2000 Mann starken schwedischen Abteilung im September das etwa 7000 Mann zählende russische Hauptheer unter Boris Scheremetjew in zwei Begegnungen bei Rauge und Kasaritz zu schlagen, wobei die Russen 2000 Verluste erlitten. Dessen ungeachtet unternahmen russische Armeeteile weiterhin sich stetig intensivierende begrenzte Angriffe auf livländisches Gebiet, dem die zahlenmäßig schwachen Schweden immer schwieriger nachkommen konnten.

Schwedische und russische Schiffe während der Kämpfe auf dem Ladogasee 1702

Während der zweiten großen russischen Invasion nach Livland unter der Führung von General Boris Scheremetjew gewannen russische Streitkräfte erstmals in einer Schlacht gegen schwedischen Truppen. Hierbei wurde eine etwa 2200 Mann zählende[44] schwedische livländische Armee unter Kommando von Schlippenbach in der Schlacht bei Erastfer am 30. Dezember 1701 geschlagen. Die schwedischen Verluste wurden auf etwa 1000 Mann geschätzt.[45] Nachdem die siegreichen Russen die Gegend geplündert und zerstört hatten, zogen sie sich allerdings wieder zurück, da Scheremetjew befürchtete, dass ihn der in Kurland weilende Karl XII. mit seiner Heeresmacht angreifen könnte. Doch der Sieg hatte psychologische Konsequenzen auf livländischer Seite zur Folge. Denn nach dieser Niederlage hatte sich die geringschätzige Sicht auf die russische Armee aufgelöst. Weitere Besorgnis löste die unausgeglichenen Stärkeverhältnisse aus, die eine dauerhafte Verteidigung Livlands zunehmend unwahrscheinlicher machte. Karl XII. lehnte dennoch die Rückkehr nach Livland ab und ließ lediglich ein paar Ergänzungstruppen nach Livland entsenden. Als Karl XII. im Sommerfeldzug des Jahres 1702 von Warschau nach Krakau marschierte und damit zu weit für ein mögliches Eingreifen entfernt war, sah Peter I. erneut die Gelegenheit für einen weiteren Einfall gegeben. Von Pskow rückte ein 30.000 Mann starkes Heer über die schwedisch-russische Grenze und erreichte am 16. Juli Erastfer. Dort erlangte die russische Armee am 19. Juli entscheidende Siege gegen die etwa 6000 Mann zählenden Schweden in den Gefechten bei Hummelshof (oder Hummelsdorf), nahe Dorpat und Marienburg in Livland, bei der nach schwedischen Angaben 840 Tote und 1000 Gefangene in der Schlacht selbst und weitere 1000 Schweden während der sich anschließenden Verfolgung zu beklagen waren.[46] Die Schlacht bedeutete das Ende der livländischen Armee und den Grundstock für die russische Eroberung Livlands. Wolmar und Marienburg (im August) und die ländlichen Gebiete Livlands fielen nach den beiden Schlachten in russische Hände, da die verbliebenen schwedischen Kräfte zu schwach waren, um sich den Russen in einer offenen Feldschlacht entgegenzustellen. Es folgten ausgedehnte Verwüstungen und Zerstörungen Livlands. Nach den Plünderungen zog sich die russische Armee nach Pleskow zurück, ohne das bis dahin eroberte Gebiet in Besitz zu halten.

Eroberung des Newaumlandes und Ingermanlands

Belagerung der Festung Schlüsselburg (Nöteborg) 11. Oktober 1702.

Das eigentliche russische Kriegsziel war einen Ostseehafen zu gründen. Dafür musste zuerst ein geeignetes Küstengebiet erobert werden. Da die livländische Armee faktisch zerstört worden war, konnte nun dauerhaftere Unternehmungen unternommen werden und das eigentliche Ziel angegangen werden. Feldmarschall Boris Scheremetjew führte dazu nach dem siegreichen Feldzug die russische Armee nordwärts gegen den Ladogasee und das Newaumland, da hier die Ostsee am weitesten an russisches Gebiet heranführte und für die Errichtung eines Hafens geeignet erschien. Gesichert wurde dieses Gebiet durch die schwedischen Festungen Nöteborg und Kexholm und auf dem Ladogasee durch eine kleine schwedische Kriegsflotte. Diese führte Angriffe gegen die russischen Gebiete durch und konnten so bisher erfolgreich russische Vorstöße unterbinden. Um dieser Bedrohung zu begegnen ließ Peter I. am südöstlichen Strandabschnitt des Ladogasees in der Nähe von Olonetz eine Schiffswerft errichten, die in der Folgezeit eine kleine Kriegsflotte errichtet. Mit dieser Flotte konnte die schwedische Flotte bis zur Festung Vyborg zurückgedrängt werden und weitere offensive Aktionen der Schweden auf den See verhindern. Das Erste Ziel der Russen war die Festung Nöteborg die auf einer Insel in der Newa an der Mündung zum Ladogasee lag und somit den Fluss und den See deckte. Diese Festung ließ Peter I. nun ungehindert belagern, da Karl XII. tief in Polen stand und die livländische Armee nicht mehr operationsfähig war. Ende September begann die Belagerung Nöteborgs durch eine 14.000 Mann starke russische Armee, die von Feldmarschall Scheremetjew geführt wurde. Die Schweden versuchten von Finnland aus die Festung zu entsetzen, doch eine 400 Mann zählende schwedische Verstärkung aus Finnland konnte von den Belagerern zurückgeschlagen werden. Am 11. Oktober 1702 ging die zuletzt von nur noch 250 Mann besetzte Festung in russischen Besitz über. Aufgrund der strategisch wichtigen Bedeutung dieser Festung benannte Peter I. diese in Schlüsselburg um.[47] Peter I. kontrollierte durch die Einnahme der Festung nun den Ladogasee, die Newa, den finnischen Meerbusen und Ingermanland.

Flugblatt zur Eroberung von Nöteborg (Schlisselburg) am Newa und Lagodasee durch die Russen, 1702

Der Vormarsch der russischen Armee ging weiter. Im März 1703 stand eine russische Armee unter Peter I. vor der schwedischen Festung Nyenschantz an der Mündung der Neva in den Golf von Finnland. Am 4. Mai gelang die Einnahme der mit 600 Mann besetzten Festung durch die Truppen von Boris Scheremetjew und mit Hilfe der neuerrichteten Russischen Marine. Zwei Tage zuvor hatte Russland seinen ersten Sieg zu Wasser errungen. Acht russischen Booten gelang es, zwei schwedische Fregatten, die mit je 24 Kanonen bestückt waren zu besiegen.[48] Da die Newa nun vollständig von russischen Kräften kontrolliert wurde, begann Zar Peter I. im sumpfigen Delta der Newa 1703 mit dem Aufbau einer Festung und später mit einer Stadt, die 1711 mit dem Namen Sankt Petersburg neue russische Hauptstadt werden sollte. Zar Peter I. ließ nach Gründung von St. Petersburg schnell eine eigene Flotte aufbauen um auch zur See den Schweden begegnen zu können und verfügte bereits im Frühjahr 1704 über eine Kriegsflotte von 40 Schiffen in der Ostsee. Der Rest von Ingermanland, inklusive Jaama und Koporje, fiel danach innerhalb einiger Wochen den Russen zu, da die Schweden hier über keine nennenswerten Truppen oder starke Festungen verfügten.

Im Juli 1703 erfolgte der erste russische Angriff auf Finnland. Ziel der russischen Expedition war die Festung Viborg. Diese sollte von Seeseite her mit der Ruderflotte, von Landeseite her mit einem Belagerungskorps unter Menschikow angegriffen werden. Auf dem Weg dahin stellte sich ein finnisches Kontingent den russischen Kräften bei Sestrorezk entgegen. Nach wechselvollen Kämpfen mussten sich die Schweden nach Vyborg zurückziehen. Aus Angst vor einer Landung schwedischer Kräfte wurde aber die geplante Belagerung abgebrochen und die russischen Kräfte zurückgezogen. Nachdem sich das russische Korps zurückgezogen hatte, ließ Peter I. es nach Livland und Estland marschieren um den bedrängten polnischen König August II. zu unterstützen. Aber anstatt dort die schwach besetzten Festungen zu belagern, begnügten sich die Russen mit der Verheerung des Landes.

Festigung der russischen Position im Baltikum

Kupferstich der Belagerung der Festung Narwa durch russische Truppen

Auch nach den russischen Erfolgen im Newaumland war Karl XII. nicht zu einer Verstärkung der livländischen Streitkräfte oder zu einem persönlichen Eingreifen auf diesem Schauplatz bereit, obwohl er zu Anfang 1704 im nahegelegenen Wespreußen seine Winterquartiere bezogen hatte. So mussten sämtliche Aushebungen auf dem schwedischen Kernland nach Polen abgeführt werden. Die von Peter I. gerüstete Flotte die sich gegen die schwedische Handelsschifffahrt richtete, durfte ebenso nur von wenigen Fregatten bekämpft werden. So zog Karl XII. im Juli 1704 mit seinem 30.000 Mann starken Heer nach Warschau um die Wahl seines Favoriten zum polnischen König zu sichern und gab Livland den russischen Eroberungszügen bloß.

Um die Pläne für einen neuen Ostseehafen der Russen zu stören, segelte nach dem der Winter vorüber war, eine kleine schwedische Flotte mit einem Linienschiff, fünf Fregatten und fünf Brigantinen zum Finnischen Meerbusen mit dem Auftrag die dortige neue Stadt St. Petersburg und neu errichtete russische Flotte zu zerstören. Mit 1000 Mann Verstärkung aus Viborg sollte ein Angriff von Land und zur See erfolgen. Nach einer zunächst erfolgreichen Landung auf der befestigten Insel Kronstadt wurde die Unternehmung aufgrund des hartnäckgien Widerstands aufgegeben und die Flotte segelte zurück nach Kronstädt. Weitere Kämpfe wurden auf dem Peipussee ausgetragen. Für die Eroberung Livlands war die Herrschaft auf dem Peipussee Voraussetzung. Hier dominierten noch die Schweden, die über 14 Boote mit 98 Kanonen verfügten. Um dem zu begegnen wurde während der Wintermonate 1703/04 von den Russen eine Anzahl von Booten errichtet. Anfang Mai 1704 gelang damit die völlige Zerstörung der schwedischen Flotte und damit die russische Hoheit auf dem See. Dadurch konnten die russischen Streitkräfte für die weiteren Eroberungszüge nun auch über den See versorgt werden und größere und dauerhaftere Unternehmungen stattfinden. Bereits im Sommer 1704 wurde eine russische Armee, unter dem Kommando von Feldmarschall Georg Benedikt von Ogilvys (1651–1710), von Ingermanland aus zur Eroberung von Narva angesetzt. Gleichzeitig stieß eine weitere russische Armee gegen Dorpat vor. Ziel dieser Operationen war die Einnahme dieser wichtigen Grenzfestungen, um dadurch das im Vorjahr eroberte Ingermanland mit dem neuen St. Petersburg zu schützen und die Möglichkeit zur Eroberung Livlands zu gewinnen. Ein schwedischer Entsatzversuch unter Schlippenbach mit 1800 verbliebenen Soldaten scheiterte unter Verlust der gesamten Streitkraft. Anfang Juni wurde Dorpat eingeschlossen. Am 14. Juli 1704 fiel die Stadt in russische Hände. Bereits im April war Narwa von 20.000 Russen unter Anwesenheit Peters I. eingeschlossen worden. Drei Wochen nach Dorpat fiel am 9. August auch diese Festung nach einem heftigen Sturmangriff und schweren Kämpfen in der Stadt den Russen in die Hände. Bei der Eroberung Narwas fielen 1725 Schweden in Gefangenschaft.

Erfolglose schwedische Angriffe auf St. Petersburg

Das gerade erst gegründete Petersburg in der Ferne nur schemenhaft zu erkennen. Die Darstellung zeigt im Wesentlichen ein Seegefecht zwischen der schwedischen und der russischen Flotte vor der Insel Kotlin (Retusari). Die russischen Schiffe haben sich im Schutz der Festung Kronstadt versammelt (hier "Cronschantz" bezeichnet), die Schweden greifen von See kommend an.

Nach den Erfolgen der Vorjahre blieb Russland 1705 in der Defensive und konzentrierte sich auf die Sicherung der Eroberungen. Schweden hingegen ging in die Offensive, nachdem sie durch die russischen Eroberungen und den schnellen Fortschritten bei der Errichtung von St. Petersburg aufgeschreckt wurden. Dazu wurden 6000 Rekruten zur Verstärkung der dortigen Streitkräfte in die Ostseeprovinzen gesandt. Ein erster Angriff schwedischer Truppen gegen das neugegründete Kronstadt im Januar 1705 endete im Wesentlichen ergebnislos. Im Frühling segelte eine Flotte mit 20 Kriegsschiffen von Karlskrona nach Viborg und dann nach Kronstadt. Das ganze Landungsunternehmen scheiterte wie im Vorjahr, wobei die Schweden mehrere hundert Tote verloren. Ein dritter Landungsversuch auf Kronstadt scheiterte am 15. Juli unter dem Verlust von 600 Schweden. Bis Dezember kreuzte das schwedische Geschwader im finnischen Meerbusen und unterband so den Warenhandel. Es zeigte sich bereits hier eine Uneinigkeit der regionalen schwedischen Kommandeure, die zu unabgestimmten Alleingängen führten und von den Russen ohne große Mühe abgeschlagen werden konnten.

Im Folgejahr 1706 fanden nur wenige Kämpfe in den schwedischen Ostseeprovinzen statt. Während der ersten Hälfte des Jahres waren die russischen Truppen auf dem polnischen Kriegsschauplatz gebunden, um den stark bedrängten König August II. zu unterstützen und Karl XII. in Polen zu binden. Peter I. blieb daher defensiv. Die schwedischen Kräfte waren ihrerseits nicht zahlreich genug für offensive Unternehmungen. Neben einigen schwedischen Streifzügen nach Russland wurde ein erneuter Flottenvorstoß mit 14 Kriegsschiffen nach Petersburg unternommen, der aber ergebnislos blieb. Vyborg, von dem mehrfach Angriffe gegen Petersburg ausgeführt worden waren, wurde ab den 11. Oktober 1706 kurzzeitig von einer 20.000 Mann starken russischen Armee erfolglos belagert. So waren 1707 nur noch wenige Hauptorte und Festungen, namentlich Riga, Pernau, Arensburg und Reval, in schwedischen Händen. Der erwartete Angriff Karls XII. auf Russland führte zu einer Kriegspause auf diesem Schauplatz.

