Zum Inhalt springen

Moderne

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. März 2004 um 00:42 Uhr durch Ludwigmvdr (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Die Moderne bezeichnet die Epoche, die im 19. Jahrhundert mit den revolutionären Werken der Suprematisten und Avantgardisten in Europa, zunächst in der Malerei, Bildhauerei und mit Theateraufführungen begann und deren Ende in (zunächst West-) Europa durch das verheerende, reaktionäre Wirken (vgl. entartete Kunst) der Nationalsozialisten erzwungen wurde. Viele der verfolgten Protagonisten flohen zunächst nach Frankreich, später in die Vereinigten Staaten und Israel, wo die weitaus meissten architektonischen (spät-) Werke der Moderne entstanden. "Die Moderne" kehrte nie wieder nach Europa zurück. Sie ist geboren aus den vorangegangenen, gesellschaftlichen Umbrüchen durch die Aufklärung und der "Entdeckung" des Menschen als Individuum.

Gelegentlich wird die Moderne auch als eine Art Endstadium einer Entwicklung bezeichnet, für das es folglich keine Überwindung mehr gibt.

Epochengeschichtliche Betrachtung

Der Beginn der Moderne wird häufig auf die Französische Revolution gelegt. So sieht der US-amerikanische Soziologe Daniel Bell den Hereinbruch der Moderne mit dem Jahr 1789. Andere sehen eher einen Prozess der Entstehung der Moderne, der sich allmählich nach 1789 im 19. Jahrhundert vollzieht.

Als wesentliche Elemente der Moderne werden angesehen:

Man muss sich zum Verständnis der Moderne deutlich machen, dass alle diese Elemente, die vielen von uns heute als selbstverständlich erscheinen, keineswegs immer und überall vorherrschende Überzeugungen waren und sind. Epochen lassen sich am besten dadurch kennzeichnen, was die Menschen dieser Epoche ohne Nachfragen als selbstverständliche "Wahrheiten" und Grundüberzeugungen akzeptieren. Diese Selbstverständlichkeiten ändern sich im Laufe der Zeit. Zu den Änderungen von Selbstverständlichkeiten siehe z. B. die Paradigmen-Theorie von Thomas S. Kuhn.

Neben der zeitlichen Dimension sollte auch die räumliche Begrenzung der Moderne betrachtet werden. Auch wenn moderne Einflüsse heute auf alle Kulturen festzustellen sind, so ist das beispielweise in Asien vorherrschende zirkulare Denken dem linearen Denken des westlichen Fortschrittsglaubens deutlich entgegengesetzt.

Den kulturellen Höhepunkt erreicht die Moderne in Europa und Nordamerika in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Besonders das deutsche Bauhaus hat sich als kulturelle Keimzelle der Moderne hervorgetan. Während in Russland die Bolschewiki und in Italien die Faschisten wenigstens in Kunst und Architektur mit der Moderne übereinstimmten, haben die deutschen Nationalsozialisten die Moderne zum Teil als "entartet" bekämpft. Auch Stalin war kein Anhänger der Moderne; seine Präferenzen in Kunst und Architektur lagen beim sozialistischen Realismus. Doch auch in anderen europäischen Ländern und in den USA stand die internationale Moderne im Gegensatz zu dem wiedererweckten Nationalismus und vielen fundamentalistischen Tendenzen.

Zitat

  • Was wir Moderne nennen - also die Zeit zwischen der europäischen Aufklärung und dem Ersten Weltkrieg - hat uns mit idealistischen Zumutungen überlastet und mit humanistischen Idealen geködert. Deshalb haben wir heute eine ambivalente Einstellung zur Moderne: sie ist Utopie und Alptraum zugleich. Deshalb fällt es uns so schwer, souverän in eine neue Zeit einzutreten. Wir haben ein Entwöhnungstrauma der beendeten Moderne.