Wort
Muttersprachler haben ein intuitives Verständnis davon, was sie in ihrer Sprache ein Wort ausmacht, die Sprachwissenschaft aber tut sich damit schwer, allgemeingültige Kriterien zur Abgrenzung von Wörtern zu finden. Je nach Blickwinkel sind verschiedene Kriterien möglich, die je nach theoretischem Hintergrund und Erkenntinisinteresse miteinander kombiniert oder ergänzt werden:
- morphologisches Kriterium: Ein Wort ist eine möglichst kleine sprachliche Einheit, die eine Bedeutung trägt und frei vorkommen kann. In dieser Definiton entspricht Wort etwa einem freien Morphem, das aber durch Suffixe ergänzt sein kann (Bsp: Herr, herrlich, verherrlichen). Ein so definiertes Wort kann durch Flexionsendungen erweitert werden, wodurch man die Wortformen dieses Wortes erhält (z.B. Frau, Frauen; laut, lauter, mache, machst, macht etc.).
- orthographisches Kriterium: Ein Wort ist eine Buchstabengruppe zwischen zwei Leerzeichen. Diese Definition schliesst Sprachen ohne Schrifttradition aus, und ist stark vom Wandel der Orthographie abhängig.
- phonetisch/phonologisches Kriterium: Wörter sind Lautfolgen, die durch Grenzsignale wie zum Beispiel Pausen voneinander abgehoben sind. In einigen Sprachen, wie z.B. im Französischen, werden die Wörter beim Sprechen stark aneinander gebunden und miteinander verschmolzen. Das führt dazu, dass eine vom Schriftbild ausgehende Definition stark von einer lautorientierten Definition abweichen kann.
- semantisches Kriterium: Wörter zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine Bedeutung tragen. Die Bedeutung von Wörtern wird aber von ihrem Äusserungskontext mitbestimmt und ist deshalb nicht ohne weiters fassbar. Einigen Wörtern lässt sich keine lexikalische Bedeutung zuordnen, allenfalls eine grammatische (Funktionswörter).
- syntaktisch: Wörter sind Einheiten, die sich innerhalb eines Satzes verschieben, durch andere austauschen und durch das Einfügen weiterer Wörter voneinander trennen lassen. Problematisch an dieser Definition ist, dass man mit diesem Kriterium Wortformen wie Frau und Frauen nicht als zusammengehörig bestimmen kann. Weitere Probleme werfen z.B. die trennbaren Verben im Deutschen auf, die sich zwar voneinander trennen lassen, aber trotzdem als Ganzes ersetzbar sind.
Der Plural von Wort ist eigentlich Wörter, während "Worte" für im Zusammenhang stehende Wörter z.B. eines bekannten Ausspruchs stehen (siehe Schlagworte, Sprichwort). Die Unterscheidung wird jedoch inzwischen weitgehend ignoriert.
Symbolische Bedeutung
Laut der neutestamentalichen Schöpfungsgeschichte am Anfang des Johannesevangeliums begann die Welt durch das (personifizierte) Wort, nämlich Jesus Christus (griech. logos, lat. verbum, hebr. dvr):
- en archē ēn o Logos kai o Logos ēnpros ton Theon kai Theon ēn o Logos
- in principio erat Verbum et Verbum erat apud Deum et Deus erat Verbum
- im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort
Dieser Wortmythos, die Schöpfung durch Benennung, findet sich schon in uralten Religionen, Mythen und Aberglauben. Zaubersprüche haben als wesentliche Ingredienz mächtig Zauberworte. Flüche, d.h. Verfluchungen sollen angeblich dem Verfluchten anhaften und physische Wirkung zeitigen.
Klassifikation
Grammatikalisch
In der Grammatik werden Wörter nach Wortarten (zum Beispiel Substantiv, Adjektiv, Verb...) unterschieden und hinsichtlich Satzstellung, Flexion et cetera untersucht.
Nach Wortarten
Der Bibliothekar Johann Christoph Adelung verwendet in seinem großen Wörterbuch der deutschen Sprache eine Wortartenliste, die bis heute verwendet wird. Sie ist historisch gewachsen.
Aufbau
Geschriebene Worte
Geschriebene Wörter werden mit Buchstaben dargestellt und durch Leerzeichen oder Satzeichen voneinander abgetrennt.
Die meisten zufälligen Buchstabenfolgen sind in natürlichen Sprachen keine Wörter.
Gesprochene Worte
Gesprochene Wörter bestehen aus Silben, die wiederum aus einem oder mehreren Phonemen (Lauten) bestehen. Zwischen der Hierarchiestufe der Silben und der Worte angesiedelt sind die bedeutungstragenden Morpheme.
In der gesprochenen Sprache liegt manchmal vor und hinter dem Wort eine kurze Pause.
Zum Wortschatz
Laut der Sendung mit der Maus des Westdeutschen Rundfunk hat das längste nicht zusammengesetzte Wort der deutschen Sprache 23 Buchstaben und heißt "Unkameradschaftlichkeit". Ein großer Teil des deutschen Wortschatzes besteht aus Wörtern, die anderen Sprachene entstammen, so genannten Fremd- und Lehnwörtern.
Siehe auch
- Wortstamm
- Begriff/Bezeichnung
- Worthülse
- Abkürzung
- 100 Wörter des 20. Jahrhunderts
- Semasiologie, Onomasiologie
- Ausdruck,
- Wort (Informatik)