Die russischen Siege wurden durch eine deutliche numerische Überlegenheit sichergestellt. Die russische Taktik konzentrierte sich auf Angriffe auf isolierte und nur mit kleinen Garnisonen versehene schwedische Festungen. Besonders am Anfang vermied es die russische Armee noch, größere Festungen anzugreifen. Ein besonderes Kennzeichen dieses Kriegsschauplatzes war auch die planmäßige Anwendung der Taktik der verbrannten Erde seitens der Russen. Das Ziel, das die Russen damit verfolgten, war es, das Baltikum als mögliche schwedische Basis für weitere Operationen untauglich zu machen. Eine große Zahl an Einwohnern wurde im Zuge dieser Taktik durch die russische Armee verschleppt. Viele dieser Verschleppten endeten als Leibeigene auf den Gütern hoher russischer Offiziere oder wurden als Sklaven an die Tataren oder die Osmanen veräußert.[49] Durch die Einsätze und die militärischen Erfolge auf diesem Kriegsschauplatz in diesen Jahren hatte die russische Armee wertvolle Erfahrung und Selbstvertrauen gewonnen. Die Siege zeigten, wie effektiv sich die Zarenarmee in nur wenigen Jahren entwickelt hatte.

Die Kriegswende (1708-1709)

Karl XII. war es nach sechs langen Kriegsjahren in Polen gelungen, August II. zum Verzicht auf den polnischen Thron zu bewegen. Der Erfolg wurde dadurch betrübt, dass sich die schwedischen Ostseeprovinzen inzwischen mehrheitlich in russischem Besitz befanden. Derweil war auch eine russische Armee in Westpolen einmarschiert. Karl XII. hatte den besorgten westeuropäischen Großmächten zugesagt, sich mit seiner Armee nicht in den Spanischen Erbfolgekrieg einzumischen, sondern sich nach Osten zu zuwenden. Zar Peter I. sollte durch einen Zug gegen Moskau als letzter Gegner Karls XII. ausgeschaltet werden. Der Feldzug gestaltete sich aber zum Verhängnis für die Schweden, da die Russen konsequent die Taktik der verbrannten Erde anwendeten und so das schwedische Heer in schwere Versorgungsengpässe brachten. Karl XII. versuchte durch einen Zug in die Ukraine Moskau von Süden her angreifen zu können, erlitt jedoch eine entscheidende Niederlage bei Poltawa, die das Ende der schwedischen Armee in Russland bedeutete. Dänemark und Sachsen traten durch diese unerwartete Machtverschiebung erneut in den Krieg ein. Während Karl XII. vom Mutterland abgeschnitten, die nächsten Jahre im Exil im Osmanischen Reich verbringen musste. Eine direkte Invasion Dänemarks in Südschweden scheiterte jedoch, wodurch sich der Krieg verlängerte.

Der Russlandfeldzug Karls XII.

Darstellung der berühmten Schlacht zwischen den russischen und schwedischen Heeren nahe Poltawa am 27. Juni 1709

Karls XII. Hauptziele nach dem Frieden von Altranstädt lagen darin die besetzten Gebiete in den schwedischen Ostseeprovinzen zu befreien und einen dauerhaften Frieden zu schließen, der die Großmachtstellung Schwedens sicherte. Daher lehnte der in Altranstädt verweilende Karl XII. mehrere Friedensangebote Zar Peters I. im Februar, Juni und August 1707 ab, da er diese für ein Täuschungsmanöver hielt und Frieden mit Peter I. im Moskau zu eigenen Bedingungen schließen wollte. Tatsächlich war aber Zar Peter I. friedensbereit und hätte sich mit dem Zuspruch von Ingermanland zufrieden gegeben. Durch den Entschluss des schwedischen Königs wurde ihm aber die Fortsetzung des Krieges aufgezwungen.[50] Die Kriegsziele Karls XII. sollten erreicht werden, ohne das die schwedischen Ostseeprovinzen zu einem Schlachtfeld werden. Aus diesem Grund wurde ein Vormarsch auf St. Petersburg ausgeschlossen. Zuerst hoffte Karl XII. die russische Armee aus Polen zu manövrieren, um weitere Verheerungen des nun mit Schweden verbündeten Landes zu vermeiden. An der russischen Grenze sollte dann das Heer mit osmanischer Hilfe direkt gegen Moskau vorrücken.[51]

Im September 1707 begann der lange vorbereitete Feldzug gegen Russland. Die schwedische Hauptarmee bestand inzwischen aus 36.000 erfahrenen und ausgeruhten Soldaten, neu eingekleidet und mit neuen Waffen ausgerüstet. Die schwedische Kriegskasse war um mehrere Millionen Taler angewachsen. Der Vormarsch gegen Moskau sollte auf direktem Weg über Smolensk erfolgen. Auf russischer Seite hoffte man, dass die immer noch in Polen stehende Armee Menschikows den Vormarsch Karls XII. lang genug aufhalten könnte, bis Zar Peter I. die Verteidigung entlang der russischen Grenze organisiert hatte. Es war aber niemals auf russischer Seite beabsichtigt, Polen zu halten.[52] Stattdessen sollte die sich zurückziehende russische Armee Menschikows die Politik der verbrannten Erde anwenden und so der vorstoßenden schwedischen Armee die Versorgungsgrundlage entziehen. Am 7. September 1707 überschritt das Heer bei Steinau die Oder, das die polnische Grenze markierte. Die Armee Menschikows ging einer Schlacht aus dem Weg und zog sich aus dem westlichen Teil Polens in Richtung Osten hinter die Weichsel zurück. Auf dem Rückzugsweg ließ er Dörfer entlang des Weges verbrennen, Brunnen vergiften und alle Vorratslager vernichten. Ende Oktober 1707 ließ Karl XII. aufgrund der beginnenden Schlammperiode im Herbst, seine Armee östlich von Posen halten, wo neue Rekruten die schwedische Armee auf eine Stärke von 44.000 Mann vergrößerten.[53] Mit dieser Armee zog Karl XII. nun gegen das eigentliche Ziel des Feldzugs, Moskau.[52] Nachdem der Frost die Wege wieder passierbar gemacht hatte und die Flüsse zugefroren waren, überquerte das schwedische Heer nach viermonatiger Ruhepause in den letzten Tagen des Jahres 1707 die zugefrorene Weichsel. Menschikow ging auch jetzt einer Konfrontation aus dem Weg und zog sich weiter zurück. Doch anstatt dem von der russischen Armee verwüsteten Pfad zu folgen, ging der schwedische Vormarsch durch die als unpassierbare geltenden Masuren weiter, wodurch Karl XII. die vorbereiteten Verteidigungslinien der Russen umging.[54]

Der direkte Vormarsch auf Moskau scheitert

Schwedischer Schlachtplan von der Schlacht von Golowtschin am 14. Juli 1708

Mitte Januar 1708 ließ die schwedische Armee die Masuren hinter sich und erreichte am 28. Januar 1708 Grodno. Zar Peter I., der sich mit Menschikow bei Grodno traf, stufte die Stärke der russischen Armee als zu gering ein, um dort die schwedische Armee blockieren zu können und befahl den weiteren Rückzug zur litauisch-russischen Grenze.[55] Der schwedische Vormarsch setzte sich bis Anfang Februar fort, bis das Heer Karls XII. bei der litauischen Stadt Smorgoni die Winterlager aufschlug. Während dieses Haltes traf sich Karl XII. mit General Lewenhaupt. Die Auswirkungen der russischen Taktik der verbrannten Erde machten sich bereits durch Versorgungsmängel bemerkbar, die den weiteren Vorstoß gefährdete. So vereinbarten Karl XII. und der Kommandeur der livländischen Armee, mit der 12.000 Mann starken livländischen Armee und einem Versorgungszug zur Mitte des Jahres zum Hauptheer Karls XII. dazuzustoßen. Die Versorgungsengpässe vor Ort zwangen das schwedische Heer Mitte März nach Radovskoviche nahe Minsk zu ziehen, wo die Versorgungslage weniger prekär war. Die Armee blieb dort für weitere drei Monate um sich für den bevorstehenden Feldzug vorzubereiten. Um den polnischen König Leszczyńskis während der Abwesenheit Karls XII. zu stützen, wurden 5000 Mann abkommandiert, so dass sich die Armee auf 38.000 Mann verringerte.[56] Die schwedische Armee verteilte nun sich zwischen Grodno und Radovskoviche während sich das 50.0000 Mann starke russische Heer entlang der Linie Polotsk an der Dvina bis Mogilev am Dnjepr aufgestellt hatte.[56] Das russische Heer hatte dabei neben Moskau auch einer möglichen Bedrohung St. Petersburg zu begegnen, was zu einer größeren Zergliederung der russischen Kräfte führte. Einem Vorschlag von Carl Piper den weiteren Vormarsch gegen St. Petersburg fortzusetzen und so gleichzeitig die livländischen Provinzen zu sichern lehnte Karl XII. ab und entschied sich stattdessen, den Vormarsch auf Moskau fortzusetzen, das von Scheremetew gedeckt wurde. Das schwedische Heer setzte, nachdem am 1. Juni der Sommerfeldzug begonnen wurde, am 18. Juni über die Beresina. Die russischen Kräfte konnten sich einem Umgehungsversuch der Schweden entziehen und zogen sich hinter der nächsten Flussbarriere, dem Drut zurück. Am 30. Juni erreichte Karl XII. die Vabitch, einem Seitenarm des Druts nahe dem Dorf Halowchyn. Hier befand sich die Hauptverteidigungslinie der russischen Armee die Karl XII. angreifen ließ. Die Schweden schlugen am 14. Juli 1708 die 39.000 Mann starke russische Armee unter Scheremetew in der Schlacht von Golowtschin. Scheremetew zog seine Truppen in guter Ordnung zurück und überließen den Schweden das Schlachtfeld. Der Sieg wird als Pyhrrussieg der Schweden eingestuft, da viele der 1000 Verwundeten aufgrund mangelhafter medizinischer Versorgung in den Folgetagen starben. Die Schlacht selbst war nicht kriegsentscheidend, obwohl durch den Sieg die nord-südlichen Flussbarrieren von den Schweden hinter ihnen gelassen werden konnten und der Weg nach Moskau nun offen lag.[57] Am 7. Juli erreichten die Schweden Mogilev am Dnjepr, wo Sie für die nächsten vier Wochen verblieben.

Da die Schweden durch die russische Taktik der verbrannten Erde an Versorgungsmängeln litten, hatte Karl XII. General Adam Ludwig Lewenhaupt während des Winters befohlen, von Riga aus mit 13.000 Mann Verstärkung, 16 Kanonen[58] und Versorgungszügen zu ihm zu stoßen. Karl XII. ließ den Vormarsch daher bei Mogilew stoppen um auf Lewenhaupt zu warten. [59] Lewenhaupt war Ende Juni von Riga aus aufgebrochen. Doch schlechtes Wetter verzögerte den Vormarsch. Als das schwedische Hauptheer schließlich in der ersten Augustwoche den Dnjepr überschritt, war die Armee Lewenhaupts immer noch nicht eingetroffen. Karl XII. marschierte nun nach Süd-Osten um die Aufmerksamkeit der Russen auf sich zu ziehen und das Versorgungsheer vor einem russischen Angriff zu schützen. Am 21. August erreichten die Schweden Chemikow am Fluss Sozh, wo sie eine weitere Woche stoppten. Als Karl XII. am 23. August seinen Vorstoß wieder nach Norden richtete, lag der Weg nach Smolensk offen, da Peter I. durch den Vorstoß Karls XII. seine Position bei Gorki verlassen hatte und ihm gefolgt war.

Peter I. musste seine Truppen erneut nach Norden marschieren lassen um den schwedischen Vormarsch zu blockieren. Als die Schweden Malatitze erreichten fanden sie eine beträchtliche Anzahl russischer Armeekräfte vor Ihnen, die den Weg nach Smolensk blockierten. In dem Gefecht das sich hier anschloss, verloren die Russen erneut und mussten mit 700 Toten, im Vergleich zu den 300 Toten der Schweden erneut höhere Verluste einstecken. Ein sich hier anschließendes größeres Gefecht mit der russischen Hauptarmee erfolgte aber nicht, da sich die Russen zurückzogen, als Karl XII. Verstärkungen heranzog. Stattdessen war das Aufeinandertreffen in einem anderen Aspekt bedeutender. Die russischen Kräfte zeigten hier eine große Moral und bedingt durch besseres Training, ein hohes Können im Kampf. Die Russen waren inzwischen aus Sicht der schwedischen Kommandeure hinsichtlich der Disziplin im Vergleich zu den sächsischen Truppen ebenbürtig, wenn nicht diesen sogar überlegen.

Ein schwedischer Kommandeur schrieb nach dem Treffen hierzu:

„Die Schweden müssen den Moskowitern zugestehen, dass sie ihre Lektion gelernt haben, viel besser als sie es in den Schlachten bei Narwa oder Fraustadt getan haben und dass sie bei der Disziplin und Mut den Sachsen ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen sind“

Jeffereyes[60]

Die schwedische Versorgungsarmee wird vernichtet

Darstellung der Schlacht bei Lesnaja beim Dorf Lesnaja

Nichtsdestotrotz behielt Peter I. seine Strategie bei, sich keiner Entscheidungsschlacht zu stellen und seine Armee zog sich in die Wälder zurück. Am 4. September setzte Karl XII. seinen Vormarsch fort, erreichte Tatarsk und Starishi noch am selben Tag. Dort musste Karl XII. sich seine ausweglose Situation eingestehen. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln erreichte einen kritischen Punkt und Späher berichteten, dass vor Ihnen nichts als verwüstetes Land lag. Die Desertionen stiegen an und Nachrichten vom herannahen von Lewenhaupts Versorgungskolonne lagen immer noch nicht vor.

