Zum Inhalt springen

Editha Klipstein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. März 2004 um 00:36 Uhr durch Nikola Herweg (Diskussion | Beiträge) (('''Essays''')). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Editha Klipstein, um 1945.jpg
Editha Klipstein, um 1945

Editha Klipstein (* 13. November 1880 in Kiel, † 27. Mai 1953 in Laubach), hatte als deutsche Schriftstellerin und Journalistin in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einige literarische Erfolge, ist heute jedoch nahezu vergessen.

Ihr bekanntester Roman, der gleichzeitig ihr literarisches Debüt darstellte, ist die 1935 erschienene Anna Linde. Ebenfalls erwähnenswert sind der Roman Der Zuschauer (1942), die Essaysammlung Gestern und Heute (1948) und die Novelle Das Hotel in Kastilien (1951). Klipstein war Mitglied des P.E.N.-Clubs.

Heute ist Klipstein insbesondere als scharfsinnige und wortgewandte Zeitzeugin interessant. Neben Romanen, Novellen und Essays hinterließ sie unzählige autobiographische Aufzeichnungen, die erst in den letzten Jahren der Öffentlichkeit zugänglich wurden und neben dem detaillierten Bild einer geschichtsträchtigen Zeit auch das Leben einer Künstlerin mit allen Freuden und Nöten, Freiheiten und Zwängen widerspiegeln. Klipstein war mit dem Mahler Felix Klipstein verheiratet und pflegte rege Kontakte zu bedeutenden Künstlern ihrer Zeit, z.B. Stefan George, Friedrich Gundolf, Lovis Corinth, Rainer Maria Rilke, Käthe Kollwitz, Le Corbusier, Regina Ullmann und vielen mehr.

Leben

Am 13. November 1880 wird Anna Dorothea Editha Klipstein als zweite von drei Töchtern des Gräzisten Friedrich W. Blaß und seiner Ehefrau Anna Blaß, geb. Schulz, in Kiel geboren. 1892 zieht die Familie nach Halle. Durch die Stellung des Vaters - er ist einer der führenden Gräzisten - kommen Editha und ihre Schwestern bereits früh mit internationalen Gelehrten in Kontakt und unternehmen mit dem Vater weite Reisen. Auf einer 1899 unternommenen Reise nach England entsteht als erstes erhaltenes literarisches Zeugnis Klipsteins ein England-Reisetagebuch.

Noch liegt das Interesse Klipsteins, noch Blaß, jedoch in der Malerei. Bereits als Jugendliche erhält sie Zeichenunterricht, 1901 geht sie nach Berlin, um dort zunächst bei ihrem Tante Sabine Lepsius Malerei zu studieren, später die Malklasse von Lovis Corinth zu besuchen.
Im Salon ihrer Tante macht sie während der sogenannten "Stephan-George-Abende" Bekanntschaft mit Stefan George, Friedrich Gundolf, Karl Wolfskehl, Gertrud Kantorowicz und anderen Mitgliedern des George-Kreises.
1905 geht Editha mit nach Paris, wo sie ihr Studium bei dem Mahler Claudio Castelucho fortsetzt. Die folgenden Jahre sind von Reisen geprägt, bei denen sie ihre Leidenschaft für Spanien entdeckt.

1908 lernt sie in Madrid ihren zukünftigen Mann, den Maler Felix Klipstein, kennen. Am 17. März 1909 heiratet Editha Blaß Felix Klipstein in Halle. Das Paar geht zunächst nach Segovia, zieht jedoch bereits Ende 1909 in Felix Klipsteins Heimatstadt Laubach. Editha Klipstein wird die Zeit in Spanien stets als die schönste Zeit ihres Lebens beschreiben, während sie sich mit Laubach nur schwer abfinden kann.

Nach der Heirat wendet sich Klipstein zusehends von der Malerei ab und der feuilletonistischen Schriftstellerei zu. 1914 kommt der Sohn Christian als einziges Kind der Klipsteins zur Welt. Im gleichen Jahr beginnt der Erste Weltkrieg. Klipstein beschreibt in ihren Tagebüchern neben den politischen Entwicklungen vor allem auch den Kriegsalltag. Trotz des Krieges unternimmt sie etliche Reisen. 1915 lernt sie in München den Dichter Rainer Maria Rilke kennen.

