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Benutzer:Steinbeisser/Lager

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Infanterie bis 1846

Die Kurhessiche Armee (auch Kurfürstlich Hessische Armee) waren die Streitkräfte des Kurfürstentum Hessen. Sie bestand von 1803 bis 1866, als sie aufgelöst und ihre Verbände in die kgl. preußische Armee eingegliedert wurden.

Nach der Rangerhöhung des vormaligen Landgrafen Wilhelm IX. von Hessen-Kassel zu Wilhelm I. Kurfürst von Hessen[1] durch den Reichsdeputationshauptschluss im Jahre 1803 wurden die Streitkräfte diesbezüglich umbenannt. Während der Okkupation Hessen-Kassels durch Napoleon und er Zugehörigkeit zum Königreich Westfalen von 1807 bis 1813/14 waren die Truppen lediglich beurlaubt und nicht aufgelöst worden. Nach der Rückkehr des Kurfürsten konnten sie daher ohne weitere Umstände wieder eingerufen werden. Wie in den kleineren Fürstentümern zur damaligen Zeit üblich, erreichten die Einheiten oftmals nicht die Personalstärke, die einem entsprechenden Verband nach allgemeinem Verständnis zugekommen wäre.

Führung

Bis zur Aufstellung des Kriegsministeriums im Jahre 1831 oblag die Leitung der Truppe dem General-Kriegs-Departement. Des weiteren bestand ein Generalstab, der auch für die Landvermessung zuständig war. Die Infanterie war in einer Brigade zusammengefasst, die ab 1833 zu einer Division erweitert wurde.

Truppenstärke

  • 1 Kompanie Schweizer Leibgarde
  • 1 Regiment Leibgarde-Infanterie (2 Bataillone)
  • 3 Regimenter Linien-Infanterie (je 2 Bataillone)
  • 1 Jägerbataillon
  • 1 Schützenbataillon
Gesamt: ca. 6900 Mann
  • 1 Kürassierregiment
  • 1 Regiment leichte Dragoner bzw. Husaren
Gesamt: ca. 1250 Mann
  • 1 Brigade Artillerie (insges. 4 Batterien)
Gesamt: ca. 400 Mann
  • 1 Technisches Korps (Pionierkompanie und ab 1854 eine Trainabteilung)
  • 1 Invalidenhaus
  • 1 Kadettenkorps
  • 1 Armee-Gendarmen-Detachement
  • 1 Land-Gendarmeriekorps
Gesamtpersonalbestand: ca. 9.000 Mann

Personalergänzung

Der Personalersatz wurde durch das Konskriptionssystem mit Losung sichergestellt. Hierbei war es gestattet einen Stellverteter (ein nicht Aufgerufener oder bereits Abgedienter) zu benennen, der gegen Bezahlung den Dienst des Gestellungspflichtigen übernahm. Die Dienstzeit dauerte in der Linie bis 1832 zwölf Jahre, danach nur noch vier aktive Jahre und ein Jahr in der Reserve.

Uniformierung bis 1846

Die Uniformierung entsprach der damaligen Mode, unbequem und unpraktisch aber elegant anzusehen. In die Zeit des Bestehens dieser Armee fallen die gravierenden Wandlungen von der Uniform des Napoleonischen Stils in den der Biedermaier-Ära und der darauffolgenden preußisch beeinflußten und praktischeren Art. Nichtsdestoweniger hatte sich Hessen-Kassel schon seit längerer Zeit stark an das preußische Muster im allgemeinen angelehnt. Lediglich die nationalen Eigenheiten auf Fahnen, Kokarden, den Leibbinden, Portepees, sowie den Tschako- und Helmbeschlägen wurden weiterhin aufrechterhalten, obwohl auch sie stark vom preußischen Einfluß geprägt waren. Als Dienstgradabzeichen der Offiziere dienten Epauletten, ab Stabsoffzier mit Kantillen versehen. Im Jahr 1846 wurde dann generell die preußische Uniform mit Waffenrock und Pickelhaube eingeführt, wobei natürlich auch hier die nationalen Abzeichen erhalten bleiben.[2].