Schließlich entschied sich der schwedische König den Weg nach Moskau über Smolensk abzubrechen. Sein Hauptziel war es nun, seine Armee am Leben zu erhalten. Die Hauptarmee marschierte am 15. September nach Süden in die noch nicht verwüsteten Regionen. Am 6. Oktober trafen schließlich Nachrichten von Lewenhaupts Streitkraft beim König ein. Es waren nicht die, die er hoffte zu hören. Als Karl XII. am 15. September Tatarsk verließ, war die Versorgungsarmee von Lewenhaupt noch 80 Meilen von der schwedischen Hauptarmee entfernt. Peter I. plante die Lücke zwischen beiden Heeren zu nutzen und übertrug General Scheremetew das Kommando über die russische Hauptarmee, die die Armee Karls XII. folgen sollte. Peter I. übernahm das Kommando von zehn Batallionen seiner am meisten erfahrenen Infanterie, zehn Dragonerregimenter und vier Batterien berittener Artillerie. Zusammen 11625 Mann. Lewenhaupts Kolonne bestand aus 7500 Mann Infanterie und 5000 Reitern die einen Versorgungszug von fast 1000 Wagen begleiteten. Am 18. September erreichte Lewenhaupt den Dnjepr. Der Übergang über den Dnjepr vollzog sich über eine ganze Woche. Die sich nähernden Russen zwangen die Schweden zu einer Verfolgungsjagd. Doch am 27. September wurden die Schweden beim Dorf Lesnaja eingeholt. Bei den sich anschließenden Gefechten verloren die Schweden ihren gesamten Versorgungszug. An Verlusten erlitten die Schweden weiterhin 607 Reiter, 751 Dragoner und 4449 Mann Infanterie, von denen 3000 Mann gefangen wurden. Lewenhaupt führte die verbliebene Truppe zehn Tage später zur schwedischen Hauptarmee.[61]

Eine schwedische Streitkraft von 12.000 Mann, die Ingermanland von Finnland aus erobern und die neue russische Stadt Sankt Petersburg niederbrennen sollte, musste aufgrund der starken Verteidigung der Stadt diesen Plan aufgeben und unter einen Verlust von 3000 Mann den Rückzug nach Wyborg antreten.

Karl XII. weicht nach Süden in die Ukraine aus

Karte der Schlacht bei Poltawa, mit französischem Kommentar; Militärarchiv von Schweden, Stockholm.

Das Ziel Karls XII. von Severia entlang der Kaluga Straße nach Moskau zu marschieren, wenn sich die Versorgungslage des Heeres verbessert hatte wurde durch das Desaster in der Schlacht bei Lesnaja unmöglich. Karl XII. wendete sich daher einer neuen Strategie zu: der König stand im Austausch mit dem Ataman der ukrainischen Kosaken, Iwan Masepa. Im Dongebiet herrschte seit Herbst 1707 ein Kosaken- und Bauernaufstand, der sogenannte Bulawin-Aufstand, der sich gegen die Zarenherrschaft direkt richtete und von Peter I. rigoros niedergeschlagen wurde. Masepa war beim Zaren in Ungnade gefallen, was er allerdings als Verstoß Russlands gegen den Vertrag von Perejaslaw betrachtete und von da an einen Weg suchte, die Ukraine aus der russischen Umklammerung zu lösen. Er versprach, dass er einen Großaufstand anführen und ihn mit einer 100.000 Mann starken Armee unterstützen würde, wenn die Schweden in die Ukraine vorrückten. Karl XII. marschierte daraufhin wider den Rat seiner Generäle in die Ukraine. Doch die erwartete Verstärkung durch die mit Schweden verbündeten Kosaken unter Ataman Iwan Masepa blieb aus. Die Russen hatten eine Armee unter Prinz Alexander Danilowitsch Menschikow entsandt, der Baturyn, Masepas Hauptstadt, besetzte und viele seiner Unterstützer sowie 6 - 7.500 Zivilisten tötete[62]. So konnte Masepa nur einen kleinen Teil der versprochenen Männer aufstellen, zunächst 3000 Mann, später 15.000 Mann.[59] Nichtsdestoweniger verbrachte Karl XII. den Winter in der Ukraine, immer noch selbstbewusst seine Ziele zu erreichen. In dieser Zeit stellte sich am 23. Dezember ein russisches Bataillon bei Weprik am Psel den Schweden entgegen, welches bis zum 7. Januar den Angreifern standhalten konnte. Ende Januar 1709 setzte Karl XII. seinen Marsch in den Süden fort. Allerdings wirkte sich der Winter von 1708/09, der schwerste in diesem Jahrhundert, für die Schweden verheerend aus.

Die Katastrophe bei Poltawa

Triumphaler Einzug der Russischen Armee nach der Schlacht bei Poltawa in Moskau

So war zu Beginn des Frühjahrs 1709 nur noch knapp die Hälfte der schwedischen Armee in Russland, weniger als 30.000 Mann mit wenigen Kanonen einsatzbereit. Besonders die in Deutschland angeworbenen Soldaten hatten die Kälte nicht verkraftet. Weitere Unterstützung boten die Verbände der Saporoger Kosaken, die von Masepa aufgestachelt wurden und Zar Peter zwangen seine Anstrengungen zu teilen. Trotz der angespannten Versorgungslage entschied sich Karl XII., die Stadt Poltawa zu belagern, einen Nachschubstützpunkt mit großen Vorräten an Schießpulver und anderen Versorgungsgütern. Er blockierte die Stadt Anfang April 1709 mit 8.000 seiner Soldaten, eine schnelle Kapitulation erwartend; jedoch hielten die Russen unter Obersten A. Kelin, deren Garnison von ukrainischen Kosaken sowie von der einheimischen Bevölkerung unterstützt wurde, 87 Tage aus. Nachdem Zar Peter die Saporoger Kosaken geschlagen hatte, wandte er sich mit seiner insgesamt 60.000 Mann starken Armee der belagerten Stadt Poltawa zu, um diese zu entsetzen. Die russische Armee überquerte den Fluss Worskla und errichtete ein befestigtes Lager ein paar Kilometer nördlich der Stadt. Als Zar Peter die Lage der schwedischen Armee mitgeteilt bekam, gab er seine bisherige Politik der Schlachtausweichung auf. Karl XII., welcher am 28. Junigreg. bei einer Aufklärungsaktion verwundet worden war, entschied sich zur Attacke auf das befestigte Lager am Morgen des 8. Juli 1709greg.. Lewenhaupt forderte die Aufgabe der Belagerung, aber der König lehnte ab und ließ die Belagerung von Poltawa aufrechterhalten. Lediglich 20.000 Mann unter Feldmarschall Rehnskiöld wurden in der eigentlichen Schlacht eingesetzt. Da es einen Mangel an Schießpulver gab, mussten die Soldaten mit aufgepflanzten Bajonetten und mehrheitlich leeren Musketen in die Schlacht gehen. Nur 4 von 32 Kanonen konnten für die Attacke auf schwedischer Seite eingesetzt werden. So kam es in der Ukraine zur entscheidenden Schlacht bei Poltawa. Entsprechend dem Charakter Karls XII. sollte eine Überraschungsattacke die Russen in Verwirrung und Auflösung stürzen. Doch die Schweden erlitten wegen Munitionsmangel eine vernichtende Niederlage, wobei viele Offiziere, unter ihnen auch Feldmarschall Rehnskiöld in russische Gefangenschaft gerieten.

Darstellung der Situation vor der Kapitulation bei Perewolotschna am 11. Juli 1709 (Russen = rot; Schweden = blau)

Nach der Schlacht sammelten sich die zurückflutenden Schweden im Lager bei Puschkariwka. Insgesamt bestand die gesamte schwedische Armee noch aus etwa 15.000 Mann und 6.000 Kosaken.[63] Als Rückzugslinie stand der Weg nach Süden zur Verfügung. Nach einer Reorganisierung und Auffrischung sollte die Armee durch osmanisches Gebiet nach Polen zurückgeführt werden. Noch am Schlachttag marschierte die Armee entlang der Worskla nach Süden ab. Am 10. Juli traf das Heer bei Perewolotschna am Zusammenfluss von Worskla und Dnepr ein und musste feststellen, dass es dort weder Brücken noch Furten gab und dass die wenigen vorhandenen Boote nicht ausreichten, um die gesamte schwedische Armee zu evakuieren.[64]

Man beschloss daher im schwedischen Hauptquartier, dass Karl XII., die Verwundeten, sowie eine Eskorte aus Schweden und Kosaken den Dnepr überqueren und auf osmanisches Gebiet ziehen sollten. Das Heer hingegen sollte die Worskla wieder hinauf marschieren und nach Süden zur Krim einschwenken. Von dort sollte es wieder zum König stoßen. In der Nacht zum 30. Junijul. / 11. Juli 1709greg. setzte der König mit Iwan Masepa, dessen Gefährten Kost Hordijenko, sowie 900 Schweden und 2000 Kosaken über den Fluss. Die Armee, die nun unter dem Befehl des Generals Lewenhaupt stand, bereitete den Abmarsch für den folgenden Morgen vor. Um 8 Uhr traf jedoch eine russische Kolonne von 6000 Dragonern und 3000 Kalmücken unter General Menschikow ein. Lewenhaupt leitete sofort Verhandlungen ein und man einigte sich schließlich, zu kapitulieren, obwohl man den gegenüberstehenden russischen Truppen zahlenmäßig fast doppelt überlegen war. Am Morgen des 30. Junijul. / 11. Juli 1709greg. um 11 Uhr kapitulierte das schwedische Heer mit rund 14.000 Soldaten, 34 Geschützen und 264 Fahnen. Die verbliebenen Kosaken flüchteten größtenteils auf ihren Pferden, um der Bestrafung als Verräter zu entgehen.[65] Die Kolonne König Karls XII. erreichte wenige Tage später am 17. Juli den Bug, wo der Pascha von Otschakow seine Erlaubnis erteilte, das Osmanische Reich zu betreten. Eine Nachhut von 600 Mann schaffte das Übersetzen über den Bug nicht mehr und wurde von 6.000 russischen Reitern unter General Wolkonski eingeholt und niedergemacht.[66] Damit endete der russische Feldzug Karls XII. in einer desaströsen Niederlage, die die Wende in diesem Krieg bedeutete.

Erneuerung der Nordischen Allianz

Dreikönigstreffen: Friedrich I. in Preußen (Mitte), August II. (der Starke), Kurfürst von Sachsen und zeitweilig König von Polen (links), Friedrich IV. von Dänemark (rechts)
Gemälde von Samuel Theodor Gericke, zu besichtigen im Schloss Caputh
Darstellung der Feldzüge nach der Kriegswende infolge der Schlacht bei Poltawa im Juli 1709 bis zum Friedensschluss 1721

Die Kriegshandlungen konzentrieren sich in dieser Phase fast nur noch auf die schwedischen Herrschaftsgebiete. So fanden schwere Kämpfe um die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland statt, die 1715 mit der Eroberung durch die Alliierten endeten. Weitere Kämpfe fanden im heutigen Finnland, der Ostsee und Norwegen statt.

Nach dem Sieg bei Poltawa war das schwedische Kernland weitgehend vom Schutz durch die eigenen Truppen entblößt. Zudem befand sich der schwedische König tausende Kilometer vom Schwedischen Reich entfernt. Unter Ausnutzung dieser günstigen Bedingungen wurden in kurzer Zeit die alten Bündnisse der einstigen Alliierten wieder erneuert.[67] Zuerst wurde Polen von der schwedischen Herrschaft befreit. Die russische Armee marschierte hierzu in das schwedisch besetzte Polen ein. Nach Verhandlungen des Zaren Peter I. mit den ehemaligen Bündnispartner kündigte Kurfürst August den Frieden von Altranstädt mit Schweden auf. Am 20. August 1709 marschierten erneut sächsische Truppen in Polen ein. Die schwachen schwedischen Truppen unter Kommando des Generals Krassau mit 9000 Mann zogen sich nach Stettin und Stralsund, in Schwedisch-Pommern zurück. Der von den Schweden inthronisierte polnische König Stanislaus Leszczynski floh über Stettin und Kristianstad nach Stockholm. Zar Peter I. ließ die schwedischen Truppen durch eine russische Abteilung unter Kommando von Menschikow bis nach Pommern verfolgen. Die Rolle Polens als Kriegsführende Macht hatte sich seit Kriegsbeginn immer weiter reduziert. So blieb Polen in der Folgezeit nur eine untergeordnete Rolle da es August II. nicht gelungen war, die Königmacht zu stärken. Die Wiedereinsetzung der Königswürde für August II. konnte auch nur mit russischer Hilfeleistung erfolgen. Dies war ein Symbol für die nun folgende Fremdbestimmung und Außensteuerung der polnischen Republik.[68]

Am 28. Juni 1709, noch vor Poltawa hatten Dänemark und das Kurfürstentum Sachsen ihren Bündnisvertrag in Dresden erneuert. Friedrich I. König in Preußen wurde von Friedrich IV. und August II. beim Dreikönigstreffen 1709 stark umworben, dem Bündnis beizutrteten, mied aber aufgrund der Belastungen im Spanischen Erbfolgekrieg und aufgrund von Neutralitätsvereinbarungen mit Schweden einen offenen Kriegseintritt.

Am 7. Oktober 1709 wurde die antischwedische sächsisch-russische Allianz im Vertrag von Thorn erneuert. Bei Jarosław folgte der dänisch russische Beistandspakt am 10. Juni 1710.[69] Nachdem König Karl XII. vom Osmanischen Reich aus erneut Friedensverhandlungen ablehnte, vereinbarten Dänemark und das Zarentum Russland einen Plan, der die schwedische Hauptstadt Stockholm bedrohen sollte um so Schweden zum Frieden zu zwingen. Es wurden hierzu zwei Eroberungsrouten festgelegt. Eine sollte angeführt durch Dänemark durch das südliche Schweden führen und die andere, von Russland angeführt über die Eroberung von Finnland und den Alandinseln Stockholm von der Seeseite her bedrohen. In den Folgejahren kam es insbesondere auf dem Kriegsschauplatz in Norddeutschland zu gemeinsamen alliierten Aktionen, während der Kriegsschauplatz in der nördlichen Ostsee und in Finnland allein von Russland getragen wurde.

