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Geschichte von Langenstein, Luftenberg und Sankt Georgen an der Gusen
Die auf dem Gebiet der Pfarre Sankt Georgen bestehenden Ortsgemeinden Langenstein,Luftenberg, Pürach (1937 zu Luftenberg eingemeindet) sowie der Markt Sankt Georgen an der Gusen wurden 1784 als Katastralgemeinden festgelegt und 1848 zu selbständigen politischen Gemeinden. Der Gemeinschaftsbesitz der Marktbürger von Sankt Georgen an der Gusen wurde in der Marktkommune noch bis 1931 selbständig verwaltet.
Die historische Verbundenheit der in der Pfarre zusammengefassten Orte besteht teilweise bis heute (gemeinsame Pfarrkirche, Friedhof, Kriegerdenkmal, Vereine, Ortspolizei). Erst durch das starke Bevölkerungswachstum nach dem zweiten Weltkrieg begannen die Orte mit dem Aufbau einer eigenen Infrastruktur. Die nachstehenden geschichtlichen Ausführungen beziehen sich daher großteils auf Sankt Georgen an der Gusen einschließlich der beiden angeführten Nachbargemeinden.
Ur- und Frühgeschichte
Die Anwesenheit von Menschen lässt sich seit der älteren Steinzeit nachweisen. Bedeutende prähistorische Funde wurden beispielsweise auf dem Koglberg, dem Frankenberg und dem Luftenberg, im Weingraben sowie in den Ortschaften Gusen, Pürach und Schörgendorf gemacht. Darunter ist der prähistorische Kultplatz Berglitzl in Gusen von überregionaler Bedeutung.
Fährstellen über die Donau und Salz-Transportwege abseits der Salzstraße durch das Gusental und über den Luftenberg (Luftenberger Steig durch das heutige Marktgebiet von Sankt Georgen, Ortschaft Steg nahe der Ortschaft Schörgendorf) nach Böhmen[1] haben die Entstehung von Siedlungen in der Gegend begünstigt. Wie die Reste von Wallanlagen auf Luftenberg und Frankenberg beweisen, waren die Siedlungen bereits in der La-Tène-Zeit militärisch befestigt. Von der Antike und bis ins Frühmittelalter befanden sich in diesem Bereich Grenzen, kulturelle Übergangszonen und Schnittpunkte von bis heute nachweisbaren sprachlichen Lautgrenzen.
Illyrer, Kelten, Germanen, Römer, Bajuvaren, Slawen und Franken
In der Gegend lebten zunächst Illyrer und Kelten, erst später germanische Stämme. Die Bezeichnung „Gusen“ selbst wird z. B. auf das keltische gwysgynoder gwsin zurückgeführt, was so viel bedeutet wie kleiner Bach.[2]Mitten durch das heutige Gemeindegebiet verlief vermutlich im 1. Jahrhundert nach Christus entlang der Gusen (Cusus) auch die Ostgrenze des durch Tacitus[3] erwähnten quadischen Regnum Vannianum.
Zur Zeit der Römer entstand am südlichen Donauufer gegenüber des Gusen-Deltas in das norische Lauriacum direkt am norischen Limes. Reste eines römischen Wachturmes sind im Gemäuer der Ruine Spielberg belegt. Nach dem Friedensschluss des römischen Kaisers Commodus mit den Germanen lag auch das Gebiet um Sankt Georgen in der etwa siebeneinhalb Kilometer breiten entmilitarisierten Zone nördlich der Donau.[4] Bis zum 8. Jahrhundert zählte die Gegend von Sankt Georgen kirchlich zu Lorch, welches bereits im 3. Jahrhundert christianisiert war. [5][6][7]
Im Frühmittelalter hieß der heutige Markt Sankt Georgen an der Gusen nach dem gleichnamigen Fluss lediglich Gusen, (Althochdeutsch) gleichbedeutend wie gusse (Guss, Flut, Überschwemmung). Der Fluss wurde später in Urkunden (beispielsweise 1125) Gvvsin beziehungsweise Gusuna genannt.[8][9]
Ab dem 6. Jahrhundert wurden die Bajuwaren in der Gegend sesshaft, wie Schwertfunde im Gusental und Skelettgräber beweisen. Um 600 folgten die slawischen Wenden, an die Ortsnamen wie Winning,Wienau, Abwinden oder Lungitz erinnern. Beide Gruppen lebten nebeinander und gingen im Ostfränkischen Reich auf. Die Gründung des Ortes Sankt Georgen sowie die Kirchengründung auf dem Frankenberg werden den Franken zugeschrieben, die auf ihren Feldzügen gegen die Awaren in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts die damals hier verlaufende Ostgrenze ihres Reiches gegenüber der Mündung der Enns verteidigen mussten. Ortsnamen wieKruckenberg, Amberg, Staffelberg oder Frankenberg zeigen, dass die Franken besonders den damals strategisch hervorragend gelegenen Frankenberg mit seinem idealen Überblick über das Land an der Ennsmündung und die Riedmark für ihre Zwecke nutzten.
