George Armstrong Custer
George Armstrong Custer (* 5. Dezember 1839 in New Rumley, Ohio; † 25. Juni 1876 in Montana) war ein Kavalleriegeneral während des amerikanischen Bürgerkriegs und des Indianerkriegs. Er wurde vor allem durch seine Niederlage und seinen Tod in der Schlacht am Little Bighorn River bekannt.
Leben
George Armstrong Custer wurde am 5. Dezember 1839 in New Rumley, Ohio, geboren. Sein Urgroßvater soll als hessischer Söldner im Unabhängigkeitskrieg nach Amerika gekommen sein und noch den Namen "Küster" getragen haben Vorlage:Lit1.
Custer trat 1857 in die Militärakademie West Point (New York) ein, wo er durch zahlreiche Eskapaden auffiel und wegen Mangel an Disziplin am 24.06.1861 als letzter seines Jahrganges graduierte. Danach kam er als Leutnant zum 2. US-Kavallerieregiment, wo er den Ruf eines "Enfant Terrible" erwarb, formalmilitärisch unbequem und wenig anpassungsfähig, auf dem Schlachtfeld aber immer tapfer, kühn und entschlossen. Ende 1861 musste er wegen Krankheit die Armee verlassen, kehrte aber im Februar 1862 zurück und wurde zur 5. US-Kavallerie beordert. Am 15.06. des Jahres wurde er zum Hauptmann befördert und Aide de Camp im Stab von George Brinton McClellan. Auch als Mitglied des Stabes blieb er unkonventionell, wie in der Begebenheit, da der Stab grübelnd an einem Flussufer stand und sich die Frage stellte, wie tief das Wasser wohl sei und wie man hinüberkommen sollte. Custer gallopierte geradewegs in den Fluss, blieb in der Mitte stehen und rief:"So tief ist es, General !!"
Custer war bei fast allen wichtigen Schlachten des Krieges dabei und nahm dabei wenig Rücksicht auf sich und andere. Eine Haltung, die in der Unionskavallerie sehr selten war, aber dringend gebraucht wurde, um die Dominanz der könföderierten Kavallerie allmählich zurückzudrängen. Als Mitglied des Stabes von General Pleasonton war Custer Teilnehmer an der größten Reiterschlacht des Bürgerkrieges bei Brandy Station. Für die Verdienste in jener Schlacht wurde Custer am 23.06.1863 in den Rang eines Brigadegenerals der Freiwilligen erhoben und zum Kommandeur einer Kavalleriebrigade aus Michigan befördert, die Custer in die Schlacht von Gettysburg führte. Hier war er maßgeblich am Erfolg beteiligt, die Südstaatenkavallerie unter J.E.B. Stuart in Schach zu halten.
Danach wurde er zum Kommandeur der 1.Brigade der 1. Kavalleriedivision, später zum Kommandanten der 3. Kavalleriedivison ernannt. In dieser Position erhielt er kurz vor Ende des Krieges den Brevet-Rang eines Generalmajors, mit 25 Jahren der jüngste in der Geschichte der US-Armee. In der regulären Armee hatte er inzwischen den Rang eines Majors erhalten.
Custer musterte als Brevet-Generalmajor bei Kriegsende ab und erhielt von Benito Juarez aus Mexiko das Angebot, als Oberkommandierender der mexikanischen Kavallerie die Neuorganisation der Reiterregimenter zu übernehmen und sie in der Revolution gegen Kaiser Maximilian zu führen. Die US-Regierung untersagte ihm die Annahme und stellte ihn stattdessen im Rang eines Oberstleutnants wieder ein. Hierbei muss noch einmal darauf verwiesen werden, dass Custer völlig zu Recht den Titel "General" führte, da ihm dieser Brevet-Rang nie abgesprochen wurde.
Die Armeeführung beorderte ihn nach Fort Riley/Kansas, um die Neuorganisation der 7.Kavallerie zu unterstützen, als Stellverter von Colonel Andrew Jackson Smith. Am 26.03.1867 wurde Custer mit 4 Kompanien der - bei weitem noch nicht befriedigend einsatzfähigen - 7.Kavallerie dem Befehl des Generalmajors Winfield Scott Hancock für eine Expedition ins Land der Sioux und Cheyenne unterstellt. Im Verlauf dieser für die Armeeführung völlig unbefriedigenden Aktion, kam es zu Vorfällen denen Custer sich in Fort Leavenworth/Kansas stellen sollte. Deshalb wurde er am 15.07.1867 nach ebendort beordert. Er begab sich jedoch nicht gleich dort hin, sondern suchte erst seine Frau Elisabeth (Libby) in Fort Riley auf, nachdem er vom Ausbruch der Cholera dort erfahren hatte. Als er dann in Fort Leavenworth ankam, wurde er wegen fortgesetzter Disziplinlosigkeit sofort unter Arrest gestellt. Nach Abschluss der Ermittlungen wurde am 16.09.1867 ein Militärgerichtsverfahren gegen ihn eröffnet. Custer wurde ohne Sold für 12 Monate suspendiert.