Die dänische Invasion in Schonen

Kupferstich der Schlacht von Helsingborg

Die südliche Angriffsroute wurde von den Alliierten als die wichtigere angesehen und wurde primär verfolgt. Im Spätherbst 1709 begannen die Dänen mit der Umsetzung des Plans der Bedrohung Stockholms durch eine Invasion in Schonen. Eine große dänische Invasionsflotte wurde hierzu auf dem Öresund zusammengezogen. Am 1. Novemberjul. / 12. November 1709greg./ 2. November 1709schwed. landete die Invasionsstreitmacht beim Fischerdorf Råå. Die schwedische Seite leistete hier so gut wie keine Gegenwehr. Die Armee war nach Poltawa zu sehr gehandicapt, da mehrere Regimenter nicht mehr existierten. Obwohl Schwedens Armee kurz nach Poltawa mit der Rekrutierung neuen Personals begann, konnte Magnus Stenbock im Spätsommer 1709 erst ein schonisches Regiment präsentieren, das kampftauglich war. Da ein Gegenangriff sinnlos erschien, zog man sich nach Småland zurück. Im Dezember kontrollierte Dänemark fast das gesamte zentrale Schonen mit Ausnahme von Malmö und Landskrona. Ziel der dänischen Seite war es, die schwedische Flottenbasis in Karlskrona zu erobern, und so arbeitete sich die dänische Armee schnell voran. Im Januar 1710 besiegte die dänsiche Streitmacht eine kleinere schwedische Einheit bei Kristianstad.

Magnus Stenbock arbeitete eifrig daran, die schwedische Armee zu verstärken. Mehrere neue Regimenter versammelten sich bei Växjö, wo die unerfahrenen Truppen auf dem Eis eines zugefrorenen Sees Kampftechniken übten. Bis zum 4. Februarjul. / 15. Februar 1710greg./ 5. Februar 1710schwed. war Stenbocks Truppe nach Osby gezogen, wo sich ihnen weitere Verbände anschlossen. Die schwedische Streitmacht in Südschweden zählte nun 16.000 Mann. Helsingborg galt nach Stenbocks Meinung als Schlüssel zu Schonen und so marschierte das Heer südwärts, um die dänischen Versorgungslinien abzuschneiden. Nach einem schwedischen Sieg in der Schlacht von Helsingborg verschanzten sich die Reste der dänischen Armee hinter den Schutzwällen Helsingborgs. Magnus Stenbock vermied einen weiteren Angriff, da die Dänen hier in überlegener Position waren. Stattdessen belagerte Stenbock die Stadt. Der schwedische Kriegsrat befand die eigene Armee als zu schwach für eine Erstürmung der Stadt und so wartete diese ab. Am 4. März jul./ 15. März greg./ 5. März 1710 schwed. war die dänische Seite so weit ausgezehrt, dass sie Schonen verließ und sich zurück nach Dänemark einschiffte. Das Unternehmen war damit gescheitert und der originäre Kriegsplan als auch ein rasches Kriegsende nicht mehr zu erfüllen. Die dänischen Verluste bei dem gescheiterten Invasionsversuch waren niederschmetternd. Über 7500 Mann waren gefallen, verwundet oder gefangen genommen. Die schwedische Seite hatte etwa 2800 Tote oder Verwundete zu beklagen.

Russische Offensiven im Osten (1710–1714)

Vollständige Eroberung Livlands und Estlands

Belagerung von riga 1710

Während Karl XII. beim Sultan über den Kriegseintritt des Osmanischen Reichs verhandelte, vollendete Zar Peter die Eroberung von Livland und Estland. Die Russen eroberten im Juni Wyborg, am 4. Juli 1710 ergab sich die Stadt Riga nach längerer Belagerung den Truppen des russischen Generals Boris Petrowitsch Scheremetjew und im September ergab sich Reval dem russischen Kommandeur Fjodor Matwejewitsch Apraxin. Damit erhielten die Russen drei hochseetüchtige Ostseehäfen und eine verbesserte Verteidigungsbasis für St. Petersburg, welches daraufhin zur Hauptstadt des Russischen Reiches erklärt wird. Danach verlagerte sich die Aufmerksamkeit Russlands aufgrund des Krieges gegen das Osmanische Reich für einige Zeit weg von Finnland.[70]

Der Krieg gegen die Osmanen

Pruthfeldzug Zar Peters I.

Zar Peters großer Sieg bei Poltawa und seine nachfolgenden Eroberungen im Baltikum wurden insbesondere am Hof des Sultans auf Drängen des Krim-Chans, Karl XII. und Masepas mit Argwohn verfolgt. Peter schickte seinen Botschafter Peter Tolstoi nach Istanbul und forderte die Auslieferung Karls. Diese wurde abgelehnt. Als Zar Peter I. zunehmend nervöser eine eindeutige Antwort von der Pforte forderte, ob es Krieg oder Frieden wolle, ließ Ahmed III. als Antwort den Botschafter ins Gefängnis werfen. Am 8. März 1711 erreichte den russischen Monarchen die Kriegserklärung.[71] Damit ergab sich für Zar Peter eine gefährliche Situation, die den Erfolg bei Poltawa in Frage stellen konnte, da von den Verbündeten keine Hilfeleistungen zu erwarten waren. Daraufhin fiel Zar Peter I., selbst durch eine schwere Krankheit geschwächt, mit seiner Armee ins Osmanische Reich ein. Er hoffte auf einen Aufstand der orthodoxen Christen in den osmanischen Gebieten, der die osmanischen Truppen daran hindern würde, die Donau zu überqueren bevor er den Dnjestr erreichte. Dieser Aufstand blieb aber aus. Am 5. Juli erreichte Peter I. Jassy. Am 17. Juli meldete die Vorhut den Vorstoß des Großwesirs. Die ganze russische Armee eilte nun zurück zum Pruth, die ganze Zeit über in Rückzugsgefechte verwickelt. Am 19. Juli verschanzte sich die 38.000 Mann starke russische Armee. Die mehrfach überlegenen osmanischen Truppen kesselten ihn bei Huși, einem kleinen Ort am Pruth, ein. Peter I. war nun auf Gnade und Ungnade des Großwesirs ausgeliefert. Had Baltaji blieb eine Woche an Ort und Stelle und hätte die russische Armee ohne einen Mann zu verlieren aushungern lassen können. Die osmanische Armee nutzten jedoch ihre überlegene Position nicht aus und ließen ihn für eine Summe von 250.000 Rubel ehrenvoll abziehen.[72] Im Frieden vom Pruth verpflichtete Peter sich, die Festung Asow abzutreten und sich aus den Gebieten der Kosaken zurückzuziehen. Karl XII. verblieb weiter im Osmanischen Reich und versuchte im November 1711 und im November 1712 ein zweites und drittes Mal erfolglos den Sultan zum Krieg gegen Russland zu überreden. Die Hohe Pforte hatte aber keine Gelder für eine kriegerische Unternehmung mehr übrig. Der Frieden von Adrianopel vom 24. Juni 1713, vermittelt von den Seemächten, klärte die übrig gebliebenen Differenzen beider Mächte.

Eroberung Finnlands

Schlacht von Palkäne 17. Oktober 1713

Zar Peter I. wendete sich nach der erfolglosen Pruth-Kampagne wieder dem Kriegsschauplatz an der Ostsee zu und erhöhte den Druck auf Stockholm. 1712 verhinderten noch logistische Probleme eine groß angelegte Invasion Finnlands. Im Frühling 1713 begann die lang geplante amphibische Invasion Finnlands. Eine russische Flotte mit „200 Segeln“ und 16.000 Mann besetzt segelte hierzu von Petersburg und landeten am 10. Mai bei Helsingfors. Der dortige schwedische Kommandant Georg Henrik Lybecker wartete jedoch das Bombardement der Invasionsstreitmacht nicht ab, verbrannte die Stadt, räumte darauf selbst die finnische Hauptstadt Abo und zog sich, von den Russen gefolgt, in das Innere des Landes zurück.[73] Bevor Zar Peter I., der als Konteradmiral bei der Unternehmung beiwohnte, im September nach Russland zurückkehrte, übertrug er Fjodor Matwejewitsch Apraxin das Kommando über die Flotte. General Carl Gustaf Armfeldt wurde das Kommando über die Truppen in Finnland im August 1713 übertragen und löste den erfolglosen Lybecker ab. Lybecker hatte ihm eine hungernde, demoralisierte und schlecht ausgerüstete Armee hinterlassen. Erkundungsunternehmungen waren unmöglich, da die Kavallerie für solche Aufgaben nicht mehr einsatzfähig war. Als der russische General Michail Golizyn, im Februar 1714 nach Österbotten marschierte, platzierte General Armfeldt seine Streitkräfte in einer Defensivposition bei dem Dorf Napo, östlich von Vaasa. Nach der sich anschließenden Schlacht bei Storkyro am 19. Februar, bei der die russische Armee siegte, wurde die gesamte schwedische Armee in Finnland zerstört.

Die Seeschlacht bei Hangö am 27. August 1714

Russland gewinnt die Seeherrschaft in der Ostsee

Zur Bedrohung Stockholms war die Seeherrschaft in der nördlichen Ostsee eine Grundvoraussetzung. Zu Land waren die russischen Streitkräfte zwar der schwedischen überlegen. Zu Wasser aber dominierten die Schweden mit ihren großen Linienschiffen, die viele Geschütze tragen konnten. Die einzige Chance der russischen Flotte für einen Sieg war eine Schlacht in Küstennähe. Unter Aufbietung aller Mittel verdoppelte der Zar seine Ostseeflotte und stellte sie unter das Kommando erfahrener Venezianer und Griechen. Ende Mai 1714 ging die Flotte von Kronstadt in See, mit dem Ziel den weiteren Vormarsch in Finnland zu decken und auf Åland zu landen. Im August 1714 lagen sich die beiden Flotten bei Hangö gegenüber. Während einer anhaltenden Flaute kämpften sich die kleineren, aber wendigen russischen Schiffe durch den schwedischen Geschützhagel und enterten die unbeweglichen schwedischen Schiffe eins nach dem anderen. Die russische Flotte konnte nun nach Aland fahren und dort mehrere Male landen. Damit herrschte die russische Flotte über die nördliche Ostsee. Der Sieg der russischen Flotte sicherte nicht allein die Eroberung Finnlands, sondern veranlasste auch die Eroberung der Alandinseln. Mit der Wegnahme der Stadt Nyslott am 9. August wurde die Eroberung Südfinnlands abgeschlossen, das als Basis für Angriffe gegen das schwedische Kernland benutzt wurde, die sich in den Folgejahren anschlossen. Fürst Golizyn wurde nach der Eroberung Finnlands zum Gouverneur ernannt. In der finnischen Geschichte ging die Zeit der russischen Besetzung zwischen 1713 und 1721 als Zeit des Großen Unfriedens ein.

Kampf um die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland (1711–1715)

Norddeutscher Kriegsschauplatz zwischen 1711 und 1715

Während Russland 1710 und 1711 problemlos die verbliebenen schwedischen Festungen in Livland und Estland erobert hatte und in den Folgejahren auch Finnland ganz erobern konnte, verlief die Eroberung der schwedischen Besitzungen in Norddeutschland wesentlich schwieriger. Grund dafür waren die starken Festungsanlagen in Wismar, Stralsund und Stettin. Zudem beherrschten die Schweden die südliche Ostsee und konnten mehrfach Truppenverstärkungen anlanden und die Belagerung der Alliierten unwirksam machen. Die Dänen, Russen und Sachsen mussten ihrerseits lange Marschwege zu den Kriegsschauplatz in Kauf nehmen. Die Alliierten traten auf diesem Schauplatz das einzige Mal zusammen und in Abstimmung miteinander auf. Dennoch verzögerten mehrfach Unstimmigkeiten und gegenseitiges Misstrauen ein wirkungsvolleres Vorgehen, so dass sie drei Anläufe benötigten, um die letzten schwedischen Bastionen in Schwedisch-Pommern zu erobern. Erst die Kriegseintritte Hannovers und Preußens 1715 brachten den Alliierten die endgültige militärische Oberhand.

Alliierte Angriffe auf Stralsund und Wismar scheitern

Nach dem gescheiterten Invasionsversuch in Schonen 1710 verlagerten sich die Kriegsbemühungen Dänemarks nach Norddeutschland. Ursprünglich war geplant, dass ein weiterer dänischer Angriff auf Schweden im nächsten Jahr von Seeland ausgehen sollte. Dort aber herrschte die Pest, die eine Kriegführung unmöglich machte. Stattdessen entschied sich der dänische König Friedrich IV., seine weiteren Kriegsbemühungen auf die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland zu verlagern. Die Staaten der großen Allianz hatten ein großes Interesse den Krieg von Deutschland fernzuhalten. So war im Haager Konzert am 31. März 1710 vom habsburgischen Kaiser, Holland und England 1710 die Neutralität der schwedischen und dänischen Besitzungen in Deutschland festgesetzt worden. Da aber Karl XII. gegen diesen Vertrag protestierte, hielten sich auch die Dänen im Folgenden nicht an diese Vereinbarung. Eine dänische Armee von 19.000 Mann sammelte sich hierauf in Holstein und startete im Juli die Feldzugskampagne. Nach dem erfolgten Vormarsch wurde seit dem 17. August 1711 die Festung Wismar von einem dänischen Einschließungskorps unter Generalleutnant Schönfeld blockiert. Die Bündnispartner König Friedrichs IV., insbesondere August der Starke, konnten den König davon überzeugen, alle Bemühungen auf die Eroberung der bedeutenderen Festung Stralsund zu konzentrieren. Im Ergebnis nahm die dänische Armee ihren Marsch durch Mecklenburg Richtung Schwedisch-Pommern wieder auf und ließ lediglich ein schwaches Beobachtungs- und Blockadekorps vor Wismar zurück, das letztendlich die schwedische Enklave nicht erobern konnte. Am 29. August 1711 drangen erstmals dänische Truppen unter dem Kommando König Friedrichs IV. von Mecklenburg aus bei Damgarten in Schwedisch-Pommern ein. Die Schweden hatten hier nur 8.000 Mann unter Oberst Karl Gustav Düker stehen.[74] Zu den Dänen stießen Anfang September 1711 russische Truppen unter Menschikow und sächsische Truppen unter Flemming aus Polen. Sie waren durch die Neumark und die Uckermark gekommen und vereinigten sich bald darauf mit dem dänischen Heer. Damit gingen die Mitglieder der Nordallianz zum ersten Mal in all den Jahren des Krieges in einer gemeinsamen Operation vor.[75] Die zahlenmäßig unterlegenen Schweden beschränkten sich deshalb auf die Verteidigung der beiden Festungen Stettin und Stralsund sowie der Insel Rügen.