Ab 773 dürfte ein erste Pfarr- oder Missionsstützpunkt auf dem Frankenberg entstanden sein. 791 ließ Karl der Große bei einem Aufenthalt in Lorch auf dem Frankenberg eine Kirche errichten. 811 wurde dem Bistum Passau das Gebiet entlang der Donau zur Missionierung zugewiesen und 823 bestätigte König Ludwig der Fromme dem Hochstift Passau den Besitz des Gebietes nördlich der Donau, das damals noch als Reoda in terra Hunnorum – also als gerodetes bzw. erschlossenes Gebiet im Hunnenland – bezeichnet wurde. Dies gilt als erster urkundlicher Hinweis auf die Riedmark. Als Zeugnis für Christianisierung der Bevölkerung durch eine bayerisch-fränkische Kirchenorganisation dient der auf der Berglitzl in Gusen gefundene Friedhof aus karolingischer Zeit. Im Jahre 1871 wurde in Sankt Georgen an der Gusen auch das älteste erhaltene karolingerzeitliche Schwert Österreichs gefunden.[10]
Noch 1230 erhielt der Domvogt von Regensburg Otto III. von Lengenbach die Burg Spielberg mit all ihren Untertanen zum Lehen.
Kirchenrechtlich wurde das Gebiet auf Druck von Kaiser Joseph II. mit dem ErzherzogtumÖsterreich ob der Enns erst im Zuge der Neuerrichtung des Diözese Linz 1783-1785 vom Bistum Passau abgespalten. Gemäß einer Landkarte aus dem Jahre 1583 verlief auch die Grenze zwischen den weltlichen österreichischen Lehen und den passauischen Lehen noch direkt entlang des Gusen-Flusses mitten durch das heutige Gemeinde- und Pfarrgebiet von St. Georgen.[11]
Luftenberger, Babenberger, Bistümer Regensburg und Passau,, die steirischen Otakare und die ersten Habsburger
Das für Sankt Georgen wichtige Steyregg ist 885 bereits als Taberesheim (Tafersheim, Taversheim) belegt. Um das Jahr 900 erscheint im Zusammenhang mit einem Grundstückstausch auch bereits der nobilis Durinc (der Edelmann Durinc) beim Orte Luffinperc (Luftenberg).[12] In dieser Zeit gehörte der Raum um Sankt Georgen zum Herrschaftsbereich der Hochfreien von Luftenberg mit ihrer Burg Luftenberg in der babenbergischen Markgrafschaft Ostarrichi im Nordosten des Herzogtums Bayern.[13]
Die ebenfalls Hochfreien Herren von Gusen dürften im 12. Jahrhundert in der Region eine bedeutende Rolle gespielt haben. Beispielsweise ist in einer der letzten Urkunden von Bischof Reginbert von Passau 1145 neben Adelram I. von Perg (Adalramus de perge) und Walchun IV. von Machland (Walchun de machlant) auch ein Timo von Gusen (Timo de gusene) als Zeuge genannt.[14] Auch ein Eberhard von Gusen(Eberhardus de Gusen) ist dieser Zeit überliefert.[15]
1156 wurde Ostarrichi]] zu einem eigenständigen Herzogtum erhoben (Privilegium Minus). Das ab dem 13. Jahrhundert zuständige Landgericht war die Riedmark, welches erst um 1490 ihre Bedeutung verlor.

Die Kirche zum Hl. Georg ist im Zusammenhang mit den Kreuzfahrern, welche in Zusammenhang mit dem 3. Kreuzzug (1189-1192) unter Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) auf dem Landweg entlang der Donau durch die Gegend kamen, gegründet worden sein.[16] Sankt Georgen umfasste damals neun Häuser und eine Kirche, in welcher zwei bis drei Mal im Jahr Messe gelesen wurde.
