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Geschichte der Niederlande

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Vorgeschichte

Das Gebiet der heutigen Niederlande, das niedere Land, der westlichste Teil der norddeutschen Tiefebene, ist schon seit der Eiszeit bewohnt. Die bekanntesten Überreste beziehungsweise Funde aus dieser frühen Zeit sind die hunebedden (hochdeutsch für Hünenbetten beziehungsweise Hünengräber), große Grabmonumente aus Stein aus der Jungsteinzeit, in der Provinz Drenthe.

Römische Zeit

Im ersten Jahrhundert vor Christus fielen die Römer in das niedere Land ein (Raum der südlichen Niederlande), nahmen es in Besitz und gründeteten hier die ersten Städte (unter anderem Utrecht, Nimwegen und Maastricht); das Gebiet wurde Teil der römischen Provinz Germania Inferior.

Der Rhein bildete die natürliche Grenze zum übrigen Germanien. Der nördliche Raum der heutigen Niederlande, das Land der Friesen, blieb daher außerhalb des römischen Reichsgebietes.

Ab etwa 290 n. Chr. drangen die germanischen Franken aus dem Südosten kommend in das Gebiet südlich des Rheins ein, insbesondere in das Scheldegebiet. Nach mehreren vergeblichen Versuchen sie wieder zu vertreiben, gestand ihnen Julianus, der spätere Kaiser Julian Apostata, schließlich 355 das Gebiet südlich des Rheins zu (der niederfränkische Raum der heutigen Niederlande, Flandern und der Bundesrepublik) unter der Voraussetzung, sich mit ihm in einer Förderation (Foederati) zu verbünden.

Die Franken

Nach dem Untergang des Römischen Reiches folgte eine Periode voller Unruhen. Die Friesen lebten an der Küste, die Sachsen im Osten und die Franken im Süden.

486 n. Chr. besiegten die Franken ihre römischen Nachbarn unter Syagrius und dehnten unter Chlodwig ihr Reich nach Süden bis zur Loire aus. Das Hauptgebiet des Frankenreichs lag im heutigen Belgien und in Nordfrankreich; die spätere Hauptpfalz (Hauptstadt) war Aachen. Danach, um etwa 700, unterwarfen die Franken auch ihre friesischen Nachbarn und fingen an sie zu christianisieren. In der Zeit um 800 besiegte Kaiser Karl der Große die germanischen Sachsen (im Nordosten der heutigen Niederlande und im Nordwesten der heutigen Bundesrepublik), ließ ihre heidnischen Heiligtümer zerstören, ließ ihre Anführer ermorden und zwang sie so zum Christentum.

Heiliges Römisches Reich (Römisch-Deutsches Kaiserreich)

Das fränkische Reich wurde nach dem Tod Karl des Großen unter seinen Söhnen geteilt. Im Vertrag von Verdun 843 erhielt Lothar I. das Mittelreich. Nach der Prümer Teilung des Mittelreiches 855 unter Lothar II., 870 im Vertrag von Meerssen und 880 im Vertrag von Ribemont kam das Hztm. Lotharingien zum östlichen Teil des Frankenreiches, dem späteren Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (HRR). (s. auch Straßburger Eide).

Das östliche Frankenreich, das Land der teutonica Lingua (Land der teutschen Sprache), blieb allerdings keine politische Einheit. Örtliche Vasallen, Herrscher von Grafschaften und Herzogtümer, verstärkten ihre Machtstellungen gegenüber dem Kaiser. Das Gebiet der heutigen Niederlande war auf verschiedene adlige Besitztümer verteilt, dem Grafen von Holland, dem Herzog von Geldern und dem Herzog von Brabant, sowie dem Bischof von Utrecht. In Friesland und Groningen im Norden regierte dagegen der niedere Adel.

Der größte Teil der heutigen Niederlande und Belgiens wurden unter dem Herzog von Burgund vereinigt. Dies waren die niederen Lande des Hauses Burgund (Siehe Burgundische Niederlande). Auf dem Höhepunkt der Hausmacht erstreckte sich das Herzogtum von der Schweiz bis nach Holland und spielte eine wichtige Rolle im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich, da es an Frankreich grenzte.

