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Vallabhbhai Patel

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Vallabhbhai Jhaverbhai "Sardar" Patel an seinem 74. Geburtstag 1949
Hindi-Aussprache: "Sardar Vallabhbhai Patel"

Sardar Vallabhbhai Jhaverbhai Patel (Gujarati: વલ્લભભાઈ પટેલ; * offiziell 31. Oktober 1875[1] in Nadiād, Gujarat; † 15. Dezember 1950 in Mumbai, Maharashtra), war ein indischer Politiker und Staatsmann. Der in Nordindien weit verbreitete Familienname Patel (hindi paţel) bedeutet "Bürgermeister, Schulze", die Bezeichnung Sardar (hindi sardār, Boss, Chef) war der Beiname, den Gandhi ihm wegen seiner Führungsqualitäten beilegte. Sein Vorname "Vallabhbhai" ("Vallabha-Bruder") verweist auf die shivaitische Ausrichtung der Familie, die sich auf den Hindu-Philosophen Vallabha (1479–1531) beruft.

Leben und Werk

Herkunft, Ausbildung

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Patel um 1910

P. entstammte einer Familie kleiner ländlicher Grundbesitzer aus der Patidar-Kaste in der Nähe von Surat, Gujarat; sein Vater soll sich am Aufstand der Rani von Jhansi von 1857 gegen die Briten beteiligt haben. Obwohl es in der Familie keine ausgeprägte Bildungstradition gab, erhielt Vallabhbhai als viertes von sechs Kindern eine höhere Schulbildung und studierte anschließend, erst nach dem älteren Bruder, dem er den Vortritt ließ, Jura. 1893, im Alter von 17 Jahren, heiratet er traditionsgemäß ein Mädchen aus dem Nachbarort, Jhaverba (13 Jahre alt), die ihm zwei Kinder schenkte und bereits 1909 starb. Nach dem Tod seiner Frau - er war damals 34 Jahre alt - heiratete er nicht wieder und ging auch keine neue Beziehung ein.

Als Selfmademan seiner eigenen Karriere praktizierte er in Borsad, Bezirk Kheda, zunächst als Anwalt in Strafsachen, wo er so viel verdiente, dass er seine Ausbildung 1910-13 in England mit eigenen Mitteln fortsetzen konnte und die Zulassung zur Anwaltssozietät (Barrister) des Middle Temple erwarb; damit durfte er vor allen höheren Gerichten im britischen Reich – also auch in Indien – plädieren. [2]

Anwalt und Politiker

Nach seiner Rückkehr ließ er sich in Ahmedabad, Gujarat, nieder, wo er bald eine angesehene Stellung errang; hier begegnete er, der sich damals selbst als "abgehobenen zynischen Sarkasten" bezeichnete, 1916 dem ein wenig älteren Mahatma Gandhi (1869-1948), dessen Armuts- und Lebensideale er, der sich ganz auf den englischen Lebensstil eingestellt hatte, zunächst wenig schätzte.

Nach den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs wandelte sich Patels Einstellung: Truppen der nominell unabhängigen indischen Fürstenstaaten als auch aus Britisch-Indien hatten während der gesamten Kriegsdauer an vielen Fronten auf Seiten der Alliierten ihr Leben aufs Spiel gegesetzt, ohne dass die Kolonialmacht bei Kriegsende Elemente einer Anerkennung, z.B. in Form einer erweiterten Selbstbestimmung, tatsächlich eingeführt hätte. Als Stadtdeputierter für das Gesundheitswesen hatte sich Patel 1917-18 durch seinen Einsatz während der Pestepidemie und der Hungersnot dieser Jahre bereits Anhänger geschaffen; als Angehöriger des Parlaments von Gujarat (Lok Sabha) gewann er durch den Kheda-Satyagraha (1918) - ein Steuerboykott im Rahmen des gewaltlosen Widerstands - auch den Respekt der Landbevölkerung, indem er trotz der Repressionen der Briten Steuererleichterungen wegen der Ernteausfälle durchsetzte.

