Blutspende
Als Blutspenden bezeichnet man die freiwillige Abgabe einer gewissen Menge Blutes (ca. 0,5 l). Das Blut wird anschließend untersucht und aufbereitet und für medizinische Zwecke verwendet.

Arten der Blutspende
Unter Blutspende versteht man normalerweise die sogenannte Vollblutspende, bei der aus einer Vene der Armbeuge ca. 500 ml Blut entnommen und in einer Blutbank eingelagert werden.
Eine andere Art der Blutspende ist die Eigenblutspende. In diesem Fall gibt man zwei bis sechs Wochen vor einer Operation bis zu viermal Blut ab, mit dem dann bei der Operation ein etwaiger Blutverlust ausgeglichen wird. Da es sich um das eigene Blut handelt, ist es optimal verträglich.
Neben der Vollblutspende kann man bei einigen Einrichtungen auch Blutplasma oder Thrombozyten spenden. Diese sind nicht so belastend wie eine Vollblutspende, da nur die Flüssigkeit bzw. einzelne Blutbestandteile entnommen werden. Die roten Blutkörperchen werden dem Körper wieder zugeführt. Dabei kommt teilweise das Verfahren der Apherese zum Einsatz.
Spender
Blutspenden darf jeder zwischen 18 und 68 (in Österreich 65, Erstspender bis 60) Jahren, soweit keine gesundheitlichen Bedenken vorliegen. Eine Blutspende kann bei gesunden Menschen bis zu sechsmal jährlich durchgeführt werden. Es ist eine Ruhezeit von jeweils zwei Monaten einzuhalten, drei werden empfohlen. In Österreich darf man laut Blutsicherheitsgesetz alle zwei Monate spenden. Dabei dürfen Frauen insgesamt nur viermal, Männer insgesamt sechsmal im Jahr spenden. Der Mindestabstand zwischen zwei Vollblutspenden beträgt in Deutschland als auch in Österreich beim 56 Tage (8 Wochen).
Problematisch sind u.a. Tätowierungen und Piercings innerhalb der letzten sechs Monate, längere Aufenthalte in Großbritannien (aufgrund von Befürchtungen hinsichtlich der Übertragung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit nach dem englischen BSE-Skandal), Risikopersonen in der Familie, Homosexualität bei Männern sowie Heroinabhängigkeit (wegen HIV) und Tropenaufenthalte innerhalb der letzten 6 Monate (wegen tropischen Krankheiten). Für den Fall, dass eine solche Kontraindikation vorliegt, der Spender aber aufgrund gesellschaftlichen Drucks dies nicht frei zugeben kann, wird die Möglichkeit des anonymen Selbstausschlusses bereitgestellt (da Blutspenden zu Medikamenten verarbeitet werden, sind die gesetzlichen Richtlinien sehr streng. Ohne den vertraulichen Selbstausschluss darf die Spende nicht weitergegeben werden). Hierbei wird - um gesellschaftliche Erwartungen (insbesondere durch Mitspender) zu erfüllen - die Blutentnahme ganz normal durchgeführt, die Spende später aber nicht zur Bluttransfusion freigegeben. Mitunter ist noch eine Verwendung für wissenschaftliche Zwecke möglich. Dieses Verfahren mag ineffizient wirken, es dient aber einem besseren Schutz der Empfänger von Blutspenden, da z.B. HIV erst einige Wochen nach einer Infektion im Blut nachgewiesen werden kann. Ein Dilemma zwischen dem Sicherheitsbedürfnis des Empfängers, welcher z.T. auf die Ehrlichkeit des Spenders angewiesen ist, und dem Vertraulichkeitsbedürfnis des Spenders soll so vermieden werden.
Zeitweise zurückgestellt werden Spender, die temporär erkrankt sind, zu gewissen Problemgruppen gehörten oder auch z.B. unter zeitweisem Eisenmangel leiden.
Empfänger
Bei einer Transfusion wird einem Empfänger Blut verabreicht, welches sich mit dessen Restblut vermischt. Um Verklumpungen des Blutes zu vermeiden wird dem Empfänger i.d.R. nur Blut der eigenen Blutgruppe transfundiert. Notfalls kann aber jedem Empfänger Blut eines Spenders mit der Blutgruppe 0 (Universalspender) transfundiert werden. Personen mit der Blutgruppe AB können im Notfall Blut von beliebigen Spendern erhalten (Universalempfänger).