Ab dem 7. September 1711 kam es zu einer ersten Belagerung von Stralsund durch die verbündeten Heere, der sich weitere in den Folgejahren anschließen sollte. Die Besatzung der Schweden bestand aus 9000 Mann unter Kommando von Generalmajor Ekeblad. Der alliierten Belagerungsarmee fehlte schwere Artillerie und genügend Nahrungsmittel für die rund 30.000 Mann starke Truppe.[76] Grund dafür waren Abstimmungsschwierigkeiten zwischen den Alliierten. Erst Anfang November erreichten einige Schiffe mit der geforderten Artillerie das Belagerungsheer, das zu diesem Zeitpunkt bereits hohe Ausfälle aufgrund von Krankheiten und Hunger erlitten hatte. Am 4. Dezember ging die schwedische Flotte, bestehend aus 24 Linienschiffen und vier Fregatten, von Karlskrona aus in See, um die belagerte Festung zu entsetzen. Am 8. Dezember 1711 setzte die Flotte bei Perth auf Rügen 6.000 Schweden zur Unterstützung Stralsunds an Land. Friedrich IV. gab nun die Hoffnung auf eine baldige Eroberung auf und zog sich am 7. Januar 1712 nach über 17 Wochen Belagerung mit dem verbliebenen Heer, wovon er mehr als ein Drittel vor Stralsund verloren hatte, nach Wismar und Mecklenburg zurück.[77] Vor Wismar gelang den Dänen zwar ein erfolgreiches Gefecht bei Lübow gegen einen großangelegten Ausfall der schwedischen Garnison. Aber nachdem die Festung Wismar von der Seeseite weitere 2000 Mann Verstärkung erhielt, zogen sich auch hier die Dänen zu den Winterlagern nach Mecklenburg zurück.

Eroberung von Bremen-Verden

Dänemark konzentrierte sich für die kommende Feldzugsaison 1712 auf das schwedische Bremen-Verden, während Russland und Sachsen ihrerseits Schwedisch-Pommern angriffen. 1712 marschierte die 12.000 Mann starke dänische Armee in das schwedische Herzogtum Verden ein. Dieses weit entfernte schwedische Besitztum war nur sehr schlecht geschützt. In Stade verfügte der schwedische Gouverneur Graf Maurtiz Bellingk über 2200 Mann und eine unzuverlässige Landmiliz. Die Stimmung der Bewohner in Bremen-Verden war aufgrund der jahrelangen Rekrutierungen zunehmend schwedenfeindlich, so dass ein teils offen ausgetragener Aufstand ausbrach, der nur mit dem Einsatz bewaffneter Konflikt niedergeschlagen werden konnte. Da der Kurfürst von Hannover dem dänischen Heer den Durchmarsch durch sein Land verwehrte, setzten die Dänen bei Brockdorf über die Elbe. Am 31. Juli setzten die Dänen mit 150 Schiffen bei Drochtersen auf der anderen Elbeseite über. Buxtehude und die Schwingerschanze fielen sofort in dänischen Besitz. Nachdem sächsische Artillerie eingetroffen war, rückte die dänische Armee vor Stade. Am 6. September 1712 wurde die Stadt den Dänen übergeben. Am 1. Oktober fiel auch das Bremerland in dänischen Besitz. Ottersberg und Verden wurden von Kurhannover besetzt, da es nicht zulassen konnte, erneut vom Meer abgeschnitten zu sein, und den dänischen Machtzuwachs nicht hinnehmen konnte. Schließlich war es im Interesse Hannovers, seine Ansprüche auf das gesamte Gebiet für spätere Friedensverhandlungen zu manifestieren. Die Welfen versuchten, Dänemark zu einem Verzicht auf die Herzogtümer zu bewegen. In langwierigen Verhandlungen konnte kein Durchbruch erzielt werden, da Dänemark auf hohe finanzielle Entschädigungen drängte. Erst als Georg I. Ende 1714 englischer König geworden war und nun eine Großmacht mit einer starken Flotte hinter sich hatte, kam Bewegung in die Verhandlungen. Großbritannien beteiligte sich zwar nicht direkt am Krieg, leistete den Nordischen Alliierten jedoch durch den Schutz der Schifffahrt und durch seine Präsenz in der Ostsee indirekt Hilfe. Als Preußen Hannover in einem Bündnisvertrag am 27. April 1715 den Besitz Bremen-Verdens zusicherte, konnte sich Dänemark dem diplomatischen Druck in der antischwedischen Koalition nicht mehr versagen und trat am 2. Mai 1715 Bremen-Verden gegen eine hannoversche Ausgleichszahlung ab.

Schwedischer Feldzug nach Holstein

Das dänische Altona wird während Stenbock's Kampagne 1713 niedergebrannt.

Russland konzentrierte sich im Feldzugsjahr 1712 zuerst auf Stettin. Hierzu zogen sie 40.000 Mann im Juni 1712 zusammen. Peter I. wollte Stettin erobern, um so Preußen in den offenen Krieg gegen Schweden zu locken. Aufgrund der Verzögerungen bei dem Transport der dänischen Belagerungsartillerie hob Menschikow die Blockade auf und zog mit dem Heer gegen Stralsund. Es kam zur zweiten Belagerung von Stralsund, bei der die Verbündeten 7.000 Sachsen und 38.000 Russen aufboten. In Schweden waren derweil neue Anwerbungen getätigt worden um den Krieg auf deutschen bzw. polnischen Boden zu tragen. Am 3. September lief die schwedische Flotte aus Karlskrona mit 24 Linienschiffen, drei Fregatten und 130 Transportschiffen mit 10.000 Mann aus. Im September 1712 landete der schwedische Feldherr Stenbock mit 10.000 Mann auf Rügen an. Der Großteil der Transportflotte wurde jedoch von der dänischen Kriegsflotte zerstört, nachdem die schwedische Kriegsflotte die Aufmerksamkeit der dänischen Flotte nicht auf sich ziehen konnte und ausmanövriert wurde. Durch den Verlust der Transportflotte war eine Versorgung der angelandeten Truppen nicht mehr möglich. Auch der geplante zweite Transport mit 6000 Mann und Artillerie und Tross konnte nicht mehr stattfinden. Als die Truppen sich auf Rügen etwas erholt hatten, wurden sie nach Stralsund gebracht.

Durch die Landung scheiterte die Belagerung Stralsunds durch die Alliierten erneut. Das strategische Ziel des schwedischen Heeres war es aber, die Verbündeten aus Pommern zurückzudrängen und den Krieg nach Mecklenburg und Holstein zu verlagern. Die Sachsen und Russen hatten während der Blockierung Stralsunds Gräben von Greifswald bis zum Tribsees gezogen, die von den Schweden nicht durchbrochen werden konnten. So musste sich Stenbock den Weg durch Mecklenburg bahnen. Am 2. November brach er mit 14.000 Mann Infanterie und Kavallerie auf. Der Ausbruch führte über den Pass bei Damgarten über die Recknitz zur pommerschen Grenze. Am 4. November stand die ganze schwedische Armee auf mecklenburgischen Boden. Die dort stehenden dänischen und sächsischen Truppen zogen sich zurück. Am 5. November ließ der sächsische Kurfürst, der nach Tribsee und Sülze vorgerückt war, dem dänischen König Friedrich IV. die Lage erklären und um eine Vereinigung der Truppen ersuchen. Diese war aber durch den Vormarsch der Schweden unmöglich geworden. Die schwedische Armee zog weiter nach Rostock und nahm die Stadt ein, da hier eine bessere Kommunikation mit Wismar, Stralsund und Schweden möglich war, für die Absprache der weiteren Kriegsziele. Die sächsischen und russischen Truppen waren den Bewegungen Stenbocks gefolgt und zogen nach Güstrow. Bei Unterhandlungen der Kriegsparteien wurde ein 14-tägiger Waffenstillstand vereinbart, der von den Alliierten dazu genutzt werden sollte, die schwedische Armee einzukreisen. Die Dänen hingen bei dem Vormarsch noch zurück.

Stenbock sah die Notwendigkeit, dass er die Gegner einzeln angreifen müsse, bevor sie sich vereinigen konnten. Aus Wismar trafen weitere Verstärkungen für Stenbock ein. Als Stenbock von dem Annahen der dänischen Armee unter Friedrich IV. hörte, beschloss er die dänische Armee anzugreifen, noch ehe sie sich mit den Sachsen und Russen vereinigen konnten. Als die Dänen Mecklenburg erreichten gab Stenbock Befehl nach Neukloster zu marschieren. Die dänische Armee bestand nach dem Feldzug in Bremen-Verden und durch Krankheiten und Desertionen erlittenen Verlusten nur noch aus 17 nicht mehr vollzähligen Bataillonen, 46 Schwadronen und 17 Stück leichte Artillerie. Hochgerechnet etwa 15.000 Mann, davon 6000 Reiter. Die Dänen erwarteten zudem sächsische Verstärkung die aber erst nach Beginn der Schlacht, etwa 3000 Mann stark, eintrafen.

Schwedische Kavallerie in der Schlacht bei Gadebusch

Am 20. Dezember 1712 siegte das schwedische Heer unter Stenbock in der Schlacht bei Gadebusch gegen die Verbündeten sächsischen und dänischen Truppen. Diese verloren 6.000 Soldaten und mussten sich fluchtartig zurückziehen. Die schwedische Armee hatte aber in der Schlacht hohe Verluste erlitten und litt weiter unter Versorgungsengpässen. Die dänische Infanterie war zwar zersplittert worden und hatte hohe Verluste erlitten, jedoch konnten sie sich bald wieder organisieren und erholen. Stenbock entschied sich mit seiner Armee nach Holstein zu marschieren, da dort eine bessere Versorgungslage zu erwarten war und Dänemark so unter Druck gesetzt werden konnte. Im Januar 1713 ließ Stenbock die Stadt Altona als Vergeltung für den vorherigen dänischen Angriff auf Stade niederbrennen.[78] Anschließend zog er weiter in die dänischen Herzogtümer Schleswig und Holstein. Durch eine Vereinigung der Dänen mit den Sachsen und Russen in Holstein wurde die Lage für die schwedische Armee in Holstein unhaltbar. Am 31. Januar 1713 drängten russische Truppen unter Kommando Peters I. das schwedische Heer in die holsteinische Festung bei Tönning. In der zu Schleswig-Holstein-Gottorf gehörenden Festung Tönning wurde Magnus Stenbock im Februar 1713 mit 11.000 Mann von einer Übermacht dänischer, russischer und sächsischer Truppen eingeschlossen und kapitulierte nach drei Monaten Belagerung am 16. Mai 1713.[79] Die dänischen Truppen blieben rund um Tönning, das weiterhin von den Gottorfern gehalten wurde. Erst im Februar 1714 waren die letzten Vorräte verbraucht und die Festung musste kapitulieren.

Eroberung von Stettin

Bremen-Verden, Stettin und das ungeschützte Land in Schwedisch-Pommern befanden sich zu Anfang 1713 in alliiertem Besitz. Gleichzeitig gingen russische Streitkräfte offensiv gegen Finnland vor. Mit dem Verlust der Feldarmee unter Stenbock konnten die verbliebenen Kräfte keine Änderung der Situation in Schwedisch-Pommern mehr erwirken. Dafür waren die Kräfte des Schwedischen Reiches bereits zu sehr beansprucht. Gottorf schien für Schweden ebenso verloren. Auch Preußen, das sich bisher aus dem Konflikt herausgehalten hatte, wartete nur auf einen günstigen Augenblick zum Kriegseintritt. Um die deutschen Besitzungen für Schweden zu retten wurden diplomatische Vereinbarungen getroffen, die Stettin in die Hand einer dritten Neutralen Macht legen sollte. Die Abtretungsverhandlungen Schwedens mit Preußen scheiterten. Stattdessen führte der neue König Friedrich Wilhelm I. die Verhandlungen über eine Abtretung Stettins mit den Alliierten. Diese marschierten nach der Beendigung der Belagerung von Tönning ungehindert aus Holstein wieder nach Pommern ein. Zur Vergeltung des im Vorjahres abgebrannten Altonas wurden Wolgast und Garz in Schutt und Asche gelegt. Im August 1713 begannen russische und sächsische Einheiten unter Führung des Fürsten Menschikow einen Angriff auf Stettin, welches über eine Garnison von 4300 Mann verfügte. Die Stadt ergab sich am 19. September 1713, nachdem ein achtstündiges Bombardement der sächsischen Belagerungsartillerie große Teile der Stadt zerstört hatte. Wenige Tage nach der Übergabe einigten sich die Alliierten mit Preußen, das als neutrale Besatzungsmacht die Stadt übernehmen sollte und gegen Zahlung von 400.000 Reichstalern zukünftig behalten durfte. Am 6. Oktober 1713 marschierten, nach Verhandlungen und Zahlung der genannten Summe an die Alliierten,[80] preußische Truppen in Stettin ein. Im Juni 1713 begann ein sächsisches Heer die dritte Belagerung von Stralsund. Zeitgleich landete ein sächsisch-dänisches Heer auf Rügen, konnte dort aber nicht dauerhaft Boden gewinnen. Aufgrund von Versorgungsengpässen und Abstimmungsschwierigkeiten unter den Alliierten hoben diese im Oktober die Belagerung erneut auf.

Der Kriegseintritt von Preußen und Hannover

Schwedisch-Pommern war inzwischen bis auf Stralsund und der Enklave Wismar komplett von den verbündeten Dänen, Russen und Sachsen erobert und von Preußen als neutraler Macht besetzt worden. Die von Preußen über zehn Jahre betriebene Ausgleichspolitik zwischen den Gegnern endete, nachdem Friedrich I. den Friede von Utrecht unterzeichnete. Er nahm die Chancen war, in die Endphase des Krieges einzugreifen und das alte hohenzollersche Ziel der Verdrängung Schwedens von der südlichen Ostseeküste zu erreichen.