Seine Skepsis gegenüber Gandhis Weg des Swaraj, der "Selbstbestimmung" Indiens, war tiefer Sympathie gewichen. Er galt seitdem als "blinder Gefolgsmann" des Mahatma, legte die europäische Kleidung zugunsten indischer Weberware ab und folgte Gandhi fortan in alle politischen Höhen und Tiefen.

Passiver Widerstand

1922 gab P. seine Anwaltspraxis auf, um sich ganz der Politik zu widmen, was in den 1920er Jahren den politischen Kampf gegen die britische Herrschaft bedeutete. Patel schloss sich der 1885 von Hindus und Moslems gemeinsam gegründeten und geführten Kongresspartei an, dem "Indian National Congress" (INC). Auf neuerliche Pachterhöhungen in Bardoli, Gujarat, reagierte Patel 1928 mit breit organisierten Steuerboykotten, worauf die Briten mit Massenverhaftungen und Polizeigewalt antworteten. Erst eine eigens eingesetzte Kommission erkannte angesichts der herrschenden Hungersnot auf die Unrechtmäßigkeit der Pachtanhebung, und Patel erhielt von Gandhi in Anerkennung seines Organisationstalents, Durchsetzungsvermögens und Fundraising-Talents den Ehrentitel sardār, "Boss", der ihn durchaus zutreffend kennzeichnete und den er bis zum Lebensende beibehielt.

Patel nahm auch am Salzmarsch von 1930 teil, als Gandhi zum Boykott des Salzmonopols der Regierung aufrief. Nach dem Scheitern der Round Table Konferenz von 1931 bezog Patel nach Gandhis Verhaftung mit diesem eine gemeinsame Zelle im Yerwada-Gefängnis bei Pune[3](1932-33/34). Das gemeinsame Hafterlebnis begründete eine mehr als 15jährige enge persönliche und politische Freundschaft; Patel war fortan Gandhis Vertrauens- und Verbindungsmann in die Kongresspartei (Indian National Congress, INC), der Gandhi zeitweise ja gar nicht angehörte.[4] Von der Wohnung seines Sohnes in Mumbai (Bombay) aus organisierte er fortan - fast bis ans Lebensende - die Finanzierung und Kandidatenaufstellung der Partei. Dabei geriet er oft mit dem Präsidenten des INC und späteren Erziehungsminister, dem Muslim Maulana Azad, aneinander.[5]

Parteichef des INC

Als sich der INC 1935 im Rahmen des Government of India Acts zu einer Zusammenarbeit mit der Regierung auf Provinzebene entschloss, war es Patel, der den Vorsitz in dem Parteigremium übernahm, das die Arbeit der Kongressminister in den Provinzen auf der nationalen Ebene koordinierte. Unter seiner Führung gewann der INC bei den Provinzialwahlen von 1937 sieben von elf Provinzen. Patel, der bisher kaum über das heimatliche Gujarat hinausgekommen war, erhielt nun einen Einblick in die persönlichen und politischen Verhältnisse von Gesamt-Britisch-Indien.

In den annähernd 600 indischen Fürstenstaaten, die immerhin 40% der Landfläche und etwa 30% der Bevölkerung ausmachten, hielt sich der Kongress nach Gandhis Anweisung mit seiner Arbeit und Agitation zurück. Dennoch wurde Patel auch hier bald mit den handelnden Personen und den Verhältnissen vertraut, ein Umstand, der ihm bei der überraschenden Übergabe des Landes und dem Einigungsprozess nach Kriegsende sehr zustatten kam. Die bedeutenderen unter ihnen – Hyderabad, Mysore und Baroda – hatten den Umfang europäischer Mittelstaaten, ihre Herrscher galten (mit Einschränkungen) als treue Gefolgsleute der Briten.

