Salpeterkrieg
Der Salpeterkrieg (auch Pazifischer Krieg, spanisch Guerra del Pacifico) wurde um die Region Atacama im heutigen Norden Chiles in den Jahren 1879 bis 1884 geführt.
Vorgeschichte
Nach dem Ende der spanischen Kolonialherrschaft in Südamerika in den 1820er Jahren war die Zugehörigkeit der Atacamaregion an der Pazifikküste zwischen den neu gebildeten Staaten Chile, Peru und Bolivien umstritten. Bolivien erachtete die größtenteils unbesiedelte Wüstenregion als Teil seines Staatsgebiets, da es dort seit 1825 die Hafenstadt Cobija betrieb. Chile erachtete die Region als sein Territorium, da die Gegend überwiegend von Chilenen besiedelt war. Das Interesse an der Region wurde groß, als in den 1860er Jahren umfangreiche Vorkommen an Nitrat (Salpeter) in der Region gefunden wurden, das wertvoller Rohstoff für die Herstellung von Dünger und Sprengstoffen war.
Chilenische Unternehmen begannen als erste, das Nitrat abzubauen, was für Peru und Bolivien 1873 Grund für eine geheime Allianz war, mit dem Ziel, sich die chilenischen Firmen anzueignen. In Verträgen von 1866 und 1874 einigten sich Chile und Bolivien auf eine Grenze. Die Region nördlich des 24. Breitengrads sollte zu Bolivien gehören, mit der Bedingung, dass Bolivien von den nun in seinem Territorium ansässigen chilenischen Firmen 25 Jahre lang keine Steuern verlangen dürfte. Peru selbst baute im Gebiet Guano ab und finanzierte damit grosse Teile seines Staatshaushalts. Es stellte sich aber heraus, dass Salpeter ein wesentlich leistungsfähigerer Dünger war. Peru wurde ab 1877 seinen Guano nicht mehr los, mehr als 650000 Tonnen lagen in den Häfen.
Chile erkannte die Brisanz der Lage gab 2 Panzerkreuzer 1873 in England zum Bau in Auftrag. Es begann eine Art Wettrüsten.

Im Jahre 1877 richtete ein Seebeben schwere Zerstörungen in der Küstenregion an. Zur Finanzierung des Wiederaufbaus beschloss die bolivianische Regierung unter Präsident Hilarión Daza 1878 eine Sondersteuer von 10 Centavos auf jeden abgebauten Zentner Salpeter. Chile sah hierin einen Verstoß gegen die Abmachung von 1874 und legte Protest ein. Bolivien verzichtete daraufhin zunächst auf die Erhebung der Steuer, nahm das Gesetz aber nicht zurück. Ende 1878 beschloss Bolivien angesichts einer Finanznot nach einem Dürrejahr und der nur langsamen Beseitigung der Erdbebenschäden, die Steuer doch von der profitablen Salpeterindustrie einzutreiben, mit einer Rückwirkung bis 1874. Im Januar 1879 drohte Bolivien chilenische Salpeterunternehmer zu beschlagnahmen, die sich weigerten die Steuer zu bezahlen, um sie zu versteigern. Chile erachtete dies als offenen Bruch des Vertrages von 1874 gleichbedeutend mit der Annulierung des Vetrages und entsandte Truppen in die ursprünglich durch Chilenen (Juan Lopez und Jose Santos Ossa) gegründete Stadt Antofagasta.
Der Krieg Chile gegen Peru und Bolivien
Die chilenischen Einheiten besetzten die bolivianische Hafenstadt Antofagasta, in der nur 5 % der Bevölkerung bolivianisch war. Darauf erklärt Bolivien den Krieg gegen Chile am 1. März. Am 5. April erklärt Chile Bolivien und Peru den Krieg.