Urkundlich wurde der Ort erstmals zwischen 1220 und 1240 in einem landesfürstlichen Urbar Friedrichs des Streitbaren als OFFICIUM SANCTI GEORGI - also als Amt St. Georgen - bezeichnet.
Im Urbar des böhmischen Königs Prszemysl-Ottokar II. (1250-1270) werden Winning und sechs Häuser von Gusen als abgabenpflichtig erwähnt.
1285 kaufte Ulrich II. von Kapellen, dem König Rudolf I. von Habsburg (1218-1291) für sein entscheidendes Eingreifen in der Schlacht auf dem Marchfeld bereits 1278 die Herrschaft Steyregg verliehen hatte, von Poppo von Grünburg (Grinperc) dasEigen St. Georgen samt der Kirche.[17]
Von 1285 bis zur Aufhebung der Grundherrschaften 1848 gehörte der Markt Sankt Georgen zur Herrschaft Steyregg. Einzelne Gebiete der heutigen Marktgemeinde gehörten weiterhin anderen Herrschaften wie beispielsweise Luftenberg und Spielberg sowie den Klöstern Pulgarn, St. Florian und Garsten.
Die zahlreichen dem Kloster Garsten zuständigen Höfe der Region und das Faktum, dass Ulrich II. von Kapellen das Eigen Sankt Georgen vom steirischenMinisterialen Popo von Grünburg kaufte, gelten als Hinweis,, dass der Raum um Sankt Georgen bis zum 13. Jahrhundert auch im Einflussbereich der steirischen Otakare lag.[18]
Kloster Pulgarn, Hussiten, Ungarn und Reformation
Hans von Kapellen, der Sohn Ulrichs, unterstellte auch die Kirche von St. Georgen mit den Kirchen von Tafersheim (Steyregg) und Frankenberg mit dem Zehent dem damals nach Pulgarn geholten Heilig-Geist-Orden, behielt sich aber die Vogtei darüber vor. 1367 begegnete uns der Ort als St. Jörger Pfarr bey der Gusen. 1609 wurde die Kirche von St. Georgen, nachdem auch die Brüder und Schwestern des Heilig-Geist-Ordens protestantisch geworden waren und der Orden aufgelöst worden war, den Jesuiten von Linz übertragen. Nachdem 1775 auch die Jesuiten aufgelöst worden waren, wurde auch die Kirche von St. Georgen durch Kaiser Joseph II. für den 'Religionsfonds' eingezogen. 1791 wurde der erste Weltpriester in St. Georgen eingesetzt, 1795 auch der heute noch bestehende Pfarrhof errichtet.

Während der Hussitenkriege (1422–1433) wurde auch der Markt St. Georgen durch die Hussiten geplündert und weitgehend zerstört. 1487 wurde durch die aus Böhmen ins Land eingefallenen rosenbergischen Truppen die Kirche weitgehend zerstört. Diese konnte erst 1538 wieder aufgebaut werden und wurde 1665 mit dem heute noch vorhandenen großzügigen Kirchenschiff mit Säulen ausgestattet. Die Pfarre wurde um 1468 wie Pulgarn von den Jesuiten betreut. Ab 1490 wurde auch St. Georgen dem von Kaiser Friedrich III. so bezeichneten Fürstentum Österreich ob der Enns zugerechnet. 1508 erwarben die Jörger von Tollet mit der Herrschaft Steyregg auch St. Georgen. Helmhart Jörger war ein fanatischer Protestant. Um 1600 war der größte Teil des Mühlviertels protestantisch und auch in der Kirche von St. Georgen wirkten protestantische Prediger. Nach dem Bauernaufstand im Hausruckviertel von 1632 fandMartin Aichinger aus Steining (vulgo Laimbauer) auch in St. Georgen und Umgebung viele Anhänger. Die Schlacht auf dem Frankenberg, bei der hunderte seiner verbliebenen Anhänger, welche sich zu Pfingsten 1636 in die dortige Kirchenruine zurückgezogen hatten, von kaiserlichen Truppen unter Landeshauptmann Graf Hans Ludwig von Kueffstein und seinem Kommandanten Graf Kaspar von Starhemberg niedergemetzelt wurden, wirkt bis heute tief im Bewusstsein der in und um St. Georgen verwurzelten Bevölkerung nach. 1669 führten die Jesuiten in der Pfarre schließlich eine so genannteVolksmission durch. Seit dieser Zeit ist der Raum um St. Georgen wieder weitgehend römisch-katholisch geprägt.
