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Abstrakter Expressionismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der abstrakte Expressionismus ist eine nordamerikanische Kunstrichtung der modernen Malerei, die vornehmlich durch die New York School in den späten 1940er bis frühen 1960er Jahren bekannt wurde.

Der abstrakte Expressionismus im Kalten Krieg

Der abstrakte Expressionismus wurde im Kalten Krieg als „Aushängeschild“ für den „freien Westen“ funktionalisiert. Obwohl er noch im eigenen Land erbitterte Gegner im konservativen Lager hatte, die abstrakte Kunst als unamerikanisch diffamierten, sollte er im internationalen Ausstellungsbetrieb für ein „modernes, liberales Amerika“ werben.[1]

Anlässlich des Pariser „Kongresses für kulturelle Freiheit“ 1952 zeigte das Museum of Modern Art eine Ausstellung mit Meisterwerken des abstrakten Expressionismus. Der Kurator der Ausstellung verwies darauf, dass hier Meisterwerke gezeigt würden, „die in totalitären Systemen wie dem Deutschland der Nazi-Zeit oder dem heutigen Sowjet-Rußland und seinen Satelliten nicht hätten entstehen geschweige denn ausgestellt werden können.“[2]

1953 wurden zwölf zeitgenössische US-amerikanische Maler und Bildhauer in Europa vorgestellt, darunter die Altmeister John Marin, Stuart Davis, Edward Hooper und der Sozialist Ben Shahn. Abstrakt-expressionistische Werke machten sogar nur ein Viertel der Ausstellung Modern Art in the United States aus der Sammlung des New Yorker Museum of Modern Art aus, die 1956 in Europa zu sehen war. Erst 1958/59er triumphierte die neueste Malerei, The New American Painting zeigte einundachzig Bilder von siebzehn abstrakt-expressionistischen Künstlern in acht westeuropäischen Metropolen und anschließend im Museum of Modern Art in New York. Die von Dorothy Canning Miller, der einflussreichen Kuratorin des MoMA, zusammengestellte Show veränderte das Bild Europas von der Kunst der USA. Ermöglicht worden war sie durch die Unterstützung der Rockefeller Foundation und das Engagement von Blanchette Ferry Rockefeller. In Rom, Basel, Amsterdam, Brüssel, Paris, Berlin und London und auf der documenta II in Kassel (1959) war die Jackson Pollock Retrospektive zu sehen, die Frank O’Hara für die 4. Biennale von São Paulo (1957) zusammengestellt hatte. In Kassel wurden außerdem die Arbeiten aller Künstler der New American Painting-Show und weiterer Amerikaner ausgestellt, insgesamt einhundertvierundvierzig Arbeiten von vierundvierzig Künstlern.

In ihrem Buch: Who paid the Piper. The CIA and the Cultural Cold War vermerkte die britische Historikerin und Journalistin Frances Stonor Saunders (* 1966), dass die CIA Jackson Pollock und andere abstrakte Expressionisten subventionierte. Dies geschah im Wege des Congress for Cultural Freedom und in Übereinstimmung mit der Förderungspolitik der Rockefeller Foundation und der Ford Foundation. Während Stalin in seinem unmittelbaren Machtbereich den sozialistischen Realismus forcierte und in Paris linke Intellektuelle wie Jean-Paul Sartre und Pablo Picasso die Kulturszene dominierten, weiters der mexikanische Muralismus um Diego Rivera und David Alfaro Siqueiros, der in der Ära der Großen Depression, des Amerikanischen Regionalismus und der New Deal Wandmalerei auf die USA ausgestrahlt hatte, ebenfalls der KP-Seite zugeneigt war, bot sich nach dem Krieg der abstrakte Expressionismus auch im zerstörten Europa als Demonstration politischer und künstlerischer Freiheit (ohne sozialkritische Botschaft) an. Welche Erschütterung die New American Painting Show hervorrief, ist auch an dem Melbourner Antipodean Manifesto einer Gruppe figurativer Maler und des marxistischen Kunsthistorikers Bernard Smith gegen die amerikanisch dominierte Abstraktion abzulesen.

Siehe auch

Literatur

  • Ausstellungskatalog: Le grand geste! Informel und abstrakter Expressionismus 1946-1964. museum kunst palast, Düsseldorf, 10. April bis 1. August 2010
  • Marcia Bystryn: Art Galleries as Gatekeepers: The Case of the Abstract Expressionists. In: Social Research, Jg. 45/1978, S. 390-408
  • Barbara Hess/Uta Grosenick (Hrsg.): Abstrakter Expressionismus, Taschen, Köln 2005 - ISBN 3-8228-2967-6
  • Lee Krasner, Elaine de Kooning u.a.: Abstrakter Expressionismus in Amerika. Ausstellungskatalog - ISBN 978-3-89422-097-6
  • Frances Stonor Saunders: Wer die Zeche zahlt... Der CIA und die Kultur im Kalten Krieg. Siedler, Berlin 2001, ISBN 978-3-88680-695-9

Einzelnachweise

  1. Barbara Hess / Uta Grosenick (Hrsg.): Abstrakter Expressionismus. Taschen, Köln 2005, S.17.
  2. Rolf Wedewer: Die Malerei des Informel. Weltverlust und Ich-Behauptung. Deutscher Kunstverlag, München, 2007, S. 30f. ISBN 3422065601