Rudolf von Kapri
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Rudolf von Kapri (* 9. Januar 1887 in Neumarkt in Steiermark; † 31. August 1946 in Graz; laut Taufbuch: Rudolfus Zador Ferdinandus von Kapri de Merecey) war ein steirisch-österreichischer Redakteur, Schriftsteller und Lyriker.
Leben


Graz, Kroisbachgasse 16
(heute: Wastiangasse)
Foto 2010
Rudolf von Kapri war der Sohn des k. u. k. Bezirksgerichts-Adjunkts in Neumarkt Ferdinand Freiherr von Kapri de Merecey und seiner Gattin Henriette, geb. Neuwerth. Er ist Nachkomme einer Bukowiner Adelsfamilie armenischer Herkunft.
Das schriftstellerische Talent erbte er von seiner Großmutter Mathilde Freifrau von Kapri, die gleichfalls Schriftstellerin war. Nach Absolvierung der Gymnasien in Graz und Leoben studierte er Philosophie in Graz und Wien. Schon in jungen Jahren interessierte er sich für Literatur, wie der Briefverkehr mit Hermann Hesse und anderen zeitgenössischen Schriftstellern zeigt.
Im Hauptberuf war er nach seinem Studium zunächst als Journalist und Redakteur tätig; 1912–1919 bei der Zeit (Wien), für die er auch als Front-Soldat[1] im Ersten Weltkrieg 1914–1918 berichtete; 1921–1923 Pressechef der Grazer Messe; gleichzeitig Mitarbeiter der Grazer Tagespost und ab 1923 deren Redakteur, ab 1934 Chefredakteur-Stellvertreter bis 1938.
Als Österreich 1933 unter Bundeskanzler Dollfuß der ökonomischen Krise nicht mehr Herr wurde, weil seine Maßnahmen sowohl im Parlament (Nationalrat) als auch bei den Gewerkschaften auf heftige Ablehnung stießen, nutzte er am 4. März 1933 eine Panne im parlamentarischen System zum Staatsstreich. Die erste österreichische Demokratie war zu Ende. Dollfuß konnte nun mit diktatorischer Vollmacht das Land regieren. Aufmärsche und Versammlungen wurden verboten, aufrechte und Widerstand leistende Parlamentarier verfolgt, das Verfassungsgericht ausgeschaltet und die Pressezensur eingeführt. Das bekam auch Kapri und die Tagespost zu spüren. Als am 28. Juni 1933 ein die Regierung kritisierender Artikel im Abendblatt der Tagespost erschien, erwirkte die Staatsmacht Strafanzeige gegen Kapri und beschlagnahmte die noch nicht ausgelieferte Auflage, 10.000 Exemplare.[2] Das Strafverfahren wurde jedoch eingestellt, weil die Vorwürfe haltlos waren und ein Artikel gleichen Inhalts im Salzburger Volksblatt ohne Beanstandung der Behörden erscheinen durfte. Kapris politische Zeitungskommentare brachten ihn zudem in den 1930-er Jahren mehrfach wegen Verstoßes gegen § 30 des Pressegesetzes mit den Behörden in Konflikt.
Nach dem Anschluss Österreichs 1938 an das Deutsche Reich entfernten ihn die neuen nationalsozialistischen Machthaber aus dem Redaktionsdienst und nahmen ihn in Haft. Kapris katholisch-rechtskonservative Gesinnung und seine politischen Kommentare machten ihn zu einem aktiven Gegner des Nationalsozialismus. Auch die Tätigkeit als Regierungskommissär und Vertrauter des stellvertretenden steirischen Landeshauptmanns und späteren Justiz- und Außenministers Berger-Waldenegg (1934–1936 in der Regierung Schuschnigg) machte ihn den Nazis verdächtig.
Nach der Haftentlassung überlebte er den Krieg als Mitarbeiter einer Sterbekasse, später deren Leiter. Erst nach der Befreiung Österreichs 1945 durfte er wieder öffentlich schreiben. Er veröffentlichte Gedichte in der Neuen Steirischen Zeitung, 1946 beauftragte ihn die Landesparteileitung der ÖVP mit dem Aufbau des Steirerblattes (ab 1951 Südost Tagespost), dessen Kulturschriftleiter und stellvertretender Chefredakteur er dann auch war. Neben dieser Tätigkeit war Kapri noch Korrespondent für die Nachrichten-Agentur Reuters.
Im April 1946 traf Kapri ein Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb am 31. August des gleichen Jahres. Die Beisetzung auf dem Grazer St.-Leonhard-Friedhof erfolgte unter großer Anteilnahme der Journalistenkollegen und Repräsentanten von Kirche und Staat, wie Dompfarrer Rochus Kohlbach, Polizeipräsident Anton Jaklitsch und Alfons Gorbach (KZ-Überlebender und späterer österreichischer Bundeskanzler von 1961–1964).
