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Iridium (Kommunikationssystem)

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Begriff

Datei:Iridium.gif
Iridium Satellit
Iridium Mobiltelefon

Iridium ist ein weltumspannendes Satellitenkommunikationssystem, das aus insgesamt 66 aktiven und sechs Reservesatelliten besteht (pro Umlaufbahn ein Reservesatellit, sechs Umlaufbahnen), also insgesamt 72 Satelliten. Ursprünglich waren 77 Satelliten geplant; das System ist nach dem chemischen Element Iridium benannt, das die Ordnungszahl 77 besitzt. Bis Februar 2002 wurden insgesamt 93 Satelliten in eine Erdumlaufbahn gebracht. Im März 2005 waren jedoch nur noch 71 intakt und unter Kontrolle.

Das Iridium-Netz hat die Vorwahlen +8816 und +8817.

Entwicklung

Die Idee für Iridium wurde 1985 bei Motorola geboren. Es sollte die weltweite Sprach- und Datenübermittlung über Satellitentelefone und PDAs ermöglichen. Bis 1988 stand das Konzept dafür fest. 1991 wurde das Unternehmen Iridium Inc. gegründet, das das System entwickelte und im September 1998 in Betrieb nahm. Für den Aufbau des Systems mussten 5 Milliarden USD aufgewendet werden.

Die Gesprächskosten waren mit ca. 8 $/min sehr hoch, die Endgeräte teuer, groß und schwer. Dies führte dazu, dass statt der geplanten 2 Mio. Nutzer nur etwa 55.000 Kunden gewonnen werden konnten.

Von einer angeplanten Abschaltung im März 2000 waren auch Expeditionen betroffen. Sie hatten sich auf die Erreichbarkeit verlassen und verfügten über keine weiteren Kommunikationssysteme. Dazu zählten eine norwegische Nordpolexpedition (Rune Gjeldnes und Torry Larsen), Prinz Frederik von Dänemark auf einer Hundeschlittenexpedition in Grönland und der französische Abenteurer Jo Le Guen, der allein in seinem 9 m langen Ruderboot den Pazifik überquerte. Sie erhielten einen Anruf vom Unternehmen, der ihnen das Betriebsende ankündigte. Schließlich wurde die Abschaltung auf Druck der Öffentlichkeit zum Teil verschoben.

Am 23. August 2000 musste Iridium Inc. schließlich Konkurs anmelden. Die Satelliten sollten in die Erdatmosphäre gelenkt werden, um sie gezielt verglühen zu lassen.

Zum 1. Januar 2001 wurde das Iridium-System von der neu gegründeten Iridium Satellite LLC übernommen. Die Satelliten werden von Boeing betrieben und gewartet. Der kommerzielle Betrieb konnte am 30. März 2001 wieder aufgenommen werden. Größter Einzelkunde mit 20% Umsatzanteil ist das Militär, allen voran das US-amerikanische Verteidigungsministerium. Weitere Nutzer sind Reedereien, Fluglinien, Wissenschaftler oder Unternehmen aus dem Bereich der Bodenschatzförderung.

Heute sind die Gerätepreise deutlich gesunken und eine Minute Telefonat in das Festnetz oder Mobilnetz kostet noch 1,50 $/min (2005). Iridium verfügte im Juni 2005 über 127.000 Kunden.

Technisches

Der wesentliche Vorteil eines satellitengestützten Kommunikationssystems ist, dass keine Funkstationen auf der Erde gebaut werden müssen.

Die Sendeleistung von Mobiltelefonen ist aus gesundheitlichen Gründen begrenzt. Um einen Verbindungsaufbau zu ermöglichen, müssen sich die Satelliten daher in einer niedrigen Erdumlaufbahn befinden. Die Iridium-Satelliten umkreisen die Erde in einer Höhe von etwa 780 km in sechs polaren Umlaufbahnen mit je elf funktionstüchtigen und einem Reservesatelliten je Bahn. Die Versorgungsdichte ist daher an den Polen besonders hoch. Iridium ist bis heute (2005) das einzige Satellitentelefonnetz, welches eine Versorgung an den beiden Polkappen garantiert.

Wenn ein Satellit nicht mehr funktionstüchtig ist, wird er auf eine Umlaufbahn von rund 500 km Höhe gebracht, von der er schließlich in die Erdatmosphäre gelenkt wird und verglüht. Der Satellitenverbund ist über Gateways mit den bestehenden Telefonnetzen verbunden. Iridium-Telefone können also wie normale Mobiltelefone weltweit benutzt werden.

Beobachtung

Die Satelliten sind von der Erde aus zu bestimmten Zeiten für mehrere Sekunden mit dem bloßen Auge als so genannte Iridium-Flares zu beobachten. Dabei handelt es sich um Reflexionen des Sonnenlichtes an den Antennenflächen, die zu den hellsten Leuchterscheinungen führen, die künstliche Himmelskörper verursachen. Sie werden bis zu rund 600 mal heller als Sirius, der hellste Stern am Himmel, und sind damit vergleichbar mit einer Leuchtkugel. Die genauen Beobachtungszeiten für Iridiums-Flares werden für jeden Ort auf der Erde im Internet bereitgestellt.

Siehe auch