Ablauf
Vor der Spende muss der Spender auf gesundheitliche Tauglichkeit untersucht werden. Dazu gehört neben der Untersuchung des Blutdruckes und des Pulses auch die Frage, ob Beschwerden vorliegen. Außerdem wird vor jeder Spende der HB Wert (Hämoglobin = roter Blutfarbstoff) getestet, der Auskunft darüber gibt ob die Sauerstoffsättigung im Blut ausreichend ist.
Nach den Voruntersuchungen muss zunächst das Blutentnahme-Besteck vorbereitet werden, das komplett aus Einweg-Material besteht. Aus diesem Grunde ist es auch nicht möglich, sich bei einer Blutspende mit HIV oder Hepatitis zu infizieren. Danach werden einige Blutproben für Untersuchungen separat abgefüllt und das Vollblut in einen Entnahmebeutel gesammelt.
Nach der Blutspende muss sich der Körper zunächst auf den Blutverlust einstellen, weswegen danach immer eine Ruhephase einzuhalten ist. Wichtig ist auch, dass man vor und nach der Spende ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt (ca. 1,5 Liter Flüssigkeit sollten bereits vor der Blutspende im Laufe des Tages getrunken werden) und zwei bis drei Stunden vorher noch eine Kleinigkeit gegessen hat. Länger sollte die letzte Mahlzeit nicht her sein.
Später werden die Proben auf die wichtigsten Krankheitserreger, wie die von HIV oder Hepatitis, untersucht. Trotz dieser Untersuchung besteht keine absolute Sicherheit für erregerfreie Blutkonserven, denn viele Krankheitserreger sind erst nach einer Latenzzeit im Blut nachweisbar. Allerdings ist gerade die Chance, HIV durch eine Bluttransfusion zu bekommen, ausgesprochen gering, da dank neuester Testmöglichkeiten die Antikörper und NAT bereits im Frühstadium nachgewiesen werden können.
Gesetzliche Bestimmungen (Österreich)
In Österreich wird der Ablauf der Blutspende durch das Blutsicherheitsgesetz detailliert geregelt. Der wohl wichtigste Punkt darin ist die sogenannte freiwillige Spende, welche zum Zwecke der Qualitätssicherung eine Entlohnung für jegliche Blutbestandteile verbietet (§8, Abs. 4). Weitere wichtige Regelungen sind unter anderem:
- Bestimmungen zur Blutspendeeinrichtung (§6)
- Aufklärung des Spenders (§8, Abs. 2)
- der freiwillige Selbstausschluss (§8, Abs. 3)
- Schutz der Privatsphäre (§8, Abs. 5,6)
- Feststellung der gesundheitlichen Eignung (§9)
- Bestimmungen zur Qualitätssicherung (§10)
Weiterverarbeitung der Blutspende
In den Anfängen der Transfusionsmedizin wurde den Patienten das gespendete Blut als sogenanntes Vollblut von den Krankenhäusern übertragen. Heutzutage werden aus einer Spende meist mehrere Blutprodukte hergestellt, um dem Patienten auf diese Art nur die Blutbestandteile zu verabreichen, die dieser speziell benötigt. Dadurch wird zum einen das Risiko von Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten stark gesenkt und zum anderen können durch die Auftrennung des Blutes in seine Bestandteile optimale Bedingungen für Haltbarkeit und Wirksamkeit erreicht werden.
Schon bei der Blutspende wird das Blut in ein geschlossenes Beutelsystem geleitet, das ein gerinnungshemmendes Mittel und eine Nährlösung für die Zellen enthält. Das Beutelsystem ist so konstruiert, dass die einzelnen Blutkomponenten in separate, bereits fest verbundene Beutel überführt werden können, ohne dass das System geöffnet werden muss. Dadurch können Reaktionen mit der Luft und Verunreinigungen mit Keimen oder Staubteilen vermieden werden.