Die INC-Mitglieder Maulana Azad, Kripalani, Patel und Bose auf dem Bahnhof von Wardha, um 1939

Die Quit-India-Bewegung, Inhaftierung

Auf den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 reagierte der Kongress mit Aktionen des zivilen Ungehorsams und der Quit India-Bewegung. Die britische Regierung, die nun von dem unnachgiebigen konservativen Premierminister Winston Churchill geleitet wurde, reagierte mit Verhaftungen und dem Ausnahmezustand. Patel wurde, wie fast alle Kongresspolitiker, inhaftiert (1940-41, 1942-45).

Gandhi, Patel und Maulana Azad, Sept. 1940

Angesichts der Lähmung der wichtigsten politischen Partei Indiens, des INC, war die Stunde der bis dahin nahezu unbedeutenden Muslimliga gekommen, die – 1906 gegründet - unter ihrem Führer Ali Jinnah sofort das Vakuum ausfüllte und in den Provinzen Britisch-Indiens die für Inder zugänglichen Schaltstellen von Verwaltung und Politik besetzte. Während die Kongresspartei jedoch von Anfang an als Partei aller Inder gleich welcher Religionszugehörigkeit gegründet worden war und sich in ihren Reihen - auch an prominenter Stelle - Sikhs, Muslime, Christen und Jainas befanden, verstand sich die Muslimliga als Klientelbewegung der Muslime, die die Ängste der muslimischen Diaspora vertrat, die über ganz Indien verstreut war. Deren Furcht vor Überfremdung und Marginalisierung bot den Briten mehrfach die politische Handhabe, den Widerstand des Kongresses zu konterkarieren.

Der Bedeutungsverlust der Kongresspartei durch die Verhaftung seiner Anführer und der Imagegewinn der Muslimliga erwies sich bei Kriegsende als fatal. Die Abspaltung von zwei Landesteilen - das von der Muslimliga propagierte Pakistan sowie Ostpakistan, das spätere Bangladesh) - als Heimstätten aller Muslime stand bereits außer Frage, es ging nur noch um die Organisation des "indischen Indien".

Mitglied der Interimsregierung

So wurde Patel im September 1946 Mitglied der Interimsregierung unter Führung Nehrus, die unter Aufsicht des Generalgouverneurs Mountbatten die Unabhängigkeit der jeweiligen Nachfolgestaaten, Pakistan und Indien, vorbereiten sollte.

Abdul Ghafar Khan, Nehru und "Sardar" Patel (in der Rikscha) 1946

Organisator der indischen Einheit

Als Hauptverantwortlicher für die Verhandlungen, die schließlich den Zusammenschluss von 562 indischen Staaten in 26 administrativen Einheiten herbeiführten und 80 Mio. Menschen betrafen - etwas mehr als ein Viertel der indischen Bevölkerung -, bewältigte Patel diese herkulische Aufgabe mit maßgeblicher Unterstützung seines Mitarbeiters, dem Angehörigen des für seine Effektivität berühmten Indian Civil Service (I.C.S.), dem Keralesen V.P. Menon, innerhalb von nur drei Wochen [!]. Menon brachte aus den erfolglosen Verhandlungen der 1930er Jahre um eine Verfassungsreform eine intime Kenntnis der indischen Fürstenstaaten mit und schlug Patel als Konsequenz daraus ein einfach zu handhabendes Beitrittsformular vor; sein Vorschlag erwies sich in Verbindung mit Patels und Menons persönlichem Einsatz als Schlüssel zum raschen Erfolg.[6] Die gefürchtete "Balkanisierung" Indiens war abgewendet, wenn auch um den Preis einer "Vivisektion" (Gandhi) in die Bestandteile Pakistan und Indien.