Kapri war zu seiner Zeit eine überaus angesehene Pesönlichkeit. So würdigte Alfons Gorbach in einem bewegenden Nachruf am Grabe sein Leben und Werk als Journalist und Schriftsteller und dankte ihm, daß er auch in der Zeit der Unterdrückung und Gewalt den Glauben an Österreich nicht verlor. Er, wie auch der Chefredakteur vom „Das Steirerblatt“, Helmut Schuster, dankten ihm für sein Engagement beim Aufbau einer demokratischen Presse, insbesondere der genannten Zeitung. Helmut Schuster hob in seinem Nachruf auch die Kameradschaft des feinsinnigen Mitarbeiters hervor.[3] Heribert Schwarzbauer, Journalist, Kunstrezensent und Archivar der steirischen Kunstszene, beschrieb Kapri 1957 in einer Hommage in der Kleinen Zeitung als einen Menschen mit lauterem Charakter und einer echten Geistes- und Herzenskultur. In seinen Gedichten findet man „Heimat und Fremde, Natur und Kultur, Göttliches und Menschliches“.[4] Rudolf List, Kulturredakteur und Schriftsteller, erinnerte zum Jahresende 1970 in der ''Süd-Ost Tagespost'' an das literarische Schaffen des Schriftstellers und stellte Kapri in die Reihe namhafter Grazer Lyriker, um ihn und sein Werk vor dem Vergessen zu bewahren.[5]
Werke
Kapri war, wie "Österreichisches Biographisches Lexikon" schreibt, ein feinsinniger, in Rilkes Sprachzucht geschulter Lyriker. Er trat 1923 mit formstrengen Gedichten hervor, die ihn auf einem eng begrenzten, aber sicher beherrschten Bereich traumhaft zarter Stimmungslyrik daheim zeigten. Von religiösen Motiven ausgehend sind zwei seiner Gedichtsammlungen nach bekannten Madonnenbildern benannt. Er verfasste auch Kriegsgedichte (1914–1918), die zu den besten dieser Gattung gehören, ferner Stimmungsbilder aus Stadt und Land und von Reisen. Seine Liebesgedichte sind von besonderer Feinheit der Empfindung und des Ausdrucks. Einige während des Zweiten Weltkrieges entstandene Gedichte drücken die Hoffnung auf baldige Befreiung aus (Kein Stern im Dunkel, 1942; Traum von Bethlehem, 1943; In der Zeiten Irrsal, 1944). Sie sind auch für die Zeitgeschichte von hohem Wert. Das ergreifende, formvollendete Gedicht „Ewiges Österreich“, 1945 entstanden, ist ein solches Zeugnis, das die Freude über das Kriegsende und die Befreiung Österreichs von Unterdrückung und Terror zum Ausdruck bringt. Für Kapri war es nicht nur die Wiedergewinnung der nationalen Freiheit, sondern ganz persönlich die Erfüllung seiner Sehnsucht nach den Jahren des erzwungenen Schweigens wieder frei schreiben zu können.
Seine Gedichte sind in folgenden Bändchen erschienen:
- Armenische Madonna / Verlag Ulrich Moser (Druck Styria), Graz, 1923
- Die Zingarella (Gedichte und Gedanken / Verlag Ulrich Moser, Graz, 1926
- Der bunte Vogel / Querschnitt Verlag, Graz, 1946
Gedichte wurden auch in literarischen Zeitschriften (beispielsweise „Die Aktion“ Berlin 1917 und 1918) und in Büchern (beispielsweise „Kunst in Österreich“, ein Künstler-Almanach von 1934, Leoben) veröffentlicht. Im „Neuen Soldatenkalender 1932“, Leykam Graz, tritt er mit „Die Taten der Belgier“, eine Geschichte des ehem. k. u. k. steirischen Infanterieregimentes Nr. 27 (Beiname „König der Belgier“), und mit der Kriegserzählung "Aus den sieben Gemeinden" in Erscheinung. Im Soldatenkalender von 1934 ist seine Novelle "Schüsse an der Lateinerbrücke" über die Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares 1914 in Sarajevo erschienen.