Nachdem mit Hilfe von Johanna von Orléans die Engländer aus Frankreich vertrieben worden waren und der letzte Herzog Karl der Kühne auf dem Schlachtfeld am 5. Januar 1477 bei Nancy von den Franzosen getötet worden war, verlor seine Tochter Maria das Kerngebiet Burgund an Frankreich. Es blieben ihr die niederen Lande, die sie zusammen mit ihrem Gatten Maximilian von Habsburg von Brüssel aus regierte. Die wichtigste Stadt in den niederen Landen im 14. Jahrhundert war Dordrecht.

Kampf um die Unabhängigkeit und das Goldene Zeitalter

Im späten 15. Jahrhundert kam das Gebiet durch Erbschaft in den Besitz der Habsburger Dynastie unter Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Das Zeitalter der durch Martin Luther hervorgebrachten Reformation war angebrochen und auch in den niederen Landen konvertierten Teile der Bevölkerung zum Protestantismus. Karl V. und sein Sohn und Nachfolger Philipp II. von Spanien, beide strenggläubige Katholiken, ließen die Protestanten verfolgen und versuchten sie zum Katholizismus zurückzubringen. Seine Bemühungen, eine zentrale Verwaltung einzuführen und einheitliche Steuern und Gesetze zu erlassen, führten schließlich zum Aufstand der Provinzen. Sieben niederländische Provinzen schlossen sich 1579 zur Utrechter Union zusammen und gründeten die Republik der Sieben Vereinigten Niederlande. Wilhelm von Oranien, eigentlich Statthalter des Königs, übernahm die Führung der Aufständischen im sogenannten Achtzigjährigen Krieg (1568-1648). Am 15. Mai 1648 kam es zur eigentlichen Geburtsstunde und damit Unabhängigkeit der Vereinigten Provinzen der Niederlande durch den Westfälischen Frieden in Münster und Osnabrück.

Während des achtzigjährigen Krieges begannen die Niederlande auch mit einem groß angelegten Überseehandel – sie jagten Wale nahe Svalbard, betrieben Gewürzhandel mit Indien und Indonesien, gründeten Kolonien in Brasilien, Nordamerika (Neu-Amsterdam, heute New York), Südafrika und in der Karibik (vergleiche auch Die große Tulpenmanie). Der Reichtum, den sie aus diesem Handel anhäuften, führte im 17. Jahrhundert zum sogenannten Goldenen Zeitalter (de gouden eeuw) der Niederlande. Die Republik wurde von einem Patriziat aus wohlhabenden Bürgern (Regenten) regiert und nicht von einem König oder Edelleuten. Im Prinzip hatte jede Stadt und jede Provinz ihre eigene Regierung und eigene Gesetze. Die Städte und Distrikte waren ziemlich unabhängig, obwohl ein Teil des Landes, der zur Republik gehörte, unter einer Zentralgewalt stand, wie Brabant und Limburg.

Mit der Unabhängigkeit der Niederlande ging eine Abnahme des Reichtums der Niederländer einher. 1650 starb der Statthalter Wilhelm II. von Oranien und hinterließ die Nation ohne einen mächtigen Herrscher. Im folgenden Jahr verhängte England die Navigationsakte von 1651, die vielen niederländischen Handelsinteressen schadete. Der Kampf um die Akte endete im Ersten Englisch-Niederländischen Krieg, der von 1652 bis 1654 dauerte und im Frieden von Westminster endete, worin die Navigationsakte anerkannt werden musste.