Ungarische Truppen, Pest und Marktrecht
Seit ca. 1600 führte auch die sog. Hauderer-Straße - ein alter Handelsweg entlang des nördlichen Randbereiches der Donau - durch St. Georgen.
Der Ort wurde 1610, nachdem im sog. Bruderzwist zwischen Kaiser Rudolf II. und König Matthias I. von Ungarn ein Teil der Hallerschen Truppen von Freistadt nach St. Georgen verlegt worden war und Kämpfe mit Passauer Truppen zwischen Langenstein und Mauthausen stattfanden, wieder einmal vollständig geplündert. 1624 wütete auch in St. Georgen und Umgebung die Pest. 1653 kaufte Freiherr David Ungnad von Weissenwolf (1584-1599) auch St. Georgen mit den Besitzungen Helmhart Jörgers, welcher als unnachgiebiger Protestant vorher abgestiftet worden war. 1671 vermehrte David Ungnad von Weissenwolf seinen Einflussbereich im Umland von St. Georgen zusätzlich durch den Kauf der Herrschaften Spielberg und Luftenberg.
Der Markt St. Georgen wurde bereits 1585 in einem Verzeichnis der Städte und Märkte Oberösterreichs genannt. Ebenso inZunftbriefen der Leinenweber 1689 und 1709. Die Steyregger Urbare von 1583 und 1597 bestätigen auch schon damals die jeweils am Georgitag abgehaltenen Kirchtage. Ende des 16. Jahrhunderts wurden auch die Kirchtage der ehemaligen Kirche auf dem Frankenberg am Mittfastensonntag (Sonntag Laetare) und am Tag desHeiligen Johannes Babtistae nach St. Georgen verlegt.
1689 erweiterte Helmhart Christoph von Weissenwolf aufgrund eines durch Kaiser Ferdinand II.(1619-1637) erteilten Privilegs die Rechte des Marktes zur Abhaltung von Jahrmärkten am Mittfastensonntag, zu Georgi, am Tag Johannes des Täufers, zu Jakobi und zu Simoni. Diese Jahrmärkte wurden erst in den Wirren der Napoleonischen Kriege (1806-1816) eingestellt. 1773 gestattete Graf Franz Josef von Weissenwolf die Abhaltung eines Getreide-, Garn- und Viehmarktes an jedemDonnerstag, der aber bereits nach wenigen Jahren wieder bedeutungslos wurde.
Die von einem Marktrichter verwaltete Marktkommune wurde erst am 27. Dezember 1931 einstimmig samt Vermögen in die heutige Marktgemeinde überführt, welche seit diesem Datum auch den Heiligen Georg offiziell im Marktwappen führt. Die traditionellen Jahrmärkte wurden damals auch auf Georgi und Simoni beschränkt. Noch am 2. April 1951 erteilte die Oberösterreichische Landesregierung die Erlaubnis, jeweils zu Georgi eine Hengste- und Rinderschau abzuhalten, welche aber bereits nach 1960 seine Bedeutung verlor.
Weber, Franzosen, Bauernmöbel und erste Schule
St. Georgen war im 17. und 18. Jahrhundert auch ein bedeutender Weberort mit 33 behausten Meistern und eigener Zunftordnung.[19] Nach dem Niedergang dieses Gewerbes erlebte in St. Georgen ab der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die Herstellung bemalter Bauernmöbel - der sogenannten Gusener - eine kurze Blüte.[20] In Bauart und Bemalung bilden diese unter den Bauernmöbeln die „St. Georgener Gruppe“.[21]
In der napoleonischen Zeit (1805-1806 sowie 1809) litt St. Georgen sehr unter den Einquartierungen französischer, bayerischer und auch österreichischer Truppen. Epidemische Krankheiten verbreiteten sich rasch. Einige sog. Franzosenkreuze erinnern in der Region noch heute daran. 1834 wurde der vorher um die Kirche angelegte Friedhof als Neuer Friedhof an den heutigen Platz verlegt.
