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Konstruktivismus (Lernpsychologie)

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Der Konstruktivismus ist eine Lerntheorie, in der ein Lerner seinen Lernprozess selbst steuert. Er konstruiert sich seine individuelle Lernsituation, in der er selbst bestmöglich lernen kann.

Die verschiedenen Lerntheorien sind schön prägnant auf folgender Seite erörtert. http://dsor.uni-paderborn.de/de/forschung/publikationen/blumstengel-diss/Lerntheorien.html

Das Lernen selbst findet spielerisch-explorativ statt; dem Lernenden muss eine Möglichkeit gegeben werden, sich eine Lernsituation zu konstruieren und aus geeigneten Wissensquellen, wie zum Beispiel dem Internet, auszuwählen, sowie für ihn adäquate Lernmethoden anzuwenden.

Das erlernte Wissen ist hierbei eine individuelle Repräsentation der Welt, da jeder Lerner etwas eigenes lernt und dies von der eigenen Erfahrung abhängt.

Aufgrund der Tatsache, dass der Lernende das Wissen selbst konstruiert, kann davon ausgegangen werden, dass dieses Wissen dauerhaft beim Lerner gespeichert wird und der Lerner besonders in der Lage ist, dieses Wissen auf andere Situationen anzuwenden und seine Erfahrungen adaptiv zu nutzen. Man denke beispielsweise an die Vorteile beim arbeitsplatznahen Lernen in der innerbetrieblichen Weiterbildung.

Der Lehrende tritt bei Anwendung dieser Lernform aus der Rolle des Wissensvermittlers in die Rolle des Lernprozessberaters. Er hält sich hierbei im Hintergrund, nimmt eine beobachtende Position ein und greift nur unterstützend ins Lerngeschehen ein, wenn der Lernprozess ins Stocken zu geraten scheint.

Andere Lerntheorien sind beispielsweise

Erste Ansätze sind beim tschechischen Theologen und Pädagogen Johann Amos Comenius (1592-1670) zu finden, welcher durch seine pädagogischen Lehrbücher (z.B. durch Die sichtbare Welt in Bildern wurde er zum Ahnenherr aller Kinderbücher) und Reformvorschläge Weltruf erlangte. Das aus der humanistischen Zeit stammende methodische Hauptwerk die "Didactica magna" (Grosse Unterrichtslehre) strukturisiert zum ersten Mal die Unterrichtsmethodik. Biographie siehe http://www.deutsche-comenius-gesellschaft.de/comenius.html

Der italienische Philosoph Giambattista Vico (* 23. Juni 1668 in Neapel) hat den Begriff des Konstruktivismus geprägt. (Übersicht siehe http://www.bautz.de/bbkl/v/vico_g.shtml)

Der Konstruktivismus baut u.a. auf die 6 Stufen der Entwicklungspsychologie (http://chappa.piranho.de/piaget2.html) des Schweizer Philosophen und Psychologen Jean Piaget (* 09. August 1896) (Übersicht siehe http://www.philosophenlexikon.de/piaget.htm) auf.

Ein weiterer Vertreter ist Hans Aebli (* 06. August 1923), ein bekannter Schweizer Psychologe und Pädagoge, der Ende der 80er Jahre den 1500 Kilometer langen Jakobsweg zurücklegte. Wichtige Werke sind z.B. Psychologische Didaktik 1951, Zwölf Grundformen des Lehrens 1983 oder Grundlagen des Lehrens 1987.

David Paul Ausubel (* 1918 in Brooklyn) entwickelte seine eigene Variante des Konstruktivismus (ausgehend von Jean Piaget). Er studierte Medizin, spezialisierte sich als Psychiater und kam dann zur Pädagogik. Ein wichtiges Werk seiner Lerntheorie ist z.B. Radical School Reform: Critique and Alternatives


Eingang in die Unterrichtsmethodik

Die erste Ärztin Italiens, Maria Montessori(* 31. August 1870), hat durch eigene Lehrtätigkeit und Veröffentlichungen eine neue Lehrmethode Montessori-Methode etabliert (siehe http://www.montessori-vereinigung.de/) Seit dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts findet der Konstruktivismus breiten Eingang in die Methodikdiskussion. Bundesweit erfolgt ein Umstellungsprozess weg von instruktionistischen hin zu konstruktivistischen Verfahren in allen Schultypen und allen Fächern. Eine moderne konstruktivistische Methode, die im Zuge der Schulreform besondere Aufmerksamkeit in Deutschland erfährt, ist Lernen durch Lehren. Bei dieser Methode wird die Lernergruppe zum neuronalen Netz umgestaltet mit der Aufgabe, Wissen zu konstruieren. Weitere Anwendungen findet der Konstruktivismus im E-Learning-Kontext. Hier werden E-Learning-Systeme (ELS) oftmals dazu verwendet, einem Lernenden die Möglichkeit zu geben, in vielen verschiedenen Informationsquellen zu recherchieren sowie Aufgaben mit Unterstützung diverser Werkzeuge zu lösen.


Literatur

  • Mietzel, Gerd (2001): Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens. Hogrefe-Verlag Göttingen, 494 Seiten, ISBN: 3-8017-1436-5