Schweizer Leibgarde

Ärmelaufschläge der Schweizer Leibgarde (rechter Ärmel)

Die Schweizer Leibgardekompanie war bereits im 18. Jahrhundert gegründet, zwischenzeitlich aber wieder aufgelöst worden. Neu aufgestellt im Jahre 1834 trug sie eine besondere Uniform. Das blaue Kolett (später Waffenrock) war mit rotem Krage, roten, brandenburgischen Ärmelaufschlägen und roten Schoßumschlägen bzw. Rabatten ausgestattet. Die Schulterklappen waren weiß mit einer aufgelegten goldenen Krone. Die Knöpfe waren von Tombak, bei Offizieren vergoldet. Auf den Ärmelpatten befanden sich drei, auf dem Kragen je eine und auf den Rabatten je 12 weiße bzw silberne Gardelitzen mit Puschel. Die Hose war eine weiße, eng anliegende Leinenhose, die mit einem Steg und an den Außenseiten mit einer Reihe von 9 Knöpfen, die bis über die Waden reichten, versehen war. Das Lederzeug war weiß, die Schuhe schwarz. Als Kopfbedeckung diente eine Bärenfellmütze nach französischem Vorbild mit weißem, rot durchflochtenen Behang. Auf der Vorderseite befand sich ein kleines silbernes Schild mit dem Wappen des Löwenordens.

Infanterie

Die Infanterie trug ein dunkelblaues Kollett mit roten Kragen, Aufschlägen und Schoßumschlägen. Dazu im Winter Hosen aus grauer Wolle und im Sommer weiße Leinenhosen mit kurzen weißen weißen Gamaschen unter der Hose. Die grauen Hosen waren bei den Offizieren mit roten Lampassen bei den Unteroffizieren und Mannschaften mit roten Passepoils versehen. Die Schuhe waren von geschwärztem, das Riemenzeug aus geweißtem Leder. Der Tschako war aus schwarzem Filz mit einem geschwärtzen Lederschirm und einem Deckel aus Wachstuch. Am Tschako war ein Behang aus weißer Wolle, bei den Offizieren aus rot durchwirktem Silbergespinst befestigt. Am oberen Rand des Tschakos befand sich die als National bezeichnete weiß-rote Landeskokarde. Bei Paraden wurde hinter dieses National ein weißer, für die Spielleute roter Federstutz aufgesteckt. Dieser entsprach in etwa der Tschakohöhe.

Das Leibgarde-Regiment führte an Tschako und Patronentasche den neusilbernen Stern des Ordens vom Goldenen Löwen. Auf dem Kragen und den schwedischen Aufschlägen befanden sich weiße (für Offiziere silberne) Gardelitzen. Die Schulterklappen waren weiß, mit einer aufgelegten, goldenen Krone.

Bei der Linieninfanterie war am Tschako der Namenszug der Kurfürsten FWK (Friedrich Wilhelm Kurfürst) aus Tombak befestigt. Er war dem Namenszug des preußischen Königs Friedrich Wilhelm (FWR) nachempfunden. Die drei Regimenter unterschieden sich in der Farbkombination von Schulterklappen und Patten der Ärmelaufschläge (die Linieninfanterie führte sog. brandenburgische Aufschläge), wobei die Ärmelaufschlage hier immer rot waren.

bis 1832:
  • 1. Regiment: weiße Schulterklappen, gelbe Ärmelpatten
  • 2. Regiment: weiße Schulterklappen, weiße Ärmelpatten
  • 3. Regiment: rote Schulterklappen, hellblaue Ärmelpatten
ab 1832:
  • Leibregiment (1. Regiment): Schulterklappen und Ärmelpatten gelb
  • Regiment Prinz Solms (2. Regiment): Schulterklappen und Ärmelpatten karmesin
  • Regiment Landgraf Carl (3. Regiment): Schulterklappen und Ärmelpatten rot

Von 1832 bis 1835 waren den Regimentern keine Nummern zugewiesen, sie wurden nur mit dem Namen bezeichnet.