Ab 1784/1785 entstanden auf dem Gebiet der Pfarre St. Georgen und aus dem Umland des Marktortes die Katastralgemeinden St. Georgen, Langenstein, Luftenberg und Pürach, von denen St. Georgen, Langenstein und Luftenberg noch heute selbständige politische Gemeinden sind. St. Georgen verlor damals aus steuerlichen Gründen wesentliche Territorien, so dass die geringste Ausdehnung des Gemeindegebietes im Bereich des Marktes heute nur etwa 1500 Meter beträgt.
Der Markt St. Georgen wurde 1678, 1770 und 1848 auch von verheerenden Bränden heimgesucht. Die meisten Urkunden des Marktes sind dabei verbrannt oder gingen spätestens 1944 im Oberösterreichischen Landesarchiv verloren. Als Dank dafür, dass der Markt beim Brand eines Hauses im Jahre 1761 verschont blieb, wurde 1762 am Platz dieses Hauses die bekannte Mariensäule errichtet.
Mit Johann Georg Dietler wurde 1637 der erste Schulmeister (ludimagister) in St. Georgen erwähnt. Nach den Schulreformen unter Erzherzogin Maria Theresia (1717-1780) wurde am 28. Februar 1796 der Stiftungsbrief für die spätereVolksschule unterzeichnet.[22] 1804 erfolgte an der Stelle der heutigen Landesmusikschule die Errichtung eines ersten Schulgebäudes, welches 1895 durch das noch heute in Verwendung stehende Volksschulgebäude ersetzt wurde.
Bahnbau, Drittes Reich und Gegenwart
Das Jahr 1873 brachte mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie von Budweis nach Linz einen weiteren Aufschwung für den Marktflecken. St. Georgen entwickelte sich zu einem Ausflugs- und Wanderziel und einem Badeort für Einwohner der Stadt Linz. 1896 wurde in St. Georgen ein Vorschuss-Kassenverein als Vorläufer der späteren Raiffeisenbank für die Pfarre St. Georgen a. d. Gusen gegründet, 1897 auch eine Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Partei und 1898 noch eine Kinderbewahranstalt der Pfarre, welche bis 1979 von den Marienschwestern betreut wurde.
In der Zwischenkriegszeit von 1918 bis 1939 spielte sich in St. Georgen ein reges Kultur- und Vereinsleben ab. Erwähnenswert ist dabei der von Lehrer Eduard Munninger entstandene historische Roman (in einer von vier Auflagen erschienen im Blut-und-Boden Verlag) Die Beichte des Ambros Hannsen, in der Munninger auf den Bauernaufstand unter Martin Aichinger bezug nahm und dafür 1937 den Deutschen Literaturpreis erhielt. Munninger gründete im Jahre 1934 in St. Georgen auch die Erste Reichskapellmeisterschule.[23]
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 13. März 1938 gehörte St. Georgen zum „Gau Oberdonau“. In den frühen Kriegsjahren wurde der Marktort mit dem Sitz der „Granitwerke Mauthausen“ der Deutschen Erd- und Steinwerke GmbH Berlin (DEST) ausgestattet und wurde zur wirtschaftlichen Kommandozentrale für den Betrieb der Konzentrationslager Gusen und Mauthausen. In den Jahren 1941-1943 wurde durch das Großdeutsche Reich auch eine Schleppbahn zwischen dem Bahnhof St. Georgen und dem Konzentrationslager in Gusen erbaut. Unter der Tarnbezeichnung „B8 Bergkristall“ wurde ab Jahresbeginn 1944 unweit des Ortszentrums durch die DEST unter strengster Geheimhaltung auch die zweitgrößte unterirdische Fabrik des Großdeutschen Reiches für die serielle Produktion von Messerschmitt Me 262 Düsenjagdflugzeugen eingerichtet. Auch der dazugehörige SS-Führungsstab B8 war damals in St. Georgen eingerichtet. St. Georgen und die Konzentrationslager in seiner Umgebung wurden am 5. Mai 1945 durch amerikanische Truppen befreit. Diesen folgten aber bereits im August 1945 sowjetische Besatzungstruppen nach, welche das in St. Georgen befindliche Deutsche Eigentum nach Nutzung zu Gunsten der USIA erst 1955 wieder der jungen Zweiten Republik Österreich übergaben.[24][25]
Die während des Zweiten Weltkrieges auch in Linz errichteten Groß-Industrien führten ab den 1950er Jahren zu einem raschen Anwachsen der Bevölkerung. 1950 wurde zur Linderung der Raumnot in der Volksschule in einer früheren Küchenbaracke der DEST eine Hauptschule eingerichtet, welche 1962 in das heute noch in Verwendung stehende Gebäude umzog. 1964/1965 wurde schließlich wegen des starken Zuzuges die Gemeinde Langenstein aus dem Schulsprengelherausgelöst, um 1970 dann auch die Gemeinde Luftenberg. Bis 1965 war das Standesamt St. Georgen auch für die Einwohner der Gemeinde Langenstein zuständig. 1974 wurde St. Georgen auch Standort einer vorerst durch die Marktgemeinde getragenenMusikschule, welche 1978 als Landesmusikschule durch das Land Oberösterreich übernommen wurde. Die Landesmusikschule St. Georgen/Gusen hat heute auch Zweigstellen in Steyregg, Mauthausen und Ried in der Riedmark.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wandelte sich St. Georgen von einem noch durch das bäuerliche Umland geprägten Marktort zu einer modernen Wohngemeinde mit erstklassiger Verkehrsanbindung im Nahbereich der Landeshauptstadt Linz.