Der nächste Schritt findet bei einem Blutspendezentrum statt. Dort wird die Auftrennung der Blutspende in ihre Komponenten durch Zentrifugieren erreicht: Die Zellen und Blutbestandteile werden dabei durch ihr unterschiedliches Gewicht in Schichten getrennt. Die Erythrozyten (roten Blutkörperchen) finden sich in der untersten Schicht, darüber die Leukozyten (weißen Blutzellen), dann die Thrombozyten (Blutplättchen) und zuoberst das zellfreie Blutplasma. Die einzelnen Bestandteile befinden sich nun in den entsprechenden Beutelbereichen und werden anschließend durch Lichtsensor gesteuertes Abpressen in ein Erythrozytenkonzentrat, ein Frischplasmapräparat und die Zwischenschicht (Buffy Coat), die die weißen Blutkörperchen und die Thrombozyten enthält, aufgeteilt. Das Erythrozytenkonzentrat kann bei +4° Celsius über 42 Tage gelagert werden. Das Frischplasma wird tiefgefroren und ist in diesem Zustand über zwei Jahre haltbar. Um ein für eine Transfusion ausreichend großes Thrombozytenkontentrat herzustellen, müssen vier passende „Buffy Coat“-Präparate zusammengeführt werden. Von diesem so entstandenen Präparat werden durch ein Filter die Leukozyten abgetrennt. Die Entfernung der Leukozyten erhöht die Verträglichkeit des Thrombozytenkonzentrats, da diese Nebenwirkungen wie Fieber oder Antikörperbildung verursachen können. Das Thrombozytenkontentrat kann bei +22° Celsius 5 Tage gelagert werden.
Organisationen
Blutspendedienste
In größeren Städten gibt es private und kommunale Blutspendedienste, die von den Kliniken organisiert werden. Viele Kliniken verfügen über eine Blutbank, bei denen man teilweise Blut gegen eine Aufwandsentschädigung spenden kann. Dieses Blut wird zur Deckung des eigenen Klinik-Bedarfes gesammelt.
Rotes Kreuz
In Österreich und Deutschland wird ein großer Teil des Blutspendedienstes durch das Rote Kreuz organisiert. Zum größten Teil erfolgen die Blutspenden unentgeltlich. Das Rote Kreuz versucht zu den Blutspendern zu kommen, z.B. mit voll ausgerüsteten Bussen auf Festen oder anderen Veranstaltungen, wo größere Menschenansammlungen sind. Auch in größeren Betrieben und beim österreichischen Bundesheer kommt es regelmäßig zu Blutspendeaktionen. Personen, die über seltenere Blutgruppen verfügen, werden auch gezielt telefonisch oder per E-Mail benachrichtigt, wo derartige Aktionen stattfinden.
Staatlich-kommunale und universitäre Blutspendedienste (StKB)
Beitrag des StKB-Vorstandes,der die Urheberrechte des Textes besitzt, die im Anschreiben an wikipedia freigegeben wurden.
75 staatlich-kommunale und universitäre Blutspendedienste, darunter 31 universitäre Einrichtungen, sind sowohl örtlich als auch organisatorisch in öffentlich-rechtlichen Krankenhäusern integriert. Wesentliches Kernstück der StKB ist eine streng bedarfsorientierte Herstellung von Blut und Blutprodukten verbunden mit einer rationellen, bedarfsgerechten Therapie mit Blutkomponenten im Sinne einer optimalen patientennahen Versorgung.
Die Leistungsfähigkeit klinikintegrierter Blutspendedienste (StKB) hängt entscheidend von einem registrierten Stamm an zuverlässigen DauerblutspenderInnen ab, die ihre Bereitschaft erklärt haben, bei Bedarf auch telefonisch kontaktiert werden zu dürfen und in kürzest möglicher Zeit zum Spenden zur Verfügung zu stehen. Die SpenderInnen sind hinsichtlich aller relevanten Antigene (seltene Blutgruppenmerkmale, HLA, Thrombozyten) typisiert und praktisch jederzeit verfügbar, ein Umstand, der gerade bei Notfällen, Katastrophen oder sonstigen Engpäßen von entscheidender Bedeutung ist. Wesentliches Kernstück der Organisationsstruktur der klinikintegrierten Blutspendeeinrichtungen (StKB) ist die unmittelbare Kopplung der Herstellung von Blut und Blutprodukten mit der patientenbezogenen bedarfsgerechten Versorgung: Herstellung, prätransfusionelle Diagnostik und transfusionsmedizinische Beratung der Klinikärzte erfolgen durch das gleiche Fachpersonal im 24-Stunden Dienstleistungsbetrieb. Dies beinhaltet neben einer rationellen bedarfsgerechten Hämotherapie mit Blutprodukten im Sinne einer optimalen Patientenversorgung auch die Möglichkeit der flexiblen Reaktion auf Notfälle und Engpässe, die Verhütung vorhersehbarer Engpässe sowie die Minimierung der Verfallsquoten von Blutkonserven, die in vielen Krankenhäusern ohne eigene Blutspendeeinrichtung die zum Teil unerträgliche Größenordnung von 20 % und mehr erreichen.