1665 erklärten die Engländer den Niederländern wieder den Krieg. Der Zweite Englisch-Niederländische Krieg begann. Aber auch schon vorher hatten sie niederländische Siedlungen in den Neu-Niederlanden angegriffen. Mit Unterstützung der Franzosen (die in der Zwischenzeit in die Spanischen Niederlande –&nbspheute Belgien – einmarschiert waren) bekamen die Niederländer die Überhand. Engländer und Niederländer unterzeichneten 1667 einen Friedensvertrag, den Friede von Breda, nachdem der niederländische Admiral Michiel de Ruyter einen großen Teil der englischen Flotte auf der Themse zerstört hatte. Es wurde vereinbart, dass die Engländer die niederländischen Besitzungen in Nordamerika (das Gebiet um das heutige New York City) behalten durften, während die Niederländer Suriname von den Engländern erhielten. Auch die Navigationsakte wurde zu Gunsten der Niederlande modifiziert.

1672 ist in den Niederlanden als das Rampjaar, Jahr des Desasters, bekannt. England erklärte der Republik den Krieg (Dritter Englisch-Niederländischer Krieg, gefolgt von Frankreich, Münster und Köln, die alle eine Allianz gegen die Niederlande bildeten. Frankreich, Köln und Münster marschierten in die Republik ein, während die Landung der Engländer an der Küste nur knapp verhindert werden konnte. In der Zwischenzeit wurde Wilhelm III. zum Statthalter ernannt. Zwei bekannte Politiker in der statthalterfreien Zeit, Johan und Cornelis de Witt wurden später brutal in Den Haag ermordet. Mit der Hilfe anderer deutscher Staaten konnten die Niederländer die Invasoren zurücktreiben, worauf mit Köln und Münster 1674 Friede geschlossen wurde, nachdem England im Zweiten Frieden von Westminster ebenfalls in den Friedensschluss einwilligte.

1678 wurde auch Frieden mit Frankreich geschlossen, obgleich die spanischen und deutschen Verbündeten sich durch den in Nimwegen unterzeichneten Frieden betrogen fühlten. Als der englische König Jakob II. entthront worden war, wurde 1689 Wilhelm III. der Thron von England angeboten, der diesen annahm.

Französische Herrschaft

Ende des 18. Jahrhundert wuchs die Unruhe in den Niederlanden. Zwischen den Oraniern, die Wilhelm V. von Oranien mehr Macht verleihen wollten, und den Patrioten, die unter dem Einfluss der Amerikanischen und Französischen Revolution eine demokratischere Regierung forderten, entstanden Kämpfe. Die Niederlande waren das erste Land, welches die Vereinigten Staaten von Amerika anerkannte. Großbritannien erklärte den Krieg, bevor das Land sich der Gruppe der Neutralen anschließen konnte, die sich gegenseitige Unterstützung schworen. Der Vierte Englisch-Niederländische Krieg (1780-1784) war wieder ein Desaster für die Niederlande, besonders ökonomisch. 1785 entfachte eine demokratische ('patriotische') Revolte, aber das Haus von Oranien holten ihre preußischen Verwandten zu Hilfe, um die Revolte niederzuschlagen. Viele Patrioten flohen aus dem Land nach Frankreich.

Nach der Französischen Revolution marschierte die französische Armee in die Niederlande ein und verhalf der Batavischen Republik (1795-1806) zu ihrem kurzen Dasein. Der französische Einfluss war stark, und nachdem Napoleon an die Macht gekommen war, vereinigte er die Niederlande und einen kleinen Teil Deutschlands unter dem Königreich Holland, welches er von seinem Bruder Ludwig Bonaparte als König (Konijn van Olland) regieren ließ. Auch dieses Königreich währte nicht lange, da Napoleon bemängelte, dass sein Bruder die niederländischen Interessen vor die französischen stellte, woraufhin er die Niederlande 1810 dem französischen Reich einverleibte.

Das Haus Oranien schloss im Jahre 1796 einen Vertrag mit Großbritannien, in dem es diesem seine Kolonien in 'Sicherheitsverwahrung' überantwortete und den Gouverneuren der Kolonien Anweisung gab, sich der Herrschaft der Engländer zu beugen. Damit verloren die Niederlande einen großen Teil ihres Kolonialreiches: Guyana und Ceylon gingen nicht mehr an die Niederlande zurück, die Kapkolonie wurde zwar auf dem Papier zurückgegeben, dann aber 1806 erneut, nun endgültig, von den Briten übernommen. Die übrigen Kolonien, einschließlich Indonesien, kamen nach dem Englisch-Niederländischen Vertrag von 1814 an die Niederlande zurück.

