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Luxus

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Luxuriöse Behausungen...
edle Porzellanservices und...
teure Autos sind Beispiele für Luxus

Luxus (v. lat.: luxus = Verschwendung, Liederlichkeit, eigentlich „üppige Fruchtbarkeit“) bezeichnet Verhaltensweisen, Aufwendungen oder Ausstattungen, welche über das übliche Maß (den üblichen Standard) hinausgehen bzw. über das in einer Gesellschaft als notwendig oder sinnvoll erachtete Maß. Luxus fasst damit Phänomene zusammen, die für einen großen Teil der Bezugsgruppe zwar erstrebenswert sind, aber nicht erreichbar. Deshalb ist ihr Tauschwert oft erheblich, das heißt der Preis für ihren Erwerb hoch und deshalb sind Luxusgüter meist nur auf der Grundlage einer entsprechenden Ausstattung mit Macht oder Reichtum zu erwerben.

Materieller Luxus

Materieller Luxus demonstriert eine Lebensform, die sich wegen ihrer exklusiven Merkmale vom normalen gesellschaftlichen Leben abhebt, und sich oft als Erfolgs- und Statussymbol repräsentiert. Eine luxuriöse Lebensweise zeigt sich unter anderem in erlesenen Speisen und Getränken sowie in teurer Kleidung, in Schmuck, teuren Autos und exklusiven Domizilen.

Imaterieller Luxus

Die Eigenschaft der Immaterialität beschreibt etwas stofflich nicht existentes. Bezogen auf Luxus können dies Dinge wie Liebe, Gesundheit oder auch Freizeit sein. Für viele Menschen sind diese immateriellen Faktoren sogar der wahre Luxus. Sie sind in der Regel nicht zu kaufen, gehören aber zu den höchsten Gütern der Menschen.

Luxus im kulturellen und geschichtlichen Kontext

In Ethik und Religion wird Luxus als Verschwendungssucht meist verurteilt.

Was als Luxus betrachtet wird, hängt stark von kulturellen und ethischen Standards sowie der sozialen Stellung des Urteilenden und nicht zuletzt auch von der wirtschaftlichen und technischen Entwicklung ab. Gegenwärtig betont die Werbung offen und häufig den Luxus-Charakter bestimmter Produkte, zum Beispiel bei edlem Parfüm oder teuren Autos. Was Luxus ist, unterliegt somit dem sozialen Wandel.

Vor der Erfindung des Buchdrucks war der Erwerb einer (handgeschriebenen) Bibel ein Luxus, den sich nur Fürsten und reiche Bürger leisten konnten; kostete doch ein solches Werk den Gegenwert zweier Fachwerkhäuser. Moderne Produktionsverfahren haben Bibeln und Bücher überhaupt inzwischen für jeden erschwinglich gemacht. Lediglich für Christen, die in Ländern leben, in denen keine Bibeln gedruckt und auch nicht importiert werden dürfen – etwa in Saudi-Arabien – bleiben sie dennoch kaum erreichbarer Luxus.

Galt beispielsweise fließendes Wasser im Haus durch die Antike, im Mittelalter und in der Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert hinein (auf dem Lande noch länger) als Luxus, so ist heute durch die moderne Wasserversorgung eine Wasserleitung in jeder Wohnung in den Industrieländern Standard und wird nicht mehr als Luxus empfunden. Für viele arme Menschen in Entwicklungsländern jedoch stellt ein Wasserhahn in ihrer Behausung einen nach wie vor unerreichbaren Luxus dar. Ein privates Hallenbad wird allerdings auch in reichen Ländern noch als Luxus bezeichnet.

Auch der Zugriff auf immaterielle Güter – zum Beispiel durch habituellen Opernbesuch – wird als Luxus nachgefragt oder auch kritisiert.

Daher ist das Urteil, was man unter Luxus versteht, relativ – kennzeichnend ist die Verfügungsgewalt über knappe Güter sowie deren verschwenderischer und unmäßiger Gebrauch und Verbrauch. Aus dieser Verfügungsgewalt ergibt sich auch der repräsentative, soziale Unterschiede betonende Charakter des Luxus: Er signalisiert politische, finanzielle oder kulturelle Macht, deren Träger der Notwendigkeit zur Sparsamkeit enthoben sind.

Steuern und Luxusgesetze

In einer Reihe von Ländern wird der Kauf von bestimmten Produkten, die als Luxus wahrgenommen werden, mit einem erhöhten Mehrwertsteuersatz (so genannte Luxussteuer) belegt.

In der Geschichte sind eine Vielzahl von Gesetzen gegen Luxus erlassen worden. Meistens sollte der Aufwand für Kleider, Gastmähler und Begräbnisse in Schranken gehalten werden, teils aus ethischen oder handelspolitischen Gründen, teils um die Verarmung zu verhindern oder eine Abgrenzung der Stände voneinander äußerlich zu ermöglichen.[1]

Beispielsweise wurde in der römischen Republik im Jahr 215 vor Christus die Lex Oppia erlassen, die es untersagte, Purpurgewänder oder teuren Schmuck zu tragen.[2]

Weitere Beispiele für solche (Anti-)Luxusgesetze sind in vielen Kulturen und Zeiten zu finden. So regelte der Doge Gerolamo Priuli 1562, dass Gondeln in Venedig nur schwarz sein durften, um Prunksucht zu verhindern.

Volkswirtschaftliches

Werner Sombart hat, ausgehend von der frühneuzeitlichen Globalisierung durch den Fernhandel, den Handel mit den damals am meisten lohnenden Luxusgütern (unter anderem Seide, Pfeffer, Gewürzen, Kaffee, Schokolade, Rohrzucker) als besonderen Initiator des Handelskapitalismus herausgearbeitet.

Literatur

  • Norbert Elias: Über die Position des Intendanten im höfisch-aristokratischen Großhaushalt, als Beitrag zum Verständnis des höfisch-aristokratischen Wirtschaftsethos. In: ders.: Die höfische Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999.
  • Wolfgang Reitzle: Luxus schafft Wohlstand. Rowohlt. Hamburg 2003, ISBN 3-498-05762-6
  • Werner Sombart: Luxus und Kapitalismus. Duncker & Humblot, München 1922
  • Karl-Wilhelm Weeber: Luxus im Alten Rom. Die öffentliche Pracht. Primus, Darmstadt 2006, ISBN 3-89678-296-7
  • Max Liedtke (Hrsg.): Luxurierungen. Beschreibung und Analyse aufwändiger Entwicklungen in Natur und Kultur. Vehling, Graz 2004, ISBN 3-85333-106-8

Quellen

  1. Meyers Konversations-Lexikon. 1888, Stichwort "Luxus"
  2. Marion Giebel. 2006, [1]

Siehe auch