Die neue Politik wurde auch von seinem Thronnachfolger Friedrich Wilhelm I. fortgeführt. Friedrich Wilhelm I. schloss am 22. Juni 1713 mit Dänemark einen Vertrag ab, der eine gemeinsame Besetzung Vorpommerns vorsah und Preußen den südlich der Peene gelegenen Teil Pommerns in Aussicht stellte. Am 6. Oktober 1713 kamen Russland und Preußen überein, dass Preußen das Gebiet bis zur Peene (mit Usedom und Wollin) zur Verwaltung erhalten sollte. Am 12. Juni 1714 schlossen sie einen Vertrag, der Preußen den Erwerb eines Teils Vorpommerns endgültig zusicherte.[81] Dem gleichen Zweck diente auch ein Bündnis Preußens mit Hannover vom 27. April 1714. Der Kreis der Feinde Karls XII. schloss sich, als Kur-Hannover, das von Dänemark den Besitz Bremen-Verdens zugesprochen bekam, dem russisch-preußischen Abkommen im November 1714 beitrat. Der Kurfürst von Hannover war seit 1714 auch König von Großbritannien und Irland. Großbritannien als solches war von dem Kriegseintritt ausgeschlossen, lediglich die Stammlande Georgs I. erklärte den Krieg gegen Schweden.[82]Nach der erfolgten Übergabe Bremen-Verdens an Hannover, erklärte Preußen, die schwedische Imbesitznahme Usedoms als Anlass nehmend, am 1. Mai Schweden den Krieg. Am 15. Oktober 1715 folgte die Kriegserklärung Hannovers an Schweden.

Die beiden Seemächte England und die Niederlande waren aufgrund des Krieges in großer Sorge um ihren Seehandel in der Ostsee. Nachdem Karl XII. seinen Kaufleuten befahl mit allen Feinden den Handel einzustellen, entsandte England eine britische Flotte unter Kommando von Admiral Sir John Norris im Mai 1715 in die Ostsee, um die englischen und holländischen Handelsschiffe zu schützen. Die britische Flotte vereinigte sich dort mit holländischen Kriegsschiffen. Dadurch musste die schwedische Kriegsflotte in Karlskrona verblieben. Die englisch-holländische Flotte griff selbst aktiv in das Kriegsgeschehen ein, als sich acht englische und holländische Schiffe der dänischen Kriegsflotte bei der Belagerung von Stralsund im Juli 1715 anschlossen.[82]

Die Rückkehr des Königs

Das schwedische Lager bei Bender, 1711. Nachdem der Sultan Karl XII. Asyl für ihn und seine Begleiter gewährte, wurde ein befestigtes Lager südlich der Stadt Bender für ihn errichtet. Im oberen Bildabschnitt wird der König reitend und in Begleitung von Major Axel Sparre dargestellt.

Weder vor Stralsund noch vor Wismar kam es 1714 zu Kampfhandlungen. Die Sachsen hatten sich aus Pommern zurückgezogen und Peter I. war mit der Eroberung Finnlands beschäftigt. Dänemark selbst hatte keine finanziellen Mittel zur Aufnahme eines neuen Feldzuges. Auch in dieser für Schweden äußerst kritischen Lage lehnte Karl XII. mehrere Friedensangebote ab. Nachdem keine Aussicht auf einen erneuten Kriegseintritt des Osmanischen Reiches gegen Russland bestand, kehrte Karl XII. im November 1714 aus Bender im heutigen Moldawien in die Festung Stralsund zurück. Zu der Rückkehr bewogen ihn auch die politischen Umwälzungen in Schweden, die zu einer Gefahr seiner Herrschaft angewachsen war. Von der Stadtbevölkerung umjubelt, war es unter Verkennung der Situation sein Ziel, die früheren Machtverhältnisse in Pommern wiederherzustellen. Unter seiner Führung wurde der Ausbau der Befestigungsanlagen, an dem bis zu 10.000 Menschen beteiligt waren, forciert.[83] Zudem stellte er eine kleine, mangelhaft ausgerüstete, aber ihm ergebene Armee auf.

Eroberung der letzten schwedischen Festungen

Schematische Darstellung der Landung und Aufstellung der Alliierten bei Stresow und des Angriffspunktes der darauffolgenden schwedischen Attacke

Im Januar 1715 eröffnete Karl XII. die Operationen und besetzte zur Sicherung der Stralsunder Festung die Süd- und Ostküste Rügens. Am 23. Februar 1715 nahm Karl XII. Wolgast ein, das von einem zwanzig Mann starken preußischen Posten besetzt war.[84] Am 22. April landeten schwedische Truppen auf der Insel Usedom und überrumpelten eine kleine preußische Abteilung.[80] Daraufhin ließ Friedrich Wilhelm I. den schwedischen Gesandten ausweisen und gab die Anweisung zum Beginn des geplanten Feldzugs. Preußen erklärte offiziell am 1. Mai 1715 Schweden den Krieg. Ab dem 1. Mai 1715 bezog das preußische Heer bei Stettin ein Feldlager, zu dem vierzehn Tage später ein sächsisches Korps von 8000 Mann unter dem General Christoph August von Wackerbarth hinzu stieß. Das Oberkommando des preußischen Kontingentes übernahm König Friedrich Wilhelm I. selbst. Unter ihm führte der Feldmarschall Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau das Kommando. In der zweiten Junihälfte trat die dänische Armee den Vormarsch durch Mecklenburg an. Eine dänische Abteilung von vier Bataillonen und zwölf Schwadronen unter dem Kommando des Generalleutnants Friedrich von Legardt schloss Wismar ein, den zweiten Stützpunkt der Schweden auf deutschem Boden, dessen Besatzung 2500 Mann zählte. König Friedrich Wilhelm I. verstärkte die Belagerungstruppen seinerseits durch zwei Bataillone und zwölf Schwadronen unter Kommando des Generalmajors von der Albe. Das Belagerungskorps zählte nun zusammen etwa 8000 Mann. Auf See blockierten zudem dänische Schiffe den Zugang zu Wismar.

Am 28. Juni brach schließlich die preußisch-sächsische Armee aus ihrem Lager bei Stettin auf. Ohne auf Widerstand zu treffen, gingen die Preußen mittels einer Pontonbrücke bei Loitz, die Sachsen bei Jarmen über die Peene und vereinigten sich Mitte Juli mit den Dänen vor Stralsund. Diese gingen unter Kommando des Generalfeldmarschalls Karl Rudolf von Württemberg bei Damgarten über die Recknitz und trafen ebenfalls auf keine feindliche Gegenwehr.

Schematische Darstellung der Belagerung von Stralsund 1715

Karl XII. hatte zuvor seine noch in Pommern verbliebenen Truppen nach Stralsund zurückgenommen, da er es aufgrund der numerischen und qualitativen Überlegenheit der alliierten Kräfte nicht auf eine Entscheidung in einer Feldschlacht ankommen lassen wollte. Am 12. Juli 1715 vereinigten sich die drei alliierten Heere vor Stralsund, womit die Belagerung der Festung Stralsund begann. Ein schwedisches Geschwader das vor der Insel Ruden operierte, wurde am 8. August 1715 in der Seeschlacht bei Jasmund von der inzwischen eingetroffenen gesamten dänischen Kriegsflotte geschlagen werden. Als Folge des Seegefechts war die Kraft der Schweden zur See gebrochen und die Flotte musste sich dauerhaft nach Karlskrona zurückziehen. Den Alliierten gelang am 17. November die Eroberung Rügens, womit die Lage der Stadt nahezu aussichtslos geworden war. Nach einer monatelangen Belagerung von Stralsund während des Pommernfeldzuges ergaben sich die eingeschlossenen Schweden am 23. Dezember 1715. König Karl XII. konnte im letzten Moment unter glücklichen Umständen in einem Fischerboot über die Ostsee nach Schweden entkommen. Die Belagerung Wismars, zu der am 2. November noch zwei Bataillone und vier Schwadronen aus Hannover eintrafen, zog sich den Winter über hin und führte bei den Belagerungstruppen wegen der strengen Kälte zu großen Beschwerden. Nach zehnmonatiger Belagerung wurde schließlich am 19. April 1716 Wismar durch preußische und hannoversche Truppen erobert. Damit fiel auch der letzte schwedische Besitz in Norddeutschland in feindliche Hände.

In den Folgejahren unternahm Karl XII. noch weitere Kriegszüge gegen Norwegen. In der Ostsee dominierte inzwischen die russische Marine und führte Störaktionen gegen die schwedische Küste durch. Erst mit dem Tod des Königs konnte der Weg für einen Frieden für das völlig erschöpfte Land frei gemacht werden.

Die Endphase des Kriegs (1716-1721)

Die Endphase des Krieges war mehr durch diplomatische Verwerfungen der Allianzpartner als durch militärische Aktionen gekennzeichnet. Die an den europäischen Höfen sehr bewusst wahrgenommene Verschiebung der Machtverhältnisse durch die russischen Siege über Schweden lösten Ängste über eine mögliche russische Dominanz im Ostseeraum unter den etablierten europäischen Großmächten aus. England bildete hierbei der größte Gegner gegenüber einer russischen Machtdominanz in Nordeuropa. Da Zar Peter I. zeitweise große Truppenkontingente in Dänemark, Mecklenburg und in Polen unterhielt, schlossen sich das Heilige Römische Reich, die Niederlande, Frankreich, Sachsen und Dänemark der englischen Linie an.

Karl XII. versuchte die Spannungen zwischen seinen Kriegsgegnern zu nutzen und verhandelte mit beiden Seiten über Friedensschlüsse. Über die Ernsthaftigkeit dieser Vorstöße wird unter Historikern gezweifelt. So glaubte Karl XII. bis zu seinem Tod, den Krieg mit militärischen Mitteln zu einem für Schweden noch günstigen Ende zu bringen. Erst nach seinem Tod 1719 wendete sich Schweden vollständig England zu, schloss mit Dänemark, Preußen, und Hannover Frieden und hoffte mit Unterstützung Englands, seine an Russland verlorenen Ostseeprovinzen zurückzugewinnen. Aufgrund der Gefahr eines neuen Krieges mit Spanien waren die Mächte jedoch nicht bereit, einen offenen Krieg mit Russland zu riskieren, so dass Schweden letztendlich alleingelassen wurde und zu ungünstigen Bedingungen Frieden mit Russland schließen musste.

Europäisierung der Ostseefrage

Weitergehende Bemühungen Zar Peters I. in Norddeutschland Fuß zu fassen, bestärkte das Misstrauen der anderen Bündnispartner, woraus sich Verzögerungen und Unstimmigkeiten beim weiteren Vorgehen gegen Schweden ergaben und den Krieg verlängerten.[85] Georg I., König von England und Kurfürst von Hannover unterstützte Russland zwar um an die schwedischen Besitzungen an der Nordseeküste und so die Landbrücke nach England zu gewinnen, fürchtete sich aber auch vor einer zu starken Dominanz Russland in der Ostsee und änderte seinen diplomatischen Kurs um das weitere Vordringen Russlands zu stoppen. Akut wurden die englischen Befürchtungen als Zar Peter I. am 19. April 1716 einen Bündnisvertrag mit dem Herzog Karl Leopold von Mecklenburg abschloss. Zudem heiratete Karl Leopold die Nichte des Zaren Katharina Iwanowna. Russland erhielt dadurch einen Stützpunkt für seine Armee auf deutschem Boden, der Herzog Hilfe gegen die Landstände. Außerdem war so Mecklenburg als weiterer Verbündeter gegen Schweden gewonnen worden. Karl Leopold benötigte die russischen Truppen zum Beenden des Konflikts mit der Ritterschaft und im Winter 1716/17 schlugen 40.000 russische Soldaten ihre Quartiere im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin auf. Der Zar spielte fortan auch aufgrund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen in Mecklenburg einen wichtigen Part in der Reichspolitik. Das englische Parlament wollte nun wie Kaiser Karl VI. das weitere russische Vordringen in den Ostseeraum verhindern. Es fürchtete, dass Russland den Ostseehandel monopolisieren könnte.[86] Karl VI. erteilte 1717 Hannover den Exekutionsauftrag gegen den despotisch regierenden Karl Leopold von Mecklenburg.

Bildung einer antirussischen Allianz

Nachdem Karl XII. von Stralsund nach Schweden zurückgekehrt war, nutzte er die alliierten Unstimmigkeiten bei seinen Bemühungen zur Wiederherstellung seines Reiches, indem er seine Kräfte primär gegen Dänemark-Norwegen konzentrierte. Während des Winters 1715/16 plante Karl XII. über die zugefrorene Ostsee von Skane nach Seeland zu marschieren. Der Winter fiel aber mild aus, sodass dieser Plan nicht umsetzbar war. So entschied er sich gegen die dänische Provinz Norwegen zu ziehen. Er konnte zwar das von seinen Einwohnern verlassene Christiania (das heutige Oslo) im dänisch kontrollierten Norwegen erobern und zog dann gegen Frederikshald, aber nach der Verbrennung seiner Flotte durch die Dänen musste er im Juli nach Schweden zurückkehren.

Die Invasion Norwegens brachte Kopenhagen dazu eine erneute Invasion Schwedens zu unternehmen. Der Plan einher russisch-dänischen Invasion wurde bereits seit einiger Zeit diskutiert, doch wurde er bis dahin nie umgesetzt. Im Februar 1716 präsentierte Peter I. im Zuge der Zweiten Europareise des Zaren in Altona George Westphal einen detaillierten Invasionsplan. Russische Truppen sollten bis Sjaelland transportiert werden. Von da sollte zusammen mit dänischen Truppen eine Invasion auf Schweden unternommen werden, unterstützt durch eine britische Flotte.