Überzeugt davon, dass er zum Sündenbock einer missglückten Kampagne gemacht wurde, wurde er schließlich auf Betreiben seines alten Freundes, General Philip Henry Sheridan, in den Dienst zurückgeholt. 1868 rehabilitierte sich Custer in den Augen der Öffentlichkeit, als er während des Winterfeldzuges gegen feindliche Indianer ein Dorf der Cheyenne unter Black Kettle an den Ufern des Washita-Flusses im Morgengrauen angriff und zerstörte. Dies sollte der einzige Sieg Custers im Kampf gegen die Indianer bleiben.
1873 wurde er in die nördlichen Plains geschickt, wo er einige Scharmützel gegen Sioux im Gebiet des Yellowstone führte. 1874 führte er eine 1200 Mann starke Expedition in die Black Hills, die heiligen Berge der Indianer, deren Besitz ihnen sechs Jahre zuvor noch von der Regierung der Vereinigten Staaten garantiert worden war.
1876 wurde eine große Expedition in Marsch gesetzt, um die feindlichen Indianer zurück in ihre Reservationen zu treiben oder, wenn sie sich weigerten, zu vernichten. Custer sollte einen Teil der Expedition führen, gemeinsam mit Colonel John Gibbon und General George Crook. Allerdings wurde Custer kurz zuvor aufgrund von Differenzen mit Präsident Grant von seinem Kommando entbunden und durch General Alfred Terry ersetzt. Grant wurde allerdings gezwungen, seine Entscheidung zu revidieren und so verließ Custer seinen Stützpunkt, um sich, laut Plan, mit den Kolonnen von Gibbon und Crook zu treffen und die Indianer in einem Umfassungsangriff von drei Seiten anzugreifen und zu vernichten.
Custer allerdings missachtete den Befehl seines Vorgesetzten, General Terry, und wartete nicht auf unterstützende Infanterieverbände, sondern griff am 25. Juli 1876 das Lager der Indianer, die von den Häuptlingen Sitting Bull, Gall, Two Moon, Crazy Horse und Big Foot angeführt wurden, am Ufer des Little Big Horn an. Custer teilte seine Truppe in drei Kolonnen auf, die von Captain Benteen, Major Reno und ihm selbst befehligt wurden, um das Lager von mehreren Seiten anzugreifen. Tausende Indianer aber trieben seine Truppen zurück und zwangen Custer, auf einem Hügel in Stellung zu gehen, wo er und seine Männer von den Indianern bis zum letzten Mann getötet wurden. Die Kolonnen Renos und Benteens konnten aushalten, bis Verstärkung eintraf, die jedoch nur noch die Leichen Custers und seiner Truppe bergen konnte.
Custers Leiche wurde nach dem Eintreffen der Hauptarmee geborgen und am 10. Oktober 1877 ehrenvoll in der Militärakademie in West Point beigesetzt.
Seine Frau Elizabeth, die die Feldzüge ihres Mannes oft begleitet hatte, schrieb mehrere Bücher über ihren Mann. Auch Custer selbst schrieb ein Buch über den Indianerkrieg. Er war jemand, der es gut verstand, die Öffentlichkeit um sich zu scharen. In seinem Lager hatte er immer Reporter bei sich. Bis ins 20. Jahrhundert hinein genoss er einen guten Ruf, der seinen Höhepunkt erreichte mit dem amerikanischen Kriegspropagandafilm "They Died With Their Boots On" von 1941 (dts.: "Sein letztes Kommando", 1950) mit dem populären australischen Schauspieler Errol Flynn in der Titelrolle.
Seit den 1960er Jahren setzte allerdings das Nachdenken über die Behandlung der Indianer ein, und infolge dessen wurde Custer in späteren Filmen eher als ein blutrünstiger Kriegshetzer dargestellt, zum Beispiel im Film Little Big Man. Ebenfalls als grausamer Despot wird er in der TV-Serie "Dr. Quinn - Ärztin aus Leidenschaft" dargestellt, hier von Jason Leland Adams.
Custers Bruder Tom Custer (* 1845, † 1876) begleitete Custer in seinen Feldzügen und war sein enger Stabsoffizier. Er starb ebenfalls in der Schlacht von Little Big Horn.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Custer, George Armstrong |
KURZBESCHREIBUNG | Kavalleriegeneral während des amerikanischen Bürgerkriegs und des Indianerkriegs |
GEBURTSDATUM | 5. Dezember 1839 |
GEBURTSORT | New Rumley, Ohio |
STERBEDATUM | 25. Juni 1876 |
STERBEORT | Montana |
Literatur
- Dietmar Kügler: Die US-Kavallerie. Legende und Wirklichkeit einer militärischen Eliteeinheit. 1.Auflage, Motorbuch Verlag 1979, ISBN 3-87943-626-6.