Die Streitkräfte Chiles erwiesen sich auf See und an Land als überlegen, doch war ein weiträumiger Vorstoß der chilenischen Truppen erst nach Ausschaltung der peruanischen Flotte (2 kampfstarke Panzerschiffe, 2 alte Panzerschiffe, einige Kanonenboote) möglich. Die Chilenen verfügten um rund 13000 Mann, die gut organisiert waren. Boliviens Armee hatte nur 2300 Mann, die zu dem schlecht bewaffnet waren. Peru hatte zwar 6000 Mann, die aber ungünstig über das Land verteilt waren.
Im April 1879 schickte der bolivianische Diktator Hilarión Daza seine Truppen Richtung Arica, um Peru zu unterstützen. Das Vorstoß endete kläglich, die Truppen verdursten fast in der Atacama-Wüste und mußten umkehren. Das Versagen führte zur Absetzung von Daza.
Die Seeschlacht bei Iquique am 21. Mai 1879 hatte die Vorentscheidung für die Erringung der chilenischen Seeherrschaft gebracht. Um die Verstärkung der peruanischen Verteidiger der Hafenstadt Iquiqe auf dem Seewege zu verhindern, wurde der Hafen von zwei älteren chilenischen Kriegsschiffen blockiert. Die beiden peruanischen Panzerschiffe "Huascar" und "Independencia" trafen auf die chilenischen Blockadeschiffe, wobei das peruanische Küstenpanzerschiff "Huascar" die altersschwache chilenische Korvette "Esmeralda" rammte und so versenkte. Bei der Verfolgung des chilenischen Kanonenbootes "Covadonga" lief die kampfstarke peruanische Panzerfregatte "Independencia" nahe der Küste auf Grund. Um eine Eroberung und anschließende Bergung durch die Chilenen zu verhindern, wurde die "Independencia" von der eigenen Besatzung in Brand gesetzt.

Noch im selben Jahr gelang es den beiden modernen chilenischen Panzerschiffen "Cochrane" und "Blanco Encalada" die peruanische "Huascar" (unter dem peruanischem Kommandaten Admiral Miguel Grau Seminario) nach hartem Kampf bei Kap Angamos zu erobern. Die dabei schwer beschädigte "Huascar" wurde danach von den Chilenen repariert und später gegen Peru eingesetzt. Durch die Ausschaltung der beiden hochseefähigen und kampfstarken Panzerschiffe Perus hatte Chile die Seeherrschaft errungen.
Die in Peru verbliebenen alten Küstenpanzerschiffe "Manco Capac" und "Atahualpa" waren in schlechtem Zustand und aufgrund der Bauweise nur für die Verteidigung küstennaher Gewässer geeignet. Die "Manco Capac" wurde in der Bucht von Arica von den Peruanern selbst gesprengt, als chilenische Truppen die Hafenstadt von der Landseite aus erstürmt und der Fluchtweg über See durch ein chilenisches Geschwader verlegt war. Die "Atahualpa" wurde später, nach der gescheiterten Verteidigung Limas, im Hafen von Callao ebenfalls von der eigenen Besatzung versenkt.
Nachdem die peruanische Flotte entscheidend geschwächt war, konnten chilenische Truppen gefahrlos den Seeweg nutzen. Die isolierten peruanischen Garnisonen im Süden des Landes wurden der Reihe nach überwältigt.
Der Krieg Chile gegen Peru
Nach dem Sieg chilenischer Truppen über ein peruanisch-bolivianisches Heer bei Tacna ("Batalla de La Alianza") zog sich Bolivien aus dem Krieg zurück und beschränkte sich auf die Sicherung der Zugänge zum bolivianischen Hochland, wodurch sich die chilenischen Truppen alleine Peru zuwenden konnten.
Die Seeherrschaft ermöglichte es chilenischen Truppen, zum entscheidenden Schlag auszuholen. Am November 1880 landeten chilenische Truppen in Pisco und marschierten auf Lima. Die Stadt fiel am 17. Januar 1881, wenige Tage später fiel auch die Hafenstadt Callao.