Jährlich werden von den klinikintegrierten staatlich-kommunalen Blutspendediensten (StKB) von über 450.000 BlutspenderInnen ca. 1.400.000 Blutspenden entnommen, davon 950.000 Vollblutspenden, 300.000 Plasmaspenden (mittels maschineller Apherese) und 150.000 Thrombozytenspenden (mittels maschineller Apherese). Daraus werden ca. 2.500.000 Blutkomponenten hergestellt und als 950.000 Erythrozytenkonzentrate, 345.000 Thrombozytenkonzentrate sowie 150.000 Liter gefrorenes Frischplasma für die therapeutische Anwendung bei Patienten zur Verfügung gestellt. Für die pharmazeutische Herstellung von Spezialpräparaten haben die klinikintegrierten staatlich-kommunalen Blutspendedienste 220.000 Liter Sourceplasma geliefert.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der klinikintegrierten transfusionsmedizinischen Einrichtungen sind regelmäßige transfusionsmedizinisch-hämostaseologische Konsiliartätigkeit, die Durchführung von Eigenblutspenden, extrakorporale Photopheresen, therapeutischen Hämapheresen wie Leukapheresen, Plasmapheresen oder Thrombozytapheresen, sowie die Gewinnung von peripheren Blutstammzellen zur Stammzelltransplantation bei hämatologischen Erkrankungen. Entsprechend ihrer Herkunft hat die Transfusionsmedizin mit einer Reihe von klinischen Fachdisziplinen enge Verbindungen, so daß gemeinsame Aufgaben entdeckt und viele klinische Fragestellungen auch durch eine gut funktionierende, auch hämostaseologische Konsiliartätigkeit gelöst werden können, wenn die Fachdisziplinen sich als Ergänzungen verstehen und durch gegenseitige Anregungen, die bereits an vielen Stellen bestehende traditionsreiche und gute Zusammenarbeit vertiefen.
Pharma-Unternehmen
Weiterhin bieten einige Pharma-Unternehmen Blutspendedienste an, die das Blut für pharmazeutische Zwecke verwenden. Denn obwohl heute viele Medikamente synthetisch hergestellt werden können, verbietet sich dies für einige Wirkstoffe. Ein Hauptgrund liegt in der Chiralität einiger Wirkstoffe. Diese können in der Natur in zwei Formen (linkshändig oder rechtshändig) auftauchen. Im Menschen ist aber nur eine Form wirksam. Im besten Fall ist die andere Form unwirksam, im schlimmsten Fall ist diese andere Form giftig. Da synthetische Verfahren beide Formen in gleichen Teilen produzieren und diese chemisch nicht zu trennen sind, müssen für diese Stoffe natürliche Vorkommen verwendet werden, z.B. Blutspenden.
Risiken
Aufgrund des verwendeten Einwegbestecks besteht eigentlich keine Infektionsgefahr durch die Blutspende selbst.
Lediglich durch den relativ hohen Blutverlust besteht die Gefahr von Kreislaufschwierigkeiten kurz nach der Spende. Durch anwesende Ärzte besteht aber kein Grund zur Beunruhigung. Bei zunehmender Schocksymptomatik wird die Spende gegebenenfalls abgebrochen. Eine Regeneration dauert in der Regel 1 bis 2 Stunden, vorsichtshalber sollte man sich aber noch einige Tage nach der Spende körperlich schonen, sodass keine Beschwerden mehr auftreten.
Weblinks
- Deutscher Blutspendedienst (DRK)
- Staatlich-kommunale und universitäre Blutspendedienste (StKB)
- Österreichischer Blutspendedienst (ÖRK)
- Schweizer Blutspendedienst (SRK)
Siehe auch: gerichtete Spende, Organspende, Universalspender