Die Unruhen von 1947, Mord an Gandhi

Als es anlässlich der Staatsteilung zu Gewaltausbrüchen auf beiden Seiten kam, gelang es Patel als Home Minister trotz seiner Aufforderung an die Kolonialmacht, härtere Maßnahmen bis hin zur Verhängung des Kriegsrechts zu ergreifen, ebenso wenig wie den Briten selbst, die Exzesse der Teilung zu verhindern. Die Unruhen in Delhi, die zu Gewalttaten und Morden führten, konnte er ebenso wenig verhindern wie den anschließenden Mord an Gandhi in Delhi durch Hindu-Nationalisten (30.1.1948); Gandhi selbst hatte allerdings kurz zuvor einen verstärkten Personenschutz strikt abgelehnt. Die Verantwortlichkeit der Hindu-Nationalisten des Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) für den Mord lehnte er ab und verurteilte die Verbannung der Organisation aus dem politischen Leben.

In den folgenden beiden Jahre gelang es Patel durch rasches, teilweise auch rücksichtsloses oder diplomatisch abwägendes Vorgehen, die heterogenen historischen Staaten Indiens in sprachlich gegliederte Gebilde umzuformen, die in einen nationalen Einheitsstaat mündeten. Nur in Junagadh und Hyderabad kam es zu Polizeiaktionen, der friedliche Anschluss von Kaschmir misslang. Die Bildung lebensfähiger Einheiten innerhalb eines so kurzen Zeitraums bildet den Höhepunkt von Patels politischer Karriere. Demgegenüber erwiesen sich auch die Autonomiebestrebungen der südindischen, tamilischen Nationalisten, die bis in die 1950er Jahre virulent blieben, als nicht durchführbar, und trotz zahlreicher späterer regionaler Umgestaltungen erwies sich die Einteilung des Sardar von 1947 immer noch als großer Wurf. Der Einteilung der indischen Staaten nach sprachlichen Kriterien, wie sie später realisiert wurde, stand Patel kritisch gegenüber; als Protagonist einer starken Zentralregierung förderte er Hindi als Nationalsprache.

Innenminister, Verfassung

Auf Drängen Gandhis verzichtete Patel auf den Posten des Premierministers und machte den Weg frei für Jawaharlal Nehru, unter dem er als Innenminister tätig war. Er befasste sich mit der Integration der Flüchtlinge aus dem muslimisch gewordenen Pakistan (heute: Pakistan und Bangladesh) und baute den öffentlichen Dienst nach dem Weggang der britischen Kolonialherren neu auf.

Patel übte auf die Verfassung Indiens, die am 26.11.1949 verabschiedet wurde[7] in mehreren, für ihn charakteristischen Punkten Änderungen hinzu:

  • Art.356 erlaubte der Zentralregierung im Notfall Zugriffsrechte auf die Einzelstaaten;
  • die enteigneten Grundbesitzer erhielten Anspruch auf eine angemessene Entschädigung;
  • die depossedierten Fürsten erhielten eine Rente zum Ausgleich für ihre verlorenen Herrschaftsgebiete;
  • der ehemalige britische Indian Civil Service, nun als Indian Administrative Service umgegründet, blieb in die Verwaltung integriert;
  • das (verhängnisvolle) Prinzip der getrennten Wahllisten für Hindus, Muslime und Sikhs, das in Britisch-Indien seit der Einführung zum Sprengsatz der nationalen Einheit geworden war, wurde aufgehoben.

Gegen die Kommunisten in Indien bezog Patel mehrfach Stellung. Religiösen Gruppierungen gegenüber trat er als überzeugter Vertreter des säkularen Staats auf, den Muslimen gegenüber zeigte er als konservativer Hindu jedoch bisweilen eine patronalistische Haltung.

Neben seinen umfangreichen Verwaltungsaufgaben kontrollierte Patel ebenso routiniert wie effektiv den Parteiapparat des INC. Seine Erfahrungen im Umgang mit der Organisation, dem politischem Alltag und dem Wahlkampf der Partei waren für die politisch Führenden der Zeit – Gandhi ebenso wie nach ihm Nehru – von unschätzbarem Wert. Anders als seinen ungleich populäreren Kollegen mangelte es ihm jedoch Volkstümlichkeit. Dagegen gelang es Nehru erst nach Patels Tod, der Partei sein eigenes Gepräge aufzudrücken.