Monarchie

Nach der napoleonischen Zeit kamen die Niederlande wieder als ein Staat auf die Karte Europas zurück. Das Land hat schon immer eine Rolle als Puffer gespielt, um dem französischen Expansionsdrang Einhalt zu gebieten. Insbesondere der russische Zar wollte, dass diese Rolle von den Niederlanden wieder aufgenommen werden sollte, und auch, dass die Kolonien wieder zurückgegeben werden sollten. Ein Kompromiss wurde mit den Briten auf dem Wiener Kongress geschlossen, wonach nur Indonesien wiedergegeben wurde, dafür aber der Norden und Süden der Niederlande wiedervereinigt werden sollte. Im Land wurde eine Monarchie eingesetzt. König wurde Wilhelm I., Sohn des letzten Statthalters Wilhelm V. Sein Vereinigtes Königreich der Niederlande bestand ursprünglich aus den Ländern, die heute die Niederlande, Belgien und Luxemburg bilden, aber die Belgier merkten bald, dass sie nur Bürger zweiter Klasse waren. Hauptsächliche Faktoren für dieses Gefühl waren religiöser (der vorherrschend katholische Süden gegen den mehrheitlich protestantischen Norden), ökonomischer (der Süden war industriell fortschrittlicher, der Norden traditionell eine Handelsnation) und sprachlicher (nicht nur Wallonien war französischsprachig, auch im flämischen Norden sprach die Bourgeoisie französisch, während die übrige flämische Bevölkerung niederfränkisch sprach) Art.

1830 eskalierte die Situation; die Belgier erhoben sich und erklärten sich vom Norden unabhängig. König Wilhelm entsandte eine Armee, die sich allerdings nach nur wenigen Tagen zurückziehen mußte, nachdem Frankreich sein Heer mobilisiert hatte. Allerdings erkannte er Belgien bis 1839 nicht an. Im Jahr 1848 brachen in ganz Europa Unruhen aus, wovon den Niederlanden allerdings ein Großteil erspart blieb. Das Ergebnis allerdings war bedeutend. Der liberale Johan Rudolf Thorbecke wurde vom König beauftragt, eine neue Verfassung zu schreiben, welche die Niederlande faktisch zur Demokratie machte. Das neue Dokument wurde am 3. November des selben Jahres verkündet.

Am Ende des 19. Jahrhundert, als viele Staaten Kolonien für sich beanspruchten, erweiterten die Niederlande ihre Besitzungen in Indonesien. Max Havelaar von Eduard Douwes Dekker, eines der berühmtesten Bücher in der niederländischen Literaturgeschichte, berichtet über die Ausbeutung des Landes und seiner Bewohner durch die Niederländer.

Die Kolonialzeit der Niederlanden ist vor allem auch durch Verbrechen gegen die einheimische Bevölkerung gekennzeichnet. Nicht nur das fremdes Land überfallen, anektiert und die Bevölkerung unter fremde Herrschaft gezwungen wurde, auch Hinrichtungen und Massenmorde wurden von Niederländern verübt.

Siehe auch: Liste der Königinnen und Könige der Niederlande

Als der Erste Weltkrieg im August 1914 ausbrach blieben die Niederlande neutral und konnten sich erfolgreich aus dem Krieg halten, aber die Armee wurde mobilisiert. Die Invasion des Deutsches Reiches in Belgien im selben Jahr führte zu einer großen Flüchtlingswelle von über einer Million Menschen.

Die Niederlande waren von kriegführenden Ländern umschlossen und durch die, vor allem für die zivile Seefahrt, unsichere Nordsee wurde die Nahrung knapp; Lebensmittel wurden nun über Lebensmittelkarten ausgegeben. Ein Fehler in der Lebensmittelzuteilung verursachte den so genannten Aardappeloproer (Kartoffelaufruhr) in Amsterdam im Jahr 1917, als Zivilisten Nahrungsmitteltransporte für Soldaten plünderten.