1918 kommt es in Folge einer "melange a trois" mit ihrer Freundin Ilse Erdmann zu einer Ehekrise, Klipstein verbringt einige Monate bei Freunden in Worms. Hier entstehen vermutlich erste Arbeiten zu den Romanen Anna Linde und Der Zuschauer. 1924 kommt es zum Freitod Ilse Erdmanns. 1931 erscheint Klipsteins Artikel Begegnung mit Rilke in der Neuen Schweizer Rundschau. Es folgen weitere feuilletonistische Veröffentlichungen.
Den Sommer 1935 verbringt Klipstein bei ihrer Freundin Gertrud Kantorowicz in der Schweiz, wo sie mit jüdischen Exilantenkreisen zusammentrifft. Hier stellt sie ihren Roman Anna Linde fertig. Im Oktober erscheint Anna Linde im Henry Goverts Verlag in Hamburg. Der Erfolg ihres Debüts führt zu neuen Eheproblemen. Nach Felix Klipsteins Tod 1941 beginnt Klipsteins literarisch produktivste Zeit. 1942 erscheint Der Zuschauer, 1947 Die Bekanntschaft mit dem Tode, 1948 die Essaysammlung Gestern und Heute. 1949 wird Editha Klipstein in den P.E.N.-Club aufgenommen. 1951 erscheint die Novelle Das Hotel in Kastilien im renommierten Suhrkamp Verlag. Ein wirtschaftliche Erfolg bleibt jedoch aus.

1952 erkrankt Klipstein an Krebs. Am 27. Mai 1953 stirbt sie in Laubach.

Werke

Essays

Die Essays Editha Klipsteins machen einen Großteil ihres Œuvres aus. Sie schreibt für die Feuilletons verschiedener Zeitungen und Zeitschriften, insbesondere das der Frankfurter Zeitung, und ist als Autorin offensichtlich begehrt. Einige der in den 30er und 40er Jahren entstandenen Essays fasst Editha Klipstein später in dem Band Gestern und Heute (1948) zusammen.

Gestern und Heute

Gesammelte Essays. Schloss Laupheim: Ulrich Steiner Verlag, 1948.

Der Titel weist bereits auf das zentrale Thema der Texte hin: es geht um Erinnerungen, insbesondere Erinnerungen an ihre Zeit in Spanien. Daneben finden sich kulturhistorische Essays zu weltanschaulichen und ästhetischen Fragen sowie zu Vertretern und Werken der Weltliteratur – zum Beispiel dem Schriftsteller Marcel Proust (Betrachtungen über Proust), Flauberts Madame Bovary ( Aus Flauberts Werkstatt) oder Goethes Bekenntnissen einer schönen Seele, dem 6. Buch von Wilhelm Meisters Lehrjahren (Etwas über Goethes ‚Bekenntnisse einer schönen Seele’ ).

Spanien

Essay. Hrsg. v. Rolf Haaser, Nikola Herweg und Christiane Klipstein, Gießen 2001. [entspricht im Wortlaut dem im Nachlass gefundenen Typoskript Spanien III, handschriftliche Korrekturen wurden berücksichtigt. Entstehungsdatum unbekannt, vermutlich 1944]

Der im Nachlass entdeckte Spanientext gehört zu den besten Texten Editha Klipsteins. Witzig und anschaulich erzählt der Text von ihrem ersten Ehejahr mit dem Maler Felix Klipstein, das die beiden im Spanischen Segovia verbringen.

Anna Linde

Roman. Hamburg: Goverts 1935.

Die Bekanntschaft mit dem Tode

Roman. Hamburg: Claassen & Goverts, 1947.

Gestern und Heute

Gesammelte Essays. Schloss Laupheim: Ulrich Steiner Verlag, 1948.

Das Hotel in Kastilien

Novelle, Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag, 1951.

Spanien

Essay. Hrsg. v. Rolf Haaser, Nikola Herweg und Christiane Klipstein, Gießen 2001. [entspricht im Wortlaut dem im Nachlass gefundenen Typoskript Spanien III, handschriftliche Korrekturen wurden berücksichtigt. Entstehungsdatum unbekannt, vermutlich 1944]

Sturm am Abend

Novelle. In: Frankfurter Zeitung, ab 3. Febr. 1938 als Fortsetzungsroman in 8. Teilen.

Der Zuschauer

Roman. Hamburg: Claassen & Goverts, 1942.

Literatur

  • Bildnis einer Schriftstellerin - Editha Klipstein. Heft 12 der Laubacher Hefte, hrsg. v. Heimatkundlichen Arbeitskreis Laubach e. V., Laubach: 1997.
  • Herweg, Nikola: Editha Klipstein - Ein Leben. Fernwald: 2002. ISBN 3-932289-73-0