Patel um 1940

Nehru und Patel

Der Realitätssinn des Sardar hinderte ihn daran, Nehrus Außenpolitik des Dritten Weges" und seine staatlich gelenkten Wirtschaftspolitik in Nachahmung der Sowjetunion zu unterstützen, auch dem Nachbarland China gegenüber blieb er skeptisch: er verurteilte den Einmarsch in Tibet ebenso wie den Angriff Koreas auf Südkorea und befürwortete einen näheren Anschluss an die U.S.A. und den Commonwealth Dennoch blieb er aus Pflichtgefühl dem "Pandit" gegenüber stets loyal. Aufgrund seiner marktwirtschaftlichen Einstellung hatte Patel stets die Unterstützung der Unternehmerschaft; als überzeugter Hindu gehörte er innerhalb der Partei zum konservativen Lager. Zwar drohte Patel (ebenso wie Nehru) mehrfach mit Rücktritt, aber anders als sein Parteifreund und Kollege, der letzte Generalgouverneur Indiens, C. Rajagopalachari, gründete der zurückhaltende Sardar nie eine eigene Partei außerhalb des Kongresses (Swatantra-Partei), um seine abweichenden Vorstellungen durchzusetzen. Solange Gandhi noch lebte, blieben im Triumvirat[8] ("Drei-Männer-Herrschaft") GAndhi/Nehru/Patel die Machtgewichte ausgewogen, nach Gandhis Tod verschoben sie sich in einem "Duumvirat" ("Zwei-Männer-Herrschaft") zunehmend zugunsten des Jüngeren, vor allem nach Patels erster Herzattacke im März 1948.

Krankheit und Tod

Nach einem zweiten Herzanfall im November starb Patel am 15.12.1950. Er hinterließ einen Sohn, Dahyabhai, und eine Tochter, Maniben (1904-1988)[9]. Maniben blieb unverheiratet, wurde persönliche Assistentin ihres verwitweten Vaters und versorgte ihn im Alter. Während sein Familiensinn (bis hin zur Vernachlässigung)[10] schwach ausgeprägt war - darin Helmut Kohl nicht unähnlich -, verbanden ihn lebenslang enge Kontakte mit seinen Parteikameraden und den Freunden aus der business community von Ahmedabad und Mumbai/Bombay. Persönlich anspruchslos, hinterließ er seinen Erben kein nennenswertes Vermögen.

Bewertung

Patel blieb bei aller Durchsetzungsfähigkeit persönlich stets freundlich, trat bescheiden und höflich auf und verstand es, den Gegenüber in die Entscheidungen mit einzubeziehen. Seine ausgeprägte Menschenkenntnis machte vor Parteischranken nicht halt und war oft - wie im Fall Menons, dem Gandhi und Nehru wegen seiner Zugehörigkeit zum britischen Indian Civil Service instinktiv misstrauten - der Schlüssel zu seinen Erfolgen.

Anders als der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898), mit dem er oft verglichen wird, ging Patel trotz seines "eisernen Willens" und seiner "Nerven aus Stahl" (Brass) nie zynisch zu Werk; als enger Vertrauter und Mitarbeiter Gandhis hatte er sich dessen ethische Einstellung zu eigen gemacht. Im Vergleich zum "eisernen Kanzler" mangelte es ihm auch an außenpolitischem Interesse und an einem Gesamtkonzept der Politik; sein Hauptaugenmerk galt der Schaffung eines wirtschaftlich und politisch starken, unabhängigen Indien.