Im November 1918 rief der Führer der Sociaal-Democratische Arbeiders Partij (SDAP, Sozialdemokratische Arbeiterpartei), Jelles Troelstra eine sozialistische Revolution unter den Arbeitern aus, aber sein Plan ging fehl.

Zweiter Weltkrieg

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 versuchten die Niederlande wieder ihre Neutralität zu wahren, aber da sie wie Belgien im Spannungsfeld zwischen Frankreich, England und dem Deutschen Reich lagen, wurden sie am 10. Mai 1940 von der reichsdeutschen Wehrmacht angegriffen und besetzt. Der Großteil des Landes wurde in kürzester Zeit überrannt, und Widerstand wurde nur von einer spärlich ausgerüsteten niederländischen Armee geleistet. Am 14. Mai waren nur noch wenige Kampfschauplätze übrig, unter anderem bei Rotterdam. Da die Niederländer die Stadt nicht sofort übergeben wollten, wurde die Stadt bombardiert. 800 Menschen kamen ums Leben; große Teile der Stadt wurden zerstört, und 78.000 Einwohner wurden obdachlos. Danach kapitulierten die Niederlande. Die königliche Familie war zu diesem Zeitpunkt schon nach England geflohen.

Nach der Invasion kam es sofort - wie im Deutschen Reich - zur Judenverfolgung. Zu Beginn des Krieges lebten 160.000 jüdische Niederländer im Land, einschließlich 20.000 jüdischer Flüchtlinge. 1942 wurde ein Transitlager in der Nähe von Westerbork errichtet. Konzentrationslager wurden nahe Vught und Amersfoort gebaut. Am Ende des Krieges lebten nur noch etwa 30.000 der niederländischen Juden. Unter den Ermordeten befand sich auch das deutsch-jüdische Flüchtlingsmädchen Anne Frank; ihr Tagebuch wurde weltweit bekannt.

Am 22. und 23. Februar 1941 gab es die erste groß angelegte Razzia, mehr als 400 jüdische Männer wurden ins KZ Mauthausen verschleppt. Die niederländischen Kommunisten riefen daraufhin einen Generalstreik aus, der als »Februarstreik« in die holländischen Geschichtsbücher einging und von vielen Niederländern befolgt wurde. Die Besatzungstruppen schlugen den Streik, der nicht nur in Amsterdam, sondern in ganz Nordholland durchgeführt wurde, blutig nieder. Die Anführer des Streiks wurden erschossen (siehe auch Mössinger Generalstreik)


Nach dem Verbot aller Parteien im Verlauf des Jahres 1941 stieg der Einfluss der Nationaal-Socialistischen Beweging (NSB) unter Anton Adriaan Mussert an. Letztendlich erlangte sie aber nie einen relevanten Einfluss in der Bevölkerung oder im Besatzungsapparat.

Nachdem die Alliierten im Juni 1944 in der Normandie gelandet waren, stießen sie sehr schnell in Richtung der niederländischen Grenze vor. Am 5. September desselben Jahres wurde eine gewagte Operation gestartet (Operation Market Garden), die einen schnellen Einfall in die südlichen Niederlande vorsah, um Brücken über die drei Hauptflüsse zu erobern. Die Brücke von Arnheim über den Rhein konnte allerdings nicht erobert werden. Die Niederländer, die dachten, dass die Befreiung schon begonnen habe - der Tag, an dem die Operation startete, ist bekannt als der Dolle Dinsdag (tolle Dienstag) -, mussten noch bis 1945 warten, obwohl der südliche Teil der Flüsse zu diesem Zeitpunkt schon befreit war.

Im Winter 1944-1945 mußten viele Niederländer hungern, daher wurde er auch Hongerwinter (Hungerwinter) genannt. Am 5. Mai 1945 kapitulierten die deutschen Soldaten bei Wageningen, kurz darauf folgte auch das Kriegsende in Europa.

