Landsmannschaft Gottinga Göttingen

Die Landsmannschaft Gottinga zu Göttingen ist eine pflichtschlagende und farbentragende Landsmannschaft (Studentenverbindung) im Coburger Convent (CC). Sie vereint Studenten und ehemalige Studenten an der Georg-August-Universität Göttingen in Freundschaft auf Lebenszeit. Die Mitglieder der Landsmannschaft werden „Göttinger“ genannt.

Gottinga hat die Farben „Blau-Gold-Rot“ – die Wappenfarben der Stadt Göttingen – mit goldener Perkussion. Dazu wird eine blaue Hinterhauptcouleur getragen. Die Füchse tragen ein blaues Band mit goldener Perkussion.
Der Wahlspruch lautet „Honestas, libertas, fraternitas in aevum!“ (Deutsch: „Ehre/Ehrlichkeit, Freiheit, Brüderlichkeit in Ewigkeit!“).
Geschichte
Schwarze Verbindung Gottinga Die Landsmannschaft Gottinga wurde am 3.November 1860 von Schülern des Göttinger Gymnasiums als sog Blase [(Studentenverbindung)Blase] gegründet.Sie nahm zunächst die Farben schwarz-gold-schwarz an,die jedoch nicht öffentlich getragen wurden Gleich in ihrem Gründungsjahr schloß sich Gottinga mit anderen in Göttingen bestehenden schwarzen Verbindungen zum ersten Göttinger Blasenconvent zusammen und unterstützte damit den von den Blasen gegen die Corps geführten Kampf um die Gleichberechtigung der Studierenden in den pflichtschlagenden schwarzen Verbindungen an den Universitäten.Zur Verfolgung dieses Zieles schloss sich 1866 der Göttinger Blasenconvent mit den Blasenconventen von Jena und Halle zum Waltershäuser B.C.zusammen.Aus diesem Zusammenwirken entstand u.a. das 1873 begründete Freundschaftsverhältnis Gottingas mit der Landsmannschaft Vitebergia- Halle Der Walterhäuser BC bestand nur wenige Semester. Auch ein von Gottinga unterstützter weiterer Versuch,zwischen 1881 und 1885 die schwarzen Verbindungen im Gothaer Ersten Convent (Gothaer EC) zusammen zu führen ,hatte keinen nachhaltigen Erfolg.Nach dem Austritt aus dem Gothaer EC nahm Gottinga als farbentragende Verbindug die Göttinger Wappenfarben blau-gold-rot an und setzte eine blaue Hinterkopfcouleur auf. 1883 trat der Bund auf Anregung der Vitebergia,die Gottinga mit diesem Schritt vorangegangen war,dem Coburger L.C bei. Dieser war kurz zuvor aus dem Allgemeinen Landsmannschafter Convent hervorgegangenen und verkörperte mit seinem Prinzip der Gleichberechtigung aller honorigen Studenten weitgehend die Ziele, die Gottinga bis dahin ebenfalls verfolgt hatte. Als Landsmannschaft im Coburger LC.verzeichnete Gottinga danach eine relativ konstante Weiterentwicklung. Trotz zwischenzeitlicher Rückschläge ,durch die Suspensionen von 1884 bis 1889,von 1891 bis 1898 und während des Ersten Weltkriegs festigte sich der Mitgliederbestand von Jahr zu Jahr ,zumal sich der 1898 gegründete Altherrenverband als starker Rückhalt erwies. 1911/1912 führte Gottinga das Präsidium der Deutschen Landsmannschaft 1931 wurde das Göttinger- Haus,das heutige Domizil des Bundes am Nikolausberger Weg von der Altherrenschaft erworben,da sich das bisherige Quartier am Steinsgraben als zu klein erwiesen hatte.
Kameradschaft Scharnhorst in der NS Zeit
Dem Altherrenverband und dem Hausverein gelang es ,das Haus am Nikolausberger Weg auch während der nationalsozialistischen Diktatur und in der schweren Zeit des Krieges als Begegnungsstätte der Göttinger zu erhalten.Zwar wurde der aktive Bund,wie alle anderen Korporationen auch, im Zuge der Gleichschaltungspolitik der neuen Machthaber zwischen 1935 und 1936 aufgelöst und auf Geheiß desNS Studentenbundes in die Kameradschaft (Studentenverbindung Coburg bzw später Scharnhorst umgewandelt,aber durch die aufrecht erhaltenen engen Kontakte zur Altherrenschaft gelang es den Mitgliedern immerhin, einen halbwegs korporationsmäßigen Kameradschaftsbetrieb aufzuziehen und sich als sog Korporationskameradschaft damit als eine der ersten Göttinger Verbindungen von den reinen NS Kameradschaften abzuheben.Der totalen Vereinnahmung durch das Regime konnte man vor allem auch deshalb entgehen, weil der Hausverein der Kameradschaft das Göttinger Haus für alle Aktivitäten zur Verfügung stellte und sich dabei selbst durch schärfste Drohungen nicht bewegen ließ, seine Eigentumsrechte auf die NS Altherrenorganisation zu übertragen.Nur durch diesen Widerstand war es nach dem Kriege möglich, das von der Militärregierung als vermeintliches NS Vermögen beschlagnahmte Haus im Rechtswege relativ schnell freizubekommen und es 1947 dem wiederentstehenden Bund wieder zur Verfügung zu stellen.
Bekannte Mitglieder
- Christoph Bosse (1863–1950), preußischer Abgeordneter, Verwaltungsdirektor der Kgl. Preußischen Museen sowie Kurator der Universität Greifswald
- Paulus von Stolzmann (1863–1930), ab 1915 Generalstabschef der Deutschen Südarmee (Auszeichnung mit dem Orden „Pour le mérite“ am 7. Juli 1915), später Generalstabschef der Bug-Armee (spätere Heeresgruppe Linsingen), ab 1920 Befehlshaber im Wehrkreis IV und Kommandeur der 4. Division, schließlich General der Infanterie
- Paul Trautmann (1881–1929), 1917 bis 1925 Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder) und von 1925 bis 1929 Oberbürgermeister Braunschweigs, Ehrenmitglied der Kleist-Gesellschaft
- Wilhelm Stockmann (1848–1924), Vizepräsident der Deutschen Kolonialgesellschaft, preußischer Abgeordneter und Mitglied des Reichstages, Direktor des Kgl. Konsistoriums in Münster, Regierungspräsident von Gumbinnen, Ehrenmitglied des Deutschen Kriegerbundes und Ehrenbürger der Stadt Gumbinnen
- Karl Menge (1855–1930), Kammergerichtsrat und Landgerichtspräsident in Berlin; Unterstaatssekretär für Justiz und Kultur für Elsaß-Lothringen
- Friedrich Kretschmann (1858–1934), Professor und Geheimrat in Magdeburg, Begründer der HNO-Klinik Magdeburg
Freundschaftsverhältnisse
- Landsmannschaft Hammonia-Marko Natangia zu Hamburg
- Landsmannschaft Vitebergia zu Halle
- Landsmannschaft Rhenania zu Jena et Marburg
- Landsmannschaft Hansea auf dem Wels zu München
- Landsmannschaft Slesvico Holsatia vereinigt mit Landsmannschaft Cheruscia zu Kiel
Literatur
- Friedrich Hadenfeldt: Gottinga Göttingen 1860–1960. Hamburg 1962.