Die denkmalgeschützte römisch-katholische Pfarrkirche Sankt Georgen an der Gusen in der Marktgemeinde Sankt Georgen an der Gusen ist dem Hl. Georg geweiht. Eine Vorgängerkirche dürfte bereits um 1190 errichtet worden sein.
Die im Zuge der josephinischen Reformen dem Religionsfonds übergebene Pfarre wurde zuvor von verschiedenen Orden betreut und erstreckt sich bis heute auch auf die Nachbarorte Luftenberg an der Donau und Langenstein.
Gebäudebeschreibung
Eine erste Kirche zum Hl. Georg dürfte in Zusammenhang mit den Kreuzfahrern, welche in Zusammenhang mit dem 3. Kreuzzug (1189-1192) unter Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) auf dem Landweg entlang der Donau durch die Gegend kamen, errichtet worden sein.Schon damals umfasste der Ort St. Georgen neun Häuser und eine Kirche, in welcher zwei bis drei Mal im Jahr Messe gelesen wurde.[26]
1487 wurde durch die aus Böhmen ins Land eingefallenen rosenbergischen Truppen die Kirche weitgehend zerstört und konnte erst 1538 wieder aufgebaut werden. 1665 wurde sie mit dem heute noch vorhandenen großzügigen Kirchenschiff mit Säulen ausgestattet. Die gotische Hallenkirche wurde 1911 erweitert und besitzt einen klassizistischen Hochaltar mit einem Gemälde von A. Hitzenthaler dem Jüngeren aus dem Jahr 1817.
Pfarre mit 13 Sprengeln
Die Pfarre Sankt Georgen an der Gusen wurde in 13 Sprengel wie folgt unterteilt, die sich auf die politischen Gemeinden Langenstein, Luftenberg an der Donau und Sankt Georgen an der Gusen erstrecken:
- Langenstein, Wienergraben
- Gusen-Siedlung Ost
- Gusen-Siedlung-West, Stacherlsiedlung
- Staffelberg, Frankenberg, In der Au
- St. Georgen-Ost, Steinsiedlung
- St. Georgen-Markt, Wimming
- Trog, Retzhang
- Dahaberg, Zottmann, Denneberg, Schörgendorf, Weingraben
- Bahnhofsiedlung, Statzing-Siedlung
- Statzing-Dorf, Gröbetsweg, Knierübl, Pürach, Forst
- Luftensteinersiedlung, Abwinden-Dorf, Kernsiedlung
- Luftenberg, Meierhof, Steining, Weih
- Kutzenberger-Siedlung
Pfarrgeschichte
Die Gegend von St. Georgen gehörte bis zum 8. Jahrhundert kirchlich nach Lorch, welches bereits im 3. Jahrhundert christianisiert war.
Die Ortsgründung von St. Georgen wird den Franken zugeschrieben, die auf ihren Feldzügen gegen die Awaren in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts in diese Gegend kamen.
773 wird eine erste Pfarre oder ein Missionsstützpunkt auf dem Frankenberg in der heutigen politischen Gemeinde Langenstein vermutet. 791 soll Karl der Große dort höchstpersönlich die Errichtung einer Kirche veranlasst haben.