Die Bekanntschaft mit dem vielseitigen österreichischen Komponisten, Dirigenten und Musikpädagogen Konrad Stekl führte zu Kompositionen nach drei Gedichten von Kapri:
- Sanfter Abend und
- Bewegte Nacht zu Orchesterliedern op. 2a, 1925 -1926
- Juninacht zu einem Madrigal für gemischten Chor op. 19, Nr. 1, 1931
Noch nicht erfasst und ausgewertet sind seine zahlreichen in Zeitungen und Zeitschriften erschienenen kulturkritischen und politischen Kommentare. In jungen Jahren stand er im Briefverkehr mit Hermann Hesse. Kapri bewunderte Hesse. Zu dessen 50. Geburtstag am 2. Juli 1927 widmete er dem Schriftsteller einen Artikel in der Grazer Tagespost.[6] Kontakte pflegte er mit dem deutschsprachigen böhmischen Schriftsteller Camill Hoffmann und wahrscheinlich auch mit anderen Literaten seiner Zeit.
Quellenangaben und Anmerkungen
- Kapri, Rudolf Frh. von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950. 3. Band (Hüb-Knoll), 2. unveränderte Auflage, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1993, S. 226 u. 227.
- Kapri, Rudolf Frh. von. In: Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung an der KARL-FRANZENS-UNIVERSITÄT GRAZ. Biographien und weitere Informationen abfragen.
- 1 Brief 1914/18 und 2 Kriegsgedichte (handschriftlich) an Camill Hoffmann. Auffindbar im Deutschen Literaturarchiv Marbach, Marbach a. N.
- 2 handschriftliche Briefe an Hermann Hesse aus Leoben/Steiermark 1905 und 1906. In: Schweizerisches Literaturarchiv, Bern (Hesse-Archiv).
- Hammer, Elke: Das Grazer Pressewesen im Jahre 1945. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz 1994, S. 579 u. 580.
- Hausjell, Friedrich: Österreichische Tageszeitungsjournalisten am Beginn der Zweiten Republik (1945-1947). Eine kollektivbiographische Analyse ihrer beruflichen und politischen Herkunft, 3 Bde., phil. Diss., Salzburg 1985, Bd. 2, S. 564.
- Landesarchiv Graz: Strafsache Kapri wegen Artikel in der Tagespost vom 28.6.1933, Arch.-Zeichen LG für Strafsachen Graz, Vr 2135/1933.
- [1]. In: Katalog der Zentralbibliothek der Kunstuniversität Graz zu Konrad Stekl und Kapri. Aufrufbar über Verfasser-Eingabe Kapri im Suchformular des Bibliotheks-Kataloges.
- [2] Wikipedia über den Komponisten und Dirigenten Konrad Stekl
Einzelnachweise
- ↑ Geschichte des steirischen k. u k. Infanerieregimentes Nr. 27 für den Zeitraum 1914-1918 von Hermann Fröhich, Graz 1937, ISBN-10: 0707455413, Bd. 2, S. 165 und 181 sowie der Personalakt im Kriegsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs in Wien.
- ↑ Grazer Tagespost/Abendblatt vom 23.6.1933, zu Nr. 176, 78. Jahrgang, S. 4: Letzte Nachrichten. Minister a. D. Dr. Hueber verläßt den Heimatschutz.
- ↑ Das Steirerblatt vom 5.9.1946: Rudolf Kapris letzter Weg.
- ↑ Kleine Zeitung vom vom 6.1.1957, Seite 16: In memoriam Rudolf von Kapri von Prof. Dr. Heribert Schwarzbauer
- ↑ Süd-Ost Tagespost vom 31.12.1970 / 1.1.1971, Seite 40: Unvergessene Gefährten von Rudolf List
- ↑ Grazer Tagespost/Abendblatt vom 2.7.1927, zu Nr. 179, 72. Jahrgang: Der unbekannte Hesse. Zum 50. Geburtstag des Dichters.
Weblinks
- Literatur von Rudolf von Kapri in der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von Rudolf von Kapri in der Steiermärkischen Landesbibliothek, Graz
- Informarionen zu Rudolf von Kapri im Franz-Nabl-Institut der Karl-Franzens-Universität in Graz. Nur telefonisch oder schriftlich über die im Internet-Portal genannten Kontakt-Adressen abzufragen.
- Biographie von Konrad Stekl im AEIOU-Österreich-Lexikon
Kategorie:Autor
Kategorie:Lyrik
Kategorie:Redakteur
Kategorie:Person (Steiermark)
Kategorie:Österreicher
Kategorie:Geboren 1887
Kategorie:Gestorben 1946
Kategorie:Mann
Personendaten | |
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NAME | Kapri, Rudolf von |
KURZBESCHREIBUNG | steirisch-österreichischer Redakteur, Schriftsteller und Lyriker |
GEBURTSDATUM | 9. Januar 1887 |
GEBURTSORT | Neumarkt in Steiermark |
STERBEDATUM | 31. August 1946 |
STERBEORT | Graz, Österreich |