Die Offiziere trugen silberne, rot durchwirkte Leibbinden mit silbernen Quasten. Außer Dienst konnte statt des Tschakos der bequemere Hut mit Federbusch getragen werden.

Bei den Spielleuten hatten die Tambours Schwalbennester mit gelben Borten, die des Leibregiments mit weißen Borten. Die über den Tambours rangierenden Hoboisten hatten die gleichen Borten jedoch in Metallgespinst.

Jäger

Es bestand zunächst ein Bataillon leichte Infanterie, das als Jägerbataillon dem Leibregiment angegliedert war. Ab 1832 wurde es als 1. Schützenbataillon zur selbsständigen Einheit und als solche ab 1834 in Jägerbataillon umbenannt.
Es trug die Uniform analog den preußischen Jägern mit den hessischen |Beschlägen aus Tombak und roter Abzeichenfarbe. Dazu zunächst weiße Gardelitzen und Knöpfe, die nach der Ausgliederung aus dem Leibgarde-Regiment in gelbe Litzen und Knöpfe geändert wurden. Zur Parade wurde ein schwarzer Federstutz auf den Tschako aufgesteckt.

Schützen

Das Schützenbataillon war 1834 aus dem Füsilierbataillon des Leibregiments aufgestellt worden. Es trug die gleichen Uniformen wie die Jäger, allerdings mit hellblauen Kragen und Aufschlägen. Die Ärmelpatten waren nach Neufchateler Art in der Farbe des Waffenrocks mit roter Paspelierung ausgeführt. Die Schulterklappen waren ebenfalls rot. Das Schützenbataillon führte die Gardelitzen nur am Kragen, nicht jedoch auf den Ärmelpatten.

Kürassiere

Das als „Gardes du Corps“ bezeichnete Kürassieregiment trug Uniformen nach preußischem Muster. Die Brust- und Rückenharnische waren jedoch nicht aus Messing, sondern aus poliertem Eisenblech mit Beschlägen aus Tombak. Die Offiziere trugen auf dem Brustteil den vergoldeten Stern des Löwenordens, der ebenfalls auf der Vorderseite des Helms zu finden war. Der Helm bestand aus einer (der damaligen Mode entsprechenden) hohen, ledernen Glocke mit messingfarbenen Beschlägen und eingefasstem Vorderschirm. Der metallene Helmkamm war mit einer schwarzen Fellraupe verziert. Die Trompter trugen keinen Küraß, die Helmraupe war hier rot gefärbt.

Husaren - 1832

Bis 1832 bestanden zwei Husarenregimenter, die wie das preußische Husarenregiment Nr. 4 uniformiert waren. Sie trugen hellblaue Hosen und Attilas, dazu einen weißen Pelz. Die Abzeichen entsprachen dem kurhessischen Muster. 1832 wurden die beiden Regimenter zusammnegefasst und in ein Dragonerregiment umgewandelt.

Dragoner 1832 - 1845

Aus den beiden Husarenregimenetern wurde im Jahre 1832 ein Dragonerregiment gebildet, das den Namen „Leib-Dragoner-Regiment“ erhielt. Es trug hellblaue Koletts mit grauen Hosen und dem gleichen Helm wie die Gardes du Corps. Die Abzeichenfarbe war ponceaurot. Die Gardelitzen für die Mannschaften waren von weißer Wolle, für die Offiziere aus Goldgespinst. Die Knöpfe waren von Tombak, bzw. vergoldet, die Ärmelaufschläge von schwedischer Art. Im Jahre 1840 wurde ein zweites Dragonerrgiment gebildet, das die Bezeichnung 2. Dragoner-Regiment erhielt. Es trug zum Unterschied keine Litzen.