Georg Heinrich von Görtz (rechts) gewann in den letzten Regierungsjahren (1715-1718) Karl XII. großen Einfluss auf dessen Außenpolitik und einen möglichen Ausgleich mit Russland

Die diplomatischen Verwerfungen die im Wesentlichen durch die russischen Aktivitäten in Mecklenburg verursacht wurden, störten den Invasionsplan und verursachten das alliierte Misstrauen gegen Peter I. An den europäischen Höfen wurde vermutet, das Peter I. einen Separatfrieden mit Schweden geschlossen hat und die Invasionspläne lediglich als Maske für eine Ausweitung der russischen Stützpunkte in Deutschland nutzte.[87] Bei einem Treffen zwischen Peter I. und Friedrich IV. am 28. Mai 1716 in Ham und Horn, bei Hamburg wurden die Invasionspläne weiter spezifiziert. Im September 1716 wurde eine 30.000 Mann starke Armee auf preußischen Schiffen von Warnemünde in Mecklenburg nach Seeland geschifft. Dort stand bereits eine 24.000 Mann starke dänische Armee. Die dänische Kriegflotte, bestehend aus 24 Linienschiffen wurde verstärkt durch die russische Kriegs- und Galleerenflotte zuzüglich britischer und holländischer Flottengeschwader. Die alliierte Invasionsflotte, bestehend aus 67 Linienschifffen und Fregatten, stand nun bereit für die Invasion Schonens.[88] Zar Peter I., der sich gerade wieder auf Europareise befand, sagte überraschend die schon fest geplante Landung ab. Dadurch erwachte unter den Verbündeten neues Misstrauen gegen die Russen: sie argwöhnten, dass sich Peter I. im Reich festsetzen wolle. Peters I. Versuche bei einem Aufenthalt in Paris ein französisch-russisches Bündnis zu schmieden scheiterten. Die daraufhin von England begonnene diplomatische Offensive führte Russland nun in die außenpolitische Isolation. Georg I. erreichte eine Tripelallianz mit Großbritannien-Hannover, die Niederlande und Frankreich im Januar 1717. Hannover und Dänemark zogen sich aus der nordischen Koalition zurück. Im März 1717 unterzeichnete das englische Parlament die Zustimmung zur Durchsetzung der neuen englischen Außenpolitik die Flotte einzusetzen. Die Trippelallianz wurde im August 1718 um Österreich ergänzt, das mit dem Osmanischen Reich gerade Frieden geschlossen hatte. Die nun formierte Quadrupelallianz wurde durch den Vertrag von Wien im Januar 1719 erweitert, indem sich Sachsen, England-Hannover und Österreich zusammenschlossen, um Russland aus Polen-Litauen zurückzudrängen, das dort eine 35.000 Mann starke Armee hielt.[89]

Beginn russisch-schwedischer Friedensunterhandlungen

Während sich 1717 diplomatische Umwälzungen vollzogen brachte das Jahr für alle Kriegsparteien militärisch eine Ruhepause. König Karl XII. entwickelte trotz alle Niederlagen und der erdrückenden Übermacht seiner Feinde ständig neue Ideen und Pläne. Georg Heinrich von Görtz, der Bevollmächtige Karls XII. witterte eine Chance mit den Russen zu einem Separatfrieden zu gelangen, um dafür den Rücken frei zu haben für Rückeroberungen in Norddeutschland und gegen Dänemark.

Auf einem Treffen mit Zar Peter im Lustschloss Het Loo in Holland im August 1717 konnte Görtz wesentliche Vorbehalte des Zaren für einen Annäherung ausräumen und es kam im folgenden Jahr ab Mai 1718 zu Friedensverhandlungen auf den Alandinseln. Verhandlungsführer bei den Schweden waren neben Görtz Carl Gyllenborg, bei den Russen der Westfale Heinrich Ostermann (1687–1747) und der Schotte General James Bruce. Der schwedische Plan sah vor, das Russland alle seine Besitzungen bis auf Finnland behalten könne, dafür aber zustimme, das Norwegen und Hannover Besitztümer Schwedens werden. Ebenso sollte eine Anlandung in Schottland dafür sorgen, das die Jakobisten an die Macht kämen.[90] Für den starrköpfigen Karl XII. waren die Verhandlungen nur ein Zeitgewinn, er wäre niemals bereit gewesen auf Finnland und seine ehemaligen baltischen Provinzen Estland und Livland zu verzichten, auch wenn ihm Peter Unterstützung gegen Hannover und Dänemark zusagte. Görtz pendelt den ganzen Sommer zwischen dem König und den Alandinseln hin und her.

Der Tod des Königs

Der Leichnam Karls XII. wird überführt
G. Cederström Krusenberg, 1884

Die alliierten Unstimmigkeiten brachten wiederum Schweden neue Hoffnung auf einen günstigen Friedensschluss. Der Beginn des neuen Norwegenfeldzuges sollte sowohl dem Zaren als auch den Engländern die scheinbar ungebrochene Kraft Schwedens demonstrieren. Während Karl XII. selbst mit dem Hauptheer gegen Frederikshald zog, musste General Armfeld mit einer anderen Abteilung nördlicher über die Kiölen gegen Trondheim ziehen, und Norwegen damit zu zerteilen. Der Feldzug nach Norwegen fiel auf allgemeine Missbilligung in Schweden. Das Land war am Ende seiner Kräfte. In Stockholm selbst wurden auf den Straßen Verhungerte gefunden.[91] Der größere Teil des schwedischen Heeres ging in zerrissenen Kleidern. Viele Offiziere und Soldaten litten an Hunger. Als der König am 11. Dezember 1718 bei der Belagerung von Frederikshald, bei der er sich seinem Charakter entsprechend unbekümmert in vorderster Linie exponierte, von einem Heckenschützen erschossen wurde, war der Nordische Krieg mit einem Schlag so gut wie beendet. Gleich nach dem Tod des Königs hob Prinz Friedrich von Hessen-Kassel, der Ehemann von Karls Schwester Ulrike Eleonore, die Belagerung auf und führte das Heer nach Schweden zurück.

Zudem geriet der Feldzug von Carl Gustaf Armfeldt aufgrund von logistischen Problemen in Schwierigkeiten, und als der König bei der Festung Frederiksten fiel, setzte am 1. Januarjul. / 12. Januar 1719greg. der Rückzug in Richtung Schweden ein. Als die Armee das Öyfjell überquerte, zog ein so heftiger Schneesturm auf, dass 3700 der 5800 Mann starken Armee erfroren. Dies ging als der Todesmarsch der Karoliner in die Geschichte ein.

In Schweden wurde die politische Macht vom König auf den Reichstag übertragen und die anti-russisch eingestellte Aristokratie übernahm die Herrschaft. Friedrich von Hessen-Kassel übernahm die Krone durch Verzicht seiner Frau, blieb aber in der Folge vom schwedischen Reichsrat abhängig. Mit einem Schlag änderte sich der außenpolitische Kurs auf Rat von französischen und englischen Gesandten wurden die Unterhandlungen mit Russland abgebrochen.[92] Mit Großbritannien-Hannover, Preußen, Dänemark wurde dagegen unter Vermittlung Frankreichs der Reihe nach Frieden geschlossen. Die Formierung einer starken europäischen Allianz gegen Russland schien nahe zu sein. Im Februar 1719 autorisierte Wien Hannover dazu mit 12.000 welfischen Truppen Mecklenburg zu besetzen und den pro-russischen Herzog aus Mecklenburg zu vertreiben.[93]

Frieden mit Hannover-England, Preußen und Dänemark

Abbild der letzten Seite des Präliminarfrieden zu Stockholm zwischen Hannover-Großbritannien und Schweden vom 19. November 1719

Mit Hannover-England schloss Schweden als erstes Frieden. Dem voraus gingen langwierige Verhandlungen. Noch 1718 hatte sich der schwedische König Karl XII. nur zu einer Abtretung eines kleinen Teils von Bremen-Verden bereit erklärt, nicht jedoch der gesamten Herzogtümer Bremen und Verden. Erst durch den Tod Karls XII. am 11. Dezember 1718 war der Weg für erfolgversprechende Friedensverhandlungen, die im Mai 1719 in Stockholm begannen, frei geworden. Streitpunkte waren die Höhe der Ablösesumme für Bremen-Verden, das Ausmaß der künftigen Verluste Schwedens in Pommern sowie der Einsatz der englischen Flotte zum Schutz Schwedens gegen einen russischen oder dänischen Angriff. Schweden stand gleichzeitig unter starkem militärischem Druck Russlands.

Seeschlacht bei Grönham am 7. August 1720

So errang die russische Flotte ihren ersten Sieg in offener Seeschlacht bei Saaremaa am 24. Mai 1719. Um Schweden zur Unterzeichnung des Friedensvertrags zu zwingen, entschied sich Peter I., eine Landeoperation im schwedischen Kernland durchzuführen. Im August 1719 erfolgte eine gleichzeitige Landung südlich und nördlich von Stockholm. An der Operation waren 20 Linienschiffe, einige hundert Ruderschiffe sowie 26.000 Mann Landungstruppen beteiligt. Im Verlauf der Operationen wurden acht größere Städte (u.a. die damals zweitgrößte Stadt Norrköping) zerstört. Durch den General Fjodor Matwejewitsch Apraxin ließ Zar Peter I. die Küste von Westbothnien niederbrennen. 13 Städte, 361 Dörfer und 441 adlige Güter wurden zerstört. Die russischen Vorstöße beschleunigten die Friedensschlüsse zwischen den restlichen Gegnern mit Schweden noch. Im November 1719 stellte Dänemark die Kampfhandlungen mit Schweden ein. Unter Vermittlung des englischen Bevollmächtigten Carteret wurde Am 22. November 1719 in einem Präliminarfrieden zu Stockholm der Krieg mit Großbritannien beendet. Hannover erhielt in diesem die Herzogtümer Bremen-Verden gegen eine Zahlung von einer Million Reichstalern und leistete Schweden indirekt englische Unterstützung zu. Im Hamburger Vergleich (1729) erkannte Schweden die Abtretung des Herzogtums Verden an Hannover an.

Am 21. Januarjul. / 1. Februar 1720greg. kam es nach langwierigen Verhandlungen zum Frieden von Stockholm zwischen Preußen und Schweden. Preußen behielt Stettin, die Inseln Usedom und Wollin sowie Vorpommern bis zur Peene für eine finanzielle Gegenleistung von 2 Millionen Reichstalern.[94] Am 3. Julijul. / 14. Juli 1720greg. beendeten Dänemark und Schweden den Krieg im Frieden von Frederiksborg nach über acht Monaten Unterhandlungen. Dänemark gab Schweden Rügen und Vorpommern nördlich der Peene sowie die Herrschaft Wismar zurück, das dafür 600.000 Taler bezahlte und auf die Zollfreiheit im Sund verzichtete.[95]

Zu diesem Zeitpunkt hatte England eine große Koalition gegen Russland aufgebaut, es reichte aber nicht, um die Kriegshandlungen im Norden zu beenden. Preußen und Sachsen tendierten dazu sich erneut dem Zaren zu zuwenden und von Großbritannien zu entfernen. Auch der Kaiser in Wien wurde unruhig aufgrund der anhaltenden Besetzung Mecklenburgs durch welfische Truppen.

Frieden mit Russland

Die Unterzeichnung des Friedensvertrags von Nystadt am 20. August 1721. Radierung, 1721.

Die Entscheidung Englands, die in der Ostsee segelnde Flotte unter Kommando von Norris gegen Russland einzusetzen, blieb erfolglos. Die englischen Schiffe konnten die russischen Schiffe nicht bis in den Golf von Finnland folgen. Am 7. August 1720 wurde ein schwedisches Geschwader in der Seeschlacht bei Grönham von einem russischen geschlagen, und 1721 wurde Stockholm selbst nur durch die Ankunft einer britischen Flotte vor einem russischen Angriff gerettet. Der englischen Flotte gelang es nicht, die russischen Angriffe auf das schwedische Festland zu unterbinden.[96] Großbritannien erkannte, dass es nicht möglich war, eine Kriegskoalition gegen Russland zu bilden. Preußen fuhr einen strikten Neutralitätskurs und auch die anderen englischen Inititativen an den Höfen in Wien und Warschau blieben erfolglos. Daher drängte nun auch das Vereinigte Königreich darauf, die Friedensverhandlungen mit Russland so schnell wie möglich aufzunehmen. Infolge eines Finanzcrashs war es für den britischen König Georg I. nun auch nicht mehr möglich, die Schweden finanziell zu unterstützen. Somit blieb das ohne Unterstützung dastehende Schweden nichts anderes übrig, als unter französischer Vermittlung mit Russland am 28. April, in Nystadt, einem kleinen finnischen Städtchen unweit von Äbo in direkte Friedensunterhandlungen zu treten.

Am 10. September 1721 trat Schweden im Friedensvertrag von Nystad, die Gebiete Ingermanland, Livland, Estland, die Inseln Ösel und Dagö sowie Südkarelien an Russland ab. Dafür erhielt es Finnland zurück, das Peter I. 1714 erobert hatte. Zudem leistete Russland Schweden Reparationen in Höhe von 2 Millionen Reichstalern.[96] Schweden erhielt das Recht in Riga, Reval und Arensburg Getreide im Wert von 50.000 Rubel alljährlich zollfrei aufzukaufen; ausgenommen waren hiervon Jahre der Missernte.

Im Zuge der Friedensverhandlungen zu Ende des Krieges bot Königin Ulrika Eleonora am 7. Januar 1720 August II. einen Waffenstillstand an. In diesem Angebot wählt sie ausdrücklich die Anrede „Friedrich August“ und drückte damit aus, dass der sächsische Kurfürst zwar den Thron 1710 auf dem Weg der Berufung durch den polnischen Adel wiedererlangt hatte, von Schweden jedoch nach wie vor nicht anerkannt war. Für August II. wäre die Anerkennung der polnischen Königswürde einer Revision des Friedens von Altranstädt gleichgekommen. Zu einer Annahme des Friedensangebotes durch Sachsen-Polen kam es nicht. An den Friedensschlüssen am Ende des Großen Nordischen Krieges war Sachsen-Polen, obwohl aktive Kriegpartei, damit nicht beteiligt. Eine beidseitige Bekräftigung des faktischen Friedenszustandes findet erst im April 1729 statt. 1726 hatte der polnische Sejm zu Grodno beschlossen, in Friedensgespräche mit Schweden einzutreten und frühere Friedensabkommen, in erster Linie den Frieden von Oliva, zu bestätigen. Nach der ersten Friedensdeklaration 1729 begannen erneut Verhandlungen, in deren Verlauf Schweden im Februar 1730 und Polen im September 1732 Entwürfe vorlegten, die in diese beidseitige Deklaration mündeten.