Zitate

  • "Während das Verhandlungskomitee der Fürsten mit dem Vertrag beschäftigt war, gelang es der Hindustan Times, eine Kopie zu bekommen und zu veröffentlichen. Als ich Sardar [Patel] am Morgen sah, meinte er: "Menon, jetzt, wo schon die Hindustan Times ein Exemplar hat, könnte ich doch auch einmal eine Kopie sehen?" Da ich ihm zweimal täglich über die Vorgänge des Tages Bericht erstattete, war ich ziemlich verwirrt. Er lächelte und meinte, es sei nur ein Spaß gewesen. Der Sardar [Patel] hatte sich nämlich den Sinn für Humor bewahrt, was bei einem Mann seiner Position und Verantwortung hoch anzuschlagen ist." Menon, Integration S.111
  • "Tief in seinem Herzen ein höflicher, freundlicher Mann"; Lord Mountbatten
  • "Sein ausgeprägter Sinn für süffisanten Humor war zeitlebens sein Kennzeichen"; Paul R. Brass
  • "The iron man of India"

Einzelnachweise

  1. Das genaue Geburtsdatum ist unbekannt, offiziell ist es der 31.10.1875. Tatsächlich kam Patel zwischen Oktober 1875 und Mai 1876 auf die Welt; Brass in DNB, S.1.
  2. Außer Patel waren noch viele andere Protagonisten der indisch-pakistanischen Unabhängigkeitsbewegung Mitglieder des Londoner Anwaltsstands, so dass sich mit einer gewissen Berechtigung sagen lässt, "Indien [sei] durch britische Anwälte befreit" worden (Th. Kohl): Gandhi (1869-1948) legte sein barristers degree im Jahr 1891 ab, Nehru (1889-1964) im Jahr 1912 (beide im Inner Temple), Jinnah 1896 im Lincoln's Inn; http://www.barcouncil.org.uk/about/innsofcourt/b-theinnertemple.
  3. http://en.wikipedia.org/wiki/Yerwada#Yerwada_Jail
  4. Zum Indien der Zwischenkriegszeit siehe Dietmar Rothermund: Die politische Willensbildung in Indien 1900-1960.Wiesbaden : Harrassowitz 1965. Ders.: Gandhi und Nehru. Zwei Gesichter Indiens. Stuttgart : Urban 2010.
  5. Ross, DNB S.2
  6. Dietman Rothermund: Delhi, 15. August 1947. Das Ende kolonialer Herrschaft. (20 Tage im 20. Jahrhundert. München : dtv 1996. S.17 ff.
  7. http://www.advocatekhoj.com/library/bareacts/constitutionofindia/index.php?Title=ConstitutionofIndia,1949
  8. Brass, DNB S.3
  9. http://en.wikipedia.org/wiki/Manibehn_Patel
  10. Brass in DNB, S.1

Werke

  • Pran Nath Chopra (Hg.): The Collected Works of Sardar Vallabhbhai Patel. 15 Bde. Delhi : Konark 1990-99.
  • Durga Das (Hg.): Sardar Patel's Correspondence 1945-50. 10 Bde. Ahmedabad : Navajivan 1971-74.

Literatur

  • Paul R. Brass: Patel, Vallabhbhai Jhaverbhai. In: Dict. of Nat. Biography (DNB) Bd.43 (2004), S.1-4.
  • Rajmohan Gandhi: Patel. A Life. 2.Aufl. Ahmedabad : Navajivan 1992.
  • Ravindra Kumar: Life and Work of Sardar Vallabhbhai Patel. New Delhi : Atlantic 1991.
  • B.[hupinder] K.[umar] Ahluwalia. Shashi Ahluwalia: Sardar Patel - Rebel and Ruler. New Delhi : Akbe 1981.
  • Parshotam Mehra: A Dictionary of Modern Indian History 1707-1947. Delhi. Bombay. Calcutta u.a. : OUP 1985.
  • D.[attatraya] V.[ishwanath] Tahmankar: Sardar Patel. London : Allen & Unwin 1970.
  • Kewal L. Panjabi: The Indomitable Sardar. 4. Aufl. Bombay : Bharatiya Vidya Bhavan 1977
  • V.P. Menon: The Story of the Integration of the Indian States. London. New York. Toronto : Longmans 1956.
  • V.P. Menon: The Transfer of Power in India. Bombay. Calcutta. Delhi : Orient Longmans 1957.

Webseiten