Am 11. Januar 1942 begann die japanische Invasion von Niederländisch Ostindien. Die Niederländer kapitulierten am 1. März, als Truppen auf Java landeten. Niederländische Einwohner wurden gefangen genommen und in Arbeitslager gebracht. Mit der japanischen Kapitulation am 15. August 1945 endete auch hier der Krieg.

Sofort nach der Befreiung Niederländisch Ostindiens am 17. August 1945 erklärte die ehemals niederländische Kolonie ihre Unabhängigkeit von den Besatzern und nannte sich fortan Indonesien. Die Niederlande bekämpften die indonesischen Freiheitskämpfer (Indonesische Nationale Revolution) und gaben erst durch internationalen Druck der Vereinten Nationen und der Vereinigten Staaten von Amerika, die damit drohten, den Marshall-Plan für die Niederlande zu stoppen, außerdem durch den indonesischen Widerstandswillen, ihre Kriegshandlungen in Indonesien auf. Das von den niederländischen Besatzern befreite Land wurde formal am 27. Dezember 1949 unabhängig. Die westliche Hälfte von Neuguinea war allerdings erst 1961 frei und unabhängig.

1949 kam die westdeutsche Stadt Elten (bei Kleve) mit Umgebung bis 1963 unter niederländische Verwaltung. Die dortigen Bewohner blieben zwar formal deutsche Staatsbürger, erhielten jedoch niederländische Pässe und wurden niederländischen Bürgern rechtlich gleichgestellt. Eine in den Niederlanden erhobene Forderung nach Angliederung von Teilen des Münsterlandes und des grenznahen Rheinlandes hatte sich nicht durchsetzen können.

Obwohl ursprünglich erwartet wurde, dass der Verlust von Indonesien zum ökonomischen Untergang führen würde, trat das Gegenteil ein, und in den 1950ern wuchs der Reichtum der Niederlande schnell an. 1952 gründeten die Niederlande mit Frankreich, der Bundesrepublik Deutschland, Italien, Belgien und Luxemburg die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Die EGKS (oder Montanunion) war einer der Grundpfeiler für die spätere Europäische Union.

1953 kam es durch eine schwere Flutkatastrophe zu vielen Toten in Zeeland und Südholland. Um solch einem Unglück in Zukunft zuvorzukommen, wurde der Deltaplan aufgestellt, der Deicherhöhungen und den Verschluss von Meerarmen vorsah. Die Verwirklichung des ehrgeizigen Plans nahm mehrere Jahrzehnte in Anspruch.

Am 30. April 1980 kam es zu einem Wechsel an der Spitze der Monarchie. Königin Beatrix von Oranien-Nassau wurde Königin und folgte damit Königin Juliana von Oranien-Nassau nach, die im Alter von 71 Jahren abdankte.

Die Niederlande sind nicht nur ein industrialisiertes Land, sondern auch ein großer Exporteur landwirtschaftlicher Produkte. Das Land ist eines der Gründungsmitglieder der NATO und der Europäischen Union und nahm an der Einführung des Euro 1999 teil.

Ehen von homosexuellen Partnern (homohuwelijk) sind seit dem 1. April 2001 erlaubt und sind rechtlich mit heterosexuellen Ehen gleichgestellt. Der Drogenkonsum ist in den Niederlande teilweise legalisiert (Coffeeshop).

Am 6. Mai 2002 wurden die Niederlande durch ein Verbrechen erschüttert. Der umstrittene rechts-konservative Politiker und Populist Pim Fortuyn, der viel Sympathie in Teilen der niederländischen Bevölkerung, insbesondere in seiner Hochburg Rotterdam genoß, wurde von einem jugendlichen Linksextremisten ermordet.

Sprache der Niederländer

In den Niederlanden werden zwei niederdeutsche Mundarten (Niederfränkisch, Niedersächsisch) und Friesisch gesprochen. Im Mittelalter wurden diese Sprachformen als dietsch, duitsch oder duytsch (vergleiche engl. dutch) benannt. Die niederländische Hochsprache hat sich aus der niederfränkischen Mundart entwickelt und ist die Amts- und Schulsprache im gesamten Land.