Spätestens 811 wurde dem um 750 gestifteten Bistum Passau das Gebiet entlang der Donau zur Missionierung zugewiesen und 823 bestätigte König Ludwig der Fromme dem Hochstift Passau den Besitz des Gebietes nördlich der Donau, das damals noch als Reoda in terra Hunnorum – also als gerodetes bzw. erschlossenes Gebiet im Hunnenland – bezeichnet wurde.
Ein Zeugnis für die Christianisierung der lokalen Bevölkerung durch eine bayerisch-fränkische Kirchenorganisation liefert der auf der Berglitzl in Gusen in der Gemeinde Langenstein gefundene Friedhof aus karolingischer Zeit. Im Jahre 1871 wurde in Sankt Georgen an der Gusen das älteste erhaltene karolingerzeitliche Schwert Österreichs gefunden.[27]
1285 kaufte Ulrich II. von Kapellen das Eigen St. Georgen samt der Kirche.[28] Von 1285 bis zur Aufhebung der Grundherrschaften gehörte St. Georgen der Herrschaft Steyregg an.
Hans von Kapellen, der Sohn Ulrichs, unterstellte auch die Kirche von St. Georgen mit den Kirchen von Tafersheim (Steyregg) und Frankenberg mit dem Zehent dem damals nach Pulgarn geholten Heilig-Geist-Orden, behielt sich aber die Vogtei darüber vor.
1367 begegnete uns der Ort als St. Jörger Pfarr bey der Gusen. Ab 1490 wurde St. Georgen dem von Kaiser Friedrich III. so bezeichneten Fürstentum Österreich ob der Enns zugerechnet.
1508 erwarben die Jörger von Tollet mit der Herrschaft Steyregg auch St. Georgen. Helmhart Jörger war ein fanatischer Protestant. Um 1600 war der größte Teil des Mühlviertels protestantisch und auch in der Kirche von St. Georgen wirkten protestantische Prediger. 1609 wurde die Kirche von St. Georgen, nachdem auch die Brüder und Schwestern des Heilig-Geist-Ordens protestantischgeworden waren und der Orden aufgelöst worden war, den Jesuiten von Linz übertragen.
Nach dem Bauernaufstand im Hausruckviertel von 1632 fand Martin Aichinger aus Steining (vulgo Laimbauer) auch in St. Georgen und Umgebung viele Anhänger. 1669 führten die Jesuiten in der Pfarre eine Volksmission durch. Seit dieser Zeit ist der Raum um St. Georgen wieder weitgehend römisch-katholisch geprägt.
Nachdem 1775 auch die Jesuiten aufgelöst worden waren, wurde auch die Kirche von St. Georgen durch Kaiser Joseph II. für den 'Religionsfonds' eingezogen. 1791 wurde der erste Weltpriester in St. Georgen eingesetzt, 1795 der noch immer bestehende Pfarrhof errichtet.
1834 wurde der vorher um die Kirche angelegte Friedhof alsNeuer Friedhof an den heutigen Platz verlegt.
Herbert Frank
Herbert Frank (* 1921 in Grein) österreichischer Autor und Heimatforscher.
Leben und Wirken
Frank lebt in Wien, wo er seinen Beruf als Beamter ausübte, beschäftigte sich aber in den letzten Jahren intensiv mit Grein und dem Strudengau.
Werke
Herta Mostböck: Karl Mostböck - Die Steyr ist nicht so nass wie die Enns - Arbeiten auf Papier 1960 bis 1994, im Verlag Steyrdorf, 1998, ISBN 978-3-902207-03-6
Literatur
- Co-Autor gemeinsam mit Leopold Riegler: Zeitdokumente - Grein an der Donau im Strudengau, Grein 2006
- ↑ Martha Gammer: Der geheime Salzweg nach Böhmen, in: 300 Jahre Erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen, Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen, St. Georgen an der Gusen, 1989
- ↑ F.J. Mone: Celtische Forschungen zur Geschichte Mitteleuropas, Herder´sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau, 1857, Seite 21
- ↑ Tacitus, Annalen II, 63
- ↑ Hans Petrovitsch: Legio II Italica, Forschungen in Lauriacum, Band 13, Gesellschaft für Landeskunde in Oberösterreich, Linz, 2006, Seite 289. ISBN 3-902299-04-5
- ↑ Anton Gnirs:Zur Geschichte und Geographie Böhmens und Mährens in der Zeit des Imperium Romanum, Edition Voggenreiter im Verl. Wiss. Archiv. Bonn, 1976, Seite 73
- ↑ Lobomir Niederle und Theodor Saturnik: Slovanske starozitnosti, Vol. 2. Ceska akademie ved a umeni. Burisk a Kohut, Prag, 1925. Seite 21
- ↑ Acta Archaeologica Academiae Scientiarum Hungaricae, Tomus 1, Magyar Tudományos Akadémia, Budapest, 1951. Seite 189
- ↑ Peter Wiesinger: Die Besiedlung Oberösterreichs im Lichte der Ortsnamen, in: Baiern und Slawen in Oberösterreich, Schriftenreihe des Oberösterreichischen Musealvereins-Gesellschaft für Landeskunde, Band 10, Linz, 1980, Seite 152, ISBN 3-85320-225-X
- ↑ UBOÖ II, 118
- ↑ Erik Szameit: Karolingerzeitliche Waffenfunde aus Österreich - Teil I: Die Schwerter. In: Archaeologia Austriaca. Band 70. Franz Deuticke Verlagsgesellschaft mbH. Wien, 1986. S. 385-411. ISBN 3-7005-4580-0
- ↑ Augustin Hirschvogel: Beschreibung des Erzherzogtumes Österreich ob der Enns. o.O., 1583. Österreichische Nationalbibliothek, Wien.