Folgen und Auswirkungen des Krieges

Gebietsgewinne Russlands

Der Große Nordische Krieg hatte eine grundlegende Verschiebung im europäischen Mächteverhältnis zur Folge. Brandenburg und Russland waren aus der zweiten in die erste Reihe der europäischen Staaten aufgerückt.[97] Schweden verlor seine Besitzungen in Deutschland (bis auf Wismar und Vorpommern nördlich der Peene) und im Baltikum und somit seine Stellung als nordische Großmacht an Russland, welches als neue Militärmacht am Baltikum im Blickfeld Europas aufgetaucht[98] und für die europäische Neuordnung verantwortlich war. Denn nun wurde das nach dem Frieden von Zar Peter Imperiale ernannte Russische Reich von nun an wieder in die allgemeine europäische Geschichte verwickelt und ein festes Glied des europäischen Staaten- und Bündnissystems.[99] Russlands neue Hauptstadt entstand an der Ostsee, geschützt durch breite Küstengebiete. Eine Entwicklung, die die um ihre Handelsbeziehungen in die Ostsee besorgte See- und Handelsmacht Großbritannien nicht gerne sah, aber auch nicht verhindern konnte.[100]

Dennoch hatte der Nordische Krieg dem russischen Volk das Äußerste an Leistung abverlangt. Zeitweilig wurden 82 Prozent der Staatseinnahmen für den Krieg ausgegeben.[101] Allein zwischen 1705 und 1713 während des Großen Nordischen Krieges gab es 10 Musterungen, die rund 337.000 Männer zu den Waffen riefen. Die Dienstbedingungen waren allerdings so schlecht, dass während des Großen Nordischen Krieges etwa 45.000 russische Soldaten tödlich verletzt wurden, aber 54.000 an Krankheiten starben.[102] Mit Russlands Aufstieg war gleichzeitig der Abstieg Polens verbunden, das in die Einflusssphäre Russlands geriet und ab 1768, aufgrund des Zusammenbruchs seiner Wehrorganisation, de facto zu einem russischen Protektorat herabsank und in Zukunft nur noch eine untergeordnete Rolle spielte.[103] Der Niedergang Schwedens und Polens wiederum befreite Preußen von zwei potentiell starken Gegnern in der Region und fiel mit seinem Aufstieg zur Großmacht zusammen.[104] Zusammen mit Frankreich, Österreich und Großbritannien sollten Russland und Preußen künftig eine Pentarchie der Großmächte bilden.

Der Krieg hatte soziologisch gravierende Auswirkungen auf das Schwedische Reich. Das Verhältnis Frauen zu Männer betrug 5:3. Finnland hatte die höchsten Verluste erlitten. 16% seiner Bevölkerung fiel in dem Krieg. In Schweden betrug der Blutzoll 10% der Bevölkerung. Finnland war so schwer getroffen, dass der schwedische Gouverneur für sechs Jahre darauf verzichtete, Steuern zu erheben. Der Mangel an Männern im Schwedischen Reich führte dazu, dass vorwiegend Frauen die landwirtschaftliche Arbeit übernehmen mussten.[105]

Nachweise

Commons: Großer Nordischer Krieg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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Einzelnachweise

  1. Karte der gottorfschen und königlichen Anteile in den Herzogtümern Schleswig und Holstein
  2. a b c d e Darstellung nach: Eckardt Opitz: Vielerlei Ursachen, eindeutige Ergebnisse - Das Ringen um die Vormacht im Ostseeraum im Großen Nordischen Krieg 1700–1721, in: Wie Kriege entstehen. Zum historischen Hintergrund von Staatenkonflikten, herausgegeben von Bernd Wegner in Verbindung mit Ernst Willi Hansen, Kerstin Rehwinkel und Matthias Reiss. Paderborn 2000, S. 89-107, hier: S. 90–94.
  3. Eckardt Opitz: Vielerlei Ursachen, eindeutige Ergebnisse - Das Ringen um die Vormacht im Ostseeraum im Großen Nordischen Krieg 1700–1721, S.94f
  4. Georg Piltz: August der Starke - Träume und Taten eines deutschen Fürsten, Verlag Neues Leben, Berlin (Ost) 1986, S. 80.
  5. Werner Scheck: Geschichte Russlands, München 1977, S. 188.
  6. Robert K. Massie: Peter der Große - Sein Leben und seine Zeit, Frankfurt/Main 1987, S. 268.
  7. Heinz von Zur Mühlen: Baltisches historisches Ortslexikon, Bd.2, Köln 1990, S. 132.
  8. Knut Lundblad/ Georg Friedrich Jenssen-Tusch: Geschichte Karl des Zwölften, Königs von Schweden, Bd. 1, Hamburg 1835, S. 41–55.
  9. Georg Piltz: August der Starke - Träume und Taten eines deutschen Fürsten, Berlin 1986, S. 92f.
  10. Knut Lundblad/ Georg Friedrich Jenssen-Tusch: Geschichte Karl des Zwölften, Königs von Schweden, Bd. 1, Hamburg 1835, S. 58–61.
  11. a b Robert K. Massie: Peter der Große - Sein Leben und seine Zeit, Frankfurt/Main 1987, S. 286.
  12. Helmut Pemsel: Seeherrschaft, Bd.1, Hamburg 2005, S. 274.
  13. Helmut Pemsel: Seeherrschaft, Bd.1, Hamburg 2005, S. 266.
  14. Robert K. Massie: Peter der Große - Sein Leben und seine Zeit, Frankfurt/Main 1987, S. 286–288.
  15. Zit. nach: Georg Piltz: August der Starke - Träume und Taten eines deutschen Fürsten, Berlin 1986, S. 92f.
  16. Henry Vallotton: Peter der Große - Russlands Aufstieg zur Großmacht, München 1996, S. 165.
  17. Robert K. Massie: Peter der Große - Sein Leben und seine Zeit, Frankfurt/Main 1987, S. 288f.
  18. Im Einzelnen zum Narva-Feldzug: Robert K. Massie: Peter der Große - Sein Leben und seine Zeit, Frankfurt/Main 1987, S. 290–301.
  19. Theodor Griesinger: Das Damen-Regiment an den verschiedenen Höfen Europas in den zwei letztvergangenen Jahrhunderten, Band 3, Stuttgart 1869, S. 572.
  20. Anders Fryxell: Lebensgeschichte Karl's des Zwölften, Königs von Schweden, Band 1, S. 117
  21. Anders Fryxell: Lebensgeschichte Karl's des Zwölften, Königs von Schweden, Band 1, S. 118.
  22. Anders Fryxell, Lebensgeschichte Karl's des Zwölften, Königs von Schweden, Band 1, S. 121
  23. Theodor Griesinger: Das Damen-Regiment an den verschiedenen Höfen Europas in den zwei letztvergangenen Jahrhunderten, Band 3, Stuttgart 1869, S. 603.
  24. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften, Leipzig 1860, S. 87.
  25. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften, Leipzig 1860, S. 89.
  26. Theodor Griesinger: Das Damen-Regiment an den verschiedenen Höfen Europas in den zwei letztvergangenen Jahrhunderten, Band 3, Stuttgart 1869, S. 604.
  27. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften, Leipzig 1860, S. 94.
  28. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften, Leipzig 1860, S. 101.
  29. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften, Leipzig 1860, S. 103.
  30. Anders Fryxell: Lebensgeschichte Karl des Zwölften, Königs von Schweden, Band 1, Braunschweig 1861, S. 214
  31. Anders Fryxell: Lebensgeschichte Karl des Zwölften, Königs von Schweden, Band 1, Braunschweig 1861, S. 218.
  32. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften, 1860, S. 176
  33. Anders Fryxell: Lebensgeschichte Karl des Zwölften, Königs von Schweden, Band 1, S. 244.
  34. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften, S. 179
  35. Alan Axelrod: Little-Known Wars of Great and Lasting Impact, 2009, S. 137.
  36. Stig Förster, Markus Pöhlmann, Dierk Walter: Kriegsherren der Weltgeschichte: 22 historische Portraits, München 2003, S. 139.
  37. Dietrich Beyrau, Rainer Lindner: Handbuch der Geschichte Weißrusslands, Göttingen 2001, S. 112.
  38. a b Volker Press: Neue deutsche Geschichte: Kriege und Krisen, München 1991, S. 465.
  39. a b Young, William: International Politics and Warfare in the Age of Louis XIV and Peter the Great, Lincoln 2004, S. 454
  40. William Young: International Politics and Warfare in the Age of Louis XIV and Peter the Great, S. 454
  41. a b Christopher Duffy:Russia's military way to the West. Origins and nature of Russian military power, 1700–1800, London 1981 S. 17.
  42. Die Stärke der Schweden im Jahr 1701 betrug etwa: 3100 Mann Feldtruppen, 2000 Mann Garnison in Dorpat, 150 Mann in Marienburg, sechs kleinere Kriegsschiffe mit 300 Mann sowie Landmiliz, Zahlen nach Angaben von W. A. v. Schlippenbach
  43. Peter Englund: The battle that shook Europe. Poltava and the birth of the Russian Empire, London 2003, S. 39.
  44. nach anderen Angaben 3800 Schweden,
  45. William Young: International Politics and Warfare in the Age of Louis XIV and Peter the Great, Lincoln 2004, S. 452
  46. nach dem offiziellen russischen Bericht von der Schlacht sollen 5000 Schweden getötet worden sein, bei einem eigenen Verlust von 400 Mann, Rossiter Johnson: The Great Events by Famous Historians, S. 324.
  47. Forschungen zur osteuropäischen Geschichte, Band 25, Harrassowitz, 2000, S. 397
  48. Nikolaus Thon: St. Petersburg um 1800. Ein goldenes Zeitalter des russischen Zarenreichs. Meisterwerke und authentische Zeugnisse der Zeit aus der Staatlichen Eremitage, Leningrad, 1990, S. 3.
  49. Peter Englund:The Battle that Shook Europe, Pearson Education Verlag, S. 40.
  50. Hans-Joachim Torke: Einführung in die Geschichte Russlands, München 1997, S. 111.
  51. Angus Konstam: Poltava 1709: Russia Comes of Age, S. 29
  52. a b Angus Konstam: Poltava 1709: Russia Comes of Age, S. 30
  53. Bengt Liljegren|Liljegren, Bengt - Karl XII: En biografi, Historiska media, 2000, Sidan 151.
  54. Angus Konstam: Poltava 1709: Russia Comes of Age, S. 32
  55. Angus Konstam: Poltava 1709: Russia Comes of Age, S. 33
  56. a b Angus Konstam: Poltava 1709: Russia Comes of Age, S. 34
  57. Angus Konstam: Poltava 1709: Russia Comes of Age, S. 42
  58. Konovaltjuk & Lyth, Pavel & Einar (2009) (in Swedish). Vägen till Poltava. Slaget vid Lesnaja 1708. Svenskt Militärhistorisk Biblioteks Förlag, S. 229–235. ISBN 978-91-85789-14-6
  59. a b Hans-Joachim Torke: Einführung in die Geschichte Russlands, München 1997, S. 112.
  60. Angus Konstam: Poltava 1709: Russia Comes of Age, S. 42
  61. Angus Konstam: Poltava 1709: Russia Comes of Age, S. 52
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  63. A. D. von Drygalski: Poltawa, in: Bernhard von Poten: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften, Bd.8, Leipzig 1879, S.7
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  70. [1], abgefragt am 9. Januar 2010
  71. Robert Nisbet Bain: Scandinavia a Political History of Denmark, Norway and Sweden from 1513 to 1900, Cambridge 1905, S. 338.
  72. Robert Nisbet Bain: Scandinavia a Political History of Denmark, Norway and Sweden from 1513 to 1900, Cambridge 1905, S. 339
  73. Stewart P. Oakley: War and peace in the Baltic, 1560-1790, London 1992, S. 113
  74. Hans Branig: Geschichte Pommerns Teil II. Von 1648 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Köln 2000, 53.
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  77. Knut Lundblad: Geschichte Karl des Zwölften Königs von Schweden, Band 2, 1840, S. 234
  78. Ein zeitgenössischer Bericht über den Brand befindet sich auf Wikisource: Nachricht über den Brand von Altona 1713
  79. Evgeniĭ Viktorovich Anisimov: The reforms of Peter the Great: progress through coercion in Russia, M.E. Sharpe 1993, S. 135.
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  83. Herbert Ewe, Geschichte der Stadt Stralsund. Weimar 1984, S. 196.
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  85. C.T. Atkinson: A history of Germany, 1715–1815, New York 1969, S. 69.
  86. Stephen J. Lee: Peter the Great, London 1996, S. 35.
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  92. J. O. Lindsay: The New Cambridge Modern History: The old regime, 1713-63, S. 198
  93. C.T. Atkinson: A history of Germany, 1715–1815, New York 1969, S. 70.
  94. J. O. Lindsay: The New Cambridge Modern History: The old regime, 1713-63, S. 199
  95. Robert Nisbet Bain: Scandinavia a Political History of Denmark, Norway and Sweden from 1513 to 1900, Camebridge 2006, S. 346
  96. a b Robert Nisbet Bain: Scandinavia a Political History of Denmark, Norway and Sweden from 1513 to 1900, Camebridge 2006, S. 347
  97. Klaus Zernack: Das Zeitalter der Nordischen Kriege von 1558 bis 1809 als frühneuzeitliche Geschichtsepoche. In: Zeitschrift für historische Forschung 1 (1974) S. 55–79, hier: S. 57
  98. Geoffrey Parker: The Cambridge illustrated history of warfare. Cambridge 2005, S. 155.
  99. Goehrke/Hellmann/Lorenz/Scheibert: Weltgeschichte - Russland, Band 31, Weltbild Verlag, Frankfurt am Main 1998, S. 180
  100. Klaus Zernack: Das Zeitalter der Nordischen Kriege von 1558 bis 1809 als frühneuzeitliche Geschichtsepoche. In: Zeitschrift für historische Forschung 1 (1974) S. 55–79, hier: S. 71.
  101. Goehrke/Hellmann/Lorenz/Scheibert: Weltgeschichte - Russland, Band 31, Weltbild Verlag, Frankfurt am Main 1998, S. 181.
  102. Christoph Schmidt: Russische Geschichte 1547–1917, München 2003, S. 37.
  103. Norman Davies: Im Herzen Europas. Geschichte Polens. München 2000, S. 277.
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