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Schillerstraße (München)

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Schillerstraße, mittlerer Abschnitt zwischen Landwehr- und Schwanthalerstraße, Blick nach Norden

Die Schillerstraße in München ist eine rund 700 m lange Straße in Nord-Süd-Richtung im Stadtviertel Ludwigvorstadt der Innenstadt. Sie beginnt mit der Kreuzung mit der Bayerstraße am Bahnhofsplatz des Münchner Hauptbahnhofs und verläuft in gerader Linie bis zur Nußbaumstraße im Klinikviertel. Die Schillerstraße ist die erste Parallelstraße zum Altstadtring außerhalb der mittelalterlichen Altstadt. Sie ist nach Friedrich Schiller benannt und verläuft parallel zur westlich benachbarten Goethestraße.

Charakter

Die Straße beginnt mit einem Zugang zum U-Bahnhof Hauptbahnhof und einem Taxistand. Ihr Nordteil ist dem Bahnhofsviertel mit allen einschlägigen Auswirkungen zuzuordnen, mit einer Mischung aus Hotels, Spielhallen, ethnischen Lebensmittelgeschäften und Imbissen sowie der Rotlichtszene aus Erotik-Läden und Nachtclubs. Er ist stark von Migranten verschiedenster Herkunft geprägt. In den Hinterhöfen der Schillerstraße werden eine zweistellige Anzahl kleiner und kleinster Gebetsräume und Moscheen genutzt.[1]

Der mittlere Abschnitt um die Kreuzungen mit der Schwanthaler- und Landwehrstraße gehört zu mit diesen zum so genannten Schillicon Valley, das scherzhaft nach der Schillerstraße aufgrund der vielen Computer- und Elektronikläden in Anlehnung an das kalifornische Silicon Valley benannt wurde. Ein Hof, der die Schillerstraße mit der Goethestraße verbindet, und die gesamte zugehörige Bebauung ist Sitz der Innung für Elektro- und Informationstechnik München. Aufgrund der engen Bebauung und zur Beruhigung des Verkehrs sind der nördliche und zentrale Teil bis zur Landwehrstraße als Einbahnstraße in Nord-Süd-Richtung ausgewiesen.

Der Süden wird dem Klinikviertel des Innenstadtklinikums der Universität München zugerechnet. An der Schillerstraße liegen unter anderem das Physiologische und weitere Institute, eine Mensa des Studentenwerkes sowie Betriebswohnungen für das Personal der Kliniken. Im Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement ist ein Notarztwagen stationiert. Auch wenn die Haupteingänge an der Pettenkoferstraße, beziehungsweise der Nußbaumstraße liegen, wird die Schillerstraße auch durch Seitenflügel der Anatomischen Anstalt, ein neoklassizistischer Flügelbau mit einer kuppelgekrönten Zentralanlage, erbaut 1905–08 von Max Littmann,[2] und der Chirurgischen Klinik[3] geprägt. Die Schillerstraße endet stumpf an der Nußbaumstraße; ihr gegenüber liegt ein Personalwohnheim der medizinischen Klinik. Die südlichsten gut 100 m der Straße sind für den allgemeinen motorisierten Verkehr gesperrt und gehören dem zufahrtsbeschränkten Teil des Klinikgeländes an.

Gedenktafel am Geburtshaus von Franz Marc

Geschichte

Der Abschnitt der Ludwigsvorstadt wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Zusammenhang mit der Errichtung des Centralbahnhofs 1849 als städtisches Wohn- und Gewerbeviertel umgestaltet. In der Schillerstraße ist aufgrund starker Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nur wenig der ursprünglichen spätbiedermeierlichen und neoklassizistischen Bebauung erhalten. Zwei Wohnhäuser aus der Zeit stehen unter Denkmalschutz.[4] An der Ecke Schillerstraße / Pettenkoferstraße steht ein barokisierender Bau, der 1899 als Station für einen Transformator der ersten elektrischen Stromversorgung Münchens errichtet wurde und heute ein Universitätsinstitut beherbergt.[5] Weitere bedeutende Bauten stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert und dem Jugendstil sowie der Neorenaissance.[6] Der Großteil der heutigen Bebauung wurde beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg in einfachster und billigster Bauweise errichtet.

Am 8. Februar 1880 wurde der Maler Franz Marc im Haus Schillerstraße 35 geboren.

Anfang des 20. Jahrhunderts gründete Julius Friedrich Lehmann in der Schillerstraße 51 im Klinikviertel seinen ursprünglich medizinischen Fachverlag, der bald auch völkische und rassentheoretische Schriften verlegte und zu den Wegbereitern des Nationalsozialismus in München gehörte.[1]

Am 4. April 1977 zeigte der Bayerische Rundfunk in der Reihe Unter unserem Himmel einen 45 Minuten langen Film von Georg Friedel über die Schillerstraße, der am 15. Dezember 2009 noch einmal zu sehen war. Er beschreibt vorwiegend das Leben der Gastarbeiter, die in den späten 1970er Jahren noch als Arbeitsmigranten und nicht als dauerhafte Einwanderer angesehen wurden.[7]

Bilder aus der Schillerstraße

Einzelnachweise

  1. a b Kulturreferat der Landeshauptstadt München: KulturGeschichtsPfad Ludwigvorstadt – Isarvorstadt: Schillerstraße (abgerufen am 9. Juli 2010)
  2. Denkmalliste: D-1-62-000-5272, Hauptzugang und Hausanschrift von der Pettenkoferstraße
  3. Denkmalliste: D-1-62-000-4814, Chirurgische Klinik, der Altbau Neurenaissance, 1889-91 von Arnold Zenetti, der Eingangsbau neubarock, 1894 von Theodor Fischer, der Westtrakt 1914-15 und 1920-21 von Theodor Kollmann.
  4. Denkmalliste: D-1-62-000-3793, Landwehrstraße 31/Ecke Schillerstraße, Wohnhaus in Ecklage, spätbiedermeierlich, 1860 von Joseph Hönig; Gedenktafel von 1894 für den Optiker Adolf Steinheil und D-1-62-000-6359, Schwanthalerstraße 24/Ecke Schillerstraße, Eckhaus, in klassizistischer Tradition, wohl um 1870/80.
  5. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen D-1-62-000-6169.
  6. Denkmalliste: D-1-62-000-6167, Schillerstraße 20, Mietshaus, Jugendstil-Eckbau, 1905 von August Zeh und D-1-62-000-6168, Schillerstraße 36, Mietshaus, reduzierte deutsche Renaissance, 1910 von Eugen Behles.
  7. Bayerischer Rundfunk: Schillerstraße 3–53, Lebensalter und Gesichter einer Straße (abgerufen am 9. Juli 2010)

Koordinaten: 48° 8′ 20,4″ N, 11° 33′ 40,3″ O