- ↑ Traditionscodex des Hochstiftes Regensburg
- ↑ Leopolf Mayböck: Der Machländer Raum und seine Geschichte, in: Unsere Heimat - Der Bezirk Perg, Verein zur Herausgabe eines Bezirksheimatbuches Perg - Gemeinden des Bezirkes Perg, Perg, 1995, Seiten 40 bis 46
- ↑ Rescriptum eines Stiftungsbriefes, in dem Reginbert von Passau durch die Hand des Vogtes von HerzogHeinrich XI. von Bayern einem Ministerialen der Passauer Kirche den Tausch von Gütern im heutigen Niederösterreich bestätigt. Archiv des Stiftes Herzogenburg. CanReg 0004
- ↑ Urbar Passau I, 274
- ↑ Martha Gammer. Das Officium Sancti Georgi des Mittelalters. In: 300 Jahre Erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen. Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1989
- ↑ Michael Premstaller: Heimatgeschichte der Pfarrgemeinde St. Georgen an der Gusen. In: 70 Jahre Raiffeisenkasse St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1966
- ↑ Vgl, dazu auch: Leopold Mayböck und Alfred Höllhuber: Der Markt Schwertberg und die Burg Windegg. Arbeitskreis Windegg im Schwertberger Kulturring. Schwertberg, 1987. S. 78 ff.
- ↑ Martha Gammer: St. Georgen - Ein alter Weberort. In: 300 Jahre Erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen. Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1989
- ↑ Martha Gammer: Die St. Georgener Bauernmöbel im 19. Jahrhundert. In:300 Jahre Erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen. Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1989
- ↑ Franz Lipp:Oberösterreichische Bauernmöbel. Krennmayr & Schieriau. Wien, 1986. S. 264-270. ISBN 3-218-00428-4
- ↑ 200 Jahre Öffentliche Volksschule St. Georgen a.d. Gusen. Volksschule St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1996.
- ↑ St. Georgener Heimatblätter. Folge 5. St. Georgen a.d. Gusen, 1988. S. 51
- ↑ Rudolf A. Haunschmied. Zum Gedenken 1938-1945. In: 300 Jahre Erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen. Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1989. S. 73-112.
- ↑ Rudolf A. Haunschmied, Jan-Ruth Mills, Siegi Witzany-Durda: St. Georgen-Gusen-Mauthausen - Concentration Camp Mauthausen Reconsidered. BoD, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8334-7440-8
- ↑ Martha Gammer. Das Officium Sancti Georgi des Mittelalters. In: 300 Jahre Erweitertes Marktrecht St. Georgen a.d. Gusen. Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1989
- ↑ Erik Szameit:Karolingerzeitliche Waffenfunde aus Österreich - Teil I: Die Schwerter. In: Archaeologia Austriaca. Band 70. Franz Deuticke Verlagsgesellschaft mbH. Wien, 1986. S. 385-411. ISBN 3-7005-4580-0
- ↑ Michael Premstaller:Heimatgeschichte der Pfarrgemeinde St. Georgen an der Gusen. In:70 Jahre Raiffeisenkasse St. Georgen an der Gusen. St. Georgen an der Gusen, 1966