Durch die dadurch bedingte Auflösung der zentralen Regierung in Peru änderte sich der Charakter des Krieges zu einem zweijährigen Guerillakrieg im peruanischen Hochland. Erst 1882 konnte die Chilenen unter Admiral Lynch, die Truppen des peruanischen Generals Caceres im Inneren schlagen. Die neue peruanische Führung unter General Iglesias nahm jetzt Friedensverhandlungen auf.
Kriegsende
Am 20. Oktober 1883 unterzeichneten Chile und Peru den Vertrag von Ancon. Darin erhielt Chile die peruanische Provinz Tarapaca und dehnte sein Territorium bis nach Arica aus, das bis heute die chilenische Grenzstadt zu Peru bildet.
Am 4. April 1884 kam zwischen Chile und Bolivien der Vertrag von Valparaíso zustande. Darin erhielt Chile die bolivianische Küstenregion um Antofagasta, was Bolivien neben dem Verlust einer Provinz auch den Zugang zum Pazifik kostete. Bolivien wurde dadurch zu einem Binnenland. Hafenstädte wie Antofagasta (ehemals bolivianisch), Iquique und Arica (peruanisch) kamen zu Chile. Erst 1904 wurde der endgültige Friedens- und Grenzvertrag mit Bolivien unterzeichnet, in dem Bolivien die Zugehörigkeit der Atacamaregion zu Chile bestätigte. Im Gegenzug gewährte Chile Bolivien den zollfreien Zugang zu den Häfen von Arica und Antofagasta und das Recht, eine Eisenbahnlinie nach Antofagasta zu bauen.
Von den insgesamt 14.000 Toten waren 3.000 Chilenen, 10.000 Peruaner und 1.000 Bolivianer.
Die Städte Arica und Tacna blieben noch lange von Chile besetzt. Erst 1929 wurde Arica Chile zugeschlagen und Tacna verblieb bei Peru.
Kriegsergebnisse
Durch diesen Krieg besaß Chile nun die reichen Salpeter-Vorkommen, die hauptsächlich von britischen und deutschen Unternehmen abgebaut wurden. So kam der Norden Chiles in der Folgezeit zu beträchtlichem Reichtum. Mit der Entwicklung neuer Verfahren zur Salpetergewinnung und der Entdeckung synthetischen Düngers zu Beginn des 20. Jahrhunderts (Haber-Bosch-Verfahren) verlor der Salpeterabbau seine Bedeutung. Chile allerdings fand Ersatz, denn die Atacama-Wüste ist auch sehr reich an Kupfervorkommen. Chile ist heute der weltweit größte Kupferlieferant.
Das Verhältnis der drei Staaten ist noch immer stark belastet. Bolivien macht den Verlust des Meereszugangs für seine schwache wirtschaftliche Situation verantwortlich und fordert die Revision des Friedensvertrags und einen souveränen Korridor zum Meer. Nach dem Scheitern von Verhandlungen über einen entsprechenden Gebietstausch und Wasserrechte am Río Lauca im Jahre 1978 brachen Chile und Bolivien ihre diplomatischen Beziehungen ab.
Seit 1975 machte Chile neue Vorschläge zur Aussöhnung mit Bolivien, die Peru beleidigt zurückwies. Chile hatte vorgeschlagen, ehemals peruanisches, und jetzt chilenisches Gebiet, Bolivien als Korridor zum Meer zu überlassen. Peru erachtete dies als nicht akzeptabel, und berief sich auf den 1929 Vetrag von Ancon, in dem festgehalten wurde, das Chile und Peru ohne das Einverständniss des Vertragspartners kein Grenzgebiet an dritte Länder abtreten dürfte.
Seit 2002 bietet Bolivien hingegen vergeblich Erdgaslieferungen zum Verkauf an Chile für einen Gebietsaustausch an. Bolivien nahm sogar in Kauf, eine Milliardeninvestition von LPG im eigenem Land nicht zu genehmigen, weil LPG diese nur unter der Bedingung des Gastransports durch Pipelines über Chile eingehen wollte.
Siehe auch
Geschichte Chiles, Chacokrieg, Miguel Grau, Arturo Prat, Liste von Kriegen, Liste von Schlachten, Salpetersieder, Guano