Husaren 1845/46 - 1866

1845/46 wurde die Dragoner wieder zu zwei Husarenregimentern umgewandelt. Das 1. Husarenregiment trug hellblaue Attilas, das 2. Husarenregiment weinrote. Ansonste entsprach die Uniform dem preußischen Muster. Die beiden Regimenter wurden nach 1866 in die kgl. preußische Armee übernommen und bildeten dort das Husarenregiment Nr. 13 und das Husarenregiment Nr. 14

Artillerie

Die Artillerie bestand aus zunächst zwei Batterien, einer „Reitenden Batterie“ (Feldartillerie) und einer „Fußbatterie“. Im Jahre 1849 wurde eine weitere Batterie Feldartillerie aufgestellt. Die Artillerie trug dunkelgrüne Koletts mit schwarzer Abzeichenfarbe und messingfarbenen Knöpfen. Die Litzen auf Kragen und schwedischen Armelaufschlägen (diese waren am Rand rot vorgestoßen) waren aus gelber Wolle bzw. Goldgespinst für die Offiziere. Der Kragen besaß ebenfalls einen roten Vorstoß, auch waren die Schulterklappen in Rot gehalten. Die reitende Artillerie und die Fußartillerie unterscheiden sich:

  • im Tschako: bei der Feldartillerie mit scharzem Stutz und rotem Behang - bei der Fußartillerie ohne Stutz und mit weißem Behang
  • in den Schoßumschlägen: bei der Feldartillerie in der Waffenrockfarbe, rot eingefasst - bei der Fußartillerie komplett rot

Auf dem Tschako und der Patronentasche befand sich eine flammende Granate aus Tombak.

Bewaffnung

Die kurhessische Husarenpistole M 1848


Schon 1836 hatte man in Kassel Untersuchungen hinsichtlich der Zweckmäßigkeit der Kavalleriebewaffnung durchgeführt und ein Bericht vom 31. März 1839 legte schließlich die Details der zukünftigen Kavalleriebewaffnung fest, die zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht auf das Perkussionssystem umgeändert war.







Jeder Husar erhielt neben einem Karabiner eine Pistole, die in einem Holster an der rechten Seite des Sattels geführt wurde, die Unteroffiziere dagegen besaßen keinen Karabiner mehr, führten dafür aber zwei Pistolen.

Bestand

Die kurhessische Reiterei hatte entsprechend der Matrikel für das Deutsche Bundesheer von 1842 im Jahr 1860 zwei Eskadrons Garde-du-Corps, ein Husaren-Regiment mit vier Eskadrons und ein halbes Husaren-Regiment mit zwei Eskadrons. Zusammen waren das acht Eskadrons. Da jede Eskadron 132 Mann stark war, ergab das eine Mannstärke in der Kriegsformation von insgesamt 1048 Kombattanten. Dazu kam als Ersatztruppe nochmals ein halbes Husaren-Regiment mit zwei Eskadrons von zusammen 264 Mann.




Beide Husaren-Regimenter wurden am 1. November 1866 als Husaren-Regiment N°13 und N°14 in die preußische Armee integriert. Die hessischen Husarenpistolen M 1827/45UM und M 1849 aus Pistor’scher Produktion aber wurden schließlich eingezogen, gegen preußische Kavalleriepistolen M 1850 ersetzt und später an den Handel verkauft.




Commons: Kurhesische Uniformen um 1845 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Jahrbuch der Gesellschaft für hessische Militär- und Zivilgeschichte, Band 1, 2001. Herausgegeben von der Gesellschaft für hessische Militär- und Zivilgeschichte e. V. Selbstverlag der Gesellschaft für hessische Militär- und Zivilgeschichte e. V. (Eichenzell 2001).

Einzelnachweise

  1. Da es nur ein hessisches Kurfürstentum gab, war der Zusatz „Kassel“ eigentlich nicht notwendig, jedoch allgemein gebräuchlich.
  2. Wegen der Komplexität des Themas, allein die Husaren trugen zwischen 1814 und 1866 vier verschiedene Uniformen, muß hier auf explizite Beschreibungen verzichtet und sich auf die im Jahr um 1840 getragenen Ausführungen beschränkt werden.